E va n g e l i s c h e Wo c h e n z e i t u n g f ü r B ay e r n a u s g a b e M ü n c h e n u n d O b e r b ay e r n 5. juli 2015 NR. 27 5. sonntag nach trinitatis 7 1 . J AHRGANG 1 . 8 0 € Langfinger am Opferstock Das Ende des Jan Hus In Oberbayern gab es im Jahr 2014 die meisten Diebstähle aus Kirchen. Er war ein Vorläufer Luthers: Vor 600 Jahren starb der Reformator Jan Hus auf dem Scheiterhaufen. SEITE 4 REGIONALTEIL SEITE 15 B 2761 PERSONEN Ein einfacher Mönch Sara – die Erzmutter Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama, wird 80 Jahre alt.SEITE 11 Abrahams Frau gilt als Erzmutter Israels. SEITE 20 Eine Frage der Moral Julia Pink – das Pornosternchen und die Diakonie: SEITE 8-9 Foto: Springer • • • • DER BIBEL • Sonntagsblatt Birkerstraße 22 80636 München Tel. (0 89) 1 21 72-0 [email protected] www.sonntagsblatt-bayern.de • Nr. 27 5. Juli 2015 2 Sonntagsblatt editorial zum sonntag An Jesu Seite Wie Petrus eine radikale Veränderung erlebt predigttext liebe leserin, lieber leser Reverend Obama In den USA gilt eine strikte Trennung von Kirche und Staat. Und doch sind dort Dinge möglich, die es sonst auf der Welt nicht gibt. Präsident Barack Obama hat für so einen Moment gesorgt, als er in Charleston nach dem Massaker an neun Afroamerikanern die vielleicht bewegendste Rede seiner Amtszeit hielt (Seite 10). Wie ein Prediger, der sein Land wachrütteln will, berief er sich immer wieder auf Gott. »Er hat uns erlaubt zu sehen, wo wir blind waren«, ruft er unter dem Jubel der Gemeinde. Zwischendurch wischte er sich eine Träne aus den Augen. Dann stimmte er »Amazing Grace« an, das Volkslied über die »erstaunliche Gnade« Gottes in schweren Zeiten. Erst zögerlich, dann begleitet von Tausenden Stimmen singt der erste schwarze US-Präsident die Zeilen: »Ich war einst verloren, aber nun bin ich gefunden, war blind, aber nun sehe ich.« Helmut Frank inhalt TITEL Das Martyrium des Jan Hus S. 4 BAYERN / die woche Das Porträt Umfrage der Woche S. 11 S. 13 GLAUBE UND LEBEN Mit der Bibel durch die Woche S. 23 Die Personen der Bibel S. 20 Als sich eine Menge zu Jesus drängte, um das Wort Gottes zu hören, da stand er am See Genezareth und sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg er in eines der Boote und bat Simon, ihn ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen. Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken. Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die bei ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach. Aus Lukas 5, 1-11 E s ist ein schöner Anblick, wenn an der Nordsee die Krabbenkutter zurück in den Hafen kommen. Man kann oftmals direkt am Schiff etwas vom Fang kaufen, oder man kann beobachten, wie der Fang abgeholt und zur Verarbeitung weitertransportiert wird. Und wenn die Fischer ihre Netze reinigen oder ausbessern, ist das interessant! Manche Fischer bieten auch an, dass man beim Fang dabei sein kann, dann muss man früh aufstehen und seefest sein! Ein spannendes Erlebnis nicht nur für Kinder. Dabei stellt man fest, wie hart die Arbeit dieser Fischerei ist, trotz modernster Technik! Jesus fordert von Petrus etwas Ungeheuerliches Simon, Jakobus und Johannes waren Fischer zur Zeit Jesu. Es war schwere und oft auch gefährliche Arbeit. Der See Genezareth ist zwar nicht das offene Meer, dennoch können schwere Stürme und Unwetter ein Schiff zum Kentern bringen. Die beste Fangzeit ist nachts, tagsüber lohnt es sich nicht. Umso ungeheuerlicher ist es, was Jesus von Simon fordert, nämlich tagsüber zu fischen. Als Simon an diesem Tag nichts gefangen hatte, hoffte er vielleicht auf eine Abwechslung, als der Rabbi in eines seiner Boote stieg und ihn bat, ein wenig hinauszufahren. Fast hätte ihn die Menge wohl in den See gedrängt. Ich kann mir das gut vorstellen, wenn viele Menschen an Jesu Lippen kleben, unbedingt alles mitbekommen wollen, was er von Gott zu erzählen hat. Simon hat das auch beeindruckt, als Jesus sein Passagier war, deshalb erfüllt er Jesu ungewöhnliche Bitte, die Netze an der tiefsten Stelle auszuwerfen, und erlebt ein Wunder. Die Netze sind übervoll, Begleitschiffe müssen um Hilfe gebeten werden, um den gesamten Fang einzuho- len. In diesem Moment erkennt Simon, dass Jesus nicht nur ein Prediger und Lehrer ist, sondern auch göttlich. So reagiert er mit Erschrecken und hat das Gefühl, ein sündiger Mensch zu sein, weil er der überlegenen Heiligkeit und Macht Gottes in Jesu Handeln begegnet. Deshalb bittet er um Abstand. Doch Jesus vergibt ihm und fordert ihn auf, ihm nachzufolgen und von nun an »Menschen zu fangen«. Die Fischer Simon, Johannes und Jakobus lassen alles zurück und werden seine ersten Jünger. Im übervollen Fischzug durften sie den Erfolg ihrer künftigen Missionsarbeit beispielhaft erleben. Und auch seine führende Rolle, die er später als Petrus innehaben wird, wird bereits in diesem ersten Auftreten Simons vorgezeichnet. Die Jünger bleiben nun lange an Jesu Seite, Petrus bleibt in seiner Nähe – bis an seine persönliche Grenze. Ganz schön radikal, diese Veränderung vom gesicherten Beruf zum Jünger, aber auch ein wunderbares Leben an Jesu Seite! Zufall, dass eines der ersten christlichen Geheimzeichen ein Fisch ist? Mit der Bedeutung: Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter. Sabine Baier Unsere Autorin Sabine Baier ist Pfarrerin in Rothenburg ob der Tauber. gebet Guter Gott, du ermutigst Menschen für deinen Dienst und sie lassen sich begeistern. Aus dem Fischer Simon wurde der Apostel Petrus. Öffne uns Ohren und Herzen für deinen Ruf! Amen. • Nr. 27 5. Juli 2015 MEINUNG Sonntagsblatt 3 bild der woche Foto: epd/f Bye, Bye, Baby Wohl einer der schönsten Berufe, die es gibt, doch für viele Hebammen wird es in Zukunft schwieriger, ihn auszuüben. Der Deutsche Hebammenverband rechnet damit, dass im Juli viele freiberufliche Hebammen ihren Job an den Nagel hängen. Viele können sich aufgrund erhöhter Versicherungsbeiträge die Tätigkeit einfach nicht mehr leisten. Die obligatorische Haftpflichtversicherung steigt seit Jahren. Zum 1. Juli beträgt die Prämie in Höhe von 6274 Euro laut Deutschem Hebammenverband 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Halbmond bevorzugt Das Ramadan-Logo im BR offenbart ein Imageproblem der Christen Kommentar von Nadja A. Mayer E s war gut gemeint, ging aber völlig nach hinten los: das Logo, das das Bayerische Fernsehen während seiner Sondersendungen zum Ramadan auf der rechten Bildschirmseite einblendete: ein Halbmond und der Schriftzug »Ramadan«. Nachdem das Logo am Samstagabend mehrere Stunden lang zu sehen gewesen war, prasselte ein regelrechter Shitstorm auf den BR nieder – unter anderem auf der FacebookSeite des Senders. Der Zuschauerservice des BR hat seit der Eskalation nun genaue Vorgaben, mit welchen Argumenten er die Anrufer beschwichtigen soll. Es geht bei der Empörung, so scheint es, kaum mehr darum, dass Sendungen Einblick in die Welt von Muslimen geben wollen. Das Logo ist mittlerweile zu einem Ventil geworden. Eines der beliebtesten Argumente der Kritiker: Warum bekommen die Muslime ein eigenes Logo für ihre Fastentage, und die Christen bekommen kein Kreuz an Ostern? Genau hier liegt die Krux: Die Diskussion offenbart bei genauerer Betrachtung auch ein Imageproblem der christlichen Kirchen. Man feiert nicht nur beim Bayerischen Rundfunk, sondern auch im Bundeskanzleramt und andernorts das Fastenbrechen. Damit gibt man sich auch immer interessiert, tolerant und weltoffen. Gemeinsam das Fastenbrechen feiern, das klingt gut. Auch interessanter als die Fastenaktionen der evangelischen Kirche, die immer wie die Einladung zu Knäckebrot und Kräutertee wirken. Im Gegensatz zu Muslimen, die ganz selbstverständlich zu ihrem Glauben stehen, reagieren die meisten der passiven Kirchenmitglieder auf die Gretchenfrage verdruckst, statt sich hinzustellen und zu sagen: »Ich bin Christ, und das ist auch gut so!« Der Glaube gilt als Einblick in die Intimsphäre, in das Allerpersönlichste, was ein Mensch in seinem Kämmerlein zu offenbaren hat. Statt den Islam hierzulande als Bedrohung zu empfinden, sollten wir lieber damit anfangen, Jesus Christus wieder ins öffentliche Leben zurückzuholen. Wie viele Menschen kennen die Bedeutung von Pfingsten nicht mehr? Wie viele Gottesdienstbesucher hängen stotternd beim Aufsagen des Glaubensbe- kenntnisses hinterher, weil sie es nicht auswendig kennen? Wie sollen sie es auch können, wenn sie nur einmal im Jahr in die Kirche gehen? Das soll nicht heißen, dass es beim Glauben um Kenntnisse von liturgischen Details geht. Im Gegenteil – »Selig sind die geistig Armen«. Jeder, der sich als Christ begreift, sollte dies auch öffentlich bekennen. Denn wer sich für sein Christsein schämt, der muss sich nicht wundern, wenn dem Islam mehr Aufmerksamkeit zukommt. Was denken Sie? Schreiben Sie an Nadja A. Mayer, Redakteurin: [email protected] • Nr. 27 5. Juli 2015 4 Sonntagsblatt TITELTHEMA Der Unbeugsame Vor 600 Jahren wurde der tschechische Reformator Jan Hus in Konstanz verbrannt Von David Ganek Der Prager Theologe Jan Hus war wohl der wichtigste Vorläufer des Reformators Martin Luther. Den Papst nannte er einen »Dieb, Räuber und Heuchler«. Als er während des Konzils von Konstanz seine Lehre nicht widerrufen wollte, wurde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt. H eute herrschen nicht die Schüler Christi, sondern jene des Antichristen. Päpste und Bischöfe scheuen sich nicht, viele Tausend Menschen, für die Christus gestorben ist, leichtfertig (mit Ablässen) zu bedrücken, um geistliche Ämter zu erhalten.« Worte, die man Martin Luther zuschreiben könnte? Vielleicht. Tatsächlich stammen sie von einem Vor- n Quasi nebenbei »erfand« Hus das moderne Tschechisch mit seinen Schreibkonventionen. Hus verfasste Kirchenlieder, hat vielleicht an einer Bibelübersetzung ins Tschechische mitgewirkt und stiftete ein tschechisches »Nationalbewusstsein«. Böhmen, das einzige Königreich im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, war bislang von einer kleinen, aber umso einflussreicheren deutschen Oberschicht geprägt gewesen. Der Tscheche Hus wurde – mystisch verklärt – zum Nationalhelden des kleinen Königreichs und der werdenden Nation stilisiert. Die Hussitenkriege nach dem Ende des Reformators in Konstanz waren gleichsam Glaubens- wie Befreiungskriege. Foto: imago sportfotodienst bild Luthers, ja Luther nannte sich selber einen Hussiten! Einhundert Jahre vor dem deutschen Reformator predigte im tschechischen Prag ein gewisser Johannes aus Husinec. Jan Hus wetterte gegen Papst, Ämterkauf und Ablasshandel. Kreuzzüge waren ihm ein Graus. Vor allem aber richtete sich sein Zorn gegen eine vermögende und verweltlichte Kirche, die Hus im Widerspruch mit urchristlichen Idealen sah. Dafür wurde er vor 600 Jahren auf dem Konzil von Konstanz hingerichtet. Wohl um 1370 in Husinec geboren, wuchs Jan Hus als zweiter Sohn in einfachen Verhältnissen auf. Vielleicht war sein Vater Fuhrmann, sicher starb er früh. Jans Mutter setzte sich dafür ein, dass Jan die Lateinschule in Prachatitz besuchte und Priester würde. Immerhin bot die Kirche niederen Söhnen die besten Aufstiegsmöglichkeiten. Ab 1390 lebte Jan Hus in Prag. Er muss schon früh einen einflussreichen Förderer gehabt haben, sonst wäre es ihm nicht möglich gewesen, das Studium zu finanzieren. Ein neues Auskommen tat sich 1396 auf – da wurde Hus Magister und damit selber Hochschullehrer. Währenddessen studierte Hus Theologie und kam so in Kontakt mit den Schriften des Oxforder Theologen John Wycliff. Vieles, was sich später bei Luther, Zwingli und Calvin findet, nimmt Wycliff schon vorweg. Wycliff übersetzte die Bibel ins Englische und verdarb es sich mit seiner Kirchenleitung, weil er deren Prunksucht anprangerte. Beim Volk machte das Wycliff umso beliebter, und auch der König hielt seine schützende Hand über ihn – ein Schutz, der auch Hus zunächst zuteilwurde. Bei einer Prager Synode im Herbst 1407 soll Hus predigen – auf der Kanzel sagt er, weswegen er den Priestern vor ihm die Pfründe entziehen will. Als Predigttext wählt Hus Verse des sechsten Kapitels aus dem Epheserbrief: »So steht nun gegürtet um eure Lenden mit Wahrheit.« Hus wirft seinen Zuhörern vor, ihre Wollust mache sie zu Ketzern. Unter ihnen seien Sodomiten und Blutschänder, Ehebrecher, Vergewaltiger und Hurer mit gottgeweihten Jungfrauen, also Nonnen. Immerhin: Jene Priester, die »nur« trotz Zölibat in eheähnlicher Weise mit einer Frau zusammenlebten, sind für Hus keine Ketzer. Gleichwohl war dies die Mehrheit der Priester. Ihnen wollte Hus ihr Amt entziehen – und ihr Einkommen. Wie Hus’ Zuhörer reagierten? Das ist nicht überliefert. Diese Synodalpredigt war jedoch seine letzte. In der Prager Bethlehemskapelle, der Predigtkirche des Reformators, wo er jedes Jahr 200 Mal auftrat, geht Hus noch einen Schritt • TITELTHEMA Sonntagsblatt 5 Nr. 27 5. Juli 2015 das leben des jan hus Um 1370: Jan Hus wird in Husinec in Südböhmen geboren um 1377: Eintritt in die Lateinschule von Prachatitz in Südböhmen zwischen 1387 und 1390: Wechsel nach Prag, Beginn des Studiums 1396: Akademischer Grad des Magister Artium, Beginn der Lehrtätigkeit an der Universität Prag 1398: Beginn des Theologiestudiums 1400: Priesterweihe 1402: Rektor der Universität, Prediger in der Bethlehemskapelle in Prag 1408: Wegen Wyclifismus wird Hus vom Erzbischof Zbinko als Synodalprediger abgesetzt 9. März 1410 Papst Alexander V. erlässt eine Bulle gegen Wycliffs Lehren mit der Androhung des Kirchenbanns gegen ihre Vertreter Juli 1410: Hus wird mit dem Kirchenbann belegt 1412: Hus veruteilt die Kreuzzugs- und Ablass-Bullen von Papst Johannes XXIII., er verliert den Schutz des Herrschers und muss aus Prag fliehen n Jan Hus auf dem Scheiterhaufen (Spiezer Chronik, 1485): Das Freie Geleit des Königs zum Prozess nach Konstanz war nicht viel wert. Hus wurde verhaftet und eingekerkert. Tagsüber trug er Fußfesseln, nachts kettete man ihn mit Handschellen an die Wand. Das Verfahren gegen ihn war eine Farce. Foto: PD weiter: Nicht nur geistliche Herren, auch die weltlichen hätten versagt: »Sie schützen Mangel vor und schinden ihre Untertanen durch immer neue Abgaben!« Hus weiter: »Nur guten Befehlen sollt ihr der Obrigkeit gehorchen, bei schlechten aber kühn euch widersetzen!« Über hundert Jahre vor Luther entdeckt Jan Hus das Gewissen. Jeder darf Autoritäten kritisch hinterfragen. Das hatte selbst John Wycliff nicht gewagt! Hus schrieb: »Ich halte den Papst für den Stellvertreter Christi in der römischen Kirche, aber das ist für mich kein Glaubensinhalt. Wenn er im Widerspruch zu Christus lebt, dann ist er ein Dieb, ein Räuber, ein Heuchler.« Ein Zeitgenosse nannte Hus einen »wie eine Tuba dröhnenden Prediger«. So konnte es nicht weitergehen! Es dauerte nicht lang, da wurde der Prager Erzbischof Zbinko auf den Prediger in Bethlehem aufmerksam – und verpasste ihm einen Maulkorb. Hus stieg dennoch auf die Kanzel. Weil Hus das aussprach, was allen unter den Nägeln brannte, wurde er vom Volk geliebt. Er schreib Kirchenlieder auf Tschechisch und wurde von späteren Generationen als Nationalheld gefeiert, ähnlich wie Luther im 19. Jh. 1412-1414: Hus ist in Süd- und später Mittelböhmen im Exil. Er schreibt auf Tschechisch und wirkt wohl an einer Bibelübersetzung ins Tschechische mit. 11. Oktober 1414: Hus bricht nach Konstanz auf 28. November 1414: Hus wird festgenommen 6. Juli 1415: Im Konstanzer Münster wird Hus als Ketzer verurteilt. Er wird auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Seine Asche wird im Rhein zerstreut. n Der Prager Maler Hans Stiegler malte im 18. Jahrhundert eine Gans hinter Luther, um anzudeuten, dass Hus Luthers Vorläufer sei. (tschechisch husa heißt »Gans«). Amanduskirche in Freiberg am Neckar. Foto: Roman Eisele /Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0 & GFDL 1.2 Erzbischof Zbinko von Hasenburg erwirkte schließlich beim frisch gewählten Papst Alexander V. (er war der Dritte, der seit dem Konzil von Pisa 1409 gleichzeitig amtierte) den Bann über Hus und jeden, der ihn unterstützte. Über Prag wurde mehrfach das Interdikt verhängt – die Kirche trat sozusagen in den Streik: Trauungen, Taufen, Beerdigungen wurden ausgesetzt, bis Hus ausgeliefert würde. Währenddessen machten sich Nachrichten von Unruhen in Böhmen breit. Studenten aus Prag waren in ganz Europa in der Beweislast: Zuallererst mussten sie ihre Ansichten über Wycliff darlegen, erst dann durften sie sich an der Uni einschreiben. Der römisch-deutsche König Sigismund hatte noch mehr im Sinn, als König im Heiligen Römischen Reich zu sein. Er strebte die Kaiserkrone an und investierte nicht geringes politisches Kapital darin, ein allgemeines Konzil auf deutschem Boden abzuhalten, auf • Nr. 27 5. Juli 2015 6 Sonntagsblatt TITELTHEMA die schriften des jan hus In seiner Rede über den Frieden beschreibt Jan Hus drei Arten des Friedens: Friede des Menschen mit Gott, mit sich selbst und mit seinem Nächsten. Die erste Art des Friedens sei die notwendigste. Nur dann könne der Friede mit sich selbst erreicht werden. Hus spricht direkt die Geistlichkeit an, von ihren Lastern abzulassen. Die Rede vom Glauben beschäftigt sich mit dem Glaubensbekenntnis. Den Glauben an Gott sieht Hus als für den Menschen unverfügbar und selber göttlich. Daher könnten auch Heilige nicht verehrt werden. Glauben könne man nur an die unsichtbare Kirche mit dem Haupt Christi, nicht an die irdische Kirche mit ihrem Haupt in Rom. Die Vollgenügsamkeit des Gesetztes Christi benennt drei Arten von Regeln, die es in der Kirche geben kann: solche, die im Gesetz Christi stehen, solche, die dieses Gesetz ergänzen, und solche, die ihm widersprechen. Das Gesetz Christi sei die Liebe zu Gott und den Menschen. Ergänzende Regeln der Kirche seien anmaßend, weil sie unterstellten, das Gesetz Christi wäre unvollkommen. Hus fordert, dass die Kirche nur von Kennern des Gesetzes Christi geleitet werden dürfe. dem die Kirchenspaltung beendet werden sollte, das große abendländische Schisma. Würde ihm das gelingen, so nötigte sich die Kaiserkrone geradezu auf! In Konstanz ging es nicht nur um die Kircheneinheit – auch um die Kirchenreinheit. König Sigismund hätte als Herr über Häretiker die Kaiserkrone nicht erlangen können. Neben der Überwindung des großen Abendländischen Schismas sollten die Thesen Wycliffs verurteilt werden – und jeder, der sie vertrat. Sigismund stellte Hus, der sich immer wieder verweigert hatte, Wycliff zu verdammen, freies Geleit in Aussicht. In der kleinen Grenzstadt Bärnau, heute in der Oberpfalz, wartete schon der Pfarrer mit den Vikaren auf Hus, wie Hus später schrieb: »Und als ich in die Stube trat, schenkte er mir sofort einen großen Humpen Wein ein, nahm mit seinen Gefährten meine ganze Lehre freundlich auf und erklärte, er sei immer mein Freund gewesen.« So ging es weiter: In Neustadt an der Waldnaab, in Weiden in der Oberpfalz, in Sulzbach, in Hirschfeld, Hersbruck und Lauf an der Pegnitz – überall wurde Hus freundlich aufgenommen. In Nürnberg hatte sich Hus kaum zum Mittagessen gesetzt, da erreichte ihn ein Brief des Pfarrers der St. Lorenzkirche. Johannes Helwel wollte mit Hus disputieren! Hus antwortete: »Ich predige öffentlich und will, dass mich alle hören können.« Es entbrannte eine Thema-Paket »Wichtige Persönlichkeiten« 3/2015 1/2015 Sind Sie auf der Suche nach einem Geschenk? Unser aktuelles THEMA-Magazin gibt es für kurze Zeit auch im Paket + Albert Schweitzer Ehrfurcht vor dem + Name, Vorname Straße, Hausnr. BUCHTIPPS: Arnd Brummer: Jan Hus. Warum ein frommer Katholik auf dem Scheiterhaufen endete. Berlin: Wichern-Verlag 2015. Kurze, aktuelle Biografie zum leben des tschechischen Reformators. Tina Douglas: Jan Hus. Der Feuervogel von Konstanz. Historischer Roman. Basel: Fontis 2015. In diesem Jahr ist auch eine historischer Roman erschienen, der auf über 700 Seiten das Leben des böhmische Reformators greifbar machen will. für nu. 3r€ Ve1rsa2nd€kosten inkl. MwSt. zzgl Albert Schweitzer Leben Ehrfurcht vor dem on Philipp Melanchth be Er in se – n be Le in Se Johannes Calvin ator Der Genfer Reform Kirche te und die reformier Wilhelm Löhe be Sein Leben – sein Er Leben Ja, ich bestelle PLZ, Ort + der wohl letzten großen inhaltlichen Disputationen, in denen Hus seine Theologie erklären konnte: »Da war ein Doktor, ein Kartäuser, der brachte wunderliche Einfälle vor. Und ich merkte, dem Magister Albert, Pfarrer von St. Sebald, gefiel es nicht recht, dass die Bürger meiner Meinung zustimmten.« Wahrheit wurde nicht mehr verkündet, sie wurde in öffentlicher Auseinandersetzung errungen. Über Schwaben reiste Hus weiter nach Konstanz. Einmal angekommen, wurde Hus festgenommen – obwohl ihm freies Geleit zugesichert worden war. Hus sollte widerrufen. Auf inhaltliche Debatten ließen sich die Kardinäle nicht mehr ein. Hus hatte ihre Autorität verneint. Sigismund, über dessen Schutz hinweg Hus im Kerker gebunden war, drohte zwar mit seiner Abreise – doch er blieb nur bei der Drohung. Immerhin ging es für ihn in Konstanz um mehr. Am 6. Juli 1415 wurde Jan Hus als Ketzer verurteilt und verbrannt. Paket(e) »Wichtige Persönlichkeiten« inklusive »Melanchthon«, »Calvin«, »Löhe« und »Schweitzer« für nur 12 € inkl. MwSt., zzgl. 3 € Versandkosten. Datum Unterschrift Coupon einsenden oder faxen an: Evangelischer Presseverband für Bayern e. V. Leserservice | Birkerstr. 22 | 80636 München Fax: (0 89) 1 21 72-338 | E-Mail: [email protected] Telefon: (0 89) 1 21 72-0 Sonntagsblatt THEMA erscheint im Evangelischen Presseverband für Bayern e. V. | Birkerstr. 22 | 80636 München • Nr. 27 5. Juli 2015 DIE WOCHE Sonntagsblatt 7 Bitte um Vergebung kurzmeldungen genpflanzen Grün regierte Länder für bundesweites Verbot Fünf von den Grünen mitregierte Länder wollen die Bundesregierung dazu bringen, ein deutschlandweit einheitliches Anbauverbot für gentechnisch veränderte Pflanzen zu erlassen. Ein entsprechender Antrag soll am 10. Juli in den Bundesrat eingebracht werden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium will die Entscheidung über Verbote dagegen den Bundesländern überlassen. epd eu-kommission »Obazda« muss aus Bayern kommen Eine weitere bayerische Spezialität ist fortan europaweit geschützt: Die EU-Kommission hat den bayerischen »Obazdn« in das europäische Herkunftsregister aufgenommen, wie Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) mitteilte. Das beliebte Biergarten- und Brotzeitschmankerl ist die 29. bayerische Spezialität, die als geografische Angabe europaweit geschützt ist. Der EU-Schutz umfasst die Grundrezeptur – nämlich dass mindestens 40 Prozent Weichkäse sowie Butter und Paprika enthalten sein müssen. Je nach Region können Kümmel, Bier, Sahne oder auch Zwiebeln dazukommen. epd kirche im urlaub Kirchen planen Reformationsjubiläum 2017 zusammen Die evangelische Kirche und die katholische Bischofskonferenz haben sich geeinigt: Fünf »ökumenische Impulse« soll das Programm für das Reformationsjubiläum 2017 umfassen. Z um Reformationsjubiläum 2017 werden die beiden großen Kirchen ökumenische Verbundenheit demonstrieren. Die Spitzenvertreter der evangelischen und der katholischen Kirche haben gemeinsame Verabredungen vorgestellt, damit Katholiken und Protestanten in zwei Jahren den 500. Jahrestag der Reformation als »gemeinsames Christusfest« begehen können. In der Vergangenheit waren Reformationsjubiläen ausschließlich evangelische Ereignisse. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm betonte, es gehe nicht nur darum, die Freude zum Ausdruck zu bringen, sondern auch Versagen und schuldhafte Entwicklungen wahrzunehmen. Für die Passionszeit 2017 ist deshalb am 11. März in Berlin ein Versöhnungsgottesdienst mit gemeinsamer Liturgie geplant, in dem beide Konfessionen unter dem Stichwort »Heilung der Erinnerungen« (Healing of memories) um Vergebung für wechselseitige Verletzungen bitten wollen, die sie sich in der Zeit nach der Reformation zugefügt haben. Verabredet haben die beiden Kirchen darüber hinaus eine ökumenische Pilgerfahrt nach Israel im Oktober 2016 sowie für den Herbst 2016 eine gemeinsame Tagung zu der bis dahin abgeschlossenen Bibel-Revision. Das Fest der Kreuzerhöhung, das 2017 auf den 14. September fällt, soll ebenfalls ökumenisch gefeiert werden, auch mit den Anglikanern. epd Landeskirche steigt bei Tourismus GmbH ein Die bayerische evangelische Landeskirche baut ihre Tourismus-Arbeit aus. Wie die Bayern Tourismus Marketing GmbH (by.TM) mitteilte, ist die Landeskirche ihr neuer Gesellschafter. Die Landeskirche wolle sich mit dem Schritt stärker in den spirituellen Tourismus einbringen, erklärte der kirchliche Tourismus-Referent Thomas Roßmerkel. »Wir sind in dem Bereich die InhaltsProfis, die Touristiker die Marketing-Profis.« Die bayerische Landeskirche hat Angebote, die auch von Urlaubsgästen genutzt werden, etwa Berggottesdienste, spirituelle Wanderungen oder dieCamping-Seelsorge. epd Zeichnung: Mester ZEITZEICHEN In vielen Lebenssituationen ist ein gutes Näschen von Vorteil. Schnäppchenjäger zum Beispiel müssen aus dem größten Chaos die besten Angebote herausfischen. Fußballtrainer sollten in der 82. Minute instinktiv den späteren Siegtorschützen einwechseln können. Trüffelhunde und -schweine sowie Parfümeure leben von ihrem besonders fein ausgebildeten Geruchssinn. Für Klempner, Klofrauen und Klärwerker dagegen ist solche Fähigkeit eher von Nachteil. Die unendliche Weisheit der Schöpfung hat dafür gesorgt, dass der Mensch im Vergleich zu vielen anderen Lebewesen einen gering ausgeprägten Geruchssinn besitzt. Nur deshalb kann er morgens in eine voll besetzte U-Bahn einsteigen. Aufgrund seiner mangelnden Riechfähigkeit bleiben ihm freilich auch Arbeitsfelder verwehrt: beispielsweise Drogen aufzuspüren. Diese kriminalistische Tätigkeit bleibt den feinen Nasen von Spürhunden vorbehalten. Doch das könnte sich bald radikal ändern. Auch Insekten, so hat ein deutsches Forscherteam herausgefunden, eignen sich hervorragend für diese Arbeit. »Fauchschaben reagieren auf Amphetamine, Traubenwickler auf Cannabis, Bienen auf Heroin und Kokain«, weiß der Entomologe Matthias Schott von der Universität Gießen. Seine Vision: Schon bald könnten Bienenvölker die Arbeit der Drogensuchhunde übernehmen. Die Vorteile wären gewaltig: Hunde müssen mindestens ein Jahr lang trainiert werden und benötigen nach 15 Minuten Riecharbeit eine längere Pause. Bienen lernen innerhalb weniger Minuten und halten stundenlang durch. Eine Revolution des Polizeidiensts könnte bevorstehen. Einst stolze Hundeherrchen werden zu Imkern, sanft summt es auf allen Revieren, und davor im Straßenverkauf gibt’s den besten Honig der Stadt. ct • Nr. 27 5. Juli 2015 8 Sonntagsblatt DIE WOCHE n Julia Pink im Netz. Foto: juliapink.com Eine Frage der Moral Julia Pink – das Pornosternchen und die Diakonie »Unsere Erzieherin Fräulein Porno« – mit dieser BILD-Schlagzeile kam alles ins Rollen. Die Geschichte der Diakonie-Mitarbeiterin, die gefeuert wurde, weil sie Pornos drehte, war im Sat.1-Frühstücksfernsehen, auf Spiegel Online, in den großen deutschen Tageszeitungen. Sogar in Mexiko wurde über ihren Fall berichtet. Reißerische Schlagzeilen paarten sich mit schneller moralischer Verurteilung. Aber wer ist die Frau hinter dem Skandal? Ein Hausbesuch bei »Julia Pink«. S itzt man bei »Julia Pink« und ihrem Lebensgefährten Tom auf der Wohnzimmercouch, ist da nichts, was irgendwie verrucht wäre. Eine Doppelhaushälfte in einem Neubaugebiet von Oettingen, der Kleinstadt am nördlichen Rand des Rieskraters: Das Wohnzimmer ist in warmen Farben gestrichen, Massenkunst mit asiatischen Motiven an der Wand, ein Regal mit wenigen Büchern und vielen DVDs, ein großer Fernseher. Ordentlich, aber nicht übertrieben, jugendlich, vielleicht ein bisschen spießig – unzählige deutsche Wohnzimmer dürften ähnlich aussehen. Nichts lässt hier im Entferntesten darauf schließen, was die 39-Jährige vor einigen Monaten den Job als Betreuerin von Menschen mit geistiger Behinderung bei der Diakonie gekostet hat. Julia Pink heißt nicht Julia Pink. Aber es ist nicht schwer, ihren wahren Namen über das Internet herauszufinden. Im Internet ist eine Menge öffentlich, nicht nur die Sex-Filmchen, die sie in ihrer Freizeit dreht. Ihr richtiger Vorname hat ihr nie gefallen, sagt sie. Heute werde sie von allen Julia genannt: »Tom nennt mich Julia, auch zu Hause.« Ohne Tom ist Julia Pink nicht zu haben. Tom, ein Schrank von einem Mann, der sanft, aber bestimmt auftritt, ist nicht nur Lebensgefährte, sondern auch Manager des gemeinsamen Unternehmens, mit Julias nackter Haut Geld zu verdienen. Und das geht immer besser, seit Julia Pink in allen Medien war. Im April hat das Landesarbeitsgericht München die Rechtmäßigkeit der Kündigung durch die Diakonie Neuendettelsau in zweiter Instanz bestätigt. Aber aufgeben wollen die beiden trotzdem nicht. Julia Pinks Anwalt arbeitet derzeit an einer Beschwerde beim Bundesarbeitsgericht in Erfurt gegen das Urteil, das keine Berufung zulässt. Die rechtlichen Hürden dafür sind hoch. Nicht nur den Münchner Richter bei der Verhandlung interessierte, wie die Diakonie eigentlich auf die Nebentätigkeit der Erzieherin aufmerksam wurde. »Ein Bekannter eines Mitarbeiters hatte das entdeckt«, gab die Einrichtungsleiterin vor Gericht an. Kommentar des Richters: »Ich verstehe, Mitarbeiter der Diakonie schauen solche Filme also nicht.« Vielleicht ist man genau hier dem Grund am nächsten, warum Julia Pink trotz offenkundiger Aussichtslosigkeit nicht aufgibt: »Warum werden die verurteilt, die Pornos drehen – und nicht auch die, die Pornos kucken?« Anders gesagt: Lebt die Gesellschaft, und lebt gerade auch die Kirche bei der Sexualität von einer Verabredung zur Heuchelei? Genaue Zahlen gibt es nicht. Millionen Pornos werden jeden Tag geschaut. Schätzungen der weltweiten Pornoumsätze schwanken zwischen einer und 100 Milliarden Dollar pro Jahr. Stellt man die teils widersprüchlichen Statistiken nebeneinander, ergibt sich dennoch ein Bild: Knapp fünf Millionen pornografische Websites soll es geben. Das wären dann etwa fünf Prozent der heute rund eine Milliarde Websites insgesamt. Mindestens 40 Prozent aller Internetnutzer sehen sich Pornos an, mehr als zwölf Prozent aller Webseitenaufrufe im Jahr 2013 in Deutschland galten einer Studie des Internetstatistikers Similarweb zufolge pornografischen Seiten. Gefolgt von den USA, Brasilien und Indien nahm Deutschland damit übrigens die globale Spitzenposition ein. Rund ein Viertel aller Suchanfragen bei Google & Co. gilt – so verschiedene Studien – pornografisch-sexuellen Inhalten. Pornos machen über ein Drittel aller Downloads in Internet aus. Porno – reine Männersache? Nicht ganz. Bis zu einem Drittel der Besucher der beliebtesten Gratis-Pornoseiten sollen Frauen sein. Frauen machen aber nur zwei Prozent der Kunden von Bezahlseiten aus. Porno ist ein Milliardengeschäft. Und Hollywood ist Traumfabrik in mehr als einer Hinsicht: Das weltweite Zentrum für die Produktion von Hochglanz-Pornos liegt in Kalifornien. Der Boulevard geplatzter Träume führt junge Frauen dort nicht selten trotzdem zu einer Karriere vor der Kamera. Nur eben nackt und für weniger Geld. Aus den schattigen Hinterhöfen der großen Filmfabrik kommen teils ambitioniert in Szene gesetzte, handwerklich perfekt produzierte Sexfilme. Und mögen die Medienkonzerne über die Gratiskultur im Internet klagen – Pornos erwirtschaften gewaltige Umsätze. 