Eine frage der Moral - Evangelischer Presseverband für Bayern eV

E va n g e l i s c h e Wo c h e n z e i t u n g f ü r B ay e r n
a u s g a b e M ü n c h e n u n d O b e r b ay e r n
5. juli 2015 NR. 27
5. sonntag nach trinitatis
7 1 . J AHRGANG 1 . 8 0 €
Langfinger
am Opferstock
Das Ende
des Jan Hus
In Oberbayern gab es
im Jahr 2014 die meisten
Diebstähle aus Kirchen.
Er war ein Vorläufer
Luthers: Vor 600 Jahren
starb der Reformator
Jan Hus auf dem Scheiterhaufen.
SEITE 4
REGIONALTEIL SEITE 15
B 2761
PERSONEN
Ein einfacher Mönch
Sara – die Erzmutter
Tenzin Gyatso, der 14. Dalai
Lama, wird 80 Jahre alt.SEITE 11
Abrahams Frau gilt als Erzmutter Israels.
SEITE 20
Eine Frage
der Moral
Julia Pink – das Pornosternchen
und die Diakonie:
SEITE 8-9
Foto: Springer
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DER
BIBEL
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Nr. 27 5. Juli 2015
2 Sonntagsblatt editorial
zum sonntag
An Jesu Seite
Wie Petrus eine radikale Veränderung erlebt
predigttext
liebe leserin, lieber leser
Reverend Obama
In den USA gilt eine strikte
Trennung von Kirche und Staat.
Und doch sind dort Dinge möglich, die es sonst auf der Welt
nicht gibt. Präsident Barack
Obama hat für so einen Moment gesorgt, als er in Charleston nach dem Massaker an
neun Afroamerikanern die vielleicht bewegendste Rede seiner Amtszeit hielt (Seite 10).
Wie ein Prediger, der sein Land
wachrütteln will, berief er sich
immer wieder auf Gott. »Er hat
uns erlaubt zu sehen, wo wir
blind waren«, ruft er unter dem
Jubel der Gemeinde. Zwischendurch wischte er sich eine Träne
aus den Augen.
Dann stimmte er »Amazing
Grace« an, das Volkslied über
die »erstaunliche Gnade« Gottes in schweren Zeiten. Erst zögerlich, dann begleitet von Tausenden Stimmen singt der erste
schwarze US-Präsident die Zeilen: »Ich war einst verloren,
aber nun bin ich gefunden, war
blind, aber nun sehe ich.«
Helmut Frank
inhalt
TITEL
Das Martyrium des Jan Hus
S. 4
BAYERN / die woche
Das Porträt Umfrage der Woche
S. 11
S. 13
GLAUBE UND LEBEN
Mit der Bibel durch die Woche S. 23
Die Personen der Bibel
S. 20
Als sich eine Menge zu Jesus
drängte, um das Wort Gottes
zu hören, da stand er am See
Genezareth und sah zwei Boote
am Ufer liegen; die Fischer aber
waren ausgestiegen und wuschen
ihre Netze.
Da stieg er in eines der Boote und
bat Simon, ihn ein wenig vom Land
wegzufahren. Und er setzte sich
und lehrte die Menge vom Boot
aus. Und als er aufgehört hatte zu
reden, sprach er zu Simon: Fahre
hinaus, wo es tief ist, und werft
eure Netze zum Fang aus!
Und Simon antwortete und
sprach: Meister, wir haben die
ganze Nacht gearbeitet und
nichts gefangen; aber auf dein
Wort will ich die Netze auswerfen.
Und als sie das taten, fingen sie
eine große Menge Fische und ihre
Netze begannen zu reißen. Und
sie winkten ihren Gefährten, die
im andern Boot waren, sie sollten
kommen und mit ihnen ziehen.
Und sie kamen und füllten beide
Boote voll, sodass sie fast sanken.
Als das Simon Petrus sah, fiel
er Jesus zu Füßen und sprach:
Herr, geh weg von mir! Ich bin
ein sündiger Mensch. Denn ein
Schrecken hatte ihn erfasst und
alle, die bei ihm waren, über
diesen Fang, den sie miteinander
getan hatten, ebenso auch
Jakobus und Johannes, die Söhne
des Zebedäus, Simons Gefährten.
Und Jesus sprach zu Simon:
Fürchte dich nicht! Von nun an
wirst du Menschen fangen.
Und sie brachten die Boote ans
Land und verließen alles und
folgten ihm nach.
Aus Lukas 5, 1-11
E
s ist ein schöner Anblick, wenn
an der Nordsee die Krabbenkutter zurück in den Hafen kommen. Man kann oftmals direkt am
Schiff etwas vom Fang kaufen,
oder man kann beobachten, wie
der Fang abgeholt und zur Verarbeitung weitertransportiert wird.
Und wenn die Fischer ihre Netze
reinigen oder ausbessern, ist das
interessant! Manche Fischer bieten auch an, dass man beim Fang
dabei sein kann, dann muss man
früh aufstehen und seefest sein!
Ein spannendes Erlebnis nicht
nur für Kinder. Dabei stellt man
fest, wie hart die Arbeit dieser Fischerei ist, trotz modernster Technik!
Jesus fordert
von Petrus etwas
Ungeheuerliches
Simon, Jakobus und Johannes
waren Fischer zur Zeit Jesu. Es
war schwere und oft auch gefährliche Arbeit. Der See Genezareth
ist zwar nicht das offene Meer,
dennoch können schwere Stürme
und Unwetter ein Schiff zum Kentern bringen. Die beste Fangzeit
ist nachts, tagsüber lohnt es sich
nicht. Umso ungeheuerlicher ist
es, was Jesus von Simon fordert,
nämlich tagsüber zu fischen.
Als Simon an diesem Tag nichts
gefangen hatte, hoffte er vielleicht
auf eine Abwechslung, als der
Rabbi in eines seiner Boote stieg
und ihn bat, ein wenig hinauszufahren. Fast hätte ihn die Menge wohl in den See gedrängt. Ich
kann mir das gut vorstellen, wenn
viele Menschen an Jesu Lippen
kleben, unbedingt alles mitbekommen wollen, was er von Gott
zu erzählen hat.
Simon hat das auch beeindruckt, als Jesus sein Passagier
war, deshalb erfüllt er Jesu ungewöhnliche Bitte, die Netze an
der tiefsten Stelle auszuwerfen,
und erlebt ein Wunder. Die Netze
sind übervoll, Begleitschiffe müssen um Hilfe gebeten werden,
um den gesamten Fang einzuho-
len. In diesem Moment erkennt
Simon, dass Jesus nicht nur ein
Prediger und Lehrer ist, sondern
auch göttlich. So reagiert er mit
Erschrecken und hat das Gefühl,
ein sündiger Mensch zu sein, weil
er der überlegenen Heiligkeit und
Macht Gottes in Jesu Handeln begegnet. Deshalb bittet er um Abstand. Doch Jesus vergibt ihm und
fordert ihn auf, ihm nachzufolgen
und von nun an »Menschen zu
fangen«. Die Fischer Simon, Johannes und Jakobus lassen alles
zurück und werden seine ersten
Jünger. Im übervollen Fischzug
durften sie den Erfolg ihrer künftigen Missionsarbeit beispielhaft
erleben. Und auch seine führende
Rolle, die er später als Petrus innehaben wird, wird bereits in diesem
ersten Auftreten Simons vorgezeichnet. Die Jünger bleiben nun
lange an Jesu Seite, Petrus bleibt
in seiner Nähe – bis an seine persönliche Grenze.
Ganz schön radikal, diese
Veränderung vom gesicherten
Beruf zum Jünger, aber auch ein
wunderbares Leben an Jesu Seite! Zufall, dass eines der ersten
christlichen Geheimzeichen ein
Fisch ist? Mit der Bedeutung: Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter.
Sabine Baier
Unsere Autorin
Sabine Baier
ist Pfarrerin
in Rothenburg
ob der Tauber.
gebet
Guter Gott,
du ermutigst Menschen
für deinen Dienst und sie
lassen sich begeistern.
Aus dem Fischer Simon
wurde der Apostel Petrus.
Öffne uns Ohren und Herzen
für deinen Ruf!
Amen.
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Nr. 27 5. Juli 2015
MEINUNG Sonntagsblatt 3
bild der woche
Foto: epd/f
Bye, Bye, Baby
Wohl einer der schönsten Berufe, die es gibt,
doch für viele Hebammen wird es in Zukunft
schwieriger, ihn auszuüben. Der Deutsche
Hebammenverband rechnet damit, dass im Juli
viele freiberufliche Hebammen ihren Job an
den Nagel hängen. Viele können sich aufgrund
erhöhter Versicherungsbeiträge die Tätigkeit
einfach nicht mehr leisten. Die obligatorische
Haftpflichtversicherung steigt seit Jahren. Zum
1. Juli beträgt die Prämie in Höhe von 6274 Euro
laut Deutschem Hebammenverband 23 Prozent
mehr als im Vorjahr.
Halbmond bevorzugt
Das Ramadan-Logo im BR offenbart ein Imageproblem der Christen Kommentar von Nadja A. Mayer
E
s war gut gemeint, ging aber
völlig nach hinten los: das
Logo, das das Bayerische Fernsehen während seiner Sondersendungen zum Ramadan auf
der rechten Bildschirmseite einblendete: ein Halbmond und der
Schriftzug »Ramadan«. Nachdem
das Logo am Samstagabend mehrere Stunden lang zu sehen gewesen war, prasselte ein regelrechter
Shitstorm auf den BR nieder – unter anderem auf der FacebookSeite des Senders.
Der Zuschauerservice des BR
hat seit der Eskalation nun genaue
Vorgaben, mit welchen Argumenten er die Anrufer beschwichtigen soll. Es geht bei der Empörung, so scheint es, kaum mehr
darum, dass Sendungen Einblick
in die Welt von Muslimen geben
wollen. Das Logo ist mittlerweile zu einem Ventil geworden. Eines der beliebtesten Argumente
der Kritiker: Warum bekommen
die Muslime ein eigenes Logo für
ihre Fastentage, und die Christen
bekommen kein Kreuz an Ostern?
Genau hier liegt die Krux: Die
Diskussion offenbart bei genauerer Betrachtung auch ein Imageproblem der christlichen Kirchen.
Man feiert nicht nur beim Bayerischen Rundfunk, sondern auch
im Bundeskanzleramt und andernorts das Fastenbrechen. Damit gibt man sich auch immer
interessiert, tolerant und weltoffen. Gemeinsam das Fastenbrechen feiern, das klingt gut. Auch
interessanter als die Fastenaktionen der evangelischen Kirche,
die immer wie die Einladung zu
Knäckebrot und Kräutertee wirken. Im Gegensatz zu Muslimen,
die ganz selbstverständlich zu ihrem Glauben stehen, reagieren
die meisten der passiven Kirchenmitglieder auf die Gretchenfrage
verdruckst, statt sich hinzustellen
und zu sagen: »Ich bin Christ, und
das ist auch gut so!« Der Glaube
gilt als Einblick in die Intimsphäre, in das Allerpersönlichste, was
ein Mensch in seinem Kämmerlein zu offenbaren hat. Statt den
Islam hierzulande als Bedrohung
zu empfinden, sollten wir lieber
damit anfangen, Jesus Christus
wieder ins öffentliche Leben zurückzuholen. Wie viele Menschen
kennen die Bedeutung von Pfingsten nicht mehr? Wie viele Gottesdienstbesucher hängen stotternd
beim Aufsagen des Glaubensbe-
kenntnisses hinterher, weil sie es
nicht auswendig kennen? Wie sollen sie es auch können, wenn sie
nur einmal im Jahr in die Kirche
gehen? Das soll nicht heißen, dass
es beim Glauben um Kenntnisse
von liturgischen Details geht. Im
Gegenteil – »Selig sind die geistig
Armen«. Jeder, der sich als Christ
begreift, sollte dies auch öffentlich
bekennen. Denn wer sich für sein
Christsein schämt, der muss sich
nicht wundern, wenn dem Islam
mehr Aufmerksamkeit zukommt.
Was denken Sie?
Schreiben Sie an Nadja
A. Mayer, Redakteurin:
[email protected]
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Nr. 27 5. Juli 2015
4 Sonntagsblatt TITELTHEMA
Der Unbeugsame
Vor 600 Jahren wurde der tschechische Reformator Jan Hus in Konstanz verbrannt Von David Ganek
Der Prager Theologe Jan Hus war wohl der
wichtigste Vorläufer des Reformators Martin
Luther. Den Papst nannte er einen »Dieb,
Räuber und Heuchler«. Als er während
des Konzils von Konstanz seine Lehre
nicht widerrufen wollte, wurde er auf dem
Scheiterhaufen verbrannt.
H
eute herrschen nicht die Schüler Christi, sondern jene des Antichristen. Päpste und Bischöfe scheuen sich nicht, viele Tausend Menschen, für die Christus gestorben
ist, leichtfertig (mit Ablässen) zu bedrücken,
um geistliche Ämter zu erhalten.« Worte, die
man Martin Luther zuschreiben könnte? Vielleicht. Tatsächlich stammen sie von einem Vor-
n Quasi nebenbei »erfand« Hus das moderne Tschechisch mit seinen Schreibkonventionen. Hus verfasste
Kirchenlieder, hat vielleicht an einer Bibelübersetzung ins Tschechische mitgewirkt und stiftete ein
tschechisches »Nationalbewusstsein«. Böhmen, das einzige Königreich im Heiligen Römischen Reich
Deutscher Nation, war bislang von einer kleinen, aber umso einflussreicheren deutschen Oberschicht
geprägt gewesen. Der Tscheche Hus wurde – mystisch verklärt – zum Nationalhelden des kleinen
Königreichs und der werdenden Nation stilisiert. Die Hussitenkriege nach dem Ende des Reformators in
Konstanz waren gleichsam Glaubens- wie Befreiungskriege.
Foto: imago sportfotodienst
bild Luthers, ja Luther nannte sich selber einen Hussiten!
Einhundert Jahre vor dem deutschen Reformator predigte im tschechischen Prag ein gewisser Johannes aus Husinec. Jan Hus wetterte gegen Papst, Ämterkauf und Ablasshandel.
Kreuzzüge waren ihm ein Graus. Vor allem
aber richtete sich sein Zorn gegen eine vermögende und verweltlichte Kirche, die Hus im
Widerspruch mit urchristlichen Idealen sah.
Dafür wurde er vor 600 Jahren auf dem Konzil
von Konstanz hingerichtet.
Wohl um 1370 in Husinec geboren, wuchs
Jan Hus als zweiter Sohn in einfachen Verhältnissen auf. Vielleicht war sein Vater Fuhrmann, sicher starb er früh. Jans Mutter setzte sich dafür ein, dass Jan die Lateinschule in
Prachatitz besuchte und Priester würde. Immerhin bot die Kirche niederen Söhnen die
besten Aufstiegsmöglichkeiten. Ab 1390 lebte Jan Hus in Prag. Er muss schon früh einen
einflussreichen Förderer gehabt haben, sonst
wäre es ihm nicht möglich gewesen, das Studium zu finanzieren. Ein neues Auskommen
tat sich 1396 auf – da wurde Hus Magister und
damit selber Hochschullehrer.
Währenddessen studierte Hus Theologie
und kam so in Kontakt mit den Schriften des
Oxforder Theologen John Wycliff. Vieles, was
sich später bei Luther, Zwingli und Calvin findet, nimmt Wycliff schon vorweg. Wycliff übersetzte die Bibel ins Englische und verdarb es
sich mit seiner Kirchenleitung, weil er deren
Prunksucht anprangerte. Beim Volk machte
das Wycliff umso beliebter, und auch der König hielt seine schützende Hand über ihn – ein
Schutz, der auch Hus zunächst zuteilwurde.
Bei einer Prager Synode im Herbst 1407 soll
Hus predigen – auf der Kanzel sagt er, weswegen er den Priestern vor ihm die Pfründe entziehen will. Als Predigttext wählt Hus Verse des
sechsten Kapitels aus dem Epheserbrief: »So
steht nun gegürtet um eure Lenden mit Wahrheit.« Hus wirft seinen Zuhörern vor, ihre Wollust mache sie zu Ketzern. Unter ihnen seien
Sodomiten und Blutschänder, Ehebrecher, Vergewaltiger und Hurer mit gottgeweihten Jungfrauen, also Nonnen. Immerhin: Jene Priester,
die »nur« trotz Zölibat in eheähnlicher Weise
mit einer Frau zusammenlebten, sind für Hus
keine Ketzer. Gleichwohl war dies die Mehrheit der Priester. Ihnen wollte Hus ihr Amt entziehen – und ihr Einkommen. Wie Hus’ Zuhörer reagierten? Das ist nicht überliefert. Diese
Synodalpredigt war jedoch seine letzte.
