Standpunkt Standpunkt Wie mittelständische Medizintechnikunternehmen die Krise schultern Vorsprung Medizintechnik Branchenmonitor von SPECTARIS – Fachverband Medizintechnik Ausgabe 02/2009 „Unserem Unternehmen geht es nach wie vor gut – trotz Krise.“ Ludolf Schmitz, Geschäftsführer von Schmitz u. Söhne Zwar verzeichnet auch unser Unternehmen leichte Exportrückgänge, der Geschäftsverlauf ist jedoch stabil. Wir rechnen im nächsten Jahr mit einer auf Wachstum ausgerichteten Entwicklung. Gesundheit ist ein hohes Gut und wird es auch in Zukunft bleiben. In der Krise setzen wir darauf, dass unsere Innovations-Pipeline gut gefüllt ist. Bei Forschung und Entwicklung zu sparen, kommt für uns nicht in Frage. Im Gegenteil: Gerade in Zeiten wie diesen müssen wir unsere Anstrengungen verstärken. Nur so können wir der hohen Fortschrittsgeschwindigkeit in der Medizin Rechnung tragen. Allein im letzten Jahr haben wir rund acht Prozent unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert. Wir müssen genau analysieren, was der Kunde von unserem Produkt erwartet. Der Käufer zahlt nur für diejenigen Leistungen, die er auch wirklich benötigt. Produkte, die wir neu auf den Markt bringen, dürfen deshalb nicht over-engineered sein. Damit wir als international agierendes Unternehmen auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben, ist es wichtig, die Zulassungsverfahren auf den jeweiligen ausländischen Märkten zu harmonisieren. Eine Vielzahl von unterschiedlichen regulatorischen Bestimmungen erschwert es derzeit vor allem kleineren Unternehmen wie uns, schnell mit neuen Produkten auf den Markt zu kommen. „Wir brauchen ein klares gesundheitspolitisches Konzept.“ Rainer Kirchhübel, Geschäftsführer von OCULUS Optikgeräte Auch unser Unternehmen spürt die Auswirkungen der Krise. Unsere solide Eigenkapitalquote hilft uns jedoch, bei rauerem Seegang gut zu bestehen. Wir können Produktinnovationen zum Glück aus eigenen Mitteln finanzieren und müssen nicht allen möglichen Gremien Rechenschaft ablegen. Um unser Unternehmen krisenfest zu machen, investieren wir in Personal sowie in neue Maschinen und Anlagen. Für das nächste Jahr erwarten wir eine deutliche Erholung und hoffen auf eine Umsatzsteigerung von mindestens fünf Prozent. Damit das gelingt, brauchen wir aber vor allem für das Inlandsgeschäft mehr Planbarkeit. Ohne klares politisches Gesundheitskonzept können wir nicht längerfristig kalkulieren. Zahlreiche Reformen wirbelten in den letzten Jahren den Markt durcheinander, unter der letzten Gesundheitsreform haben insbesondere die Augenärzte gelitten. Um mittelständische Firmen in der Krise besser zu fördern, müssen staatliche Förderprogramme besser auf kleinere Unternehmen zugeschnitten sein. Je höher die bürokratischen Hürden für Personal- und Projektunterstützung, desto eher geraten kleinere Firmen ins Hintertreffen. Sie können sich im Gegensatz zu Großkonzernen keine Mitarbeiter leisten, deren alleinige Aufgabe es ist, Anträge abzuarbeiten. Das ist wettbewerbsverzerrend. Schmitz u. Söhne GmbH & Co KG: OCULUS Optikgeräte GmbH: Unternehmenssitz: Wickede, Nordrhein-Westfalen Portfolio: führender Anbieter von medizintechnischem Mobiliar für Krankenhäuser und Arztpraxen. Mitarbeiter: 180 Beschäftigte in Deutschland Niederlassungen in Spanien, der Schweiz, Italien, Argentinien und China sowie in 83 weiteren Auslandsvertretungen. Unternehmenssitz: Wetzlar, Hessen Portfolio: Instrumente für Diagnostik, Behandlung und Schulung für Ophthalmologen, Optometristen und Augenoptiker. Mitarbeiter: 227 Beschäftigte in Deutschland, Niederlassungen in den USA,China, Tschechien, Polen und der Slowakei. 