Charisma Probekapitel

Führung durch Charisma
EINE ANALOGIE VON HUNDEN UND KATZEN
Michael Grinder
Inhalt
Einleitung .......................................................................... 11
Vorteile ............................................................................................... 12
Typische Fallen ................................................................................... 13
Zusammenfassung .............................................................................. 15
Kapitel eins: Meine Hundemarke ....................................... 19
Fragebogen ......................................................................................... 20
Die Ursprünge meines Selbstverständnisses ......................................... 21
Koordinatenkreuz: Stellung und Person .............................................. 22
Grad der Verantwortung ..................................................................... 26
SEHR ..................................................................................................... 28
Spannung ........................................................................................... 29
Ehrgeiz ............................................................................................... 31
Herausforderung ................................................................................. 32
Pioniere und Siedler ............................................................................ 33
Risiko ................................................................................................. 36
Charisma ................................................................................................. 37
Eine Katze wird charismatisch ............................................................ 37
Hundeartigkeit ................................................................................... 39
So übt man als Katze Zugänglichkeit .................................................. 40
Hunde werden charismatisch .............................................................. 41
Katzenartigkeit ................................................................................... 42
So übt man als Hund Glaubwürdigkeit ............................................... 43
Einfluß und Macht.................................................................................. 45
In Ungnade fallen ............................................................................... 47
Kommunikationsmodelle ........................................................................ 50
Kapitel zwei: Charismatische Katzenminze ........................ 53
1. Sowohl Hunde wie auch Katzen brauchen die Pause ....................... 54
2. Eingefrorene Handgeste .................................................................. 54
3. Hohe Erwartungen ......................................................................... 55
4. Durch die Nase atmen .................................................................... 55
5. Verbinden oder nicht verbinden...................................................... 56
6. Stimmuster und Atmung ................................................................ 57
7. Sich wieder Fangen ......................................................................... 58
8. Kongruenz ...................................................................................... 59
Kapitel drei: Verbindungen knüpfen – Jemanden „lesen“ ... 63
Einleitung ............................................................................................... 63
Beziehungen mit einem Hund knüpfen .............................................. 63
Beziehungen mit einer Katze knüpfen................................................. 64
© Synergeia Köln 2006
9
Modifiziertes Johari-Fenster ..................................................................... 65
Katzen-Hunde-Korrelationen ............................................................. 66
Übersichtstafel der Katzen-Hunde-Korrelationen................................ 67
Weitere Vorteile .................................................................................. 68
Strategie zum Lesen von Personen....................................................... 69
Kalibrieren .............................................................................................. 73
Flexibel reagieren ................................................................................ 75
Zweipunkt- und Dreipunktkommunikation ....................................... 76
Linguistisches Neuro – ein Auswahlmenü ............................................... 76
Kapitel vier: Geschichten aus den Hundezwinger ............... 81
Einführung ......................................................................................... 81
Kultur ............................................................................................... 128
Zusammenfassung ............................................................................ 132
Kapitel fünf: Abschied von den Haustieren ...................... 135
Macht und Einfluß ........................................................................... 140
Lernen .............................................................................................. 141
Ausgleichen – meine Beziehung mit mir selbst .................................. 142
Wenn Kinder zu Katzen werden ....................................... 145
Literaturverzeichnis ............................................................................... 148
Anmerkungen ....................................................................................... 150
Namens- und Stichwortregister ............................................................. 155
Arbeitsblätter – Zu allen wichtigen Grundkonzepten dieses Buches
gibt es kostenlose Arbeitsblätter auf der Webseite zu diesem Buch
www.FührungDurchCharisma.de
Ein Hinweis auf ein entsprechendes Arbeitsblatt wird durch ein CDSymbol im Buchrand mit Kapitelnummer und laufender Nummer
verdeutlicht.
Um Zugang zu den Arbeitsblättern zu bekommen, müssen Sie sich
registrieren lassen. Synergeia behandelt Ihre Daten streng vertraulich
und gibt sie niemals an Dritte weiter.
10
© Synergeia Köln 2006
Einleitung
Charisma ist die Fähigkeit, Einfluß auszuüben.
Warum sind manche Leute anpassungsfähig und die Zusammenarbeit
mit ihnen ist einfach, während es bei anderen nicht so ist? Oft ist die
Person in der „Macht“-Position der Eckpfeiler für die so sehr benötigte
Zusammenarbeit und den Teamgeist. Charisma ist am offensichtlichsten, wenn starke Persönlichkeiten dem Vorgesetzten Folge leisten. Führung durch Charisma zeigt auf eine wertfreie Weise, wie diese Personen
in einer Machtposition (sie sind meistens Katzen) zu verstehen sind
und legt die Strategien dar, wie man auch sie an Bord holen kann.
Eine Art, die Unterschiede zwischen Hunden und Katzen zu verstehen,
liegt in dem Grad ihrer Anpassungsfähigkeit. Wenn man einen Hund
ruft, kommt er; wenn man eine Katze ruft, nimmt ihr Anrufbeantworter die Nachricht auf und sie kommt später auf einen zu.
© Synergeia Köln 2006
11
0-1
Dieses Symbol ist
ein Verweis auf
ein Arbeitsblatt.
Die Arbeitsblätter
können nur direkt
über den Verlag
Synergeia bzw.
über die Webseite
zu diesem Buch
bezogen werden.
w
w
Jeder, der einmal einen Hund oder eine Katze gehabt hat, kennt instinktiv den Unterschied zwischen diesen „Persönlichkeiten“. Selbst in
„Dilbert“, einer Comicserie über das Büroleben, gibt es den egozentrischen Personalchef „Catbert“ und den sanft agierenden, hilfsbereiten
„Dogbert“.2
w
w
Es gibt unterschiedliche Arten von Charisma. Die meisten von uns
möchten sich nicht an einem Strand auf Tahiti in der Sonne räkeln
und malen.1 Wir möchten genügend Einfluß haben um sicherzustellen, daß unsere Arbeit Sinn macht und wir nach der Arbeit zufrieden
zu unserer Familie und Freunden zurückkehren können. Andere von
uns sind in einer Position, wo wir die Atmosphäre beeinflussen, in der
die anderen sich abmühen. Wir alle sind betroffen von unserem eigenen Führungsstil und dem anderer Leute sowie auch von unserem und
deren Einfluß.
0-2
Charisma:
Einleitung
H
U
N
D
Grad der Anpassung
K
A
T
Z
E
Wenn Sie einen Hund füttern, schaut der Hund sich um und sagt sich:
„Mensch! Sie gewähren mir Schutz und kümmern sich um alle meine
Bedürfnisse. Sie müssen ein Gott sein.“ Wenn derselbe Tierhalter eine
Katze füttert, schaut das Tier sich um und sagt: „Mensch! Sie gewähren
mir Schutz und kümmern sich um alle meine Bedürfnisse. Ich muß
ein Gott sein!“3
Für einen Hund gehören Sie zur Familie;
für eine Katze sind Sie eine Angestellte.4
Vorteile
Der Vorteil, unser Verständnis von Hunden und Katzen auf Menschen
anzuwenden, liegt darin, daß wir anfangen, realistischer und mit mehr
Respekt mit unseren Erwartungen an uns selbst und an andere umzugehen. Wir erwarten nicht, daß eine „Katzen“-Persönlichkeit leicht zu
beeinflussen oder in eine bestimmte Richtung zu lenken ist, genauso
wenig, wie wir erwarten, daß eine „Hunde“-Persönlichkeit Durchsetzungskraft hat. Als Ergebnis können wir:
w
w
0-3
• uns selbst und andere besser verstehen
• uns selbst und andere akzeptieren
• verstehen, daß unsere eigene und anderer „Katzenhaftigkeit“ und
„Hundehaftigkeit“ von der Situation abhängt
• unsere eigenen und anderer Absichten von den Handlungen
trennen
12
© Synergeia Köln 2006
Vorsicht vor Fallen
• unsere eigenen und anderer Leute Verhaltensweisen richtiger
interpretieren
• Katzen dazu bringen, kooperativ zu sein
• neue Ideen zur Konfliktlösung vorbringen
• unterscheiden, welche Konflikte keine Aussicht auf Lösung
haben
• mit schwierigen Persönlichkeiten umgehen
• Katzen ködern, damit sie die Vorteile der Zusammenarbeit mit
dem Team sehen
• die eigene Führungsfähigkeit verbessern und somit mehr Anziehungskraft auf Katzen ausüben
• kulturelle Unterschiede verstehen
Typische Fallen
Die zweite Falle betrifft Ihre persönlichen Erwartungen an katzenhaftes
und hundehaftes Verhalten. Diese Erwartungen kommen von der Kultur, mit der man behaftet ist, beispielsweise der eigenen Familie. Wenn
jemand zum Beispiel aus einer „Katzen“-Familie kommt und dort die
umgänglichste Person ist, sieht man sich selbst als hundehaft. Die Kollegen am Arbeitsplatz mögen diese Person aber als Katze ansehen. Seien
Sie sich bewußt, daß Ihr eigenes katzenhaftes oder hundehaftes Verhalten sich stark von dem anderer Personen unterscheidet.
Die Begriffe Hunde & Katzen sind situationsspezifisch. Daher stellt
die Kultur, in der man sich gerade befindet, die dritte Falle dar. Jeder
© Synergeia Köln 2006
13
w
w
Diese Analogie zum Tierreich wäre ohne die folgenden drei Warnhinweise unvollständig. Seien Sie zunächst davor gewarnt, die Begriffe
„Hund“ und „Katze“ als eine Entweder-Oder-Schablone zu verstehen.