In der Prager Bethlehemskapelle, der Predigtkirche des Reformators, wo er jedes Jahr
200 Mal auftrat, geht Hus noch einen Schritt
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TITELTHEMA Sonntagsblatt 5
Nr. 27 5. Juli 2015
das leben des jan hus
Um 1370: Jan Hus wird in Husinec in
Südböhmen geboren
um 1377: Eintritt in die Lateinschule von
Prachatitz in Südböhmen
zwischen 1387 und 1390: Wechsel nach
Prag, Beginn des Studiums
1396: Akademischer Grad des Magister
Artium, Beginn der Lehrtätigkeit an der
Universität Prag
1398: Beginn des Theologiestudiums
1400: Priesterweihe
1402: Rektor der Universität, Prediger in
der Bethlehemskapelle in Prag
1408: Wegen Wyclifismus wird Hus vom
Erzbischof Zbinko als Synodalprediger
abgesetzt
9. März 1410 Papst Alexander V. erlässt
eine Bulle gegen Wycliffs Lehren mit der
Androhung des Kirchenbanns gegen ihre
Vertreter
Juli 1410: Hus wird mit dem Kirchenbann
belegt
1412: Hus veruteilt die Kreuzzugs- und
Ablass-Bullen von Papst Johannes XXIII.,
er verliert den Schutz des Herrschers und
muss aus Prag fliehen
n Jan Hus auf dem Scheiterhaufen (Spiezer Chronik, 1485): Das Freie Geleit des Königs zum Prozess nach
Konstanz war nicht viel wert. Hus wurde verhaftet und eingekerkert. Tagsüber trug er Fußfesseln, nachts
kettete man ihn mit Handschellen an die Wand. Das Verfahren gegen ihn war eine Farce.
Foto: PD
weiter: Nicht nur geistliche Herren, auch die
weltlichen hätten versagt: »Sie schützen Mangel vor und schinden ihre Untertanen durch
immer neue Abgaben!« Hus weiter: »Nur guten Befehlen sollt ihr der Obrigkeit gehorchen,
bei schlechten aber kühn euch widersetzen!«
Über hundert Jahre vor Luther entdeckt Jan
Hus das Gewissen. Jeder darf Autoritäten kritisch hinterfragen. Das hatte selbst John Wycliff nicht gewagt! Hus schrieb: »Ich halte den
Papst für den Stellvertreter Christi in der römischen Kirche, aber das ist für mich kein Glaubensinhalt. Wenn er im Widerspruch zu Christus lebt, dann ist er ein Dieb, ein Räuber, ein
Heuchler.« Ein Zeitgenosse nannte Hus einen
»wie eine Tuba dröhnenden Prediger«.
So konnte es nicht weitergehen! Es dauerte nicht lang, da wurde der Prager Erzbischof
Zbinko auf den Prediger in Bethlehem aufmerksam – und verpasste ihm einen Maulkorb.
Hus stieg dennoch auf die Kanzel. Weil Hus
das aussprach, was allen unter den Nägeln
brannte, wurde er vom Volk geliebt. Er schreib
Kirchenlieder auf Tschechisch und wurde von
späteren Generationen als Nationalheld gefeiert, ähnlich wie Luther im 19. Jh.
1412-1414: Hus ist in Süd- und später
Mittelböhmen im Exil. Er schreibt auf
Tschechisch und wirkt wohl an einer
Bibelübersetzung ins Tschechische mit.
11. Oktober 1414: Hus bricht nach
Konstanz auf
28. November 1414: Hus wird
festgenommen
6. Juli 1415: Im Konstanzer Münster wird
Hus als Ketzer verurteilt. Er wird auf dem
Scheiterhaufen verbrannt. Seine Asche wird
im Rhein zerstreut.
n Der Prager Maler Hans Stiegler malte im 18. Jahrhundert eine Gans hinter Luther, um anzudeuten,
dass Hus Luthers Vorläufer sei. (tschechisch husa
heißt »Gans«). Amanduskirche in Freiberg am Neckar. Foto: Roman Eisele /Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0 & GFDL 1.2
Erzbischof Zbinko von Hasenburg erwirkte schließlich beim frisch gewählten Papst
Alexander V. (er war der Dritte, der seit dem
Konzil von Pisa 1409 gleichzeitig amtierte)
den Bann über Hus und jeden, der ihn unterstützte. Über Prag wurde mehrfach das Interdikt verhängt – die Kirche trat sozusagen in
den Streik: Trauungen, Taufen, Beerdigungen
wurden ausgesetzt, bis Hus ausgeliefert würde. Währenddessen machten sich Nachrichten
von Unruhen in Böhmen breit. Studenten aus
Prag waren in ganz Europa in der Beweislast:
Zuallererst mussten sie ihre Ansichten über
Wycliff darlegen, erst dann durften sie sich an
der Uni einschreiben.
Der römisch-deutsche König Sigismund
hatte noch mehr im Sinn, als König im Heiligen Römischen Reich zu sein. Er strebte die
Kaiserkrone an und investierte nicht geringes
politisches Kapital darin, ein allgemeines Konzil auf deutschem Boden abzuhalten, auf 
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Nr. 27 5. Juli 2015
6 Sonntagsblatt TITELTHEMA
die schriften des jan hus
In seiner Rede über den Frieden beschreibt
Jan Hus drei Arten des Friedens: Friede des
Menschen mit Gott, mit sich selbst und
mit seinem Nächsten. Die erste Art des
Friedens sei die notwendigste. Nur dann
könne der Friede mit sich selbst erreicht
werden. Hus spricht direkt die Geistlichkeit
an, von ihren Lastern abzulassen.
Die Rede vom Glauben beschäftigt sich mit
dem Glaubensbekenntnis. Den Glauben an
Gott sieht Hus als für den Menschen unverfügbar und selber göttlich. Daher könnten
auch Heilige nicht verehrt werden. Glauben könne man nur an die unsichtbare Kirche mit dem Haupt Christi, nicht an die irdische Kirche mit ihrem Haupt in Rom.
Die Vollgenügsamkeit des Gesetztes Christi
benennt drei Arten von Regeln, die es in der
Kirche geben kann: solche, die im Gesetz
Christi stehen, solche, die dieses Gesetz ergänzen, und solche, die ihm widersprechen.
Das Gesetz Christi sei die Liebe zu Gott und
den Menschen. Ergänzende Regeln der Kirche seien anmaßend, weil sie unterstellten,
das Gesetz Christi wäre unvollkommen. Hus
fordert, dass die Kirche nur von Kennern des
Gesetzes Christi geleitet werden dürfe.
 dem die Kirchenspaltung beendet werden
sollte, das große abendländische Schisma.
Würde ihm das gelingen, so nötigte sich die
Kaiserkrone geradezu auf!
In Konstanz ging es nicht nur um die Kircheneinheit – auch um die Kirchenreinheit.
König Sigismund hätte als Herr über Häretiker die Kaiserkrone nicht erlangen können.
Neben der Überwindung des großen Abendländischen Schismas sollten die Thesen Wycliffs verurteilt werden – und jeder, der sie vertrat. Sigismund stellte Hus, der sich immer
wieder verweigert hatte, Wycliff zu verdammen, freies Geleit in Aussicht.
In der kleinen Grenzstadt Bärnau, heute in
der Oberpfalz, wartete schon der Pfarrer mit
den Vikaren auf Hus, wie Hus später schrieb:
»Und als ich in die Stube trat, schenkte er mir
sofort einen großen Humpen Wein ein, nahm
mit seinen Gefährten meine ganze Lehre
freundlich auf und erklärte, er sei immer mein
Freund gewesen.« So ging es weiter: In Neustadt an der Waldnaab, in Weiden in der Oberpfalz, in Sulzbach, in Hirschfeld, Hersbruck
und Lauf an der Pegnitz – überall wurde Hus
freundlich aufgenommen.
In Nürnberg hatte sich Hus kaum zum Mittagessen gesetzt, da erreichte ihn ein Brief des
Pfarrers der St. Lorenzkirche. Johannes Helwel wollte mit Hus disputieren! Hus antwortete: »Ich predige öffentlich und will, dass
mich alle hören können.« Es entbrannte eine
Thema-Paket »Wichtige Persönlichkeiten«
3/2015
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Albert
Schweitzer
Ehrfurcht vor dem
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BUCHTIPPS: Arnd Brummer: Jan Hus. Warum ein
frommer Katholik auf dem Scheiterhaufen endete.
Berlin: Wichern-Verlag 2015. Kurze, aktuelle Biografie zum leben des tschechischen Reformators.
Tina Douglas: Jan Hus. Der Feuervogel von Konstanz. Historischer Roman. Basel: Fontis 2015. In
diesem Jahr ist auch eine historischer Roman erschienen, der auf über 700 Seiten das Leben des
böhmische Reformators greifbar machen will.
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Albert Schweitzer
Leben
Ehrfurcht vor dem
on
Philipp Melanchth
be
Er
in
se
–
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be
Le
in
Se
Johannes Calvin
ator
Der Genfer Reform
Kirche
te
und die reformier
Wilhelm Löhe
be
Sein Leben – sein Er
Leben
Ja, ich bestelle
PLZ, Ort
+
der wohl letzten großen inhaltlichen Disputationen, in denen Hus seine Theologie erklären konnte: »Da war ein Doktor, ein Kartäuser,
der brachte wunderliche Einfälle vor. Und ich
merkte, dem Magister Albert, Pfarrer von St.
Sebald, gefiel es nicht recht, dass die Bürger
meiner Meinung zustimmten.« Wahrheit wurde nicht mehr verkündet, sie wurde in öffentlicher Auseinandersetzung errungen.
Über Schwaben reiste Hus weiter nach
Konstanz. Einmal angekommen, wurde Hus
festgenommen – obwohl ihm freies Geleit zugesichert worden war. Hus sollte widerrufen.
Auf inhaltliche Debatten ließen sich die Kardinäle nicht mehr ein. Hus hatte ihre Autorität verneint. Sigismund, über dessen Schutz
hinweg Hus im Kerker gebunden war, drohte zwar mit seiner Abreise – doch er blieb nur
bei der Drohung. Immerhin ging es für ihn in
Konstanz um mehr. Am 6. Juli 1415 wurde Jan
Hus als Ketzer verurteilt und verbrannt.
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Evangelischer Presseverband für Bayern e. V.
Leserservice | Birkerstr. 22 | 80636 München
Fax: (0 89) 1 21 72-338 | E-Mail: [email protected]
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Sonntagsblatt THEMA erscheint im Evangelischen Presseverband für Bayern e. V. | Birkerstr. 22 | 80636 München
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Nr. 27 5. Juli 2015
DIE WOCHE Sonntagsblatt 7
Bitte um Vergebung
kurzmeldungen
genpflanzen
Grün regierte Länder für
bundesweites Verbot
Fünf von den Grünen mitregierte
Länder wollen die Bundesregierung dazu bringen, ein deutschlandweit einheitliches Anbauverbot für gentechnisch veränderte
Pflanzen zu erlassen. Ein entsprechender Antrag soll am 10. Juli in
den Bundesrat eingebracht werden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium will die Entscheidung über Verbote dagegen den
Bundesländern überlassen.
epd
eu-kommission
»Obazda« muss
aus Bayern kommen
Eine weitere bayerische Spezialität ist fortan europaweit geschützt: Die EU-Kommission hat
den bayerischen »Obazdn« in
das europäische Herkunftsregister aufgenommen, wie Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) mitteilte. Das beliebte
Biergarten- und Brotzeitschmankerl ist die 29. bayerische Spezialität, die als geografische Angabe europaweit geschützt ist. Der
EU-Schutz umfasst die Grundrezeptur – nämlich dass mindestens 40 Prozent Weichkäse sowie
Butter und Paprika enthalten sein
müssen. Je nach Region können
Kümmel, Bier, Sahne oder auch
Zwiebeln dazukommen.
epd
kirche im urlaub
Kirchen planen Reformationsjubiläum 2017 zusammen
Die evangelische Kirche und die
katholische Bischofskonferenz
haben sich geeinigt: Fünf
»ökumenische Impulse«
soll das Programm für das
Reformationsjubiläum 2017
umfassen.
Z
um
Reformationsjubiläum
2017 werden die beiden großen Kirchen ökumenische Verbundenheit demonstrieren. Die Spitzenvertreter der evangelischen
und der katholischen Kirche haben gemeinsame Verabredungen
vorgestellt, damit Katholiken und
Protestanten in zwei Jahren den
500. Jahrestag der Reformation
als »gemeinsames Christusfest«
begehen können. In der Vergangenheit waren Reformationsjubiläen ausschließlich evangelische
Ereignisse.
Der
EKD-Ratsvorsitzende
Heinrich Bedford-Strohm betonte, es gehe nicht nur darum, die
Freude zum Ausdruck zu bringen, sondern auch Versagen und
schuldhafte Entwicklungen wahrzunehmen. Für die Passionszeit
2017 ist deshalb am 11. März in
Berlin ein Versöhnungsgottesdienst mit gemeinsamer Liturgie
geplant, in dem beide Konfessionen unter dem Stichwort »Heilung der Erinnerungen« (Healing
of memories) um Vergebung für
wechselseitige Verletzungen bitten wollen, die sie sich in der Zeit
nach der Reformation zugefügt
haben.
Verabredet haben die beiden
Kirchen darüber hinaus eine ökumenische Pilgerfahrt nach Israel im Oktober 2016 sowie für den
Herbst 2016 eine gemeinsame Tagung zu der bis dahin abgeschlossenen Bibel-Revision. Das Fest
der Kreuzerhöhung, das 2017 auf
den 14. September fällt, soll ebenfalls ökumenisch gefeiert werden,
auch mit den Anglikanern.
epd
Landeskirche steigt
bei Tourismus GmbH ein
Die bayerische evangelische Landeskirche baut ihre Tourismus-Arbeit aus. Wie die Bayern Tourismus Marketing GmbH (by.TM)
mitteilte, ist die Landeskirche ihr
neuer Gesellschafter. Die Landeskirche wolle sich mit dem
Schritt stärker in den spirituellen Tourismus einbringen, erklärte der kirchliche Tourismus-Referent Thomas Roßmerkel. »Wir
sind in dem Bereich die InhaltsProfis, die Touristiker die Marketing-Profis.« Die bayerische Landeskirche hat Angebote, die auch
von Urlaubsgästen genutzt werden, etwa Berggottesdienste, spirituelle Wanderungen oder dieCamping-Seelsorge.
epd
Zeichnung: Mester
ZEITZEICHEN
In vielen Lebenssituationen ist
ein gutes Näschen von Vorteil.
Schnäppchenjäger zum Beispiel
müssen aus dem größten Chaos die besten Angebote herausfischen. Fußballtrainer sollten in der 82. Minute instinktiv
den späteren Siegtorschützen einwechseln können. Trüffelhunde und -schweine sowie
Parfümeure leben von ihrem
besonders fein ausgebildeten
Geruchssinn. Für Klempner,
Klofrauen und Klärwerker dagegen ist solche Fähigkeit eher
von Nachteil.
Die unendliche Weisheit der
Schöpfung hat dafür gesorgt,
dass der Mensch im Vergleich
zu vielen anderen Lebewesen
einen gering ausgeprägten Geruchssinn besitzt. Nur deshalb kann er morgens in eine
voll besetzte U-Bahn einsteigen. Aufgrund seiner mangelnden Riechfähigkeit bleiben ihm
freilich auch Arbeitsfelder verwehrt: beispielsweise Drogen
aufzuspüren. Diese kriminalistische Tätigkeit bleibt den feinen Nasen von Spürhunden
vorbehalten.
Doch das könnte sich bald radikal ändern. Auch Insekten, so
hat ein deutsches Forscherteam
herausgefunden, eignen sich
hervorragend für diese Arbeit.
»Fauchschaben reagieren auf
Amphetamine, Traubenwickler
auf Cannabis, Bienen auf Heroin und Kokain«, weiß der Entomologe Matthias Schott von
der Universität Gießen. Seine Vision: Schon bald könnten Bienenvölker die Arbeit der
Drogensuchhunde übernehmen. Die Vorteile wären gewaltig: Hunde müssen mindestens
ein Jahr lang trainiert werden
und benötigen nach 15 Minuten
Riecharbeit eine längere Pause. Bienen lernen innerhalb weniger Minuten und halten stundenlang durch. Eine Revolution
des Polizeidiensts könnte bevorstehen. Einst stolze Hundeherrchen werden zu Imkern,
sanft summt es auf allen Revieren, und davor im Straßenverkauf gibt’s den besten Honig
der Stadt.
ct
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Nr. 27 5. Juli 2015
8 Sonntagsblatt DIE WOCHE
n Julia Pink im Netz. Foto: juliapink.com
Eine Frage der Moral
Julia Pink – das Pornosternchen und die Diakonie
»Unsere Erzieherin Fräulein Porno« – mit
dieser BILD-Schlagzeile kam alles ins Rollen.
Die Geschichte der Diakonie-Mitarbeiterin, die
gefeuert wurde, weil sie Pornos drehte, war im
Sat.1-Frühstücksfernsehen, auf Spiegel Online,
in den großen deutschen Tageszeitungen.
