Wendearten beim Bogendruck mit fester Druckform

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Wendearten beim Bogendruck mit fester Druckform
Wenn Druckbogen beidseitig bedruckt werden, müssen diese vor dem
rückseitig bedruckt, Bogen müssen
bedrucken der Rückseite gewendet, das heisst umgegedreht oder
gewendet werden.
umgekehrt werden. Beim Rollendruck hingegen wird Vor­ und
Rückseite gleichzeitig bedruckt, die Bahnen können danach zur
Weiterverarbeitung gewendet werden.
Bahnen werden gleichzeitig vor­ und
Druckformat ausnutzen
Um kosteneffizient zu arbeiten, werden Druckformate möglichst rationell
ausgenutzt. Falls der Bindebogen oder Endnutzen kleiner ist als die
Hälfte des Druckbogens, können mehrere Nutzen gleichzeitig ge­
druckt werden. Aber auch wenn dies nicht möglich ist, wird durch
geschicktes wenden der Druckbogen Aufwand reduziert.
Druckformen einsparen
Bei Druckverfahren mit fester Druckform (traditionelle Druckverfahren)
fallen Kosten durch die Druckformenherstellung an. Hinzu kommt
der Aufwand für das einsetzen der Formen in die Druckmaschine.
Umdreher
Umdreher
Der Umdreher verdient es nur noch aus geschichtlichen Gründen hier
erwähnt zu werden, Druckbogen werden heute nicht mehr umdreht
bedruckt weil die Kosten fürs Nutzenkopieren stark gesunken sind.
Wird heute kaum mehr verwendet.
Nur einseitig bedruckte Bogen.
2 Nutzen an Längs­ oder an Quer­
achse der Druckbogen gespiegelt.
Rundumbeschnitt nötig oder Drucker
muss Anlage wechseln, dann mit
Parallelschnitt möglich.
Für den mehrnutzigen Druck kamen bei den herkömmlichen Verfahren,
die zur Druckformenherstellung noch Filme verwendeten, Kosten
für die Filmkopie hinzu. Um dies zu vermeiden wurden einseitig zu
bedruckende Bogen umdreht. Dabei kann das Druckbild nur halb
so breit (oder lang) wie die Druckform sein. Die eine Bogenhälfte
bleibt nach dem ersten Druckurchgang unbedruckt. Für den zwei­
ten Durchgang wird der Stapel so gedreht, dass die vormalige Hin­
terkante an die Greifer zu liegen kommt und so zur Vorderkante
werden. Die Rückseite des Bogens bleibt unten, die Bogen werden
also nicht gewendet.
Da die Druckanlage einmal an der Vorder­ und einmal an der Hinterkan­
te der Bogen zu liegen kommt, ist ein Parallelschnitt an der langen
Seite der Bogen erforderlich, und die Ziehmarke (bei alten Maschi­
nen ev. Stossmarke) muss gewechselt werden. Mit einem Rundum­
beschnitt würde das wechseln der seitlichen Druckanlage entfallen.
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Unterschiedlich bedruckte Vorder­ und Rückseite
Wenn für das bedrucken der Bogenrückseite eine andere Platte ver­
wendet wird als bei der Vorderseite, also nicht genau dasselbe
Druckbild wiederholt gedruckt werden soll, spricht man vom Wider­
druck ­ das ist der Gegendruck zum Schöndruck.
Offline gewendete Schön­ Widerdruckbogen
Unterschiedliches Druckbild auf Vor­ Die Druckbogen werden nach dem bedrucken der ersten Seite so ge­
der­ und Rückseite.
wendet (umschlagen), dass die Bogenvorderkante wieder in den Grei­
Bogen werden manuell umschlagen. fern liegt. Die Seitenmarke (Ziehmarke) muss vom Drucker gewechselt
Drucker muss Anlage wechseln.
werden, damit die Druckanlage in derselbe Papierecke zu liegen
kommt.
Das Papier bedarf keines speziellen Beschnittes, Format­Differen­
zen haben keinen Einfluss auf die Registerhaltigkeit, weil immer in
dieselbe Papierecke angelegt
wird.
