Mittwoch, 9. dezember 2015 www.wirtschaftsblatt.at E V E N T PA P E R P R O D U Z I E R T F Ü R W I E N E R B E R G E R A G Visionen für die lebenswerte Stadt der Zukunft Finale. Am 26.11. diskutierte eine hochkarätige Expertenrunde im Rahmen der Wienerberger Symposien Reihe zum 150-jährigen Jubiläum der Wiener Ringstraße in der Skyline im Mediatower über Stadtplanung, urbane Architektur und Infrastruktur von morgen. 2 Podiumsdiskussion über die Stadt der Zukunft 4 CEO Heimo Scheuch zum Erfolg von Wienerberger 6 Megacity-Analyse von MoMA Kurator Pedro Gadanho 8 Geschichte eines Weltmarktführers 9 Impressionen des Abends 2 | Wienerberger Ringstraßen Symposien 2015 mittwoch, 9. dezember 2015 Es setzen sich Materialien durch, die auch schon in der Vergangenheit funktionierten. Podiumsdiskussion. Städte wachsen – weltweit. Wien zählt in Europa sogar zu den am schnellsten wachsenden Hauptstädten. Passend diskutierte eine Expertenrunde in der vierten und letzten Veranstaltung der Wienerberger Symposien Reihe anlässlich des Jubiläums 150 Jahre Wiener Ringstraße die Frage, wie die Städte der Zukunft aussehen müssen, um lebenswert zu sein. D ie Skyline im Mediatower war gut besucht. Wienerberger lud gemeinsam mit ihren Tochtergesellschaften Wienerberger Ziegelindustrie und TONDACH Gleinstätten im finalen Event der Wienerberger Ringstraßen Symposien 2015 am 26.11. zu Information, Diskussion und Austausch. „Stadt der Zukunft: Architektur als Gestalter“ lautete das Motto. Stadtplanung, urbane Architektur und Infrastruktur stehen vor großen Herausforderungen. ORF-Journalist Gerald Groß führte als Moderator durch den Abend. Nach den BeIn Zeiten des grüßungsreden Wandels müsder Gastgeber sen Stadtplaner Heimo Scheuch und Christian die Dinge stets Weinhapl bat neu denken.“ Groß den KeyPedro Gadanho n o te - Re d n e r Kurator MoMA New York Pedro Gadanho auf die Bühne. Insidern ist der Kurator des MoMA New York von der Vienna Biennale 2015 mit der Ausstellung „Uneven growth: Expanding Megacities“ ein Begriff. In seinem Vortrag „Out of the Present: Future Practi- EVENTPAPER V.l.n.r.: Gerald Groß, Max Reinthaler, Franz Kolnerberger, Heimo Scheuch, Pedro Gadanho, Christian Weinhapl ces of Urban Design” präsentierte er seine Vorstellung der Stadtplanung der Zukunft. Ära des Wandels Blickt man 100 Jahre in die Zukunft, zeichnen Filmemacher in Science-Fiction-Blockbustern ein eher düsteres Szenario: Überbevölkerung, Ressourcenknappheit. Der Wohlstand kippt. „Der Umstand, dass immer mehr Beton auf diesen Planeten geschüttet wird, erzeugt große ökologische Probleme“, sagte Gadanho. Auch wenn die Ausbreitung von Slum-Bildungen von Europa derzeit noch weit entfernt sind, betrifft die Entwicklung auch europäische Städte. „In Zeiten von Klimawandel, Flüchtlingsstrom und Terrorismus sind Städte mit einem neuen Ausmaß urbaner Notfälle konfrontiert.“ Stadtplaner müssten sich Gedanken machen, wie sie mit diesen veränderten Bedingungen im Städtebau umgehen. Kurios sei etwa, dass es viele leerstehende Gebäude gebe, aber dennoch ein Neubau-Wahn herrsche. „Wir sollten aufhören, ständig neue Häuser zu bauen und beginnen, zu recyclen und umzubauen“, mahnte mittwoch, 9. dezember 2015 Wienerberger Ringstraßen Symposien 2015 Auch in der modernen Architektur finden klassische Tondachziegel eine vielfältige Anwendung, sei es am Dach oder an der Fassade.“ Alleine in Wien haben wir ein Verdichtungspotenzial von 80.000 Wohnungen, die im Dachbereich geschaffen werden können.