Jahrespressekonferenz des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins von 1888 Freitag, 15. Januar 2016, 11.30 Uhr Teilnehmer: Konrad Adenauer (Vorstand), Thomas Tewes (Hauptgeschäftsführer), Anton Neuberger (GF Immobilien GmbH) Es muss endlich etwas passieren Aufforderung an Politik und Verwaltung: Agieren statt Reagieren In eigener Sache Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein hat bei den Mitgliederzuwächsen sein bestes Jahr seit 20 Jahren eingefahren. 1557 neue Mitglieder konnte der Verein im vergangenen Jahr begrüßen. Damit hatte der Verein am 31.12.2015 die stattliche Anzahl von 26.352 Mitgliedern. Mit über 15.000 persönlichen Beratungen vor Ort in den vier Geschäftsstellen (Porz, Erftstadt, Pulheim) hat der Verein darüber hinaus ständige Einsicht in die Probleme der privaten Hauseigentümer. Der Verein hat es sich auf Kommunal- und Landesebene zur Aufgabe gemacht, Missstände aufzuzeigen und Lösungsmöglichkeiten anzubieten. Vor allem in der Wohnungspolitik macht der Verein seit langer Zeit konkrete Vorschläge und erwartet von Politik und Verwaltung gleichermaßen, sich mit diesen auseinandersetzen. Wohnungspolitik Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass wir in Köln zu wenige Wohnungen haben. Es ist zu begrüßen, dass sowohl Verwaltung und Politik sich dazu bekannt haben, den Wohnungsbau in Köln zu befördern. Im Wahlkampf hat noch jede Partei für sich in Anspruch genommen, das Thema Wohnen zum „Thema Nr. 1“ zu machen. Aus Sicht des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins folgen den Worten aber nicht die notwendigen Taten. Mit Worten allein werden keine Wohnungen gebaut! Es müssen Aktionen folgen, und zwar schnell. Flächenpolitik Lange, viel zu lange, wurde in Köln das Ziel ausgegeben, zusätzlichen Wohnungsbau ausschließlich durch Innenverdichtung bewerkstelligen zu können. Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein hat schon immer darauf hingewiesen, dass eine prosperierende und wachsende Stadt wie Köln auch neue Wohnungsbauflächen ausweisen muss. Leider ist das in nicht ausreichendem Maße geschehen und vor allem wurden nicht die dazugehörenden Investitionsmaßnahmen eingeleitet. Dass es mit einem neuen Stadtteil Kreuzfeld nicht getan ist zeigt allein die Tatsache, dass hier nur 2.100 Wohneinheiten zu verwirklichen seien. Köln braucht jedoch bis zu 6.000 neue Wohnungen jährlich. Erweiterung von bestehenden Siedlungsrändern Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein setzt sich hier vor allem für eine Erweiterung von bestehenden Siedlungsrändern ein. Dies hat im Vergleich zur Ausweisung von gänzlich neuen Stadtteilen mehrere Vorteile. Zum einen kann teilweise auf eine schon bestehende Infrastruktur zurückgegriffen werden. Stadtteilzentren müssen nicht erst neu erfunden werden, sie gibt es schon. (s. unter anderem auch Einzelhandelskonzept der Stadt Köln). Für die zukünftigen Bewohner stellt ich zudem schneller eine Identifikation mit dem Ort ein, in dem sie zu wohnen gedenken. 1 Infrastuktur VOR Wohnungsbau erweitern Nichtdestotrotz wird es immer notwendig sein, die Infrastruktur zu ergänzen und zu erweitern. Dies muss jedoch VOR dem Wohnungsneubau geschehen und nicht erst danach. Straßen müssen gemäß der neuen Wohnungseinheiten bereits gebaut werden, Nahversorgungseinrichtungen geplant und die Kindergarten- und Schuleinrichtungen verwirklicht werden. Denn wenn die Menschen ihr Heim beziehen, dann besteht der Bedarf an Infrastruktur sofort. Was passiert, wenn man die Infrastruktur nachzieht, lässt sich sehr gut am Bespiel Zündorf-Süd ablesen. Hier sind über 2.500 neue Wohneinheiten geplant, und das seit Jahren. Gebaut ist so gut wie nichts davon, da es massiv an Infrastruktur fehlt. Planen allein reicht also nicht aus, die Stadt muss Vorarbeit leisten. Dass dies mit erheblichen Geldmitteln verbunden ist, steht außer Frage. Aber es sind Investitionen in die Zukunft von Köln, und die müssen getätigt werden. Agieren statt Reagieren Viel zu wenig macht die Stadt daher von ihrer Möglichkeit des Agierens Gebrauch. Änderungen im Flächennutzungsplan finden ausschließlich als Reaktion statt. Eine vorausschauende Planung der nächsten 20 Jahre ist hier nicht zu erkennen. Investitionsklima erhalten Wohnungsbau kommt also nicht von selbst. Dieser kommt vornehmlich von privaten Investoren, und diese brauchen ein entsprechendes Investitionsumfeld, um tätig werden zu können. Aber auch im Bestand gibt es viel Arbeit, vor