So bewerten Patienten Zahnärzte im Internet

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Abb. 1:Prozentuale Verteilung der Anzahl der Bewertungen je
Zahnarzt (2012 + 2013) (© Halling)
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Abb. 2: Bewertungsunterschiede bei den Zahnärzten der
verschiedenen Fachrichtungen (% unter Median, n = 22.751
Zahnärzte) (© Halling)
22. Juni 2015
So bewerten Patienten Zahnärzte im Internet
Analyse eines Arztbewertungsportals gibt Aufschluss über Bewertungsverhalten
Immer häufiger werden Zahnärzte von ihren Patienten bewertet. Doch wie sehen die Bewertungen
aus? Und sind sie seriös? Eine Studie liefert dazu nun erste Egebnisse.
Gesundheitsthemen stehen bei der Internetrecherche immer öfter im Fokus des Interesses.
Studien zum gesundheitsbezogenen Internetnutzungsverhalten zeigen, dass in Deutschland mehr als
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ein Drittel (37,7 Prozent) der deutschen Bevölkerung und knapp zwei Drittel (64,5 Prozent) der
deutschen Internetnutzer im Internet nach Gesundheitsinformationen suchen.
In einer repräsentativen Studie gaben 18,4 Prozent der Befragten an, dem Internet bei
Gesundheitsfragen einen „großen“ oder sogar „sehr großen“ Einfluss einzuräumen (Eichenberg et al.
2013). Eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe ergab, dass bereits 11 Prozent der befragten
Personen explizit Internetrecherchen zu zahnmedizinischen Fragen durchgeführt hatten (Micheelis
und Süßlin 2012). Zu diesem Trend passt der Anspruch des Patienten, besser über die Inhalte und
die Qualität der ärztlichen Versorgung informiert zu werden.
BIsher weder nationale noch international Untersuchungen
Während bereits einige Analysen von Arztbewertungsportalen (ABP) existieren, wurden bisher
weder nationale noch international Untersuchungen über Bewertungen von Zahnärzten in
Arztbewertungsportalen publiziert. In der kürzlich international publizierten Studie (Emmert M,
Halling F, Meier F. Evaluations of Dentists on a German Physician Rating Website: An
Analysis of the Ratings. J Med Internet Res 2015;17(1):e15; doi:10.2196/jmir.3830) wurden
die Bewertungsdaten der Zahnärzte des größten deutschen ABP Jameda (München) für die Jahre
2012 und 2013 evaluiert.
Studie zu den Patientenbewertungen auf Jameda
Diese Studie stellt eine Analyse von 76.306 Zahnarztbewertungen dar, die 2012 und 2013 in
dem deutschen ABP Jameda abgegeben wurden. Insgesamt bewerteten in diesen beiden Jahren
72.575 Patienten 23.876 Zahnärzte. Im Jahr 2012 wurden 28.777 Bewertungen von 27.850 Patienten
für 13.986 Zahnärzte abgegeben, im Jahr 2013 47.529 Bewertungen von 45.672 Patienten für
18.049 Zahnärzte. Der Datenpool umfasste bei den Zahnärzten Geschlecht und
zahnmedizinische Spezialisierung und bei den Patienten Geschlecht, Alter und
Krankenversicherung.
Fünf Fragen beziehen sich auf Qualitätsmerkmale
Zusätzlich wurden die Anzahl der Patientenbewertungen pro Zahnarzt und die Anzahl der
Bewertungen, die jeder Patient durchschnittlich abgegeben hatte, evaluiert. Die fünf Fragen, die
jeder Patient bei einer Zahnarztbewertung mindestens beantworten muss, beziehen sich auf
Qualitätsmerkmale (Q1 bis Q5) wie Zufriedenheit mit der Behandlung, Freundlichkeit des Zahnarztes
und Ähnliches. Diese Merkmale werden entsprechend dem deutschen Schulnotensystem auf einer
Skala von 1 bis 6 von den Patienten bewertet. Aus den fünf Teilnoten wird eine
Durchschnittsbewertung ermittelt.
Die Ergebnisse
Die Bewertungen bei Jameda, die sich auf Zahnärzte bezogen, aus den Jahren 2012 und
2013 betrafen ungefähr 45 Prozent aller niedergelassenen Zahnärzte in Deutschland (BZÄK
2013). Insgesamt nahm die Zahl der Zahnarztbewertungen von 28.777 (2012) auf 47.529 (2013)
zu, was einem Anstieg von 65 Prozent in einem Jahr entspricht. Unter Berücksichtigung beider Jahre
erhielten 45,4 Prozent aller Zahnärzte eine und 43,3 Prozent zwischen zwei und fünf Bewertungen.
Mehr als zehn Bewertungen erhielten lediglich 4,4 Prozent aller Zahnärzte (durchschnittliche Anzahl
der Bewertungen 3,16 ± 5,6, Maximum 215 Bewertungen; Abb. 1).
Kieferorthopäden schnitten am schlechtesten ab
68,1 Prozent der bewerteten Zahnärzte waren männlich, 31,9 Prozent weiblich. Patienten, die
Bewertungen abgaben, waren mehrheitlich Frauen (54 Prozent), zwischen 30 und 50 Jahre alt (54
Prozent) und Mitglied einer gesetzlichen Krankenversicherung (78 Prozent). Durchschnittlich wurde
pro Patient 1,05 Bewertungen (SD 0,245, Maximum 15 Bewertungen) vorgenommen. Bei den
Bewertungen der einzelnen Fachzahnarztgruppen erhielten Zahnärzte ohne Angabe einer
Fachbezeichnung die besten Noten (56,1 Prozent unter Median), die Kieferorthopäden schnitten
mit 40 Prozent unter dem Median am schlechtesten ab (p<.001) (Abb. 2).