Jemand mag am Arbeitsplatz eine Katze sein und zu Hause ein Hund.
Die Katze und der Hund sind die Endpunkte auf einem Kontinuum
– einem zusammenhängendem Ganzen – und keine starren Schablonenlöcher.
0-4
Charisma:
Einleitung
einzelne wird im Vergleich zu den Personen in der Umgebung gesehen.
Es kann also durchaus sein, daß jemand in einem Ausschuß eine Katze
ist und in einem anderen als Hund gesehen wird.
Eine kleine Geschichte: Situationsbezogenheit
Das Konzept der Situationsbezogenheit trifft sowohl auf Tiere
als auch auf Menschen zu. Ein Polizeibeamter besucht mit seinem Polizeihund eine Schule. Die Kinder lieben es, das Tier zu
streicheln. Wenn der Beamte aber im Dienst ist und die Hündin
in den Streifenwagen steigen muß, warnt der Polizist vorbeikommende Kinder, sich dem Tier zu nähern. Die Wandlung ist
geradezu überraschend. Auf dem Rücksitz des Autos bleckt die
Hündin die Zähne und knurrt wütend. Sie ist beim Stellen von
Verdächtigen schon mehrfach gestochen worden.
Jeder hat einen Teil in sich, der eine Katze ist, und einen anderen, der
ein Hund ist. Charisma beinhaltet die Fähigkeit zu erkennen, welcher
Teil von einem gerade gefragt ist. Es gibt zum Beispiel einen Teil in uns,
der die Regeln befolgen will, und einen anderen Teil, der kreativ und
von den Regeln nicht eingeschränkt sein will. Es geht darum zu wissen,
wann man „wie ein Hund backen soll“ (nach dem Rezept) und wann
man „wie eine Katze kochen soll“ (kreativ sein soll).
Koche wie eine Katze;
backe wie ein Hund.
14
© Synergeia Köln 2006
Zwei Sichtweisen
Zusammenfassung
Diese Einleitung hat einen Rahmen für das Verständnis von Führung
durch Charisma gegeben. Die Analogie beschreibt, wo wir jeweils auf
dem Kontinuum der Anpassung stehen.
Grad der Anpassung
Eine andere Art, Hunde und Katzen zu beschreiben, ist, ein Kontinuum des Grades der Unabhängigkeit zu benutzen.
Grad der Unabhängigkeit
© Synergeia Köln 2006
15
0-5
w
w
Indem wir uns selbst und andere besser verstehen, erhalten wir eine
bessere Grundlage für gelungene Kommunikation. Und indem wir uns
unserer eigenen Veranlagung bewußt werden, erkennen wir, wann wir
ganz wir selbst sein können und wann wir flexibel handeln müssen.
w
w
Margaret Wheatley, Autorin von Quantensprung der Führungskunst,
sagt unter anderem: „Beziehungen sind die Grundlage von Organisationen.“ Wie andere auch zeigt Wheatley eine Perspektive auf, die
allgemein als „systemisches Denken“ bezeichnet wird. Die Grundlagen
von Führung durch Charisma sind nicht auf demselben hohen Niveau
wie das systemische Denken. Dieses Buch behandelt vielmehr die interpersonellen Interaktionen.
0-6
Charisma:
Einleitung
Da dieses Werk von Beschreibungen menschlichen Verhaltens handelt, wurden verschiedene Hinweise zum vorsichtigen Umgang gegeben. Der Mensch ist komplexer als die Modelle, die ihn beschreiben.
Jeder von uns hat hundeartige und katzenartige Aspekte, die je nach
der unterschiedlichen Situation zum Vorschein kommen. Im Idealfall
wird die Katze in Ihnen ehrgeizig sein und sofort charismatisch werden
wollen. Der Hund in Ihnen wird die Ausdauer liefern, damit Sie die
Fertigkeiten lernen, um charismatisch zu werden.
Wenn Sie jemanden einstellen, erinnern Sie sich daran,
daß Sie für einen Hund ein Kollege
und für eine Katze ein Mitarbeiter sind.
Wir beenden diese Zusammenfassung mit folgender humorvollen Geschichte:
Die Schriftrollen vom Toten Meer
Es wird berichtet, daß der folgende Teil des Buches Genesis
in den Schriftrollen vom Toten Meer entdeckt wurde. Falls authentisch, würde dies ein neues Licht auf die Frage werfen, woher unsere Haustiere kommen.
Und Adam sagte: „Herr, als ich noch in dem Garten war, gingst
du mit mir jeden Tag spazieren. Jetzt treffe ich dich nicht mehr.
Ich bin hier so einsam und ich kann mich kaum erinnern, wie
sehr du mich liebst.“
Und Gott sprach: „Kein Problem! Ich werde dir einen Begleiter schaffen, der immer bei dir sein wird und meine Liebe für
dich widerspiegeln wird, auf daß du wissest, daß ich dich liebe,
selbst wenn du mich nicht sehen kannst. Ganz gleich wie ei-
16
© Synergeia Köln 2006
Eine Geschiche nach dem Sündenfall
gennützig, kindisch und unliebsam du auch sein magst, dieser
neue Begleiter wird dich akzeptieren, so wie du bist und wird
dich lieben so wie ich es tue, trotz all deiner Fehler.“
Und Gott schuf ein neues Tier als Adams Begleiter. Und es war
ein braves Tier. Und Gott war erfreut.
Und das neue Tier freute sich, bei Adam sein zu dürfen und
wedelte mit dem Schwanz. Und Adam sagte: „Aber Herr, ich
habe schon allen Tieren des Reiches einen Namen gegeben und
alle guten Namen sind schon vergeben und ich kann mir keinen
Namen für dieses neue Tier ausdenken.“
Und Gott sprach: „Kein Problem! Da ich dieses Tier als Widerspiegelung meiner Liebe für dich geschaffen habe, wird sein
Name auch eine Widerspiegelung meines Namens sein. Drehe
die Buchstaben meines Namens GOD um. Du wirst ihn also DOG
nennen.“
Und Dog blieb bei Adam und war sein Begleiter und liebte ihn.
Und Adam war getröstet. Und Gott war erfreut. Und Dog war
zufrieden und wedelte mit dem Schwanz.
Nach eine Weile begab es sich, daß Adams Schutzengel sich an
Gott wandte und sprach: „Herr, Adam ist voller Stolz. Er stolziert herum wie ein Pfau und glaubt, daß er anbetenswert ist.
Dog hat ihn wirklich gelehrt, daß er geliebt wird, aber niemand
hat ihn Demut gelehrt.“
Und Gott der Herr sprach: „Kein Problem! Ich werde ihm einen
Begleiter schaffen, der ständig bei ihm sein wird und der ihn
sieht, so wie er ist. Der Begleiter wird ihn an seine Schwächen
erinnern und so wird er wissen, daß er keine Anbetung verdient.“
© Synergeia Köln 2006
17
Charisma:
Einleitung
Und Gott schuf CAT als Adams Begleiter. Und Cat gehorchte
Adam nicht.
Und wenn Adam Cat in die Augen starrte, wurde er daran erinnert, daß er nicht das Höchste Wesen war. Und Adam lernte,
demütig zu sein.
Und Gott war erfreut. Und Adam war geläutert.
Und Cat war sowohl das eine wie auch das andere vollkommen
egal.
18
© Synergeia Köln 2006
w
„Hunde & Katzen“ ist kein Persönlichkeitsmodel.
Es ist ein Kommunikationsmodell auf Verhaltensbasis.
1-1
w
Kapitel eins: Meine Hundemarke
Ich habe einen Hundeanteil in mir und einen anderen, den ich als
meinen Katzenanteil bezeichnen würde.
www.FührungDurchCharisma.de
bereit. Wählen Sie beim Ausfüllen nur die Punkte aus, die für Sie im
Augenblick zutreffen. Dieser Fragebogen wie auch andere Arbeitsblätter sind so konzipiert, daß sie mehrfach benutzt werden können.
Da die Kategorien Hund und Katze relativ zu sehen sind, denken Sie
an eine Beziehung oder an einen Kontext, wo Sie mehr auf der Katzenseite stehen. Dann denken Sie an eine Beziehung oder an einen
Kontext, wo Sie mehr auf der Hundeseite stehen.
© Synergeia Köln 2006
19
w
w
Der folgende Fragebogen basiert auf verschiedenen Grundannahmen.
Eine Kopie steht zum Herunterladen bei
1-2
Charisma: 1 Meine Hundemarke
Fragebogen (Situation/Beziehung: _____________________)
Kategorie
meine Katzentendenzen meine Hundetendenzen
Selbstvertrauen
/ Kompetenz
__traue mir mehr zu, als andere
mir zutrauen
__kompetenter als ich
mir selbst zutraue
handele
__aus der Position heraus
als Flugkapitän
__als Person, wie das
Flugbegleitpersonal
Stimmuster
__glaubwürdig
__zugänglich
anderer Tiere bewußt?
