Sketch "Die rote Tasche"

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Die Rote Tasche
Sketch von Burgl Wittmann
Das Stück darf nur bei Frauenbundveranstaltungen kostenfrei gespielt werden. Die Weitergabe
des Textes außer an die Mitspielerinnen ist nicht gestattet.
Personen:
Zwei ältere Damen: Frau Gescheidmoser und Frau Schrebermeier
Zwei jüngere Frauen: Sabine Hinterdobler und Monika Meierhofer (sehr kleine Rolle)
Szenenbild: Auf der einen Seite der Bühne: Eine Bäckerei oder ein kleines (Steh-)Cafe mit Blick
nach draußen, zwei kleine Tische oder Stehtische, Kaffeetassen; auf der anderen Seite: Straße vor
dem Cafe
Frau Gscheidmoser und Frau Schrebermeier befinden sich in dem Cafe an einem der Tische.
Auf der Straße kommen Sabine Hinterdobler mit einer roten Handtasche (eventuell hat sie auch
einen roten Schal, Schuhe oder Hut) und Monika Meierhofer.
Gscheidmoser: (stößt Schrebermeier an) Da schaug hi, die Hinterdoblerin, was die heit für rote
Schuah ohat und a rote Taschn hat`s aa!
Schrebermeier: Die will halt wieder auffalln.
(Monika Meierhofer tritt auf, zu Sabine Hinterdobler.)
Monika M.: Griaß di Sabine, (zeigt auf rote Tasche) du bist ja scho ausstaffiert für n`Equal Pay
Day.
Sabine H.: Ja, chic, gell! (präsentiert sich mit der roten Tasche)
Schrebermeier: Da schaug`s no grad o!
Gscheidmoser: Wia sa si aufspielt mit ihrer roten Taschn.
Sabine: Und du? Kummst du ned zum Treffpunkt „Rote Tasche“?
Monika: Doch scho! Aber i hab koa rote Taschn. I nimm na so a Stofftaschn vom Frauenbund.
Sabine: Des passt aa. Mia hamm no a bissl Zeit. Gehst mit? Trink ma an Kaffee! (zeigt auf das
kleine Cafe)
Monika: Naa, leider, i muass no was einkaufn. Also bis später! (geht ab)
Sabine: Ja, bis später! Und vergiss dei rote Taschn ned! (schwingt dabei ihre rote Tasche)
Schrebermeier: Schau hi, wia`s ihr Tascherl schwingt!
Gscheidmoser: Naa, so was! Da kaanst ja direkt an was Unanständigs denkn.
Schrebermeier: Ja, wia so a Bordsteinschwalbn, die auf Kundschaft wart!
Gscheidmoser: Psst, sie kummt eina.
Sabine Hinterdobler betritt das Cafe und holt sich im Hintergrund eine Tasse Kaffee und nimmt
am Nebentisch Platz.
Sabine: Grüß Gott! So a Kaffee macht halt munter am Vormittag.
Gscheidmoser: (süß-sauer) In ihrm Alter hab i dazua no koan Kaffee braucht. Aber wenn ma ned
zum Schlafen kummt bei der Nacht…
Sabine: Wia moanan `S…
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Schreberbauer: (unterbricht, aushorchend) Es kaannt ja sei, dass ma was anders zum tun hat....
Gscheidmoser: (stößt Schreberbauer in die Seite, scheinheilig) Aber des geht uns ja nix o.
Sabine: (mehr zu sich selbst) Des glaub i aa.
(Nach einer kleinen, etwas peinlichen Stille)
Gscheidmoser: (wechselt das Thema) Jetz derfert`s scho bald amal warm werdn. Ende März und
allerweil no so saukalt!
Schrebermeier: Ja. Dass ma an Garten richtn kaant.
Sabine: Für n` Garten hab i eh koa Zeit mehr.
Schrebermeier: (platzt heraus) Des hab i ma aa scho oft denkt, wenn i bei eahna vorbeiganga bin.
Gscheidmoser: Ja mei, mit die Kinder is ma scho beschäftigt heitzutag.
Sabine: Und wenn ma a Geld aa no verdiena muass…
Gscheidmoser: Ah so, dann gehn Sie jetz wieder in d `Arwat!?
Sabine: Freilich, mia brauchn des Geld. Aber man verdient halt so wenig - drum geh i jetz auf
d`Straß mit meim roten Taschl.
(Schrebermeier und Gscheidmoser schauen sich vielsagend an)
Ihr wisst`s doch Bescheid, oder? Oder is die Aufklärungsarbeit vom Frauenbund (bzw. von
der Zeitung o.ä.) ned bis zu euch vorgedrungen?
Gscheidmoser: Mia wissen scho Bescheid – aa ohne Frauenbund.
Schrebermeier:(erstaunt,neugierig) Und des findet da bei uns im Ort statt?
Sabine: Naa, in unserm Kaff da bringt des natürlich nix! I fahr nach…. (größeren Ort in der Nähe
einsetzen) Da trifft ma si.
Schrebermeier: Und des machan Sie wega m`Geld?
Sabine: Wenn mia bloß allerweil schee brav unser Arwat machan, kumman mia Frauen zu nix.
Des meiste sackeln doch die „Herren der Schöpfung“ ei.
Schrebermeier: So war des scho allerweil.
Sabine: Da muass ma si halt was eifalln lassn, wia ma die Männer, - i moan natürlich vor allem
die Politiker und die Wirtschaftsbosse – also wia ma „diese Herren“ dazua bringt, dass uns
unsern Teil abgebn. Und drum greif i jetz amal zu andere Mittel, als allerweil bloß schee
fleißig arwan . Und da bin i ned die Einzige.