40 Prozent der Internetnutzer sehen Pornos Aber mehr oder weniger handgemachter Porno mit leichtem Rieser Dialekt? Auch für bodenständige »Amateure« wie Julia Pink aus Oettingen gibt es große Nachfrage auf dem Markt, folgt man den Statistiken. Nicht alle scheinen es kalifornisch glatt zu mögen. Unter den sechs beliebtesten Porno-Suchanfragen in Deutschland sind die Begriffe »german«, »deutsch« und »german amateur«. Eben das, was Julia Pink bietet, auch wenn es sie durchaus in die Hochglanzecke zieht. Zwei weitere Zahlen: Über ein Drittel aller User sieht sich ungewollt pornografischen Inhalten ausgesetzt – wie beispielsweise Werbung für die einschlägigen Seiten. Dazu passt, dass Kinder im Schnitt etwa elf Jahre alt sind, • Nr. 27 5. Juli 2015 DIE WOCHE Sonntagsblatt 9 wenn sie das erste Mal im Internet mit einem Porno in Berührung kommen. Im Oettinger Wohnzimmer hängen Fotos von einem blonden Mädchen an der Wand, das noch etwas jünger ist als elf. Ein Kind, das selbstbewusst und lachend in die Welt blickt, durchaus keine kleine Prinzessin. Es ist Julia Pinks Tochter, sie soll hier Lilli heißen. Lilli ist sieben und wohnt »halb beim Papa«. 2010 haben sich die Eltern getrennt, kurz nachdem Julia wieder zu arbeiten anfing. Auch Tom hat Kinder. Sein Sohn ist 21, die Tochter 16. Beide wissen, womit Julia und Tom ihr Geld verdienen. Tom schreibt die »Drehbücher«, macht auch mal Kamera und Schnitt, kümmert sich um die Buchungen, organisiert die »Darsteller«, kurz: macht alles rund um den Dreh. »Wenn Lilli beim Papa ist, kann ich Drehs machen«, sagt Julia. Lilli kommt im Herbst in die zweite Klasse. Sie geht gern, sagt ihre Mutter, aber es hapert noch etwas bei der Ernsthaftigkeit mit der Schule. »Ich will nicht so leben wie meine Eltern« »Schule ist wichtig«, sagt Julia Pink, »schlechte Realschule ist immer besser als nur Hauptschule«. So ist sie selbst aufgewachsen, in bescheidenen Verhältnissen in einer anderen Kleinstadt am Rand des Rieskraters: Schule, Ausbildung, so schnell wie möglich Geld verdienen, das war das Credo ihrer kleinbürgerlich-katholischen Eltern. »Ich habe immer gedacht, Gott hilft einem, wenn man betet«, sagt Julia Pink. Im Elternhaus musste sie zum Holzkreuz in der Küche hin beten. »Als ich gesagt habe: Ich dachte Gott ist überall, habe ich einen Riesenanschiss bekommen.« Mit dem Kreuz kann sie heute nicht mehr viel anfangen. »Ich will nicht so leben, wie meine Eltern leben«, sagt Julia Pink ruhig. »Bevor ich 16 war, durfte ich überhaupt nichts. Ich habe mich immer eingesperrt gefühlt.« In ihrem Elternhaus seien Körperlichkeit und Intimität verdrängt worden, sagt sie. »Nacktheit war tabu. Ein Kuss im Fernsehen? Ekelhaft. Da wurde weggeschaltet.« Aufgeklärt wurde sie durch die Bravo, die der Bruder lesen durfte und sie eigentlich nicht. Der Bruder ist so geworden, wie es sich die Eltern gewünscht haben. »Haus, Kinder, bürgerliche Existenz«, sagt Julia Pink. Dabei sieht das bei ihr gar nicht so viel anders aus. Julia Pink hat nach dem (guten) Realschulabschluss in Nördlingen eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht und dann eine pädagogische Fortbildung draufgesattelt. Sie hat den Job 17 Jahre lang gemacht, und sie hat gern mit Behinderten gearbeitet. »Erzieherin war immer mein Ding. Aber ich habe mich auch gefragt: Ist es das, was ich mein Leben lang machen will bis zur Rente?« Mit Mitte 20 hat sie im Fernsehen gesehen, dass es Swinger-Clubs gibt. »Da will ich auch mal hin, habe ich zu meinem Ex gesagt – und er hat Ja gesagt.« Schließlich ist die Ehe aber trotzdem an dem »Hobby« zerbrochen. Als sie n Julia Pink privat auf ihrer Terrasse. ihrem Mann sagte, sie würde gerne einmal einen Porno drehen, sei der ausgeflippt, und sie verwarf die Sache – vorerst. Dann lernten die beiden in einem Kölner Swinger-Club Tom und seine damalige Partnerin kennen. »Zwischen uns war das komisch«, sagt sie und wendet sich zärtlich Tom zu, »dir habe ich vom ersten Augenblick an vertraut.« Klingt nach Sodom und Gomorrha? Ja und nein. Lässt man die Sache mit den SwingerClubs weg, ist die Geschichte nur noch eine ziemlich alltägliche Ehekatastrophe, wie sie viele andere Paare erlebt haben, und durch die sich für zwei Beteiligte neues Patchworkfamilienglück ergeben hat. Vielleicht sind bei anderen Paaren mehr Heimlichkeiten im Spiel. Julia Pinks Heimlichkeiten hatten mit der Trennung von Arbeit und Privatleben zu tun. Nur: Wer Pornos dreht und sie ins Internet stellt, begibt sich in die Öffentlichkeit. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis man sich gezwungen sieht, von den Heimlichkeiten zur Aufrichtigkeit zu finden. Mitarbeiter von Kirche und Diakonie haben eine Vorbildfunktion, die sich auch auf ihr Privatleben erstreckt? »Was ist denn mit der Vorbildfunktion von Rauchern oder maßlos Übergewichtigen bei der Kirche?«, wendet Tom ein. Und Julia Pink beharrt, was sie in ihrer Freizeit mache, sei ihre Privatsache: »Ich bin katholisch, ich kann alle Gebete. Ich kann doch trotzdem christliche Werte vermitteln!« Als die Sache öffentlich wurde, musste sie es auch den Eltern sagen, »weil es ja auch im Fernsehen war«. Die Mutter, die es eh am Herzen hat, war daraufhin fünf Tage krank. In der Kleinstadt Oettingen schaut man ihr jetzt hinterher, und getuschelt wird auch. »Aber mich spricht deswegen keiner an.« Foto: Springer Ihre Tochter weiß nicht, womit sie jetzt ihr Geld verdient. »Natürlich sollen Kinder das nicht sehen«, sagt Julia Pink. Wenn sie es erklären müsste, würde sie ihrer Tochter sagen: Ich bin Fotomodell und lasse mich nackt fotografieren. Und wenn ihre Tochter einmal den gleichen Weg einschlagen wollte? »Dann würde ich es ihr nicht verbieten.« Alles eine Frage der Moral? Moralisch handeln heißt für Julia Pink: »Aufrichtig und ehrlich sein.« In den meisten Schlafzimmern herrsche aber alles andere als sexuelle Aufrichtigkeit. Woher komme denn der so weit verbreitete Pornokonsum, wenn er nicht mit unausgelebten Bedürfnissen und Fantasien zusammenhänge? »Die meisten kucken Pornos, weil sie zu Hause nicht bekommen, was sie sich wünschen.« Ihre Erfahrung aus den Online-Chats: »Es gibt so unglaublich viel Hunger.« Wie fällt die Lebensbilanz aus, wenn man 78 ist, fragen sich die beiden: Habe ich im Leben das gemacht, was ich wollte, was ich mir wünschte? Sex vor der Kamera, »das ist meine sexuelle Fantasie, das gibt mir den Kick«, sagt Julia Pink. Das wahre Glück liegt aber auch für sie und Tom in ihrer Beziehung. »Das Entscheidende ist das, was wir danach haben«, sagt Tom. Partnerschaftliche Intimität und sexuelle Erfüllung kämen so selten zusammen, »weil die Leute nicht ehrlich sind«, ergänzt Julia Pink. Die Heimlichkeit sei es, die den Betrug ausmache. Aber alles, was zwischen in einer Partnerschaft offen und einvernehmlich geschehe, sei okay. Nur dass es ein solches Einvernehmen mit ihrem früheren diakonischen Arbeitgeber nicht mehr gibt und nicht mehr geben wird, das will Julia Pink einfach nicht einsehen.Markus Springer • Nr. 27 5. Juli 2015 10 Sonntagsblatt DIE WOCHE menschen Präsident singt »Amazing Grace« Barack Obama hält bewegende Trauerrede Sabatina James, Islamkritikerin, wurde in Schwäbisch Gmünd mit dem Hoffnungsträger-Preis des Evangelischen Gemeinschaftsverbands Württemberg »Die Apis« ausgezeichnet. Damit soll ihr Engagement für verfolgte Christen und zwangsverheiratete Frauen gewürdigt werden. Die Laudatio hielt der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder. Die 1982 geborene James wuchs in Pakistan auf, siedelte im Alter von zehn Jahren mit ihrer Familie nach Österreich um und sollte später mit einem Cousin zwangsverheiratet werden. Sie weigerte sich und trat zum katholischen Glauben über. Inzwischen hat sie den Verein »Sabatina« gegründet, der sich für die Gleichberechtigung muslimischer Frauen einsetzt. Weil sie den Islam verlassen hat, wird sie von Islamisten mit dem Tod bedroht. Thomas de Maizière (CDU), Bundesinnenminister, hat sich skeptisch zu einer Gleichstellung der Ehe von Mann und Frau mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften geäußert. »Für eine völlige Gleichstellung bräuchten wir eine Grundgesetzänderung. Ich habe Zweifel, ob wir das tun sollten«, sagte de Maizière der Rheinischen Post. »Nach meinem Verständnis des Grundgesetzes und nach der Rechtsprechung des Verfassungsgerichts setzt Artikel 6 als Ehe eine Verbindung von Mann und Frau voraus«, sagte de Maizière. Michael Bammessel, Präsident der bayerischen Diakonie, hat die Politik der Europäischen Union kritisiert. Beim Festakt zum 125-jährigen Bestehen der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg warf er ihr ein SanktFlorians-Prinzip in der Flüchtlingspolitik vor. In seiner Predigt bezeichnete Bammessel die Verhandlungen in der Griechenlandfrage als »hilfloses Geschachere«. Man habe den Eindruck, dass aus der Utopie »›Alle Menschen werden Brüder‹ nur noch ein fiskalisches Missverständnis von ›Seid umschlungen, Millionen‹ übrig geblieben ist«. Barack Obama, US-Präsident, hat nach dem blutigen Anschlag auf eine afro-amerikanische Kirche in Charleston zur Überwindung von Rassismus aufgerufen. Bei der Trauerfeier für den erschossenen Pastor Clementa Pinckney erklärte der Präsident, vielleicht realisiere das Land jetzt, »wie rassistische Vorurteile uns infizieren können«. Gott nutze die entsetzliche Tragödie, um Menschen die Augen zu öffnen. Die Bürger hätten nun die Möglichkeit, »ihr bestes Selbst zu finden«, sagte der Präsident. Am Ende seiner bewegenden Rede stimmte Obama den Gospel-Song »Amazing Grace« an. Obamas Rede und das Lied sind auf www.youtube.com/ watch?v=IN05jVNBs64 Foto: pa/David Goldman Jerome Boateng träumt davon, als erster Dunkelhäutiger Kapitän der deutschen FußballNationalmannschaft zu werden. »Wenn es irgendwann mal wahr werden sollte, wäre das ein Höhepunkt«, sagte der 26-Jährige der Bild-Zeitung. »Ich glaube, dass ich ein Vorbild in Sachen Integration bin«, sagte Boateng, der als Sohn einer deutschen Mutter und eines Vaters aus Ghana in Berlin geboren wurde. Foto: pa/GES-Sportfoto Patrick Wolf (26) aus Nürnberg bleibt für die nächsten drei Jahre Vorsitzender der Landesjugendkammer der Evangelischen Jugend in Bayern (EJB). Die Landesjugendkammer hat ihn in Pappenheim wiedergewählt. Zur Stellvertreterin wurde Julia Simon (25) (Neustadt) gewählt. Gemeinsam führen die beiden nun den Jugendverband mit seinen 16 000 Ehrenamtlichen. Die EJB erreicht etwa 150 000 Kinder und Jugendliche. Foto: Presse Bettina Michel wünscht ihrem alzheimerkranken Vater Rudi Assauer, dass er das Endstadium seiner Krankheit nicht mehr erlebt. »Ich hoffe lieber, er bekommt irgendwann einen Herzinfarkt, hier auf der Couch, damit er das, was da vielleicht noch kommt, nicht erleben muss«, sagte Michel der Neuen Presse in Hannover. Sie habe ihrem Vater, dem 71 Jahre alten ehemaligen Manager des Fußball-Bundesligisten Schalke 04, versprochen: »Du gehst nicht ins Heim. Das halte ich.« Seit Ende 2011 betreue sie ihren Vater in ihrem Haus in Herten. »Wir sind ein Team, ich bin Personalunion: Tochter, Mutter, Lebenspartner«, berichtete die Tochter. Ihr Vater habe sein Zimmer, in dem er sich sicher fühle. Er könne noch gerade und sicher laufen, sich alleine anziehen, mit Messer und Gabel essen und sich die Zähne putzen: »Was wollen wir mehr?« Ingo Friedrich (73) wird neuer Präsident der Fürther Wilhelm Löhe Hochschule. Der Hochschulrat wählte den früheren CSU-Europaabgeordneten zum Nachfolger des Gründungspräsidenten Peter Oberländer, der im Februar gestorben war. Friedrich war von 1979 bis 2009 Abgeordneter im Europäischen Parlament, davon acht Jahre lang Vizepräsident. Die Wilhelm Löhe Hochschule in Fürth ist eine Gründung der Diakonie Neuendettelsau mit dem Schwerpunkt in der Gesundheitsund Sozialwirtschaft. Festus Asana, Bischof der Presbyterianischen Kirche in Kamerun, hat die Leistung christlicher Missionare in Afrika gewürdigt. Beim Landesmissionsfest in Stuttgart erinnerte er daran, dass diese Menschen oft ihr Leben für die Verbreitung der christlichen Botschaft riskiert hätten. »Die Früchte ihres Gehorsams sind heute mehr als hundertfach sichtbar«, sagte der Bischof. Asana berichtete von den ersten Mitarbeitern der Basler Mission, die 1886 an der Küste Kameruns angelegt hatten. Pfarrer Friedrich Becher sei bereits vier Tage nach seiner Ankunft an Malaria gestorben. • DIE WOCHE Sonntagsblatt 11 Nr. 27 5. Juli 2015 das porträt Ein einfacher Mönch Der Dalai Lama wird 80 Jahre alt – Peking will die Geburtstagsfeierlichkeiten seiner Anhänger unterbinden Im Dezember 2008 hat der 14. Dalai Lama seinen offiziellen Rücktritt als politische Leitfigur erklärt. Entscheidungen über die Zukunft Tibets lägen nun in der Hand des tibetischen Exilparlaments und des Ministerpräsidenten, erklärte er. Von der Vorstellung einer Unabhängigkeit für Tibet hat der Dalai Lama sich im Laufe der 80er- und ie Haare sind kurz rasiert, 90er-Jahre distanziert. Stattdesmeist trägt er eine schlichsen propagiert er einen »mittte dunkelrote Robe und eine gelleren Weg«: Gewaltfreiheit und be Schärpe. Der 14. Dalai Lama Autonomie, aber keine Unabhänmöchte als einfacher Mönch gesegigkeit für alle tibetischen Gebiehen werden. Doch Tenzin Gyatso, te innerhalb Chinas. Die Gemeinder am 6. Juli 80 Jahre alt wird, ist schaft der Exil-Tibeter hat dies alles andere: Er ist das spirituelle wiederholt hinterfragt. Der UnOberhaupt der Tibeter, »Seine Heimut wächst. Nach neun gescheiligkeit« für buddhistische Anhänterten Verhandlungsrunden zwiger weltweit. Auch im Westen gilt schen Vertretern des Dalai Lama er vielen Menschen als charismaund Peking liegen die Gespräche tisches Idol. seit 2010 auf Eis. Für China hingegen ist er ein Die chinesische Regierung »Wolf im Schafspelz« und »Kopf eilehnt die territorialen Ansprüche ner separatistischen Clique«. Denn des Dalai Lama ab. Dessen Konauf seinen zahlreichen Reisen und zept des traditionellen Tibets umTreffen mit Prominenten und Politifasst neben der chinesischen autokern – zuletzt im Februar mit USnomen Region Tibet auch Teile der Präsident Barack Obama – setzt Provinzen Qinghai, Sichuan, Gansich der Dalai Lama für die Selbstsu und Yunnan, insgesamt ein Dritbestimmung der Tibeter ein. tel des chinesischen Staatsgebiets. 1989 erhielt er den Friedensno- n Mitgefühl, Vergebung, Toleranz, Zufriedenheit und Selbstdisziplin stehen im Eine Einigung mit China zu Foto: epd-bild belpreis. Das Time-Magazin zähl- Zentrum seiner Lehre: Der Dalai Lama. Lebzeiten des 14. Dalai Lama te den Dalai Lama drei Mal zu den erscheint zunehmend unwahr100 einflussreichsten Menschen der Welt. Der Seit der Verleihung des Titels »Dalai Lama« scheinlich. Zwar hatte er den amtierenden meist fröhlich lächelnde und lebendig gestiku- (mongolisch für »Ozean der Weisheit«) im 16. Staats- und Parteichef Xi Jinping zu Beginn lierende Mönch lebt tibetische Tradition und Jahrhundert hatten Mönche der sogenannten von dessen Amtszeit wiederholt als »offen« westliche Modernität. Er kommuniziert eifrig Gelugpa oder Gelbmützen-Schule des tibeti- und »realitätsnah« bezeichnet. Als das spiüber Facebook und den Kurznachrichtendienst schen Buddhismus zunächst die spirituelle Herr- rituelle Oberhaupt der Tibeter jedoch Ende Twitter. Dort hat er elf Millionen Follower – fast schaft über Tibet inne. Später übten sie auch zu- 2014 erklärte, dass er möglicherweise der doppelt so viel wie der Papst. nehmend de facto politische Macht aus. letzte Dalai Lama sei beziehungsweise sein Geboren wurde er am 6. Juli 1935 unter Als erster Dalai Lama bereist das amtieren- Nachfolger auch durch Wahl bestimmt werdem Namen Lhamo Thöndup in Taktser in der de spirituelle Oberhaupt der Tibeter intensiv den könnte, reagierte Peking verärgert. Per chinesischen Provinz Qinghai, der einstigen die westliche Welt. In seinen Vorträgen setzt er Gesetz will sich die chinesische Regierung tibetischen Region Amdo. Im Alter von zwei sich für eine weltweite Ethik ein, basierend auf die Autorität bei der Anerkennung der nächsJahren identifizierte er alle ihm gezeigten Ge- Gewaltfreiheit und interreligiösem Dialog. Er ten Wiedergeburt des Dalai Lama und damit genstände des 13. Dalai Lama korrekt und stellt Mitgefühl, Vergebung, Toleranz, Zufrie- den Einfluss auf Tibet sichern. wurde als dessen Wiedergeburt bestimmt. denheit und Selbstdisziplin als menschliche Geburtstagsfeierlichkeiten von AnhänVier Jahre alt war der Junge, als er auch als Grundwerte in das Zentrum seiner Lehre. gern des Dalai Lama in China wird die FühHerrscher in den Potala-Palast in Lhasa einzog. Dabei ändert er durchaus seine Positionen rung in Peking mit aller Macht unterbinden. Im Oktober 1950 marschierten dann die Trup- zu kontroversen Fragen: Homosexualität hatte Dafür wird die chinesische Regierung rund pen der Volksrepublik China in Tibet ein. Aus er zunächst nur für Nichtgläubige als akzep- zwei Monate später groß feiern: den 50. JahSorge vor chinesischen Entführungsversuchen tabel befunden. In einem Interview im März restag der Einrichtung der Tibetischen Autofloh der Dalai Lama im März 1959 nach Indien. 2014 bezeichnete er die sexuelle Orientierung nomen Region am 1. September 1965 – und Seitdem lebt er in der nordindischen Stadt Dha- dann als »individuelle Entscheidung« und damit Pekings Herrschaftsanspruch über Tiramshala, Sitz der tibetischen Exilregierung. sprach sich gegen Homophobie aus. bet. Kristin Shi-Kupfer »Ozean der Weisheit«, so lautet die deutsche Übersetzung von »Dalai Lama«. Mit vier Jahren zog er als Herrscher in den PotalaPalast in Tibet. Jetzt wird er 80, hat 56 Jahre seines Lebens im Exil verbracht und ist im Westen ein Star geworden. D • Nr. 27 5. Juli 2015 12 Sonntagsblatt DIE WOCHE »Esoterik ist in der Kirche angekommen« Der Sektenbeauftragte Matthias Pöhlmann über aktuelle Trends im Markt der Weltanschauungen Ihr Vorgänger Wolfgang Behnk stand wegen seiner Stellungnahmen zur Sekte »Universelles Leben« häufiger vor Gericht. Haben Sie das auch schon erlebt? Pöhlmann: Bisher noch nicht – zum Glück. Natürlich gibt es immer wieder Gruppen, die etwa versuchen, eine kritische Berichterstattung zu verhindern. Es gibt positive Beispiele von investigativem Journalismus. Der USamerikanische Journalist Lawrence Wright hat ein Buch über die Scientology-Organisation veröffentlicht, und es gibt einen Dokumentarfilm, der die Verflechtungen zwischen Prominenz und Scientology aufdeckt. Ich hoffe, dass dieser Film nicht nur im US-Privatkanal läuft, sondern auch in Deutschland gezeigt wird, weil man hier einen guten Blick bekommt auf diese Organisation. Er hat keinen Talisman in seinem Zimmer, dennoch kennt er sich aus mit Esoterik, Gurus und Weltanschauungen. Matthias Pöhlmann ist der Beauftragte der bayerischen Landeskirche für Christliche Sekten, Neuoffenbarungsbewegungen und Satanismus. Im Interview erklärt er die wichtigsten Trends im Markt der Weltanschauungen. Womit haben Sie sich zuletzt beschäftigt? Pöhlmann: An den beiden letzten Wochenenden war ich zu Besuch bei Pfingstgemeinden, so etwa bei der »International Christian Fellowship« in München. Das ist eine jugendaffine Freikirche mit einer sehr evangelikalen Theologie. Viele Anfragen, die ich bekomme, haben mit dem christlichen Kontext zu tun – also Freikirchen oder Pfingstkirchen. Ich beobachte eine starke Pluralisierung der christlichen Religionsgemeinschaften. Die bayerische Landeskirche muss sich hier fragen, wie nahe diese Gemeinden an dem evangelisch-lutherischen Bekenntnis stehen. Wir müssen dies im Einzelfall prüfen. Lassen sich charismatische Bewegungen integrieren? Pöhlmann: Es muss und darf eine Vielfalt der Kirchen geben. Aber wir müssen auch darüber nachdenken, wo die Grenzen sind. Hier muss theologisch gestritten und diskutiert werden. Meine Aufgabe ist es, den Menschen hier Unterscheidungshilfen zu geben – egal, ob es um Reinkarnation oder Auferstehung geht. Die Esoterik ist längst in der Kirche angekommen. Esoterik ist in der Kirche angekommen? Pöhlmann: Beim ersten Taufgespräch, das ich als Pfarrer geführt habe, erzählte mir die Mutter von ihrem Kontakt zu Engeln und Indigokindern, also Kindern, von denen man sagt, sie hätten eine indigofarbene Aura. Auf solche Themen muss man als Theologe reagieren, nicht abwehrend, sondern dialogisch. Ich habe also die christlichen Elemente hineingebracht. Der Taufspruch wurde gewählt, es war Psalm 90, »... denn er hat seinen Engeln befohlen«. Zum Thema Engel hat der christliche Glaube durchaus etwas zu sagen. Die Esoterik schafft es mit ihrer Marktförmigkeit, immer wieder wichtige aktuelle Themen wie Erziehung oder Ernährung zu besetzen. Als Kirche haben wir manche dieser Themen vernachlässigt. Wir müssen darauf achten, dass unsere Theologie auch Antworten bietet auf Themen und Fragestellungen unserer Zeit. n »Meine Gesprächspartner müssen wissen, wofür ich selbst einstehe«: Matthias Pöhlmann. Foto: Presse Was sind die aktuellen Themen? Pöhlmann: Mich beschäftigt sehr die sogenannte »braune« Esoterik, weil hier viele Verschwörungstheorien mitschwingen. Gerade in letzter Zeit hat diese Szene mit ihren Äußerungen zu Pegida ein Unwort aus der Zeit des Nationalsozialismus, nämlich die »Lügenpresse«, wieder hoffähig gemacht. Viele junge Menschen sind offenbar bereit, diesen Verschwörungstheorien zu glauben. Sie sind der Ansicht, dass die Medien schon lange keine Wahrheit verbreiten. Da geht das Vertrauen in eine zentrale demokratische Errungenschaft, nämlich die Presse- und Meinungsfreiheit, offenbar verloren. Und das wirkt sich wiederum auf weltanschaulich-religiöse Belange aus. Es gibt antiinstitutionelle Affekte gegenüber jeglichen organisierten Formen unserer Gesellschaft – egal, ob das Parteien oder Kirchen sind. Andererseits sind die Menschen enorm leichtgläubig und sind bereit, hohe Geldsummen für Wahrsager und dergleichen auszugeben. Viele Anbieter nutzen diese Sehnsucht nach Orientierung aus. Haben Sie mit Scientology zu tun? Pöhlmann: Ja – bei Anfragen und als Thema von Vorträgen. Ich hatte im vergangenen Jahr ein Gespräch mit dem Pressesprecher der Scientology in Deutschland, Jürg Stettler. Er ist auch Mitarbeiter von OSA, dem »Geheimdiensts« der Scientology. Er versuchte mit mir auf Schmusekurs zu gehen, und erklärte, es sei doch nicht nötig, dass Scientology vom Verfassungsschutz beobachtet werde. Ich erwiderte, dass ich es sehr gut finde, weil sich an der Grundstruktur und Organisation von Scientology nichts geändert hat. Ich halte die Beobachtung weiterhin für geboten. Scientology ist aus meiner Sicht keine Religion, sondern eine totalitäre Organisation. Kann die evangelische Kirche überhaupt Auskunft geben über andere Religionen oder Weltanschauungen? Pöhlmann: In religiösen Fragen gibt es keine strikte Neutralität und absolute Distanz. Eine vorurteilsfreie oder unabhängige und objektive Beschreibung von Religionen ist nicht möglich. Informationen über eine bestimmte Gruppierung oder Weltanschauung kann sich heute fast jeder besorgen. Das heißt aber noch lange nicht, dass dieser Sachverhalt auch eingeschätzt werden kann. Durch die Auseinandersetzung mit anderen Religionen und religiösen Strömungen werden wir an das Eigene erinnert. Meine Gesprächspartner müssen wissen, wofür ich selbst einstehe. Diese Erfahrung macht jeder im interreligiösen Gespräch. Muslime nehmen einen nicht ernst, wenn man sagt, och, mit der Trinität haben wir selber Probleme. So geht das nicht. Ich muss wissen, woran ich glaube. Erst dann kann ich Gespräche führen und den eigenen Glauben einbringen. Wir müssen uns mutiger, offener und angstfrei diesen Themen stellen. Interview: Rieke C. Harmsen • Nr. 27 5. Juli 2015 die woche Sonntagsblatt 13 Keine Beliebigkeit Evangelische Kirche veröffentlicht Grundlagentext zu »Christlicher Glaube und religiöse Vielfalt« Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat einen Grundlagentext zum Thema »Christlicher Glaube und religiöse Vielfalt in evangelischer Perspektive« veröffentlicht. Die Kernaussagen: »Ja« zu Dialog und religiöser Pluralität, »Nein« zu »religiöser Beliebigkeit«. M it »Christlicher Glaube und religiöse Vielfalt« hat die EKD ihre Reihe der Grundlagentexte zum Reformationsjubiläum fortgesetzt. Wie die anderen Schriften auch ist der Text nach Angaben der EKD als »Impuls zum Gespräch« und zur Verständigung über die geistlichen und theologischen Grundlagen der evangelischen Kirche gedacht. Erarbeitet wurde er von der EKD-Kammer für Theologie. »Ein positives Verständnis religiöser Vielfalt zielt letztlich auf eine Stärkung evangelischer Identität, die sich im Dialog und nicht in der Abkapselung entwickelt«, heißt es im Text. Mit dieser Offenheit sei jedoch keine Gleichgültigkeit gemeint: »Ein achselzuckendes Hinnehmen der bunten Vielheit der Kulturen n Gott der Schöpfer: Daran glauben Christen, Juden und Muslime. Foto: PD und Religionen, das in gleichsam touristischer Wahrnehmung unbekümmert auf gewohnten Wegen bleibt, vermag jedoch nicht zu überzeugen.« Evangelisches Leben sei zwar vielfältig, aber dies dürfe nicht damit verwechselt werden, alle Glaubensstandpunkte für »beliebig« zu erklären. Die Behauptung, »alle glaubten im Grunde doch dasselbe«, lehnen die Autoren ab. »Die Unterschiede zwischen den Religionen werden nicht kleingeredet«, so der EKDRatsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. »Christlicher Glaube respektiert die Fremdheit des anderen; zugleich ist er sich seiner eigenen Besonderheit bewusst. Er kann auf das Bekenntnis zu Christus nicht verzichten, aber es wäre falsch, daraus eine prinzipielle Abwertung anderer Religionen abzuleiten.« Der Darstellung des Verhältnisses zum Islam und zum Judentum nimmt im Grundlagentext breiten Raum ein. Obwohl sich alle drei Religionen auf Abraham und einen gemeinsamen Kernbestand an Geschichten bezögen, stehe Abraham im Christentum, Judentum und Islam für verschiedene religiöse Grundüberzeugungen. »Die drei monotheistischen Religionen unterscheiden sich in dem, was sie verbindet«, heißt es. Nicht einmal die gemeinsame Annahme der »Einzigkeit Gottes« sei unter den monotheistischen Religionen unstrittig. Darum bleibe die Auffassung, alle drei glaubten an denselben Gott, eine leere Abstraktion. epd Sonntagsblatt-Umfrage zum EKD-Religionspapier »Religiöse Vielfalt« Glauben Christen, Juden und Moslems an denselben Gott? »Gott sollte nicht missbraucht werden« Maneis Arbab (54), Künstler, Höchberg »Im Iran habe ich erlebt, dass Vertreter des Regimes sagten: Wenn du uns kritisierst, dann kritisierst du den Koran, und damit bist du gegen Gott. Ob Gott in diesen drei Religionsvorstellungen der gleiche ist, weiß ich nicht. Aber keine Vorstellung von Gott sollte zu so einer Politik missbraucht werden, wie ich es anfangs beschrieben habe. Das würde ich mir von allen Religionen im selben Maß wünschen.« Foto: jfi »Die Bibel ist eindeutig« Daniel Saam (38), Altkatholischer Pfarrer in Regensburg »Bei Juden und Christen ist der Glaube an einen Gott eindeutig, wir beziehen uns auf das Alte Testament und die Heilige Schrift. Auch die Muslime glauben an einen Gott, sehen Jesus als Prophet und geben Maria eine Sonderstellung. Allerdings würden Muslime umgekehrt die Christen nicht so einfach als monotheistisch ansehen, denn sie beurteilen unsere Dreifaltigkeit mit Vater, Sohn und Heiligem Geist anders.« Foto: pt »Es kann nur einen geben« Friedrich Jehnes (56), Pfarrer, Bayreuth »Nicht der Glaube an denselben Gott, wohl aber der Glaube an den Einen verbindet Juden, Christen und Muslime. Es kann nur den Einen geben, alles andere wäre sinnwidrig. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede in der Gotteslehre und im Verständnis der Offenbarungsquellen, deren Wahrheitsanspruch nicht einfach als beliebig erachtet werden darf. Der Dialog sollte in Respekt vor den Unterschieden erfolgen.« Foto: wl »Ähnlicher, als viele annehmen« Philipp Stempel (36), Fernsehredakteur, München »Ich glaube, letztendlich sind wir uns ähnlicher, als viele von uns annehmen. Die entscheidenden Dinge haben alle Religionen gemeinsam. Dazu zählen Werte wie Toleranz und Nächstenliebe, die jede der großen Religionen vertritt. Die Unterschiede der Gottesbilder kommen, denke ich, daher, dass sich die Gesellschaften und Kulturen im Lauf ihrer Geschichte auf ganz eigene Art entwickelt haben.