anklicken - Kirchenkreis Köniz

Monatslieder 2016
der reformierten Kirchenkreise
Köniz, Liebefeld, Schliern
Die Kirchenkreise Köniz, Liebefeld und Schliern haben seit 2015 ein gemeinsames
Monatslied, das jeweils in allen Gottesdiensten eines Monats gesungen wird. Alle
Texte und Melodien der Lieder für das Jahr 2016 stammen aus den letzten
Jahrzehnten.
Januar
260 Gott hat das erste Wort
Text: Markus Jenny 1970 nach "God heeft het eerste woord" von Jan Wit (1959) 1965
Melodie: Gerard Kremer (1959) 1965
Gottes Schöpferwort trägt durch alle Zeiten der Welt und des Menschenlebens und eröffnet
Hoffnung, die an den Grenzen der Zeit nicht Halt macht. Auf diesem weiten Ausblick liegt der
Akzent des Liedes aus dem niederländischen „Liederfrühling“, das als Nr. 1 das Katholische
Gesangbuch von 1998 eröffnet. Die Melodie besteht aus kirchentonartlich anmutenden
Wendungen, wie sie für das Melodieschaffen des mittleren 20. Jahrhunderts kennzeichnend
sind.
Februar
703 Du bist der Weg, Herr, du bist das Licht
Text: Anna Martina Gottschick 1966
Melodie: Rolf Schweizer 1973
An die „Ich-bin-Worte“ des johanneischen Jesus und andere markante Bibelzitate schließen
sich die Bitten um den äußeren und den inneren Frieden an, in knappe und gegenwartsnahe
Sprache gefasst. Die Melodie ist hauptsächlich durch unterschiedliche Dreiklangsmotive
geprägt, die sie jedoch zu ungewohnten und überraschenden Wendungen kombiniert.
März/Passion (bis Karfreitag)
457 Was ihr dem geringsten Menschen tut
Text: Herbert Schaal (1968) 1972
Melodie: nach einem isländischen Volkslied
Jesu Passion ist die letzte Konsequenz seiner Solidarität, der Solidarität Gottes selbst mit den
Leidenden und Wehrlosen. Darin liegt der Trost seines Kreuzes: dass uns das Leiden nicht von
Gott trennt. Und darin liegt auch die Forderung an uns und unseren Umgang miteinander. Zur
schlichten Alltagssprache des Liedtextes tritt eine ebenso schlichte Melodie, die mit ihrem
geringen Umfang, dem regelmäßigen Rhythmus und den wiederholten musikalischen
Elementen rasch zu erlernen ist.
April/Ostern (ab Osternacht)
487 Das könnte den Herren der Welt ja so passen
Text: Kurt Marti 1970
Melodie: Peter Janssens 1970
Als „anderes Osterlied“ bezeichnet Kurt Marti dieses aus einem Gedicht in freien Rhythmen
entstandene Lied. Als Osterlied singt es von Tod und Auferstehung, aber der Tod ist nicht nur
das physische Lebensende, sondern die Bedrohung und Minderung des Lebens durch
ungerechte Herrschaft. Auferstehung bedeutet darum das Aufstehen, den Aufstand gegen
solche Herrschaft „mit dem Tod“. Die Melodie verwendet die Töne der alten Osterleise „Christ
ist erstanden“ (RG 462) und fügt sie in den Marschrhythmus eines Protest- und Kampfliedes.
Mai (auch Konfirmationen)
249 Erd und Himmel sollen singen
Text: Paul Ernst Ruppel 1956/1970 nach dem Hymnus "Corde natus ex parentis", 4. Jh.
Melodie: Paul Ernst Ruppel 1956 nach dem Spiritual "Singing with a sword in my hands,
Lord"
Der weite Kosmos und die kleine Menschenwelt stimmen zusammen ins Gotteslob ein. Ein
Text, der auf einen altkirchlichen Hymnus zurückgeht, und eine Melodie, die aus einem
schwarz-amerikanischen Spiritual abgeleitet ist, treffen in einem unbeschwert fröhlichen Lied
zusammen, das nicht zu schnell und wenn möglich mit „swingenden“ triolisierten Achteln
gesungen werden sollte. Die an Dreiklang und Pentatonik orientierte Melodie lädt zu allerhand
improvisatorischer Entfaltung ein.
Juni
862 Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn
Text: Diethard Zils und Christoph Lehmann 1983 nach Maria Pilar Figuera Lopez 1965
Melodie: Cristobal Halffter i Jiménez 1965
Das ist die Kernaufgabe der christlichen Kirche: Den Anbruch der Gottesherrschaft zu
verkünden, um die wir in der 2. Bitte des Unser Vater beten: „Dein Reich komme“. Frieden,
Licht und Liebe kommen aber nicht im Triumphzug, sondern „durch Leid und Entbehrung“.