11.520.000.000 Euro … Die Initiative „Vorsprung Medizintechnik“ Medizintechnik, das ist Hightech, Wirtschaftskraft und Spitzenleistung für Patienten und Anwender. Vorteile, die die Initiative „Vorsprung Medizintechnik“ stärker sichtbar machen will. Dafür setzt sich der Industrieverband SPECTARIS gemeinsam mit mittelständischen Medizintechnikunternehmen ein. Zu den Mitgliedern der Initiative gehören unter anderem: Aesculap, Blanco, Carl Zeiss Meditec, Dräger Medical, Karl Storz, Melag, MMM Münchner Medizinmechanik, Oculus, Schmitz & Söhne und Trumpf sowie Akteure der Gesundheitswirtschaft wie die Medizinmesse MEDICA. SPECTARIS – Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e. V. Saarbrücker Straße 38 D-10405 Berlin Fon +49 (0)30 41 40 21-0, Fax -33 www.spectarIs.de editorial ... setzte die deutsche Medizintechnikbranche 2008 im Ausland um. Mittelständische Medizintechnik stärkt den Standort Deutschland Die Medizintechnikindustrie ist ein wichtiger Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft – auch in schwierigen Zeiten. Nicht zuletzt die kleinen und mittleren Unternehmen der Branche sind es, die dem Standort Rückhalt geben: Viele können auf eine solide Eigenkapitalausstattung bauen und sind nicht von Fremdkapital abhängig – eine wichtige Voraussetzung, um Konjunkturschwächen abzufedern und in Innovationen zu investieren. Insbesondere für Familienunternehmer zählt nicht der kurzfristige Profit, sondern eine Managementstrategie, die langfristig trägt. Auf Märkten, die sich rasant verändern, sind Mittelständler flexibler als börsennotierte Großkonzerne. Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die Gesundheitswirtschaft jedoch gestärkt werden: Aufwendige Zulassungsverfahren belasten vor allem kleinere Unternehmen. Und nur wenn der Investitionsstau in den Krankenhäusern aufgelöst wird, kann die Branche weiterhin eine hochwertige medizinische Versorgung in Deutschland garantieren. Erfahren Sie mehr über die Entwicklung der Medizintechnikindustrie in unserem aktuellen Branchenmonitor. sven Behrens Geschäftsführer von SPECTARIS und Gründungsmitglied der Initiative „Vorsprung Medizintechnik“ aktuelles aktuelles spektrum Gute Zukunftsaussichten für die Medizintechnikbranche Medizintechnik made in Germany ist weltweit gefragt. Der Umsatz ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. In vielen Bereichen ist die Branche Weltmarktführer. Insbesondere beim Exportgeschäft legten die Unternehmen deutlich zu und konnten den Auslandsumsatz von 2003 bis 2008 fast verdoppeln. Der Gesamtumsatz lag im vergangenen Jahr bei 17,76 Milliarden Euro und ist damit im Vergleich zu 2007 um eine halbe Milliarde gestiegen – trotz weltweiter Rezession. Angesichts der andauernden Wirtschaftskrise wird für 2009 zwar ein leichter Rückgang des Gesamtumsatzes von drei Prozent erwartet, da in einigen Ländern die Exportzahlen sinken. Die inländische Nachfrage bleibt jedoch stabil. Aktuelle Trends Zukunftsweisende Ideen sind eine wichtige Säule der Medizintechnikindustrie. Internationale Entwicklungen werden insbesondere durch folgende Trends bestimmt: sagt Dr. Karl Lichtblau von IW Consult. Ein wachstumsfördernder Faktor sei weiterhin die starke Auslandsnachfrage: Auch wenn die Exportzahlen derzeit leicht rückläufig sind, boome in vielen Regionen die Nachfrage noch immer, zum Beispiel im Nahen Osten oder Asien. 