Aber Vorsicht: allgemein bewirken
zu grosse Papierdifferenzen Pro­
bleme beim Transport in Druck­
und Falzmaschinen, und nicht
Winkelhaltige Bogen benötigen
Punktanlage beim Planschneider.
Schön­ und Widerdruck
In Druckmaschine gewendete Schön­ Widerdruckbogen
Unterschiedliches Druckbild auf Vor­ Die Maschinengreifer halten die Vorderkante des Papierbogens beim
der und Rückseite.
Druck der ersten Seite des Bogens (allg. Schöndruck genannt).
Bogen werden maschinell umstülpt.
Um die Rückseite des Bogens inline zu bedrucken, muss dieser bei
Parallelschnitt nötig.
einer SW­Maschine inline gewendet werden. Dieses geschieht über
ein Trommelsystem, dass den Bogen nun so ümstülpt, dass der Bo­
gen nach diesem Vorgang an der ehemaligen Papierhinterkante in
den Greifern liegt. Die vorherige Papiervorderkante ist nun zur Hin­
terkante geworden und die ehemalige Hinterkante nun zur Vorder­
* Quelle: www.mediengestalter.info
kante, die nun von den Greifern festgehalten wird.*
Die Druckwerke vor der Wendetrommel bedrucken die Bogenvor­
derseite, diejenigen nach der Wendetrommel die Rückseite.
Alle Wendemaschinen wenden durch umstülpen.
Direkter Schön­ und Widerdruck
Da die Anlage einmal an der Vorder­ und einmal an der Hinterkante der
Bogen zu liegen kommt, ist zuvor ein Parallelschnitt an der langen
Seite der Bogen erforderlich.
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Gespiegelte Vorder­ und Rückseite
Ein einnutziger Druckbogen
Zwei identische Bindebogen
Umschläger
Gleiches Druckbild auf Vorder­ und
Rükseite.
2 Ntz. spiegeln sich an Querachse.
Drucker muss Anlage wechseln.
Wenn für das bedrucken der Bogenrückseite dieselbe Platte verwendet
wird wie bei der Vorderseite, also genau dasselbe Druckbild wieder­
holt gedruckt werden soll, kann man die Bogen umschlagen oder
umstülpt drucken. Die Bindebogen werden an einer Mittelachse des
Druckbogens gespiegelt, die Spiegelung befindet sich jeweils auf
der Rückseite der gegenüberliegenden Seite.
Vorsicht: Obwohl daraus immer zwei gleiche Bindebogen entstehen
(zwei Nutzen), werden sie in der Druckersprache als einnutzige
Druckbogen bezeichnet, da die Druckform nicht zwei identische
Nutzen enthält. Wenn der Druckbogen 4 Bindebogen enthielte, wür­
de man von zweinutzigen Druckbogen sprechen.
Umschlagen
Beim umschlagen drucken werden die Bindebogen an der Querachse
des Druckbogens gespiegelt. Diese Ausschiessart eignet sich
für Bindebogen, deren Länge der Druckbogenbreite ent­
spricht. Die Bindebogenbreite beträgt die hälfte der Druckbo­
genlänge.
Wie beim manuell gewendeten
Schön­ Widerdruck muss der
Drucker beim zweiten Durch­
gang des Umschlägers die
Ziehmarke an der gegenüber­
liegenden Seite der Druckma­
schine
verwenden.
Ein
Gegenschnitt ist nicht nötig.
Umstülper
Gleiches Druckbild auf Vorder­ und
Rükseite.
2 Ntz. an Längsachsen gespiegelt.
Parallelschnitt nötig.
Umstülpen
Beim umstülpt drucken werden die Bindebogen an der Längsachse des
Druckbogens gespiegelt. Diese Ausschiessart eignet sich für Bin­
debogen, deren Länge der Druckbogenlänge entspricht. Sie kön­
nen aber nur halb so breit wie der Druckbogen sein.
Da wie beim maschinell gewendeten Schön­ Widerdruck die Anlage
einmal an der Vorder­ und einmal an der Hinterkante der Bogen zu
liegen kommt, ist zuvor ein Parallelschnitt an der langen Seite der
Bogen erforderlich.
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