« Foto: nam • Nr. 27 5. Juli 2015 14 Sonntagsblatt bayern Syrische Islamisten kreuzigen zwei Kinder Kinder. Sie hatten sich angeblich nicht an die Fastenvorschrift während des Ramadan gehalten. »Anscheinend wurden sie beim Essen erwischt«, bestätigte der SOHRGründer Rami Abel Rahman. Im Ramadan verzichten Muslime bis Sonnenuntergang auf Essen und Trinken. Anfang Juni veröffentlichte die Terrororganisation ein Video, auf dem Minderjährige zu sehen waren, die von IS-Kämpfern für den Auch im islamischen Fastenmonat Ramadan (18. Juni bis 16. Juli) gehen die Grausamkeiten der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) unvermindert weiter. N ach Angaben der in Großbritannien ansässigen »Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte« (SOHR) kreuzigten die Islamisten in der ostsyrischen Kleinstadt Mayadin zwei »Heiligen Krieg« ausgebildet wurden. In einem weiteren Video ist zu erkennen, wie die Islamisten fünf Männer, die sich in einem Käfig befinden, in einem Schwimmbad in Mossul ertränken. Weiteren Gefangenen banden die Terroristen Sprengstoffkabel um den Hals und brachten diese zur Explosion. Die Gewalt islamischer Terroristen führt offenbar dazu, dass manche Muslime sich von ihrem Glauben abwenden und Christen werden. Das berichtet der Informationsdienst Assist (Lake Forest/ Bundesstaat Kalifornien). Wie es heißt, hinterfragen sie ihn insbesondere wegen der im Namen Allahs begangenen Gräueltaten. Die Enthauptung der 21 ägyptischen Kopten im Februar in Libyen durch IS-Kämpfer hätte viele Muslime sehr betroffen und nachdenklich gemacht. Insbesondere die Vergebungsbereitschaft der Christen habe sie beeindruckt. idea hier schreibt der landesbischof Sie brauchen unsere Solidarität Liebe Leserin, lieber Leser, heit hängt daran, dass er sich auf alle bezieht. Ein Bild geht mir nicht aus dem Kopf: Man sieht eine Gruppe von Menschen in orangenen Kitteln, geführt von schwarz gekleideten Gestalten mit Messern in der Hand. Ihnen voran geht Christus mit dem Kreuz auf den Schultern. Gemalt hat das Bild ein koptischer Künstler. Es ist der Realismus, der so ans Herz geht. Denn wir wissen von den Menschen, die in Nordsyrien genau so von IS-Kämpfern zur Hinrichtung geführt werden. Sie müssen sterben, weil sie Christen sind. Und der, an den sie glauben, geht ihnen voran. Wenn von Christenverfolgung weltweit die Rede ist, denke ich an konkrete Menschen. Ich denke an Menschen, deren Namen ich über Hilferufe per E-Mail erfahre. Menschen, die in Gefahr sind, aber nicht fliehen können, weil sie keine Visa bekommen. Und ich weiß, wie viele mehr in einer ähnlichen Situation sind, von denen ich nie erfahre. Dass Menschen allein aufgrund ihres Glaubens verfolgt oder sogar ermordet werden, bleibt ein weltweiter Skandal, mit dem wir uns nie abfinden dürfen. Und es ist mehr als Hilflosigkeit, wenn wir immer wieder für sie beten. Wenn wir dafür beten, dass Gott sie nicht verlässt. Der koptische Künstler, der den Kreuz tragenden Christus an der Spitze des Zuges gemalt hat, jedenfalls war sich sicher, dass Gott den Opfern von Gewalt nah ist, selbst im Sterben. In einem jetzt im Bundestag vorgelegten überparteilichen Antrag wird die Bundesregierung aufgefordert, bis zum 30. Juni 2016 einen Bericht vorzulegen, in dem der Stand der Religions- und Glaubensfreiheit in den Staaten weltweit beschrieben wird. Dargestellt werden sollen die Situation der Religions- und Glaubensfreiheit sowie die politischen Bemühungen der Bundesrepublik Deutschland zur Verhinderung von Verletzungen dieses Menschenrechts. Was können wir tun? Natürlich ist es wichtig, einfach immer wieder auf das hinzuweisen, was da passiert, es dem Vergessen zu entreißen. Gleichzeitig wird man die Wirkung wiederholter öffentlicher Erklärungen gegen Christenverfolgung hierzulande nüchtern einschätzen müssen. In diesem Land gibt es glücklicherweise kaum jemanden, der dem Inhalt widersprechen würde. Die Adressaten, denen er gilt, werden davon nicht erreicht. Und mir steckt noch immer ein Satz unseres Mittelsmanns nach Nordsyrien in den Gliedern, der schrieb: Wir wollen keine Worte mehr. Wir wollen Taten. Was er meinte, war der Schutz der Menschen in Syrien und Möglichkeiten, über Visaerteilung das Land verlassen zu können. Wenn engagierte Leute sich hierzulande für legale Fluchtwege nach Europa einsetzen, dann ist das auch eine konkrete Reaktion auf Berichte über Menschen, die wegen ihrer Religion verfolgt werden. Und nun sage ich bewusst ganz allgemein: wegen ihrer Religion. Denn Opfer fundamentalistischer Mörder werden auch viele Muslime oder Jesiden. Sie verdienen die gleiche Solidarität wie unsere christlichen Glaubensgeschwister. Der glaubwürdige Einsatz für Religionsfrei- Das ist eine unterstützenswerte Initiative. Denn neben dem Gebet und dem persönlichen Engagement für die aus Glaubensgründen Verfolgten braucht es eine Politik, die den Schutz der Religionsfreiheit und die Menschenrechte ins Zentrum rückt. Manchmal braucht es dazu starke öffentliche Worte und manchmal auch stille Diplomatie. Aber der Maßstab muss klar sein. Denn die Würde des Menschen ist überall unantastbar. Ihr Heinrich Bedford-Strohm Landesbischof Heinrich BedfordStrohm schreibt im Sonntagsblatt Beiträge aus persönlicher Sicht. • Nr. 27 5. Juli 2015 kirchenkreis ansbach-würzburg Sonntagsblatt 15 Der Camino ist das Ziel Kirche & Leute Regelmäßig: Sonntagspilgern auf dem mittelfränkischen Jakobsweg Der Dekanats-Jugendreferent von Bad Windsheim, Philipp Flierl, wurde mit einem feierlichen Gottesdienst in seinen Dienst eingeführt. Kirchliche Jugendarbeit bedeute, so Hartmut Assel als Vertreter des Dekanatsausschusses, das Erlebnis christlichen Glaubens in jugendgemäßer Form zu vermitteln. Jugendarbeit sei ein Eckpfeiler der Gemeinden. In diesem Jahr finden die Weltsommerspiele von Special Olympics ab dem 24. Juli in Los Angeles statt. David Meister wird mit Nadja Harnisch die deutsche Delegation in der Disziplin Boccia bilden. Meister lebt im Wohnheim der Diakonie Neuendettelsau in Gunzenhausen und arbeitet in der Werkstätte in Laubenzedel. Dort findet auch das regelmäßige Bocciatraining statt. Der Pfarrer von Dietenhofen, Stephan Rühr, wechselt nach elf Jahren nach Immeldorf, der Ort liegt nur 20 Kilometer entfernt von seiner bisherigen Kirchengemeinde. Dekan Hans Stiegler entpflichtete den Geistlichen während eines feierlichen Gottesdiensts von seinem Dienst in Dietenhofen. Erstmals in der Geschichte der Nachbarpfarreien Herrieden und Elpersdorf musizierten beide Posaunenchöre zusammen bei einem Freiluftgottesdienst. Pfarrer Martin Reutter überreichte dem Chorleiter Heino Spingler eine Ehrenurkunde des Verbands der Posaunenchöre in Bayern. In Würzburg gewann Isolde Sommer-Nowak, eine ehemalige Mitarbeiterin der Bahnhofsmission, bei einer Bausparkasse 333 Euro und reichte den Spielertrag an »ihre« Bahnhofsmission weiter, in der sie rund 20 Jahre wirkte. Mit dem Jakobsweg verbinden die meisten Menschen Hape Kerkeling und sein Buch »Ich bin dann mal weg« aus dem Jahr 2006. Darin beschreibt er seine Pilgerreise nach Santiago de Compostela. Doch es muss nicht dieses spanische Fernziel sein. D er mittelfränkische Jakobsweg verbindet die beiden alten Reichsstädte Nürnberg und Rothenburg miteinander. 85 Kilometer lang ist der regionale Camino, den der damalige Heilsbronner Pfarrer Paul Geißendörfer 1992 wiederbelebte. Drei Jahre später markierte der Fränkische Albverein in Nürnberg den Weg mit der typischen weißen Muschel auf blauem Grund. Zu schaffen ist die Route in drei Tagesetappen, aber es geht auch gemütlicher. Beim Sonntagspilgern ist der Weg in insgesamt zwölf Abschnitte aufgeteilt. Die Idee entstand 2012, zum 20-Jährigen des Jakobswegs. Die Kirchengemeinden entlang der Strecke trafen sich: »Wir dachten, es ist eigentlich schade, wenn wir wieder auseinandergehen, ohne dass weiter etwas für den Jakobsweg passiert«, erklärt die Heilsbronner Pfarrerin Ulrike Fischer. »Also entstand die Idee, Leuten, die das Pilgern vielleicht noch nicht so kennen, Lust darauf zu machen.« Die Strecken sind zwischen fünf und zwölf Kilometern lang, also auch für weniger geübte Läufer geeignet. Stimmen am Wegesrand Das Sonntagspilgern beginnt mit einer kurzen Andacht in der jeweiligen Kirche um 14 Uhr. Wer mag, kann sich einen Segen geben lassen. Beim Pilgern selbst setzt der begleitende Pfarrer zwischendurch immer wieder geistliche Impulse oder es wird ein Stück des Wegs schweigend zurück- n Jakobs Spuren führen über weite Strecken durch das herrlich grüne Mittelfranken. gelegt. »Im Idealfall öffnen sich die Teilnehmer auch für Gott und kommen ins Gebet«, sagt Pfarrerin Fischer. Am Endpunkt findet nochmals eine kurze Andacht statt und es wartet eine Brotzeit auf die Pilger. Die Kirchengemeinden organisieren den Rücktransport zu den Ausgangspunkten. Gerhard Brüggemann aus Ansbach ist ein Pilgerprofi: Zwischen 2000 und 2011 legte er zusammen mit seiner Frau den Jakobsweg in Etappen zurück. Sein Tipp: »Zeit lassen, langsam gehen und rechts und links von der Straße gucken.« Peter Hellmich ist mit einer Wandergruppe aus Nürnberg ins kleine Örtchen Bürglein angereist. Bis nach Heilsbronn pilgern die rund 30 Teilnehmer an diesem Sonntag. »Mir gefällt der Aufenthalt mit anderen Leuten in der Natur plus die Christlichkeit«, sagt er. »Glaube ist mir wichtig und ich finde es schön, Natur mit Religiosität zu verbinden.« Dagmar Offenhäußer aus Cadolzburg ist in diesem Jahr schon das zweite Mal beim Sonntagspilgern dabei: »Das Besondere ist: Ich kann alleine losgehen und treffe Menschen von überall«, erklärt die Frau mit dunkelbraunen Locken und einer Mütze Foto: Mayer auf dem Kopf als Sonnenschutz. »Man geht ein Stück und spricht miteinander, das finde ich ganz wunderbar.« Der Endpunkt des mittelfränkischen Jakobswegs, Rothenburg, ist seit dem Mittelalter ein zentraler Knotenpunkt für Jakobspilger aus Nord- und Osteuropa, hier kreuzten sich Handelswege und Pilgerrouten. Eindrucksvollstes Zeugnis der Pilgertradition ist die St. Jakobskirche. Entlang des Wegs finden sich weitere Jakobskirchen. Der Camino führt durch Wiesen, Wälder und Felder, immer der Muschel nach. Zahlreiche Wirtshäuser laden unterwegs zur Rast ein. Der Tourismusverband Romantisches Franken bietet auf seiner Homepage ein Gaststätten- und Hotelverzeichnis und noch weiterführende Informationen zum mittelfränkischen Jakobsweg an. Diane Mayer DIE NÄCHSTEN PILGERTERMINE: 5.7. Großhaslach–Weihenzell, 19.7. Weihenzell–Lehrberg, 26.7. Lehrberg–Häslabronn, 13.9. Häslabronn–Binzwangen, 27.9. Binzwangen–Windelsbach, 1.10. Windelsbach–Schweinsdorf, 25.10. Schweinsdorf–Rothenburg. Treff: 14 Uhr in der jeweiligen Ortskirche. Redaktion: Sonntagsblatt • Friedrich-Ebert-Ring 30 • 97072 Würzburg • Tel. (09 31) 8 30 73 • Fax 8 31 12 • [email protected] • www.sonntagsblatt-bayern.de 16 Sonntagsblatt • kirchenkreis ansbach-würzburg Nr. 27 5. Juli 2015 rödelsee Schwanenrad dreht sich KOFFER PACKEN: Die Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Rothenburg zieht um. Mitten im Gewühl ist Tag der Begegnung. Am bisherigen Standort in der St.-Leonhard-Straße 28/32 informieren die Dienste für Menschen mit Behinderung der Diakonie Neuendettelsau an diesem Sonntag über ihre Arbeit. Nach dem Gottesdienst in St. Leonhard (Beginn 10 Uhr) geht’s los mit Rate- und Gewinnspielen, Strand-Café und Klangwerkstatt, Mittagessen, Kaffee und Kuchen. Die Band Pink Millennium spielt Rock und Pop. Förder- und Seniorentagesstätte sind ebenfalls geöffnet, bis Pfarrer Thomas Lunkenheimer um 17 Uhr zu einer Andacht im Freien lädt. Foto: Veranstalter Termine WÜRZBURG – St. Johannis: Sa., 4.7., 18 Uhr: Alles hat seine Zeit. Installation von Barbara Schaper-Oeser. Ausstellungseröffnung. ZEITLOFS – Dreieinigkeitskirche: So., 5.7., 10 Uhr: Gottesdienst mit Gotthard Münderlein. ANSBACH – St. Gumbertus: So., 5.7., 9.30 Uhr: Rokoko-Gottesdienst. MARKTBREIT – Kirche: So., 5.7., 10 Uhr: Gottesdienst mit Einführung von Lektorin Christiane Berneth. ESTENFELD – St. Markus: So., 5.7., 18 Uhr: Liebe, Ehe und andere Katastrophen. Kabarett mit Friedemann Jung. GROSSHARBACH – St. Michael: So., 5.7., 19.30 Uhr: Frauengottesdienst. Festgelegte Sichtweisen durchbrechen – Frauen, die aus dem Rahmen fallen. ERLENBACH – Barbarossa-Schule: Mo., 6.7., 20 Uhr: Basiswissen Islam. Ref.: Gabriele Lautenschläger. OBERALTERTHEIM – Gemeindehaus: Di., 7.7., 14 Uhr: Bericht über Partnerschaftsreise nach Tansania. Ref.: Andreas Fritze. ANSBACH – Dekanat, Kapitelsaal: Di., 7.7., 19.30 Uhr: Jan Hus und die reformatorische Bewegung. Ref.: Gerhard Hausmann, Dekan i. R. KITZINGEN – Neue Seniorenresidenz: Fr., 10.7., 15 Uhr: Einweihung mit Dekan Hanspeter Kern und Regionalbischöfin Gisela Bornowski. HEIDENHEIM – Alte Turnhalle, Gießbrücke 2: Fr., 10.7., 20 Uhr: Das weißblaue Beffchen und der Stein der Weisen. Kirchenkabarett. TRIEFENSTEIN – Kloster: Sa., 11.7., 14 Uhr: Tag der offenen Tür. 20 Uhr: Open-Air-Konzert. kirchenmusik WÜRZBURG – Gethsemanekirche: Sa., 4.7., 19 Uhr: Pentabras, Gethsemanechor. BAD KISSINGEN – Erlöserkirche: So., 5.7., 9.30 Uhr: Kantatengottesdienst mit Felix Mendelssohn-Bartholdys »Lauda Sion« mit Würzburger Madrigalchor, erweitertes Kammerorchester Bad Kissingen, Solisten. Ltg.: KMD Jörg Wöltche. Predigt: Regionalbischöfin Gisela Bornowski. 21.45 Uhr: Jörg Wöltche (Orgel). HEILSBRONN – Münster: So., 5.7., 9.30 Uhr: Sakramentsgottesdienst mit Bach-Kantate »Halt im Gedächtnis Jesum Christ«. WÜRZBURG – Martin-Luther-Kirche: So., 5.7., 10 Uhr: Bolivien-Gottesdienst mit Gruppe Los Masis. 19 Uhr: Benefizkonzert mit Los Masis. SCHEINFELD – Erlöserkirche: So., 5.7., 14 Uhr: KZN Midland Youth Choir. WINDSBACH – Gottesruhkapelle: So., 5.7., 16.30 Uhr: Marimba Possibilities mit Radek Szarek. MERKENDORF – Stadthof am Steingruberhaus: So., 5.7., 18 Uhr: Posaunenchor und Männergesangsverein. OSTHEIM – St. Michael: So., 5.7., 19 Uhr: Frauenchor Le Wodsche. THEILENHOFEN – St. Agatha: So., 5.7., 19.30 Uhr: Werke von Charlie Chaplin, Claude Debussy u. a. mit Tess Remy-Schumacher (Cello), Stefan Grasse (Gitarre). CASTELL – Grafschaftskirche: So., 5.7., 20 Uhr: Orgelwerke von Weckmann, Bach und Mendelssohn mit Matthias Neumann. ROTHENBURG – St. Jakob: Mi., 8.7., 17 Uhr: 30 Minuten Orgelmusik. HEILSBRONN – Münster: Do., 9.7., 19 Uhr: Pacific Boychoir und Windsbacher Knabenchor. BAD NEUSTADT – Christuskirche: Sa., 11.7., 11 Uhr: Lana Jelenkovic (Orgel). ASCHAFFENBURG – Christuskirche: Sa., 11.7., 11.15 Uhr: Orgelmusik. ANSBACH – St. Gumbertus: Sa., 11.7., 12 Uhr: Orgelmusik zur Marktzeit. SCHWEINFURT – Gut Deutschhof: Sa., 11.7., 18 Uhr: Kirchenchor, Terzetto, Instrumentalsolisten, Sopran. Ltg.: Petra Hurth. KITZINGEN-HOHENFELD – Bergkirche: Sa., 11.7., 18 Uhr: Geistliche Werke von Heinrich Isaac, Daniel Friderice, J. S. Bach, L. v. Beethoven, Conradin Kreutzer u. a. mit Gesangverein und Instrumentalisten. Benefiz für die Kirchensanierung. ASCHAFFENBURG – St. Matthäus: Sa., 11.7., 18 Uhr: Jericho. ROTHENBURG – St. Jakob: Sa., 11.7., 19 Uhr: Werke von John Dowland. ALZENAU – vor St. Peter und Paul: Sa., 11.7., 19.30 Uhr: Kitchen Music. Am 1. Sonntag im Juli findet zum 14. Mal die Schwanberg-Steigerwald-Radrunde statt. Sie beginnt um 9 Uhr mit einem Gottesdienst in St. Michael auf dem Tafelberg bei Kitzingen. Eine halbe Stunde zuvor öffnet die Anmeldestelle (bis 10.15 Uhr) vor der Kirche. Für die acht Euro Startgebühr gibt es Verpflegungsbons im Wert von fünf Euro. Um 10.15 Uhr ist Anpfiff für alle Gruppen. Es geht 40 bis maximal 120 Kilometer quer durchs hügelige Gelände des Steigerwalds. Die Gruppen werden wie in den letzten Jahren angeführt von erfahrenen, ortskundigen Tourenleitern, die immer wieder schöne neue Strecken aussuchen – in diesem Jahr bis zu den Karpfenweihern um Höchstadt. Die Rennradler sind gehalten, so zu fahren, dass jeder mitkommt. Mountainbiker fahren vorwiegend auf Wald-, Feldwegen und einfachen Trails. Für die 800 Höhenmeter ist eine gute Kondition und etwas Mountainbike-Erfahrung nötig. Die Freizeitradler auf der 40 Kilometer langen Familientour bewegen sich vorwiegend auf Waldwegen, die Räder sollten also geländegängig sein. Sämtliche Räder müssen den Sicherheitsbestimmungen genügen, und es besteht Helmpflicht. Verpflegungsstation ist das Gemeindefest in Scheinfeld. Für den gemeinsamen Abschluss des Radsportsonntags und den Schluss-Hock bietet sich der Biergarten auf dem Schwanberg an. EB n Die Teilnehmer der Langstreckenfahrt sehen heuer das Karpfenland von Höchstadt. Foto: Veranstalter • kirchenkreis ansbach-würzburg Nr. 27 5. Juli 2015 Sonntagsblatt 17 Fans altern mit Bruder Bodo Flach über christlichen Pop und das Abschiedskonzert der Christusträger-Band Am zweiten Juli-Samstag lädt die Kommunität der Christusträger-Bruderschaft zum Triefensteintag in ihr Kloster beim gleichnamigen Ort im Spessart ein. T ausende Gäste werden erwartet. Neben einem Freiluftgottesdienst wird vor allem Musik unter freiem Himmel geboten. Einer der Höhepunkte wird das Abschiedskonzert der Christusträger-Band ct&friends sein. Bruder Bodo Flach (71) ist seit mehr als 50 Jahren in verschiedenen Musik-Formationen der Bruderschaft aktiv. Warum legen Sie die Gitarre jetzt beiseite? Bruder Bodo: Ganz beiseite lege ich sie noch nicht, aber mit der großen Bandformation mit bis zu acht Mitgliedern ist jetzt Schluss. Die Logistik für eine große Band ist körperlich schon recht anstrengend. Zum anderen werden wir hier im Kloster Triefenstein mehr gebraucht. Viele Menschen rümpfen beim Genre Christliche Popmusik die Nase. Ist christlicher Pop und Rock besser als sein Ruf? Bruder Bodo: Ganz bestimmt. Diesen angeblich schlechten Ruf hatte das Genre schon vor 30 oder 40 Jahren, als es noch ziemlich jung war. Damals wurde schon die Nase gerümpft, wenn man ein Schlagzeug in die Kirche getragen hat. Inzwischen gehört Christliche Popmusik zur Ausbildung von Kirchenmusikern. Waren die CT-Formationen CTA, CTB und zuletzt ct&friends Wegbereiter für deutschen christlichen Pop und Rock? Bruder Bodo: Eigenlob ist nicht meine Sache, aber es ist schon richtig, dass wir in Deutschland wohl zumindest mit die Ersten waren, die Pop und Rock in die Kirchen gebracht haben. Ab 1971 bis in die 1990er-Jahre haben wir junge Menschen dazu angeregt, selbst Musik zu machen. Im damaligen Internat auf dem Schwanberg haben wir in den Ferien Bandfreizeiten gemacht. Es ging uns um Musik und Glauben, also darum, auch Jesu Botschaft beim Musikmachen im Kopf zu haben. Wo liegen die Anfänge der CT-Bands? Bruder Bodo: Die Gründer unserer Bruderschaft wollten junge Leute für den Glauben begeistern – und da kamen sie schnell auf die Musik. Jazz, Beat und alles, was eben in den 1960erJahren angesagt war. Daraufhin wurden in Darmstadt drei Abende organisiert. Eine gemietete Studenten-Band spielte unter dem n Bruder Bodo (rechts) 1975 in Frankfurt beim Deutschen Evangelischen Kirchentag. Motto »Jazz, Jugend, Jesus« inklusive 15 Minuten Predigt. Was war damals Ihre Rolle? Bruder Bodo: Ich war Fotografen-Lehrling und sollte bei der Veranstaltung fotografieren. Das war mein erster Kontakt mit Christen – ich komme aus einem nicht-religiösen Elternhaus. Ein Jahr später war ich selbst Christusträger und wieder ein Jahr später hatte die Bruderschaft ihre erste eigene Band, um aufzutreten. Wie entstanden die Songs der CT-Bands? Bruder Bodo: Meist haben wir gecovert: Gospels und Spirituals mit deutschen Texten, neue geistliche Lieder und so weiter. Erst viel später haben wir dann bekannten Pop- und Rocksongs neue Texte mit christlicher Botschaft verpasst. In den 1970er- und 1980er-Jahren war die Popmusik insgesamt sehr kreativ, auch die christliche. Was ist da verloren gegangen? Bruder Bodo: Meine Wahrnehmung ist, dass heute viele neue Lobpreis-Lieder entstehen. Aber derzeit lernen weniger Menschen Instrumente. Das schränkt die Kreativität natürlich ein. Foto: Veranstalter Die Fans halten den Christusträger-Bands schon seit Jahrzehnten die Treue. Wie ist denn so die Struktur Ihres Publikums heute? Bruder Bodo: Das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Alter der Band (lacht). Vor 15 Jahren etwa haben wir den Zugang zu den jungen Leuten unter 30 Jahren ein bisschen verloren. Aber das war für uns kein Grund, die Band aufzulösen. Wenn ich auf ein Konzert von Eric Clapton gehe, sind die meisten Haare grau oder weiß! Die Fans altern eben mit. Früher hat man kirchen- und glaubensferne Jugendliche über die Musik für Gott begeistern können. Geht das heute noch? Bruder Bodo: Auf jeden Fall! Man kann sie mit Musik für den Glauben interessieren, weil Musik eine Sprache ist, die das Herz öffnet und den Zugang zu Glaubensinhalten erleichtert. Allerdings muss die Musik zeitgemäß sein, um die jungen Menschen zu erreichen – dazu sind wir inzwischen zu alt. Es gibt weltlich erfolgreiche Musiker, die auch mal christlichen Pop machen. Ist das die Zukunft – statt reiner christlicher Popbands? Bruder Bodo: Die Menschen sind verschieden, 18 Sonntagsblatt Fortsetzung von Seite 17 man braucht also auch verschiedene Wege, um sie mit dem Evangelium zu erreichen. Die einen nehmen die Botschaft von einem Sänger wie Xavier Naidoo lieber an als von einem unbekannten Christusträger – aber eben nicht alle. Wie viele Auftritte hatte die Band am Schluss noch? Bruder Bodo: Fünf bis sechs Mal pro Jahr waren wir unterwegs, mal nur einen Tag, meistens aber zwei bis drei Tage. Früher waren wir oft eine ganze Woche irgendwo. Wir wollten ja nie nur einfach einen Abend Musik machen und dann wieder weggehen. Uns ging es ja auch um die Verkündigung. Wir haben Themenwochen organisiert und jeden Abend neue Schwerpunkte gesetzt. Das war nachhaltiger als bloße Konzerte. Viele Hörer verbinden mit den Christusträgern die große Band. Wer soll diese Lücke füllen? Bruder Bodo: Wenn nun mal kein Nachwuchs in die Bruderschaft kommt, der Musik machen kann, dann muss man das hinnehmen. Jede Zeit hat ihre Form. Jetzt lebt zum Beispiel Christoph Zehendner als christlicher Liedermacher mit seiner Frau bei uns. Interview: Daniel Staffen-Quandt • kirchenkreis ansbach-würzburg Nr. 27 5. Juli 2015 löhe:porträts – Bände 6 und 7 sind raus Lebensbilder von Prof. Stefan Klöckner und Pfarrer Peter Helbich n Peter Helbich (links) und Stefan Klöckner erhielten ihre druckfrischen »porträts« aus den Händen von Rektor Prof. Hermann Schoenauer. Neuendettelsau. Jetzt haben Stefan Klöckner und Peter Helbich noch etwas Verbindendes: Jedem wurde eine Biografie im Kunstverlag Josef Fink gewidmet. Herausgeber der Bücher aus der Reihe löhe:porträts ist Diakonie-Rektor Prof. Hermann Schoenauer. Professor Klöckner hat seit 2012 mit dem Kantor und dem Liturgischem Chor der Laurentiuskirche den Psalter neu überarbeitet und Foto: Schaller mehrere Seminare zum Psalmengesang gehalten. »Ökumene läuft nicht über Themen, sondern über Menschen«, meinte der katholische Theologe in seinen Dankesworten bei der Buchpräsentation. Pfarrer Helbich ist seit mehr als einem Jahrzehnt ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Diakonie. Er verantwortet zahlreiche Publikationen mit teilweise hohen Auflagen, organisiert Reisen und för- dert den ökumenischen Dialog. »Er hat die Ideale und Ziele Wilhelm Löhes zu seinen eigenen gemacht«, sagte Schoenauer bei dem Festakt. Helbich dankte seiner Frau Edda, die mit ihm Seniorenreisen begleitet. Und: Aus seiner Kunstsammlung stiftete das Paar Werke des polnischen Künstlers Roman Sledz für die Senioreneinrichtung der Diakonie Neuendettelsau in Kattowitz. Die gemeinsame Ehrung lag nahe, weil Helbich und Klöckner freundschaftlich miteinander verbunden sind. Helbich war auf Klöckner vor Jahren durch ein Interview aufmerksam geworden und holte ihn nach einer ersten persönlichen Begegnung zu einer Tagung nach Neuendettelsau, die den Teilnehmern bis heute beeindruckend in Erinnerung ist. Die Titel der beiden Werke: »Stefan Klöckner – Gregorianischer Gesang ist wie ein Gebet« und »Pfarrer Peter Helbich – Diakonie und Kultur«. Weil mehrere Autoren beitrugen, wird statt eines Verfassers der Herausgeber genannt – siehe oben. PM Aus dem Kirchenkreis Ansbach. Zum vierten Mal in seiner Amtszeit hat Dekan Hans Stiegler die Mesner im Dekanat zu einem Meinungsaustausch eingeladen und die Bedeutung des Diensts unterstrichen. Die Mesner sorgten für eine angenehme Gottesdienstatmosphäre, die Gemeinde und Pfarrer für eine gute Andacht benötigen, so Stiegler. – Die Rangauklinik soll komplett umgestaltet werden. Die Diakonie Neuendettelsau will als Träger dafür 34 Millionen Euro investieren. Schon im nächsten Jahr soll die Generalsanierung beginnen. Mit größeren Stationen und kürzeren Wegen soll der Gebäudekomplex wirtschaftlicher werden. Rödelsee. 3 300 Euro ergaben ökumenische Spenden 2014 in der Gemeinde am Schwanberg- Fuß. Sie kommen syrischen Familien und dortigen kirchlichen Schulen zugute. Heurige Erträge ökumenischer Aktivitäten fließen in die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge durch die Rummelsberger Diakonie in Rödelsees Nachbarort Wiesenbronn. Kitzingen. Eine Halbtages-Busfahrt am 31. Juli führt zu Glaskunst in den Kirchen von Michelfeld, Mühlenpark, Bimbach und Scheinfeld, geleitet vom Künstler G. J. Johrend. Anmeldung im Dekanat: (0 93 21) 80 28. Repperndorf. Knapp 200 000 Euro kostete die einjährige Gemeindehausrenovierung: Dach des 150 Jahre alten Hauses dauerhaft sichern, Parterre trockenlegen, zweiten Fluchtweg einrichten. Von 75 000 Euro Eigenanteil brachte die Gemeinde 16 000 Euro Spenden auf, die Jagdgenossen gaben einen zinslosen Kredit, Helfer erbrachten über 2 800 Stunden Eigenleistung. Kitzingens Dekan Hanspeter Kern sagte bei der Segnung des Hauses, dass selten so viele Menschen bei einer Instandsetzung mitgearbeitet hätten. Hammelburg. Mit sechs Mitarbeitern startet die ökumenische Nachbarschaftshilfe »Eine Stunde – Zeit füreinander«. Wer eine solche Begleitung sucht oder geben will, erreicht das Pfarramt des Städtchens im Dekanat Lohr unter (0 97 32) 24 00. Bad Königshofen. Bibelgespräche über den Galaterbrief weckten den Wunsch, so etwas monatlich zu machen. Nun steht jeden ersten Dienstag im Monat die Lesung für den evangelischen oder katholischen Gottesdienst des folgenden Sonntags auf dem Programm. Das Ökumenische Bibelgespräch gibt nur einen Impuls zur Auslegung, damit ein Bibel-Vortrag vermieden wird. Die Teilnehmer können jede Übersetzung mitbringen. Uffenheim. Die KiTa Karoline Kolb bewarb sich um ein Sprachenstipendium und hatte Erfolg. Ab Herbst bringt die Handpuppen-Elefantin Lilo Lausch ihr Materialpaket in die Tagesstätte mit dem neu gestalteten Außengelände: mehrsprachige Spiele, Bücher und Hörbücher. Medienkompetenz und Konzentrationsfähigkeit werden besonders in internationalen KiTas gefördert. • Nr. 27 5. Juli 2015 augsburg und schwaben Sonntagsblatt 15 Kultureller Grenzgang Das Programm zum Augsburger Friedensfest hat in diesem Jahr »Grenzen« als Motto miere ist am 6. August um 19.30 Uhr in der Brechtbühne. Anlass für das Thema ist das 25. Jahr der Wiedervereinigung. Aber auch um Grenzerfahrungen wie Flucht oder Asyl geht es. Mauermalerei: Seit 2013 entsteht zum Friedensfest ein »Mural«, ein überdimensionales Wandgemälde. Diesmal schafft der Künstler Fred Sonntag an der Wand der Spichererschule in Pfersee ein Bild zum Thema »Grenzen«. Dort entsteht übergangsweise eine Asylbewerberunterkunft. Am Samstag, 18. Juli, kann man dem Künstler ab 11 Uhr bei der Arbeit zusehen. A uf der Bühne kauderwelschen vier EU-Angestellte über ihr Betätigungsfeld. Sie werfen Argumente und Abkürzungen hin und her. Ihr Thema ist die Flüchtlingspolitik. Doch hinter den Floskeln verschwinden die Menschen, um die es geht. »Was denken Sie, was passieren würde, wenn wir die Grenzen öffnen?«, wirft ein ranghoher Funktionär der Europäischen Grenzschutzagentur »Frontex« ein. Da herrscht Schweigen. Die Szene stammt aus »Frontex Security«. Das Theaterstück beleuchtet die Arbeit der EU-Grenzschutzagentur – und deren Bemühen, Flüchtlinge von der »Festung Europa« fernzuhalten. Das Stück des Berliner Regisseurs Hans-Werner Kroesinger ist die Auftaktveranstaltung zum Kulturprogramm für das Augsburger Friedensfest. Das dreiwöchige Festival steht in diesem Jahr unter dem Motto »Grenzen«. Mehr als 60 Veranstaltungen gibt es dazu von 16. Juli bis zum Friedensfesttag am 8. August. Viele davon beschäftigen sich mit Grenzerfahrungen wie Flucht, Vertreibung, Verfolgung oder Asyl. Man wolle mit dem Programm aber auch dazu beitragen, »Grenzen zu überwinden«, sagt die Leiterin des Augsburger Friedensbüros Christiane Lembert-Dobler. Einige Auszüge aus dem Programm: Opernprojekt: »Zaide« heißt eine unvollendete Oper von Wolfgang Amadeus Mozart. Das Opernprojekt »Zaide – eine Flucht« führt das Singspiel mit Schauspielern und Musikern aus Afghanistan, Nigeria, Deutschland und syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen auf. Zaide flüchtet vor Unfreiheit und Unterdrückung in ihrem Land. Pre- Veranstaltungsreihe »Grenzen«: Im Evangelischen Forum Annahof läuft eine ganze Veranstaltungsreihe zum Thema »Grenzen«. So geht es am Dienstag, 14. Juli ab 19.30 Uhr im Hollbau des Annahofs um »Grenzen setzen in der Liebe«. Der Vortrag »organisierter Grenzgang« beleuchtet am Mittwoch, 22. Juli, ab 19.30 Uhr im Hollbau das Zusammenleben der Konfessionen nach dem Westfälischen Frieden. Am Donnerstag, 30. Juli, erzählt Hassan Ali Djan von seiner »Flucht in ein besseres Leben«. Der Afghane flüchtete 2005 nach Deutschland. Heute ist er in München heimisch. Multireligiöses Gebet: Am Freitag, 7. Juli, beten Christen, Juden, Muslime, Aleviten und Buddhisten ab 19 Uhr auf dem Rathausplatz gemeinsam für Frieden. Der Augsburger Runde Tisch der Religionen will damit seiner Hoffnung »auf eine Welt, in der niemand unterdrückt oder verfolgt wird« Ausdruck verleihen. n »Grenzen« ist das gemeinsame Thema der Kultur-Veranstaltungen zum Friedensfest. Den Auftakt bildet das Stück »Frontex Security« (Bild oben). Auch ein überdimensionales Wandgemälde wird entstehen (M. rechts). Künstler verschiedener Nationen führen das Stück »Zaide« auf (unten). Der Festgottesdienst zum Friedensfest findet in St. Anna statt (M. links). Programm im Internet: www.augsburg.de/kultur/festivals/hohes-friedensfest Fotos: Friedensbüro Festgottesdienst und Friedenstafel: Der Festgottesdienst zum Friedensfest findet am Samstag, 8. August, ab 10 Uhr in der AnnaKirche statt. Die Predigt hält der katholische Domkapitular Joseph Zerndl aus Bayreuth. Anschließend gibt es ab 11.30 Uhr die Friedenstafel auf dem Augsburger Rathausplatz. Andreas Jalsovec Redaktion: Dr. Andreas Jalsovec • Im Annahof 4 • 86150 Augsburg • Tel. (08 21) 15 87 33 • Fax 51 63 89 • E-Mail: [email protected] • www.sonntagsblatt-bayern.de • augsburg und schwaben 16 Sonntagsblatt DAHOIM 2015 – unter diesem Motto steht der 250-jährige Kirchweihgeburtstag der Kirchengemeinde Steinheim im Dekanat Memmingen. Sie feiert das Jubiläum auf eine besondere Weise: Zwei Wochen lang ist in Steinheim die Zeltkirche zu Gast. Vom 5. bis 19. Juli wird in dem 30 mal 20 Meter großen Zelt auf dem Feld hinter der Grundschule täglich Programm geboten. Mit 8000 Besuchern rechnen Pfarrer Martin Burkhardt und Zeltkirchenpfarrer Thomas Wingert. Eröffnet wird die Zeltkirche mit einem Festgottesdienst am Sonntag, 5. Juli, ab 9.30 Uhr. Weitere Programmhöhepunkte: Am Montag, 6. Juli, läuft ab 20 Uhr »Mewaiki – Der Film« zu einem Waisenprojekt in Tansania, das das Dekanat unterstützt. Am Mittwoch, 8. Juli, präsentiert der Liedermacher Clemens Bittlinger ab 20 Nr. 27 5. Juli 2015 Uhr sein Konzert »Unerhört«. Am Freitag 10. Juli, ist ab 19.30 Uhr der christliche Musiker Samuel Harfst zu Gast. Am Sonntag, 12. Juli, gibt es einen Festgottesdienst mit Bayerns evangelischem Landesbischof Heinrich BedfordStrohm: Beginn ist um 9.30 Uhr. Am Mittwoch, 15. Juli, startet um 16 Uhr ein Workshop für Jugendliche. Das gesamte Programm auf: www. dahoim-2015.de Foto: Kirchengemeinde Steinheim oberstdorf Mehr Raum für Förderung Das evangelische Kinder- und Jugendhilfezentrum in Augsburg baut um Augsburg. Neue Wege in der Kinder- und Jugendhilfe geht das Evangelische Kinder- und Jugendhilfezentrum Augsburg (EvKi). Schon seit April rollen die Bagger auf dem Gelände des vor 50 Jahren errichteten Deffnerhauses im Stadtteil Hochzoll-Nord und verwirklichen Stück für Stück die neue Konzeption: »Inklusiv, integrativ und innovativ« sei die Ausrichtung, meint Einrichtungsleitung Sigrun Maxzin-Weigel. So entstehen drei inklusive heilpädagogische Wohngruppen mit jeweils acht Plätzen. Durch Barrierefreiheit und behindertengerechte Gestaltung bieten sie künftig auch körperlich eingeschränkten Mädchen und Jungen einen Platz in der Kinderund Jugendhilfe. Entsprechend wird auch der neue Grundschulhort integrativ ausgerichtet. Dort können Kinder mit erhöhtem Förderbedarf betreut werden. Mit diesem Angebot und einem weiteren Hort engagiert sich das EvKi auch für Familien in der Hochzoller Nachbarschaft. Bereits im Jahr 2014 hat die Jugendhilfeeinrichtung eine neue zentrale Inobhutnahmestelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Stadtteil Pfersee eröffnet. Nun soll die Wohnungsnot für junge Menschen mit Förderbedarf gelindert werden. Sechs neue Einzel-Wohnungen für Jugendliche an der Schwel- n Schon seit April rollen in Hochzoll die Bagger. Foto: EvKi/Laubensdörfer le zum Erwachsenwerden entstehen auf dem Gelände in Hochzoll. Intensiv betreut lernen die jungen Menschen dort, einen Haushalt zu führen und den Umgang mit Geld, Behörden und Arbeitgeber. Der Charakter der EvKi-Wohnanlage, die auf dem Konzept »Für jede Gruppe ein eigenes Haus« basiert, bleibt erhalten. Bestehende Gebäude werden entkernt und erneuert. »Ein so großes Gelände mitten in einer gewachsenen Stadtteilstruktur, das ausschließlich Kindern, Jugendlichen und den Mitarbeitern der Jugendhilfe zur Verfügung steht, ist selten«, betont Sigrun Maxzin-Weigel. Rund 7,3 Millionen Euro kostet die Generalsanierung bis zur Fertigstellung im Frühjahr 2018. Finanziert wird sie unter anderem durch Zuschüsse, Fördergelder und Spenden. sob »BAUSTELLE« heißt das Motto des Sommerfests im EvKi. Es beginnt am Freitag, 3. Juli, um 14.30 Uhr rund um das Deffnerhaus, Karwendelstraße 61. Es gibt Essen, Spiele – und Musik. Ein Haus für den Glauben Sie ist die südlichste evangelische Kirchengemeinde Deutschlands: Die Kirchengemeinde Oberstdorf hat nun »dem Glauben ein Haus gegeben«, wie es auf ihrer Homepage heißt. Nach gut einjähriger Bauzeit wird am Sonntag, 5. Juli, das neue Gemeindehaus eingeweiht. »Ein lichtes und weites Haus ist entstanden, das Menschen willkommen heißt, gleich, ob sie in Oberstdorf wohnen oder hier ihren Urlaub verbringen«, meint Pfarrer Roland Sievers, der in der Christuskirche für Gästeund Kurseelsorge zuständig ist. Möglich wurde der Neubau durch einen Grundstückstausch zwischen Kirchen- und Marktgemeinde. Das Gesamtprojekt umfasst auch die Sanierung und Umgestaltung der Christuskirche. Sie soll noch 2015 angegangen werden. Von den gesamten Baukosten in Höhe von 1,6 Millionen Euro muss die Kirchengemeinde 600 000 Euro selbst aufbringen. Durch Spenden und Aktionen habe man bereits rund 200 000 Euro beisammen, so Sievers. sob DER FESTGOTTESDIENST zur Einweihung mit Regionalbischof Michael Grabow beginnt am Sonntag, 5. Juli, um 14 Uhr in der Christuskirche. • augsburg und schwaben Nr. 27 5. Juli 2015 Sonntagsblatt 17 Aus der Idylle in die Großstadt Nach elf Jahren verlässt Ingrid Ossig die Urlaubsregion Scheidegg – und geht nach Berlin Seit 2004 war Ingrid Ossig Pfarrerin im heilklimatischen Kurort Scheidegg im Allgäu. In ihrer Amtszeit entstanden das Samstagspilgern und das Pilgerzentrum Scheidegg. Nun zieht es die 60-jährige Pfarrerin mit ihrem Mann in die Großstadt. D er Unterschied zwischen dem idyllisch inmitten der Westallgäuer Bergwelt gelegenen Kurort Scheidegg und der quirligen Metropole Berlin könnte größer nicht sein. Und doch hat sich Ingrid Ossig entschieden. Sie geht mit ihrem Mann nach Berlin, nach Kreuzberg. Nicht, um dort eine neue Pfarrstelle anzunehmen. Sie setzt sich zur Ruhe. »Kultur, Theater, die Philharmonie, vielleicht später mal Seniorenuni, das möchten wir auch dann noch genießen, wenn wir nicht mehr so mobil sind«, sagt die 1954 geborene Theologin. »Ich wollte schon im Studium immer nach Berlin. Meine Schwester lebte zehn Jahre dort.