__bemerke Hunde kaum
__bemerke Katzen wesentlich besser
Macht
__fühle mich wohl dabei
__meide sie
strebe nach
__Beförderung / Herausforderung
__Behaglichkeit
Konflikte
__weiche nicht aus
__bin mir oft nicht bewußt, daß
ich selbst die Ursache bin
__beängstigend, verstehe sie nicht;
__auf etwas hinweisen zu müssen,
ist unangenehm
angeborene Charakterzüge
__ehrgeizig
__will nur ich selbst sein
__leicht verletzt
__bin mir anderer stark bewußt
normale Charakterzüge __will respektiert werden
__will beliebt sein
extreme Charakterzüge
im Streß
entspannt
__wirke arrogant/autoritär
__wirke wütend
__wirke bestimmt
__schuldbewußt / „Schmeichler“
__wirke bettelnd / „Opfer“
__wirke informationssuchend
menschlicher Umgang
__ziehe andere zur Verantwortung
__akzeptiere andere
Konzentration auf
__Sachverhalte
__Moral / Beziehungen
Art des Eingreifens
__frühes Eingreifen
__greife spät ein
Gesten
__Handfläche nach unten
__Handfläche nach oben
Grad des Einflusses
__größerer Einfluß ist wichtig
__mit weniger Einfluß zufrieden
Selbstbild
__wähle selbst; selbstbestimmt
__hängt von Sichtweise anderer ab
Perfektion
__werde von Fortschritt motiviert
__wiederhole liebend gern dasselbe,
wenn es andere zufriedenstellt
als Elternteil
__versichere den Kindern, daß sie
__ermutige die Kinder, etwas zu
Lebensziel
schon etwas sind
__spielerisch alles versuchen
werden
__glücklich zu sein
Neues
__beim Auswählen sehr angeregt
__will es gut machen
Denkstil
__denke eher divergent
__denke eher konvergent
Entschuldigung
__„Wovon redest du überhaupt?“
Lernstil
__werde durch komplexe Fertigkeiten inspiriert
__entschuldige mich auch,
wenn selbst nicht schuld
__alte Fertigkeiten immer wieder
üben und neue erlernen
Entscheidungsprozeß
__liebe Entscheidungen
__lieber nur Infos sammeln
20
© Synergeia Köln 2006
Woher komme ich?
Um die Ursprünge Ihres Selbstverständnisses noch besser zu verstehen,
lohnt es sich, in der eigenen direkten Abstammung zurückzugehen.
Wir haben oft unsere Erwartungen an uns selbst geerbt – geerbt in dem
Sinne, daß wir uns nach den Vorbildern richten, mit denen wir aufgewachsen sind. (Das folgende Schema verdanken wir Fleur Easom.)
Oma
Opa
Oma
Mutter
Opa
Vater
Ich
Setzen Sie die entsprechenden Buchstaben neben Ihre Eltern und
Großeltern:
•
•
•
•
ein kleines „k“, wenn die Person etwas katzenhaftes hatte
ein großes „K“, wenn die Person eine ausgeprägte Katze war
ein kleines „h“, wenn die Person etwas hundehaftes hatte
ein großes „H“, wenn die Person ein ausgeprägter Hund war
© Synergeia Köln 2006
21
w
w
Die Ursprünge meines Selbstverständnisses
Das Bild, das wir uns von uns selbst machen, wird durch das Sozialleben in unserer Familie und in der Schule geformt. Unsere Erwartungen, was katzenartige und hundeartige Verhaltensweisen sind, hängen
von der Kultur ab, aus der wir kommen oder in der wir uns befinden.
Dieses Bild von uns selbst bleibt oft an uns haften, selbst wenn die Umstände der realen Wirklichkeit sich verändern.Wenn wir zum Beispiel
aus einer Katzenfamilie kommen und das Familienmitglied waren, das
am meisten auf die anderen Rücksicht genommen hat, haben wir von
uns selbst das Bild, daß wir ein Hund sind. Es kann aber sein, daß wir
von Arbeitskollegen als Katze angesehen werden.
1-3
Charisma: 1 Meine Hundemarke
w
w
1-4
Setzen Sie als nächstes das entsprechende Vorzeichen vor Ihre Eltern
und Großeltern:
• ein „+“, wenn Sie die gezeigten Charakterzüge als positiv empfinden
• ein „-“, wenn Sie die gezeigten Charakterzüge als negativ empfinden
Inwiefern ist Ihr Selbstbild von diesen Ergebnissen beeinflußt?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Geschlecht und Ihren Erwartungen, wie man sich verhalten soll? Hätten Sie die „+‘„ und „-“ anders
gesetzt, wenn die betreffende Person dem anderen Geschlecht angehört
hätte?
Unser Selbstbild ist die Variable,
die unser professionelles Wachstum am meisten beeinflußt.
w
w
1-5
w
w
1-6
Koordinatenkreuz: Stellung und Person
Es gibt einen Teil in mir, der mich als Person betrifft, und einen anderen, der mich in meiner beruflichen Stellung betrifft. Ich als Person und
ich in meiner beruflichen Stellung, wir müssen miteinander vereinbar
sein. Wenn ich mich „ausgebrannt“ fühle, kann es sein, daß meine
Stellung zu hoch für meine Persönlichkeit ist. Man könnte es auch so
ausdrücken: „Für den Job und die Höhe der Verantwortung, die die
Stelle mit sich bringt, sind nicht genügend Katzenanteile vorhanden.“
Die Art, wie ich mit Spannung umgehe, ist ein Indikator meiner Katzen- bzw. meiner Hundeartigkeit.
Es gibt Parallelen zwischen den Begriffen „Stellung und Person“ und
Führung durch Charisma, die zu unserem besseren Verständnis beitragen, wo wir uns auf dem Hunde-Katzen-Kontinuum befinden. Hierbei
sind die Begriffe Stellung und Katze sowie Person und Hund jeweils austauschbar. Das Hinzufügen von Stellung und Person zu unserem Voka22
© Synergeia Köln 2006
Harry Truman
bular bringt den Vorteil mit sich, daß wir besser voraussagen können,
wenn wir von unserer Stellung zur Person oder auch in die umgekehrte
Richtung wechseln.
Eine kleine Geschichte von Harry Truman
Harry Truman, Präsident der Vereinigten Staaten gegen Ende
des Zweiten Weltkriegs, war sowohl wegen seiner Grobheit als
Präsident als auch wegen seines persönlichen Humors bekannt.
Der Film Truman zeichnet diesen Unterschied nach.5 Truman erkannte deutlich den Unterschied zwischen seiner Person und
der Stellung, die er innehatte. Es gab einen ständigen Konflikt
zwischen Präsident Truman und General MacArthur – dem militärischen Befehlshaber der Operationen im Pazifik. Aus dem
folgenden wird klar, daß MacArthur eine große Katze war – bei
ihm waren Person und Stellung eins. Nach Trumans Verständnis war der amerikanische Präsident der Oberkommandierende
und MacArthur war einer von seinen Generälen. Truman wollte
keinen Präzedenzfall zulassen, daß ein General wichtiger sei als
das Amt des Präsidenten.
Truman sagte einmal: „Ich bin nur ein Mann, der dieses Amt
innehat. Wenn ich es beschmutze, wird es schmutzig bleiben,
auch wenn ich abgetreten bin.“
Ein anderes Mal warnt Truman General MacArthur, keine Pressekonferenzen mehr zu geben, die sich in die Außenpolitik
einmischten. Der Präsident hört danach wieder von der letzten
Nachricht des Generals an die Presse und ist erzürnt. Es sagt
etwas wie:
„Wenn er schlecht über Harry Truman reden will, wird er viele
haben, die ihm beipflichten. Aber er wird nicht schlecht über
die Präsidentschaft reden.“
© Synergeia Köln 2006
23
Charisma: 1 Meine Hundemarke
w
w
1-7
Meiner Meinung nach bietet die Fernsehserie West Wing 6 das beste Anschauungsmaterial für die Konflikte zwischen Stellung und Person vor
einem gruppendynamischen Hintergrund. Ich empfehle allen Lesern,
sich nach Möglichkeit Wiederholungen dieser Serie anzusehen. In jeder Episode gibt es unweigerlich einen Konflikt zwischen dem, wofür
eine oder mehrere Personen persönlich eintreten und dem, was von ihrer
Position her (das heißt politisch) von ihnen erwartet wird.
Um die Relation zwischen „Person“ und „Stellung“ zu verdeutlichen,
nehmen wir die x- und die y-Achse aus dem Koordinatenkreuz in der
Mathematik und benennen sie jeweils „Person“ und „Stellung“. Für
unsere Zwecke haben wir die Positionen von „+“ und „-“ abgeändert.
Das „+“ bezeichnet einen hohen Grad an Person oder Stellung; das „-“
bezeichnet ein niedriges Ausmaß.
Katze / Stellung
„+“
hohe Stellung
hoch als Person
Hund / Person
hohe Stellung
niedrig als Person
„+“
„–“
hoch als Person
niedrige Stellung
niedrig als Person
niedrige Stellung
„–“
Die folgende Abbildung erweitert die vorausgehende, indem der untere linke und der obere rechte Quadrant näher beschrieben werden.
24
© Synergeia Köln 2006
Die vier Quadranten
Katze / Stellung
„+“
Hund /
Person
In diesem Quadranten handelt man
aus der Position heraus und nicht als
Person. Man wird vielleicht als Autorität anerkannt, aber über die eigene
Person ist den anderen wenig oder
nichts bekannt. Wenn man hier Führungsqualitäten besitzt, beruhen diese
auf konsequenter Haltung.