Sogar in Mexiko wurde über ihren Fall
berichtet. Reißerische Schlagzeilen paarten
sich mit schneller moralischer Verurteilung.
Aber wer ist die Frau hinter dem Skandal? Ein
Hausbesuch bei »Julia Pink«.
S
itzt man bei »Julia Pink« und ihrem Lebensgefährten Tom auf der Wohnzimmercouch,
ist da nichts, was irgendwie verrucht wäre.
Eine Doppelhaushälfte in einem Neubaugebiet von Oettingen, der Kleinstadt am nördlichen Rand des Rieskraters: Das Wohnzimmer
ist in warmen Farben gestrichen, Massenkunst
mit asiatischen Motiven an der Wand, ein Regal mit wenigen Büchern und vielen DVDs, ein
großer Fernseher. Ordentlich, aber nicht übertrieben, jugendlich, vielleicht ein bisschen spießig – unzählige deutsche Wohnzimmer dürften
ähnlich aussehen. Nichts lässt hier im Entferntesten darauf schließen, was die 39-Jährige vor
einigen Monaten den Job als Betreuerin von
Menschen mit geistiger Behinderung bei der
Diakonie gekostet hat.
Julia Pink heißt nicht Julia Pink. Aber es ist
nicht schwer, ihren wahren Namen über das
Internet herauszufinden. Im Internet ist eine
Menge öffentlich, nicht nur die Sex-Filmchen,
die sie in ihrer Freizeit dreht.
Ihr richtiger Vorname hat ihr nie gefallen,
sagt sie. Heute werde sie von allen Julia genannt: »Tom nennt mich Julia, auch zu Hause.«
Ohne Tom ist Julia Pink nicht zu haben. Tom,
ein Schrank von einem Mann, der sanft, aber
bestimmt auftritt, ist nicht nur Lebensgefährte,
sondern auch Manager des gemeinsamen Unternehmens, mit Julias nackter Haut Geld zu
verdienen. Und das geht immer besser, seit Julia Pink in allen Medien war.
Im April hat das Landesarbeitsgericht München die Rechtmäßigkeit der Kündigung durch
die Diakonie Neuendettelsau in zweiter Instanz bestätigt. Aber aufgeben wollen die beiden
trotzdem nicht. Julia Pinks Anwalt arbeitet derzeit an einer Beschwerde beim Bundesarbeitsgericht in Erfurt gegen das Urteil, das keine
Berufung zulässt. Die rechtlichen Hürden dafür sind hoch.
Nicht nur den Münchner Richter bei der
Verhandlung interessierte, wie die Diakonie eigentlich auf die Nebentätigkeit der Erzieherin
aufmerksam wurde. »Ein Bekannter eines Mitarbeiters hatte das entdeckt«, gab die Einrichtungsleiterin vor Gericht an. Kommentar des
Richters: »Ich verstehe, Mitarbeiter der Diakonie schauen solche Filme also nicht.«
Vielleicht ist man genau hier dem Grund
am nächsten, warum Julia Pink trotz offenkundiger Aussichtslosigkeit nicht aufgibt: »Warum
werden die verurteilt, die Pornos drehen – und
nicht auch die, die Pornos kucken?« Anders
gesagt: Lebt die Gesellschaft, und lebt gerade auch die Kirche bei der Sexualität von einer
Verabredung zur Heuchelei?
Genaue Zahlen gibt es nicht. Millionen Pornos werden jeden Tag geschaut. Schätzungen
der weltweiten Pornoumsätze schwanken zwischen einer und 100 Milliarden Dollar pro Jahr.
Stellt man die teils widersprüchlichen Statistiken nebeneinander, ergibt sich dennoch
ein Bild: Knapp fünf Millionen pornografische Websites soll es geben. Das wären dann
etwa fünf Prozent der heute rund eine Milliarde Websites insgesamt. Mindestens 40 Prozent aller Internetnutzer sehen sich Pornos an,
mehr als zwölf Prozent aller Webseitenaufrufe
im Jahr 2013 in Deutschland galten einer Studie des Internetstatistikers Similarweb zufolge
pornografischen Seiten. Gefolgt von den USA,
Brasilien und Indien nahm Deutschland damit
übrigens die globale Spitzenposition ein.
Rund ein Viertel aller Suchanfragen bei
Google & Co. gilt – so verschiedene Studien –
pornografisch-sexuellen Inhalten. Pornos machen über ein Drittel aller Downloads in Internet aus.
Porno – reine Männersache? Nicht ganz. Bis
zu einem Drittel der Besucher der beliebtesten
Gratis-Pornoseiten sollen Frauen sein. Frauen
machen aber nur zwei Prozent der Kunden von
Bezahlseiten aus.
Porno ist ein Milliardengeschäft. Und Hollywood ist Traumfabrik in mehr als einer Hinsicht: Das weltweite Zentrum für die Produktion von Hochglanz-Pornos liegt in Kalifornien.
Der Boulevard geplatzter Träume führt junge
Frauen dort nicht selten trotzdem zu einer Karriere vor der Kamera. Nur eben nackt und für
weniger Geld. Aus den schattigen Hinterhöfen der großen Filmfabrik kommen teils ambitioniert in Szene gesetzte, handwerklich perfekt
produzierte Sexfilme. Und mögen die Medienkonzerne über die Gratiskultur im Internet klagen – Pornos erwirtschaften gewaltige Umsätze.
40 Prozent der Internetnutzer sehen Pornos
Aber mehr oder weniger handgemachter Porno mit leichtem Rieser Dialekt? Auch für bodenständige »Amateure« wie Julia Pink aus Oettingen gibt es große Nachfrage auf dem Markt,
folgt man den Statistiken. Nicht alle scheinen
es kalifornisch glatt zu mögen.
Unter den sechs beliebtesten Porno-Suchanfragen in Deutschland sind die Begriffe »german«, »deutsch« und »german amateur«. Eben
das, was Julia Pink bietet, auch wenn es sie
durchaus in die Hochglanzecke zieht.
Zwei weitere Zahlen: Über ein Drittel aller
User sieht sich ungewollt pornografischen Inhalten ausgesetzt – wie beispielsweise Werbung für die einschlägigen Seiten. Dazu passt,
dass Kinder im Schnitt etwa elf Jahre alt sind,
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Nr. 27 5. Juli 2015
DIE WOCHE Sonntagsblatt 9
wenn sie das erste Mal im Internet mit einem
Porno in Berührung kommen.
Im Oettinger Wohnzimmer hängen Fotos
von einem blonden Mädchen an der Wand,
das noch etwas jünger ist als elf. Ein Kind, das
selbstbewusst und lachend in die Welt blickt,
durchaus keine kleine Prinzessin.
Es ist Julia Pinks Tochter, sie soll hier Lilli
heißen. Lilli ist sieben und wohnt »halb beim
Papa«. 2010 haben sich die Eltern getrennt,
kurz nachdem Julia wieder zu arbeiten anfing.
Auch Tom hat Kinder. Sein Sohn ist 21, die
Tochter 16. Beide wissen, womit Julia und Tom
ihr Geld verdienen. Tom schreibt die »Drehbücher«, macht auch mal Kamera und Schnitt,
kümmert sich um die Buchungen, organisiert
die »Darsteller«, kurz: macht alles rund um den
Dreh.
»Wenn Lilli beim Papa ist, kann ich Drehs
machen«, sagt Julia. Lilli kommt im Herbst in
die zweite Klasse. Sie geht gern, sagt ihre Mutter, aber es hapert noch etwas bei der Ernsthaftigkeit mit der Schule.
»Ich will nicht so leben wie meine Eltern«
»Schule ist wichtig«, sagt Julia Pink,
»schlechte Realschule ist immer besser als nur
Hauptschule«. So ist sie selbst aufgewachsen,
in bescheidenen Verhältnissen in einer anderen
Kleinstadt am Rand des Rieskraters: Schule,
Ausbildung, so schnell wie möglich Geld verdienen, das war das Credo ihrer kleinbürgerlich-katholischen Eltern.
»Ich habe immer gedacht, Gott hilft einem,
wenn man betet«, sagt Julia Pink. Im Elternhaus musste sie zum Holzkreuz in der Küche
hin beten. »Als ich gesagt habe: Ich dachte Gott
ist überall, habe ich einen Riesenanschiss bekommen.« Mit dem Kreuz kann sie heute nicht
mehr viel anfangen.
»Ich will nicht so leben, wie meine Eltern leben«, sagt Julia Pink ruhig. »Bevor ich 16 war,
durfte ich überhaupt nichts. Ich habe mich immer eingesperrt gefühlt.« In ihrem Elternhaus
seien Körperlichkeit und Intimität verdrängt
worden, sagt sie. »Nacktheit war tabu. Ein Kuss
im Fernsehen? Ekelhaft. Da wurde weggeschaltet.« Aufgeklärt wurde sie durch die Bravo, die
der Bruder lesen durfte und sie eigentlich nicht.
Der Bruder ist so geworden, wie es sich die Eltern gewünscht haben. »Haus, Kinder, bürgerliche Existenz«, sagt Julia Pink. Dabei sieht das
bei ihr gar nicht so viel anders aus.
Julia Pink hat nach dem (guten) Realschulabschluss in Nördlingen eine Ausbildung zur
Erzieherin gemacht und dann eine pädagogische Fortbildung draufgesattelt. Sie hat den Job
17 Jahre lang gemacht, und sie hat gern mit Behinderten gearbeitet. »Erzieherin war immer
mein Ding. Aber ich habe mich auch gefragt:
Ist es das, was ich mein Leben lang machen will
bis zur Rente?«
Mit Mitte 20 hat sie im Fernsehen gesehen,
dass es Swinger-Clubs gibt. »Da will ich auch
mal hin, habe ich zu meinem Ex gesagt – und
er hat Ja gesagt.« Schließlich ist die Ehe aber
trotzdem an dem »Hobby« zerbrochen. Als sie
n Julia Pink privat auf ihrer Terrasse. ihrem Mann sagte, sie würde gerne einmal einen Porno drehen, sei der ausgeflippt, und sie
verwarf die Sache – vorerst.
Dann lernten die beiden in einem Kölner
Swinger-Club Tom und seine damalige Partnerin kennen. »Zwischen uns war das komisch«,
sagt sie und wendet sich zärtlich Tom zu, »dir
habe ich vom ersten Augenblick an vertraut.«
Klingt nach Sodom und Gomorrha? Ja und
nein. Lässt man die Sache mit den SwingerClubs weg, ist die Geschichte nur noch eine
ziemlich alltägliche Ehekatastrophe, wie sie
viele andere Paare erlebt haben, und durch die
sich für zwei Beteiligte neues Patchworkfamilienglück ergeben hat. Vielleicht sind bei anderen Paaren mehr Heimlichkeiten im Spiel.
Julia Pinks Heimlichkeiten hatten mit der
Trennung von Arbeit und Privatleben zu tun.
Nur: Wer Pornos dreht und sie ins Internet
stellt, begibt sich in die Öffentlichkeit. Dann ist
es nur noch eine Frage der Zeit, bis man sich
gezwungen sieht, von den Heimlichkeiten zur
Aufrichtigkeit zu finden.
Mitarbeiter von Kirche und Diakonie haben
eine Vorbildfunktion, die sich auch auf ihr Privatleben erstreckt? »Was ist denn mit der Vorbildfunktion von Rauchern oder maßlos Übergewichtigen bei der Kirche?«, wendet Tom ein.
Und Julia Pink beharrt, was sie in ihrer Freizeit mache, sei ihre Privatsache: »Ich bin katholisch, ich kann alle Gebete. Ich kann doch trotzdem christliche Werte vermitteln!«
Als die Sache öffentlich wurde, musste sie
es auch den Eltern sagen, »weil es ja auch im
Fernsehen war«. Die Mutter, die es eh am Herzen hat, war daraufhin fünf Tage krank.
In der Kleinstadt Oettingen schaut man ihr
jetzt hinterher, und getuschelt wird auch. »Aber
mich spricht deswegen keiner an.«
Foto: Springer
Ihre Tochter weiß nicht, womit sie jetzt ihr
Geld verdient. »Natürlich sollen Kinder das
nicht sehen«, sagt Julia Pink. Wenn sie es erklären müsste, würde sie ihrer Tochter sagen: Ich
bin Fotomodell und lasse mich nackt fotografieren. Und wenn ihre Tochter einmal den gleichen Weg einschlagen wollte? »Dann würde ich
es ihr nicht verbieten.«
Alles eine Frage der Moral? Moralisch handeln heißt für Julia Pink: »Aufrichtig und ehrlich
sein.« In den meisten Schlafzimmern herrsche
aber alles andere als sexuelle Aufrichtigkeit.
Woher komme denn der so weit verbreitete Pornokonsum, wenn er nicht mit unausgelebten
Bedürfnissen und Fantasien zusammenhänge?
»Die meisten kucken Pornos, weil sie zu Hause
nicht bekommen, was sie sich wünschen.« Ihre
Erfahrung aus den Online-Chats: »Es gibt so
unglaublich viel Hunger.«
Wie fällt die Lebensbilanz aus, wenn man
78 ist, fragen sich die beiden: Habe ich im Leben das gemacht, was ich wollte, was ich mir
wünschte? Sex vor der Kamera, »das ist meine
sexuelle Fantasie, das gibt mir den Kick«, sagt
Julia Pink.
Das wahre Glück liegt aber auch für sie und
Tom in ihrer Beziehung. »Das Entscheidende ist
das, was wir danach haben«, sagt Tom. Partnerschaftliche Intimität und sexuelle Erfüllung kämen so selten zusammen, »weil die Leute nicht
ehrlich sind«, ergänzt Julia Pink.
Die Heimlichkeit sei es, die den Betrug ausmache. Aber alles, was zwischen in einer Partnerschaft offen und einvernehmlich geschehe,
sei okay.
Nur dass es ein solches Einvernehmen mit
ihrem früheren diakonischen Arbeitgeber nicht
mehr gibt und nicht mehr geben wird, das will
Julia Pink einfach nicht einsehen.Markus Springer
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10 Sonntagsblatt DIE WOCHE
menschen
Präsident singt »Amazing Grace«
Barack Obama hält bewegende Trauerrede
Sabatina James, Islamkritikerin, wurde in Schwäbisch
Gmünd mit dem Hoffnungsträger-Preis des Evangelischen
Gemeinschaftsverbands Württemberg »Die Apis« ausgezeichnet.
Damit soll ihr Engagement für
verfolgte Christen und zwangsverheiratete Frauen gewürdigt
werden. Die Laudatio hielt der
Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder.
Die 1982 geborene James wuchs
in Pakistan auf, siedelte im Alter
von zehn Jahren mit ihrer Familie nach Österreich um und sollte
später mit einem Cousin zwangsverheiratet werden. Sie weigerte sich und trat zum katholischen
Glauben über. Inzwischen hat sie
den Verein »Sabatina« gegründet,
der sich für die Gleichberechtigung muslimischer Frauen einsetzt. Weil sie den Islam verlassen hat, wird sie von Islamisten
mit dem Tod bedroht.
Thomas de Maizière (CDU), Bundesinnenminister, hat sich skeptisch
zu einer Gleichstellung der Ehe
von Mann und Frau mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften geäußert. »Für eine völlige
Gleichstellung bräuchten wir eine
Grundgesetzänderung. Ich habe
Zweifel, ob wir das tun sollten«,
sagte de Maizière der Rheinischen
Post. »Nach meinem Verständnis
des Grundgesetzes und nach der
Rechtsprechung des Verfassungsgerichts setzt Artikel 6 als Ehe
eine Verbindung von Mann und
Frau voraus«, sagte de Maizière.
Michael Bammessel, Präsident
der bayerischen Diakonie, hat
die Politik der Europäischen
Union kritisiert. Beim Festakt zum 125-jährigen Bestehen
der Rummelsberger Diakonie in
Nürnberg warf er ihr ein SanktFlorians-Prinzip in der Flüchtlingspolitik vor. In seiner Predigt
bezeichnete Bammessel die Verhandlungen in der Griechenlandfrage als »hilfloses Geschachere«.
Man habe den Eindruck, dass
aus der Utopie »›Alle Menschen
werden Brüder‹ nur noch ein fiskalisches Missverständnis von
›Seid umschlungen, Millionen‹
übrig geblieben ist«.
Barack Obama, US-Präsident, hat nach dem blutigen Anschlag auf eine afro-amerikanische Kirche in Charleston zur
Überwindung von Rassismus aufgerufen. Bei der Trauerfeier für den erschossenen Pastor Clementa Pinckney erklärte der Präsident, vielleicht realisiere das Land jetzt, »wie rassistische Vorurteile uns infizieren können«. Gott nutze die
entsetzliche Tragödie, um Menschen die Augen zu öffnen.