“ Max Reinthaler, TONDACH Gleinstätten Franz Kolnerberger, Regional Managing Director Österreich der Vortragende. Auf der anderen Seite: Krisenzeiten gehen stets mit Veränderungen einher. Megacities zeigen eine Resilienz – die Fähigkeit, Krisen für neue Entwicklungen zu nutzen. „Wir leben in einer Ära des permanenten Wandels und müssen die Dinge stets neu denken“, sagte Gadanho. Selbst die Wiener Ringstraße habe ihre Entstehung Transformationen im Denkprozess der Architekten zu verdanken. „In der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert begannen Architekten und Designer, traditionelle Materialien mit neuen Technologien zu kombinieren, und gestalteten Städte, in denen sich die Bürger wohlfühlten“, sagte der Keynote-Speaker. Die Stadtplanung müsse wieder anfangen, die Bedürfnisse der Bevölkerung in den Fokus zu rücken. gelindustrie hängt viel mit einem sozial verträglichen Gefüge einer Stadt und deren Bewohnern zusammen. „Es bedarf einer Vermischung und Vermeidung von Wohn- und Sozialghettos. In einer lebenswerten Stadt stimmt der Mix aus Arbeit, Wohnen und Freizeitmöglichkeiten mit entsprechendem Grünangebot. Wien ist das bisher sehr gut gelungen“, sagte er. Franz Kolnerberger von Wienerberger - TONDACH Österreich sprach auch die Generationenfrage an: „Eine Stadt hat Zukunft, wenn sie junge Menschen aus dem In- und Ausland anzieht.“ Und Max Reinthaler von TONDACH Gleinstätten betonte, in einer lebenswerten Stadt müsse eine Symbiose zwischen traditioneller, historisch wertvoller Bausubstanz und moderner Architektur möglich sein. „Andererseits sehe ich auch eine intelligente innerstädtische Nachverdichtung zur Wohnraumschaffung als sehr wichtig. Das macht die Stadt attraktiv und lebenswert, vor allem, wenn die Wohnqualität mit nachhaltigen Produkten wie Ziegel gewährleistet ist.“ Dachausbauten spielen bei der Verdichtung im urbanen Raum ei- Lebenswerte Stadt „Eine Stadt ist lebenswert, wenn sie demokratisch gestaltet ist, keine soziale Instabilität zulässt und sich die Bewohner sicher und integriert fühlen“, sagte Gadanho später in der Podiumsdiskussion. Auch für Christian Weinhapl von der Wienerberger Zie- | 3 In der Seestadt Aspern werden soeben zwei große Ziegelprojekte mit bis zu sechs Geschoßen umgesetzt.“ Christian Weinhapl, Wienerberger Ziegelindustrie ne wichtige Rolle. „Man sollte aber auch den Mut haben und Gebäude, die desolat sind, abreißen und Platz für Neubauten schaffen.“ Kolnerberger verwies bei diesem Thema auf die architektonischen Gestaltungsmöglichkeiten des Daches, vom reinen Schutzdach bis zum Nutzdach. „Schauen Sie sich Wien an: Die Dachausbauten der letzten Jahre gaben dem Stadtbild ein deutlich jüngeres Gesicht“, so Kolnerberger. Ziegel im Trend Alle Diskutanten waren sich einig, dass Ziegel der Baustoff der Zukunft ist. Er eigne sich sowohl für das Einfamilienhaus als auch für den sozialen Wohnbau. „Ziegel ermöglicht wirtschaftliches und modernes Bauen“, so Weinhapl und verwies auf ein zukunftsweisendes Projekt: „Unlängst wurde mit dem Bau von zwei großen Ziegelprojekten mit bis zu sechs Geschoßen in der Seestadt Aspern begonnen.“ Ziegel habe sich als langlebiger Baustoff durchgesetzt. Der Baustoff werde stets weiterentwickelt, topaktuell zum Beispiel die mineralwolleverfüllte Ziegelgeneration. 