„–“
„+“
In diesem Quadranten handelt man als
Person und nicht aus der Position heraus.
Man wird von anderen als Person gesehen
ohne stellungsbedingte Macht. Wenn man
hier Führungsqualitäten besitzt, beruhen
diese auf persönlichen Kontakten.
„–“
Bis jetzt haben wir uns mit dem oberen rechten und dem unteren
linken Quadranten befaßt. Wie steht es nun mit den beiden anderen
Quadranten?
Katze / Stellung
Dies ist die Stelle, an der man gerne sein
möchte. Charismatische Führungspersönlichkeiten sind konsequent inkonsequent.
Sie haben solide Kriterien, mit denen sie jede
Situation beurteilen. Sie kennen ihre Richtlinien und wissen, wann sie eine Ausnahme
machen sollen. Ihre Person und ihre Stellung
sind eins.
Hund /
Person
„+“
„+“
„–“
Jemand, dem es an Person und Stellung
fehlt, wird als Vor-sich-Hinwurstler angesehen. Als solcher hat man keine Führungsqualitäten. Man ist inkonsequent:
Zuverlässigkeit und voraussehbares Handeln sind nicht zu erkennen.
„–“
© Synergeia Köln 2006
25
Charisma: 1 Meine Hundemarke
Die vier Quadranten im Achsenkreuz können wie folgt benannt werden:
Katze / Stellung
„+“
Charisma
Hund /
Person
Stellung
„+“
„–“
Person
Vor-sich-Hinwurstler
„–“
w
w
1-8
1-9
Grad der Verantwortung
Indem wir eine diagonale Linie von unten links durch das Schnittkreuz
nach oben rechts ziehen und diese dann „Verantwortungsgrad“ nennen, können wir voraussagen, in welchen Quadranten wir innerhalb
einer Organisation am besten hineinpassen. Dieser „Grad der Verantwortung“ ist die Variable (die veränderliche Größe), die einen Einfluß
darauf ausübt, ob wir aus unserer Stellung heraus handeln oder aber als
Person. Nach der Faustregel ist die Wahrscheinlichkeit größer, als Person
zu handeln, je niedriger der Grad der Verantwortung ist, und aus der
Stellung heraus, je höher der Verantwortungsgrad ist.
26
© Synergeia Köln 2006
Grad der Verantwortung
Katze / Stellung
tu
„–“
tw
or
„+“
Ve
r
an
Hund /
Person
Hoch
Wenn ich einen hohen Grad an
Verantwortung trage, neige ich
dazu, aus meiner Stellung heraus
zu handeln.
ng
sg
ra
d
„+“
Niedrig
Wenn ich einen geringeren Grad an Verantwortung habe, kommt meine Person
zum Vorschein.
„–“
Der Ausdruck „Verantwortungsgrad“ bedarf einer Klärung. Oberflächlich betrachtet sieht es so aus, als ob eine Katze, die hochgradig
verantwortlich ist, auch verantwortungsbewußt sei. Dies würde im
Umkehrschluß bedeuten, daß Hunde, die nur in geringem Grad verantwortlich sind, weniger verantwortungsbewußt seien. Dies käme
einer schlimmen Beleidigung der Hunde gleich. Der Grad der Verantwortung und Verantwortungsbewußtsein stehen in keiner direkten
Beziehung zueinander. Eine Katze mag einen hohen Grad an Verantwortung tragen und dennoch nicht verantwortungsbewußt handeln.
Ein Hund mag einen geringen Grad an Verantwortung tragen und
dennoch höchst verantwortungsbewußt handeln. Der Grad der Verantwortung und Verantwortungsbewußtsein sind zwei vollkommen
unterschiedliche Begriffe.
Die untere Hälfte der Linie „Verantwortungsgrad“ zeigt an, wie jemand
aus einer niedrigeren Stellung heraus handelt – mit hohem Anteil als
Person. Die obere Hälfte der Linie zeigt die Auswirkung einer Beförderung – eine höhere Stellung.
Die Graphik oben zeigt die hohe Korrelation zwischen der Stellung/Arbeit und dem Grad von Hunde- bzw. Katzenhaftigkeit einer Person.
© Synergeia Köln 2006
27
Charisma: 1 Meine Hundemarke
Je höher die Stellung, desto mehr Katzen findet man.
Man mag darüber streiten, ob Katzen sich von höheren Stellungen angezogen fühlen und sie daher befördert werden – was wohl der Fall
zu sein scheint – oder ob, wenn man einmal in einer höheren Position ist, die Katze in einem zum Vorschein kommt. In Organisationen
sind auf den unteren Ebenen Hunde die Norm. Eine Katze fühlt sich
verhältnismäßig wohler, wenn sie aus der eigenen Stellung heraus handelt, während ein Hund sich wohler fühlt, wenn er als Person handeln
kann.
Mir persönlich hilft es, mich besser zu verstehen, wenn ich darüber
nachdenke, wie ich mich in unterschiedlichen Situationen verhalte.
Wenn ich an eine Sitzung denke, die ich selbst leite, verhalte ich mich
bestimmter und ich bemühe mich, etwas zu erreichen und zu einem
Abschluß zu kommen. In einer anderen Sitzung, an der ich nur teilnehme, verhalte ich mich lockerer und bin entspannter. Das beobachte
ich sogar in meinem Privatleben. Wenn wir an der Reihe sind und die
ganze Familie an einem Feiertag bei uns zu Gast haben, bin ich während der Vorbereitungen angespannter, als wenn wir selbst irgendwo zu
Gast sind und dann lockerer auf das Ereignis zugehen.
w
w
1-10
1-11
SEHR
Die diagonale Linie des Verantwortungsgrades erklärt auch die vier Deskriptoren, die eine Katze von einem Hund unterscheiden. Das Akronym setzt sich zusammen aus:
S
E
H
R
=
=
=
=
Spannung
Ehrgeiz
Herausforderung
Risikobereitschaft
28
© Synergeia Köln 2006
Spannung
Katze / Stellung
„+“
„+“
„–“
Ve
ra
n
Hund / Person
tw SE
or HR
tu
ng
sg
ra
d
hoch
niedrig
„–“
Katzen suchen mehr Spannung, sind ehrgeiziger und freuen sich über
größere Herausforderungen bei höherer Risikobereitschaft.
Spannung
Gewisse Berufe ziehen Katzen an und andere haben eine Anziehungskraft auf Hunde. Künstler müssen oft ihre Spannung erhöhen, um
kreativ zu werden. Gary Larson, Schöpfer von The Far Side (dt. Die andere Seite), sagt offen, er wisse nicht, woher er seine Ideen bekomme. Und
dann fügt er schnell hinzu: „Ich hoffe wirklich, sie kommen weiter so,
denn schließlich habe ich Termine einzuhalten.“ Katzen haben eine
entspannte Wachsamkeit.
Als ich in der gymnasialen Oberstufe war, hockten wir vor Beginn eines
entscheidenden Spiels zusammen im Umkleideraum. Es herrschte eine
unglaubliche Spannung. Unser Trainer spürte unsere Nervosität und
fragte: „Nervös?“ Viele Spieler nickten heftig. Er machte eine Pause
und schaute jedem von uns in die Augen, bevor er sein Schweigen
brach: „Das solltet ihr auch – das nennt sich Anspannung!“ Die Mann© Synergeia Köln 2006
29
Charisma: 1 Meine Hundemarke
schaft brach in ein befreiendes Lachen aus, als die Spieler erfuhren, daß
ihre Emotionen ganz normal waren.
Wenn ich jetzt auf diese Episode zurückblicke, dann nickten die Hunde, als sie gefragt wurden: „Nervös?“ Die Katzen fühlten sich erst angesprochen, als der Trainer das Reframing7 „Anspannung“ für ihre Gefühle anbot. Der Unterschied zwischen den Katzenspielern und den
Hundespielern wurde noch deutlicher, als der Trainer wie gedankenverloren flüsterte: „Wo möchtet ihr lieber sein?“ Die Hunde erstarrten,
denn sie waren sich bewußt, daß sie lieber nicht die Augen der ganzen
Schülerschaft in der Hoffnung auf Sieg auf sich gerichtet sehen wollten. Die Katzen lächelten, denn sie spielten nur ihrer selbst willen.
Superathleten sind Katzen, die sich während eines Spiels oder Wettkampfs keinen Deut von ihrem Gegner beeindrucken lassen. Aber direkt nach dem Spiel zeigen diese Katzen ihrem Gegner die gebührende
Hochachtung. Nur ein würdiger Gegner kann einen zu neuen Höhen
führen. Katzen respektieren einen, wenn man sie vorantreibt. Sie hassen es, wenn der Gegner mit einer Verletzung zu kämpfen hat, denn
sie wollen wissen, wie sie ihn schlagen können, wenn er in Bestform
ist. Das höchste Ziel in den japanischen Kampfkünsten ist, sich selbst
zu verbessern. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Wettkampf ein Vorgang und kein Ziel an sich, denn „Verbesserung“ kennt keine Grenze.
Den Wettkampf zu gewinnen ist nicht so wichtig; der Gegner ist nicht
Ihr Feind, sondern ein Mitstreiter in Ihrem Bestreben nach eigener
Vervollkommnung.
Um die Ansicht von Hunden zu relativieren, daß Gegner „gemein“
sind, bringen wir hier die inoffizielle Geschichte eines Gegners des
berühmten American Football Teams der Universität Notre Dame in
Indiana, die es verdient in die Hall of Fame des Sports einzugehen.