Die Bürger hätten nun die Möglichkeit, »ihr bestes Selbst
zu finden«, sagte der Präsident. Am Ende seiner bewegenden Rede stimmte Obama den Gospel-Song »Amazing Grace«
an. Obamas Rede und das Lied sind auf www.youtube.com/
watch?v=IN05jVNBs64
Foto: pa/David Goldman
Jerome Boateng träumt davon,
als erster Dunkelhäutiger Kapitän der deutschen FußballNationalmannschaft zu werden. »Wenn es irgendwann
mal wahr werden sollte, wäre
das ein Höhepunkt«, sagte
der 26-Jährige der Bild-Zeitung. »Ich glaube, dass ich
ein Vorbild in Sachen Integration bin«, sagte Boateng,
der als Sohn einer deutschen
Mutter und eines Vaters aus
Ghana in Berlin geboren
wurde. Foto: pa/GES-Sportfoto
Patrick Wolf (26) aus Nürnberg
bleibt für die nächsten drei
Jahre Vorsitzender der Landesjugendkammer der Evangelischen Jugend in Bayern (EJB).
Die Landesjugendkammer hat
ihn in Pappenheim wiedergewählt. Zur Stellvertreterin wurde Julia Simon (25) (Neustadt)
gewählt. Gemeinsam führen
die beiden nun den Jugendverband mit seinen 16 000 Ehrenamtlichen. Die EJB erreicht
etwa 150 000 Kinder und Jugendliche.
Foto: Presse
Bettina Michel wünscht ihrem alzheimerkranken Vater Rudi Assauer, dass er das Endstadium seiner
Krankheit nicht mehr erlebt. »Ich
hoffe lieber, er bekommt irgendwann einen Herzinfarkt, hier auf
der Couch, damit er das, was da
vielleicht noch kommt, nicht erleben muss«, sagte Michel der Neuen Presse in Hannover. Sie habe
ihrem Vater, dem 71 Jahre alten
ehemaligen Manager des Fußball-Bundesligisten Schalke 04,
versprochen: »Du gehst nicht ins
Heim. Das halte ich.« Seit Ende
2011 betreue sie ihren Vater in ihrem Haus in Herten. »Wir sind
ein Team, ich bin Personalunion:
Tochter, Mutter, Lebenspartner«,
berichtete die Tochter. Ihr Vater
habe sein Zimmer, in dem er sich
sicher fühle. Er könne noch gerade und sicher laufen, sich alleine
anziehen, mit Messer und Gabel
essen und sich die Zähne putzen:
»Was wollen wir mehr?«
Ingo Friedrich (73) wird neuer Präsident der Fürther Wilhelm Löhe
Hochschule. Der Hochschulrat
wählte den früheren CSU-Europaabgeordneten zum Nachfolger des Gründungspräsidenten
Peter Oberländer, der im Februar
gestorben war. Friedrich war von
1979 bis 2009 Abgeordneter im
Europäischen Parlament, davon
acht Jahre lang Vizepräsident.
Die Wilhelm Löhe Hochschule in
Fürth ist eine Gründung der Diakonie Neuendettelsau mit dem
Schwerpunkt in der Gesundheitsund Sozialwirtschaft.
Festus Asana, Bischof der Presbyterianischen Kirche in Kamerun, hat die Leistung christlicher
Missionare in Afrika gewürdigt.
Beim Landesmissionsfest in Stuttgart erinnerte er daran, dass diese Menschen oft ihr Leben für die
Verbreitung der christlichen Botschaft riskiert hätten. »Die Früchte ihres Gehorsams sind heute
mehr als hundertfach sichtbar«,
sagte der Bischof. Asana berichtete von den ersten Mitarbeitern
der Basler Mission, die 1886 an
der Küste Kameruns angelegt
hatten. Pfarrer Friedrich Becher
sei bereits vier Tage nach seiner
Ankunft an Malaria gestorben.
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DIE WOCHE Sonntagsblatt 11
Nr. 27 5. Juli 2015
das porträt
Ein einfacher Mönch
Der Dalai Lama wird 80 Jahre alt – Peking will die Geburtstagsfeierlichkeiten seiner Anhänger unterbinden
Im Dezember 2008 hat der
14. Dalai Lama seinen offiziellen
Rücktritt als politische Leitfigur
erklärt. Entscheidungen über die
Zukunft Tibets lägen nun in der
Hand des tibetischen Exilparlaments und des Ministerpräsidenten, erklärte er.
Von der Vorstellung einer Unabhängigkeit für Tibet hat der Dalai
Lama sich im Laufe der 80er- und
ie Haare sind kurz rasiert,
90er-Jahre distanziert. Stattdesmeist trägt er eine schlichsen propagiert er einen »mittte dunkelrote Robe und eine gelleren Weg«: Gewaltfreiheit und
be Schärpe. Der 14. Dalai Lama
Autonomie, aber keine Unabhänmöchte als einfacher Mönch gesegigkeit für alle tibetischen Gebiehen werden. Doch Tenzin Gyatso,
te innerhalb Chinas. Die Gemeinder am 6. Juli 80 Jahre alt wird, ist
schaft der Exil-Tibeter hat dies
alles andere: Er ist das spirituelle
wiederholt hinterfragt. Der UnOberhaupt der Tibeter, »Seine Heimut wächst. Nach neun gescheiligkeit« für buddhistische Anhänterten Verhandlungsrunden zwiger weltweit. Auch im Westen gilt
schen Vertretern des Dalai Lama
er vielen Menschen als charismaund Peking liegen die Gespräche
tisches Idol.
seit 2010 auf Eis.
Für China hingegen ist er ein
Die chinesische Regierung
»Wolf im Schafspelz« und »Kopf eilehnt die territorialen Ansprüche
ner separatistischen Clique«. Denn
des Dalai Lama ab. Dessen Konauf seinen zahlreichen Reisen und
zept des traditionellen Tibets umTreffen mit Prominenten und Politifasst neben der chinesischen autokern – zuletzt im Februar mit USnomen Region Tibet auch Teile der
Präsident Barack Obama – setzt
Provinzen Qinghai, Sichuan, Gansich der Dalai Lama für die Selbstsu und Yunnan, insgesamt ein Dritbestimmung der Tibeter ein.
tel des chinesischen Staatsgebiets.
1989 erhielt er den Friedensno- n Mitgefühl, Vergebung, Toleranz, Zufriedenheit und Selbstdisziplin stehen im
Eine Einigung mit China zu
Foto: epd-bild
belpreis. Das Time-Magazin zähl- Zentrum seiner Lehre: Der Dalai Lama. Lebzeiten des 14. Dalai Lama
te den Dalai Lama drei Mal zu den
erscheint zunehmend unwahr100 einflussreichsten Menschen der Welt. Der
Seit der Verleihung des Titels »Dalai Lama« scheinlich. Zwar hatte er den amtierenden
meist fröhlich lächelnde und lebendig gestiku- (mongolisch für »Ozean der Weisheit«) im 16. Staats- und Parteichef Xi Jinping zu Beginn
lierende Mönch lebt tibetische Tradition und Jahrhundert hatten Mönche der sogenannten von dessen Amtszeit wiederholt als »offen«
westliche Modernität. Er kommuniziert eifrig Gelugpa oder Gelbmützen-Schule des tibeti- und »realitätsnah« bezeichnet. Als das spiüber Facebook und den Kurznachrichtendienst schen Buddhismus zunächst die spirituelle Herr- rituelle Oberhaupt der Tibeter jedoch Ende
Twitter. Dort hat er elf Millionen Follower – fast schaft über Tibet inne. Später übten sie auch zu- 2014 erklärte, dass er möglicherweise der
doppelt so viel wie der Papst.
nehmend de facto politische Macht aus.
letzte Dalai Lama sei beziehungsweise sein
Geboren wurde er am 6. Juli 1935 unter
Als erster Dalai Lama bereist das amtieren- Nachfolger auch durch Wahl bestimmt werdem Namen Lhamo Thöndup in Taktser in der de spirituelle Oberhaupt der Tibeter intensiv den könnte, reagierte Peking verärgert. Per
chinesischen Provinz Qinghai, der einstigen die westliche Welt. In seinen Vorträgen setzt er Gesetz will sich die chinesische Regierung
tibetischen Region Amdo. Im Alter von zwei sich für eine weltweite Ethik ein, basierend auf die Autorität bei der Anerkennung der nächsJahren identifizierte er alle ihm gezeigten Ge- Gewaltfreiheit und interreligiösem Dialog. Er ten Wiedergeburt des Dalai Lama und damit
genstände des 13. Dalai Lama korrekt und stellt Mitgefühl, Vergebung, Toleranz, Zufrie- den Einfluss auf Tibet sichern.
wurde als dessen Wiedergeburt bestimmt.
denheit und Selbstdisziplin als menschliche
Geburtstagsfeierlichkeiten von AnhänVier Jahre alt war der Junge, als er auch als Grundwerte in das Zentrum seiner Lehre.
gern des Dalai Lama in China wird die FühHerrscher in den Potala-Palast in Lhasa einzog.
Dabei ändert er durchaus seine Positionen rung in Peking mit aller Macht unterbinden.
Im Oktober 1950 marschierten dann die Trup- zu kontroversen Fragen: Homosexualität hatte Dafür wird die chinesische Regierung rund
pen der Volksrepublik China in Tibet ein. Aus er zunächst nur für Nichtgläubige als akzep- zwei Monate später groß feiern: den 50. JahSorge vor chinesischen Entführungsversuchen tabel befunden. In einem Interview im März restag der Einrichtung der Tibetischen Autofloh der Dalai Lama im März 1959 nach Indien. 2014 bezeichnete er die sexuelle Orientierung nomen Region am 1. September 1965 – und
Seitdem lebt er in der nordindischen Stadt Dha- dann als »individuelle Entscheidung« und damit Pekings Herrschaftsanspruch über Tiramshala, Sitz der tibetischen Exilregierung.
sprach sich gegen Homophobie aus.
bet.
Kristin Shi-Kupfer
»Ozean der Weisheit«, so lautet
die deutsche Übersetzung von
»Dalai Lama«. Mit vier Jahren zog
er als Herrscher in den PotalaPalast in Tibet. Jetzt wird er 80, hat
56 Jahre seines Lebens im Exil verbracht und ist im Westen ein Star
geworden.
D
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Nr. 27 5. Juli 2015
12 Sonntagsblatt DIE WOCHE
»Esoterik ist in der Kirche angekommen«
Der Sektenbeauftragte Matthias Pöhlmann über aktuelle Trends im Markt der Weltanschauungen
Ihr Vorgänger Wolfgang Behnk stand wegen seiner
Stellungnahmen zur Sekte »Universelles Leben«
häufiger vor Gericht. Haben Sie das auch schon erlebt?
Pöhlmann: Bisher noch nicht – zum Glück. Natürlich gibt es immer wieder Gruppen, die
etwa versuchen, eine kritische Berichterstattung zu verhindern. Es gibt positive Beispiele von investigativem Journalismus. Der USamerikanische Journalist Lawrence Wright hat
ein Buch über die Scientology-Organisation
veröffentlicht, und es gibt einen Dokumentarfilm, der die Verflechtungen zwischen Prominenz und Scientology aufdeckt. Ich hoffe, dass
dieser Film nicht nur im US-Privatkanal läuft,
sondern auch in Deutschland gezeigt wird,
weil man hier einen guten Blick bekommt auf
diese Organisation.
Er hat keinen Talisman in seinem Zimmer,
dennoch kennt er sich aus mit Esoterik,
Gurus und Weltanschauungen. Matthias
Pöhlmann ist der Beauftragte der bayerischen
Landeskirche für Christliche Sekten,
Neuoffenbarungsbewegungen und Satanismus.
Im Interview erklärt er die wichtigsten Trends
im Markt der Weltanschauungen.
Womit haben Sie sich zuletzt beschäftigt?
Pöhlmann: An den beiden letzten Wochenenden war ich zu Besuch bei Pfingstgemeinden,
so etwa bei der »International Christian Fellowship« in München. Das ist eine jugendaffine Freikirche mit einer sehr evangelikalen
Theologie. Viele Anfragen, die ich bekomme,
haben mit dem christlichen Kontext zu tun –
also Freikirchen oder Pfingstkirchen. Ich beobachte eine starke Pluralisierung der christlichen Religionsgemeinschaften. Die bayerische
Landeskirche muss sich hier fragen, wie nahe
diese Gemeinden an dem evangelisch-lutherischen Bekenntnis stehen. Wir müssen dies im
Einzelfall prüfen.
Lassen sich charismatische Bewegungen integrieren?
Pöhlmann: Es muss und darf eine Vielfalt der
Kirchen geben. Aber wir müssen auch darüber
nachdenken, wo die Grenzen sind. Hier muss
theologisch gestritten und diskutiert werden.
Meine Aufgabe ist es, den Menschen hier Unterscheidungshilfen zu geben – egal, ob es um
Reinkarnation oder Auferstehung geht. Die
Esoterik ist längst in der Kirche angekommen.
Esoterik ist in der Kirche angekommen?
Pöhlmann: Beim ersten Taufgespräch, das ich
als Pfarrer geführt habe, erzählte mir die Mutter von ihrem Kontakt zu Engeln und Indigokindern, also Kindern, von denen man sagt,
sie hätten eine indigofarbene Aura. Auf solche Themen muss man als Theologe reagieren, nicht abwehrend, sondern dialogisch. Ich
habe also die christlichen Elemente hineingebracht. Der Taufspruch wurde gewählt, es war
Psalm 90, »... denn er hat seinen Engeln befohlen«. Zum Thema Engel hat der christliche
Glaube durchaus etwas zu sagen. Die Esoterik schafft es mit ihrer Marktförmigkeit, immer
wieder wichtige aktuelle Themen wie Erziehung oder Ernährung zu besetzen. Als Kirche
haben wir manche dieser Themen vernachlässigt. Wir müssen darauf achten, dass unsere
Theologie auch Antworten bietet auf Themen
und Fragestellungen unserer Zeit.
n »Meine Gesprächspartner müssen wissen, wofür
ich selbst einstehe«: Matthias Pöhlmann. Foto: Presse
Was sind die aktuellen Themen?
Pöhlmann: Mich beschäftigt sehr die sogenannte »braune« Esoterik, weil hier viele Verschwörungstheorien mitschwingen. Gerade
in letzter Zeit hat diese Szene mit ihren Äußerungen zu Pegida ein Unwort aus der Zeit
des Nationalsozialismus, nämlich die »Lügenpresse«, wieder hoffähig gemacht. Viele junge Menschen sind offenbar bereit, diesen Verschwörungstheorien zu glauben. Sie sind der
Ansicht, dass die Medien schon lange keine
Wahrheit verbreiten. Da geht das Vertrauen in
eine zentrale demokratische Errungenschaft,
nämlich die Presse- und Meinungsfreiheit, offenbar verloren. Und das wirkt sich wiederum
auf weltanschaulich-religiöse Belange aus. Es
gibt antiinstitutionelle Affekte gegenüber jeglichen organisierten Formen unserer Gesellschaft – egal, ob das Parteien oder Kirchen
sind. Andererseits sind die Menschen enorm
leichtgläubig und sind bereit, hohe Geldsummen für Wahrsager und dergleichen auszugeben. Viele Anbieter nutzen diese Sehnsucht
nach Orientierung aus.
Haben Sie mit Scientology zu tun?
Pöhlmann: Ja – bei Anfragen und als Thema
von Vorträgen. Ich hatte im vergangenen Jahr
ein Gespräch mit dem Pressesprecher der Scientology in Deutschland, Jürg Stettler. Er ist
auch Mitarbeiter von OSA, dem »Geheimdiensts« der Scientology. Er versuchte mit
mir auf Schmusekurs zu gehen, und erklärte,
es sei doch nicht nötig, dass Scientology vom
Verfassungsschutz beobachtet werde. Ich erwiderte, dass ich es sehr gut finde, weil sich an
der Grundstruktur und Organisation von Scientology nichts geändert hat. Ich halte die Beobachtung weiterhin für geboten. Scientology
ist aus meiner Sicht keine Religion, sondern
eine totalitäre Organisation.
Kann die evangelische Kirche überhaupt Auskunft geben
über andere Religionen oder Weltanschauungen?
Pöhlmann: In religiösen Fragen gibt es keine
strikte Neutralität und absolute Distanz. Eine
vorurteilsfreie oder unabhängige und objektive Beschreibung von Religionen ist nicht möglich. Informationen über eine bestimmte Gruppierung oder Weltanschauung kann sich heute
fast jeder besorgen. Das heißt aber noch lange nicht, dass dieser Sachverhalt auch eingeschätzt werden kann. Durch die Auseinandersetzung mit anderen Religionen und religiösen
Strömungen werden wir an das Eigene erinnert.
Meine Gesprächspartner müssen wissen, wofür
ich selbst einstehe. Diese Erfahrung macht jeder im interreligiösen Gespräch. Muslime nehmen einen nicht ernst, wenn man sagt, och, mit
der Trinität haben wir selber Probleme. So geht
das nicht. Ich muss wissen, woran ich glaube.