4 | Wienerberger Ringstraßen Symposien 2015 mittwoch, 9. dezember 2015 Wir stellen uns den Herausforderungen der Zukunft In der noch stärkeren Investition in Entwicklung und Forschung sieht Wienerberger-Vorstand Heimo Scheuch die Antworten auf die veränderten Anforderungen, die auf die Stadtentwicklung zukommen. Dominieren heute Singlehaushalte, müssen wir in Zukunft wieder gesellschaftlich stärker zusammenrücken. Das sollte sich auch in der Gestaltung des Wohnraums ausdrücken. In einer chancengleichen Stadt ist das Zusammenleben integrationsfördernd. Wenn Sie von leistbarem Wohnraum sprechen: Inwiefern spricht das für den Baustoff Ziegel? Der Ziegel ist ein Produkt, das mit den Anforderungen ständig mitwächst. Wir haben beispielsweise einen hochdämmenden Ziegel entwickelt, der es ermöglicht, ohne Zusatzdämmung zu bauen. In der Lebenszyklusbetrachtung ist das Bauen mit Ziegel durchaus günstiger als Holz- oder Betonbauweise. Ich glaube also, dass wir im Bereich des Bauens wesentliche Lösungen für eine qualitative Verbesserung als auch gesundes und leistbares Bauen zur Verfügung stellen können. Europäische Städte stehen vor großen Herausforderungen – Wachstum, Flüchtlingszuzug, aber auch Ökologisierung und Leistbarkeit sind bedeutende Faktoren. Die Stadtentwicklung steht im Spannungsfeld zwischen Mensch und Architektur. Wie sieht Ihrer Meinung nach die chancengleiche Stadt der Zukunft aus? EVENTPAPER Heimo Scheuch: Es muss uns bewusst sein, dass die Zuwanderung in Städte weiter zunehmen wird. Zuzug von Menschen hat zur Folge, dass wir mehr Wohnraum benötigen. Dieser Wohnraum muss einerseits Zugang zu Arbeitsplätzen schaffen, andererseits leistbar sein. Unser Zusammenleben wird sich verändern. Können Sie Beispiele nennen, die zeigen, dass Ziegel für moderne Architekten in Frage kommt? In der Seestadt Aspern entsteht ein Ziegelhochhaus, das ohne Zusatzdämmung auskommt – Vorteile, die auch im gewerblichen Bau gefragt sind. So errichtete der bekann- mittwoch, 9. dezember 2015 Wienerberger Ringstraßen Symposien 2015 te Architekt Dietmar Eberle in Lustenau das „Bürohaus 2226“ mit Wienerberger-Ziegelwänden. Innovation als Schlüssel zum Erfolg? Wienerberger hat sich in seiner fast 200-jährigen Unternehmensgeschichte schon immer den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft gestellt. Bestes Beispiel der Vergangenheit ist die Ringstraße. Wir haben Produkte entwickelt, die es zur damaligen Zeit ermöglichten, moderne Gebäude zu errichten. Aufbauend auf den Ziegel hat sich das Unternehmen immer weiterentwickelt und stellt sich heute den Herausforderungen einer modernen Stadt. Die gilt es heute nicht nur im Bereich des Wohnens und des leistbaren Wohnraums abzubilden, sondern auch in der Infrastruktur, von der Wasserversorgung und Entsorgung bis hin zur Gestaltung von öffentlichen Plätzen. Zu einer innovativen Stadt der Zukunft gehört es, dass wir mit allen Stakeholdern aus den verschiedensten Bereichen, also Architekten, Planern und Stadtentwicklern einen Dialog führen. Auf diese Weise können wir auf Anforderungen und Wünsche mit neuen Produktlösungen antworten. Das ist der richtige Weg. Mittlerweile erzielen wir 25 Prozent des Umsatzes der Wienerberger Gruppe mit innovativen, neuen Produkten. Das ist in der relativ traditionellen Baubranche ein sehr hoher Wert. Diese Entwicklungsschiene marschieren wir weiter. Dementsprechend wird das Unternehmen auch wachsen. Wo sind Wienerbergers Innovationen aktuell noch besonders gefragt? Zum Beispiel im Bereich der innovativen Dachlösungen. Hier gilt es Dächer zu entwickeln, welche die Vorteile des Steildaches behalten, aber mit | 5 Nur im Dialog mit allen Stakeholdern können gemeinsam neue, innovative Lösungen für die Stadt der Zukunft entwickelt werden.