Die „Fighting Irish“ gingen mit einer durch Verletzungsausfälle geschwächten Stürmeraufstellung ins Endspiel. Aber für den verletzten
Mittelstürmer gab es keinen Ersatz. Am Ende der ersten Halbzeit war
er ernsthaft verletzt. Im Umkleideraum des Gegners verbreitete sich das
30
© Synergeia Köln 2006
Ehrgeiz
Gerücht, er habe zwei Rippen gebrochen und sei nur mit Bandagen
zusammengehalten. Kurz vor dem Anpfiff der zweiten Halbzeit fragte
der gegnerische Deckungsmann: „Welche Seite?“ Der Mittelstürmer
zögerte, seine verletzte Stelle zu zeigen. Aber dann entschied er sich,
dem Gegner zu vertrauen und zeigte auf die verletzte Stelle. Dieser veränderte sofort seine Position, so daß er beim Zusammenprall nur auf
die „gesunde Seite“ des Mittelstürmers stoßen würde.
Ehrgeiz
In der Schule haben unsere „talentierten und begabten“ Schüler oft
keine Lust zu lernen. Die Lehrer mögen sie in guter Absicht ermahnen: „Ihr könntet, wenn ihr nur wolltet.“ In der siebten Klasse können
sie solche unmotivierende Bemerkungen einfach nicht mehr ertragen.
Wie eine richtige Katze schlafwandeln sie durch das Leben in der Erwartung, etwas zu finden, was ihre Aufmerksamkeit wirklich verdient.
So mancher Erfinder war in der Schule nicht gut. Die Grundidee, daß
es Katzen und Hunde gibt, kann ganze Kulturen erklären. Industriezweige mit hoher Personalfluktuation bringen Katzen hervor. Die Elektronikindustrie ist ein Beispiel dafür. Der Gründer der Firma Apple
war ein „Versager“, der sein Studium abgebrochen hat.
Hunde geben sich mit den Status quo zufrieden, aber Katzen finden
ihre Freiheit im Chaos. Eine Führungspersönlichkeit mit Hundezügen
erhöht die Effizienz und Leistung durch organisatorische Maßnahmen.
Eine Führungspersönlichkeit mit Katzenzügen sucht nach immer größeren Bühnen für ihren Auftritt. Oft machen solche Katzen die folgenden drei Stadien durch. Anfangs sind sie sich der „Normen“ bewußt,
die sie abscheulich finden. Dann machen sie alles mögliche, wenn es
nur nicht der Norm entspricht. Dies ist ein abenteuerliches Herumtapsen mit unterschiedlichen Ergebnissen. Und schließlich finden sie
heraus, was sie wirklich wollen. Nicht alle Katzen schaffen es bis zu
diesem dritten Niveau – viele bleiben für immer auf dem Niveau des
Herumtapsens hängen. Katzen blicken auf das, was um sie herum ist
und stellen sich die Frage: „Warum?“ Nur die Katzen mit dem größten
© Synergeia Köln 2006
31
Charisma: 1 Meine Hundemarke
Ehrgeiz fragen sich: „Warum nicht?“
Von den vielen amerikanischen Exzessen
ist das Streben über die eigenen Grenzen hinaus
am bewundernswertesten.8
Da sie schnell gelangweilt ist, wird eine wohlhabende Katze leicht ihr
ganzes Vermögen aufs Spiel setzen, um ein noch größeres Vermögen zu
erlangen.
w
w
1-12
Herausforderung
Die Niagarafälle sind die Heimat einer legendären Persönlichkeit:
William „Red“ Hill, Sr. Einmal löste sich ein Baggerkahn mit drei
Männern an Bord von der Vertäuung und trieb auf die Wasserfälle zu.
Wenige hundert Meter vor dem Abgrund fing er sich an einem Riff.
Eine Rettungsleine wurde hinübergeschossen, an der eine Rettungsboje
zu dem Havaristen hinübergeleitet werden sollte. Diese Rettungsboje
verfing sich aber und konnte den Kahn nicht erreichen. Red erbot sich,
sich an der Leine zu der verfangenen Boje zu hangeln. Sein Körper hing
halb im reißenden Wasser, aber es gelang ihm, die Boje zu lösen. Die
Männer konnten gerettet werden.9
Die meisten Menschen bleiben innerhalb von vordefinierten Grenzen
wie: „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Katzen sprengen diese Grenzen, konzipieren den Panamakanal, entdecken Penizillin und
bringen uns auf den Mond.
32
© Synergeia Köln 2006
Pioniere
Pioniere und Siedler
Katze / Stellung
H
„+“
SE
Hund /
Person
R
„+“
„–“
„–“
Am extremen Ende der Katzen sind die Pioniere. Sie ähneln dem mystischen Ikarus, der so hoch flog, daß die Sonne das Wachs an seinen
Flügeln zum Schmelzen brachte. Für den Durchschnittsmenschen sind
„Pioniere“ irgendwie verrückt. Wenn in den Medien von der tödlichen
Verunglückung eines Waghalsigen berichtet wird, ist die allgemeine
Reaktion: „So ein Idiot.“ Wenn umgekehrt ein waghalsiges Abenteuer
vom Erfolg gekrönt ist, sind wir baff vor Erstaunen. Irgendein Teil in
uns flüstert noch: „Der hat aber Glück gehabt.“ Amelia Earhart und
Charles Lindberg sind Beispiele hierfür. Weil Ikarus zu Tode fiel, wird
das Adjektiv ikarisch im Sinne von übermütig, draufgängerisch gebraucht.
Lewis und Clark10 waren Pioniere des frühen 19. Jahrhunderts, die
sich dorthin wagten, „wo noch kein Mensch gewesen war.“ Wir beeilen uns hinzuzufügen, daß Pioniere, eben die Leute die „Träume haben und diese verwirklichen“, in beiden Geschlechtern zu finden sind
© Synergeia Köln 2006
33
Charisma: 1 Meine Hundemarke
– schließlich war eine Frau, nämlich Sacajawa, die Führerin von Lewis
und Clark.
Von welcher Warte auch immer betrachtet, Pioniere gelten als „unvernünftig“. „Unvernünftig“ wie auch in dem folgenden Zitat: „Von Vernünftigen wurde noch nie etwas erfunden oder entdeckt.“ Für unsere
Zwecke wollen wir uns auf den Pionier konzentrieren, der das überlebt,
was andere eine Katastrophe nennen. Wie er sich dabei fühlt? Einfach
gut.
Katzen landen auf den Füßen.
w
w
1-13
w
w
1-14
Personen, die Höchstleistungen vollbringen, sind Katzen. Schauen Sie
sich zum Beispiel einen Baseball-Profi an, der voll daneben schlägt.
Er wird sofort beiseite treten und die Erinnerung daran abschütteln.
Nachdem er sein Ritual des Streckens und des Glattziehens seiner
Montur beendet hat, nimmt er wieder seine Schlägerstellung ein mit
der Haltung: „Ich weiß nicht, wer beim letzten Ball danebengeschlagen
hat – jedenfalls bin ICH jetzt hier!“ Die Lieblingsstrategie von
Katzen nennt sich Amnesie – „Machen wir weiter mit unserem nächsten Leben ... wir haben insgesamt neun ... und wer hält die schon alle
nach?“ Sie verleugnen einfach ihre Fehler.
Wenn Sie dieses Verleugnen von Top-Performern üben wollen, kleben
Sie sich zur Erinnerung ein Post-it ans Armaturenbrett. Schauen Sie
es jeden Tag auf der Heimfahrt an und lassen Sie Ihren Tag Revue
passieren.
Blicken Sie zurück in der 3. Person.
Programmieren Sie sich in der 1. Person.
34
© Synergeia Köln 2006
Fehler? Kenne ich nicht!
Hunde blicken in der 1. Person auf ihren Tag zurück. „Ich hab‘s heute
wirklich vermasselt!“ Das ruft tiefe Schuldgefühle hervor. In der jüdisch-christlichen Tradition erfüllt das Schuldgefühl den Zweck, Veränderungen herbeizuführen. Tatsächlich ist es aber die Katzenstrategie,
die zu schnellen Veränderungen führt. Eine Katze läßt ihren Tag vorbeiziehen, indem sie sich auf ihre Position bezieht. „Der Manager hat
es heute wirklich vermasselt!“ Dann lacht die Katze über die Fehler des
Managers. Danach wechselt sie zur 1. Person und kündigt arrogant an:
„Das nächste Mal, wenn ICH in so einer Situation bin, werde ich
...“
Top-Performer haben eine Amnesie in Bezug auf ihre Fehler. Wenn
Sie also einen Fehler machen, tun sie so, als seien Sie eine Katze, denn
auf diese Weise werden Sie wesentlich kongruenter wirken. Der Fehler
wird von anderen oft nicht als Fehler wahrgenommen. (Vgl. S. 58-61
Nr. 7-8.)