« Ihr Mann habe dort einen Teil seiner Ausbildung absolviert, erzählt Ossig. Ende Juni wurde die Pfarrerin mit einem Festgottesdienst in der Auferstehungskirche verabschiedet. Seit 2004 war sie Pfarrerin in Scheidegg, in einer typisch verzweigten Diaspora-Situation. »Wenn ich am Sonntag im Markt Weiler bin und Gottesdienst halte, weiß ich genau, wer wo sitzt«, erzählt sie. In Scheidegg dagegen stellen die Einheimischen nur ein Drittel der Gottesdienstbesucher. »Die Urlauber und die Patienten der umliegenden Kurkliniken machen das Gros aus.« »Gemeinde auf Zeit« Rund 40 Kilometer sind die äußersten Gemeindegrenzen in Scheidegg voneinander entfernt. In der rund 1800 Mitglieder starken Kirchengemeinde war die Pfarrerin zuständig für Pfarramtsführung und Gemeindearbeit. Unterstützt wurde sie von Diakon Bertram Linsenmeyer, der für die Urlauber- und Klinikseelsorge zuständig ist. »Wir sind Gemeinde auf Zeit«, sagt Ossig. Weil die Gäste nur eine gewisse Zeit in Scheidegg verbringen, gibt es viele niederschwellige Angebote. Im Sommerhalbjahr gibt es vierzehntägig einen Sonnenuntergangsgottesdienst; Sonntagabend wird auf dem Kreuzberg zum Abendliedersingen eingeladen. Es gibt Kinoabende; einmal im Monat lädt die Kirchengemeinde zum Konzert in die Auferstehungskirche ein. Das Taizé-Gebet gibt es seit mehr n »Wer pilgert, geht auf Spurensuche«, sagt Ingrid Ossig. Elf Jahre lang arbeitete die 60-Jährige als Pfarrerin in Scheidegg. Nun macht sie sich selbst auf den Weg – nach Berlin-Kreuzberg. als 20 Jahren in Scheidegg. Ossig hat es von Vorgänger Pfarrer Peter Bauer übernommen. Von den Gästen der Kliniken kam jedoch der Wunsch: »Einmal im Monat ist uns zu wenig. Wir wollen mehr.« Mittlerweile kommen bis zu 30 Leute sonntagabends zum Taizé-Gebet, davon vier Fünftel Gäste, so die Theologin. »Es sind vor allem viele kleine Begebenheiten, die für mich in meiner Zeit in Scheidegg sehr anrührend waren«, sagt Ossig. Einige Meilensteine jedoch gibt es: 2013 feierte die Gemeinde »50 Jahre Auferstehungskirche«, seit 2006/2007 gibt es die Waldweihnacht mit Bläserbegleitung, die mit rund 100 Besuchern vor dem Panorama der Vorarlberger Bergwelt längst zu einer Institution geworden ist. Und dann ist da noch das Samstagspilgern, das die Gemeinde weit über die kommunalen Grenzen hinaus bekannt gemacht hat und auf Ossigs Initiative hin entstand. »Pilgern ist eine uralte, heute ökumenisch geschätzte Form der christlichen Spiritualität«, erklärt sie. »Beim Samstagspilgern kann man gemeinschaftlich Unterwegssein für einen Tag erfahren.« Das Angebot sei offen für alle und finde in Begleitung von ehrenamtlichen Wegbegleitern oder kirchlichen Seelsorgern statt. Die Eröffnung des Pilgerzentrums Scheidegg 2007 war dann ein konsequenter Schritt Foto: Eder für die Kirchengemeinde. »Die Überlegung war, ein Gemeindezentrum so zu bauen, dass es auch als Pilgerstätte genutzt werden kann«, erklärt die Pfarrerin. Die Rechnung ist aufgegangen. Seit der Eröffnung des Zentrums kamen bereits rund 2000 Besucher in die Pilgerherberge; jährlich sind 300 Pilger in dem Zentrum in Scheidegg zu Gast. Eine Leidenschaft hat die Pfarrerin für das »Heilsame Singen« mit Patienten entdeckt. »Es sind einfache Lieder, wie Mantras, die den Menschen Heilung bringen«, schwärmt Ossig, die privat gerne Klassik von Bach bis Bruckner hört und selbst Klavier und Gitarre spielt. Mit Freude habe sie auch mit Kindern gesungen: beim Kinder- oder Weihnachtsmusical. Die Verbindung des evangelischen Kirchenchors »Chörle« mit dem Chor der katholischen Pfarrgemeinde war für sie stets Anlass zur Dankbarkeit. »Hier ist beim ökumenischen Singen und Musizieren eine gute Gemeinschaft gewachsen«, meint Ossig. Auch anlässlich des Abschieds der Pfarrerin gaben beide Chöre ein gemeinsames Konzert. »In meinem Herzen nehme ich diese wunderbare Landschaft mit«, sagt Ossig. »Und auch die vielen berührenden Begegnungen mit den Menschen hier vor Ort. Dafür bin ich dankbar.« Hanna Eder 18 Sonntagsblatt • augsburg und schwaben Nr. 27 5. Juli 2015 augsburg GAE tagt in Straßburg LEUCHTFEUER heißt die Installation des Augsburger Künstlers Thorsten Braunbarth, die derzeit im Ostchor der St. Anna Kirche zu sehen ist. 84 Baustellenwarnleuchten stehen dort auf dem Boden. Sie blinken in regelmäßigem Rhythmus. Zugleich hat jede ihren eigenen Puls. Braunbarth hat das Kunstwerk zur »Langen Nacht des Lichts« in Augsburg geschaffen. Der Kontrast, den die Bauleuchten zum Kircheninneren bilden, ist gewollt: »LEDs und Plastik stehen im Gegensatz zu altehrwürdigen Materialien des Kirchenraums«, sagt der Künstler. Durch das regel mäßige Blinken enstehe »eine eigene Dynamik, alles scheint in Bewegung zu geraten«. Besucher sollen die Installation bewusst begehen: Das Werk wolle Orientierung und Hoffnung vermitteln. Die Installation ist noch bis 19. Juli zu sehen. Infos auf www.stanna-augsburg.de Foto: Jalsovec gottesdienste vom 5. bis 11. juli augsburg St. Anna: So 10 m. A. Hegner, gl. KG, 11.30 Hegner, Mo – Sa 12 Mittagsgebet, Do 18 m. A. Diakonissenhaus: So 9 Ludwig, Di u. Fr 18.45 And., Sa 18.45 WochenschlussG St. Ulrich: So 10 m. A. Offenberger, 18 Offenberger (Hlg. Geist), Fr 19 ökum. SegnungsG z. Ulrichswoche Hartmann/ Kreiselmeier Protest. Friedhof: So 18 Zelinsky St. Jakob: So 9.30 m. A. Benning, 18 Fest z. Ehre Gottes, gl. KG (Freilichtbühne), 19 HochschulG Waldow, Heilig Kreuz: So 10 FamG Ratz/Team, Mi 18 JugendG, Offenberger Barfüßerkirche: So 9.30 m. A. Zelinsky, Mo – Fr 7.30 Morgengebet, Di 18 TaizéGebet, Di 19 Herzensgebet St. Andreas: So 10 ökum. G Küffer/Nawa (Gartenanlage Herrenbach) Auferstehungskirche: So 10 m. A. Bissinger Christuskirche: So 10 FestG z. Goldenen Konfirmation m. A. Dempewolf – Gemeindezentr. Maria u. Martha: So 8.30 Dempewolf Dreifaltigkeitskirche: So 10 Römer – Inningen: So 9.30 Wieker – Leitershofen: So 11 Wieker – Hessingklinik: Sa 18 m. A. Wieker Erlöserkirche: So 9.30 m. A. Fischer (m Silberner, Goldener u. Diamantener Konfirmation), Di 19 ökum. Gebet Landeskirchliche Gemeinschaft: So 10 FamG, 18 Fest z. Ehre Gottes (Freilichtbühne) St. Johannes: So 9.30 m. A. Aujezdsky, Fr 19 Holler St. Lukas: So 9.30 Meyer St. Markus: So 9.30 Beltinger (m. Konfirmanden-Vorst.) St. Matthäus: So 10 m. A. (alk.frei) Bachmann St. Paul: So 10 Fessler, Fr 19 ökum. G (Apostelin-Junia-Kirche) Friedenskirche: So 10 FamG Weiner Paul-Gerhardt-Kirche: So 9 m. A. Schäfer – Stephanuskirche: So 10.30 m. A. Schäfer St. Petrus: So 10 m. A. Kramer, gl. KG St. Thomas: So 9.30 m. A. Tiggemann, gl. KG – St. Thomas Chapel: So 11 Tiggemann, gl. KG Zentralklinikum: So 9 m. A. (alk.frei) Müller, Di 19 ökum. G Müller, Do 19 Grünert region Aichach: So 10.30 G – Altomünster: So 9 G Straßburg, das Elsass und die Situation der Kirche dort stehen im Mittelpunkt der Jahrestagung der Gesellschaft zur Ausbreitung des Evangeliums (GAE). Die Fahrt nach Straßburg findet vom 20. bis 23. August statt. Anmeldungen sind bis 6. Juli möglich bei Pfarrer i. R. Christian Holler in Augsburg, Telefon (01 72) 4 69 82 55 oder per E-Mail: gesellschaft-zur@ ausbreitung-des-evangeliums.de sob Augsburg Konzert für die Drogenhilfe Ein Benefizkonzert für die Drogenhilfe Schwaben geben Studierende des Augsburger Leopold-MozartZentrums. Am Sonntag, 5. Juli, spielen sie ab 18 Uhr im Augustanasaal im Annahof Klavierwerke von Bach, Mozart, Debussy oder Gershwin. Am Dienstag, 21. Juli, gibt es ab 16 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst zum Drogentotengedenktag in der Annakirche. sob Pfäfflingen/löpsingen Gottesdienst der Posaunisten Seit Herbst 2014 nahmen Bläser verschiedener Posaunenchöre am Chorleiterlehrgang in Enkingen im Dekanat Nördlingen teil. Zum Abschluss laden sie zu selbstgestalteten Gottesdiensten ein. Sie finden am Sonntag, 5. Juli, statt: in der Kirche St. Michael in Löpsingen ab 9 Uhr und in St. Georg in Pfäfflingen ab 10.15 Uhr. sob Bobingen: So 9.30 FestG z. Goldenen Konfirmation Lukas, gl. KG Diedorf: So 10 Büching, Do 21 Nachtkirche Friedberg: So 10.30 Nickel/Deher Gersthofen: So 10 Wolf, gl. KG, Sa 16 FamG Kissing: So 10 Mühlendyck, gl. KG Königsbrunn: So 9 Kring, Di 19 ökum. And. (Nepomukkapelle) – Martin-Luther-Haus: So 10.30 Graßmann (m. Konfirmanden-Vorst.) Lechfeld: So 10 m. A. Halder, Fr 8 Gemeindegebet Meitingen: So 9.30 m. A. Maly-Motta, gl. KG Wertingen: So 10 m. A. Schuster Mering: So 10 m. A. Langanke Neusäß: So 10 m. A. Agnethler, gl. KG Westheim: So 10 Renner, gl. KG Schwabmünchen: So 10.30 Kögel, gl. KG – Langerringen: So 9 Kögel Dinkelscherben: So 9 Strauch – Adelsried: So 10.30 m. A. Strauch • München und Oberbayern Nr. 27 5. Juli 2015 Sonntagsblatt 15 Langfinger am Opferstock In Oberbayern gab es im Jahr 2014 die meisten Diebstähle aus Kirchen Eingebrochen und geklaut wird auch im an sich sicheren Freistaat Bayern täglich und überall – aber wenn Kirchen, Synagogen oder Moscheen das Ziel der Langfinger sind, erregt das zumindest das öffentliche Interesse. Besonders beliebt unter Dieben sind die Gotteshäuser in Oberbayern. D ie Zahl der Einbrüche in Kirchen oder der Diebstähle aus Kirchen ist in Bayern seit Jahren relativ konstant. 2014 habe es bayernweit mehr als 450 solcher Fälle gegeben, teilte das Bayerische Landeskriminalamt mit. Im Jahr 2013 seien es mit 533 gemeldeten Fällen überdurchschnittlich viele gewesen, in den Jahren davor lagen die Fallzahlen aber etwa auf dem Niveau von 2014. Auch in den einzelnen Polizeipräsidien gibt es keine Hinweise auf eine signifikante Zunahme solcher Taten. Die Ermittler unterscheiden bei solchen Delikten zwischen »Diebstahl ohne erschwerende Umstände«, also wenn in unverschlossenen Kirchen Inventar geklaut oder Kirchenbesucher bestohlen werden, und zwischen »Diebstahl unter erschwerenden Umständen«. Letzteres ist immer dann der Fall, wenn nicht nur etwas unerlaubt mitgenommen wurde, sondern dafür auch noch die Kirche an sich oder zum Beispiel Türen, Opferstöcke oder Tabernakel aufgebrochen wurden. Auch wenn man diese Delikte in der Statistik trennt, ergibt sich keine Veränderung der Fallzahlen. Die Täter werden nur selten gefasst Spitzenreiter unter den bayerischen Regierungsbezirken bei diesen Delikten ist Oberbayern. Dort gab es 2014 insgesamt 69 Diebstähle ohne erschwerende Umstände (2013: 68) und 101 Diebstähle unter erschwerenden Umständen (2013: 94). Die wenigsten Taten in beiden Bereichen gab es in Oberfranken. Laut Bayerischem Landeskriminalamt gab es dort vergangenes Jahr acht Fälle von Diebstahl ohne erschwerende Umstände sowie neun Fälle unter erschwerenden Umständen. Keines der Polizeipräsidien kann Angaben n Nicht nur für Gläubige interessant: Kirchen wirken auch auf Diebe anziehend. zum Motiv der Täter machen. Das liegt vor allem an den eher niedrigen Aufklärungsraten. Im ganzen Freistaat konnten vergangenes Jahr nur 13,2 Prozent der Diebstähle ohne erschwerende Umstände aufgeklärt werden (2013: 15,2 Prozent), bei den Diebstählen unter erschwerenden Umständen waren es 2014 immerhin 24,3 Prozent (2013: 31,9 Prozent). »Wir gehen in den meisten Fällen von einer schlichten Bereicherungsabsicht aus«, erläuterte ein oberfränkischer Polizeisprecher. Kunstwerke oder kunsthandwerklich wertvolle Gegenstände würden in Kirchen nur selten gezielt gestohlen. Der Sprecher der bayerischen evangelischen Landeskirche, Johannes Minkus, weiß ebensowenig von regionalen oder saisonalen Häufungen solcher Fälle wie seine katholischen Kollegen in den Erzbistümern und Foto: epd Bistümern. Bambergs Erzbistums-Sprecher Harry Luck sagt, die Kirchen seien »subjektiv wahrgenommen« auch weit weniger häufig das Ziel von Dieben als etwa Kindergärten. Von Videokameras oder geschlossenen Kirchen hält man im Erzbistum nichts, ebenso im Bistum Würzburg: »In vielen Kirchen zeigen Ehrenamtliche Präsenz.« Das sei wirkungsvoller. Dass dennoch mitunter der Eindruck entsteht, Einbrecher und Diebe suchten sich besonders oft Kirchen, Synagogen oder Moscheen als Ziel aus, liege daran, dass es eben keine »alltäglichen Tatorte« sind, und daher auch die Medien gezielt darüber berichten, erläutert ein Kriminalpolizist: »Für die meisten Menschen ist das nach wie vor ein Tabu: Aus religiösen Gebäuden klaut man schon dreimal nichts.« Daniel Staffen-Quandt Redaktion: Brigitte Vordermayer • Birkerstraße 22 • 80636 München • Tel. (0 89) 1 21 72-143 • Fax -304 • [email protected] • www.sonntagsblatt-bayern.de 16 Sonntagsblatt aus den gemeinden GOTTESDIENST MIT BACH: Die Erlöserkirche in MünchenSchwabing lädt ein zum Gottesdienst mit Bachkantate »Wer nur den lieben Gott lässt walten« am Sonntag, 5. Juli, um 10 Uhr, mit dem Santori-Ensemble, Solisten und Chor der Erlöserkirche unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Michael Grill. Der Eintritt ist frei. NACHTKONZERT IM SOMMER: Die evangelische Kirchengemeinde in Herrsching veranstaltet auch in diesem Sommer wieder die »Nachtkonzerte«. Die vier Sommerabende beginnen jeweils um 21 Uhr ab Sonntag, 5. Juli. Das erste Nachtkonzert 2015 »Crossover Improvisationen« findet bei gutem Wetter als Open-Air-Konzert im Innenhof der evangelischen Erlöserkirche Herrsching statt. Mit Gesang, Gitarre, Saxofon, Gambe und Posaune improvisieren die Musiker mit Klängen von Renaissance bis zu Gospel und Jazz. Der Eintritt ist kostenlos, die Gemeinde bittet um Spenden. KUNST IM GOTTESDIENST: Zu einem Kunst-Gottesdienst lädt die Lätarekirche München am 5. Juli um 10 Uhr ein. Seit Karfreitag sind in der Kirche mehrere Bilder und Skulpturen der Schwabinger Künstlerin Manu Wondratschek ausgestellt, die sich mit Kreuz und Leiden Jesu Christ beschäftigen (Foto: KG). Diese stehen im Mittelpunkt der Predigt von Pfarrer Klaus Gruzlewski unter dem Thema »Welches Kreuz passt zu uns?«. München und Oberbayern gottesdienste vom 5. bis 11. julii münchen Adventskirche: So 10 GD m.A. Vocke, St. Lukas Westkreuz: So 18 GD Vocke, AHWestkreuz: Fr 15.30 GD Andreaskirche: So 10 FamGD m.A. Sippekamp, Sa 11 TaufGD Sippekamp, Friedenskapelle: So 8.30 GD m.A. Sippekamp, Kath. St. Matthias: Fr 19.30 Taizé-Gebet Apostelkirche: So 9.30 GD m.A. u. AbschiedsGD Grötzner Auferstehungskirche: So 10 GD m.A./ KiGD Höhne, Kapelle: Mi 18.30 And Geyer Bethlehemskirche: So 10 GD Merk Carolinenkirche: So 10 GD m.A. Einführung Martina Stieber/KiGD Jahnel/ Dörrich/Stieber Christuskirche: So 10 GD m.A. Gross, RotkreuzKH: So 8.30 GD m.A. Gross Dankeskirche: So 10 GD m.A. Mandt Dreieinigkeitskirche: So 10 GD m.A., KH Bogenhausen: So 19 GD m.A. Köppen Emmauskirche: So 10 GD m.A. Bomblies, KH Harlaching: Sa 19 GD m.A. Hüfner Epiphaniaskirche: So 10 FamGD, Do 20.30 Taizé-And Erlöserkirche: So 10 KantatenGD/KiGD Raabe, Mo 19 ExamensGD Gmelin, Sa 11 TaufGD Gmelin, Erlöserkirche/Pfarrgarten: Sa 15 GD zum Gemeindefest Steck, KH Schwabing: Mi 15 SegnungsGD Breit, AH St. Nikolaus: Mi 16.30 GD m.A. Raabe Evangelisch-Reformierte Gemeinde: München I: So 10 GD Blikslager Evangeliumskirche: So 9.30 GD m.A. Linhardt, Di 19 GD Monninger, AH Augustinum-Nord: So 11 GD Linhardt Friedenskirche: So 10 GD m.A. Scherer, Mi 19 GD Greifenstein Gethsemanekirche: So 9.30 GD m.A. Bliese, AH St. Josef: Fr 15 GD m.A. Sippekamp, AH Partnachplatz: Di 16 GD Sippekamp Gustav-Adolf-Kirche: So 15 EinführungsGD m.A. von Pfarrer Stefan Ammon/KiGD Schulz/Steinbauer Heilig-Geist-Kirche: So 9.30 kein GD, Magdalenenkirche: So 11 GD Abschied Hilmes, Sa 14 TaufGD Knecht, Olympiakirche: So 10 GD Götz Himmelfahrtskirche Pasing: GZ Lochhausen: So 9.30 GD Fischer-Röhrl, So 10 GD m.A. Braml, St. Joseph: Di 14.30 GD »Unterbrechung« Himmelfahrtskirche Sendling: So 10 GD m.A./KiGD Borger, So 19 Orgelvesper Kail Hoffnungskirche: So 10.30 GD m.A. Liepold, Michaelskirche Freimann: So 9 GD m.A. Liepold, AH Kieferngarten: Sa 18 GD m.A. Immanuel-Nazareth: Immanuel-KiGa: So 10 FestGD zum Sommerfest Untch, Kleingartenanlage am Denninger Anger: Sa 10.30 ÖGD Untch Jesajakirche: So 9.30 GD m.A. Kobilke Jubilatekirche: So 10.30 FamGD Degkwitz Kapernaum-Bethanien: Bethanienkirche: So 9 GD m.A. Kietzell, Kapernaumkirche: So 10.15 GD m.A. Kietzell Kreuzkirche: So 9.30 GD m.A. Geyer, So 11.15 PredigtGD Geyer, Sa 11 TaufGD Wilde Lätarekirche: So 10 GD Gruzlewski, Sa 11 KiGD, AH Horst-Salzmann-Zentrum: Mi 16.15 GD Schiefer, AH GeorgBrauchle-Haus: Mi 10 GD Schiefer, KH Neuperlach: Mi 18 GD m.A. Bomblies, AH Phönixzentrum: Fr 10.30 GD Schiefer Lutherkirche: So 10 GD m.A. Steger, So 11.30 TaufGD Steger Nikodemuskirche: So 10 GD Haußmann, Fr 18.30 Gebet Offenbarungskirche: So 10 GD Kobilke Passionskirche: So 10 GD Hess, AH Baierbrunner Str: Mo 16 GD m.A. LoreckSchwab, AH Murnauer Str: Mo 9.30 GD m.A. Loreck-Schwab Paul-Gerhardt-Kirche: So 9.30 GD m.A./ KiGD Fietz, So 11.15 GD/KiGD Fuchs, Fr 19 GD Agape, GemH: Do 10 Pastoralgebet Fuchs, Alfons-Hoffmann-Haus: Di 16 GD m.A. Fietz, Krypta: So 9.30 GD Ernst, AH Westpark: Mi 18.45 GD Fuchs Philippuskirche: So 9.30 GD m.A. Trimborn Reformations-Gedächtnis-Kirche: So 10.30 FamGD Schmidt, KH Großhadern: So 18.30 GD m.A. Labitzke Rogatekirche: So 10 GD Schulz Simeonskirche: So 10 GD m.A. Kietzig Sophienkirche: So 10.15 KrabbelGD St. Johannes: KH Rechts der Isar: Do 19 GD m.A. Stenglein, So 10 GD m.A./KiGD Skerlec St. Lukas: So 10 GD m.A. Zeidler, So 18 ThomasVesper, Do 22 Nachtkirche, Sa 10 ÖGD zum Christopher-Street-Day m.A. Gottschling, Martinskapelle: So 11.45 GD m.A./KiGD Zeidler St. Markus: So 11.15 FamGD Scheler, Mi 12 Gebet Roth, St. Willibrord: Di 19 ÖGebet, AH Heßstr: Fr 18 GD Scheler St. Matthäus: So 8.30 GD m.A. Roth, So 10 GD m.A. Roth, So 18 GD Ritter, Mi 12 Gebet Roth, Fr 18.30 Gebet Toellner St. Paulus: So 9.30 GD m.A. Trimborn Stephanuskirche: So 11 GD Arzberger Versöhnungskirche: So 10 FamGD m.A. Team region Baldham: GSD-Saal: Fr 10.30 GD m.A. Sedlmayr, So 9.30 GD m.A. Sedlmayr, Sa 10.30 KiGD, Sa 15.30 KiGD, AH Wiesengrund: Di 10.30 GD m.A. Sedlmayr Dachau: Friedenskirche: So 10 GD Last, Gnadenkirche: So 9.30 GD, Versöhnungskirche: So 11 GD m.A., Fr 12.30 ÖVersöhnungsgebet Feldkirchen-Aschheim: Heimstettener See: So 11 FamGD m. Taufen Kießling-Prinz Garching: So 10 KiGD Germering: Dietrich-Bonhoeffer-Kirche: So 10 GD m.A. Leuze, Jesus-Christus-Kirche: So 10 GD m.A. Benoit Gröbenzell: So 10 GD m.A. Drini, So 11.30 TaufGD Drini, Klosterweg: Sa 20 ÖJugendGD, St. Johann Baptist: So 19 ÖAbendlob Grünwald: So 12 ÖGD Barth Haar: So 10 FamGD m. Tauferinnerung Imhof, KMO: So 18.30 GD m.A. Hille Höhenkirchen: So 10 GD Stritar, Leonhardikirche: Fr 18 And Lotz, Mariä Geburt: Di 19 ÖFriedensgebet Ismaning-Unterföhring: Bürgerstift • Nr. 27 5. Juli 2015 Neue Vortragsreihe zu Religion und Gesellschaft München. Die Bayerische Akademie der Wissenschaft startet eine Vortragsreihe zum Thema »Religion und Gesellschaft: Sinnstiftungssysteme im Konflikt«. Die Vortragsreihe folge dem Bedürfnis, neue »Formate des Sprechens über Religion« zu entwickeln. Den ersten Vortrag am Mittwoch, 8. Juli, um 19 Uhr hält die Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer zum Thema »Spannungsfelder: Der Islam, die Muslime und die säkulare Moderne«. Insgesamt umfasst die Reihe 14 Veranstaltungen, die sich Themen wie »Religion und Gewalt«, »Recht und Religion«, »Religion und Gender«, »Vielfalt der Christentümer« und »Blasphemie« widmen. epd Ismaning: Mi 10.30 GD Klingenberg, Gabrielkirche: So 9.30 GD Klingenberg, Rafaelkirche: So 11 FamGD Stolz, So 19 ÖFriedensgebet Sellmeier Karlsfeld: So 10 GD m.A. Künneth Kemmoden-Petershausen: GZ Petershausen: So 10.30 GD offene Form, Markt Indersdorf: Mo 19.30 ÖGebet Kirchheim: Fr 16.30 KiGD, Heimstettener See: So 11 SeeGD Kießling-Prinz Neubiberg: So 10.30 GD m.A. Hirschsteiner Oberhaching: So 10 FestGD m.A./KiGD Schaller/Mpolo Oberschleißheim: So 11 GD Ottobrunn-Neubiberg-Hohenbrunn: AH Riemerling: So 9 GD Wist, GS: So 11.30 KiGD Wist, Waldkapelle: Mi 19 Friedensgebet Wist Pullach: So 10 GD Zöbeley, AH Georg: Fr 11 GD Zöbeley, AH am Wiesenweg: Fr 16 GD Zöbeley Taufkirchen: Rathausplatz: So 10 ÖSommerfest, AH Hachinger Bach: Mi 10 GD Rohrbach Unterhaching: So 10 GD, So 16 Kinderchorkonzert Klose, Sa 15 FamGD, AH Parksee: Do 18 GD Hartenstein Unterschleißheim: Haus Valentinspark: Mi 16 GD m.A. Kautschak, Maria-MagdalenaHaus: So 10.30 GD m.A./KiGD Pace, Schlosskapelle Haimhausen: So 9 GD m.A. Pace oberbayern Altötting: So 10.30 GD Sehmisch, Neuötting: So 9 GD m.A. Sehmisch, Garching: So 9.30 GD Thoma, Marktl: So 11.15 GD Thoma Aschau-Bernau: So 10.30 GD m.A. • Nr. 27 5. Juli 2015 Bernau: So 9 GD Bad Aibling: So 10 GD m.A./Gebet/ Segnung Wiesinger, Bad Feilnbach: So 8.30 GD m.A. Wiesinger Bad Endorf: So 10 GD m.A./KiGD Probst Bad Reichenhall: So 9.30 GD m.A./KiGD Wirth Bad Tölz: So 9.30 GD Steinbach, Franziskanergarten: So 11 KlKiGD/ Gemeindefest Steinbach Bad Wiessee: So 9.30 GD Böttcher Berchtesgaden: So 10.30 GD Sellner, Schönau: So 9.30 GD Gerstner, Insula: So 9.15 GD m.A. Sellner, Bischofswiesen: Sa (4.7.) 17 Ökum. KiGD Gerstner, Bindalm: Sa (4.7.): 11 GD Gerstner, Hirschkaser: Sa 11 GD Berg: Aufkirchen: So 18.30 MusikGD Habdank, Gemeindehaus-Garten: Fr 17 Andacht Burghausen: So 10 GD m.A./KiGD Fecke Burgkirchen: So 10 GD m.A. Klopfer Ebenhausen: So 10.30 GD m.A. Stamm, Straßlach: So 9 GD m.A. Stamm Ebersberg: So 10.30 GD/KiGD Krüger, Kirchseeon: So 9.30 GD m.A. Thumser Eichenau: So 10 GD Breit, So 16 Ökum. JuGD u. Sponsorenlauf – Schmidt Erding: Christuskirche: So 9 GD Schwenk, Erlöserkirche: So 10.30 GD Oechslen, Forstern/Kath. Kirche: So 10.30 GD m.A. Schwenk, Schloss Aufhausen: So 19 Musik. Andacht Oechslen Feldafing: Pöcking/Dampfersteg Possenhofen: So 9.30 SeeGD Stein, Heilig-Geist-Kirche: Sa 11 TaufGD Tikwe, Johanniskirche/Gemeinderaum: Di 19 TaizéGebet Schauer/Tikwe Flughafen München: Christophoruskapelle: So 11 GD Grunert Freilassing: So 10 KiGD Seißler, Mitterfelden: So 10 KiGD Pfautsch, Ingolstädter Haus: So 11 Ökum. BergGD Buckel/Scheuerer, Mi 10 Andacht Freising: Paul-Gerhardt-Haus: So 8 GD Löser, So 19.30 Andacht, ChristiHimmelfahrts-Kirche: So 9.30 GD m.A. Löser, Mi 18.30 Andacht, EpiphaniasZentrum: So 11 GartenGD/Sommerfest Prusseit Fürstenfeldbruck: Erlöserkirche: So 10.30 GD/KiGD Reimers, Versöhnungskirche: So 9 GD Reimers, Gnadenkirche: So 10 GD m.A./ Gold. Hochzeit u. KiGD Leitz-Zeilinger Garmisch-Grainau: So 9 GD m.A. Borchardt, So 11 Ökum. MotorradfahrerGD a. Hausberg, Grainau: So 11 GD m.A. Borchardt Gauting: Ulrichskircherl: So 11 GD i. Grünen Graeff Geretsried: Petruskirche: So 9.30 GD m.A./ Gemeindefest Heckel Gilching: So 9.30 GD m.A./KiGD Greim Gmund: So 10.30 GD Kopp-v.Freymann, Schaftlach: So 9 GD Kopp-v.Freymann Gräfelfing: Friedenskirche: So 10.30 GD m.A. Althaus, Michaelskirche: So 11 GD/ KiGD Grafing: So 10.15 WaldGD m.A. (Mariensäule) Grafrath: So Musik. Abendandacht, Mammendorf: So 10 GD m.A./ Psalmensingen Böser, So 19 TaizéGD, Türkenfeld: So 11.30 GD Böser Herrsching: So 9.30 GD Parche, Seefeld: So 11 GD Smart, Inning: So 11 GD Parche Holzkirchen: So 9.30 FamGD m. Konfis/ Gemeindefest Dörrich Kochel: So 10.30 SeeGD Wellner/Gust Landsberg: So 9.30 GD Frieß, So 11 München und Oberbayern TATORT: REGIONALBISCHÖFIN – »So macht Kirche Spaß!«, rief Susanne Breit-Keßler (re.) am Ende ihres Jahresempfangs außer Puste ins Mikrofon. Schuld daran, dass sie und ihre Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft atemlos in die Nacht gingen, war der Münchner TatortKommissar Miro Nemec (li.). Mit seiner Band »Asphyxia« heizte er der Regionalbischöfin von München und Oberbayern ordentlich ein – und die verwandelte den Boden der Münchner Allerheiligenhofkirche kurzerhand in eine Tanzfläche. Es dauerte nicht lange, und viele ihrer Freunde, Kollegen und Bekannten taten es ihr gleich. Ausgelassen und fröhlich tanzten sie animiert von Rampensau Nemec aus dem Tag. Es sei wichtig, auch mal abzuschalten, Spaß Kreuz-und-quer-GD Martin, Leeder/ Hofgartenhaus: So 10.30 GD Möller Lenggries: So 9.30 GD m.A. Gerg Markt Schwaben: So 10 GD m.A./KiGD Fuchs, Anzing: So 11.15 FamGD Fuchs Miesbach: So 10.30 FamGD/Gemeindefest Sergel-Kohls, Schliersee: Sa 18.30 GD Mittenwald: So 10 GD Scheel, So 11 KiGD Scheel, Fr 19 Andacht, Krün/St. Sebastian: So 18 Rothe, Kapelle Maria Königin am Lautersee: Mi 11 BergGD, Maria Rast/ Buckelwiesen: Do 11 BergGD, Wallgau/Kreuz am Otenwanger Weg: Fr 11 BergGD, Westl. Karwendelspitze Bergstation: Sa 14 BergGD Murnau: So 9.30 GD Rogge, Bad Kohlgrub: So 11.15 GD Rogge Mühldorf: So 10 GD m.A. Vogt, Ampfing: So 10 GD m.A. Krischock Oberallershausen: So 9.30 GD m.A. Winkler, Schweitenkirchen: So 11 GD Winkler Oberammergau: So 10 GD m.A. Sachi Olching: Johanneskirche: So 10 KiGD Sauer, So 11.30 TaufGD Sauer, So 19 Taizé-Andacht Sauer, Emmaus-GZ: So 10 GD Partenkirchen: So 10.30 GD Detzer, Burgrain: So 10.30 GD m.A. Konrad, Sonntagsblatt 17 zu haben und zu genießen, betonte Breit-Keßler. Das gebe Kraft für die täglichen Herausforderungen. Konkret ging es an diesem Abend um die Herausforderung »Menschen beherbergen«, also darum, wie die Gesellschaft mit Flüchtlingen umgeht. Vor dem »Tanz-Tatort« betonte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter die Leistung von Kirche und Diakonie bei der Flüchtlings-Betreuung: »Fast jede Kirchengemeinde engagiert sich derzeit in der Flüchtlingshilfe«. Der Regierungspräsident von Oberbayern, Christoph Hillenbrand, erklärte, derzeit gebe es in Oberbayern 38 500 Flüchtlinge. Für die Unterbringung nach der Erstaufnahme stünden 24 000 Plätze zur Verfügung. Bis Jahresende müsse diese Zahl auf 42 000 erhöht werden. Foto: mck/Text: bvo Farchant: So 9 GD m.A. Detzer, Oberau: So 9.15 GD m.A. Konrad Peißenberg: So 10.15 GD m.A./KiGD B.Mogk, Hohenpeißenberg: So 9 GD m.A. B.Mogk, Kath. Kirche: Mi 18 Ökum. Gebet, Rottenbuch: So 18 GD m.A. B.Mogk Peiting: Herzogsägmühle: So 10 DorffestGD/KiGD Penzberg: So 10 GD Gassert, Steigenberger Hof: So 9 GD Gassert, Seeshaupt: So 10 GD Pfaller Planegg: So 10.10 FamGD m.A. Krusche/ Liess/Minth Poing: So 10 GD/KiGD Simonsen Prien: So 9.30 GD m.A./KiGD Wackerbarth, Marktplatz: So 10.30 Ökum. JazzGD Hofstetter/Wackerbarth, Schären: Mi 19 Andacht C.Wackerbarth Puchheim: So 10 GD/KiGD Ambrosy Rosenheim: Erlöserkirche: So 10 GD m.A. B.Rother, Apostelkirche: So 10 GD m. Taufe Wirth, Versöhnungskirche: So 10 GD/KiGD Görmann Schongau: Herzogsägmühle/Deckerhalle: So 10 DorffestGD Bedford-Strohm Starnberg: So 9.30 GD m.A./KiGD/ KlKiGD Schroeder, Söcking/Rummelsberger Heim: So 11 GD m.A. Pfister Stockdorf: So 9 GD m.A. Esche Tegernsee: So 9 GD m.A. Schröter, Rottach-Egern: So 10.15 GD m.A. Schröter, Wallbergkircherl: Sa (4.7.) 11 BergGD, Sa 11 BergGD Traunstein: Auferstehungskirche: So 10 GD Pichlmeier, Paul-Gerhardt-Haus: So 10 GD Reichel Traunreut: So 10 GD f. junge Leute/KiGD/ KlKiGD u. Sommerfest Marien/Hradetzky Tutzing: So 10.15 GD m.A./Taufe GeißlingerHenckel, Kustermannpark: So 10.30 Ökum. FestGD Brummer/Wilhelm, Bernried/ Hofmarkskirche: So 9 GD m.A. GeißlingerHenckel Waldkraiburg: So 9.30 GD m.A. Schmidt, Kraiburg: Sa 18 GD Gottschling Wasserburg am Inn: So 10 GD m.A. Möller, Gabersee: So 18 GD Möller Weilheim: So 10 GD Dowidat, Huglfing: So 10 FamGD Herrmann, Polling: So 8.45 GD Dowidat, Kreuzkapelle: Fr 19.30 TaizéGebet Wolfratshausen: So 10 GD Gruber, Waldram: So 9 GD Gruber • münchen und oberbayern 18 Sonntagsblatt Nr. 27 5. Juli 2015 Diakonie-Verein Poing: Staatsanwalt ermittelt FALLSCHIRMSPRINGER-WM: Im Sozialdorf Herzogsägmühle (Dekanat Weilheim) finden im Juli zwei spannende Großereignisse statt. Zunächst einmal tritt an diesem Sonntag der EKD-Chef und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm an, um die Lokalpolitiker fertigzumachen. Natürlich ganz fair und sportlich: nämlich bei einem Fußballspiel im Rahmen des Dorffests. Zuvor predigt er um 10 Uhr beim Festgottesdienst. Der zweite Höhepunkt ist dann der Fallschirmspringer-Weltcup, der vom 9. bis 12. Juli in Herzogsägmühle stattfindet. Am Donnerstag sind Übungssprünge und Rundflüge für Zuschauer geplant, Freitag bis Sonntag die Wettkämpfe. Foto: germanskydiver/123rf/txt: bvo Poing. Rund 2,1 Millionen Euro Fördergelder hat der Evangelische Diakonieverein Poing für zwei Kindertagesstätten aufgrund falscher Angaben erhalten. Diese muss der mittlerweile insolvente Verein nun zurückbezahlen. Die Kommune hat bereits eine Million vorgestreckt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Verein wegen Betrugs. Der Verein hatte seit der Eröffnung im September 2011 bis Anfang 2014 bei Abrechnungen, Arbeitszeit und Personal falsche Angaben gemacht. Dies deckten Mitarbeiter des Landratsamts bei einer Routinekontrolle auf. Wie die Ebersberger Zeitung berichtet, soll die damalige Vorsitzende des Vereins über Jahre den Personalschlüssel so angehoben haben, dass die Voraussetzungen für eine staatliche Förderung erfüllt waren, obwohl tatsächlich zu wenig Fachpersonal Dienst tat.nam Großer Auftritt für Nazareth Die Kirche im Münchner Stadtteil Bogenhausen ist Kulisse für ARD-Film Ein neuer Pfarrerfilm der ARD befindet sich gerade in Produktion – diesmal dient die Nazarethkirche in München-Bogenhausen als Arbeitsplatz für die Seelsorgerin. E s ist eine solide Geschichte für einen entspannten Freitagabend vor dem Fernseher, die gerade in der Münchener Nazarethkirche abgedreht wurde: Die charmante Rieke Schmidt (Birge Schade) ist Pfarrerin mit Leib und Seele. Sie lebt für ihre Arbeit und setzt sich mit aller Kraft und ungewöhnlichen Ideen für ihre Gemeinde in Bogenhausen ein. Besonders mit ihren Einfällen sorgt sie bei ihrem neuen katholischen Kollegen, Priester Toni Sei- del (Martin Gruber), für Verwunderung. Der wiederum wirbelt sie mit seiner niederbayerischzünftigen, ironischen Art und seinem charmanten Lächeln schön durcheinander. Unterdessen gerät Riekes Privatleben völlig aus den Fugen: Ihre Tochter Leonie studiert in Helsinki, ihr geliebtes Jugendzentrum gerät in Gefahr und die Tochter ihrer besten Freundin Petra erkrankt an Leukämie. Die lebenslustige Geistliche wird auf eine harte Probe gestellt. Bisher läuft der Fernsehfilm unter dem Arbeitstitel »Frau Pfarrer und Herr Priester«. Die Produktionsfirma konnte noch keinen Sendetermin nennen. Sobald dieser bekannt ist, erfahren Sie ihn im Sonntagsblatt. nam n Filmkulisse Nazarethkirche in München-Bogenhausen. Foto: Rufus46/GFDL • kirchenkreis nürnberg Nr. 27 5. Juli 2015 Sonntagsblatt 15 VERKLÄRTE NACHT: Die ausgeräumte Lorenzkirche bot auch der Internationalen Orgelwoche Nürnberg (ION) ungeahnte Möglichkeiten: So tanzte das Bundesjugendballett zu Arnold Schönbergs »Verklärten Nacht« (Bild). Buch. Bild. Provokation (11) Auch Bachs Johannespassion geschah in ungewohnter Raumaufteilung: Intendant Folkert Uhde ließ das Oratorium inmitten der Zuschauer spielen. Mit der Orgelwoche endete auch das Projekt »Spielraum Reformation« in St. Lorenz. Die dortige Orgelkonzertreihe in den Sommermonaten steht unter dem Motto »Auge und Ohr« und greift damit nochmals Luthers Äußerung über Nürnberg auf, die auch in der Ausstellung im Fembohaus thematisiert wird. thg/Foto: Sauerbeck Vom Siechkobel zur Stadtteil-Diakonie Der Diakonieverein in Nürnberg-St. Peter besteht seit 125 Jahren Der Diakonieverein St. Peter besteht seit 125 Jahren. Das Jubiläum steht im Mittelpunkt der Kirchweih in St. Peter an diesem Wochenende. D er Siechkobel von St. Peter bestand wahrscheinlich schon seit 1337 vor den Toren der Stadt. Vorbild für das Zusammenleben in den Siechkobeln war die mittelalterliche Klostergemeinschaft. Die Kranken waren nun nicht mehr auf den Bettel angewiesen. Eine Hauptaufgabe der Kranken bestand darin, täglich zu beten. Auch nach dem Aussterben von Lepra und Pest im 18. Jahrhundert wurde der Siechkobel weiter für unheilbar Kranke verwendet. Im Jahr 1806 wurde der einstige Siechkobel dann offiziell aufgelöst. Trotzdem ist aus einer Pfarrbeschreibung von 1833 zu entnehmen: »Die Zahl der Armen in der Pfarrei St. Peter ist bedeu- tend.