allem bei der Modernisierung von Wohnraum. Der Kölner Wohnraum liegt zum größten Teil in privatem Besitz. Laut BBSR (Bundesinstitut für Bau-,Stadtund Raumforschung) ist der durchschnittliche Privatvermieter 59 Jahre alt, mehr als die Hälfte hat nur eine Mietwohnung (vornehmlich in WEG) und erzielen mehrheitlich Einnahmen unter 1.000 Euro pro Monat. Diese Eigentümer zielen nicht auf Rendite, sondern auf den Erhalt ihres Eigentums. Politische Entscheidungen sind auch dahingehend zu treffen, dass das Vermieten für diese Gruppe nicht unmöglich wird. Soziale Erhaltungssatzung Der Rat der Stadt Köln hat die Verwaltung beauftragt zu prüfen, ob in Köln „Soziale Erhaltungssatzungen“ eingeführt werden müssen. Dabei wurde dieser Prüfauftrag ergebnisoffen formuliert. Verhindert werden soll mit solchen Satzungen die Gentrifizierung eines Stadtteils. Als Ursache von Gentrifizierung steht vornehmlich die „Luxussanierung“ von Wohnhäusern im Verdacht. Dabei muss ausdrücklich festgehalten werden, dass das Wort Luxussanierung weder inhaltlich noch rechtlich definiert ist. Soziale Erhaltungssatzung ein städtebauliches Mittel Als Grund für die Einführung werden vor allem gerne Städte wie Berlin oder München genannt, die solche Satzungen „erfolgreich“ anwenden. Fakt jedoch ist, dass es eine Erfolgskontrolle in den Städte jedoch nicht gibt. Als Erfolg wird lediglich die Anzahl der abgearbeiteten Fälle genannt. Ob jedoch eine Soziale Erhaltungssatzung im Stande ist, einen Stadtteil „sozial zu erhalten“, kann nicht beantwortet werden. Festzuhalten ist auch, dass die Soziale Erhaltungssatzung ein städtebauliches Mittel ist und nicht dem individuellen Mieterschutz dient. Verein gegen die Einführung Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein spricht sich daher vehement gegen die Einführung von Sozialen Erhaltungssatzungen aus, da zum einen ihre Wirksamkeit in Frage steht, zum anderen aber viele Ziele auch mit schon existierenden Mitteln zu erreichen sind. Die Miethöhe wird über die Kappungsgrenze und die Mietpreisbremse geregelt und schon jetzt zeigt sich, dass die Mietpreissteigerungen abnehmen. 2 Die Kündigung wegen Eigenbedarfs nach der Umwandlung von einer Miet- in eine Eigentumswohnung ist per Gesetz auf 8 Jahre ausgesetzt. Und die Zweckentfremdungsverordnung verhindert die Umwandlung von Wohn- in Gewerberaum. Weitere Forderungen Themen, die der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein seit langer Zeit immer wieder anmahnt, sind u.a. - Wiederbelebung des Baulückenprogramms, - Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für Investoren des Wohnungsbaus (Wohnungsbauloste), - Beschleunigung von Baugenehmigungsverfahren, - Erleichterung von Dachgeschossausbauten durch Verzicht auf die Stellplatzabgabe. All dies sind Themen, denen sich die Politik schon mehrfach positiv gegenüber geäußert hat. Allein: geschehen ist seit Jahren nichts. Köln muss endlich handeln! Preisspiegel Der Preisspiegel des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins zur Entwicklung der Preise bei Eigentumswohnungen im Bestand basiert sowohl auf einer umfangreichen, eigenen Datenbasis als auch auf Auswertungen dritter Marktteilnehmer und des Internets. Er zeigt das Preisniveau zu einem bestimmten Stichtag der zurzeit am Markt verfügbaren Immobilien auf. Preisniveau Nach wie vor sind der engere Westen und Süden Kölns beliebteste Wohnorte und zeigen damit auch das höchste Preisniveau der Stadt auf. Hier liegen die Quadratmeterpreise schnell über 4.000 €. Auf hohem Niveau schließen sich die Gebiete im weiteren Westen und Süden an. Vor allem der Kölner Norden als auch das gesamte Rechtsrheinische bis auf Deutz zeigen mit erheblichem Abstand ein Preisniveau um die 2.000 €/qm auf. Veränderungen Im Gegensatz zu den Vorjahren ist zu beobachten, dass die Zuwachsraten erheblich abgenommen haben. Lagen Sie vormals noch hauptsächlich im zweistelligen Bereich, so sind sie jetzt eher die Ausnahme geworden. Nichtsdestotrotz sind steigende Preise zu beobachten. Aufgrund der Zuwächse auch in den preisgünstigeren Gegenden ist festzustellen, dass viele Kaufwillige ihren Suchhorizont erweitert haben und durchaus auch Käufe im Norden oder im Rechtsrheinischen in Betracht ziehen. Dies zeigt, dass die Bereitschaft zur Zahlung hoher Quadratmeterpreise begrenzt ist. Grafiken sowie die Tabelle sind auch im Pressebereich unter www.koelner-hug.de/download erhältlich. 3
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