Wenn Pioniere das extreme Katzenende von SEHR einnehmen, wo
sind dann die Hunde auf dem Kontinuum? Es sind die Siedler. Es gibt
wesentlich mehr Siedler als Pioniere. Als die Pionierarbeit von Dr. David Livingstone in Afrika die Londoner Zeitungen erreichte, schrieb
ihm eine Gruppe: „Haben Sie eine gute Straße gefunden zu dem Ort,
wo Sie sich jetzt befinden? Wenn ja, dann möchten wir wissen, wie wir
Ihnen noch mehr Männer schicken können.“ Livingstone schrieb zurück: „Männer, die nur kommen, wenn es eine gute Straße gibt, nützen
mir nichts. Ich brauche Männer, die auch kommen, wenn es überhaupt
keine Straße gibt.“11
Eine kleine Geschichte: Dodger & Mac
Wir leben an einer viel befahrenen Landstraße. Als wir vor acht
Jahren unser Kätzchen bekamen, wünschten wir ihm Glück und
nannten es Dodger.12 Wenn es nicht mit Kronenkorken fangen
spielt, saust es durch die Küche auf der Jagd nach unsichtbaren
© Synergeia Köln 2006
35
Charisma: 1 Meine Hundemarke
Objekten. Wenn es dabei gegen den Kühlschrank bumst, findet
es gleich wieder zu seiner Haltung zurück und leckt sich, als
wollte es sagen: „Das habe ich mit Absicht gemacht.“ Unser
Hund Mac hingegen streift im Feld hinter unserem Haus umher und holt sich vielleicht ungewollt einen Dorn in der Pfote
aus der Brombeerhecke. Er kommt jaulend zurück zu der „Eins,
zwei, drei für mich“-Stelle an unserer hinteren Veranda, wo unsere Enkelkinder Verstecken spielen, und macht ein Gesicht als
wolle er sagen: „Ich weiß nicht genau, wie es passiert ist, aber
ich weiß, daß ich es verdient habe und ich verspreche, daß ich
nie mehr dahingehen werde.“
Risiko
Wenn man zu den Hauptflugzeiten einen größeren Flughafen anfliegt,
sieht man oft andere Flugzeuge in der Nähe. Es kommt sogar vor, daß
zwei Maschinen gleichzeitig auf parallel liegenden Rollbahnen landen. Die Passagiere beten dann gewöhnlich, daß die Fluglotsen wachsam sind. Tatsächlich sind Sie wachsamer, wenn dichter Flugverkehr
herrscht.
Wir sind uns nicht bewußt, daß wir bei geringem Flugaufkommen am
meisten gefährdet sind. Fluglotsen sind eine besondere Gattung. Sie
sind Angehörige einer risikofreudigen Kultur und suchen das Risiko.
Um dieses Phänomen zu erklären, stellen Sie sich eine richtige Katze
vor. Sie kann mehr als 18 Stunden pro Tag schlafen, aber jeden Moment hellwach aufspringen. Ein Hund mag eine Katze als faul ansehen, aber aus dem Tiefschlaf kann eine Katze einen halben Meter in
die Luft springen. Es gibt Cracks unter den Sportlern, die im Training
nicht gut sind und die man doch in der Mannschaft haben will. Für sie
bietet das Training keinen Anreiz zu Höchstleistungen. Eine Katze ist
in Höchstform, wenn das Risiko am größten ist. Ein Hund vermeidet
solchen Druck. Michael Jordan will immer kurz vor Spielende im Besitz des Basketballs sein. Beim Eishockey gilt dies für Wayne Gretsky; er
36
© Synergeia Köln 2006
Der Weg zum Charisma
will den Puck vor seinem Schläger haben, wenn es auf den Schlußpfiff
zugeht. Michael sagt, er hat mehr Spiele verloren als gewonnen, indem
er den letzten Korbwurf gemacht hat. Wayne predigt scherzhaft, man
könne keinen Schuß vorbeischlagen, den man nicht versucht.
Hundespieler geben ab. Katzenspieler schießen.
Athleten, die aus dem aktiven Sport abgetreten sind, spielen oft Golf,
um dort ihren Nervenkitzel zu befriedigen. Es ist nicht nur das Golfspiel, es sind die damit verbundenen Wetten und das damit verbundene finanzielle Risiko, die sie in Spannung versetzen.
Charisma
w
w
Eine Katze wird charismatisch
Wenn ich einen hohen Grad an Verantwortung trage und in meiner
Position erfolgreich bin, agiere ich höchstwahrscheinlich von dem
Katzenteil in mir aus. (Wenn ich hohe Verantwortung habe und ich
in meiner Position nicht erfolgreich bin, muß ich den Katzenanteil in
mir vergrößern.)
© Synergeia Köln 2006
37
1-15
w
w
Unser höchstes Ziel als Kommunikator ist, unser Charisma zu erhöhen.
Wir möchten, daß unsere Sichtweise bei den Leuten besser ankommt.
Wie erreichen wir den Charisma-Quadranten? Es hängt davon ab, wo
ich mich auf der diagonalen Linie des Verantwortungsgrades befinde.
Hier werden zwei Wege zum Charisma angeboten. Überlegen Sie beim
Lesen, welcher Weg für Sie der geeignete ist.
1-16
Charisma: 1 Meine Hundemarke
Katze / Stellung
„+“
Hund /
Person
„+“
„–“
„–“
Damit die Katze charismatisch wird, muß sie den Weg über die Hundeeigenschaften nehmen.
Katze / Stellung
„+“
Hund /
Person
„+“
„–“
„–“
Katzen werden charismatisch,
indem sie ihren Hundeanteil erhöhen.
38
© Synergeia Köln 2006
Umgang mit Hunden
Hundeartigkeit
Hunde wünschen sich Rapport und Vertrauen – dies ergibt sich oft
automatisch, wenn der Hund fühlt, daß man sich um ihn kümmert
und ihn schätzt. Hunde suchen sich Führungspersönlichkeiten, die
aufrichtig, echt und authentisch sind. Hunde fühlen sich gut aufgehoben, wenn man folgendes macht:
• Persönliche Beziehungen verbessern; Sie sollten wissen, was in ihrem
privaten Leben wichtig ist.
» Hören Sie gut zu – seien Sie dabei voll anwesend und halten Sie
den Blickkontakt aufrecht.
» Notieren Sie sich Geburtstage und gratulieren Sie oder machen
kleine Geschenke.
» Bringen Sie in Erfahrung, was für Ihre Mitarbeiter in deren Welt
wichtig ist und erkundigen Sie sich danach.
• Behandeln Sie Ihre Mitarbeiter eher wie Kollegen.
• Werden Sie sich der Beiträge anderer Personen bewußt und zeugen
Sie dafür gefühlsbetonte Anerkennung.
• Anstatt etwas zu befehlen, bitten Sie nach Möglichkeit um einen
„Gefallen“.
• Seien Sie weniger förmlich in Ihrer Sprache, Kleidung und Haltung.
Das Verhalten, das Sie besonders entwickeln sollten, ist die sogenannte „Zugänglichkeit“. Eine der besten Möglichkeiten zu verstehen, wie
wichtig ein zugängliches Verhalten ist, ergibt sich bei der Beobachtung
von Entscheidungsprozessen. Ein Entscheidungsprozeß gliedert sich in
die Phasen
• Informationen sammeln
• evaluieren
• entscheiden.
© Synergeia Köln 2006
39
Charisma: 1 Meine Hundemarke
So übt man als Katze Zugänglichkeit
Als Katze muß man vorsichtig sein, denn der Informationsfluß von
seiten der Untergebenen könnte vielleicht nicht detailliert genug sein.
Als jemand mit einer glaubwürdigen Stimme13 (dies trifft besonders auf
Männer zu) hat Ihre entschiedene Haltung klare Vorteile in der Evaluierungs- und Entscheidungsphase des Entscheidungsfindungsprozesses.
Als Untergebener müssen Sie vorsichtig sein, wenn Sie dieses Stimmuster haben, denn Ihr Vorgesetzter könnte sich Sorgen machen, daß Sie
ihn aus seiner Position verdrängen wollen. Wenn Sie erst einmal selbst
Vorgesetzter sind, eignen sich die nonverbalen Aspekte Ihrer normalen
Art zu sprechen besser für die Kommunikation mit Ihren Mitarbeitern.
Ihre Untergebenen haben aufgrund Ihres glaubwürdigen Stimmusters
normalerweise den Eindruck, daß sie zu viel von Ihrer Zeit und Geduld
in Anspruch nehmen. Als Vorgesetzter mit glaubwürdigem Stimmuster möchten Sie die gute Beziehung zu Ihren Untergebenen pflegen,
indem Sie die Sachebene klar von den betroffenen Personen trennen.
Es ist akzeptabel und effektiv, auf ein Blatt Papier zu schauen und eine
glaubwürdige, ja sogar eine lautere Stimme zu benutzen, aber wenn Sie
sich wieder dem Untergebenen zuwenden, stellen Sie sicher, das Ihr
Blickkontakt von einer sanfteren Stimme begleitet wird.
So üben Sie das zugängliche Stimmuster:13
• Nicken Sie beim Sprechen rhythmisch mit dem Kopf
» Gegen Ende Ihrer Worte sollte der Kopf hochgehen
» Halten Sie den Kopf oben und ruhig, bis die letzte Silbe verklungen ist
» Bewegen Sie den Kopf schweigend zurück in die normale Position
Es könnte hilfreich sein, daß Sie so tun, als seien Sie sehr glücklich.
Die tiefe Atmung aus dem Bauch heraus, die mit einem Lächeln einhergeht, ruft die zugängliche Wirkung hervor. Wenn Sie erst einmal
das Pollyanna-Syndrom haben,14 müssen Sie die Liebenswürdigkeit in
Ihrer Stimme auf ein natürlich wirkendes Maß zurückschrauben.