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Zahnärztinnen haben bessere Bewertungen als Zahnärzte
Knapp 90 Prozent der Bewertungen der Merkmale Q1 bis Q5 gehören zur Gruppe „sehr gut“ und
„gut“, unter 5 Prozent gehören zu den Gruppen „mangelhaft“ und „ungenügend“. Die
Durchschnittsnote für alle Merkmale liegt bei 1,422 (SD 0,968). Zahnärztinnen haben signifikant
bessere Bewertungen als Zahnärzte (p<.001), während Patientinnen signifikant besser bewerten als
Patienten (p<.001). Bei den verschiedenen Altersgruppen der Patienten lässt sich ebenfalls ein
klarer Trend erkennen: Je älter die Patienten, desto besser werden die Zahnärzte beurteilt (p<.001).
Die am schlechtesten bewertete Fachgruppe waren die Kieferorthopäden. Des Weiteren konnte
eine leichte Verschlechterung der Bewertungen von 2012 bis 2013 beobachtet werden (p<.012).
Obwohl die absolute Anzahl der Bewertungen innerhalb des Untersuchungszeitraums deutlich
zunahm, wird jeder Zahnarzt durchschnittlich nur einmal bewertet. Trotzdem ist der Anteil der
bewerteten Zahnärzte in Deutschland mit 45 Prozent im Vergleich zu anderen Studien relativ hoch.
So fanden Lagu und Mitarbeiter (2010) bei 300 Bostoner Ärzten lediglich einen Anteil
bewerteter Ärzte von 27 Prozent.
Die Durchschnittsnote von 1,42 (bezogen auf die Qualitätsmerkmale Q1 bis Q5) für die
Gesamtzufriedenheit der Patienten mit den Zahnärzten im Jahr 2013 ist der beste
Durchschnittswert aller Facharztgruppen, die im Bewertungsportal Jameda gelistet sind
(Jameda 2014).
Kritik an Jameda vom NDR-Verbrauchermagazin Markt
Prinzipiell kritisch wird das Geschäftsmodell der ABP im Hinblick auf ihre Kommerzialität
gesehen (Mayer 2014). Ein jüngst gesendeter Fernsehbericht („Markt“ [NDR] vom 15. Juni
2015, www.dzw.de/WCPDM [3]) thematisierte die Glaubwürdigkeit der positiven Bewertungen bei
Ärzten mit bezahlten „Premiummitgliedschaften“. In dem Beitrag wurde kritisiert, dass
ungünstige Patientenbewertungen solcher Ärzte nach „Prüfung“ durch das jeweilige ABP nicht
veröffentlicht wurden. Allerdings unterstützt die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs die
Patienten: Ärzte können Meinungsäußerungen – dazu zählt auch die Wertung nach Schulnoten –
nicht aus den Portalen löschen lassen (BGH Az.: VI ZR 358/13). Jedoch muss kein Arzt unwahre,
beleidigende oder sonst unzulässige Aussagen und Bewertungen hinnehmen.
Dr. Dr. Frank Halling, Fulda
Literaturverzeichnis
Bundeszahnärztekammer: Statistisches Jahrbuch 12/13. Berlin 2013
Eichenberg C, Wolters C, Brähler E: The Internet as a Mental Health Advisor in
Germany—Results of a National Survey. PLoS ONE 2013; 8(11): e79206;
doi:10.1371/journal.pone.0079206
Jameda: Jameda Patientenbarometer 01/2014: Patienten fühlen sich von ihren Ärzten gut
aufgeklärt [4]. (2014; Abruf am 27.04.2015)
Lagu T, Hannon NS, Rothberg MB, Lindenauer PK. Patients’ evaluations of health care
providers in the era of social networking: an analysis of physician-rating websites. J Gen
Intern Med 2010;25(9):942-6.
Mayer C: Arztbewertungsportale: Online-Pranger oder Marketing-Plattform? Münchner Ärztl
Anzeigen 2014;102(10):3-4.
Micheelis W, Süßlin W. Einstellungen und Bewertungen der Bevölkerung zur zahnärztlichen
Versorgung in Deutschland – Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage 2011.
Informationsdienst des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ). Köln, 2012.
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Dr. med. Dr. med. dent. Frank Halling studierte Human- und Zahnmedizin und promovierte 1985
zum Dr. med. sowie 1987 zum Dr. med. dent. Im Jahr 1990 absolvierte er die Weiterbildung zum
Facharzt für MKG-Chirurgie hinzu, 1992 für Plastische Operationen. 1993 ließ er sich in Fulda nieder.
Im Jahr 2001 kam der Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie hinzu, 2010 erfolgte der Lehrauftrag an
der Philipps-Universität Marburg. Seit 2015 führt Halling die Akademische Lehrpraxis der Uni
Marburg. Seit 1995 hat er mehr als 170 nationale und internationale Vorträge und Seminare
gehalten und ist Mitglied im Redaktionsbeirat der Zeitschriften „ZMK“ und „ZWR“. Halling hat mehr
als 50 Originalarbeiten und Buchbeiträge verfasst.
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