Erst dann kann ich Gespräche führen und den
eigenen Glauben einbringen. Wir müssen uns
mutiger, offener und angstfrei diesen Themen
stellen.
Interview: Rieke C. Harmsen
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Nr. 27 5. Juli 2015
die woche Sonntagsblatt 13
Keine Beliebigkeit
Evangelische Kirche veröffentlicht Grundlagentext zu »Christlicher Glaube und religiöse Vielfalt«
Die Evangelische Kirche in Deutschland
(EKD) hat einen Grundlagentext zum Thema
»Christlicher Glaube und religiöse Vielfalt in
evangelischer Perspektive« veröffentlicht. Die
Kernaussagen: »Ja« zu Dialog und religiöser
Pluralität, »Nein« zu »religiöser Beliebigkeit«.
M
it »Christlicher Glaube und religiöse Vielfalt« hat die EKD ihre Reihe der Grundlagentexte zum Reformationsjubiläum fortgesetzt. Wie die anderen Schriften auch ist der
Text nach Angaben der EKD als »Impuls zum
Gespräch« und zur Verständigung über die
geistlichen und theologischen Grundlagen der
evangelischen Kirche gedacht. Erarbeitet wurde er von der EKD-Kammer für Theologie.
»Ein positives Verständnis religiöser Vielfalt zielt letztlich auf eine Stärkung evangelischer Identität, die sich im Dialog und nicht in
der Abkapselung entwickelt«, heißt es im Text.
Mit dieser Offenheit sei jedoch keine Gleichgültigkeit gemeint: »Ein achselzuckendes
Hinnehmen der bunten Vielheit der Kulturen
n Gott der Schöpfer: Daran glauben Christen, Juden
und Muslime.
Foto: PD
und Religionen, das in gleichsam touristischer
Wahrnehmung unbekümmert auf gewohnten
Wegen bleibt, vermag jedoch nicht zu überzeugen.« Evangelisches Leben sei zwar vielfältig,
aber dies dürfe nicht damit verwechselt werden, alle Glaubensstandpunkte für »beliebig«
zu erklären. Die Behauptung, »alle glaubten
im Grunde doch dasselbe«, lehnen die Autoren
ab. »Die Unterschiede zwischen den Religionen werden nicht kleingeredet«, so der EKDRatsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.
»Christlicher Glaube respektiert die Fremdheit des anderen; zugleich ist er sich seiner eigenen Besonderheit bewusst. Er kann auf das
Bekenntnis zu Christus nicht verzichten, aber
es wäre falsch, daraus eine prinzipielle Abwertung anderer Religionen abzuleiten.«
Der Darstellung des Verhältnisses zum Islam
und zum Judentum nimmt im Grundlagentext
breiten Raum ein. Obwohl sich alle drei Religionen auf Abraham und einen gemeinsamen
Kernbestand an Geschichten bezögen, stehe
Abraham im Christentum, Judentum und Islam
für verschiedene religiöse Grundüberzeugungen. »Die drei monotheistischen Religionen
unterscheiden sich in dem, was sie verbindet«,
heißt es. Nicht einmal die gemeinsame Annahme der »Einzigkeit Gottes« sei unter den monotheistischen Religionen unstrittig. Darum
bleibe die Auffassung, alle drei glaubten an
denselben Gott, eine leere Abstraktion.
epd
Sonntagsblatt-Umfrage zum EKD-Religionspapier »Religiöse Vielfalt«
Glauben Christen, Juden und Moslems an denselben Gott?
»Gott sollte
nicht missbraucht
werden«
Maneis Arbab (54),
Künstler, Höchberg
»Im Iran habe ich erlebt, dass
Vertreter des Regimes sagten:
Wenn du uns kritisierst, dann
kritisierst du den Koran, und
damit bist du gegen Gott. Ob
Gott in diesen drei Religionsvorstellungen der gleiche ist,
weiß ich nicht. Aber keine Vorstellung von Gott sollte zu so einer Politik missbraucht werden,
wie ich es anfangs beschrieben
habe. Das würde ich mir von allen Religionen im selben Maß
wünschen.«
Foto: jfi
»Die Bibel ist
eindeutig«
Daniel Saam (38),
Altkatholischer
Pfarrer in
Regensburg
»Bei Juden und Christen ist der
Glaube an einen Gott eindeutig, wir beziehen uns auf das
Alte Testament und die Heilige
Schrift. Auch die Muslime glauben an einen Gott, sehen Jesus
als Prophet und geben Maria
eine Sonderstellung. Allerdings
würden Muslime umgekehrt
die Christen nicht so einfach als
monotheistisch ansehen, denn
sie beurteilen unsere Dreifaltigkeit mit Vater, Sohn und Heiligem Geist anders.«
Foto: pt
»Es kann nur
einen geben«
Friedrich Jehnes
(56), Pfarrer,
Bayreuth
»Nicht der Glaube an denselben Gott, wohl aber der Glaube
an den Einen verbindet Juden,
Christen und Muslime. Es kann
nur den Einen geben, alles andere wäre sinnwidrig. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede in der Gotteslehre und
im Verständnis der Offenbarungsquellen, deren Wahrheitsanspruch nicht einfach als beliebig erachtet werden darf. Der
Dialog sollte in Respekt vor den
Unterschieden erfolgen.« Foto: wl
Ȁhnlicher, als
viele annehmen«
Philipp
Stempel (36),
Fernsehredakteur,
München
»Ich glaube, letztendlich sind
wir uns ähnlicher, als viele von
uns annehmen. Die entscheidenden Dinge haben alle Religionen gemeinsam. Dazu zählen Werte wie Toleranz und
Nächstenliebe, die jede der großen Religionen vertritt. Die
Unterschiede der Gottesbilder kommen, denke ich, daher, dass sich die Gesellschaften und Kulturen im Lauf ihrer
Geschichte auf ganz eigene Art
entwickelt haben.«
Foto: nam
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Nr. 27 5. Juli 2015
14 Sonntagsblatt bayern
Syrische Islamisten kreuzigen zwei Kinder
Kinder. Sie hatten sich angeblich
nicht an die Fastenvorschrift während des Ramadan gehalten. »Anscheinend wurden sie beim Essen
erwischt«, bestätigte der SOHRGründer Rami Abel Rahman. Im
Ramadan verzichten Muslime bis
Sonnenuntergang auf Essen und
Trinken.
Anfang Juni veröffentlichte die
Terrororganisation ein Video, auf
dem Minderjährige zu sehen waren, die von IS-Kämpfern für den
Auch im islamischen Fastenmonat
Ramadan (18. Juni bis 16. Juli)
gehen die Grausamkeiten der
Terrororganisation Islamischer
Staat (IS) unvermindert weiter.
N
ach Angaben der in Großbritannien ansässigen »Syrischen Beobachtungsstelle für
Menschenrechte« (SOHR) kreuzigten die Islamisten in der ostsyrischen Kleinstadt Mayadin zwei
»Heiligen Krieg« ausgebildet wurden. In einem weiteren Video ist
zu erkennen, wie die Islamisten
fünf Männer, die sich in einem Käfig befinden, in einem Schwimmbad in Mossul ertränken. Weiteren
Gefangenen banden die Terroristen Sprengstoffkabel um den Hals
und brachten diese zur Explosion.
Die Gewalt islamischer Terroristen führt offenbar dazu, dass
manche Muslime sich von ihrem
Glauben abwenden und Christen
werden. Das berichtet der Informationsdienst Assist (Lake Forest/
Bundesstaat Kalifornien). Wie es
heißt, hinterfragen sie ihn insbesondere wegen der im Namen Allahs begangenen Gräueltaten. Die
Enthauptung der 21 ägyptischen
Kopten im Februar in Libyen durch
IS-Kämpfer hätte viele Muslime
sehr betroffen und nachdenklich
gemacht. Insbesondere die Vergebungsbereitschaft der Christen
habe sie beeindruckt.
idea
hier schreibt der landesbischof
Sie brauchen unsere Solidarität
Liebe Leserin, lieber Leser,
heit hängt daran, dass er sich auf
alle bezieht.
Ein Bild geht mir nicht aus dem
Kopf: Man sieht eine Gruppe von
Menschen in orangenen Kitteln, geführt von schwarz gekleideten Gestalten mit Messern in der Hand. Ihnen voran geht Christus mit dem
Kreuz auf den Schultern. Gemalt
hat das Bild ein koptischer Künstler. Es ist der Realismus, der so ans
Herz geht. Denn wir wissen von den
Menschen, die in Nordsyrien genau
so von IS-Kämpfern zur Hinrichtung
geführt werden. Sie müssen sterben,
weil sie Christen sind. Und der, an
den sie glauben, geht ihnen voran.
Wenn von Christenverfolgung
weltweit die Rede ist, denke ich an
konkrete Menschen. Ich denke an
Menschen, deren Namen ich über
Hilferufe per E-Mail erfahre. Menschen, die in Gefahr sind, aber nicht
fliehen können, weil sie keine Visa
bekommen. Und ich weiß, wie viele mehr in einer ähnlichen Situation
sind, von denen ich nie erfahre.
Dass Menschen allein aufgrund
ihres Glaubens verfolgt oder sogar
ermordet werden, bleibt ein weltweiter Skandal, mit dem wir uns nie
abfinden dürfen. Und es ist mehr als
Hilflosigkeit, wenn wir immer wieder für sie beten. Wenn wir dafür beten, dass Gott sie nicht verlässt. Der
koptische Künstler, der den Kreuz
tragenden Christus an der Spitze des
Zuges gemalt hat, jedenfalls war sich
sicher, dass Gott den Opfern von Gewalt nah ist, selbst im Sterben.
In einem jetzt im Bundestag vorgelegten überparteilichen Antrag
wird die Bundesregierung aufgefordert, bis zum 30. Juni 2016 einen Bericht vorzulegen, in dem
der Stand der Religions- und Glaubensfreiheit in den Staaten weltweit beschrieben wird. Dargestellt
werden sollen die Situation der
Religions- und Glaubensfreiheit sowie die politischen Bemühungen
der Bundesrepublik Deutschland zur
Verhinderung von Verletzungen dieses Menschenrechts.
Was können wir tun? Natürlich
ist es wichtig, einfach immer wieder auf das hinzuweisen, was da
passiert, es dem Vergessen zu entreißen. Gleichzeitig wird man die
Wirkung wiederholter öffentlicher
Erklärungen gegen Christenverfolgung hierzulande nüchtern einschätzen müssen. In diesem Land
gibt es glücklicherweise kaum jemanden, der dem Inhalt widersprechen würde. Die Adressaten, denen
er gilt, werden davon nicht erreicht.
Und mir steckt noch immer ein Satz
unseres Mittelsmanns nach Nordsyrien in den Gliedern, der schrieb:
Wir wollen keine Worte mehr. Wir
wollen Taten. Was er meinte, war
der Schutz der Menschen in Syrien
und Möglichkeiten, über Visaerteilung das Land verlassen zu können.
Wenn engagierte Leute sich
hierzulande für legale Fluchtwege
nach Europa einsetzen, dann ist das
auch eine konkrete Reaktion auf
Berichte über Menschen, die wegen ihrer Religion verfolgt werden.
Und nun sage ich bewusst ganz allgemein: wegen ihrer Religion. Denn
Opfer fundamentalistischer Mörder
werden auch viele Muslime oder Jesiden. Sie verdienen die gleiche Solidarität wie unsere christlichen
Glaubensgeschwister. Der glaubwürdige Einsatz für Religionsfrei-
Das ist eine unterstützenswerte Initiative. Denn neben dem Gebet und dem persönlichen Engagement für die aus Glaubensgründen
Verfolgten braucht es eine Politik,
die den Schutz der Religionsfreiheit
und die Menschenrechte ins Zentrum rückt. Manchmal braucht es
dazu starke öffentliche Worte und
manchmal auch stille Diplomatie.
Aber der Maßstab muss klar sein.
Denn die Würde des Menschen ist
überall unantastbar.
Ihr
Heinrich Bedford-Strohm
Landesbischof
Heinrich BedfordStrohm schreibt
im Sonntagsblatt
Beiträge aus
persönlicher Sicht.
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Nr. 27 5. Juli 2015
kirchenkreis ansbach-würzburg
Sonntagsblatt 15
Der Camino ist das Ziel
Kirche & Leute
Regelmäßig: Sonntagspilgern auf dem mittelfränkischen Jakobsweg
Der Dekanats-Jugendreferent von Bad Windsheim,
Philipp Flierl, wurde mit einem feierlichen Gottesdienst
in seinen Dienst eingeführt.
Kirchliche Jugendarbeit bedeute, so Hartmut Assel als
Vertreter des Dekanatsausschusses, das Erlebnis
christlichen Glaubens in jugendgemäßer Form zu vermitteln. Jugendarbeit sei
ein Eckpfeiler der Gemeinden.
In diesem Jahr finden die
Weltsommerspiele von Special Olympics ab dem 24.
Juli in Los Angeles statt.
David Meister wird mit Nadja Harnisch die deutsche
Delegation in der Disziplin Boccia bilden. Meister
lebt im Wohnheim der Diakonie Neuendettelsau in
Gunzenhausen und arbeitet in der Werkstätte in Laubenzedel. Dort findet auch
das regelmäßige Bocciatraining statt.
Der Pfarrer von Dietenhofen,
Stephan Rühr, wechselt nach
elf Jahren nach Immeldorf,
der Ort liegt nur 20 Kilometer entfernt von seiner bisherigen Kirchengemeinde.
Dekan Hans Stiegler entpflichtete den Geistlichen
während eines feierlichen
Gottesdiensts von seinem
Dienst in Dietenhofen.
Erstmals in der Geschichte
der Nachbarpfarreien Herrieden und Elpersdorf musizierten beide Posaunenchöre zusammen bei einem
Freiluftgottesdienst. Pfarrer
Martin Reutter überreichte
dem Chorleiter Heino Spingler eine Ehrenurkunde des
Verbands der Posaunenchöre in Bayern.
In Würzburg gewann Isolde Sommer-Nowak, eine ehemalige Mitarbeiterin der
Bahnhofsmission, bei einer Bausparkasse 333 Euro
und reichte den Spielertrag
an »ihre« Bahnhofsmission weiter, in der sie rund 20
Jahre wirkte.
Mit dem Jakobsweg verbinden die
meisten Menschen Hape Kerkeling
und sein Buch »Ich bin dann mal
weg« aus dem Jahr 2006. Darin
beschreibt er seine Pilgerreise
nach Santiago de Compostela.
Doch es muss nicht dieses
spanische Fernziel sein.
D
er mittelfränkische Jakobsweg
verbindet die beiden alten
Reichsstädte Nürnberg und Rothenburg miteinander. 85 Kilometer lang ist der regionale Camino,
den der damalige Heilsbronner
Pfarrer Paul Geißendörfer 1992
wiederbelebte. Drei Jahre später
markierte der Fränkische Albverein in Nürnberg den Weg mit der
typischen weißen Muschel auf
blauem Grund.
Zu schaffen ist die Route in drei
Tagesetappen, aber es geht auch
gemütlicher. Beim Sonntagspilgern ist der Weg in insgesamt
zwölf Abschnitte aufgeteilt. Die
Idee entstand 2012, zum 20-Jährigen des Jakobswegs. Die Kirchengemeinden entlang der Strecke
trafen sich: »Wir dachten, es ist
eigentlich schade, wenn wir wieder auseinandergehen, ohne dass
weiter etwas für den Jakobsweg
passiert«, erklärt die Heilsbronner
Pfarrerin Ulrike Fischer. »Also entstand die Idee, Leuten, die das Pilgern vielleicht noch nicht so kennen, Lust darauf zu machen.« Die
Strecken sind zwischen fünf und
zwölf Kilometern lang, also auch
für weniger geübte Läufer geeignet.
Stimmen am Wegesrand
Das Sonntagspilgern beginnt
mit einer kurzen Andacht in der
jeweiligen Kirche um 14 Uhr. Wer
mag, kann sich einen Segen geben lassen. Beim Pilgern selbst
setzt der begleitende Pfarrer zwischendurch immer wieder geistliche Impulse oder es wird ein Stück
des Wegs schweigend zurück-
n Jakobs Spuren führen über weite Strecken durch das herrlich grüne
Mittelfranken. gelegt. »Im Idealfall öffnen sich
die Teilnehmer auch für Gott und
kommen ins Gebet«, sagt Pfarrerin Fischer. Am Endpunkt findet
nochmals eine kurze Andacht statt
und es wartet eine Brotzeit auf die
Pilger. Die Kirchengemeinden organisieren den Rücktransport zu
den Ausgangspunkten.