40
© Synergeia Köln 2006
So wird man als Hund charismatisch
Die anderen Verfeinerungen sind:
• Stehen Sie so, daß die Zehenspitzen etwas nach außen zeigen
• Das Gewicht ist so verteilt, daß es mehr auf einem Bein
liegt
• Winkeln Sie die Unterarme an den Ellbogen ab, die Hände berühren sich locker vor dem Körper, Unterarme parallel
zum Boden
• Die Handflächen zeigen nach oben
• Unterarme und Hände bewegen sich im Rhythmus mit dem Kopf.
Die Hände beschreiben oft Kreise. Dies wiederholt sich als Muster.
Katze / Stellung
„+“
Hund /
Person
„+“
„–“
„–“
© Synergeia Köln 2006
41
w
w
Hunde werden charismatisch
Wenn ich beruflich nicht viel Verantwortung habe und erfolgreich arbeite, handele ich höchst wahrscheinlich als Hund. (Wenn ich nicht
viel Verantwortung habe und nicht erfolgreich arbeite, muß ich mehr
Hundequalitäten zeigen, um normal zu erscheinen.)
1-17
1-18
Charisma: 1 Meine Hundemarke
Um als Hund Charisma zu erwerben, muß man durch die Katzenposition gehen.
Katze / Stellung
„+“
Hund /
Person
„+“
„–“
„–“
Hunde werden charismatisch,
indem sie ihren Katzenanteil erhöhen.
Katzenartigkeit
Katzen suchen Produktivität und Effizienz. Diese Charakterzüge hängen oft damit zusammen, daß Katzen große Herausforderungen lieben,
wo sie sich beweisen können. Katzen suchen kompetente und entscheidungsfreudige Führungskräfte, die gewillt sind, die Katzen abzuschirmen, damit diese ihre Arbeit tun können.
Katzen fühlen sich durch folgende Aktivitäten ermächtigt und gefordert. Wenn Sie
• die Arbeitsbeziehungen betonen, die Struktur der Hierarchien genau kennen und die zuständigen Stellen um Genehmigung bitten.
42
© Synergeia Köln 2006
So trainiert ein Hund Glaubwürdigkeit
(In einer extremen Katzenwelt werden zunächst vollendete Tatsachen geschaffen und dann wird gewartet, um gegebenenfalls um
Verzeihung zu bitten.)
» auf das Organisationsdiagramm und Flußdiagramm der hierarchischen Struktur Bezug nehmen
» um die Werte der Firma wissen und sich beim Reden darauf beziehen
• wissen, was bestimmte Abteilungen zum Gesamtwohl beitragen und
dies auch tatsächlich sprachlich anerkennen
• versuchen, fair zu sein:
» anstatt jede Situation individuell zu bewerten, eine klare Linie im
Management zeigen
» Konsequenzen ankündigen, bevor sie durchgesetzt werden
» Respekt höher bewerten als Beliebtheit
• in Ihrer Sprache, Kleidung und Verhalten eher förmlich sind.
Das Verhalten, das Sie entwickeln sollten, ist die „Glaubwürdigkeit“.15
(Mehr hierzu auf S. 107-112 und 129-133) Wie bereits erwähnt, kann
man sehr leicht erkennen, wie wichtig die Glaubwürdigkeit ist, wenn
man den Kommunikationsverlauf im Entscheidungsfindungsprozeß
beobachtet, der sich in die Phasen Informationen Sammeln, Bewerten
und Entscheiden gliedert.
So übt man als Hund Glaubwürdigkeit
Wenn Ihr Stimmuster eher zugänglich ist – und erinnern Sie sich, statistisch gesehen ist der Frauenanteil in dieser Kategorie höher – dann
seien Sie sich bewußt, daß Ihre Talente beim Sammeln der Informationen im Entscheidungsfindungsprozeß oft sehr geschätzt werden. Zu
Beginn des Entscheidungsfindungsprozesses steht die Person mit dem
zugänglichen Stimmuster oft im Mittelpunkt, bei der alle Informationsfäden zusammenlaufen.
Stellen Sie sich eine Sitzung von fünf Personen vor; vier von ihnen
haben äußerst glaubwürdige Stimmen und eine Person hat eine höchst
© Synergeia Köln 2006
43
Charisma: 1 Meine Hundemarke
zugängliche Stimme. Es gibt eine hohe Korrelation zwischen glaubwürdiger Stimme und Machtposition. Diese vier werden versuchen, sich
gegenseitig zu übertrumpfen. Im Verlauf der Sitzung werden sie oft
die Person mit der zugänglichen Stimme anschauen, während sie eigentlich einem der drei anderen antworten. Die Person mit der zugänglichen
Stimme lehnt sich zu demjenigen, der gerade spricht, fragt nach, um
Unklarheiten zu beseitigen, gibt zustimmende Geräusche von sich und
unterhält aufmerksamen Blickkontakt. Auf diese Weise werden die Informationen hervorgelockt durch die Fähigkeiten der Person mit der
zugänglichen Stimme, zuzuhören, zu moderieren und eine Atmosphäre
der Sicherheit zu schaffen.
Das Ihnen angeborene zugängliche Stimmuster ist unerläßlich in der
Phase des Informationensammelns. Aber bei der eigentlichen Entscheidung bleiben Sie außen vor.
Wenn die Zeit zum Bewerten und Entscheiden kommt, schaut niemand mehr auf die Person mit dem zugänglichen Stimmuster. Diese ist
verwirrt, denn sie ist plötzlich nicht mehr im Mittelpunkt des Machtspiels. Ein Vorschlag, wie Sie dies vermeiden können: Wenn Sie sich
nahe dem zugänglichen Ende des Stimmusterkontinuums befinden, stellen Sie sicher, daß Sie Ihre gesamte Physiologie auf die glaubwürdige
Seite einstellen, sobald der Wechsel vom Informationensammeln zum
Bewerten und Entscheiden erfolgt. Sitzen Sie aufrecht. Kein Lächeln.
Unbewegliche Körperhaltung. Flache (geschäftsmäßige) Stimme.
Indem man zu einer Physiologie wechselt,
die der betreffenden Phase angemessen ist,
behält man seinen Einfluß.
So üben Sie das glaubwürdige Stimmuster:
• Halten Sie den Kopf (das Kinn) 3 - 4 cm höher als normal
44
© Synergeia Köln 2006
Einfluß und Macht
» Gegen Ende Ihrer Worte senkt sich der Kopf
» Halten Sie den Kopf unten und ruhig, bis die letzte Silbe verklungen ist
» In der Sprechpause bewegen Sie den Kopf schweigend zurück in
die Position, die 3 - 4 cm höher als die normale ist.
Jeder Mensch hat beide Stimmuster, aber eines ist dominant. Es kommt
also darauf an, sich zu erinnern, in welchem Kontext man das andere
benutzt. Dann können Sie so tun, als seien Sie in einer entsprechenden
Situation, um das gewünschte Stimmuster zu reproduzieren. Es mag
hilfreich sein, so zu tun, als seien Sie beinahe wütend. Das mit der Wut
verbundende hohe und flache Atmen im oberen Brustkorb wird den
glaubwürdigen Effekt hervorrufen. Wenn Sie die wütende glaubwürdige Stimme auf Wunsch produzieren können, atmen Sie tief aus dem
Bauch heraus, bevor Sie sprechen. Dies wird den Eindruck erwecken,
Sie seien bestimmt und zielbewußt.
Weitere Verfeinerungen sind:
• Stehen Sie so, daß die Zehenspitzen nach vorn zeigen, das Gewicht
gleichmäßig auf beide Füße verteilt
• Winkeln Sie die Unterarme an den Ellbogen ab, die Hände sind
vor dem Körper, Unterarme parallel zum Boden, die Handflächen
zeigen nach unten
• Während des Sprechens können sich die Hände moderat bewegen,
aber am Ende der Aussage sollten sie zusammen mit dem Kopf nach
unten gehen.
Einfluß und Macht
w
w
Charisma strahlen wir dann aus, wenn unsere Hunde uns lieben und
unsere Katzen uns bewundern. Charisma ist eine Mischung aus dem
Hunde- und Katzenanteil in uns. Auf einer höheren Ebene kann man
diese Mischung auch von der Warte des Einflusses und der Macht betrach© Synergeia Köln 2006
45
1-19
1-20
Charisma: 1 Meine Hundemarke
w
w
1-21
ten. Eine charismatische Führungspersönlichkeit wird zunächst alles
daran setzen, von der Warte des persönlichen Einflusses her zu agieren.
Nur wenn es erforderlich ist, wird sie die Macht hervorkehren, die mit
ihrer Stellung verbunden ist. Die diagonale Linie (Verantwortungsgrad
und SEHR) kann auch als Kontinuum von Einfluß und Macht gesehen
werden. Ein Hund lebt nach der Goldenen Regel: Behandle andere so,
wie du selbst behandelt werden möchtest.“ Ein Hund hofft, daß das
eigene Kümmern und Sorgen als Vorbild einen Einfluß auf die anderen
ausüben wird. Eine Katze umschreibt die Goldene Regel humorvoll
mit: „Wer immer das Gold hat, wird regieren.“ Eine Katze erwartet,
daß andere ihr folgen werden, aufgrund der Autorität, die sie hat.