« Fast fünf Prozent der damaligen Bewohner der Pfarrei lebten von der Armenpflege. In Nürnberg wurde 1850 ein »Evangelischer Verein für Innere Mission« ins Leben gerufen, aus dem auch in St. Peter eine »Kleinkinderbewahranstalt« hervorging. Da die Zahl der Bevölkerung im Kirchsprengel erheblich und stetig anstieg, beschloss die damalige Frau des Pfarrers, einen Frauenverein zu gründen. Jede Frau der Gemeinde sollte wöchentlich 20 Pfennig geben, damit die Armen und Kranken und sonst Notleidenden unterstützt werden konnten. 1890 kam es dann zur Gründung des Kranken- und Armenhilfsvereins St. Peter. Dabei standen die Schwerpunkte Kranken- und Armenpflege sowie Kindergärten im Vordergrund. Nach mehreren verschiedenen Standorten zogen die Diakonissen 1910 in die Hallerhüttenstraße 14, wohin sie auch nach 1949 nach dem Wiederaufbau zurückkehrten und wo sich seither die Diakoniestation von St. Peter befindet. Seit 1976 heißt der Verein »Diakonieverein Nürnberg St. Peter e.V.«. Neben der Kranken- und Armenpflege war die Kinderbetreuung immer ein Schwerpunkt des Vereins. Vor dem ersten Weltkrieg gab es in St. Peter bereits vier »Kinderbewahranstalten«, unter anderem auch die Kinderschule Gleißhammer in der Pfründnerstraße, wo sich auch heute noch einer der Kindergärten des Vereins befindet. Der Verein hat derzeit etwa 550 Mitglieder und rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – nicht zu vergessen die vielen ehrenamtlich Engagierten in den verschiedenen Einrichtungen. In der Obhut des Vereins liegt die Betreute Wohnanlage der Stiftung St. Peter in der Hallerhüttenstraße, die man als Berechtigter des Wohnungsamts der Stadt Nürnberg beziehen darf. Hier ist man als Mieter mittendrin im Geschehen, kann im Alter am Leben teilhaben und hat die Diakoniestation gleich im Haus.eB kirchweih st. peter Samstag, 4. Juli, ab 18 Uhr: Biergartenbetrieb rund um die Kirche, Möglichkeit zur Turmbesteigung Sonntag, 5. Juli, 8 Uhr: Totengedenkfeier in der Peterskapelle 10 Uhr: Festgottesdienst in St. Peter zum 125-jährigen Diakoniegeburtstag, Predigt: Diakoniepräsident Michael Bammessel ab 11 Uhr: Kirchweihbetrieb rund um die Kirche, Kirchenführungen ab 14 Uhr: Bühnen- und Kinderprogramm, Turmbesteigungen Redaktion: Dr. Thomas Greif • Egidienplatz 37 • 90403 Nürnberg • Tel. (09 11) 2 20 87 • Fax 2 44 98 42 • [email protected] • www.sonntagsblatt-bayern.de 16 Sonntagsblatt gottesdienste vom 5. bis 11. juli nürnberg Altenfurt – Christuskirche: So 10.15 G, Fekete. GSaal Moorenbrunn: So 9 G, Lauterbach. St. Andreas: So 10.30 öG, Wild (Ökum. GZentrum Thon). Behringersdorf – Maria-MagdalenaKirche: So 10.30 G m. A., Baader. Boxdorf – Zum guten Hirten: So 9.30 G m. A., Glenk. Buchenbühl – Himmelfahrtskirche: So 10 G, Rüster. St. Egidien: So 10.30 G, Zeitler. Eibach – Johanneskirche: So 10 G m. A., Ponkratz. Emmauskirche: So 8 G m. A., (GZentrum), Urban, 9.30 G m. A., Urban. Fischbach – Auferstehungskirche: So 9.30 G, Jackwerth. Gebersdorf – Stephanuskirche: So 10.15 G, Hektor. Gostenhof – Dreieinigkeitskirche: So 10.15 G m. A., Bielmeier. Großreuth – Thomaskirche: So 10.30 G, Backhouse (Kärwa Großreuth/Festzelt). Heroldsberg – St. Matthäus: So 10 G u. Sommerfest (GZentrum). St. Jakob: So 9.30 G, Hahn, Mi 6.30 G m. A. (Hochchor), Ponkratz. St. Jobst: So 9.30 G m. A., Jühne. St. Johannis – Friedenskirche: So 10 G m. Konfirm.begrüßung. St. Johanniskirche: So 11 englischsprach. G, Heron. Tabeahaus: So 11 G, Ebert-Schewe. Kliniken: Kapelle Klinikum Nord: So 9 G m. A., Gottschalk. Kapelle Klinikum Süd: So 10.30 G m. A., Schuster. Kapelle Klinik Hallerwiese: So 9 G, Zeitz. Erler-Klinik: So 10 G m. A., Gottschalk. Kraftshof – St. Georg: So 9.45 G, Schewe. Almoshof: So 8.30 G, Schewe. Langwasser – Dietrich-BonhoefferKirche: So 10.30 G, Habbe. Martin-Niemöller-Kirche: So 9 G m. Konfirm.einführung, Habbe, 19 Friedensgebet (GZentrum), Mo 19 Herzensgebet, Schuster (GSaal). Passionskirche: So 10 Jub.konfirm., Schuster, 19 G, LKG (GHaus). Paul-Gerhardt-Kirche: So 15 G »50 Jahre Diakoniestation Langwasser«, Werner. Laufamholz: Heilig-Geist-Kirche: So 9.30 G m. A., Hirschfelder. St. Leonhard Schweinau – GSaal Kreuzkirche: So 10.15 G, Grieshammer. St. Leonhard-Kirche: So 9 G, Grieshammer. Gethsemanekirche: So 9 G m. A., Tontsch. Lichtenhof – Gustav-AdolfGedächtniskirche: So 8 G, Rückert, 9.30 kirchenkreis nürnberg G m. A., Rückert, Mi 19 G z. Eröffnung d. Kunstprojekts, Klever. St. Lorenz: So 10 G m. A., VoigtGrabenstein, Mo-Fr jeweils 17 KurzA., Do 18.30 G m. A., Voigt-Grabenstein. St. Lukas: So 10 G z. Gemeindefest, Staebler. Lutherkirche: So 10 G m. A., Wolf. St. Markus – Gibitzenhof: So 10 G m. A., Robledo. St. Martha: So 9.30 G, Krabbe (St. Klara). St. Matthäus: So 9.30 G, Triebel, 19.30 Taizé-Andacht, Vollert (GHaus). Maxfeld – Reformations-GedächtnisKirche: So 9.30 G, Dietel. Mögeldorf – St. Nikolaus u. Ulrich: So 11 ökum. FamG z. Gemeindefest, BauerMarks. St. Paul: So 9.30 G, Bach. St. Peter – St. Peterskirche: So 10 G zum 125-jährg. Bestehens d. Diakonievereins. St. Peterskapelle: So 8 Totengedenken, Münster. Reichelsdorf – Philippuskirche: So 9.30 G m. A., Mach. Röthenbach/Pegnitz – Heilig-KreuzKirche: So 10.30 G m. A. Röthenbach/Schweinau – Nikodemuskirche: So 9.30 G, Kaplick. Rückersdorf – St. Georg: So 10 PartnerschaftsG, Küffner. Schniegling – Versöhnungskirche: So 9.30 G, Haug, Mi 19 Gebet. Schwaig – Thomaskirche: So 10.30G, Küffner. Seeleinsbühl-Leyh – Epiphaniaskirche: So 10.30 G, Tauber, 14 G, burm. Gemeinde. Erlöserkirche: So 9 G, Tauber. St. Sebald: So 8.30 Innenstadt-FrühG m. A., Hahn, 10 TauferinnerungsG m. A., Fr 12 Versöhnungsgebet. Steinbühl – Christuskirche: So 9.30 G m. A., Meyer. Wöhrd – St. Bartholomäus: So10 FamG. Worzeldorf – Osterkirche: So 9.30 G, Kimmel-Uhlendorf. Zerzabelshof – Auferstehungskirche: So 10 G m. A., Straub. Ziegelstein: Gnadenkirche: So 10.15 G, Oelschlegel, Di 19 Segnungsgebet (GZentrum), Mi 19.30 Abendgebet. fürth Fürth – Auferstehungskirche: So 9.30 Jub.konfirm., Vieweg. Christuskirche: So 9.30 G m. A., Götz. Erlöserkirche: So 10.30 »Church to go«. Maria-Magdalena: So 10 PG, Hagen. St. Martin: So 9.30 G m. A. (Saft), Mederer. Klinikkapelle: So 8.30 G, Mederer. St. Matthäus (Vach): So 9.30 G, Schleifer, Mi 8.45 MA (Kantorat). St. Michael: So 10 FamG, anschl. Fest am Kirchenplatz. St. Paul: So 10 G m. A., Ostermayer, Mi 19.30 Taizé-Gebet, Schmidt (Sakristei). Wilhelm-Löhe-Gedächtnis-Kirche: So 9.30 G m. A., Reuther. Langenzenn – Stadtkirche: So 10 G, Popp. Oberasbach – St. Lorenz: So 9.30 G, Zeh. St. Stephanus: So 10 G. Stein – Martin-Luther-Kirche: So 9.30 G m. A., Güntsch. Paul-Gerhardt-Kirche: So 9.30 G m. A., Redlingshöfer, Sa 15 G d. Tschernobylhilfe, Wolf. Jakobuskirche: So 10 KirchweihG, Meister (Kirchweihzelt). Zirndorf: St. Rochus: So 9.30 G. der besondere gottesdienst Besuch aus England Der Chor der Colyton Grammar School in Devon/ England ist im Rahmen eines Partnerschafts-Programms des Goethe-Instituts Gast seines Partnergymnasiums in Eckental. Am Sonntag, 5. Juli, singt der Chor um 11 Uhr in der St. Johannis-Kirche beim englischsprachigen Gottesdienst. Auf dem Programm stehen Werke von Bruckner und Stanford sowie traditionelle Musik aus Mittelamerika und Afrika. erlangen Altstadt – Dreifaltigkeitskirche: So 9.30 G, Pursche, 11 FamG, Pursche. Bubenreuth – St. Lukas: So 10 G m. A., Maier. Bruck – St. Peter u. Paul: So 9.30 G. Büchenbach – Martin-Luther-Kirche: So 10 Jub.konfirm., Fröhlich. Dechsendorf – Christuskirche: So 10 G m. A., Küfner. Eltersdorf – St. Egidien: So 9.30 G m. A., Plawer. Erlöserkirche: So 10 G, Grimmer. Frauenaurach: So 9.30 G m. A. u. Tauferinnerung. Großgründlach – St. Laurentius: So 10 G m. A., Henzler. • Nr. 27 5. Juli 2015 Johanneskirche: So 10 G. Neustadt – Universitätskirche: So 8.15 G m. A., Stock, 10 G, Stock, Mi 19 G, Leyk. St. Markus: So 10.15 G, Reuther, 11.45 Spätaufsteher-G, Luibl/Morath. GHaus Spardorf: So 9 G m. A., Reuther. St. Matthäus: So 9.30 G, Frör, »11 nach 11«-G (Treffp. Röthelheimpark), Frör. Tennenlohe – St. Magdalena: So 10.30 FamG z. Sommerfest, Rupprecht, Mo, Di, Mi jeweils 18.30 G d. Homelitischen Seminars. Thomaskirche: So 10.30G, Tröger. Hugenottenkirche: So 9 öG z. Tag d. Franken auf d. Schlossplatz. Kliniken: So 10 FamG (Kinderkl.), Hilbert/ Gößwein/Brock, Sa 18.30 G m. A. (HNO), Winkler. Herzogenaurach: So 11 deutsch-engl. G (MLH), Städtler, Sa 18 G (Reha-Kl.), Böhle. region ALTDORF – Laurentiuskirche: So 9.30 G mit Mundartpredigt, Ulsenheimer. FEUCHT – St. Jakob: So 10 G m. A., Thie. Moosbach: So 10 FamG z. Gemeindefest, Petschat. RUMMELSBERG: So 10 G m. A. (Saft), Herber/Gerndt. GRÄFENBERG – Dreieinigkeitskirche: So 9.30 G. HERSBRUCK – Stadtkirche: So 10 G m. Gästen aus Pangani/Nairobi, Pfindel. Spitalkirche: So 20 Vesper m. A., Emmaus-LG. Festzelt Ellenbach: 10 KirchweihG, Kleinlein LAUF – Johanniskirche: So 9.30 G, Schmolke. Kunigundenkirche: So 10 FestG z. Kunigundenfest auf d. Reigenplatz. Christuskirche: So 10.30 G, Hofmann. NEUSTADT/Aisch – Stadtkirche: So 9.30 G m. A., Wieder. Himmelfahrtskirche: So 11 G, Wieder. PAPPENHEIM – Stadtkirche: So 10 Jahresfest Haus Altmühltal, Schleicher. SCHWABACH – Stadtkirche: So 10 G m. Konfirm.einf., Herpich/Domröse/Kneißl, Sa 10 ökum. A., Baudisch. Spitalkirche: So 8.30 G, Reichel. Dreieinigkeitskirche: So 11.15 G, Reichel. St. Lukas: So 9 G, Noack. Wolkersdorf – Christophoruskirche: So KirchweihG in Dietersdorf. Dietersdorf – Georgskirche: So 10 KirchweihG, Schindelbauer. Katzwang – Wehrkirche: So 10 G m. A., Nötzig. Kornburg – St. Nikolaus: So 9.30 KirchweihG, Braun WEISSENBURG – St. Andreas: So 10 G. • Nr. 27 5. Juli 2015 kirchenkreis nürnberg Sonntagsblatt 17 Wiederaufbau mit US-Hilfe Spannendes aus der Kraftshofer Kirchengeschichte zur 700-Jahr-Feier Stellen Sie sich vor: Ein Ihnen nur entfernt bekannter Amerikaner klingelt und drückt Ihnen einen Scheck über eine Million Euro in die Hand – weil Sie den gleichen Nachnamen tragen! So ungefähr trug es sich zu beim Wiederaufbau der St. Georgskirche in Kraftshof. Unter anderem davon erzählt ein neu erschienenes Buch über die Kirchen- und Pfarreigeschichte. D ie Georgskirche, deren 700-jähriges Bestehen die Kirchengemeinde in diesem Jahr feiert, war 1943 bei einem alliierten Bombenabgriff fast völlig zerstört worden. Der Wiederaufbau des kostbaren Gotteshauses überforderte die Kräfte der Dorfgemeinde bei Weitem, immer wieder drohte der sofortige Baustopp. Da besann sich Pfarrer Michael Johann Freymann der steinreichen US-amerikanischen Familie Kress, die sich über eine Familienstiftung als herausragende Kunstmäzene hervorgetan hatten. Die Amerikaner hatten in den 1920erJahren den österreichischen Genealogen Karl Friedrich von Frank damit beauftragt, ihre deutschen Wurzeln zu ermitteln. Das gelang auch – demnach kamen die Vorfahren der Familie aus dem hessischen Steinau, von wo aus sie 1752 ausgewandert waren, sowie aus Halle. Weil die Amerikaner aber gerne auch den nürnbergischen Patrizieradel der dortigen Familie Kreß von Kressenstein, damals noch Patrone der Georgskirche in Kraftshof, im Stammbaum sehen wollten, konstruierte Frank in seinem Kress-Stammbaum eine waghalsige Verbindung von Halle nach Nürnberg. Berthold Freiherr von Haller, Herausgeber des Buches und auch Autor des einschlägigen Kapitels, stellt nun klipp und klar fest: »Davon kann keine Rede sein.« Die Verbindung der amerikanischen Kress-Vorfahren nach Kraftshof beruhe nur »auf n Die St. Georgskirche auf einer historischen Darstellung aus dem Geschlechterbuch der Familie Kreß von 1530. willkürlichen Annahmen und Namensgleichheit«. Doch den kulturbeflissenen Amerikanern war das egal: Kress blieb Kress, und die wunderbare Dorfkirche in Franken brauchte Hilfe. Die »Kress Foundation«, die bis heute aktiv ist und beispielsweise mit über die Aufnahme ins UNESCO-Weltkulturerbe befindet, machte 261 762,54 DM locker – nach Kaufkraftschätzungen der Bundesbank entspricht das nach heutigem Wert über einer Million Euro. Auch für die Lorenzkirche gab es viel Geld, denn auch dort taucht der Name Kress mitunter auf. Bis heute erinnert eine Gedenktafel in der Georgskirche an den Besuch von Rush Kress zur Wiedereinweihung – nicht ganz berechtigt, merkt von Haller an, denn der eigentliche Motor der Stiftung war dessen Bruder Samuel Kress, der aber aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Europa hatte reisen können. Unter Federführung von Berthold von Haller haben sich 15 Autorinnen und Autoren der Geschichte des mittelalterlichen Foto: Verlag Gotteshauses gewidmet und dabei manch festgezurrten Irrtum behoben. Das Buch legt die Baugeschichte der Kirche und des gesamten Bauensembles dar, beschreibt die künstlerisch wertvolle Innenausstattung und die Geschichte der Pfarrei. Ein Kapitel ist den seit 1420 in Kraftshof tätig gewesenen Pfarrern gewidmet. Die Wehrkirche von Kraftshof gehört zu den am besten erhaltenen Kirchenburgen in Deutschland und ist eine der beliebtesten Hochzeitskirchen Bayerns. Thomas Greif Berthold Freiherr von Haller (Hg.): Die St. Georgskirche in Kraftshof (13152015). Geschichte eines Nürnberger Baudenkmals und seiner Ausstattung. Nürnberg 2015, 392 S., erschienen in der Schriftenreihe des Vereins »Altnürnberger Landschaft«, 25 Euro. DIE NÄCHSTEN TERMINE im Jubiläumsjahr: Samstag, 4. Juli, 19 Uhr, und Sonntag, 5. Juli, 17 Uhr: Sommertheater in der Wehranlage. Das Stück »Heilige Anna, hilf!« skizziert Stationen im Leben Martin Luthers. terminkalender NÜRNBERG – St. Lorenz: Mo. bis Sa., jeweils 11 u. 14 Uhr, sowie So., 14 Uhr: Kirchenführungen. Sa., 14 Uhr: Turmführung. St. Sebald: Mo., Di. u. Mi., jeweils 17 Uhr: Sommerliche Abendführungen. Mi. u. Sa. jeweils 15 Uhr: Kirchenführungen. Do., 18 Uhr u. Sa., 16.30 Uhr: Turmführungen. St. Egidien: Jeden Sa., 16 Uhr: Historische Kapellenführung, Treff vor d. Kirche. St. Georg (Kraftshof): So., 5.7., 17 Uhr: Sommertheater in der Wehranlage: »Mein lieber Herr Katharina«. Evangelische Stadtakademie – eckstein (Burgstr. 1-3): Mi., 8.7., 15.30 Uhr: Romantiker entdecken Nürnberg, literarischer Stationenweg, Ltg.: Günther Kraus. Do., 9.7., 20 Uhr: Vortrag: »Frauengeschichte(n)«, Einblicke in weibliche Mythen, Ref.: N. Bennewitz. Alleinlebende Frauen im eckstein, Infos: (09 11) 2 14 21 10: Sa., 11.7., Treff: 14 Uhr Nbg.-Hbf., Mittelhalle oder 14.30 Fürth, Kurgartenstr./Ecke Nbg. Str.: »Schniegling – ein Spaziergang durch die Geschichte«, Ltg.: G. Federschmidt, Anmeldung. CVJM (Kornmarkt 6): Do., 9.7., 15 Uhr: Nachmittag der Begegnung, Familiengeschichten: »Erfolgserlebnisse« – 1. Mose 41, 38 ff., Ref.: Angelika Böhm. Forum für jüdische Geschichte und Kultur: Do., 9.7., 19.30 Uhr: Vortrag u. Diskussion: »Ostjüdisch-chassidische Welten: Marc Chagall und Jiri Mordechai Langer«, Ref.: Sabine Koller/Kristina Kallert, Ort: Heilig-Geist-Haus. Seniorenbrüderkreis Unterwegs: Di., 7.7., Treff: 9.35 Uhr am Infostand im Nürnberger Hauptbahnhof: Erlebnistag in Petersaurach mit vielen Überraschungen. Martha-Maria-Krankenhaus – EbenEzer-Kirche: Mi., 8.7., 17 Uhr: Arztvortrag mit Oberarzt der Urologie Reinhold Nützel: »Vergrößerung der Prostata: Therapiemaßnahmen«. ERLANGEN – Bildung Evangelisch, Infos: (0 91 31) 2 00 13: So., 5.7., 11.45 Uhr: Wort u. Musik f. nachdenkliche Spätaufsteher: »Seneca zum Geburtstag« – Gelassenheit und Weisheit, Texte: H. J. Luibl, Musik: C. R. Morath, Ort: St. Markus. So., 5.7., 15 Uhr: Sommerfest der Alleinerziehenden. Di., 7.7., 18.30 Uhr: Trauercafé. Fr., 10.7., 18 Uhr: Ausstellung »WortKunst unterm Kirchturm« mit Sommerfest bei Bildung Evangelisch. SCHWABACH – Jüdisches Museum: So., 5.7., 14 u. 15 Uhr: Sonntagsführungen, Anmeldung: (09 11) 77 05 77. HERSBRUCK – Evangelisches Forum, Infos: (0 91 51) 90 71 72: Do., 9.7., 19 Uhr: »Sind Sie meine Tochter?«, Veränderung der eigenen Haltung gegenüber den Erkrankten, Ref.: Johanna Büsch, Ort: Rummelsberg, Stephanushaus. LEINBURG – Brunn: So., 5.7., 9.30 Uhr: Gottesdienst im Grünen zum Eichenhainfest m. d. Posaunenchor Leinburg, Diakon Oefner. ROTHSEE – Strandhaus Birkach/ Westufer: So., 5.7., 9.45 Uhr: Gottesdienst im Grünen m. d. Posaunenchören Roth u. Georgensgmünd, Dekan Dennerlein. 18 Sonntagsblatt • kirchenkreis nürnberg Nr. 27 5. Juli 2015 BESTATTER Bestattungen “FRIEDE” K. Kienhöfer Castellstraße 69, 90451 Nürnberg Ihre Hilfe im Trauerfall Erd-, Feuer- und Baumbestattungen Erledigung aller Formalitäten Überführungen Bestattungsvorsorge zu Lebzeiten Jederzeit für Sie erreichbar, auch an Sonn- und Feiertagen: Telefon 0911/ 64 45 64 PFLEGE DAS STADTTEILHAUS LEO in Nürnberg-St. Leonhard ist seit fünf Jahren geöffnet. Aus diesem Anlass lud die Evangelische Jugend Nürnberg, die das Haus betreibt, zum Sommerfest mit Musik, Tanz und Zirkus. Christine Dotzauer und Holger Pruy (beide stehend) kümmerten sich wie das gesamte Leo-Team um die Gäste. Das Haus ging aus der Arbeit der Offenen Behindertenarbeit (OBA) hervor, die in Nürnberg seit 1972 angeboten wird. Das »leo« bietet zahlreiche Freizeit- und Ferientreffs für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Behinderung und einen kostenlosen Mittagstisch für Bedürftige. Dazu kommt ein umfangreiches Beratungsangebot für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige. sob/Foto: Sauerbeck kirchenmusik NÜRNBERG – St. Sebald: Do., 9.7., 12.30 Uhr: Barocke Klänge zur Mittagszeit, Konzert d. Hochschule f. Musik. Fr., 10.7., 11.15 Uhr: Mittagsmusik, Orgel: Bernhard Buttmann. Sa., 11.7., 20 Uhr: Festtage Alter Musik – Musica Franconia: Festkonzert m. Werken v. Pachelbel, Vokalsolisten, London Baroque, Ltg.: Wolfgang Riedelbauch. St. Lorenz: Di., 7.7., 19.30 Uhr: Lorenzer Sommerabend: Musik, Medien, Reformation – die Konzeption der Lorenzer Kirchenmusik 2015, Vortrag m. Musikbeispielen von Lorenzkantor Matthias Ank. Do., 9.7., 20 Uhr: LorenzSebalder-Sommerkonzert: Orgelkonzert m. Martin Schmeding (Freiburg), Werke v. J.S. Bach, Aubertin, Mozart u.a. Fr., 10.7., 19 Uhr: Motette m.d. Windsbacher Knabenchor, Ltg.: Martin Lehmann, Orgel: Thomas Schumann. St. Egidien: Sa., 11.7., 19.30 Uhr: Chormusik aus Korea m.d. Chor d. Kyungdong Presbyterian Church (Seoul). St. Jakob: So., 5.7., 17 Uhr: Konzert »Kapella 19«, Werke v. Beethoven u. Etienne-Nicolas Méhul. St. Bartholomäuskirche: So., 5.7., 17 Uhr: Konzert m.d. Neuen Nürnberger Ratsmusik auf historischen Instrumenten. Historischer Rathaussaal: Fr., 10.7., 19 Uhr: Musica Franconia: Festliches Eröffnungskonzert m. Werken v. Pachelbel, London Baroque, Tenor: Jan Kobow, Festvortrag: Walter Werbeck. Rückersdorf – St. Georg: So., 5.7., 18 Uhr: Sommerkonzert d. St. Georg Kirchenchors. Heroldsberg – St. Matthäus: So., 5.7., 19 Uhr: »Fränkischer Sommer«: »Die Losung ist Geld« m. Jan Kobow (Tenor) u.d. United Continuo Ensemble, Lieder u. Kantaten v. Johann Philipp u. Adam Krieger. Sa., 11.7., 20 Uhr: Von klassisch bis modern, Singgemeinschaft Buckenhof. FÜRTH – Auferstehungskirche: So., 5.7., 16 Uhr: Orgel-Benefizkonzert »Restklänge«, Liedsätze v. Michael Schütz u. Peter Hamburger sowie Orgelchoräle im Jazzgewand v. Thomas Riegler, liturgischer Chor, Orgel u. Ltg.: Sirka Schwartz-Uppendieck. ZIRNDORF – St. Rochus: So., 5.7., 9.30 Uhr: Festgottesdienst zur Verabschiedung v. KMD Lisbeth Walther, Musik v. J.S. Bach, Händel u.a., Kantorei, Jugendkantorei, Kinderkantorei , Ansbacher Hoftrompeter, Kammerorchester KlangLust, Posaunenchor, Ltg.: Lisbeth Walther. ERLANGEN – Neustädter Kirche: Do., 9.7., 20 Uhr: Orchesterkonzert d. Collegium musicum der FAU, Klavier: Juliane Margolf, Werke v. Mozart, Mendelssohn u.a., Ltg.: Ekkehard Wildt. Hugenottenkirche: Sa., 11.7., 19 Uhr: Konzert m.d. Windsbacher Knabenchor, Ltg.: Martin Lehmann, Orgel: C.R. Morath. St. Markus: So., 5.7., 11.45 Uhr: Wort u. Musik f. nachdenkliche Spätaufsteher: »Seneca« zum 1950. Todestag, Orgel: C.R. Morath, Texte: H.J. Luibl. Altstädter Dreifaltigkeitskirche: So., 5.7., 20 Uhr: Chor- und Orgelkonzert m. Motetten v. Brahms, Reger u.a. u. Orgelwerke v. Mendelssohn, Dreifaltigkeitskantorei, Ltg. u. Orgel: W. Hofmann. SCHWABACH – Stadtkirche: So., 5.7., 19.30 Uhr: Eröffnungskonzert der Schwabacher Musiktage, Kammerchor aus der Partnerstadt Teschen (Polen), Senioren- und Pflegezentrum St. Elisabeth · Nürnberg Der Mensch im Mittelpunkt. s¬¬'ROE¬MODERN¬EINGERICHTETE¬:IMMER¬MIT¬"ALKON s¬¬:ENTRALE¬,AGE¬IN¬DIREKTER¬.ËHE¬DES¬2ÚTHENBACH#ENTER¬ s¬¬5"AHNANSCHLUSS¬VIELE¬"USVERBINDUNGEN s¬¬3CHÚN¬ANGELEGTER¬'ARTEN s¬¬!BWECHSLUNGSREICHE¬-ENàAUSWAHL s¬¬6IELFËLTIGE¬6ERANSTALTUNGEN¬UND¬&ESTE s¬¬5RLAUBSPm¬EGE¬¬+URZZEITPm¬EGE 7IR¬BERATEN¬3IE¬GERNE¬PERSÚNLICH¬¬ AM¬4ELEFON¬ODER¬PER¬-AIL¬ Senioren- und Pflegezentrum St. Elisabeth · Nürnberg Insinger Straße 1 · 90449 Nürnberg Telefon 0 911 / 6 89 55-0 · Telefax 0 911 / 68 75 56 www.st-elisabeth-nbg.de 5¬UND¬5¬%NDHALTESTELLE¬2ÚTHENBACH.BG¬ "USLINIEN¬6!'¬¬¬¬¬¬¬¬ ¬¬¬.¬4AXIHALTESTELLE +OSTENLOSE¬0ARKPLËTZE¬AM¬(AUS Ltg.: Peter Sikora. Mi., 8.7., 19.30 Uhr: Konzert im Rahmen der Schwabacher Musiktage: das Neophon Ensemble Berlin spielt Werke d. Komponisten Walter Zimmermann, Ltg.: Konstantin Heuer, Klavier: Kärt Ruubel und »Zwiefache transzendiert f. Gitarre« gespielt v. Mitgliedern des Vereins Saitenwirbel e.V. LAUF – Johanniskirche: Sa., 11.7., 20 Uhr: »Fränkischer Sommer«: »I Gusti Diversi« m. Werken v. Telemann u.a. HERSBRUCK – Stadtkirche: So., 5.7., 17 Uhr: Konzert d. Bayer. Landesjugendposaunenchors, »BLJP meets Professor Silvan Koopman«, Ltg.: Kerstin Dikhoff. TREUCHTLINGEN – Markgrafenkirche: Fr., 10.7., 17 Uhr: 30 Min. Orgelmusik m. Sven Bergdolt. • Oberfranken Nr. 27 5. Juli 2015 Sonntagsblatt 15 Ein Bündnis für die Demokratie Drei Landkreise und eine Stadt arbeiten im Rahmen eines Bundesprogramms zusammen Bad Alexandersbad. Zur Stärkung der Demokratie bündeln drei Landkreise und eine kreisfreie Stadt in Nordostbayern ihre Kräfte. Im Projekt »Demokratie leben in der Mitte Europas« kooperieren die Nachbarlandkreise Hof, Wunsiedel und Tirschenreuth sowie die Stadt Hof, um lokale Aktionen und zivilgesellschaftliche Initiativen gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit zu fördern. Dafür wurde eine Koordinierungs- und Fachstelle eingerichtet, die bei der Projektstelle gegen Rechtsextremismus am Evangelischen Bildungs- und Tagungsszentrum (EBZ) Alexandersbad angesiedelt und mit einem Jahresetat von 100 000 Euro ausgestattet ist. Im Rahmen des Bundesprogramms »Demokratie leben!« sei dieser Zusammenschluss bislang einzigartig, sagte Thomas Heppener, zuständiger Leiter des Referats »Demokratie und Vielfalt« im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Sonntagsblatt. Bei der ersten »Demokratiekonferenz« in Bad Alexandersbad teilte er mit, dass sich bundesweit bis jetzt 218 Gebietskörperschaften – Städte, Landkreise und kommunale Zusammenschlüsse – für das Programm angemeldet hätten. Die örtlichen Partnerschaften sollten dazu beitragen, »möglichst viele Menschen für die Themen Vielfalt, Demokratie und Respekt zu gewinnen«. Heppner warnte in diesem Zusammenhang davor, einfach auf die Rechtsextremen zu verweisen »und sich damit zu den Guten zu zählen«. Der Blick auf die eigenen Vorurteile und die »Schubla- den im Kopf« dürfe nicht verstellt werden. Mit dem Projekt gehe es beispielsweise auch um die Auseinandersetzung mit Antisemitismus, um den Umgang mit Sinti und Roma und um die Frage, »wie gesellschaftliche Minderheiten zur Zielscheibe werden«. Die Teilnahme an dem Projekt geht auf einen Impuls aus dem Netzwerk »Gemeinsam für die Region« zurück, das erst vor Kurzem auf sein zehnjähriges Bestehen zurückgeblickt hatte, wie EBZ-Leiter Andreas Beneker anmerkte. Wesentlich für die ViererKooperation ist es nach den Worten von Projektstellenleiter Martin Becher, »dass wir alle es mit ähnlichen Herausforderungen zu tun haben«. Rechtsextremisten hätten längst erkannt, wie sie den Strukturwandel im ländliche Raum für ihre Zwecke nutzen könnten. Die »Demokratiekonferenz« war eine erste Gelegenheit, sich über Projektvorschläge auszutauschen, die von den Partnern jeweils eigenständig umgesetzt werden könnten. Über diese Einzelmaßnahmen entscheidet jeweils ein mehrheitlich zivilgesellschaftlich besetzter Begleitausschuss als zentrales Gremium. Das auf fünf Jahre angelegte Bundesprogramm »Demokratie leben!« wurde im Februar von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) eröffnet. Dafür stellt das Ministerium 40,5 Millionen Euro im laufenden Jahr bereit. Neben den gegenwärtig 218 kommunalen Partnerschaften werden damit unter anderem auch 16 Landes-Demokratiezentren sowie mehr als 90 Modellprojekte unterstützt. Wolfgang Lammel Fremdenfeindliche Parolen in Bamberg Bamberg. Erneut sind im Bamberger Stadtgebiet ausländerfeindliche Parolen aufgetaucht. Wie das Polizeipräsidium Oberfranken mitteilte, hatten bislang Unbekannte am vergangenen Wochenende an einer Unterkunft für Asylbewerber »einen Schriftzug mit fremdenfeindlichem Inhalt« gesprüht. Der etwa vier Meter breite und gut einen Meter hohe Schriftzug sei am Samstagmorgen an der Wand der Asylbewerberunterkunft entdeckt worden. Erst eine Woche zuvor hatte die Polizei im Bamberger Stadtgebiet mehrere großformatige Transparente mit ausländerfeindlichen Parolen sichergestellt. wl n Die erste »Demokratiekonferenz« brachte sie zusammen: von links Projektstellenleiter Martin Becher (Bad Alexandersbad), Landrat Wolfgang Lippert (Tirschenreuth), Referatsleiter Thomas Heppener (Berlin), Landrat Oliver Bär (Hof), Landrat Karl Döhler (Wunsiedel), Oberbürgermeister Harald Fichtner (Hof) und Andreas Beneker, Leiter des Evangelischen Bildungszentrums Alexandersbad. Foto: Lammel Zu beiden Vorfällen ermittelt die Kriminalpolizei Bamberg und bittet um Zeugenhinweise: Tel. (09 51) 91 29-4 91. Redaktion: Wolfgang Lammel • Postfach 10 03 23 • 95403 Bayreuth • Tel. (09 21) 1 50 23 67 • Fax 1 50 36 54 • [email protected] • www.sonntagsblatt-bayern.de 16 Sonntagsblatt kirche & leute Dieter Grimm ist neuer Gemeindepfarrer in Dörflis und Köslau (Dekanat Rügheim). Der 58-Jährige war zuletzt Seelsorger in Weißenstadt im Dekanat Wunsiedel. In Dörflis trat er die Nachfolge von Peter Hohlweg an, der im Herbst 2014 die Pfarrstelle Königsberg, ebenfalls Dekanat Rügheim, übernahm. Die Kirchengemeinde Wonsees im Dekanat Thurnau hat wieder einen Pfarrer. Voraussichtlich bis Ende 2016 wird dort Christian Pohl die Zeit überbrücken, bis die Pfarrstelle – sie wurde seit September 2014 mehrfach ausgeschrieben – wieder besetzt ist. Pohl war zuletzt im Dienst von »Mission EineWelt« Leiter der Regionalstelle Nord in Bayreuth. Wie er ankündigte, will er nach der Vertretung in den Missionsdienst zurückkehren. Zum 1. September kommt Matthias Rückert als Gemeindepfarrer nach Seibelsdorf (Dekanat KronachLudwigsstadt). Der 50-jährige Theologe, seit 2013 Seelsorger an der GustavAdolf-Kirche in Nürnberg, kehrt damit auf vertrautes Terrain im FrankenwaldDekanat zurück: Von 1999 bis zu seinem Wechsel 2007 nach Kornburg (Dekanat Schwabach) war er Pfarrer in Heinersberg-Nordhalben. Die Pfarrerinnen Christine Hemmeter-Taxis und Beate Winkler teilen sich jetzt die Arbeit in der Kirchengemeinde Bischofsgrün (Dekanat Bad Berneck). Nach langer Krankheit nimmt Beate Winkler nun schrittweise den Dienst wieder auf. Dabei wird sie in den nächsten Monaten von ihrer Amtskollegin aus Goldkronach unterstützt, die zugleich erste Inhaberin der neu geschaffenen »Springerstelle« im Dekanat Bad Berneck ist. • Oberfranken Nr. 27 5. Juli 2015 »Ein vertrauensbildendes Signal« 1500 Menschen feierten in Hof ein öffentliches Fastenbrechen Hof. Zum ersten Mal haben Muslime und Nichtmuslime in Hof gemeinsam ein öffentliches Fastenbrechen gefeiert. Mehr als 1500 Menschen kamen am Samstag voriger Woche zu der Veranstaltung am Theresienstein, um den Tagesabschluss im islamischen Fastenmonat Ramadan gemeinsam zu begehen. Hof ist das oberfränkische Oberzentrum mit dem höchsten Anteil an Migranten. In einem Grußwort bezeichnete es Hofs evangelischer Dekan Günter Saalfrank als ein vertrauensbildendes Signal, dass das Fastenbrechen nicht wie bisher in der Moschee, sondern auf einem öffentlichen Platz gefeiert werde. Dies ermögliche den Hoferinnen und Hofern, sich selbst ein Bild von ihren muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern und deren Glauben zu machen, »und so ein anderes Bild zu gewinnen als das nicht selten in Medien vermittelte, wo zu wenig unterschieden wird zwischen Islam und Islamismus«. Zu mehr Vertrauen trägt nach Saalfranks Worten auch bei, dass in der Hofer Moschee die Ansprachen bei den Freitagsgebeten schriftlich in deutscher Sprache vorliegen und nachgelesen werden können. Der Dekan erinnerte an die gemeinsame Aktion von Hofer Christen, Juden und Muslime, die nach den Terroran- schlägen in Frankreich im Januar gemeinsam Flagge für ein friedliches Miteinander zeigten und an Kirchen, der Synagoge und der Moschee großformatige Transparente mit der Aufschrift »Religionen für den Frieden: Im Namen Gottes darf nicht getötet werden« angebracht hatten. Religionsfreiheit, wie sie in Deutschland praktizert werde, mahnt Saalfrank auch für die Christen an: Rund 100 Millionen Menschen würden wegen ihres christlichen Glaubens benachteiligt oder bedroht oder müssten sogar um ihr Leben fürchten. »Lassen Sie uns deshalb gemeinsam eintreten für Religionsfreiheit weltweit«, so sein Appell. wl Samba-Förderpreis für soziales Engagement Coburger Festival erwartet wieder 200 000 Besucher Coburg. Ein Wochenende lang tanzt Coburg wieder Samba. Die alte Herzogstadt erwartet vom 10. bis zum 12. Juli zum mittlerweile 24. Internationalen Sambafestival wieder über 3000 Sambistas aus aller Welt und gut 200 000 Besucher. Als prominente Stargäste sind Clara Paixao, amtierende Königin des Karnevals aus Rio de Janeiro, die brasilianische Sängerin und Schauspielerin Fernanda Brandao, Jurymitglied von »Deutschland sucht den Superstar«, angekündigt. Mit dabei sind auch die Musiker von »Olodum«, die schon mit Michael Jackson und Paul Simon musiziert haben. Höhepunkt ist am Sonntagnachmittag der große SambaUmzug durch die Innenstadt, der alle Gruppen vereint. Neben viel Musik, Tanz und Stimmung auf den Straßen und Plätzen gibt es auch Workshops, bei denen die Besucher von professionellen Trainern betreut werden. Für die jüngeren Sambafans gibt es die »Kindersamba« im Coburger Hofgarten, die von der Evangelischen Jugend betreut wird. n Publikumslieblinge: die Schweizer Gruppe »Quastenflosser«, hier beim Sambafestival 2012 vor dem Portal der St.