Gegenüber dem spanischen Original verschiebt der deutsche Text das Gewicht etwas: Die
Ankündigung wird konkret im „Weg der Gerechtigkeit“, den wir mit Gottes Hilfe gehen sollen.
Die Melodie bringt einen eigenen Klang ins Gesangbuch und ist mit ihrer folkloristischen
Rhythmik und den großen Sprüngen etwas gewöhnungsbedürftig, doch prägt sie sich dadurch
auch umso besser ein.
Juli
731 Ich will dem Herren singen
Text: Arno Pötzsch 1951
Melodie: Erna Woll 1959
Barocker Habitus bestimmt sowohl Text wie Melodie dieses Liedes, dem man seine
Entstehungszeit kaum anmerkt – als ob es die Nöte und Unsicherheiten seiner Gegenwart
hinter dem unbekümmerten Lobgesang verbergen oder doch entkräften möchte.
August (auch Platanen-, Wald- und Schulbeginn-GD)
535 Meinem Gott gehört die Welt
Text: Arno Pötzsch 1934/1949
Melodie: Christian Lahusen 1948
Der Gedanke an Gottes Schöpfermacht ist der Ausgangspunkt für ein Vertrauenslied in
kunstvoll schlichter Formulierung, an ein Kinderlied gemahnend. Ebenso schlicht wirkt, trotz
ihrem konsequenten Bauplan, die Melodie.
September
841 Gott gab uns Atem, damit wir leben
Text: Eckart Bücken 1982
Melodie: Manfred Schlenker 1983
Glaube ist nicht nur geduldiges Gottvertrauen. Aus ihm erwächst die Kraft, die Welt auf Gottes
Willen hin zu verändern. Diese Gedanken sind in der zweiten Hälfte des vergangenen
Jahrhunderts auch bis ins geistliche Lied gelangt, in diesem Fall mit der Aussage, dass Gottes
Schöpfungsgaben – unsere Sinnen und Glieder – zugleich Aufgaben in sich bergen. Die
Melodie orientiert sich anders als diejenigen vieler Lieder aus jenen Jahren nicht an Modellen
populärer Musikstile, sondern geht einen eigenen Weg zwischen Aufruf und Nachdenklichkeit.
Oktober
833 Komm in unsre stolze Welt
Text: Hans Graf von Lehndorff 1968
Melodie: Manfred Schlenker 1982
Die Welt ist nicht so, wie sie sein sollte, wie sie Gottes Willen entspräche. Gott scheint
abwesend. Der adventliche Ruf „Komm“ drückt die Sehnsucht nach seinem Wirken in der Welt
aus, von Strophe zu Strophe näher heranrückend, bis hinein ins Herz. Die Melodie ist in einer
besonderen Sequenztechnik komponiert: Die versetzt wiederholten Elemente erleichtern das
Erfassen trotz der eigenständigen Gestaltung.
November (ohne 1. Advent)
701 Wir sind dein Eigentum, wir sind in deinen Händen
Text: Hans-Georg Lotz 1962
Melodie: Hans-Georg Lotz 1962
Die an Kinderlieder gemahnende schlichte Melodie lässt zusammen mit der ersten Strophe den
Eindruck eines friedlichen, von Gottes Fürsorge getragenen Lebens entstehen. Zweite und
dritte Strophe sprechen aber die Konflikte aus, die uns unsere Angewiesenheit auf diese
Fürsorge erfahren lassen. Die vierte kehrt zum vollen Vertrauen der ersten zurück. Erst sie
spricht Gott ausdrücklich und direkt an. Das Lied deutet an, dass Gottvertrauen auf einem
konfliktreichen Weg erst gesucht werden muss.
Advent/Weihnachten (ab 1. Advent)
379 Die Nacht geht zu Ende
Text: Hubert Sidler 1990 / Markus Jenny 1991 nach Huub Oosterhuis 1967
Melodie: Bernard Maria Huijbers 1976
Unterschiedliche Bilder, in denen biblische Autoren ihre Erwartung eines großen Umschwungs
der Weltgeschichte ausgedrückt haben, vereinigen sich hier in einer Art Bildteppich, zu dem
die aus wenigen wiederholten und versetzten Motiven gebildete Melodie den Hintergrund
liefert.
Kurzkommentare: Andreas Marti. Solche Kommentare zu allen Liedern und Gesängen des
Reformierten Gesangbuchs sind im Internet zu finden unter:
http://liturgiekommission.ch/customer/files/12-02_Kurzkommentar.pdf