Gerhard Brüggemann aus Ansbach ist ein Pilgerprofi: Zwischen
2000 und 2011 legte er zusammen
mit seiner Frau den Jakobsweg in
Etappen zurück. Sein Tipp: »Zeit
lassen, langsam gehen und rechts
und links von der Straße gucken.«
Peter Hellmich ist mit einer Wandergruppe aus Nürnberg ins kleine Örtchen Bürglein angereist. Bis
nach Heilsbronn pilgern die rund
30 Teilnehmer an diesem Sonntag.
»Mir gefällt der Aufenthalt mit anderen Leuten in der Natur plus
die Christlichkeit«, sagt er. »Glaube ist mir wichtig und ich finde es
schön, Natur mit Religiosität zu
verbinden.«
Dagmar
Offenhäußer
aus
Cadolzburg ist in diesem Jahr
schon das zweite Mal beim Sonntagspilgern dabei: »Das Besondere ist: Ich kann alleine losgehen
und treffe Menschen von überall«, erklärt die Frau mit dunkelbraunen Locken und einer Mütze
Foto: Mayer
auf dem Kopf als Sonnenschutz.
»Man geht ein Stück und spricht
miteinander, das finde ich ganz
wunderbar.«
Der Endpunkt des mittelfränkischen Jakobswegs, Rothenburg,
ist seit dem Mittelalter ein zentraler Knotenpunkt für Jakobspilger aus Nord- und Osteuropa,
hier kreuzten sich Handelswege
und Pilgerrouten. Eindrucksvollstes Zeugnis der Pilgertradition ist
die St. Jakobskirche. Entlang des
Wegs finden sich weitere Jakobskirchen. Der Camino führt durch
Wiesen, Wälder und Felder, immer der Muschel nach. Zahlreiche Wirtshäuser laden unterwegs
zur Rast ein. Der Tourismusverband Romantisches Franken bietet auf seiner Homepage ein Gaststätten- und Hotelverzeichnis
und noch weiterführende Informationen zum mittelfränkischen
Jakobsweg an.
Diane Mayer
DIE NÄCHSTEN PILGERTERMINE:
5.7. Großhaslach–Weihenzell,
19.7. Weihenzell–Lehrberg,
26.7. Lehrberg–Häslabronn,
13.9. Häslabronn–Binzwangen,
27.9. Binzwangen–Windelsbach,
1.10. Windelsbach–Schweinsdorf,
25.10. Schweinsdorf–Rothenburg.
Treff: 14 Uhr in der jeweiligen Ortskirche.
Redaktion: Sonntagsblatt • Friedrich-Ebert-Ring 30 • 97072 Würzburg • Tel. (09 31) 8 30 73 • Fax 8 31 12 • [email protected] • www.sonntagsblatt-bayern.de
16 Sonntagsblatt
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kirchenkreis ansbach-würzburg
Nr. 27 5. Juli 2015
rödelsee
Schwanenrad dreht sich
KOFFER PACKEN: Die Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Rothenburg zieht um. Mitten im Gewühl ist Tag
der Begegnung. Am bisherigen Standort in der St.-Leonhard-Straße 28/32 informieren die Dienste für Menschen mit
Behinderung der Diakonie Neuendettelsau an diesem Sonntag über ihre Arbeit. Nach dem Gottesdienst in St. Leonhard
(Beginn 10 Uhr) geht’s los mit Rate- und Gewinnspielen, Strand-Café und Klangwerkstatt, Mittagessen, Kaffee und
Kuchen. Die Band Pink Millennium spielt Rock und Pop. Förder- und Seniorentagesstätte sind ebenfalls geöffnet, bis
Pfarrer Thomas Lunkenheimer um 17 Uhr zu einer Andacht im Freien lädt. Foto: Veranstalter
Termine
WÜRZBURG – St. Johannis: Sa., 4.7.,
18 Uhr: Alles hat seine Zeit. Installation von Barbara Schaper-Oeser. Ausstellungseröffnung.
ZEITLOFS – Dreieinigkeitskirche: So.,
5.7., 10 Uhr: Gottesdienst mit Gotthard Münderlein.
ANSBACH – St. Gumbertus: So., 5.7.,
9.30 Uhr: Rokoko-Gottesdienst.
MARKTBREIT – Kirche: So., 5.7., 10
Uhr: Gottesdienst mit Einführung von
Lektorin Christiane Berneth.
ESTENFELD – St. Markus: So., 5.7., 18
Uhr: Liebe, Ehe und andere Katastrophen. Kabarett mit Friedemann Jung.
GROSSHARBACH – St. Michael: So.,
5.7., 19.30 Uhr: Frauengottesdienst.
Festgelegte Sichtweisen durchbrechen – Frauen, die aus dem Rahmen
fallen.
ERLENBACH – Barbarossa-Schule:
Mo., 6.7., 20 Uhr: Basiswissen Islam.
Ref.: Gabriele Lautenschläger.
OBERALTERTHEIM – Gemeindehaus:
Di., 7.7., 14 Uhr: Bericht über Partnerschaftsreise nach Tansania. Ref.: Andreas Fritze.
ANSBACH – Dekanat, Kapitelsaal: Di.,
7.7., 19.30 Uhr: Jan Hus und die reformatorische Bewegung. Ref.: Gerhard
Hausmann, Dekan i. R.
KITZINGEN – Neue Seniorenresidenz:
Fr., 10.7., 15 Uhr: Einweihung mit Dekan Hanspeter Kern und Regionalbischöfin Gisela Bornowski.
HEIDENHEIM – Alte Turnhalle, Gießbrücke 2: Fr., 10.7., 20 Uhr: Das weißblaue Beffchen und der Stein der Weisen. Kirchenkabarett.
TRIEFENSTEIN – Kloster: Sa., 11.7.,
14 Uhr: Tag der offenen Tür. 20 Uhr:
Open-Air-Konzert.
kirchenmusik
WÜRZBURG – Gethsemanekirche:
Sa., 4.7., 19 Uhr: Pentabras, Gethsemanechor.
BAD KISSINGEN – Erlöserkirche: So.,
5.7., 9.30 Uhr: Kantatengottesdienst
mit Felix Mendelssohn-Bartholdys
»Lauda Sion« mit Würzburger Madrigalchor, erweitertes Kammerorchester Bad Kissingen, Solisten. Ltg.:
KMD Jörg Wöltche. Predigt: Regionalbischöfin Gisela Bornowski. 21.45
Uhr: Jörg Wöltche (Orgel).
HEILSBRONN – Münster: So., 5.7.,
9.30 Uhr: Sakramentsgottesdienst
mit Bach-Kantate »Halt im Gedächtnis Jesum Christ«.
WÜRZBURG – Martin-Luther-Kirche: So., 5.7., 10 Uhr: Bolivien-Gottesdienst mit Gruppe Los Masis. 19 Uhr:
Benefizkonzert mit Los Masis.
SCHEINFELD – Erlöserkirche: So., 5.7.,
14 Uhr: KZN Midland Youth Choir.
WINDSBACH – Gottesruhkapelle: So.,
5.7., 16.30 Uhr: Marimba Possibilities
mit Radek Szarek.
MERKENDORF – Stadthof am Steingruberhaus: So., 5.7., 18 Uhr: Posaunenchor und Männergesangsverein.
OSTHEIM – St. Michael: So., 5.7., 19
Uhr: Frauenchor Le Wodsche.
THEILENHOFEN – St. Agatha: So.,
5.7., 19.30 Uhr: Werke von Charlie
Chaplin, Claude Debussy u. a. mit Tess
Remy-Schumacher (Cello), Stefan
Grasse (Gitarre).
CASTELL – Grafschaftskirche: So., 5.7.,
20 Uhr: Orgelwerke von Weckmann,
Bach und Mendelssohn mit Matthias
Neumann.
ROTHENBURG – St. Jakob: Mi., 8.7.,
17 Uhr: 30 Minuten Orgelmusik.
HEILSBRONN – Münster: Do., 9.7., 19
Uhr: Pacific Boychoir und Windsbacher Knabenchor.
BAD NEUSTADT – Christuskirche: Sa.,
11.7., 11 Uhr: Lana Jelenkovic (Orgel).
ASCHAFFENBURG – Christuskirche:
Sa., 11.7., 11.15 Uhr: Orgelmusik.
ANSBACH – St. Gumbertus: Sa., 11.7.,
12 Uhr: Orgelmusik zur Marktzeit.
SCHWEINFURT – Gut Deutschhof:
Sa., 11.7., 18 Uhr: Kirchenchor, Terzetto, Instrumentalsolisten, Sopran. Ltg.:
Petra Hurth.
KITZINGEN-HOHENFELD – Bergkirche: Sa., 11.7., 18 Uhr: Geistliche Werke von Heinrich Isaac, Daniel Friderice, J. S. Bach, L. v. Beethoven,
Conradin Kreutzer u. a. mit Gesangverein und Instrumentalisten. Benefiz
für die Kirchensanierung.
ASCHAFFENBURG – St. Matthäus:
Sa., 11.7., 18 Uhr: Jericho.
ROTHENBURG – St. Jakob: Sa., 11.7.,
19 Uhr: Werke von John Dowland.
ALZENAU – vor St. Peter und Paul:
Sa., 11.7., 19.30 Uhr: Kitchen Music.
Am 1. Sonntag im Juli findet zum
14. Mal die Schwanberg-Steigerwald-Radrunde statt. Sie beginnt
um 9 Uhr mit einem Gottesdienst
in St. Michael auf dem Tafelberg
bei Kitzingen. Eine halbe Stunde
zuvor öffnet die Anmeldestelle (bis
10.15 Uhr) vor der Kirche. Für die
acht Euro Startgebühr gibt es Verpflegungsbons im Wert von fünf
Euro. Um 10.15 Uhr ist Anpfiff für
alle Gruppen. Es geht 40 bis maximal 120 Kilometer quer durchs
hügelige Gelände des Steigerwalds. Die Gruppen werden wie in
den letzten Jahren angeführt von
erfahrenen, ortskundigen Tourenleitern, die immer wieder schöne
neue Strecken aussuchen – in diesem Jahr bis zu den Karpfenweihern um Höchstadt.
Die Rennradler sind gehalten,
so zu fahren, dass jeder mitkommt.
Mountainbiker fahren vorwiegend auf Wald-, Feldwegen und
einfachen Trails. Für die 800 Höhenmeter ist eine gute Kondition
und etwas Mountainbike-Erfahrung nötig. Die Freizeitradler auf
der 40 Kilometer langen Familientour bewegen sich vorwiegend auf
Waldwegen, die Räder sollten also
geländegängig sein. Sämtliche
Räder müssen den Sicherheitsbestimmungen genügen, und es besteht Helmpflicht. Verpflegungsstation ist das Gemeindefest in
Scheinfeld. Für den gemeinsamen Abschluss des Radsportsonntags und den Schluss-Hock bietet sich der Biergarten auf dem
Schwanberg an. EB
n Die Teilnehmer der Langstreckenfahrt sehen heuer das Karpfenland von
Höchstadt. Foto: Veranstalter
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kirchenkreis ansbach-würzburg
Nr. 27 5. Juli 2015
Sonntagsblatt 17
Fans altern mit
Bruder Bodo Flach über christlichen Pop und das Abschiedskonzert der Christusträger-Band
Am zweiten Juli-Samstag lädt die
Kommunität der Christusträger-Bruderschaft
zum Triefensteintag in ihr Kloster beim
gleichnamigen Ort im Spessart ein.
T
ausende Gäste werden erwartet. Neben
einem Freiluftgottesdienst wird vor allem
Musik unter freiem Himmel geboten. Einer
der Höhepunkte wird das Abschiedskonzert
der Christusträger-Band ct&friends sein. Bruder Bodo Flach (71) ist seit mehr als 50 Jahren
in verschiedenen Musik-Formationen der Bruderschaft aktiv.
Warum legen Sie die Gitarre jetzt beiseite?
Bruder Bodo: Ganz beiseite lege ich sie noch
nicht, aber mit der großen Bandformation mit
bis zu acht Mitgliedern ist jetzt Schluss. Die
Logistik für eine große Band ist körperlich
schon recht anstrengend. Zum anderen werden wir hier im Kloster Triefenstein mehr gebraucht.
Viele Menschen rümpfen beim Genre Christliche
Popmusik die Nase. Ist christlicher Pop und Rock besser
als sein Ruf?
Bruder Bodo: Ganz bestimmt. Diesen angeblich
schlechten Ruf hatte das Genre schon vor 30
oder 40 Jahren, als es noch ziemlich jung war.
Damals wurde schon die Nase gerümpft, wenn
man ein Schlagzeug in die Kirche getragen
hat. Inzwischen gehört Christliche Popmusik
zur Ausbildung von Kirchenmusikern.
Waren die CT-Formationen CTA, CTB und zuletzt
ct&friends Wegbereiter für deutschen christlichen Pop
und Rock?
Bruder Bodo: Eigenlob ist nicht meine Sache,
aber es ist schon richtig, dass wir in Deutschland wohl zumindest mit die Ersten waren,
die Pop und Rock in die Kirchen gebracht haben. Ab 1971 bis in die 1990er-Jahre haben wir
junge Menschen dazu angeregt, selbst Musik
zu machen. Im damaligen Internat auf dem
Schwanberg haben wir in den Ferien Bandfreizeiten gemacht. Es ging uns um Musik
und Glauben, also darum, auch Jesu Botschaft
beim Musikmachen im Kopf zu haben.
Wo liegen die Anfänge der CT-Bands?
Bruder Bodo: Die Gründer unserer Bruderschaft
wollten junge Leute für den Glauben begeistern – und da kamen sie schnell auf die Musik.
Jazz, Beat und alles, was eben in den 1960erJahren angesagt war. Daraufhin wurden in
Darmstadt drei Abende organisiert. Eine gemietete Studenten-Band spielte unter dem
n Bruder Bodo (rechts) 1975 in Frankfurt beim Deutschen Evangelischen Kirchentag. Motto »Jazz, Jugend, Jesus« inklusive 15 Minuten Predigt.
Was war damals Ihre Rolle?
Bruder Bodo: Ich war Fotografen-Lehrling und
sollte bei der Veranstaltung fotografieren. Das
war mein erster Kontakt mit Christen – ich
komme aus einem nicht-religiösen Elternhaus.
Ein Jahr später war ich selbst Christusträger
und wieder ein Jahr später hatte die Bruderschaft ihre erste eigene Band, um aufzutreten.
Wie entstanden die Songs der CT-Bands?
Bruder Bodo: Meist haben wir gecovert: Gospels und Spirituals mit deutschen Texten, neue
geistliche Lieder und so weiter. Erst viel später haben wir dann bekannten Pop- und Rocksongs neue Texte mit christlicher Botschaft
verpasst.
In den 1970er- und 1980er-Jahren war die Popmusik
insgesamt sehr kreativ, auch die christliche. Was ist da
verloren gegangen?
Bruder Bodo: Meine Wahrnehmung ist, dass
heute viele neue Lobpreis-Lieder entstehen.
Aber derzeit lernen weniger Menschen Instrumente. Das schränkt die Kreativität natürlich ein.
Foto: Veranstalter
Die Fans halten den Christusträger-Bands schon seit
Jahrzehnten die Treue. Wie ist denn so die Struktur
Ihres Publikums heute?
Bruder Bodo: Das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Alter der Band (lacht). Vor 15
Jahren etwa haben wir den Zugang zu den
jungen Leuten unter 30 Jahren ein bisschen
verloren. Aber das war für uns kein Grund, die
Band aufzulösen. Wenn ich auf ein Konzert
von Eric Clapton gehe, sind die meisten Haare
grau oder weiß! Die Fans altern eben mit.
Früher hat man kirchen- und glaubensferne Jugendliche
über die Musik für Gott begeistern können. Geht das
heute noch?
Bruder Bodo: Auf jeden Fall! Man kann sie mit
Musik für den Glauben interessieren, weil
Musik eine Sprache ist, die das Herz öffnet
und den Zugang zu Glaubensinhalten erleichtert. Allerdings muss die Musik zeitgemäß
sein, um die jungen Menschen zu erreichen –
dazu sind wir inzwischen zu alt.
Es gibt weltlich erfolgreiche Musiker, die
auch mal christlichen Pop machen. Ist das die
Zukunft – statt reiner christlicher Popbands?
Bruder Bodo: Die Menschen sind verschieden,

18 Sonntagsblatt
Fortsetzung von Seite 17
man braucht also auch verschiedene Wege, um sie mit dem Evangelium zu erreichen. Die einen
nehmen die Botschaft von einem
Sänger wie Xavier Naidoo lieber
an als von einem unbekannten
Christusträger – aber eben nicht
alle.
Wie viele Auftritte hatte die Band am
Schluss noch?
Bruder Bodo: Fünf bis sechs Mal
pro Jahr waren wir unterwegs,
mal nur einen Tag, meistens aber
zwei bis drei Tage. Früher waren
wir oft eine ganze Woche irgendwo. Wir wollten ja nie nur einfach einen Abend Musik machen
und dann wieder weggehen. Uns
ging es ja auch um die Verkündigung. Wir haben Themenwochen
organisiert und jeden Abend neue
Schwerpunkte gesetzt. Das war
nachhaltiger als bloße Konzerte.