-Moriz-Kirche. Foto: Koch Der Sonntag beginnt um 10.30 Uhr mit dem Sambagottesdienst auf dem Coburger Marktplatz. Dieser wird gemeinsam von der Evangelischen Jugend und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend gestaltet. Die sonst in den Sommermonaten übliche »Musik zur Marktzeit« macht beim Sambafestival eine Pause. Dafür lassen die besonderen Publikumslieblinge der Coburger, die »Quastenflosser« aus der Schweiz, mit ihrer Guggnmusik am Samstag um 11.00 Uhr die Mauern der altehrwürdigen Heilig-Kreuz-Kirche erbeben. Erstmals wird ein »Samba-Förderpreis« für soziales Engagement verliehen. Dieser wird künftig alle zwei bis drei Jahre an Personen, Einrichtungen oder Initiativen vergeben, die über Jahre hinweg soziale Projekte oder Kinderprojekte unterstützen oder selber Hilfsprojekte gegründet haben oder betreiben. mako/sob Information: www.samba-festival.de • Oberfranken Nr. 27 5. Juli 2015 Sonntagsblatt 17 SO BUNT IST WUNSIEDEL: Bei ihrer Visitation in der Fichtelgebirgsstadt war Regionalbischöfin Dorothea Greiner (auf unserem Bild mit dem Landessynodalen Peter Seißer) begeistert von der farbenfroh geschmückten Stadtkirche St. Veit. Am Wochenende zuvor hatte das Gotteshaus anlässlich des Brunnenfests als »offene Kirche« eingeladen: Ein 50-köpfiges Team begleitete die zahlreichen Besucher durch mehrere Stationen unter dem Leitwort »Lichtblicke«. Beim Gottesdienst zum Abschluss ihres Besuchs lobte Greiner die Wunsiedler für ihre »offene, bunte, den Menschen so zugewandte Kirche«, die auch Kirchendistanzierten helfe, sich für Gott zu öffnen. Die Regionalbischöfin würdigte auch den erfolgreichen Widerstand gegen rechts, der aus der Kirchengemeinde gekommen sei und die Wachsamkeit der Bürger geschärft habe. wl / Foto: Lammel Diakonie probt die Entbürokratisierung Drei Einrichtungen im Landkreis Forchheim testen abgespeckte Formen der Pflegedokumentation Forchheim. Die Dokumentationspflichten in Pflegeheimen sind in den letzten Jahren immer mehr gestiegen und zu einer zeitraubenden Last für die betreuenden Mitarbeiter geworden. So ist es üblich, dass Pflegekräfte jede durchgeführte Tätigkeit zu unterschreiben haben und sämtliche Lebensbereiche wie etwa die Bewegung oder die Ernährung eines Pflegebedürftigen dargestellt und beschrieben werden müssen. Dadurch geht viel Zeit verloren, die eigentlich dem Pflegebedürftigen gewidmet sein sollte. Als erste Einrichtungen im Landkreis Forchheim beteiligen sich die Einrichtungen des Diakonischen Werks in der Fränkischen Schweiz, das Seniorenzentrum Martin Luther in Streitberg, das Demenzzentrum Lindenhof in Unterleinleiter und das Seniorenzentrum Fränkische Schweiz in Ebermannstadt gemeinsam an dem im Auftrag des Bundesge- sundheitsministeriums entwickelten Plan zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation. Mit dem Projekt »Mehr mit weniger« wird eine reduzierte, auf wesentliche und wichtige Aspekte der Pflege konzentrierte Dokumentation in den Häusern eingeführt. Deutschlandweit soll durch die Teilnahme vieler Einrichtungen an der Entbürokratisierung ein Umdenken weg von starren und kleinlichen Dokumentationspflichten auf den Weg gebracht werden, um wertvolle Zeit für die direkte Pflege und Betreuung zu gewinnen. Alle politisch Verantwortlichen unterstützen das Projekt und die Einrichtungen. Heimaufsichten und die Medizinischen Dienste sind aufgefordert, sich konstruktiv daran zu beteiligen. Diplom-Pflegewirt Matthias Bretfeld, in den kommenden zwei Jahren verantwortlich für das Projekt beim Diakonischen Werk Bamberg-Forchheim, er- klärt die Zielsetzung so: »Wir wollen ein Mehr an Zeit bei unseren Mitarbeitern schaffen für Zuwendung und individuelle Betreuung der Bewohner durch ein Weniger an Zeit für überflüssige Bürokratie. Dabei geht es darum, sinnvoll, qualitätsgeleitet und strukturiert ein einfacheres und schnelleres System einzuführen.« Nachdem die rechtlichen Grundlagen geregelt worden sind, beginnt nun die Umsetzung vor Ort. Es werden die notwendigen internen Umstellungen auf den Weg gebracht, erforderliche Rahmenbedingungen geschaffen und die Mitarbeiter intensiv geschult und im Umstellungsprozess unterstützend begleitet. sob Über die Forderungen von Diakonie und Caritas zur Verbesserung der Pflegesituation informiert der »Pflegetruck«: Auf seiner Tour durch Bayern macht er am 31. Juli und 1. August Station auf dem Maxplatz in Bamberg. n Viel zu viel Zeit müssen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Pflege und Betreuung mit der Dokumentation nehmen. Dies soll sich nun ändern. Foto: Diakonie • Oberfranken 18 Sonntagsblatt Nr. 27 5. Juli 2015 Das Bild des Bösen Coburger Kunstsammlungen zeigen »Die dunkle Seite der Renaissance« in italienischer Druckgrafik Coburg. »Die dunkle Seite der Renaissance« ist der Titel der Sonderausstellung, in der die Kunstsammlungen der Veste Coburg eine spezielle Auswahl aus den Beständen ihres Kupferstichkabinetts, ergänzt durch Leihgaben, präsentieren. Am Beispiel außergewöhnlicher, teilweise selten gezeigter Bildschöpfungen der Druckgrafik wird eine Gegenwelt zu den von Diesseitigkeit und von den Schönheitsidealen der Antike geprägten Vorstellungen von der Kunst der Renaissance vorgestellt. Die Präsentation mit rund 70 ausgewählten Darstellungen bizarrer Dämonen, makaber agierender Skelette und von Hexenszenen beschreibt in dieser Form erstmals eine andere, eine dunklere Seite dieser Epoche des Umbruchs. Der Zeitraum vom 15. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, den die Exponate umreißen, entspricht nach allgemeinem Konsens dem der Epoche der Renaissance, die auch als Aufbruch aus der von ihrer jenseitsorientierten Religiosität wesentlich geprägten Lebenswelt des Mittelalters verstanden wird. Religionsgeschichtlich fällt in diesen Zeitraum sowohl die Reformation wie auch die um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Italien einsetzende Gegenreformation sowie die Publikation maßgeblicher Schriften, auf denen die Hexenverfolgungen gründeten. Vermeintliche Widersprüchlichkeiten, wie sie jedem Epochenbegriff innewohnen, spiegeln sich auch in der Kunst der Renaissance, insbesondere in der Grafik. Anknüpfungspunkt für die Ausstellungsmacher ist der Begriff der »Bizarrie« als Visu- n »Die Skelette oder der Kirchhof« von Agostino dei Musi, genannt Agostino Veneziano (geboren um 1490, zuletzt erwähnt 1536). alisierung des Bösen. Als Beispiele dafür gelten etwa Martin Schongauers »Peinigung des Heiligen Antonius«, Albrecht Dürers »Ritter, Tod und Teufel« und als prominentestes italienisches Beispiel der von Agostino Veneziano signierte Kupferstich »Der Hexenzug«. Die Sujets dieser und anderer Werke, die fantastische Visualisierungen von Dämonen und Bilder des Todes zeigen, bestimmen die Auswahl der Objekte. Die teilweise makabren Bildwelten entfalten sich besonders im Medi- Foto: Kunstsammlungen der Veste Coburg um der Druckgrafik, wo sich – unabhängig von Wünschen potenzieller Auftraggeber und einer Bindung des Kunstwerks an einen bestimmten Ort, etwa zu Andachts- oder Repräsentationszwecken – ungewöhnliche Bildschöpfungen entwickeln und verbreiten lassen. sob Kunstsammlungen der Veste Coburg. Geöffnet bis 13. September, täglich 9.30-17 Uhr www.kunstsammlungen-coburg.de aus dem kirchenkreis Bad Alexandersbad. »Gott muss einfach Brasilianer sein« – so sagt eine landesweit beliebte Redewendung. Heloisa Gralow Dalferth, neue Pfarrerin in Bad Alexandersbad, ist gebürtige Brasilianerin mit deutschen Wurzeln. Mit ihrem Mann Silfredo Dalferth berichtet sie am Samstag, 4. Juli, über ihr Heimatland, über die lateinamerikanische Theologie und über die Lage der (relativ kleinen) lutherischen Kirche in Brasilien, zu der die bayerische evangelische Landeskirche seit Langem eine enge Partnerschaft pflegt. Die Veranstaltung im EBZ Alexandersbad beginnt um 9 Uhr. Bamberg. Das Ensemble »Harmonic Brass« ist immer für Überraschungen gut. Mit ihrem aktuellen Programm zeigen die vier Herren mit Dame am Freitag, 10. Juli, um 19.30 Uhr in der Bamberger Erlöserkirche am Kunigundendamm in Bamberg, dass der Hörgenuss eines Live-Konzerts durch nichts zu ersetzen ist: mit Werken von Johann Sebastian Bach bis Leonard Bernstein – und Überraschungen. Einlass ist ab 18.30 Uhr. Bayreuth. Zum Bayreuther Bürgerfest wird der Gottesdienst am Sonntag, 5. Juli, um 10 Uhr als »Künstlergottesdienst« gestaltet. Im Anschluss gibt es eine Begegnung mit den jungen Kreativen des Heilpädagogischen Zentrums, die derzeit in der Kirche die Ausstellung »Frisch gestrichen« präsentieren. Beim Sonntag des Bürgerfest-Wochenendes wird traditionell die Kultur in den Mittelpunkt gestellt; so ist auch in diesem Jahr wieder ein Künstlermarkt rund um die Stadtkirche aufgebaut. Fechheim. Im 25. Jahr der Wiedervereinigung wird am Sonntag, 11. Juli, ab 10 Uhr zu einer Wanderung auf dem Lutherweg eingeladen. Zusammen mit dem bayerischen Schirmherrn des Lutherwegs, Ministerpräsident a. D. Günther Beckstein, führt die Tour von Fechheim im Coburger Land über Sonneberg, Neustadt und Muppberg ins thüringische Oberlind, wo die Wanderung mit einer Andacht beschlossen wird. Von dort aus gibt es für die Teilnehmer einen Rücktransport nach Fechheim. Auf bayerischer Seite umfasst der Lutherweg 118 Kilometer; davon führen 22 Kilometer durch den Frankenwald bei Ludwigsstadt und 96 Kilometer durch das Coburger Land. Anmeldung: Evangelisches Bildungswerk, Pfarrer Dieter Stößlein, Tel. (0 95 61) 7 59 84, E-Mail: [email protected] • Kirchenkreis Regensburg Nr. 27 5. Juli 2015 Sonntagsblatt 15 Arbeitslose nicht vergessen Neue Kampagne der kirchlichen Spendenaktion »1+1« in Regensburg vorgestellt Es wird gesägt, gehämmert, gestrichen und geschweißt. Im Werkhof – einem sozialen Beschäftigungsunternehmen der Diakonie Regensburg – haben die Mitarbeiter alle Hände voll zu tun. Manche von ihnen haben hier neue Arbeit gefunden und werden unterstützt durch die landeskirchliche Spendenaktion »1+1 – mit Arbeitslosen teilen«. Auch die Flüchtlingsarbeit profitiert von der Aktion »1+1«. Bei einem Benefizkonzert spielten Regensburger Flötenklassen einen Betrag von 350 Euro ein. Dieser wird nun verdoppelt und geht an den evangelischen Jugendmigrationsdienst. Flötenklänge für Flüchtlingshilfe D ie Wirtschaft boomt. Gerade in Bayern und in vielen Städtem entlang der Donau. Doch es gibt allein im Freistaat derzeit rund 265 000 Menschen, die keine Arbeit haben. Darunter sind etwa 68 000 Langzeitarbeitslose, wie Dorothea Kroll-Günzel, die Geschäftsführerin der Solidaraktion »1+1 – mit Arbeitslosen teilen« der Landeskirche, weiß. So auch Werner, der trotz Studium mit über 40 Jahren arbeitslos geworden ist und sich zum Fachinformatiker umschulen lässt. Auch bei guter Konjunkturlage und hoher Beschäftigung dürften Langzeitarbeitslose nicht aus dem Blick geraten, betonte sie bei der Vorstellung der neuen Kampagnenaktion. Sie lautet »Ich bin motiviert« und will darauf aufmerksam machen, dass es auch für langzeitarbeitslose Menschen und Jugendliche mit schulischen Defiziten Chancen gibt, neu anzufangen. Auch der Leiter des Kirchlichen Diensts in der Arbeitswelt (KDA) aus Nürnberg, Professor Johannes Rehm, und der Regensburger Regionalbischof Hans-Martin Weiss äußerten sich zum Motto. Nach Beobachtungen Rehms ist gerade angesichts positiver Entwicklungen am Arbeitsmarkt bisweilen der Eindruck entstanden, Arbeitslosen fehle die Motivation. Umso wichtiger sei es für sie zu spüren, dass sie mit ihren Fähigkeiten gebraucht würden. »Arbeit ist elementarer Ausdruck n Regensburger Flötenklassen mit Lehrerin Susanne Hoffmann (links) gaben ein Benefizkonzert für die Arbeit des Jugendmigrationsdiensts. des Menschseins« und bedeute gesellschaftliche Teilhabe, wie der Pfarrer betont. Regionalbischof Weiss wies darauf hin, dass viele Menschen oft unverschuldet ihren Arbeitsplatz verlören und dadurch häufig auch unter psychischen Belastungen leiden würden. Daher seien An- Foto: Themessl gebote wie etwa Arbeitslosentreffs oder diakonische Werkhöfe nötig, um Betroffenen weiterzuhelfen und Stigmatisierungen entgegenzuwirken. So gebe es ebenso in »boomenden« Städten entlang der Donau Männer und Frauen, die es nicht leicht hätten, eine Arbeit zu finden. »So etwas habe ich in den 30 Jahren meiner Arbeit noch nicht erlebt«, staunte Uwe Jentzsch über diese Art der Unterstützung. Er ist beim Jugendmigrationsdienst (JMD) der Jugendwerkstatt Regensburg tätig. Der Verein hilft Jugendlichen mit Bleiberecht zu Praktika oder bei der Berufswahl und bietet auch Lehrstellen an. Per E-Mail hatte die Musikerin und Flöten-Lehrerin Susanne Hoffmann mitgeteilt, sie wolle gern ein Konzert zugunsten der Flüchtlingsarbeit geben. Das sei für die Schüler eine gute Auftritts-erfahrung, »und sie können damit etwas Gutes tun.« Zuvor waren so Spenden für das Johannes-Hospiz in Pentling oder für die Aidshilfe in Südafrika erspielt worden. Diesmal kann sich der Jugendmigrationsdienst über die doppelte Unterstützung durch die Aktion »1+1« freuen. djo/pt INTERNET: www.kda-bayern.de info n Präsentation der Aktion »1+1«, u. a. mit Regionalbischof Hans-Martin Weiss (1. v. links), Pfarrer Johannes Rehm (2. v. li.) sowie Geschäftsführerin Dorothea Kroll-Günzel (3. v. rechts) und Werkhof-Leiter Hans Seidl (1. v. re.). Foto: Johnen Die Aktion »1+1 – mit Arbeitslosen teilen« sammelt jedes Jahr rund 500 000 Euro. Jeder Euro wird mit Mitteln der Landeskirche verdoppelt. Über 12 Millionen Euro kamen so in den letzten 20 Jahren zusammen. Damit konnte für mehr als 7500 Menschen in etwa 350 Projekten Arbeit geschaffen werden. Redaktion: Dirk Johnen • Am Ölberg 2 • 93047 Regensburg • Tel. (09 41) 5 83 99-11 • Fax 5 83 99-12 • [email protected] • www.sonntagsblatt-bayern.de 16 Sonntagsblatt kirche im radio Das sind unter anderem die Themen der Evangelischen Funk-Agentur (efa) am Sonntag, 5. Juli, in den ökumenischen Sonntags sendungen im Kirchenkreis Regensburg: Platz für Flüchtlinge – Regensburg versucht die Willkommenskultur für Flüchtlinge zu verbessern. Dazu gehört, die Bürger rechtzeitig zu informieren. Der Oberbürgermeister hat dazu eigens eingeladen. Ein Bericht von einem Ortstermin. Straubinger Kulturtage – Mit einem Mammut-Programm wartet in dieser Woche die evangelische Christuskirche auf. Die Kantorin Magdalena Meidert hat bis zum 12. Juli ein umfangreiches Programm zusammengestellt. Es reicht von Märchen über Schlagzeugsoli bis zu regelmäßiger Orgelmusik. Mehr dazu in der Sonntagssendung »Kirche, Kultur und Soziales« zwischen 7 und 9 Uhr auf Radio Charivari für die Bereiche Kelheim, Regensburg und Cham sowie zwischen 8 und 9 Uhr auf Radio AWN für Deggendorf und Straubing. efa/pt • Kirchenkreis Regensburg Nr. 27 5. Juli 2015 Der berühmte »Pariser Koffer« Literaturarchiv in Sulzbach-Rosenberg erinnert an Günter Grass Sulzbach-Rosenberg. Mit einer Sonderschau erinnert das Literaturarchiv in Sulzbach-Rosenberg an den verstorbenen Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Günter Grass (1928-2015). Die Ausstellung mit Archivalien des Literaturnobelpreisträgers präsentiere nun erstmals öffentlich die zahlreichen Dokumente aus dem »Pariser Koffer«, in dem sich auch das Typoskript seiner »Blechtrommel« befand, sagte eine Sprecherin des Hauses. Dabei handelt es sich um die erste komplett erhaltene Fassung seines berühmten Romans »Die Blechtrommel« aus dem Jahr 1956. Unter dem Titel »Die Blechtrommel und der Koffer aus Paris. Die ›Sammlung Günter Grass‹ im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg« solle die Erfolgsgeschichte des Jahrhundertromans erzählt werden, der 1959 erschien. Grass hatte sein Werk vor der Veröffentlichung immer wieder überarbeitet. Davon zeugten mehrere Schriftstücke aus dem Koffer, die unter anderem von Grass’ Lesung vor der literarischen Werkstatt »Gruppe 47« berichten, hieß es. n Erinnerungen an Günter Grass und seinen »Pariser Koffer«. Zu den weiteren Dokumenten gehörten Briefwechsel zwischen dem Autor und seinem aus Sulzbach-Rosenberg stammenden Freund Walter Höllerer (19222003), der als Lyriker und Literaturprofessor in Berlin wirkte. Die Sonderausstellung zu Ehren von Günter Grass, der dem Haus ver- Foto: Literaturarchiv bunden war und Sulzbach-Rosenberg zuletzt 2003 besucht hatte, ist bis zum 27. September zu sehen (Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, sonntags 14 bis 17 Uhr). Der Schriftsteller war am 13. April im Alter von 87 Jahren in Lübeck gestorben. epd/djo terminkalender Velburg. Das Vokalensemble präsentiert am Samstag, 4.7., geistliche Abendmusik in der evangelischen Kirche St. Leonhard. Anlass ist das Themenjahr »Bild und Bibel« zur Luther-Dekade. Das Intermezzo mit Chormusik und Texten beginnt um 17 Uhr. Mitterteich. Einen inklusiven Gottesdienst mit Menschen mit Behinderungen feiern die evangelische und katholische Gemeinde im Ort wieder gemeinsam. Dazu eingeladen wird am Samstag um 18 Uhr in die Pfarrkirche St. Jakob. Ingolstadt. Zu einem »Mitmachfest« lädt die Kirchengemein- de St. Markus Mitarbeitende und Freunde ein. Es beginnt am Sonntag, 5.7., mit einem Gottesdienst um 10 Uhr. Waldershof. Posaunenmusik auf dem Gipfel erklingt beim Berggottesdienst an der Ruine Weißenstein am Sonntag, 5.7., um 10 Uhr. Aufstieg ist um 9.15, der Bustransfer startet um 9.30 Uhr. Vohenstrauß, Floß. Die Routen 8 und 9 des Simultan-Kirchenradwegs im »Flosser Amt« werden am Sonntag feierlich vorgestellt. Vor dem Start nach Floß gibt es eine ökumenische Andacht um 14.30 Uhr in St. Johannes in Altenstadt bei Vohenstrauß. Straubing. Im Rahmen der »Straubinger Kulturtage« erklingt von Dienstag, 7.7., bis Freitag, 10.7., nachmittags ab 17 Uhr Orgelmusik in der Christuskirche. Am Dienstag gibt es dort zudem ein Gospel-Konzert ab 19.30 Uhr. Regensburg. Das Evangelische Bildungswerk macht sich am Donnerstag, 9.7., mit dem Rad auf Spurensuche in den Stadtteilen Prüfening und Dechbetten. Start ist um 17 Uhr im Stadtpark, beim Parkside-Office. Am Sonntag, 12.7., geht es zu regionalen Erzeugern. Vilshofen. Lustige und nachdenkliche Geschichten sind am Donnerstag, 9.7., ab 19 Uhr im »Kulturgarten« hinter der Erlöserkirche zu hören. Mit dabei ist die Jazz-Combo St. Matthäus aus Passau. Schwandorf. Zum Bürgerfestauftakt am Freitag, 10.7., gibt es in beiden Stadtkirchen eine »Nacht der Musik« ab 20.30 Uhr. In St. Jakob wird zudem eine kleine Pause mit einer Stärkung bei Brot und Wein angeboten. Ingolstadt. Ein Zeltlager-Wochenende für Kinder (6-12 Jahre) veranstaltet die Matthäus-Kirchengemeinde ab Freitag, 10.7., auf dem Zeltlagerplatz des Stadtjugendrings am Baggersee. pt/sob • Kirchenkreis Regensburg Nr. 27 5. Juli 2015 Sonntagsblatt 17 Freiheit hinter Kirchenmauern Im Pfarrhaus in Floß lebt ein weißrussisches Paar im Kirchenasyl Ein junges Paar aus Weißrussland hat im oberpfälzischen Floß Kirchenasyl gefunden. Damit soll verhindert werden, dass die beiden in ihr Heimatland abgeschoben werden. Sie leben nun vorerst im Pfarrhaus. Gefängnis landen. Sondern wir möchten, dass sie hier bei uns bleiben und sich mit allen ihren Talenten und Gaben bei uns einbringen«, begründet die Pfarrerin die Entscheidung der Gemeinde, Kirchenasyl zu gewähren. Unterstützung ist nötig O leg und Nathalia sind vor zwei Jahren aus ihrer Heimat geflüchtet. Es ist zu gefährlich, wenn man sich in Weißrussland in der Opposition engagiert und gegen »den letzten großen Diktator in Europa« protestiert, wie sie erfahren mussten. Wegen ihres politischen Engagements saßen sie für einen Monat im Gefängnis. Und so fassten sie den Entschluss zu fliehen. Sie haben ihre Heimat verlassen, ihre Eltern und Oleg seine Tochter aus erster Ehe. Für ein Leben in Freiheit. Es war keine leichte Entscheidung, doch in ihren Augen der einzige Weg aus der politischen Verfolgung. Im Laderaum eines Lastwagens versteckt kam das Paar nach Europa. Das Ziel: Holland. Doch dort kam schnell die Ernüchterung: miserable Unterkunft. Keine Unterstützung. Unerwünscht. Asylantrag abgelehnt. Doch zurück nach Weißrussland war keine Option für Oleg n Pfarrerin Lisa Weniger (links) hat Oleg und Nathalia bei sich im Pfarrhaus ins Kirchenasyl aufgenommen. und Nathalia. Also wollten sie in Deutschland versuchen, Asyl zu beantragen. Irgendwann landeten sie im oberpfälzischen Floß. Seit rund einem Jahr leben sie hier schon, haben Kontakte geknüpft und die Sprache gelernt. Im Frühjahr kam dann die böse Überraschung: Der Asylantrag wurde nicht genehmigt, weil Deutschland für die beiden Weißrussen nicht zuständig ist. Nach Foto: Roßmann der Dublin-Verordnung können Flüchtlinge nur im Erstaufnahmeland Asylantrag stellen. Im Fall der Modienkovs wären das die Niederlande. Dahin sollten sie auch zurückgeschickt werden. Für Oleg und Nathalia hätte das aber wohl die Abschiebung nach Weißrussland bedeutet. »Wir möchten nicht, dass zwei so engagierte, hoffnungsvolle junge Menschen in Weißrussland im Damit sind Oleg und Nathalia nun zwei von rund 250 Menschen, die in Deutschland derzeit im Kirchenasyl leben. Voraussichtlich bis September werden sie sich mit dem Ehepaar Weniger das Pfarrhaus teilen. Dann endet die sogenannte Überstellungsfrist, und die Modienkovs können endlich offiziell in Deutschland ihren Asylantrag stellen. Doch bis dahin dürfen sie das Kirchengelände nicht verlassen – und sie erhalten keinerlei Unterstützung vom Staat. Die Pfarrerin ist für jede Unterstützung aus der Bevölkerung dankbar. »Ich freue mich jeden Tag über Menschen, die mir spontan Milch vorbeibringen oder etwas Geld in die Hand drücken und uns damit signalisieren, dass sie das richtig finden, was wir tun«, so Weniger. Oleg und Nathalia sind überwältigt und fühlen sich hier »schon ein bisschen wie zu Hause.« Christa Roßmann Projekt »Demokratie leben« startet in Nordostbayern Drei Landkreise und eine Stadt arbeiten im Rahmen eines Bundesprogramms zusammen Bad Alexandersbad, Tirschenreuth. Zur Stärkung der Demokratie bündeln drei Landkreise und eine kreisfreie Stadt in Nordostbayern ihre Kräfte. Im Projekt »Demokratie leben in der Mitte Europas« kooperieren die Nachbarlandkreise Hof, Wunsiedel und Tirschenreuth sowie die Stadt Hof, um lokale Aktionen und zivilgesellschaftliche Initiativen gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit zu fördern. Dafür wurde eine Koordinierungs- und Fachstelle eingerichtet, die bei der Projektstelle gegen Rechtsextremismus am Evangelischen Bildungs- und Tagungsszentrum Alexandersbad angesiedelt ist. Im Rahmen des auf fünf Jahre angelegten Bundesprogramms »Demokratie leben!« sei dieser Zusammenschluss bislang einzigartig, sagte Thomas Heppener, Leiter des Referats »Demokratie und Vielfalt« im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Bei der ersten »Demokratiekonferenz« teilte er mit, bundesweit hätten sich bis jetzt 218 Gebietskörperschaften – Städte, Landkreise und kommunale Zusammenschlüsse – für das Programm angemeldet. Die örtlichen Partnerschaften sollten dazu beitragen, »möglichst viele Menschen für Vielfalt, Demokratie und Respekt zu gewinnen«. Heppner warnte davor, einfach auf die Rechtsextremen zu verweisen »und sich damit zu den Guten zu zählen«. Der Blick auf die eigenen Vorurteile und die »Schubladen im Kopf« dürfe nicht verstellt werden. Mit dem Projekt gehe es beispielsweise auch um die Auseinandersetzung mit Antisemitismus, um den Umgang mit Sinti und Roma und um die Frage, »wie gesellschaftliche Minderheiten zur Zielscheibe werden«. Wesentlich für die Vierer-Kooperation ist es nach den Worten von Projektstellenleiter Martin Becher, »dass wir alle es mit ähnlichen Herausforderungen zu tun haben«. Rechtsextremisten hätten längst erkannt, wie sie den Strukturwandel im ländlichen Raum für ihre Zwecke nutzen könnten. wl 18 Sonntagsblatt • Kirchenkreis Regensburg Nr. 27 5. Juli 2015 »Gebete haben Herzen verändert« Christen feiern »20 Jahre Donaukreuz« in Niederalteich als Symbol für Schöpfungsverantwortung ner der profiliertesten, aber auch schillerndsten Figuren der Mehrheitspartei bedient«, erinnerte der Umweltbeauftragte an die Kehrtwende der Staatsregierung. Dankbarkeit und Freude über den Erhalt des letzten Stücks frei fließende Donau in Niederbayern, aber auch die Sorge um die Schöpfung angesichts weltweiter Zerstörung haben die Feier »20 Jahre Donaukreuz« in Niederalteich geprägt. Rund 250 Menschen erinnerten an die Errichtung des Symbols für den Widerstand gegen den Donauausbau. Friedfertige Sprache D as Donaukreuz sei ein Zeichen für die Verbindung von Mystik und Politik, sagte Marlis Thalhammer vom ökumenischen Aktionskreis »Lebendige Donau«, der seit 20 Jahren die monatlichen Schöpfungsgebete gestaltet. Die Gebete finden jeweils am letzten Sonntag eines Monats statt – im Sommer oder auch bei Eiseskälte im Winter. Bei der Feierstunde thematisierte Thalhammer das politische Tauziehen um den ursprünglichen Ausbau der letzten 70 Kilometer noch frei fließender Donau zwischen Straubing und Vilshofen mit Staustufen, der abgewendet wurde. Das 1995 errichtete Kreuz mahne, wachsam zu bleiben. Der Protest gegen die Zerstörung der Vielfalt der Auenlandschaft am Donaukreuz sei ein Wi- n Seit über 20 Jahren wird unter dem Donaukreuz gebetet. derstand mit Gebet und Lobpreis gewesen, sagte Pfarrer Wolfgang Schürger, Umweltbeauftragter der bayerischen evangelischen Landeskirche. Die Menschen hätten ihre Angst vor dem Verlust der wunderschönen Landschaft vor Gott gebracht. Ausdrücklich würdigte er ihr Engagement dafür. Das Donaukreuz sei auch ein Ort, um die Geschichte des Widerstands lebendig zu halten. Vor über 20 Jahren sei es nur eine kleine Minderheit gewesen, die Foto: Wildfeuer sich gegen den Ausbau der Donau einsetzte, erinnerte Schürger und fügte hinzu: Sie sei »wenig gelitten in der Region« gewesen. Doch das Donaukreuz und damit eng verbunden das Benediktinerkloster mit Altabt Emmanuel Jungclaussen und bald auch die evangelische Kirchengemeinde Hengersberg hätten den Widerständlern Heimat gebeben. Es habe jedoch lange gedauert, bis die Gebete erhört wurden, »dass Gott sich dazu ei- »Die Donaugebete haben die Atmosphäre verändert. Sie haben den aggressiven Ton rausgenommen«, erzählte Elfriede Maria Heining, die dem ökumenischen Aktionskreis »Lebendige Donau« von Anfang an angehört. Gegner und Befürworter des Donauausbaus fanden dadurch zu einer friedfertigen Sprache. Anliegen der Donaugebete sei es, Kontemplation und politische Arbeit miteinander zu verbinden. Heining ist sich sicher, »dass der entscheidende Impuls« für den Erhalt der frei fließenden Donau von den Gebeten ausging. »Die Donaugebete haben die Herzen verändert.« Dies zeige die Macht des Gebets. Die geplante Flusserweiterung in Niederbayern war seit Anfang der 1990er-Jahre mitunter kontrovers diskutiert worden. Die Bayerische Staatsregierung hatte erst Anfang 2013 einem »sanften« Donau-Ausbau zugestimmt, der auf einen Stichkanal und Staustufen verzichtet. Die Pläne sollen nun nach ökologischen Aspekten optimiert werden. Th. Wildfeuer/djo grafenried/Lucina Verschwundenes Dorf Spurensuche im böhmischen Grenzgebiet: Das verschwundene Dorf Grafenried (tschechisch Luina) können die Teilnehmer einer Exkursion des Evangelischen Bildungswerkes Regensburg am Samstag, 11.7., wiederentdecken. Dabei lernen sie das deutschtschechische Ausgrabungsprojekt kennen. Anmeldung unter (09 41) 5 92 15-0. sob PFLEGE-DEMONSTRATION: Rund 300 Pflegekräfte von Diakonie, Caritas und anderen Wohlfahrtsverbänden haben in Amberg für Verbesserungen in der Pflege demonstriert. Der SulzbachRosenberger Diakonievorstand Stefan Strauß beklagte, dass sich die Pflegeversicherung einseitig an der körperlichen Versorgung der Menschen orientiere, während beispielsweise die Sterbebegleitung, die auch für Angehörige wichtig sei, in keiner Weise honoriert werde. »Wir können uns mit dieser Situation nicht abfinden«, betonte er. Foto: DW • Nr. 27 5. Juli 2015 glaube und leben Sonntagsblatt 19 Gefangen von Dschihadisten Acht Monate war die junge Salwa im Nordirak in der Gewalt der Terrormiliz »Islamischer Staat« Ob es Tag oder Nacht war, wussten die Mädchen und jungen Frauen im Nordirak nicht. Zu Hunderten eingesperrt mussten sie den Terror von islamischen Extremisten erleiden: Schläge, Vergewaltigungen, Hunger und Durst – in ständiger Todesangst. D ie Gesichter der Männer, die sie schlugen, kann Salwa nicht vergessen. »Ich träume von ihnen und sehe sie nachts«, sagt die 18-Jährige, die zur Religionsgemeinschaft der Jesiden gehört. Acht Monate war sie in Gefangenschaft der Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS). Nur durch Zufall konnte sie fliehen und zu ihrer Familie kommen, die in einem Flüchtlingscamp in der Nähe des nordirakischen Ortes Sacho lebt. Das Schreckliche begann vor rund einem Jahr: Salwa ist in einem Auto mit zehn Frauen und Kindern von der irakischen Stadt Sindschar vor dem IS auf der Flucht. Plötzlich wird das Fahrzeug gestoppt. IS-Männer nehmen die jüngeren Frauen mit. Mit rund 700 Mädchen sei sie fast zwei Wochen in eine Turnhalle gesperrt worden. »Ich wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war«, berichtet die junge Frau, deren voller Name zu ihrem Schutz nicht genannt wird. Salwa trägt Pferdeschwanz, Jeans und eine weiße Bluse. Während sie erzählt, kniet sie auf einem Kissen im etwa sechs Quadratmeter großen Zelt, das ihre Familie bewohnt. Ihre angestrengt sachliche Stimme lässt erahnen, welche Spuren das Erlebte bei ihr hinterlassen hat. Sie habe mehrmals versucht, sich umzubringen, sagt Salwa. Ihre Gefangenschaft ist eine Odyssee. Im nordirakischen Mossul, das die IS-Kämpfer vor rund einem Jahr einnahmen, wird sie mit 70 anderen Mädchen in ein leer stehendes Haus gebracht, in dem Christen gewohnt haben. »Sie haben die Schönen aussor- n Im Camp bei Sacho im kurdischen Autonomiegebiet nahe der türkischen Grenze. Hier lebt die 18-jährige Salwa. tiert und vergewaltigt«, erzählt die junge Frau und wischt sich über die Augen. Dass sie dazugehör- Foto: epd-bild te, muss man vermuten. Sprechen kann sie darüber nicht. »Viele haben sich das Leben genommen«, jesiden DIE JESIDEN gehören zur Volksgruppe der Kurden. Sie sind aber keine Muslime, sondern bilden eine eigene Religionsgemeinschaft. Weltweit bekennen sich mindestens 800 000 Menschen zum jesidischen Glauben. Die Mehrheit von ihnen lebt im Nordirak. auf. Jeside wird man ausschließlich durch Geburt, beide Elternteile müssen der Religionsgemeinschaft angehören. Niemand kann übertreten oder bekehrt werden. Bei Ehen mit Nichtjesiden verlieren Gläubige ihre Religionszugehörigkeit. DAS JESIDENTUM ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln bis 2000 Jahre vor Christus zurückreichen. Sie nahm Glaubenselemente, Riten und Gebräuche westiranischer und altmesopotamischer Religionen sowie von Juden, Christen und Muslimen VIELE MUSLIME sehen die Gemeinschaft als Sekte und die Mitglieder als »Teufelsanbeter«, weil in der jesidischen Religion der »Engel Pfau« (Melek Taus) eine bedeutende Rolle spielt. Er wird im Koran als gefallener Engel bezeichnet. sagt sie über Mädchen, mit denen sie sich angefreundet hatte. Mit etwa 35 Mädchen wird Salwa weiterverschleppt. Als einige es schaffen zu fliehen, wird sie bestraft. Acht Tage erhält sie weder Wasser noch Essen. Doch schafft sie es, immer wieder Kontakt zu ihrer Familie aufzunehmen. Manchmal habe sie Handys von IS-Männern gestohlen, sagt Salwa. Angst habe dabei kaum eine Rolle gespielt. »Ich war ja eh immer in Gefahr.