1 Biologische Mechanismen und Prozesse dienen als Vorbild für immer mehr medizintechnologische Entwicklungen, Behandlungsmethoden und Produkte. Forscher perfektionieren beispielsweise mithilfe des Tissue-Engineerings die Herstellung von Materialien, die dem Körpergewebe ähneln – etwa in Form von Hauttransplantaten oder als Knochenersatzmaterial. Winzige Nanopartikel bringen Wirkstoffe gezielt an ihren Bestimmungsort im Körper. In Zukunft werden Medizintechnikunternehmen in Bereichen wie diesen viele neue Behandlungsmethoden entwickeln. Wie eine Umfrage des Industrieverbands SPECTARIS unter seinen Mitgliedsunternehmen zeigt, sehen kleine und mittlere Unternehmen insbesondere in den sogenannten BRIC-Staaten (Brasilien,Russland, Indien, China) im nächsten Jahr gute Zukunftschancen. Im Durchschnitt bewerteten sie Brasilien und China mit der Note 2,4, Russland mit 2,6 und Indien mit 2,7. 2 Die Umsätze der Medizintechnikbranche bleiben weitgehend stabil „Zwar haben wir krisenbedingt leichte Rückgänge zu verbuchen, dennoch erweist sich die Medizintechnikbranche konjunkturunabhängiger als andere Wirtschaftszweige“, sagt Ulrich Krauss, stellvertretender Vorsitzender von SPECTARIS und Sprecher der Initiative „Vorsprung Medizintechnik“. Eine aktuelle Studie von IW Consult (Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH) bescheinigt der Branche positive Zukunftsaussichten: „Dank ihrer hohen Innovationskraft wird sie die Krise nach Ansicht von Experten gut meistern“, 3 Laut ifo-Konjunkturindex hat sich die Stimmung in der zweiten Jahreshälfte 2009 deutlich aufgehellt. „Vor allem mittelständische und familiengeführte Hightechunternehmen scheinen die Krise bisher besser bewältigen zu können, da sie vielfach auf eine hohe Eigenkapitalquote zurückgreifen und weiterhin in Forschung und Entwicklung investieren können“, sagt Uwe Berkermann, Branchenanalyst der IKB Deutsche Industriebank. Medizintechnik in anderen dimensionen: Miniaturisierung Immer kleiner, immer präziser – so lautet die Devise bei vielen medizintechnischen Innovationen. Mikrosysteme und moderne optische Technologien verbessern bereits viele Diagnose- und Therapieprozesse und werden auch in Zukunft weiter ausgebaut. Von chirurgischen Instrumenten, mit denen man im Körperinneren operieren kann, bis hin zu Minisensoren, die den Blutdruck in der Arterie messen. Zuwächse im Nahen Osten und Asien ALLE ANGABEN BEZIEHEN SICH AUF DIE FACHLICHEN BETRIEBSTEILE IM BEREICH MEDIZINTECHNIK MIT 20 BESCHÄFTIGTEN UND MEHR. QUELLE: SPECTARIS E.V., STATISTISCHES BUNDESAMT. die Natur als Vorbild: Molekularisierung weiter auf dem Vormarsch: Informations- und Kommunikationstechnologien Computerbasierte Systeme haben bereits heute einen festen Platz in der modernen Hightech-Industrie. Zukünftig wird ihre Bedeutung für den Medizintechnikmarkt weiter zunehmen: Informations- und Kommunikationstechnologien verbessern Behandlungs- und Diagnosemöglichkeiten. Mithilfe von neuen, modellbasierten Methoden lassen sich beispielsweise Biosignale wie Gehirnaktivitäten genauer interpretieren und die Ursache von Krankheiten gezielter herausfinden. Auch E-Health, Telemedizin und Telemonitoring sind Zukunftsfelder, auf die deutsche Medizintechnikunternehmen setzen.
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