Viele Hörer verbinden mit den
Christusträgern die große Band. Wer soll
diese Lücke füllen?
Bruder Bodo: Wenn nun mal kein
Nachwuchs in die Bruderschaft
kommt, der Musik machen kann,
dann muss man das hinnehmen.
Jede Zeit hat ihre Form. Jetzt lebt
zum Beispiel Christoph Zehendner als christlicher Liedermacher
mit seiner Frau bei uns. Interview: Daniel Staffen-Quandt
•
kirchenkreis ansbach-würzburg
Nr. 27 5. Juli 2015
löhe:porträts – Bände 6 und 7 sind raus
Lebensbilder von Prof. Stefan Klöckner und Pfarrer Peter Helbich
n Peter Helbich (links) und Stefan Klöckner erhielten ihre druckfrischen
»porträts« aus den Händen von Rektor Prof. Hermann Schoenauer. Neuendettelsau. Jetzt haben Stefan Klöckner und Peter Helbich
noch etwas Verbindendes: Jedem
wurde eine Biografie im Kunstverlag Josef Fink gewidmet. Herausgeber der Bücher aus der Reihe
löhe:porträts ist Diakonie-Rektor
Prof. Hermann Schoenauer.
Professor Klöckner hat seit 2012
mit dem Kantor und dem Liturgischem Chor der Laurentiuskirche
den Psalter neu überarbeitet und
Foto: Schaller
mehrere Seminare zum Psalmengesang gehalten. »Ökumene läuft
nicht über Themen, sondern über
Menschen«, meinte der katholische Theologe in seinen Dankesworten bei der Buchpräsentation.
Pfarrer Helbich ist seit mehr als
einem Jahrzehnt ehrenamtlicher
Mitarbeiter bei der Diakonie. Er
verantwortet zahlreiche Publikationen mit teilweise hohen Auflagen, organisiert Reisen und för-
dert den ökumenischen Dialog.
»Er hat die Ideale und Ziele Wilhelm Löhes zu seinen eigenen
gemacht«, sagte Schoenauer bei
dem Festakt. Helbich dankte seiner Frau Edda, die mit ihm Seniorenreisen begleitet. Und: Aus seiner Kunstsammlung stiftete das
Paar Werke des polnischen Künstlers Roman Sledz für die Senioreneinrichtung der Diakonie Neuendettelsau in Kattowitz.
Die gemeinsame Ehrung lag
nahe, weil Helbich und Klöckner freundschaftlich miteinander
verbunden sind. Helbich war auf
Klöckner vor Jahren durch ein Interview aufmerksam geworden
und holte ihn nach einer ersten
persönlichen Begegnung zu einer
Tagung nach Neuendettelsau, die
den Teilnehmern bis heute beeindruckend in Erinnerung ist.
Die Titel der beiden Werke:
»Stefan Klöckner – Gregorianischer Gesang ist wie ein Gebet«
und »Pfarrer Peter Helbich – Diakonie und Kultur«. Weil mehrere
Autoren beitrugen, wird statt eines Verfassers der Herausgeber
genannt – siehe oben. PM
Aus dem Kirchenkreis
Ansbach. Zum vierten Mal in seiner Amtszeit hat Dekan Hans
Stiegler die Mesner im Dekanat
zu einem Meinungsaustausch
eingeladen und die Bedeutung
des Diensts unterstrichen. Die
Mesner sorgten für eine angenehme Gottesdienstatmosphäre, die Gemeinde und Pfarrer für
eine gute Andacht benötigen, so
Stiegler. – Die Rangauklinik soll
komplett umgestaltet werden.
Die Diakonie Neuendettelsau
will als Träger dafür 34 Millionen Euro investieren. Schon im
nächsten Jahr soll die Generalsanierung beginnen. Mit größeren Stationen und kürzeren Wegen soll der Gebäudekomplex
wirtschaftlicher werden.
Rödelsee. 3 300 Euro ergaben
ökumenische Spenden 2014 in
der Gemeinde am Schwanberg-
Fuß. Sie kommen syrischen Familien und dortigen kirchlichen
Schulen zugute. Heurige Erträge ökumenischer Aktivitäten
fließen in die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge durch die Rummelsberger
Diakonie in Rödelsees Nachbarort Wiesenbronn.
Kitzingen. Eine Halbtages-Busfahrt am 31. Juli führt zu Glaskunst in den Kirchen von Michelfeld, Mühlenpark, Bimbach und
Scheinfeld, geleitet vom Künstler G. J. Johrend. Anmeldung im
Dekanat: (0 93 21) 80 28.
Repperndorf. Knapp 200 000 Euro
kostete die einjährige Gemeindehausrenovierung: Dach des
150 Jahre alten Hauses dauerhaft sichern, Parterre trockenlegen, zweiten Fluchtweg einrichten. Von 75 000 Euro Eigenanteil
brachte die Gemeinde 16 000
Euro Spenden auf, die Jagdgenossen gaben einen zinslosen Kredit, Helfer erbrachten
über 2 800 Stunden Eigenleistung. Kitzingens Dekan Hanspeter Kern sagte bei der Segnung des Hauses, dass selten
so viele Menschen bei einer Instandsetzung mitgearbeitet hätten.
Hammelburg. Mit sechs Mitarbeitern startet die ökumenische
Nachbarschaftshilfe »Eine Stunde – Zeit füreinander«. Wer eine
solche Begleitung sucht oder geben will, erreicht das Pfarramt
des Städtchens im Dekanat Lohr
unter (0 97 32) 24 00.
Bad Königshofen. Bibelgespräche
über den Galaterbrief weckten
den Wunsch, so etwas monatlich zu machen. Nun steht jeden
ersten Dienstag im Monat die
Lesung für den evangelischen
oder katholischen Gottesdienst
des folgenden Sonntags auf
dem Programm. Das Ökumenische Bibelgespräch gibt nur einen Impuls zur Auslegung, damit ein Bibel-Vortrag vermieden
wird. Die Teilnehmer können
jede Übersetzung mitbringen.
Uffenheim. Die KiTa Karoline
Kolb bewarb sich um ein Sprachenstipendium und hatte Erfolg. Ab Herbst bringt die Handpuppen-Elefantin Lilo Lausch
ihr Materialpaket in die Tagesstätte mit dem neu gestalteten
Außengelände: mehrsprachige
Spiele, Bücher und Hörbücher.
Medienkompetenz und Konzentrationsfähigkeit werden besonders in internationalen KiTas gefördert.
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Nr. 27 5. Juli 2015
augsburg und schwaben
Sonntagsblatt 15
Kultureller Grenzgang
Das Programm zum Augsburger Friedensfest hat in diesem Jahr »Grenzen« als Motto
miere ist am 6. August um 19.30
Uhr in der Brechtbühne.
Anlass für das Thema ist das 25.
Jahr der Wiedervereinigung. Aber
auch um Grenzerfahrungen wie
Flucht oder Asyl geht es.
Mauermalerei: Seit 2013 entsteht
zum Friedensfest ein »Mural«, ein
überdimensionales Wandgemälde.
Diesmal schafft der Künstler Fred
Sonntag an der Wand der Spichererschule in Pfersee ein Bild zum
Thema »Grenzen«. Dort entsteht
übergangsweise eine Asylbewerberunterkunft. Am Samstag, 18.
Juli, kann man dem Künstler ab
11 Uhr bei der Arbeit zusehen.
A
uf der Bühne kauderwelschen
vier EU-Angestellte über ihr
Betätigungsfeld. Sie werfen Argumente und Abkürzungen hin und
her. Ihr Thema ist die Flüchtlingspolitik. Doch hinter den Floskeln
verschwinden die Menschen, um
die es geht. »Was denken Sie, was
passieren würde, wenn wir die
Grenzen öffnen?«, wirft ein ranghoher Funktionär der Europäischen Grenzschutzagentur »Frontex« ein. Da herrscht Schweigen.
Die Szene stammt aus »Frontex
Security«. Das Theaterstück beleuchtet die Arbeit der EU-Grenzschutzagentur – und deren Bemühen, Flüchtlinge von der »Festung
Europa« fernzuhalten. Das Stück
des Berliner Regisseurs Hans-Werner Kroesinger ist die Auftaktveranstaltung zum Kulturprogramm
für das Augsburger Friedensfest.
Das dreiwöchige Festival steht
in diesem Jahr unter dem Motto
»Grenzen«. Mehr als 60 Veranstaltungen gibt es dazu von 16.
Juli bis zum Friedensfesttag am
8. August. Viele davon beschäftigen sich mit Grenzerfahrungen
wie Flucht, Vertreibung, Verfolgung oder Asyl. Man wolle mit
dem Programm aber auch dazu
beitragen, »Grenzen zu überwinden«, sagt die Leiterin des Augsburger Friedensbüros Christiane
Lembert-Dobler. Einige Auszüge
aus dem Programm:
Opernprojekt: »Zaide« heißt eine
unvollendete Oper von Wolfgang
Amadeus Mozart. Das Opernprojekt »Zaide – eine Flucht« führt das
Singspiel mit Schauspielern und
Musikern aus Afghanistan, Nigeria, Deutschland und syrischen
Bürgerkriegsflüchtlingen auf. Zaide flüchtet vor Unfreiheit und Unterdrückung in ihrem Land. Pre-
Veranstaltungsreihe »Grenzen«: Im
Evangelischen Forum Annahof
läuft eine ganze Veranstaltungsreihe zum Thema »Grenzen«. So
geht es am Dienstag, 14. Juli ab
19.30 Uhr im Hollbau des Annahofs um »Grenzen setzen in der
Liebe«. Der Vortrag »organisierter
Grenzgang« beleuchtet am Mittwoch, 22. Juli, ab 19.30 Uhr im
Hollbau das Zusammenleben der
Konfessionen nach dem Westfälischen Frieden. Am Donnerstag,
30. Juli, erzählt Hassan Ali Djan
von seiner »Flucht in ein besseres Leben«. Der Afghane flüchtete
2005 nach Deutschland. Heute ist
er in München heimisch.
Multireligiöses Gebet: Am Freitag, 7.
Juli, beten Christen, Juden, Muslime, Aleviten und Buddhisten ab
19 Uhr auf dem Rathausplatz gemeinsam für Frieden. Der Augsburger Runde Tisch der Religionen will damit seiner Hoffnung
»auf eine Welt, in der niemand unterdrückt oder verfolgt wird« Ausdruck verleihen.
n »Grenzen« ist das gemeinsame Thema der Kultur-Veranstaltungen zum
Friedensfest. Den Auftakt bildet das Stück »Frontex Security« (Bild oben).
Auch ein überdimensionales Wandgemälde wird entstehen (M. rechts).
Künstler verschiedener Nationen führen das Stück »Zaide« auf (unten). Der
Festgottesdienst zum Friedensfest findet in St. Anna statt (M. links). Programm im
Internet: www.augsburg.de/kultur/festivals/hohes-friedensfest Fotos: Friedensbüro
Festgottesdienst und Friedenstafel:
Der Festgottesdienst zum Friedensfest findet am Samstag, 8.
August, ab 10 Uhr in der AnnaKirche statt. Die Predigt hält der
katholische Domkapitular Joseph
Zerndl aus Bayreuth. Anschließend gibt es ab 11.30 Uhr die
Friedenstafel auf dem Augsburger
Rathausplatz. Andreas Jalsovec
Redaktion: Dr. Andreas Jalsovec • Im Annahof 4 • 86150 Augsburg • Tel. (08 21) 15 87 33 • Fax 51 63 89 • E-Mail: [email protected] • www.sonntagsblatt-bayern.de
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augsburg und schwaben
16 Sonntagsblatt
DAHOIM 2015 – unter diesem Motto steht
der 250-jährige Kirchweihgeburtstag der
Kirchengemeinde Steinheim im Dekanat
Memmingen. Sie feiert das Jubiläum auf eine
besondere Weise: Zwei Wochen lang ist in
Steinheim die Zeltkirche zu Gast. Vom 5. bis
19. Juli wird in dem 30 mal 20 Meter großen
Zelt auf dem Feld hinter der Grundschule
täglich Programm geboten. Mit 8000 Besuchern
rechnen Pfarrer Martin Burkhardt und
Zeltkirchenpfarrer Thomas Wingert. Eröffnet
wird die Zeltkirche mit einem Festgottesdienst
am Sonntag, 5. Juli, ab 9.30 Uhr. Weitere
Programmhöhepunkte: Am Montag, 6. Juli,
läuft ab 20 Uhr »Mewaiki – Der Film« zu einem
Waisenprojekt in Tansania, das das Dekanat
unterstützt. Am Mittwoch, 8. Juli, präsentiert
der Liedermacher Clemens Bittlinger ab 20
Nr. 27 5. Juli 2015
Uhr sein Konzert »Unerhört«. Am Freitag 10.
Juli, ist ab 19.30 Uhr der christliche Musiker
Samuel Harfst zu Gast. Am Sonntag, 12. Juli,
gibt es einen Festgottesdienst mit Bayerns
evangelischem Landesbischof Heinrich BedfordStrohm: Beginn ist um 9.30 Uhr. Am Mittwoch,
15. Juli, startet um 16 Uhr ein Workshop für
Jugendliche. Das gesamte Programm auf: www.
dahoim-2015.de
Foto: Kirchengemeinde Steinheim
oberstdorf
Mehr Raum für Förderung
Das evangelische Kinder- und Jugendhilfezentrum in Augsburg baut um
Augsburg. Neue Wege in der Kinder- und Jugendhilfe geht das
Evangelische Kinder- und Jugendhilfezentrum
Augsburg
(EvKi). Schon seit April rollen die
Bagger auf dem Gelände des vor
50 Jahren errichteten Deffnerhauses im Stadtteil Hochzoll-Nord
und verwirklichen Stück für Stück
die neue Konzeption: »Inklusiv,
integrativ und innovativ« sei die
Ausrichtung, meint Einrichtungsleitung Sigrun Maxzin-Weigel.
So entstehen drei inklusive
heilpädagogische Wohngruppen
mit jeweils acht Plätzen. Durch
Barrierefreiheit und behindertengerechte Gestaltung bieten sie
künftig auch körperlich eingeschränkten Mädchen und Jungen einen Platz in der Kinderund Jugendhilfe. Entsprechend
wird auch der neue Grundschulhort integrativ ausgerichtet. Dort
können Kinder mit erhöhtem
Förderbedarf betreut werden. Mit
diesem Angebot und einem weiteren Hort engagiert sich das EvKi
auch für Familien in der Hochzoller Nachbarschaft.
Bereits im Jahr 2014 hat die
Jugendhilfeeinrichtung
eine
neue zentrale Inobhutnahmestelle für unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge im Stadtteil Pfersee
eröffnet. Nun soll die Wohnungsnot für junge Menschen mit
Förderbedarf gelindert werden.
Sechs neue Einzel-Wohnungen
für Jugendliche an der Schwel-
n Schon seit April rollen in Hochzoll
die Bagger. Foto: EvKi/Laubensdörfer
le zum Erwachsenwerden entstehen auf dem Gelände in Hochzoll.
Intensiv betreut lernen die jungen
Menschen dort, einen Haushalt
zu führen und den Umgang mit
Geld, Behörden und Arbeitgeber.
Der Charakter der EvKi-Wohnanlage, die auf dem Konzept »Für
jede Gruppe ein eigenes Haus«
basiert, bleibt erhalten. Bestehende Gebäude werden entkernt und
erneuert. »Ein so großes Gelände mitten in einer gewachsenen
Stadtteilstruktur, das ausschließlich Kindern, Jugendlichen und
den Mitarbeitern der Jugendhilfe zur Verfügung steht, ist selten«,
betont Sigrun Maxzin-Weigel.
Rund 7,3 Millionen Euro kostet
die Generalsanierung bis zur Fertigstellung im Frühjahr 2018. Finanziert wird sie unter anderem
durch Zuschüsse, Fördergelder
und Spenden. sob
»BAUSTELLE« heißt das Motto des
Sommerfests im EvKi. Es beginnt am
Freitag, 3. Juli, um 14.30 Uhr rund um
das Deffnerhaus, Karwendelstraße 61.
Es gibt Essen, Spiele – und Musik.
Ein Haus für den Glauben
Sie ist die südlichste evangelische
Kirchengemeinde Deutschlands:
Die Kirchengemeinde Oberstdorf
hat nun »dem Glauben ein Haus
gegeben«, wie es auf ihrer Homepage heißt. Nach gut einjähriger
Bauzeit wird am Sonntag, 5. Juli,
das neue Gemeindehaus eingeweiht. »Ein lichtes und weites
Haus ist entstanden, das Menschen willkommen heißt, gleich,
ob sie in Oberstdorf wohnen oder
hier ihren Urlaub verbringen«,
meint Pfarrer Roland Sievers, der
in der Christuskirche für Gästeund Kurseelsorge zuständig ist.