« Nochmals wird Salwa verschleppt, und zwar nach Mossul. Für einen Mann und seine zwei Frauen soll sie Hausarbeit verrichten. Sie schlagen ihr gegenüber einen harten Ton an: »Ich habe nie daran geglaubt, dass ich noch befreit werden würde.« Vor drei Monaten kommt dann doch eine Chance. Der Mann ist nicht im Haus, und die Frauen schlafen. Salwa zögert nicht lange und flieht. »Ich habe sie ausgetrickst«, sagt sie, und ein kurzes Lächeln huscht über ihr sonst ernstes Gesicht. Über einen Bekannten des Vaters findet sie zu ihrer Familie im rund 100 Kilometer entfernten Camp bei Sacho im kurdischen Autonomiegebiet nahe der türkischen Grenze. Mehr als 11 000 Menschen leben dort auf engstem Raum: Christen, Muslime, Jesiden. Tagsüber klettern die Temperaturen auf 40 Grad. Es fehlt an Ventilatoren, Kühlschränken, Toiletten und Waschräumen. Salwa erhält ein wenig psychologische Hilfe, um das Erlebte zu verarbeiten. Am liebsten möchte die junge Frau möglichst weit weg von ihrer Heimat. Sie hat zwei Brüder, die in Deutschland leben. Und sie hofft darauf, dass sie über ein Sonderprogramm leichter nach Deutschland kann: Baden-Württemberg nimmt in einem Sonderkontingent 1000 sexuell misshandelte Frauen auf. »Hier kann ich nicht frei meine Meinung sagen«, sagt Salwa und wirkt dabei sehr müde. »Mein Leben ist zerstört.« Charlotte Morgenthal • Nr. 27 5. Juli 2015 20 Sonntagsblatt basiswissen christentum Nichts ist unmöglich Personen der Bibel (27): Sara – Die Erzmutter Israels 90 Jahre alt musste Abrahams Frau Sara der Bibel nach werden, bevor sie endlich schwanger wurde und ihren Sohn Isaak gebar. Als man ihr diese späte Schwangerschaft ankündigte, lachte sie ungläubig. Heute gilt sie als sogenannte Erzmutter, also als Frau, aus deren Nachkommenschaft das Volk Israel wurde. V die Frau eines anderen genommen hatte, strafte Gott den Pharao allerdings mit Plagen. Der Pharao erkannte, dass er belogen worden war, und schickte die beiden fort. Abraham und Sara allerdings scheinen nichts daraus gelernt zu haben, sie wiederholten das Spiel später mit König Abimelech. »Zähle die Sterne; kannst du sie zählen? […] So zahlreich sollen deine Nachkommen sein!« (1. Mose 15, 5), hatte Gott Abraham verheißen. Als sich trotz Gottes Zusagen einfach kein Nachwuchs einstellen wollte, scheint Sara sich langsam mit dem Gedanken abgefunden iele Paare leiden heute darunter, dass ihr Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Das war zu biblischer Zeit nicht anders. Vor allem Frauen erfuhren damals oft nur dann Anerkennung, wenn sie ihren Männern Kinder – vor allem Söhne – gebaren. In der Beziehung zwischen Abraham und Sara wird die Kinderlosigkeit immer wieder ein Thema gewesen sein. Wiederholt hatte Gott Abraham eine reiche Nachkommenschaft versprochen. Doch lange Zeit tat sich nichts. Wie sehr die als außergewöhnlich schön beschriebene Sara in jungen Jahren unter ihrer Kinderlosigkeit litt, verraten die biblischen Texte nicht. Sara war die Halbschwester Abrahams, was damals einer Hochzeit offensichtlich nicht im Wege stand. Zunächst lautete ihr Name Sarai. Als Gott jedoch einen Bund mit ihrem Mann schloss und er einen neuen Namen erhielt, wurde auch ihr Name geändert. Die junge Ehefrau zog mit Abraham von Ur über Haran nach Kanaan. Als die beiden einmal wegen einer Hungersnot nach Ägypten weiterzogen, bekam Abraham Angst, der Pharao könnte ihn umbringen lassen, um die hübsche Sara für sich zu haben. Ihm fiel eine Lösung ein, und er forderte Sara auf: »So sage doch, du seist meine Schwester, auf dass mir’s wohlgehe […] und ich am Leben bleibe.« (1. Mose 12, 13) Der Plan ging auf: Der Pharao brachte Abraham nicht um; er nahm Sara zur Frau und beschenkte ihn reich. Weil er sich n »Ein Engel erscheint Sara«, Giovanni Battista Tiepolo, Udine. zu haben, dass sie ihrem Mann den heiß ersehnten Nachkommen wohl selbst nicht würde schenken können. Verzweifelt riet sie ihrem Mann dazu, ein Kind mit ihrer ägyptischen Magd Hagar zu zeugen: »Geh doch zu meiner Magd, ob ich vielleicht durch sie zu einem Sohn komme.« (1. Mose 16, 2) Hagar brachte Abrahams ersten Sohn Ismael zur Welt, was Saras Unglück und Eifersucht aber nicht linderte. Hagar nämlich war stolz auf diesen Sohn und ließ Sara ihre Verachtung deutlich spüren. Inzwischen waren Sara und Abraham alt geworden. Als 90-Jährige mit einem 100 Jahre alten Mann hatte Sara die Hoffnung auf eigene Kinder längst endgültig aufgegeben. Doch dann geschah etwas Seltsames: Drei merkwürdige Männer tauchten bei Abraham und Sara auf. Abraham setzte sich mit ihnen vors Zelt und lud sie zum Essen ein. Während Sara drinnen den Brotteig knetete, belauschte sie mehr oder weniger zufällig das Gespräch der Männer. Plötzlich erkundigte sich einer der Gäste nach Sara und sagte zu Abraham: »Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben.« (1. Mose 18, 10) Sara hielt sich für viel zu alt, um noch schwanger zu werden. Gnickerte sie nur leise in sich hinein, oder prustete sie laut los, als sie das hörte? »Nun ich alt bin, soll ich noch der Liebe pflegen, und mein Herr ist auch alt!« (1. Mose 18, 12), amüsierte sie sich. Der Fremde hörte ihr Kichern und fragte Abraham, warum seine Frau denn lache, wo doch beim Herrn nichts unmöglich sei. Nun wurde der lauschenden Sara im Zelt doch mulmig zumute, und sie log: »Ich habe nicht gelacht.« (1. Mose 18, 15) Der Fremde aber sollte recht behalten. Kurze Zeit später wurde Sara tatsächlich schwanger. Der Sohn, den sie gebar, bekam den Namen Isaak. Überglücklich seufzte Sara: »Wer hätte wohl von Abraham geFoto: PD • basiswissen christentum Sonntagsblatt 21 Nr. 27 5. Juli 2015 sara DER NAME: hebräisch »Fürstin« PERSONEN DER BIBEL sagt, dass Sara Kinder stille! Und doch habe ich ihm einen Sohn geboren in seinem Alter.« (1. Mose 21,7) Obwohl Sara nun doch noch selbst Mutter geworden war, wurde ihre Eifersucht auf Hagar nicht geringer. Schließlich war deren Sohn Ismael der Erstgeborene und konnte entsprechende Erbansprüche stellen. »Der Sohn dieser Magd soll nicht erben mit meinem Sohn Isaak«, entschied sie und bat Abraham: »Treibe diese Magd aus mit ihrem Sohn.« (1. Mose 21, 10) Damit brachte sie ihren Mann in eine ganz schöne Zwangslage. Abraham stand zwischen zwei Frauen und zwei Söhnen und musste sich entscheiden. Nachdem Gott ihm gut zugeredet und versprochen hatte, dass auch Ismael seinen Weg gehen werde, entschied Abraham sich, Saras Wunsch zu folgen. Er schickte Hagar und seinen Sohn Ismael in die Wüste, um die Ehe mit Sara zu retten. Abraham soll ihren Sohn opfern Ob Abraham seiner Frau von seinem Entschluss erzählt hat, Gottes Aufforderung zu folgen und Isaak zu opfern? Oder hat Isaak ihr später von seinem unheimlichen Erlebnis berichtet? Die Bibel lässt diese Fragen unbeantwortet, Sara wird in diesem Zusammenhang kein einziges Mal erwähnt. Vielleicht also blieb die Episode auch ein Geheimnis zwischen Vater und Sohn. Ungerührt hingenommen hätte Sara den Plan, den langersehnten Sohn einfach zu opfern, sicher nicht. In der jüdischen Tradition geht man deshalb auch davon aus, dass Saras Tod mit dem Schrecken über das fast ausgeführte Vorhaben ihres Mannes in Zusammenhang stand. 127 Jahre alt soll sie geworden sein. Sie starb in Hebron, wo der trauernde Abraham die Höhle Machpela für das Begräbnis kaufte. In dieser Höhle fanden später auch Abraham selbst und nachfolgende Generationen der Familie ihre letzte Ruhestätte. Gottes Pläne lassen sich von Menschen oft nicht durchschauen. Da wünschte sich Sara jahrelang ein Kind, doch es tat sich einfach nichts. Erst als sie die Hoffnung längst aufgegeben hatte und biologisch überhaupt nicht mehr mit einer Schwangerschaft zu rechnen war, schenkte Gott ihr den ersehnten Sohn. Eine Erfahrung, die viele Paare noch heute machen – manchmal stellt sich der Kindersegen wie von selbst ein, sobald man das krampfhafte Warten, den Sex nach Kalender und die Hormonbehandlungen hinter sich ge- BERUF: Ehefrau und Mutter HERKUNFT: Halbschwester ihres Mannes Abraham DIE ZEIT: ca. 2000 v. Chr. WICHTIGE BIBELSTELLEN: 1. Mose 15; 16; 21, 1-21; 23 WIRKUNGSGESCHICHTE: In der jüdischen Tradition spielt Sara eine wichtige Rolle. Sie gilt als Prophetin und steht gleichberechtigt neben Abraham. Auch im Neuen Testament gilt sie als Vorbild, so wird sie im Hebräerbrief in einer Reihe mit anderen alttestamentlichen Personen genannt, die sich durch ihren Glauben auszeichnen. Der 1. Petrusbrief dagegen betont ihre angebliche vorbildhafte Unterordnung unter Abraham als ihren Herrn. In der christlichen Tradition gerieten die biblischen Frauen zunehmend aus dem Blick. Erst die neuere Forschung betont die Bedeutung auch der Frauen in den Erzelternerzählungen. ZITAT: »Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt, sodass es Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise. Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun ich alt bin, soll ich noch der Liebe pflegen, und mein Herr ist auch alt!« (1. Mose 18, 11 f.) ZUM WEITERLESEN: Margot Käßmann: Mütter der Bibel, Freiburg (Brsg.) 2009 NÄCHSTE WOCHE: Jeremia Lesevorschlag: Jeremia 1; 7; 26-28; 37-39; 42-43,7 n Saras Sohn: In der Bibel steht nicht, was Sara zur Opferung Isaaks gesagt hat. Andrea del Sarto, um 1527, Dresden, Gemäldegalerie. Foto: PD theologisches stichwort MÜTTER: Nicht nur der Vater, auch die Mutter sei zu ehren, fordern die Zehn Gebote. Bemerkenswert, denn unter den Israeliten galten damals vor allem patriarchalische Strukturen. Frauen waren den Männern also immer nachgeordnet. Mutterschaft bedeutete für eine Frau damals großes Glück – erst dadurch wurde sie quasi zu einer vollwertigen Frau. Kinderlosigkeit bedeutete dementsprechend Schmach und Unglück. Mutter zu werden, das verdankte man der Schöpfermacht Gottes, der sich einem gnädig zuwandte. Im Neuen Testament erfährt die Mutterschaft zum einen eine Überhöhung: Gott erwählt sich eine Frau, die seinen Sohn gebären soll; zum anderen eine Relativierung: Jesus überträgt die verwandtschaftliche Beziehung auf alle Mitgläubigen, die den Willen Gottes tun. Gemeinsam mit Rebekka, Rahel und Lea zählt Sara zu den sogenannten Erzmüttern, den ersten weiblichen Vorfahren der Israeliten. lassen hat. Gott lässt sich zu nichts zwingen und erst recht nicht durch menschliche Vorstellungen einengen – das lässt sich aus Saras Geschichte lernen. Wer allerdings bereit ist, sich von ihm überraschen zu lassen, der kann die Erfahrung machen, dass bei ihm nichts unmöglich ist. Sonja Poppe GESPRÄCHSIMPULSE: n Zu biblischer Zeit definierten Frauen sich fast ausschließlich über ihre Mutterschaft. Inzwischen ist ein als gelungen empfundenes Leben auf viele unterschiedliche Weisen möglich. Was bedeutet gelingendes Leben für Sie? n Als Sara merkte, dass es sich bei den Männern, die ihr die späte Schwangerschaft vorhersagten, wohl nicht um normale Besucher handelte, wurde ihr mulmig zumute. Gibt es Begegnungen, die Ihrem Leben ganz neue Dimensionen gaben? n Sara hielt es zunächst für unmöglich, in ihrem Alter noch ein Kind zu bekommen. Haben Sie schon einmal die Erfahrung gemacht, dass scheinbar Unmögliches plötzlich wahr wurde? • Nr. 27 5. Juli 2015 22 Sonntagsblatt glaube und leben »Bis auf die Zähne mit Liebe bewaffnet« Geplante charismatische Großveranstaltung in Nürnberg mixt Aufarbeitung der NS-Zeit und Mission Die einen befürworten einen bunten, lauten Werbefeldzug für das Christentum in Europa. Andere sehen, das was demnächst in Nürnberg steigt, skeptisch. Die Veranstalter wollen an den ehemaligen Nazi-Stätten Geschichte »zurücknehmen«. B en Fitzgerald, Pastor der Bethel Church in Kalifornien, ist sicher: »97,5 Prozent aller Europäer kennen Jesus Christus nicht.« Der Prediger will dringend etwas dagegen tun. »Gott, nimm Europa wieder ein«, fordert er und hat zusammen mit seinem Mitstreiter Todd White und anderen die »Awakening Europe«-Initiative ins Leben gerufen. Die nötige Missionierung des alten Kontinents soll in Nürnberg beginnen. Die Stadt mit seinen noch vorhandenen Bauten aus der Zeit des Nationalsozialismus scheint den beiden Predigern ein idealer Ort, Gott mit Gebeten zu bitten, »die Geschichte neu zu schreiben«, erklären sie in einem fünfminütigen Video. »Denn hier sind die Plätze, an denen Hitler sprach.« Den Auftrag zu einem solchem Kampf haben sie vor 15 Monaten bei einem Besuch in Nürnberg in einer Vision erhalten, die beide Prediger unabhängig voneinander hatten: Tausende von Menschen sollen nach Nürnberg kommen und Gott bitten »to take back history«, erklären sie im Internet-Film. »Awaking Europe« hat deshalb für die Zeit vom 9. bis 12. Juli vier Tage lang das ganze Nürnberger Grundig-Stadion gemietet, um dort Evangelisationen und Gottesdienste durchzuführen. In der pfingstkirchlichen Szene prominente »Speaker« wie Daniel Kolenda, dem Nachfolger des als »Mähdrescher Gottes« bezeichneten Reinhard Bonnke, Heidi Baker und Walter Heidenreich treten auf. Dazu kommen christliche Kult-Bands wie Jesus Culture, deren Facebook-Seite 2,1 Millionen Menschen mögen. n Die Nürnberger Kongresshalle aus der NS-Zeit. F.: Tobias Bär/cc-by-sa-3.0/commonswiki 20 000 Teilnehmer könnten kommen, schätzt der Vorsitzende der Evangelischen Allianz in Nürnberg, Mathias Barthel. Seine und andere Gemeinden innerhalb der Evangelischen Allianz springen auf die »Awakening Europe«-Kamapagne auf. Sie sind mit dabei, wenn die charismatische Bewegung in ganz Nürnberg auf öffentlichen Plätzen ihre Botschaft verbreiten wird. »Es macht Sinn, das missionarisch zu nutzen«, sagt Barthel. Allerdings ist auch er nicht glücklich mit einigen Formulierungen der Veranstalter. Dass es in Europa nur zwei Prozent Christen gebe, sei nicht haltbar. Auch von martialischer Sprache der Amerikaner, die für »Kreuzzüge für Gott« wirbt, hält er nicht viel. Die Reden von Kreuzzügen und von Gottes Armee, die »bis auf die Zähne mit Liebe bewaff- net« ist, hat auch Verantwortliche in der evangelischen Landeskirche auf den Plan gerufen. In einer Stellungnahme des Handlungsfelds »Evangelisation« distanziert man sich von diesem Vokabular. Außerdem fordert das Papier von »Awakening Europe« »Respekt gegenüber dem traditionellen Kirchen Europas«. Es sei »schlicht unzutreffend«, dass es in Europa nur noch zwei Prozent Christen gebe. Die Stellungnahme, der sich auch das evangelische Dekanat in Nürnberg angeschlossen hat, geht dennoch recht verständnisvoll mit der charismatischen Bewegung um. »Wir verteufeln das nicht«, sagte Mitverfasser Pfarrer Michael Wolf, im Nürnberger Amt für Gemeindedienst für das Thema Evangelisation zuständig. »Im Garten Gottes gibt es viele Verschiedene«. Auch die charis- matisch-pfingstlich geprägte Bewegung gehöre zur weltweiten Christenheit, heißt es folglich im Text. Und man teile das Anliegen, die Frohe Botschaft immer wieder neu und in unterschiedlichen Kontexten zu verkünden. Eine Sicht auf das kommende Ereignis, die nicht alle teilen. Der Pfarrerin an der Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde in Nürnberg-Langwasser, Griet Petersen, gefällt der Missionierungsstil aus den USA gar nicht. Skeptisch bleibt sie aber vor allem gegenüber der Sicht der Charismatiker auf die Geschichte, die diese ja zurückgewinnen wollen. Ein Zurücknehmen oder Wiedergewinnen der Geschichte könne es nicht geben, sagt Petersen. »Wir tragen Geschichte mit uns und in uns und haben uns mit ihr auseinanderzusetzen und für sie Verantwortung zu übernehmen«, erklärt sie und empfiehlt den Vertretern der »Awakening Europe«-Bewegung einen Besuch im nahe gelegenen Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. Bei der »Taking back history«Idee ist auch der Archivarin und Historikerin Andrea Schwarz gar nicht wohl: »Die Geschichte ist, wie sie ist.« Sie dürfe nicht verdrängt und nicht verleugnet werden, warnt die Leiterin des Landeskirchlichen Archivs in Nürnberg, die auch Präsidentin der Dekanatssynode Nürnberg ist, »Gedenken ist ein stetes Erinnern.« Die Vision der beiden Initiatoren von »Awakening Europe« kann Schwarz dennoch nachvollziehen. Sie hätten bei ihrem Besuch in Nürnberg wohl erstmals in die Abgründe des Nationalsozialismus geschaut »und sind nun der Auffassung, es muss etwas geschehen«. Wie viele Menschen die Prediger für ihre Sache gewinnen können, ist noch offen. Werbung ist bisher für die Veranstaltung wenig gemacht worden. Es gibt daher schon Kenner der Szene, die mit weitaus weniger Zulauf als 20 000 Leuten rechnen. Jutta Olschewski • Nr. 27 5. Juli 2015 glaube und leben Sonntagsblatt 23 sonntagsblatt-sprechstunde Barbara Hauck: Die Nürnberger Pfarrerin schätzt an der Sprechstunde, dass »hier deutlich wird, was die Menschen wirklich bewegt«. Waldemar Pisarski: Der Augsburger Theologe steht seit 1994 für einfühlsame und kompetente Lebenshilfe in der SonntagsblattSprechstunde. Wenn Sie ein Problem haben und Rat brauchen, dann schreiben Sie an die »Sprechstunde«, Birkerstraße 22, 80636 München. Die Berater antworten auf dieser Seite oder mit Brief. Sie können auch unmittelbar an einen Berater schreiben: Pfarrerin Barbara Hauck, Breite Gasse 82/84, 90402 Nürnberg; Kirchenrat i. R. Waldemar Pisarski, Meringer Str. 38 c, 86163 Augsburg. Wenn Sie eine längerfristige Korrespondenz wünschen, steht Ihnen die Evangelische B riefseelsorge, Postfach 600306, 81203 München, zur Seite. Alle Zuschriften werden vertraulich behandelt. Drohbotschaft oder Frohbotschaft? Wir haben vor einiger Zeit einen neuen Pfarrer bekommen. Es stellt sich heraus, dass er ein gar strenger Herr ist. In seinen Predigten überwiegen ernste, oft auch drohende Töne. Gleich, ob es um homosexuelle Partnerschaften geht, um Sterbehilfe, um Ehescheidungen oder ein anderes gesellschaftliches Thema, immer kommt ein »Wehe!« von der Kanzel. Immer klingt es richtend und verurteilend. Immer füllen Hölle, Tod und Teufel den Kirchenraum. Immer ist es ein Blick in den Abgrund. Immer nein, nein, nein. Nun wollte ich es nicht bei einem Reden »über« bewenden lassen und habe das Reden »mit« gesucht. Ich habe mich zu einem Gespräch angemeldet und Fragen und Kritik vorgetragen. Es war ein durchaus freundliches Gespräch, aber in der Sache blieb mein Gesprächspartner unnachgiebig und ohne Verständnis. Sein Argument: In der Nachfolge Jesu müsse man deutlich werden. Jede Schönfärberei entferne sich vom Glauben. Schließlich habe der Meister selbst kein Blatt vor den Mund genommen, etwa in Matthäus 12, 34: »Ihr Otterngezücht, wie könnt ihr Gutes reden, wenn ihr böse seid?« Herr K. Das ist eine spannende Frage. Tatsächlich scheint Jesus so gesprochen zu haben. Jedenfalls kommen solch harte Worte aus seinem Mund. Er kommt aus der Nähe Johannes des Täufers. Er lässt sich von ihm taufen, nimmt dessen Thema auf und tritt als Bußprediger auf. Vielleicht hat er zu dieser Zeit selbst asketisch gelebt, trug ein Kleid aus Kamelhaaren und nährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Und ähnlich wie der Täufer hat er die Leute angefahren: »Ihr Schlangen, ihr Otterngezücht! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?« (Matthäus 23, 33) Zu dieser Zeit konnte man ihn sicher noch nicht einen Fresser und Weinsäufer nennen. Zu dieser Zeit war er wohl noch nicht mit einer bunten Schar von Frauen und Männern unterwegs, darunter Huren und Diebe. Zu dieser Zeit war er wohl eher der Mann mit der großen Keule. Nicht einer, der die Lilien des Feldes gepriesen hat oder die Vögel unter dem Himmel, die nicht säen und ernten, sondern der Güte Gottes vertrauen. Aber der Blick in den Abgrund allein hilft nicht weiter. Eine Drohbotschaft bekehrt niemanden. Keiner lässt sich ins Reich Gottes prügeln. Aber man kann Menschen zu einem reicheren, erfüllteren Leben gewinnen. Der brasilianische Bischof Dom Helder Camara hat es in einem Gebet so formuliert: »Lehre uns, / ein ›Nein‹ zu sagen / das nach ›Ja‹ schmeckt ...«. Jesus beschönigt nichts und verweigert Menschen nicht das Nein. Betrug nennt er Betrug und Gier nennt er Gier. Und doch schafft er es, aus dem Reich Gottes eine frohe Botschaft zu machen. Weil er auch von seiner Schönheit spricht. Da zeichnet er einen Kaufmann, der alles hergibt für eine Perle. Eine Ehebrecherin stampft er nicht in Grund und Boden, sondern weist auf die Möglichkeit der Vergebung hin. Er zecht mit Strauchdieben und Schwerenötern, und manch einer spürt darin, dass Gott etwas Besseres für ihn bereithält. Waldemar Pisarski mit der bibel durch die woche Montag: Matthäus 4, 18-22 Dienstag: Matthäus 4, 23-25 Mittwoch: Matthäus 5, 1-12 Donnerstag: Matthäus 5, 13-20 Freitag: Matthäus 5, 21-26 Samstag: Matthäus 5, 27-32 Immer wieder begegnen wir bei Jesus zwei Grundlinien, nach denen er uns ausrichten will: Er befreit von Maike Schmauß legt im Sonntagsblatt die neutestamentlichen Texte der wöchentlichen Bibellese aus. Zwängen und er fordert Verbindlichkeit. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Sehe ich nur die Befreiung, besteht die Gefahr der Beliebigkeit. Sehe ich nur die Forderung, gerate ich unter Druck. Behalten wir also beides im Blick: Jesus befreit aus alten Verstrickungen, aus einengenden Verbindlichkeiten. Wir müssen nicht weiter an den alten Netzen unseres Lebens herumflicken – sie werden doch wieder reißen. Aber: Die Befreiung aus alten Mustern, aus den Fesseln von Verpflichtungen und Konventionen geht einher mit dem Ruf zur Nachfolge. Keine Fische mehr fangen zu müssen, heißt nicht, gar nicht mehr fischen zu müssen, sondern einen weitaus größeren Auftrag zu erhal- ten: »Ich will euch zu Menschenfischern machen!« Aber er fordert eine hohe Verbindlichkeit im Einhalten der Gebote. Jesus befreit von Lähmungen, Besessenheit, Plagen. Jedenfalls: Die Befreiung steht vor der Forderung. Erst kommen die Seligpreisungen, dann folgt die Erfüllung der Gebote. Aber dazu gehört das Horchen auf sein Wort, auf seine Predigt vom Evangelium. Jesus befreit uns von dem Anspruch, »gut« sein zu müssen, er verlangt nicht, dass wir hohe Forderungen erfüllen: Seid »Licht der Welt«, seid »Salz der Erde«! Aber er möchte, dass wir seine Zusage, sein absolutes Vertrauen in uns, annehmen und seine Zusage auch ernst nehmen: »Ihr seid das Salz der Erde«, »ihr seid das Licht der Welt«. Jesus befreit von Leistungsdenken, Zukunftsangst, Vorurteilen. 5. sonntag nach trinitatis Wochenspruch: Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und nicht aus euch: Gottes Gabe ist es (Epheser 2, 8) Wochenlied: Preis, Lob und Dank sei Gott dem Herren (EG 245) Predigt: Lukas 5, 1-11 • Nr. 27 5. Juli 2015 24 Sonntagsblatt glaube und leben Kreuz des Südens Baptisten in den Südstaaten der USA befürworten das Einholen der Konföderiertenflagge Der Mord an neun Afroamerikanern in einer Kirche in Charleston (South Carolina) hat in den USA eine Debatte über die ehemalige Südstaatenflagge ausgelöst. A uch der »Südliche Baptistenverband«, die größte protestantische Kirche in den Vereinigten Staaten, beteiligt sich an der Debatte, ob die Konföderiertenflagge aus der Öffentlichkeit verbannt werden soll. Die historische Flagge gilt als Symbol des »alten Südens«, der im Bürgerkrieg (1861-65) für den Erhalt der Sklaverei kämpfte. Der Tatverdächtige von Charleston hatte sich als Anhänger der Südstaaten mit Südstaatenflagge im Internet präsentiert. Nach dem Mord von Charleston am Mittwoch vergangener Woche forderte Russell Moore, Präsident der Ethikkommission der baptistischen Kirche: »Holen wir die Fahne runter.« Man könne nicht »gleichzeitig die n Die Flagge der Konföderierten. Foto: moonrun/fotolia Ideologie der Rassenüberlegenheit vertreten und das Evangelium von Jesus Christus verkünden«, argumentierte Präsident Albert Mohler vom »Southern Baptist Theological Seminary« in Louisville im Bundesstaat Kentucky. Die Forderungen der beiden Theologen wurden aufmerksam registriert. Denn der »Südliche Baptistenverband« war Mitte des 19. Jahrhunderts im Streit um die Sklaverei entstanden: Baptisten im Norden stellten sich gegen das Ansinnen von Baptisten aus dem südlichen Bundesstaat Georgia, einen Sklavenbesitzer zum Missionar zu berufen. Daraufhin trennten sich die südlichen Baptisten von den Glaubensbrüdern im Norden. Dem Informationsdienst »Religion News Service« sagte der baptistische Kirchenhistoriker Bill Leonard, Mohlers und Moores Forderung, das Südstaaten-Banner zu entfernen, sei inzwischen wohl mehrheitsfähig in der Kirche. Doch nicht alle Baptisten seien dafür. Manche Weiße im Süden rechtfertigen die Konföderiertenflagge als Zeichen der Erinnerung an die Vorfahren, die tapfer für Familie und Heimat gekämpft hätten. Der »Südliche Baptistenverband« hatte 1863 erklärt, der Krieg gegen den Norden sei »gerecht und notwendig«. 1995 haben sich die südlichen Baptisten für ihre Haltung entschuldigt. epd Sonntagsblatt-Leserreise »Backsteingotik entlang der malerischen Ostseeküste« Kulturleserreise Kunst und Natur erleben vom 27. September bis zum 3. Oktober 2015 Freuen Sie sich auf eine erholsame Zeit inmitten der wunderschönen Naturregion entlang der Ostseeküste. Dabei erkunden Sie das Mecklenburger Hinterland, besuchen Klöster und Museen und folgen den Spuren des Malers Caspar David Friedrich auf Rügen. Ein Besuch Usedoms, der Hansestadt Stralsund und der Universitätsstadt Greifswald machen diese Kulturleserreise zum besonderen Highlight. Reisepreis: 1.014 € (Einzelzimmerzuschlag: 160 €) Bitte bis zum 27.7.2015 buchen Weitere Informationen online unter: www.sonntagsblatt-bayern.de/leserreisen oder rufen Sie uns an unter: (0 89) 1 21 72-0 Veranstalter und Fotos: Antea Reisen Sonntagsblatt | Leserreisen | Birkerstr. 22 | 80636 München • bücher Sonntagsblatt 25 Nr. 27 5. Juli 2015 Wirkung der Losungen Anderer Atheismus? Gregor Maria Hoff: Ein anderer Atheismus, Spiritualität ohne Gott? Verlagsgemeinschaft topos plus 2015, 156 Seiten, 9,95 Euro. Peter Zimmerling: Die Losungen. Eine Erfolgsgeschichte durch die Jahrhunderte. Vandenhoeck & Rupprecht, Göttingen 2014, 198 S., 16, 99 Euro. I m Jahr 1728 gab der sächsische Adelige Nikolaus Ludwig von Zinzendorf seiner jungen Herrnhuter Kirchengemeinde erstmals eine Tageslosung mit auf den Weg. Aus der Idee des frommen Grafen entwickelte sich ein publizistischer Welterfolg, der bis in die Gegenwart trägt (wir berichteten in Nr. 25/2015). Peter Zimmerling, Theologieprofessor in Leipzig und seit Jugendzeiten begeisterter Losungsleser, betrachtet in seiner Arbeit vor allem die erstaunliche Wirkungsgeschichte der »Herrnhuter Losungen«, unter anderem am Beispiel der drei berühmten Leser Otto von Bismarck, Jochen Klepper und Dietrich Bonhoeffer. Eine »kleine Theologie der Losungen« erläutert das Verständnis von Gott und Jesus, das den Losungen zugrunde liegt. Den Abschluss bildet ein, allerdings medial recht enger, Ausblick auf »Chancen und Möglichkeiten« der Losungen im 21. Jahrhundert«. thg leidet in einigen Kapiteln am akademischen Fachjargon, der die Lektüre sehr erschwert. mgm Josef Joffe: Mach dich nicht so klein, du bist nicht so groß! Der jüdische Humor als Weisheit, Witz und Waffe. Siedler Verlag, München 2015, 272 Seiten, 19,99 Euro. Europa im Krieg Lauro Martines: Blutiges Zeitalter. Europa im Krieg 14501700. Theiss Verlag, Darmstadt 2015, 336 S., 29,95 Euro. D er moderne Atheismus hat viele Strömungen: wissenschaftliche, philosophische und literarische. Gregor Maria Hoff, katholischer Theologe und Theologieprofessor an der Universität Salzburg, hat eine Darstellung geschrieben, um interessierten Lesern einen Überblick zu geben. Er bespricht Texte der Philosophen Peter Sloterdijk, Alain de Botton, Charles Taylor, von Naturwissenschaftlern wie Richard Dworkin und Schriftstellern wie Martin Walser und David Grossmann. Hoff entdeckt in ihren Arbeiten eine neue Nachdenklichkeit. Ihre Texte sind keine polemischen Kampfschriften gegen das Christentum mehr, sondern zeigen ruhige Gelassenheit, manche sogar ein schmerzliches Vermissen Gottes. Einige haben quasi eine religiöse Tönung, sprechen sie doch von einer »Mystik ohne Gott« oder von »atheistischer Spiritualität«. Religion wird nicht mehr generell der Sinn abgesprochen, auch wenn an ihrem Wahrheitsanspruch gezweifelt wird. Das Buch Spielerisch und selbstironisch D ie Perspektive des italienischen Historikers Lauron Martines ist ernüchternd: Zwischen 1450 und 1700, mithin 250 Jahre lang, befand sich »Europa im Krieg« (Untertitel). Dagegen erscheint der lange 30-jährige Krieg fast wie ein kurzes Intermezzo. Wer all die akribisch zusammengetragenen Berichte aus ganz Europa von Mord und Totschlag, Plünderung, Brandschatzung, Belagerung, Vergewaltigung, Hunger, Kannibalismus, Pest, Diebstahl, Verrohung und Armut liest, versteht vielleicht eher als vorher, warum die Idee des geeinten Europa eines der wichtigsten Projekte der Gegenwart ist. Die internationale Quellenbasis von Martines ist enorm, das Sujet spannend (und manchmal nichts für schwache Nerven), die Sprache dagegen manchmal etwas hölzern. thg S ara lacht, als in Genesis 18 Gott selber bei Abraham im Zelt zu Gast ist und ihm die Geburt eines Kindes verheißt: Der erste Witz der Bibel. Und damit sei, meint Autor Josef Joffe, der Humor den Juden in die Wiege gelegt. Anhand ihres Humors versucht er die Juden zu erklären. Ihr Witz ist spielerisch, aggressiv und selbstironisch: Es sind die Witze der Verstoßenen, Ausgegrenzten und Vertriebenen. Joffe systematisiert (Juden und ihr Gott, Kapitel 2; Juden und ihre Rabbiner, Kapitel 3; Interkonfessionelles, Kapitel 4 …) und beschreibt den kulturgeschichtlichen Hintergrund der jüdischen Witze. Er will das Beste des jüdischen Humors gesammelt haben – leider erinnert das, was er in seinem Buch bringt, jedoch oft mehr an Privatradio denn an Woody Allen, Groucho Marx und Mel Brooks. Weswegen er das Buch überhaupt geschrieben hat, weiß Joffe nach eigenen Worten selber nicht so ganz – immerhin gibt es ja schon genügend Bücher über den jüdischen Humor. gan das buch des monats Paul Geißendörfer (Hg.): Kirchen und Klöster der Zisterzienser in Deutschland, Österreich und der Schweiz – Das evangelische Erbe in ökumenischer Nachbarschaft. Josef Fink Verlag, Lindenberg 2015, 320 Seiten, 19,90 Euro. D ie Anfänge des Ordens im Jahr 1098 sind hart: Mitten im Nirgendwo in den Sümpfen von Citeaux südwestlich von Dijon in Frankreich lassen sich 21 Mönche nieder. Von hier aus gründen sich in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Klöster – über 700 in Europa. Ruhestandspfarrer Paul Geißendörfer aus Heilsbronn hat sich einem besonderen Aspekt der langen und reichen Geschichte der Zisterzienser gewidmet. Der Initiator der »Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland« stellt in einem reich bebilderten Band die Zisterzienser-Niederlassungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor. Wie der Titel verrät, sind auch Klöster mit bestehenden Konventen vertreten. »Wir haben ein gutes Verhältnis zu den katholischen Klöstern. Und deswegen haben wir sie auch miteinbezogen und sie haben sofort mitgemacht«, erklärt Paul Geißendörfer. Über 120 Autoren schickten Absätze und Bilder an den Ruhestandspfarrer, zwei Jahre lang dauerte die Arbeit. Herausgekommen ist ein Buch, das sich ideal zur Reisevorbereitung eignet, aber auch als praktischer Begleiter, der zu spontanen Entdeckungen einlädt. Alphabetisch geordnet – von A wie Altenberg bis W wie Walkenried – sind über 120 Klöster mit einem historischen Abriss, den Sehenswürdigkeiten, der heutigen Bedeutung des Orts, einer Literaturliste zum näheren Einlesen und ganz praktisch zu Öffnungszeiten, Kontaktdaten und thematischen Führungen. Über 200 Abbildungen von Kunstschätzen und Gebäuden ergänzen die Texte, die in leicht verständlicher Sprache geschrieben sind, sodass auch der interessierte Laie sich in das spirituelle und architektonische Erbe der Zisterzienser problemlos einlesen kann. Die vorgestellten Kirchen und Klöster sind touristische Sehenswürdigkeiten, aber auch Orte des religiösen Lebens. Vorworte stammen unter anderem vom Generalabt der Zisterzienser, Mauro-Giuseppe Lepori OCist: »Dieses Buch ist ein Zeichen der neu geschenkten Begegnung und somit eines Wunders, denn die Begegnung von Brüdern, die sich während langer Zeit gemieden haben, ist das große christliche Wunder.