“ Heimo Scheuch, Vorstand Wienerberger einer Neigung von nur sieben Prozent auskommen. Mit einem hochmodernen Tondachziegel erfüllen die Dächer die klassischen Funktionen eines Steildaches, erlauben aber gleichzeitig architektonisch eine andere Dachgestaltung und bieten die Möglichkeit, den Dachbereich aufgrund seiner geringen Neigung als Wohnraum zu nützen. Mit den technologischen Entwicklungen kam auch der 3D-Druck auf. Was bedeutet das für den Baustoff Ziegel? Man sollte jeder neuen technologischen Entwicklung positiv gegenüberstehen. 3D-Druck steht noch am Anfang seiner Entwicklung, könnte aber speziell für die rasche Fertigung von Ersatz- und Zusatzteilen und der Entwicklung von Prototypen von Vorteil sein. Faktum ist: Mit neuen Entwicklungen kommen neue Ideen. Allerdings sollte uns bewusst sein, dass höhere Investitionen in Hightech auch Verteuerungen von Wohnraum bedeuten. Ziel ist es, eine Balance aus leistbarem und hochqualitativem Wohnraum zu schaffen, um niemanden auszugrenzen. Wienerberger steht längst nicht mehr nur für Ziegel. In welchem Bereich abseits des Ziegels hat sich in den vergangenen Jahren beziehungsweise Jahrzehnten am meisten getan? Im Bereich der Rohre haben wir mittlerweile ein Geschäftsfeld aufgebaut, das über 1 Milliarde Euro Umsatz generiert. Auch da investieren wir sehr stark in die Produktentwicklung, denn die Anwendungsbereiche sind breit. Zum Beispiel müssen Rohre enormen Druckbelastungen standhalten, andererseits aber auch aggressiven Flüssigkeiten gewachsen sein. In der Haustechnik spielt etwas das Thema Sicherheit, Brandschutz, eine immer wichtigere Rolle. Wir sehen hier ein großes Potenzial und werden diesen Bereich langfristig weiter ausbauen. Zur Person Heimo Scheuch (49) ist seit 1996 in der Wienerberger-Gruppe tätig. Seit 2001 agiert er als Vorstandsmitglied, seit 2009 ist er Vorstandsvorsitzender. 6 | Wienerberger Ringstraßen Symposien 2015 mittwoch, 9. dezember 2015 Stadtplanung muss von den Einwohnern lernen Bei der Vienna Biennale 2015 kuratierte Pedro Gadanho die Ausstellung „Uneven Growth: Tactical Urbanisms for Expanding Megacities“, die visionäre städteplanerische Konzepte hervorbrachte. In der MoMA-Ausstellung ging es um taktischen Urbanismus. Was kann man sich darunter vorstellen? Pedro Gadanho: „Taktischer Urbanismus“ ist eine Alternative zur modernen Top-down-Stadtplanung, in der die Stadt immer als Ganzes gesehen wird und die Mikrogeflechte einer Stadt übersehen werden. Es geht um taktische Interventionen in der Stadt, die sich mit lokalen Bedürfnissen auseinandersetzen. Ziel der Bottom-upProjekte war, dass die Einwohner problematischer Stadtbezirke in sechs globalen Megacities auf vier Kontinenten in Eigeninitiativen aufzeigen, wodurch sich ihre Lebenssituation verbessern würde. Die dabei herausgekommenen Visionen dienen als Denkanstöße. Welches Konzept der Exhibition hat Sie besonders beeindruckt? Istanbul war der europäische Vertreter der sechs ausgewählten Megacities. In den 1950er-, 60er-, 70erJahren entstanden an den Vororten monofunktionelle Areale, in denen der klassische Mix einer Stadt fehlte. Es entwickelten sich sehr problematische Regionen. Im Workshop kombinierten die Bewohner Technologie mit städtebaulichem Denken. Per Social Media entstand die Möglichkeit, Dienstleistungen auszutauschen und eine lokale Wirtschaft aufzubauen, die EVENTPAPER mittwoch, 9. dezember 2015 Wienerberger Ringstraßen Symposien 2015 | 7 Spätestens seit der Moderne haben Architekten den Keim einer sozialen und politischen Verantwortung in sich.