Katze / Stellung
„+“
Hund /
Person
„+“
Kann mit Macht umgehen
„–“
Kann mit Einfluß umgehen
46
„–“
© Synergeia Köln 2006
Wenn man in Ungnade fällt
w
w
Es ist offensichtlich, warum eine Katze, die Macht anwendet,
nicht charismatisch sein kann.
Passiver Widerstand zeigt immer größere Wirkung
als aktive Autorität.
1-22
Ebenso kann ein Hund, der an alles mit Einfluß herangeht, auch nicht
charismatisch sein – wir leben eben nicht in einem idyllischen Paradies – Katzen werden den Einfluß nicht immer respektieren. Es wird
Situationen geben, wo einzelne Personen nicht durch die Anwendung
von Einfluß dazu bewegt werden können, ihren Standpunkt zu ändern.
Wenn es keine Macht gibt, auf die ich zurückgreifen kann, dann wird
mein Einfluß dezimiert und manchmal sogar zerstört. Oft geschieht
die Machtanwendung nicht zum Wohle des Einzelnen, sondern zum
Wohle der Gruppe (ein Thema, das umfangreich genug ist, um in einem eigenen Buch behandelt zu werden. Siehe Michael Grinder Gesunde Gruppen).
© Synergeia Köln 2006
47
w
w
In Ungnade fallen
Obwohl es unser Ziel ist, charismatisch zu sein, ist es ebenso wichtig,
einen Notfallplan zu haben, wenn wir Charisma haben und in Ungnade fallen sollten. Manchmal mag es irgendein Vorkommnis sein,
der den Fall in die Ungnade auslöst. Zu anderen Zeiten mögen es Unterschiede im saisonbedingten Grad der Verantwortung sein, die zum
Auslöser für den Verlust des Charismas werden. Wenn wir Charisma
haben und die Erlaubnis zur Einflußnahme verlieren, dann erhebt sich
die Frage: „In welche Richtung ziehen wir uns zurück – in Richtung
des Katzenquadranten oder in Richtung des Hundequadranten?“
1-23
Charisma: 1 Meine Hundemarke
Katze / Stellung
„+“
Charisma
?
Hund /
Person
„+“
„–“
„–“
Die Antwort hängt von dem Grad der Verantwortung ab, den ich in
der Organisation trage.
Katze / Stellung
Charisma
„+“
rtu
tw
o
„+“
„–“
Ve
ra
n
Hund /
Person
ng
sg
ra
d
?
?
„–“
Je mehr Verantwortung ich habe, desto angebrachter ist es, mich in den
Katzenquadranten zurückzuziehen. Wenn ich als Katze / von meiner
Stellung her handele, arbeiten die Personen in meinem Umfeld besser.
48
© Synergeia Köln 2006
Rückzug auf die Katzen- oder Hundeposition
Katze / Stellung
Charisma
Hund /
Person
„+“
„+“
„–“
„–“
Je weiter unten ich mich in der Organisation befinde, desto angebrachter ist es, mich in den Hundequadranten zurückzuziehen.
Katze / Stellung
„+“
Hund /
Person
„+“
„–“
„–“
© Synergeia Köln 2006
49
Charisma: 1 Meine Hundemarke
w
w
1-24
1-25
Kommunikationsmodelle
Sowohl der Hund wie auch die Katze glauben, daß Beziehungen den
Schlüssel zum Erfolg bilden. Aber für Hunde ist das eher ein persönliches Modell, während es für Katzen ein Businessmodell ist. Sie definieren Beziehungen sehr unterschiedlich.16
Persönliches Modell (Hund)
Stellungsmäßiges Businessmodell
- gleichberechtigt
- hierarchisch
- persönliche Beziehungen
- klar verteilte Rollen und Funktionen
- Rapport
- Rollen
- Vertrauen
- Aufgaben / klare Zielvereinbarungen
- Freundschaft
- Führung
- nach innen gerichtet
- nach außen gerichtet
- handelt nach Gefühl
- handelt nach verifizierbaren Daten
- möchte gefallen
- möchte respektiert werden
- Wärme
- Arbeitsgruppe
- sucht Unterstützung
- sucht Fairneß / Verantwortungs-
(Katze)
bewußtsein
- zeigt Mitgefühl
- gibt Feedback
- gibt emotionale Unterstützung
- gibt professionelle Unterstützung
- bittet um Gefallen
- verlangt Verantwortungsbewußtsein
- kompromißbereit
- zielstrebig, bleibt bei seiner Linie
- berät
- fungiert als Coach
- Annahmen basieren auf Inter-
- Annahmen basieren auf Fakten
und Daten
pretationen
- unstrukturiert
- strukturiert
- psychologische Betrachtungsweise
- arbeitstechnische Betrachtungsweise
Eine charismatische Führungspersönlichkeit mischt beide Modelle.
Der große Erforscher der Antarktis, Ernest Shackleford, mischte die
Autorität seiner Position mit seiner Charakterstärke, um alle seine
50
© Synergeia Köln 2006
Zwei Definitionen von “Beziehung”
Männer zu retten. Der Film „Master and Commander – Bis ans Ende
der Welt“ mit Russell Crowe zeigt ein ähnliches Porträt.
Wenn ein Hund von der Notwendigkeit spricht, zu Angestellten und
Untergebenen gute Beziehungen zu unterhalten, beschwört er Bilder
von „Rapport“ und „Nähe“, während eine Katze unter guten Beziehungen die „Arbeit an sich“ und „sich in eine gemeinsame Richtung
bewegen“ versteht. Dieses Kapitel zwingt uns dazu, noch einmal zu
überdenken, was mit „Beziehungen“ gemeint ist. In unserer Beschäftigung mit Kommunikation verstehen wir, daß ein Hund persönliche
Beziehungen sucht, während eine Katze Beziehungen im Rahmen des
Arbeitsumfelds definiert. Wir müssen also für unsere Zwecke den Begriff „Beziehungen“ erweitern. Amerikaner haben etwa 17 Verwandtschaftsbezeichnungen (Mutter, Vater, Bruder, Schwester, Tante, Onkel,
Cousine, Großvater ...). Demgebenüber haben die Arunta, ein Stamm
der australischen Ureinwohner, mehrere hundert Unterscheidungen.17
Handle, wie deine Stellung es verlangt
Schon bald merkte ich jedoch, daß beim Kunstexerzieren der
rechte Schwung fehlte. John hatte Probleme mit seiner Freundin. ... Ich wollte die Führung des Teams einem anderen übertragen ... Aber John beteuerte, er sei der Aufgabe gewachsen.
... Wir gewannen mit meinem Team den ersten Preis im Schulexerzieren, aber wir verloren beim Kunstexerzieren. ... Ich ärgerte mich, vor allem über mich selber. Ich hatte mich falsch
verhalten, gegenüber dem Kunstexerzierteam und gegenüber
John ...
An diesem Tag lernte ich eine Lektion, aus der ein Kadett in
der grauen Exerzierhalle eines Colleges ebenso Nutzen ziehen
kann wie ein Vier-Sterne-General im Pentagon. Die Befehlsgewalt haben heißt, Entscheidungen zu treffen, ganz gleich,
© Synergeia Köln 2006
51
Charisma: 1 Meine Hundemarke
wie schmerzlich sie sein mögen. (Hervorhebung hinzugefügt)
Wenn die Situation verfahren ist, bringe sie in Ordnung. Dafür wird dir jeder dankbar sein, der unter ihr zu leiden hat.
Bei einem Exerzierwettbewerb unter College-Studenten habe
ich gelernt, daß man auf die Gefühle eines einzelnen keine
Rücksicht nehmen darf, wenn dadurch der Auftrag gefährdet
wird oder die Mehrheit darunter leidet. (Hervorhebung hinzugefügt) Viele Jahre später hatte ich auf meinem Schreibtisch
im Pentagon einen Spruch unter Glas, der diese Wahrheit unmißverständlich zum Ausdruck brachte: »Verantwortung tragen
heißt manchmal auch, Leuten Bescheid zu stoßen.«
Colin Powell18
Soweit die kostenlose Probe. Sie werden sicher gemerkt haben, wieviel
für Ihre persönliche Entwicklung in diesem Buch steckt.
Hier geht’s zur Bestellung:
www.FuehrungDurchCharisma.de
52
© Synergeia Köln 2006
Erfolgstrainer Michael Grinder hat in 25 Jahren Fortbildungstätigkeit in drei Kontinenten viele tiefe Einsichten entwickelt, die
er in seinen Seminaren und Büchern weitergibt. In diesem Buch
hier legt er zum ersten Mal seine erstaunliche Fähigkeit offen,
andere Personen zu lesen, d. h. Aussagen zu machen, von
denen die Person intuitiv weiß, daß sie zutreffen, über die sie
aber in den meisten Fällen noch nie nachgedacht hat. Dies ist
ein Mittel, um selbstbewußte Katzen anzulocken und für sich zu
gewinnen. Grinders Analogie aus dem Tierreich hilft uns, im
Umgang mit verschiedenen Persönlichkeiten den richtigen Ton
und den richtigen Draht zu finden. Zusammen mit den zu
diesem Buch gehörenden und im Internet erhältlichen Arbeitsblättern haben Sie hier den kompletten Werkzeugkasten vor
sich, sich selbst zu einer charismatischen Führungspersönlichkeit zu entwickeln.
ISBN 3-931976-07-6