« Diane Mayer • Nr. 27 5. Juli 2015 26 Sonntagsblatt Medien fernseh-tipps hörfunk-tipps Samstag, 4. Juli 17.00 (HR): Horizonte. Sterben für Allah? Der Weg deutscher Gotteskrieger nach Syrien Sonntag, 5. Juli 9.30 (ZDF): Evangelischer Gottesdienst aus der Stadtkirche Karlsruhe 10.25 (BR): BR-KLASSIK: Jansons in Tokio. Der Beethoven-Zyklus. Symphonie Nr. 2 16.15 (WDR): Warum nur einen lieben? 18.00 (ARD): Gott und die Welt. Die Fälle des Herrn P. 19.00 (Bibel TV): Kirche in Bayern. Magazin. Vermutlich die älteste Schulleiterin in Bayern: Schwester Vestina aus Neustift Montag, 6. Juli 20.15 (BR): Jetzt mal ehrlich. Im Höhenrausch – der bayerische Flughafen-Irrsinn 21.00 (BR): Lebenslinien. Loan auf der Suche nach dem besseren Leben Dienstag, 7. Juli 23.00 (ZDF): 37°. Im Bannkreis der Erwählten. Sektenaussteiger und ihre Erfahrungen Samstag, 4. Juli 17.55 (B2): Zum Sonntag. Landesbischof Heinrich BedfordStrohm 23.05 (DLF): »Böse, besoffen, aber gescheit«. Die Lange Nacht über Joseph Roth Warum nur einen lieben? 80 Jahre Dalai Lama Winfried liebt Sylvia. Und Claudia. Claudia liebt Winfried und Thomas. Und Sylvia? Sie liebt Winfried, hat aber trotzdem auch andere Männer. Geht das? Ohne Schmerz? Ohne Leid? Sie alle haben einen Traum – den Traum von der Vielliebe, der Polyamorie. Sie ist die Abkehr vom Ideal der einen, wahren Liebe, die die Erfüllung in einem einzigen Partner sucht. Stattdessen lässt sie mehrere Partner zu – mit Gefühl, Offenheit und im gegenseitigen Vertrauen. Aber funktioniert das wirklich? sob/Foto: WDR Sonntag, 5. Juli, 16.15 Uhr, WDR Als Vierjähriger wurde Tensin Gyatso 1939 als 14. Reinkarnation des Dalai Lama anerkannt. 50 Jahre später wird der Hoffnungsträger der Tibeter mit dem Friedens-Nobelpreis ausgezeichnet. Tief verwurzelt im tibetischen Buddhismus ist er heute bemüht, eine universelle Ethik zu entwerfen, die das ökologische Gleichgewicht der Welt und den Frieden zwischen den Nationen fördert. Der Mann, der weltweit zur Symbolfigur wurde, könnte jedoch der letzte amtierende Dalai Lama sein. sob/Foto: Welt Atlas/cc-by-sa-3.0 Sonntag, 5. Juli, 8.30 Uhr, B2 Mittwoch, 8. Juli 19.00 (BR): stationen.Dokumentation. Dietrich Bonhoeffer: Pfarrer und Widerstandskämpfer Donnerstag, 9. Juli 19.30 (ARD-alpha): Faszination Wissen. Big Big Business – der Glanz der Schattenwirtschaft 20.15 (3sat): Generation Weichei. Wenn Mama und Papa nur das Beste wollen 21.00 (3sat): scobel – Verantwortung als Prinzip. Mit den Gästen Harald Welzer (Soziologe, Sozialpsychologe, Berlin), Ludger Heidbrink (Philosoph, Kiel) und Annette Kleinfeld (gehört zu den ersten Wissenschaftlerinnen und selbstständigen Beraterinnen Deutschlands auf den Gebieten Unternehmensethik, Werteund Integritätsmanagement und Corporate Social Responsibility (CSR, Hamburg) Freitag, 10. Juli 22.45 (ARD-alpha): Planet Wissen: Das Geheimnis der Pferdesprachen Sonntag, 5. Juli 7.05 (DR Kultur): Die listige Witwe. Judith, eine große Frau der Bibel 8.05 (B2): Gestrandet in Eriwan. Armenische Christen fliehen vor dem Bürgerkrieg in Syrien 8.05 (BR-Klassik): Die BachKantate. »Siehe, ich will viel Fischer aussenden«, BWV 88; »Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter«, BWV 650 8.30 (B2): Evangelische Perspektiven. Zum 80. Geburtstag des Dalai Lama. Der spannende Weg eines »lebenden Buddhas« 10.00 (MDR FIGARO): Evangelischer Gottesdienst, Stadtkirche Rudolstadt 10.05 (B1): Evangelische Morgenfeier. Ansprache: Dekan Gerhard Schoenauer, Pegnitz 21.05 (B2): »Jede Nacht haben sie andere geholt.« Vergewaltigung als Kriegsstrategie Montag, 6. Juli 10.05 (SWR2): Entwicklungshilfe für Deutschland. Wenn Flüchtlinge ehrenamtlich arbeiten Überbehütete Generation Migranten im Ehrenamt Es ist ein Mittelschicht-Phänomen, das überall in der Welt zu beobachten ist: Die Sorge um den Nachwuchs beginnt mit Frühförderung wie Babyschwimmen einerseits und der Überwachung durch das Babyphone andererseits. Die Überbehütung endet nicht einmal, wenn das volljährige Kind ein Studium aufnimmt. Wie wohl keine Generation zuvor werden Kinder von heute behütet. Die Wissenschaftsdoku wirft einen Blick auf die Eltern und auf die Kinder, die dieser Erziehungsstil hervorbringt. sob/Foto: ZDF Donnerstag, 9. Juli, 20.15 Uhr, 3sat Migranten, Asylbewerber, Flüchtlinge – Bezeichnungen, die viele Menschen mit Armut und Hilfsbedürftigkeit verbinden. Die wenigsten jedoch wissen, dass sich immer mehr Migranten und Flüchtlinge ehrenamtlich engagieren. Sie besuchen vereinsamte Menschen in Altenheimen, arbeiten als Lehrer, reparieren oder beraten und finden so nicht nur den Weg in die Gesellschaft, sondern auch aus dem Gefühl der Deklassierung. Das Integrationshaus in Köln fördert das Ehrenamt von Migranten. sob/F: Jean-Paul Chassenet/123rf Montag, 6. Juli 10.05 Uhr, SWR2 Dienstag, 7. Juli 20.03 (B2): Nachtstudio. Wieder Warten lernen. Ein Plädoyer für einen Zwischenzustand 23.00 (1LIVE): Plan B Reportage: Auf der Flucht … nach Europa. Die italienische Insel Lampedusa Mittwoch, 8. Juli 9.05 (B2): Die Geschichte der Inquisition. Gesinnungsterror im Namen Gottes 9.20 (B2): Radiowissen. Der Reformator Jan Hus. »Die Wahrheit stirbt nicht in Flammen« 20.10 (DLF): Die zwei Gesichter der Benediktiner. In Spanien entzweit Franco die Klöster Donnerstag, 9. Juli 18.05 (B2): Roboter und Recht. Können autonome Maschinen schuldig sein? • Nr. 27 5. Juli 2015 Kultur Sonntagsblatt 27 Überragend und belanglos Die Internationale Orgelwoche in Nürnberg (ION) stand unter dem Motto »Freiheit« Freiheit über allem anderen: Die 64. Internationale Orgelwoche Nürnberg (ION) vereinte unter dem griffigen Motto »Freiheit« Grandioses mit Gewolltem, Überragendes mit Belanglosem – und hinterließ beim Festivalgänger zwiespältige Gefühle. E in Jahr vor dem »krummen« Jubiläum im Jahr 2016, in dem das 65-jährige Bestehen des Nürnberger Traditions-Klassikfestivals gefeiert wird, wurde optische, personelle und programmatische Restrukturierung betrieben: Der langjährige ION-Geschäftsführer Robert Vogel übergab das Ruder des FestivalDickschiffs an die neue Doppelspitze Cornelia Schiffel und Gabriele Lösch. Neu auch das Programmheft: Trendige Icons zeigen an, ob ein »berühmtes Stück« auf der Agenda steht, gesprochener Text eine Rolle spielt, oder ob der Rundfunk die Aufführung mitschneidet. Intendant Folkert Uhde hat das Oberthema »Freiheit« inhaltlich durchgearbeitet und setzte in diesem Jahr eher auf gehaltvolle Produktionen denn auf vordergründige Effekte, was besonders in der ziemlich konventionell wirkenden langen Innenstadt-Konzertnacht spürbar wurde: Die »IONacht« präsentierte Programme mit bekannter Musik zwischen Eingängigkeit und Anspruch vom Bach-Violinkonzert bis zur Stummfilmbegleitung an der Orgel in St. Sebald. Ganz anders kommt der ION-Auftakt mit Bachs großer Johannes-Passion über die Rampe: Unter dem Titel »Unsere Freiheit« nutzt Folkert Uhde den Umstand, dass die Nürnberger Lorenzkirche aufgrund von Renovierungsmaßnahmen momentan leergeräumt ist und lässt das Oratorium inmitten der Zuschauer spielen. Christi abstraktes Leiden und Sterben wird zum greifbaren Drama, das alle Menschen gleich welcher Religion berührt. Hauch von Jenseits Dass diese Bach-Deutung von starken Sängerinnen und Sängern wie Tareq Nazmi als Christus und Maximilian Schmitt als Evangelist sowie der Sopranistin Christina Landshammer und dem Mezzo Anke Vondung in Straßenkleidung realisiert wird, verstärkt den Hautgout der Unmittelbarkeit. Leider ließ sich der packende Direktzugriff nicht über die ganze Festivalwoche auf Maximalniveau halten: Bruckners d-Moll-Symphonie Nummer 9, von Bruckner nicht mehr vollendet, gerät der von Marcus Bosch dirigierten Staatsphilharmonie Nürnberg in der Lorenz- n Pachelbel für alle: Das Ensemble Continuum überraschte die Kunden von Nürnberger Kaufhäusern mit Musik des unverwüstlichen Barockmeisters. Derlei Performance ist Teil des Festival-Konzepts. kirche zwar solide und prägnant, aber der Triumph des katholischen Mystizismus, den Bruckner hier anstrebte, bleibt leider aus. Um einen Hauch des Jenseits zu spüren, muss man nachts in die Sebalduskirche ziehen, in der Adam Szmidt mit Mitgliedern des Tschechischen Philharmonischen Chors Brünn und dem Musikhochschul-Ensemble »Camerata Nürnberg« eine aufwendige Reflexion »Über den Himmel« serviert. Interview-Einspieler einer bewusst willkürlich gehaltenen Straßenumfrage zum Thema, was denn für die Interviewten eigentlich der Himmel sei, korrespondieren mit Himmels-Impressionen von Heinrich Schütz über Giacinto Scelsi bis zu Gustav Mahler. Dessen Adagio aus der 4. Symphonie ist in Kammerbesetzung eine Meditation über das Elysium, nach dem Gläubige aller Religionen streben. Das Motto-Problem dieser Orgelwoche wird spürbar, wenn in der Kartäuserkirche des Germanischen Nationalmuseums die »Freiheit des Übergangs« thematisiert wird. Einem knackigen Programm mit Trio-Literatur zwischen Gotik und Renaissance das »Freiheits«Leitmotto überzustülpen, ist nicht unbedingt zielführend. Im »Memorium Nürnberger Prozesse«, dem Schwurgerichtssaal 600, wehen nach wie vor mit Macht der Geist und die Atmosphäre Foto: Sauerbeck des Kriegsverbrecher-Tribunals. Folkert Uhde und Regionalbischof Stefan Ark Nitsche lesen Texte von Erasmus von Rotterdam, Immanuel Kant und aus der UN-Charta der Menschenrechte. Eine Gedenkstunde, die von der Originalklang-Formation »Capella de la Torre« und der italienischen Elektronik-Mixerin Letizia Renzini zum postmodernen BefindlichkeitsPatchwork geformt wird. Die »Verklärte Nacht« transformiert das gleichnamige Streichsextett von Arnold Schönberg per Choreografie von Maša Kolar mit dem Bundesjugendballett in packende Bilder. Ein theatralischer Höhepunkt in einer ION, die ansonsten oft im Normalen verharrt: Auch die Abwesenheit von Provokation vermag zu irritieren. Im Schlusskonzert werden Exequien von Heinrich Schütz mit Françis Poulencs »Figure humaine« kombiniert, was der Dresdner Kammerchor unter Hans-Christoph Rademann ungemein kultiviert umzusetzen versteht. Als Fazit bleibt immerhin eine große Menge ansprechender Musik, mit Herzblut aufgeführt. Es besteht aber definitiv »Luft nach oben«. Hinsichtlich der Zuschauerzahlen war die ION 2015 übrigens erneut ein voller Erfolg, was nicht zuletzt als Bestätigung des revidierten Festivalkonzepts betrachtet werden sollte. Hans von Draminski • 28 Sonntagsblatt Kultur leserservice Lesertelefon Anregungen, Kritik, Termine (0 89) 1 21 72-126, Fax -304 Bestellung, Adressenänderungen, Rechnungs wesen, Lieferreklamationen (07 11) 21 84 34 04, Fax (07 11) 1 82 25 50 [email protected] Anzeigenannahme (07 11) 6 01 00 - 41, Fax -76 EVANGELISCHE WOCHENZEITUNG FÜR BAYERN Nr. 27 5. Juli 2015 »Mehr als schön und plakativ« Benita Meißner ist neue Leiterin der Gesellschaft für Christliche Kunst (München) Benita Meißner (40), neue Leiterin der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst (DG) in München, möchte den leicht angestaubten Begriff der »christlichen Kunst« aufbrechen und weiterentwickeln. Für die nächsten zwei Jahre hat sie zehn Ausstellungen und Projekte geplant. Beginn ist am 3. Juli mit der Schau »Bauwerke des Abschieds«. 71. Jahrgang. Herausgeber: Kirchenrat Dr. Roland Gertz Chefredakteur: Helmut Frank (verantw.); Redakteure: Anne Halke, Dr. Nadja A. Mayer, Susanne Schröder, Markus Springer. Regionalausgaben: München-Oberbayern: Brigitte Vordermayer. Augsburg-Schwaben: Dr. Andreas Jalsovec. Kirchenkreis Nürnberg: Dr. Thomas Greif. Ausgabe Oberfranken: Wolfgang Lammel. Kirchenkreis Ansbach-Würzburg: Daniel Staffen-Quandt. Kirchenkreis Regensburg: Dirk Johnen. Online-Ausgabe: Markus Springer, www.sonntagsblatt-bayern.de; Nachrichtenagenturen: Evangelischer Pressedienst (epd), idea, KNA, AP-Bild, reuters, pa-Bild. Redaktionsanschrift: Birkerstraße 22, 80636 München, Tel. (0 89) 1 21 72-126, Fax (0 89) 1 21 72-304; E-Mail: [email protected] Inhaber und Verlag: Evangelischer Presseverband für Bayern e. V., Birkerstraße 22, 80636 München. Vorstand: Dr. Roland Gertz. Erscheint wöchentlich. Einzelpreis: 1,80 Euro. Bezugspreis Inland monatlich 6,50 Euro, vierteljährlich 19,50 Euro, entspricht 78 Euro pro Jahr. Bei jährlicher Zahlweise nur 71 Euro. Ermäßigung auf 46,80 Euro für Studenten mit entsprechendem Nachweis. Jahrespreis Österreich: 86,30 Euro und Schweiz: 107,88 SFr. Die Preise für D, A, CH verstehen sich inkl. gesetzl. MwSt. und Zustellgebühr. Jahrespreis sonstiges Ausland: Inlandspreis zzgl. Versandkosten von 15,30 Euro pro Jahr. Bestellungen beim Verlag. Abbestellungen können nur berücksichtigt werden, wenn diese mit einer Frist von 8 Wochen zum Quartalsende oder zum Ende des Vorauszahlungszeitraums schriftlich dem Verlag vorliegen. Druck: Mayer & Söhne Druck- und Mediengruppe GmbH, Oberbernbacher Weg 7, 86551 Aichach. Vertrieb: DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Hamburg. Mit regelmäßigen Beilagen aus der Arbeit der kirchlichen Werke und der monatlichen Kinderbeilage »BenjaMini«. Anzeigen: Anzeigengemeinschaft Süd, Augustenstraße 124, 70197 Stuttgart, Tel. (07 11) 6 01 00-41, Fax (07 11) 6 01 00-76, Mitglied der Konpress E-Mail esb@anzeigenMedien eG. gemeinschaft.de, Angela Rössel, Wolfgang Schmoll (verantw.). Es gilt die Preisliste Nr. 32 vom 1.1.2015. – Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. E-Paper: Das Sonntagsblatt als PDF-Ausgabe erhalten Sie am Internet-Kiosk von pressekatalog.de. sonntagsblatt online Facebook und Twitter Sie finden uns unter twitter.com/sonntagsblatt und www.facebook.com/ sonntagsblatt Frau Meißner, wie kommen Sie zur Kunst? Meißner: Ich war schon als Jugendliche fasziniert von Mathematik und Kunst. Ich habe in Italien Architekturgeschichte und Denkmalpflege studiert und zuletzt neun Jahre für die Galerie »Häusler Contemporary« gearbeitet. Es freut mich, dass ich nun die Chance bekomme, noch stärker inhaltlich zu arbeiten und einen eigenen Blick auf die Kunst entwickeln zu können. Was bedeutet »christliche Kunst« heute? Meißner: Ich bin überzeugt, dass Kunst mehr sein muss als nur schön oder plakativ. Christliche oder religiöse Kunst setzt sich mit den Seinsfragen des Menschen auseinander. Diese Kunst nimmt uns gefangen, sie lässt Fragen laut werden und fordert uns auf, Position zu beziehen und auf das Werk zu reagieren. Es geht um tiefe Emotionen und um Dinge, die unser Leben wertvoll machen. Sie möchten vor allem Kunst zeigen, die nicht in kommerziellen Galerien gezeigt wird. Warum? Meißner: Auf Künstlern und Galerien lastet ein enormer Druck. Künstler müssen produzieren, was sich verkauft. Und Galerien können nur zeigen, was sich verkaufen lässt. Diese Situation schränkt Künstler und Galerien stark ein – und verhindert oft schöne Projekte oder Ideen. In der Galerie für christliche Kunst muss nichts verkauft werden. Wir können inhaltlich arbeiten und sind frei in Bezug auf die Auswahl der Künstler. n Benita Meißner will den Begriff der »christlichen Kunst« aufbrechen und weiterentwickeln. Wir können Bilder zeigen, die Fragen stellen und uns in Kontakt bringen mit der eigenen Religiosität. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt? Meißner: Die Galerie wurde 1893 als gemeinnütziger Verein gegründet und hat bis heute zum Ziel, den Dialog zwischen Kunst und Kirche zu fördern. Ich möchte bestehende Projekte wie Architekturausstellungen fortsetzen, aber auch ein neues, jüngeres Publikum ansprechen. In den letzten Monaten haben wir dafür schon einiges realisiert: Wir vernetzen uns innerhalb der Stadt und mit anderen christlichen Ausstellungshäusern, haben eine neue Internetseite und sind auf Facebook aktiv. Das funktioniert, wie wir an den steigenden Mitgliederzahlen sehen können. Wer wird Mitglied? Meißner: Wir haben derzeit rund 400 Mitglieder, mehr als ein Drittel davon sind Künstlerinnen und Künstler. Wir haben gute Kontakte zu den Kunstakademien und sind gut vernetzt mit jungen Kunstvermittlern. Der Verein gehört zu meiner Arbeit: Eine Mit- Foto: epd-bild gliederausstellung ist in Planung. Außerdem gibt es ja noch den DGKunstpreis, mit dem wir Nachwuchs fördern. An Ideen mangelt es nicht: Ich könnte locker die nächsten drei Jahre mit Projekten und Ausstellungen füllen. Worum geht es bei der nächsten Ausstellung mit dem Titel »Der letzte Garten«? Meißner: Diese Architekturausstellung widmet sich den »Bauwerken des Abschieds« in den verschiedenen Religionen. Wir erkunden die zeitgenössische Gestaltung von Friedhöfen, Krematorien oder Totenstuben. Welche Wertigkeit und welche Qualität haben die Räume, die mit Tod und Sterben verbunden sind? Wie können architektonische Räume so gestaltet werden, dass sie ihrer Funktion gerecht werden, zugleich aber unserem Bedürfnis nach einem Ort des Abschieds und der Trauer erfüllen? Rieke C. Harmsen Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst, Türkenstraße 16, Hochparterre links, 80333 München. Ausstellung: 3. Juli bis 29. August (geschlossen 3. bis 14. August). ÖZ Di bis Fr von 12 bis 19 Uhr. • Nr. 27 5. Juli 2015 Kultur Sonntagsblatt 29 n Mit der Flucht aus dem Kosovo beschäftigt sich »Babai«, eine Koproduktion aus vier europäischen Ländern. Foto:Filmfest Wenn die Grenzen brüchig werden Das 33. Münchner Filmfestival wirbt mit neuen Filmländern und einem Hauch von Exotik Der rote Teppich ist ausgerollt und weist den Weg zum 33. Münchner Filmfest. Zehn Tage lang wird internationales Weltkino in München zelebriert: insgesamt 179 Filme, die verteilt auf 18 Leinwänden der Stadt in über 500 Vorstellungen zu sehen sind. Dabei gibt es viele Preise zu gewinnen. B eim Marathon der bewegten und bewegenden Bilder sind auch Filmländer der Karibik wie Trinidad und Tobago (»God loves the Fighter«) und die Dominikanische Republik sowie Marokko (»Much Loved«) oder Jordanien mit einem Hauch von Exotik neu zu entdecken. In eigenen Filmreihen geehrt werden Berühmtheiten wie der Filmemacher Alexander Payne (»About Schmidt«), das Kinoalphatier Jean-Jacques Annaud (»Im Namen der Rose«), der Schauspieler »von engelsgleicher präraffaelitischer Schönheit« Rupert Everett (»Die Hochzeit meines besten Freundes«) oder die glamouröse Popartlegende Andy Warhol, der auch das Leitmedium Film zu nutzen wusste und in München eine regelrechte Warholmania auslöste. Mit im Rennen um den begehrten Hauptpreis, den ARRI/ OSRAM Award in der Reihe der Cinemasters, ist auch der Eröffnungsfilm: »Den Menschen so fern«, ein Western der besonderen Art. Er ist angesiedelt in den Weiten des algerischen Atlasgebirges im Jahre 1954, der Zeit des algerischen Befreiungskampfes gegen die französische Besatzungsmacht. Der Film des französischen Regisseurs David Oelhoffen (Jg. 1968) basiert auf der Kurzgeschichte »Der Gast« von Albert Camus. Eine Paraderolle für den umworbenen Star Viggo Mortensen, der einen französischen Lehrer verkörpert, der den Auftrag bekommt, einen arabischen Bauern, einen angeblichen Mörder, der Justiz in der nächsten größeren Stadt zu übergeben. Während der Reise lernen sich die beiden Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen näher kennen und es kommt zu einem Perspektivenwechsel. Das passt prima zum diesjährigen Motto des Festivals, das sich vielfältig deuten lässt: »Grenzen überschreiten«. Seien es nun künstlerische, geografische, kulturelle, politische oder persönliche Grenzen, die in unserer globalen Welt brüchig geworden sind. Ein Film, der als eine Art Abgesang auf den morbiden Charme des Verfalls zu verstehen ist, kommt ebenfalls aus Frankreich: »Return to Ithaca« von Laurent Cantet. Über den Dächern von Havanna mit Blick auf den Malecón, die bekannte Uferpromenade, wird die Rückkehr eines Freundes aus dem Exil gefeiert. Ein kammerspielartiges Drama klassischer Größe mit fünf redseligen Freunden und unter freiem Himmel. Preisverdächtig und bereits in Cannes mit der Camera d’Or für den besten Erstlingsfilm ausgezeichnet wurde »Land and Shade« von César Augusto Acevedo, ein stimmungsvolles Drama aus Kolumbien. In der Reihe »Neues Deutsches Kino« aufgefallen ist die Dokumentation »Mollath-Und plötzlich bist du verrückt«. Den jungen HFF München Studentinnen Annika Blendl und Leonie Stade ist ein zwischen Justizskandal, Medienhype und Heldenstilisierung thematisch ausgewogener und künstlerisch beachtenswerter Dokumentarfilm gelungen, der Gustl Mollaths ersten Schritten in die Freiheit nach sieben Jahren in der Psychiatrie nachspürt. Stets im Rahmen des sommerlichen Filmfests verankert sind auch die Aktivitäten der InterfilmAkademie unter Leitung von Pfarrer Eckart Bruchner. Mit einem Ehrenpreis für sein filmpublizistisches Schaffen wird posthum der Filmkritiker Bodo Fründt ausgezeichnet. Das aktuelle Thema Flüchtlinge haben viele Produktionen aufgegriffen, unter anderem »Mediterranea« und »Babai«, eine Ko-Produktion aus Deutschland, Frankreich, Mazedonien und dem Kosovo. Im Fokus des diesjährigen Interfilmseminars steht das Filmland Armenien. Vom dortigen Überlebenskampf der Armenier erzählen die Filme des Dokumentaristen und Leiters des »Golden Apricot«-Festivals in Eriwan, Harutyun Chatschatryan (»Return of the poet«). Angelika Irgens-Defregger • 30 Sonntagsblatt Aus dem Netz / Anzeigen Nr. 27 5. Juli 2015 STELLENANGEBOTE Die Ev.-Luth. Kirchengemeinde Erlöserkirche München-Schwabing sucht zum 1. Juli 2015 für ihren dreigruppigen Kindergarten ein/e Erzieher/in Kein iPhone für den Mullah Iran will den Zugang zur virtuellen Welt regulieren 40 h/W, Bez. nach TV-L, höhere Eingruppierung nach Vordienstzeiten; 2 Jahre Schwangerschaftsvertretung. Wir bieten Ihnen eine Wohnung, 40m² und ein gutes Arbeitsklima in einem inter. städt. Umfeld. Ihre Bewerbung richten Sie bitte an: Pfarramt Erlöserkirche, Pfarrer Gerson Raabe, Germaniastraße 4, 80802 München VERSCHIEDENES Eilige Anzeige? 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Thomas Stumptner Facharzt für Orthopädie, Phlebologie – Chirotherapie Fürther Str. 244a (Auf AEG) 90429 Nürnberg Telefon 09 11 / 2 37 54 70 Fax 09 11 / 2 37 54 71 [email protected] / www.dr-stumptner.de n Smartphones sind den Mullahs ein Dorn im Auge. Foto: dpa Picture-Alliance/Subel Bhandari Teheran. Im Iran dürfen islamische Theologiestudenten keine Smartphones mehr benutzen. Diese Verordnung sei vom Hauptverwaltungsbüro aller Theologiehochschulen in der Islamischen Republik erlassen worden, berichten iranische Medien. Mit dem Verbot soll die Nutzung der virtuellen Welt reguliert werden; es gilt sowohl an den Hochschulen wie auch in den Studentenwohnheimen. Die Studenten dürfen auch keine Tablet-Computer oder Laptops mit sich führen, aber weiterhin ein normales Handy benutzen, das nur zum Telefonieren dient. Dafür sollen die angehenden Geistlichen »passende Klingeltöne« sowie »angemessene Farben« wählen. Der Zugang zur virtuellen Welt sei für »Ultrakonservative« im Iran zu einer Herausforderung geworden, heißt es dazu im Informationsdienst Iranjournal (Berlin). Viele Islamgelehrte und Großajatollahs bezeichneten diese Technologie als »Handwerk des Westens«, das auch gegen den Islam eingesetzt werde. »Wenn Studenten bis spät in die Nacht im Internet surfen und sich dort alles Mögliche anschauen, werden sie doch von allem, was mit Religi- on zu tun hat, abgelenkt«, so Ajatollah Mohammad Taghi Mesbah Yazdi. Freilich ist das Interesse am Internet unter Theologiestudenten groß. Aufgrund der steigenden Nachfrage bietet ihnen ein privater Anbieter 50 Prozent Rabatt für einen Internetanschluss. Offiziellen Angaben zufolge gibt es im Iran rund 150 000 Theologiestudenten. Von den 77,5 Millionen Einwohnern des Landes sind 99 Prozent Muslime. In dem schiitisch regierten Staat kommen religiöse Minderheiten erheblich unter Druck. Besonders betrifft dies ehemalige Muslime, die Christen geworden sind. Seit der Revolution von 1979 steht der sogenannte Abfall vom Islam unter Strafe. Laut dem Religionsgesetz Scharia ist es einem Muslim verboten, den Glauben zu wechseln. Wer es dennoch tut, muss mit langer Haft oder sogar einem Todesurteil rechnen. Nach Einschätzung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (Frankfurt/ Main) sind etwa 4000 Konvertiten im Iran schwersten Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Ihre Gesamtzahl wird auf mindestens 250 000 geschätzt. Ferner gibt es bis zu 150 000 armenische und assyrische Christen. idea • Nr. 27 5. Juli 2015 vermischtes Sonntagsblatt 31 Das Wort zum Sonntag sonntagsblatt-shop Ein Einbrecher dringt nachts in ein Haus ein. Er sucht Wertsachen und leuchtet mit seiner Taschenlampe umher. Er will gerade einen Silberleuchter in seinem Rucksack verstauen, als eine Stimme ertönt: »Jesus sieht alles!« Dem Einbrecher setzt das Herz einen Schlag aus, er knipst die Taschenlampe aus und rührt sich nicht. Alles bleibt ruhig, und so fasst er neuen Mut, knipst seine Lampe an und sucht weiter. Eben hat er den wertvollen Laptop entdeckt und will ihn in den Rucksack schieben, als wieder die Stimme ertönt: »Jesus sieht alles!« »Das gibt’s doch gar nicht«, denkt der Einbrecher, nimmt all seinen Mut zusammen und leuchtet in Richtung der Stimme. Da entdeckt er einen Papagei. »Hast du das etwa gesagt? Wolltest du mich warnen? Na, das ist aber nett. Wie heißt du denn eigentlich?«, fragt er den Papagei. »Moses«, antwortet der. Der Einbrecher fängt an zu lachen. »Was sind denn das für idiotische Leute, die ihren Papagei Moses nennen?« »Wahrscheinlich«, antwortet der Papagei, »dieselben idiotischen Leute, die ihren Bluthund Jesus nennen.« Online-Shop Jesus Christus – der revolutionäre Geist der Liebe: Jetzt das SonntagsblattT-Shirt sowie alle THEMAHefte und die CDs des »Orgel-Literaturkanons« bequem im Internet bestellen: shop.sonntagsblatt-bayern.de Auflösung des Sudoku aus Nr. 26: 7 4 9 8 5 6 1 2 8 6 7 3 1 5 9 4 3 5 4 9 2 7 8 6 1 2 3 8 9 2 3 4 7 6 5 6 7 3 9 2 4 8 4 1 1 3 7 1 5 1 5 6 2 8 9 3 7 5 8 9 4 6 2 5 6 4 2 7 3 8 1 9 9 2 8 6 4 3 7 5 1 Ja, ich abonniere das Sonntagsblatt für ein Jahr zum derzeit gültigen Jahresbezugspreis von 78,00 € inkl. MwSt. und Versandkosten in Deutschland. Abonnieren Sie das Sonntagsblatt und Sie erhalten jede Ausgabe bequem nach Hause geschickt. Als Dankeschön erwartet Sie eine attraktive Prämie! Die Rechnung erfolgt vierteljährlich. Das Abo gilt zunächst für ein Jahr und verlängert sich automatisch unbefristet, wenn ich nicht spätestens acht Wochen vor Ende des Bezugszeitraums kündige. Danach kann das Abo jederzeit mit einer Frist von acht Wochen schriftlich gekündigt werden. Meine Prämie darf ich in jedem Fall behalten. 61 B 27 Evan gElis och chE W EnzE itun B ay E g für rn sonn d en un ünch aBe M 80 € auSg ng 1. hrga 71. Ja OBerB ag »Ein Schl ins Gesicht« ige hstämm Die türkisc Necla Kelek Soziologin Karlsruher die kritisiert cheiKopftuchents SEITE 21 dung. Auf e der Bühn RoSinti- und Münchner wollen die Kamma-Kinder erobern. merspiele SEITE 13 REGIONALT E va n g E l i s c h E Wo c h E n z E i t u n g f ü r B ay E r n 15 2015 nr. iti 12. april imod ogEn tag quas B 2761 ay e r n In die Tiefe pErso gezogen nEn dEr BiBEl ifler a u Sder g a B Zwe e München und Thom7as dem 1. Jahrg an g 1.80 € ete ath Wischn ge Rolf der DeDer Theolo Abgründe Erfahr kennt die aus eigene SEITE 19 pression begegn Der Jünger en. Auferstanden Miesbacher Kirchengemeinden präsentieren die Lüftlmalerei. In dieser Ausgabe: die monatliche Kinderbeilage im Sonntagsblatt. BEILAGE REGIONALTEIL SEITE 13 der Berl iner dom ma : titElthE 29. märz 2015 nr. 13 palmsonntag Benjamin für Kinder r dom de nten protesta EIL O B e r B ay e r n SEITE 20 Graffiti auf Oberbayerisch rung. Bamberger Tohuwabohu Die jüdische Gemeinde entlässt Antje Yael Deusel, Deutschlands erste Nachkriegsrabbinerin. SEITE 10 pErsonEn DEr BiBEl Philippus und Judas Alles über Judas und Philippus auf den Seiten 4-6 und 20. sEitE 4-6 Prämie g stellun e B r e r zu Ih Ja, ich möchte sparen und wähle die jährliche Zahlweise. Dadurch zahle ich aktuell jährlich nur 71,00 € statt 78,00 €. hosianna! Bitte schicken Sie mir folgende Regionalausgabe palmsonntag sEitE 2 3.0 cc-by-sa- Foto: Carmelo Bayarcal/ Sonntagsblatt • Birkerstraße 22 • 80636 Münch en • Tel. (0 89) 1 21 72-0 • sonntagsblatt @epv.de • www.sonntag sblatt-bayern .de Bild: akg-images _Erich Lessing Sonntagsblatt • Birkerstraße 22 • 80636 München • Tel. (0 89) 1 21 72-0 • [email protected] • www.sonntagsblatt-bayern.de Ansbach-Würzburg Augsburg/Schwaben München/Oberbayern Nürnberg Oberfranken Regensburg Name, Vorname Evangelische Gästehäuser in Bayern Entdecken Sie die Vielfalt evangelischer Tagungsstätten im Freistaat und erfahren Sie mehr über ihre Geschichten und Besonderheiten. Sonntagsblatt | Aboservice | Birkerstr. 22 | 80636 München oder faxen an (0 89) 1 21 72-338 | E-Mail: [email protected] PLZ, Ort Ort, Datum 1327025-30 Coupon einfach ausschneiden und schicken an: Straße, Hausnr. Unterschrift Widerrufsrecht: Diese Bestellung kann ich innerhalb von vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen mittels eindeutiger Erklärung (z. B. per Brief, Fax oder E-Mail) beim Evangelischen Presseverband für Bayern e. V., Aboservice, Birkerstr. 22, 80636 München, Fax: (0 89) 1 21 72-338, E-Mail: [email protected], widerrufen. Die Widerrufsfrist beginnt ab dem Tag, an dem ich oder ein von mir benannter Dritter, der nicht der Beförderer ist, die erste Ware in Besitz genommen habe bzw. hat. Muster-Widerrufsformular und -Belehrung unter www.epv.de/widerrufsbelehrung Ev a n g e lis c h e W o c h e n z e it u n g f ü r B a y e r n Evang. Presseverband · Birkerstraße 22 · 80636 München Postvertriebsstück · DPAG · Entgelt bezahlt Hoffnung ist nichts anderes als das Vertrauen auf die Endlosigkeit der göttlichen Liebe. Charles de Foucauld Du magst der ärmste, der schwächste, der sündigste aller Menschen sein; wenn du die Liebe hast, kannst du leben. Du magst durch Krankheit, Misserfolg und Versagen erschüttert sein; wenn du die Liebe hast, kannst du stehen. Du magst kein großes Haus, oder nur ein Dach über dem Kopf besitzen; wenn du die Liebe hast, bist du zu Hause. Du magst über keinen Besitz und kein Geld auf der Bank verfügen; wenn du die Liebe hast, bist du reich. Wenn du die Liebe hast, hast du Gott in deinem Herzen. Phil Bosmans Textquelle: www.aphorismen.de; Foto: ClipDealer/Marianne Mayer
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