“ Pedro Gadanho, Kurator, Architekt, Lehrender das Leben dort nachhaltiger machte. Ein anderes Beispiel ist das Projekt aus Mumbai in Indien: Da gibt es einen Slum-Stadtteil im Zentrum mit einer Million Einwohnern. Die Menschen sollen in die Vorstädte abgesiedelt werden. Damit würde man der Stadt ein sehr produktives Stadtgewebe entziehen. Statt den Stadtteil zu zerstören, sollte man ihm Wachstumsmöglichkeiten geben, etwa durch die Nutzung des Luftraums. Wie müssen Architekten auf das Städtewachstum reagieren? Im Jahr 2030 leben laut Prognosen acht Milliarden Menschen auf der Erde. Zwei Drittel davon werden in Städten leben. Der Großteil davon wird arm sein und über begrenzte Ressourcen verfügen. Dieses unausgewogene Wachstum sehe ich als eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen weltweit. Vor allem in der Ausgrenzung und Verdrängung von Gruppen sehe ich ein großes Problem. Das fördert die Bildung von Slums. Architekten und Designer sollten als Vermittler zwischen Menschen und Machtstrukturen dienen. Lässt sich Top-down-Planung einfach durch Bottom-up ersetzen? Nein, es bedarf einer Kombination. Erst die richtige Mischung ermöglicht nachhaltige Stadtplanung, genauso wie die Berücksichtigung traditioneller Baustoffe in der Integration mit neuen Technologien. Kombination mit Technologie, Biologie usw. hat zur Folge, dass wir aus traditionellen Materialien noch leistungsfähigere, funktionalere Produkte erzeugen können. Spricht das für den Ziegel? Absolut! Der Ziegel ist wie das Bit im Computer – die Basiseinheit des Bauens, die man in unterschiedlichster Weise verwenden kann. Was können Architekten von der Wiener Ringstraße lernen? Der Bau der Wiener Ringstraße steht für eine sehr optimistische Epoche des Städtebaus. Architekten der Zukunft können aus dem Wiener Ringstraßenbau lernen, wie die Kombination aus Ästhetik, Funktionalität und Demokratie funktioniert. Ich wünsche mir, dass dieses optimistische Gefühl zurückkehrt und sich in den Städten der Zukunft spiegelt. Zur Person Pedro Gadanho ist portugiesischer Architekt und Kurator für zeitgenössische Architektur des Department of Architecture and Design am Museum of Modern Art in New York (MoMA New York). Zusätzlich fungiert er als Lehrender und Autor. 8 | Wienerberger Ringstraßen Symposien 2015 mittwoch, 9. dezember 2015 Vom lokalen Ziegelproduzenten zum Global Player im Baustoffbereich O Internationaler Aufstieg hne Wienerberger würde die Ringstraße wohl nicht so eindrucksvoll erstrahlen, wie wir sie heute kennen. Die Wiener Ziegelbrenner hatten schon lange vor der Ringstraßenzeit ein gutes Image. In der Barockzeit nahm die Nachfrage nach Ziegeln zu. Rund um Wien entstanden unzählige Ziegeleien. Unter Maria Theresia wurde 1755 mit der Ziegelei auf dem Wienerberg der Grundstein des heutigen Weltkonzerns gelegt, der 1819, also fast vor 200 Jahren, von Alois Miesbach gegründet wurde. Vom Visionär zum Baron Der visionären Idee des Industriellen ist der technische Fortschritt zu verdanken. Als Weltenbummler sammelte Miesbach Erfahrungen und Eindrücke zum Thema „gebrannte Backsteine“ und wandte sie im eigenen Unternehmen an. Im Laufe der Jahre kaufte er zahlreiche Ziegeleien und experimentierte bei der Ziegelherstellung. Zum Beispiel war er der Erste, der damit begann, Ziegel mit Steinkohle statt mit Holz zu brennen. Nach Miesbachs Tod stieg sein Neffe in seine Fußstapfen. Heinrich Drasche erhielt von der Bevölkerung den Spitznamen „Ziegelbaron“, unter anderem, weil er mit Un- mengen