Gscheidmoser: Ja, es is scho schlimm, dass heit so viele Familien gibt, wo s`Geld ned langt.
Schrebermeier: Aber so was macht halt a normale Frau ned. Die geniert si da.
Sabine: Ja freilich, a bissl muass ma scho über sein Schatten springa, - vor allem wenn ma wen
oredt. Aber „Ansprechen“ is allerweil no des Beste.
Gscheidmoser: Also ich würd des niemals tun!
Sabine: Je mehr Aufsehen wir erregen, umso besser für unser berufliche Zukunft! Aber es glangt
aa, wenn si oane bloß histellt - mit dem roten Taschl natürlich, weil des is ja unser Zeichen.Aber des wissen`S ja eh.
Gscheidmoser: Also Frau Hinterdobler, jetz muass i scho amal fragen: Is Ihnen denn jede
Methode recht, um…
Sabine: (unterbricht, wird ungeduldig wegen des Unverständnisses der anderen) Methode,
Methode… so wählerisch derf ma da ned sei. I mach bei allem mit, wenn`s nur was bringt
für uns Frauen. (reibt Daumen und Zeigefinger aneinande)
Gscheidmoser: Mir verschlagt`s die Sprache!
Sabine: (redet sich in Rage) Ja, d e s regt eahna auf! Aber dass die Männerwelt immer no die
gleichen Uralt-Methoden praktiziert, die für uns Frauen ziemlich unbefriedigend sind, des
regt eahna ned auf!!!
Schrebermeier:(halblaut zu Gscheidmoser) Von was für Methoden redt denn die?
Sabine: (immer noch ungehalten) I red davon, dass die Frauen aa auf ihre Kosten kommen
müssen!
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Gscheidmoser: Und Sie wolln des die Männer beibringa, mit ihrem roten Tascherl?
Schreberbauer: Aber meim Mo bringan Sie nix bei!
Gscheidmoser: Meinem aa ned!
Schreberbauer: Und scho gar ned, wenn`s was kost! Und außerdem: mit Methoden hat mei Mo
sowieso nix am Huat!
Gscheidmoser: Für meinen Mann bin ich da auch entschieden dagegen! – Was sagt denn
eigentlich Ihr eigener Mann dazu?
Sabine: Dem is des scho recht. Der unterstützt mi sogar. Nun ja, ned direkt… wenn i mit meim
roten Taschl geh, geht er natürlich ned mit. Aber so organisatorische Sachn macht er scho,
Öffentlichkeitsarbeit zum Beispiel – da is mei Mo ganz super. Der erzählt des alle seine
Freind und Kollegen. Und so ham des aa scho viele Frauen ghört, und die machan jetz aa
mit.
Schreberbauer: Also i find des unanständig!
Gscheidmoser: Ja, unmoralisch ist das!
Sabine: Aha, aber des finden S` scho moralisch, wenn Frauen sogar für die gleiche Tätigkeit
weniger bezahlt bekommen als Männer.
Schreberbauer: (erstaunt) Machen Männer des aa?
Sabine: Und wissen S`, was die noch machen: Die lassen uns auf der Karriereleiter ned nach oben
kommen, bloß weil wir a paar Jahr bei die Kinder daheim waren. Und dabei lernt ma da viel
bessere Methoden der Personalführung als in so manchem Betrieb.
Schrebermeier: Von was für Methoden redt die jetz scho wieder?
Gscheidmoser: Solche Dinge braucht unsereins Gott sei Dank ned verstehen.
Sabine: (etwas erstaunt) I hab gmoant, Sie wissen Bescheid.
Schreberbauer: Mia san ja ned naiv, aber….
Gscheidmoser: An direkten Einblick ham ma natürlich ned….
Sabine: Aber in der Engagiert haben`S doch davon glesn. (sieht den irritierten Blick der beiden)
Oder ned!`? – Ah so, dann wissen Sie gar ned, dass heit der Equal Pay Day is – oh
Verzeihung, i wollt sagn der „Tag für gleiche Bezahlung“.
Schrebermeier: Was für a Tag?
Sabine: Der Tag, bis zu dem Frauen quasi „nacharbeiten“ müssen, dass sie genauso viel Geld in
der Taschn haben, wia die Männer im Jahr vorher verdient haben - im Durchschnitt, versteht
sich. Und weil des ungerecht is, geh i heit demonstriern.
Schrebermeier: Ah so, dann is des mehr so… politisch. - Und die rote Taschn?
Sabine: Die is doch des Zeichen für die Aktion.
Schreberbauer: Ah so, aber da könnt ma scho moana…
Sabine: (äfft sie nach) Was “könnt ma da moana“?
Gscheidmoser: Ma macht si halt so seine Gedanken,…
Schrebermeier: Ja, weil Sie si gar a so dreht und gwendt ham mit ihrm roten Taschl.
Gscheidmoser: Und Sie ham doch sagt, dass Sie damit auf d`Straß geh wolln wega m`Geld.
Sabine: (lacht) Des muass i glei die andern verzähln. Des gibt an Spaß beim Treffpunkt Rote
Tasche. (schaut auf die Uhr) So, da wird`s jetz eh Zeit. Also Pfiat Eahna!
(geht ab)
Schrebermeier: Neigierig waar i scho…
Gscheidmoser: Du moanst wega dem Treffpunkt Rote Tasche? – Kumm, da fahr ma aa hi!
Text: Burgl Wittmann
Kontakt: [email protected]
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