an Ziegeln zum Stadtbild der Stadt Wien beitrug. Speziell die Wiener Ringstraße wurde durch die Produkte von Wienerberger nachhaltig geprägt. Die Wiener Ringstraße hat Wien in die Moderne geführt und der Stadt das Tor zur Welt geöffnet. In dieser Zeit hatte Wienerberger sogar sein Hauptbüro vis-à-vis der Staatsoper im berühmten „Heinrichshof“ (siehe Bild). Über viele Jahre beschäftigte Wienerberger in diesem Haus namhafte Architekten, wie etwa Heinrich von Ferstel, der im Verwaltungsrat des Unternehmens tätig war. Richtig Fahrt nahm Wienerberger mit dem Fall des Eisernen Vorhangs auf. Die Internationalisierungsstrategie ab 1986 entpuppte sich als kluger Schachzug. Mittlerweile ist die Wienerberger AG ein weltweit tätiger Anbieter von Baustoff- und Infrastrukturlösungen mit Hauptsitz in Wien und der einzige multinationale Produzent von Ziegeln für Wand, Fassade und Dach, von Rohrsystemen aus Kunststoff und Steinzeug sowie von Flächenbefestigungen aus Beton und Ton. Auch wenn die Produktpalette von Wienerberger inzwischen weit über die Ziegelproduktion hinausgeht, bleibt Ziegel der ureigenste Bereich, den das Unternehmen niemals aufgeben wird. Zahlen sprechen für sich Das börsennotierte Wiener Traditionsunternehmen ist international tätig, mit 203 Produktionsstandorten in 30 Ländern, mehr als 15.000 Mitarbeitern sowie Aktionären von London bis New York. 2014 erzielte die Unternehmensgruppe einen historischen Rekordumsatz von 2,8 Milliarden Euro – heuer wird der Umsatz bei rund 3 Millionen Euro liegen. Info: www.wienerberger.com Weltmarktführer im Überblick Klicken Sie auf den Kasten und erleben Sie den neuen ImageFilm von Wienerberger UMSATZ 2.800.000.000 Euro MITARBEITER 14.836 PRODUKTIONSSTANDORTE 203 LÄNDER 30 GEBAUTE HÄUSER 143.000 GEDECKTE DÄCHER 242.000 VERLEGTE FLÄCHE 12.700.000 qm VERLEGTE ROHRE 470.000 km Stand: Berichtsjahr 2014 EVENTPAPER mittwoch, 9. dezember 2015 Wienerberger Ringstraßen Symposien 2015 | 9 Wienerberger Ringstraßen Symposien 2015 10 | mittwoch, 9. dezember 2015 Optimistisch stimmt mich, dass Notfälle immerhin die Möglichkeit für Veränderungen bergen, zu denen es in Normalfällen nicht kommt. Ich lerne, dass ich nicht nur in einer herausfordernden Zeit lebe, sondern auch in einer Zeit, in der man aktiv die Zukunft gestalten kann. Matthias Finkentey, Organisatorischer Leiter IG Architektur Es gibt viele interessante Konzepte für die ausgewogene Stadt, in der sich die Menschen wohlfühlen, aber bei den derzeitigen Problemen, mit denen Städte konfrontiert sind, wird es schwer, eine nachhaltige Planung auch tatsächlich durchzuführen. Peter Trautmann, GF Österreichische Energieagentur Aus der Veranstaltung nehme ich mit, dass es sich lohnt, ab und zu utopisch und futuristisch zu denken. Es macht einfach Sinn, gelegentlich die eingefahrenen Denkmuster bewusst zu verlassen. Alois Fröstl, GF Verband Baustoffhändler Österreich (VBÖ) EVENTPAPER mittwoch, 9. dezember 2015 Wienerberger Ringstraßen Symposien 2015 | 11 Impressum Dieses EventPaper wurde von der WirtschaftsBlatt Medien GmbH im Rahmen der Veranstaltung „150 Jahre Wiener Ringstraße – Wienerberger Ringstraßen Symposien 2015“ produziert. Redaktion: Christian Scherl Fotografen: Andreas Scheiblecker, Christian Dusek www.wirtschaftsblatt.at/eventpaper 12 | Wienerberger Ringstraßen Symposien 2015 mittwoch, 9. dezember 2015 Genießen Sie hier die Impressionen des Events als Slideshow und klicken Sie auf das WirtschaftsBlatt-Logo EVENTPAPER
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