Möglich wurde der Neubau
durch einen Grundstückstausch
zwischen Kirchen- und Marktgemeinde. Das Gesamtprojekt umfasst auch die Sanierung und Umgestaltung der Christuskirche. Sie
soll noch 2015 angegangen werden. Von den gesamten Baukosten in Höhe von 1,6 Millionen
Euro muss die Kirchengemeinde
600 000 Euro selbst aufbringen.
Durch Spenden und Aktionen
habe man bereits rund 200 000
Euro beisammen, so Sievers. sob
DER FESTGOTTESDIENST zur Einweihung mit Regionalbischof Michael Grabow beginnt am Sonntag, 5. Juli, um 14
Uhr in der Christuskirche.
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augsburg und schwaben
Nr. 27 5. Juli 2015
Sonntagsblatt 17
Aus der Idylle in die Großstadt
Nach elf Jahren verlässt Ingrid Ossig die Urlaubsregion Scheidegg – und geht nach Berlin
Seit 2004 war Ingrid Ossig Pfarrerin im
heilklimatischen Kurort Scheidegg im
Allgäu. In ihrer Amtszeit entstanden das
Samstagspilgern und das Pilgerzentrum
Scheidegg. Nun zieht es die 60-jährige
Pfarrerin mit ihrem Mann in die Großstadt.
D
er Unterschied zwischen dem idyllisch inmitten der Westallgäuer Bergwelt gelegenen Kurort Scheidegg und der quirligen Metropole Berlin könnte größer nicht sein. Und
doch hat sich Ingrid Ossig entschieden. Sie
geht mit ihrem Mann nach Berlin, nach Kreuzberg. Nicht, um dort eine neue Pfarrstelle anzunehmen. Sie setzt sich zur Ruhe.
»Kultur, Theater, die Philharmonie, vielleicht später mal Seniorenuni, das möchten
wir auch dann noch genießen, wenn wir nicht
mehr so mobil sind«, sagt die 1954 geborene
Theologin. »Ich wollte schon im Studium immer nach Berlin. Meine Schwester lebte zehn
Jahre dort.« Ihr Mann habe dort einen Teil seiner Ausbildung absolviert, erzählt Ossig.
Ende Juni wurde die Pfarrerin mit einem
Festgottesdienst in der Auferstehungskirche verabschiedet. Seit 2004 war sie Pfarrerin in Scheidegg, in einer typisch verzweigten Diaspora-Situation. »Wenn ich am Sonntag
im Markt Weiler bin und Gottesdienst halte,
weiß ich genau, wer wo sitzt«, erzählt sie. In
Scheidegg dagegen stellen die Einheimischen
nur ein Drittel der Gottesdienstbesucher. »Die
Urlauber und die Patienten der umliegenden
Kurkliniken machen das Gros aus.«
»Gemeinde auf Zeit«
Rund 40 Kilometer sind die äußersten
Gemeindegrenzen in Scheidegg voneinander
entfernt. In der rund 1800 Mitglieder starken
Kirchengemeinde war die Pfarrerin zuständig
für Pfarramtsführung und Gemeindearbeit.
Unterstützt wurde sie von Diakon Bertram
Linsenmeyer, der für die Urlauber- und Klinikseelsorge zuständig ist.
»Wir sind Gemeinde auf Zeit«, sagt Ossig.
Weil die Gäste nur eine gewisse Zeit in Scheidegg verbringen, gibt es viele niederschwellige
Angebote. Im Sommerhalbjahr gibt es vierzehntägig einen Sonnenuntergangsgottesdienst; Sonntagabend wird auf dem Kreuzberg
zum Abendliedersingen eingeladen. Es gibt Kinoabende; einmal im Monat lädt die Kirchengemeinde zum Konzert in die Auferstehungskirche ein. Das Taizé-Gebet gibt es seit mehr
n »Wer pilgert, geht auf Spurensuche«, sagt Ingrid Ossig. Elf Jahre lang arbeitete die 60-Jährige als
Pfarrerin in Scheidegg. Nun macht sie sich selbst auf den Weg – nach Berlin-Kreuzberg. als 20 Jahren in Scheidegg. Ossig hat es von
Vorgänger Pfarrer Peter Bauer übernommen.
Von den Gästen der Kliniken kam jedoch der
Wunsch: »Einmal im Monat ist uns zu wenig.
Wir wollen mehr.« Mittlerweile kommen bis zu
30 Leute sonntagabends zum Taizé-Gebet, davon vier Fünftel Gäste, so die Theologin.
»Es sind vor allem viele kleine Begebenheiten, die für mich in meiner Zeit in Scheidegg
sehr anrührend waren«, sagt Ossig. Einige
Meilensteine jedoch gibt es: 2013 feierte die
Gemeinde »50 Jahre Auferstehungskirche«,
seit 2006/2007 gibt es die Waldweihnacht mit
Bläserbegleitung, die mit rund 100 Besuchern
vor dem Panorama der Vorarlberger Bergwelt
längst zu einer Institution geworden ist.
Und dann ist da noch das Samstagspilgern,
das die Gemeinde weit über die kommunalen
Grenzen hinaus bekannt gemacht hat und auf
Ossigs Initiative hin entstand. »Pilgern ist eine
uralte, heute ökumenisch geschätzte Form der
christlichen Spiritualität«, erklärt sie. »Beim
Samstagspilgern kann man gemeinschaftlich
Unterwegssein für einen Tag erfahren.« Das
Angebot sei offen für alle und finde in Begleitung von ehrenamtlichen Wegbegleitern oder
kirchlichen Seelsorgern statt.
Die Eröffnung des Pilgerzentrums Scheidegg 2007 war dann ein konsequenter Schritt
Foto: Eder
für die Kirchengemeinde. »Die Überlegung
war, ein Gemeindezentrum so zu bauen, dass
es auch als Pilgerstätte genutzt werden kann«,
erklärt die Pfarrerin. Die Rechnung ist aufgegangen. Seit der Eröffnung des Zentrums
kamen bereits rund 2000 Besucher in die
Pilgerherberge; jährlich sind 300 Pilger in dem
Zentrum in Scheidegg zu Gast.
Eine Leidenschaft hat die Pfarrerin für das
»Heilsame Singen« mit Patienten entdeckt.
»Es sind einfache Lieder, wie Mantras, die den
Menschen Heilung bringen«, schwärmt Ossig,
die privat gerne Klassik von Bach bis Bruckner
hört und selbst Klavier und Gitarre spielt. Mit
Freude habe sie auch mit Kindern gesungen:
beim Kinder- oder Weihnachtsmusical.
Die Verbindung des evangelischen Kirchenchors »Chörle« mit dem Chor der katholischen Pfarrgemeinde war für sie stets Anlass
zur Dankbarkeit. »Hier ist beim ökumenischen
Singen und Musizieren eine gute Gemeinschaft gewachsen«, meint Ossig. Auch anlässlich des Abschieds der Pfarrerin gaben beide
Chöre ein gemeinsames Konzert.
»In meinem Herzen nehme ich diese wunderbare Landschaft mit«, sagt Ossig. »Und
auch die vielen berührenden Begegnungen
mit den Menschen hier vor Ort. Dafür bin ich
dankbar.« Hanna Eder
18 Sonntagsblatt
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augsburg und schwaben
Nr. 27 5. Juli 2015
augsburg
GAE tagt in Straßburg
LEUCHTFEUER heißt die
Installation des Augsburger
Künstlers Thorsten Braunbarth,
die derzeit im Ostchor der
St. Anna Kirche zu sehen ist.
84 Baustellenwarnleuchten
stehen dort auf dem Boden.
Sie blinken in regelmäßigem
Rhythmus. Zugleich hat jede
ihren eigenen Puls. Braunbarth
hat das Kunstwerk zur »Langen
Nacht des Lichts« in Augsburg
geschaffen. Der Kontrast,
den die Bauleuchten zum
Kircheninneren bilden, ist
gewollt: »LEDs und Plastik
stehen im Gegensatz zu
altehrwürdigen Materialien
des Kirchenraums«, sagt der
Künstler. Durch das regel­
mäßige Blinken enstehe
»eine eigene Dynamik, alles
scheint in Bewegung zu
geraten«. Besucher sollen die
Installation bewusst begehen:
Das Werk wolle Orientierung
und Hoffnung vermitteln. Die
Installation ist noch bis 19. Juli
zu sehen. Infos auf www.stanna-augsburg.de Foto: Jalsovec
gottesdienste vom
5. bis 11. juli
augsburg
St. Anna: So 10 m. A. Hegner, gl. KG, 11.30
Hegner, Mo – Sa 12 Mittagsgebet, Do 18
m. A.
Diakonissenhaus: So 9 Ludwig, Di u. Fr
18.45 And., Sa 18.45 WochenschlussG
St. Ulrich: So 10 m. A. Offenberger, 18
Offenberger (Hlg. Geist), Fr 19 ökum.
SegnungsG z. Ulrichswoche Hartmann/
Kreiselmeier
Protest. Friedhof: So 18 Zelinsky
St. Jakob: So 9.30 m. A. Benning, 18 Fest
z. Ehre Gottes, gl. KG (Freilichtbühne),
19 HochschulG Waldow,
Heilig Kreuz: So 10 FamG Ratz/Team, Mi
18 JugendG, Offenberger
Barfüßerkirche: So 9.30 m. A. Zelinsky,
Mo – Fr 7.30 Morgengebet, Di 18 TaizéGebet, Di 19 Herzensgebet
St. Andreas: So 10 ökum. G Küffer/Nawa
(Gartenanlage Herrenbach)
Auferstehungskirche: So 10 m. A.
Bissinger
Christuskirche: So 10 FestG z. Goldenen
Konfirmation m. A. Dempewolf
– Gemeindezentr. Maria u. Martha: So
8.30 Dempewolf
Dreifaltigkeitskirche: So 10 Römer
– Inningen: So 9.30 Wieker
– Leitershofen: So 11 Wieker
– Hessingklinik: Sa 18 m. A. Wieker
Erlöserkirche: So 9.30 m. A. Fischer
(m Silberner, Goldener u. Diamantener
Konfirmation), Di 19 ökum. Gebet
Landeskirchliche Gemeinschaft:
So 10 FamG, 18 Fest z. Ehre Gottes
(Freilichtbühne)
St. Johannes: So 9.30 m. A. Aujezdsky, Fr
19 Holler
St. Lukas: So 9.30 Meyer
St. Markus: So 9.30 Beltinger (m.
Konfirmanden-Vorst.)
St. Matthäus: So 10 m. A. (alk.frei)
Bachmann
St. Paul: So 10 Fessler, Fr 19 ökum. G
(Apostelin-Junia-Kirche)
Friedenskirche: So 10 FamG Weiner
Paul-Gerhardt-Kirche: So 9 m. A. Schäfer
– Stephanuskirche: So 10.30 m. A.
Schäfer
St. Petrus: So 10 m. A. Kramer, gl. KG
St. Thomas: So 9.30 m. A. Tiggemann,
gl. KG
– St. Thomas Chapel: So 11 Tiggemann,
gl. KG
Zentralklinikum: So 9 m. A. (alk.frei)
Müller, Di 19 ökum. G Müller, Do 19
Grünert
region
Aichach: So 10.30 G
– Altomünster: So 9 G
Straßburg, das Elsass und die Situation der Kirche dort stehen im
Mittelpunkt der Jahrestagung der
Gesellschaft zur Ausbreitung des
Evangeliums (GAE). Die Fahrt
nach Straßburg findet vom 20. bis
23. August statt. Anmeldungen
sind bis 6. Juli möglich bei Pfarrer
i. R. Christian Holler in Augsburg,
Telefon (01 72) 4 69 82 55 oder
per E-Mail: gesellschaft-zur@
ausbreitung-des-evangeliums.de sob
Augsburg
Konzert für die Drogenhilfe
Ein Benefizkonzert für die Drogenhilfe Schwaben geben Studierende
des Augsburger Leopold-MozartZentrums. Am Sonntag, 5. Juli, spielen sie ab 18 Uhr im Augustanasaal
im Annahof Klavierwerke von Bach,
Mozart, Debussy oder Gershwin.
Am Dienstag, 21. Juli, gibt es ab 16
Uhr einen ökumenischen Gottesdienst zum Drogentotengedenktag
in der Annakirche.
sob
Pfäfflingen/löpsingen
Gottesdienst der Posaunisten
Seit Herbst 2014 nahmen Bläser
verschiedener Posaunenchöre am
Chorleiterlehrgang in Enkingen im
Dekanat Nördlingen teil. Zum Abschluss laden sie zu selbstgestalteten Gottesdiensten ein. Sie finden
am Sonntag, 5. Juli, statt: in der Kirche St. Michael in Löpsingen ab 9
Uhr und in St. Georg in Pfäfflingen
ab 10.15 Uhr.
sob
Bobingen: So 9.30 FestG z. Goldenen
Konfirmation Lukas, gl. KG
Diedorf: So 10 Büching, Do 21
Nachtkirche
Friedberg: So 10.30 Nickel/Deher
Gersthofen: So 10 Wolf, gl. KG, Sa 16
FamG
Kissing: So 10 Mühlendyck, gl. KG
Königsbrunn: So 9 Kring, Di 19 ökum. And.
(Nepomukkapelle)
– Martin-Luther-Haus: So 10.30
Graßmann (m. Konfirmanden-Vorst.)
Lechfeld: So 10 m. A. Halder, Fr 8
Gemeindegebet
Meitingen: So 9.30 m. A. Maly-Motta,
gl. KG
Wertingen: So 10 m. A. Schuster
Mering: So 10 m. A. Langanke
Neusäß: So 10 m. A. Agnethler, gl. KG
Westheim: So 10 Renner, gl. KG
Schwabmünchen: So 10.30 Kögel, gl. KG
– Langerringen: So 9 Kögel
Dinkelscherben: So 9 Strauch
– Adelsried: So 10.30 m. A. Strauch
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München und Oberbayern
Nr. 27 5. Juli 2015
Sonntagsblatt 15
Langfinger am Opferstock
In Oberbayern gab es im Jahr 2014 die meisten Diebstähle aus Kirchen
Eingebrochen und geklaut wird auch im an sich
sicheren Freistaat Bayern täglich und überall –
aber wenn Kirchen, Synagogen oder Moscheen
das Ziel der Langfinger sind, erregt das
zumindest das öffentliche Interesse. Besonders
beliebt unter Dieben sind die Gotteshäuser in
Oberbayern.
D
ie Zahl der Einbrüche in Kirchen oder
der Diebstähle aus Kirchen ist in Bayern seit Jahren relativ konstant. 2014 habe es
bayernweit mehr als 450 solcher Fälle gegeben, teilte das Bayerische Landeskriminalamt
mit. Im Jahr 2013 seien es mit 533 gemeldeten Fällen überdurchschnittlich viele gewesen, in den Jahren davor lagen die Fallzahlen aber etwa auf dem Niveau von 2014. Auch
in den einzelnen Polizeipräsidien gibt es keine Hinweise auf eine signifikante Zunahme
solcher Taten.
Die Ermittler unterscheiden bei solchen Delikten zwischen »Diebstahl ohne erschwerende Umstände«, also wenn in unverschlossenen Kirchen Inventar geklaut oder
Kirchenbesucher bestohlen werden, und zwischen »Diebstahl unter erschwerenden Umständen«.
Letzteres ist immer dann der Fall, wenn
nicht nur etwas unerlaubt mitgenommen
wurde, sondern dafür auch noch die Kirche
an sich oder zum Beispiel Türen, Opferstöcke oder Tabernakel aufgebrochen wurden.
Auch wenn man diese Delikte in der Statistik trennt, ergibt sich keine Veränderung der
Fallzahlen.
Die Täter werden nur selten gefasst
Spitzenreiter unter den bayerischen Regierungsbezirken bei diesen Delikten ist Oberbayern. Dort gab es 2014 insgesamt 69 Diebstähle ohne erschwerende Umstände (2013:
68) und 101 Diebstähle unter erschwerenden
Umständen (2013: 94). Die wenigsten Taten
in beiden Bereichen gab es in Oberfranken.
Laut Bayerischem Landeskriminalamt gab es
dort vergangenes Jahr acht Fälle von Diebstahl ohne erschwerende Umstände sowie
neun Fälle unter erschwerenden Umständen.
Keines der Polizeipräsidien kann Angaben
n Nicht nur für Gläubige interessant: Kirchen wirken auch auf Diebe anziehend. zum Motiv der Täter machen. Das liegt vor
allem an den eher niedrigen Aufklärungsraten. Im ganzen Freistaat konnten vergangenes Jahr nur 13,2 Prozent der Diebstähle ohne
erschwerende Umstände aufgeklärt werden
(2013: 15,2 Prozent), bei den Diebstählen unter erschwerenden Umständen waren es 2014
immerhin 24,3 Prozent (2013: 31,9 Prozent).
»Wir gehen in den meisten Fällen von einer
schlichten Bereicherungsabsicht aus«, erläuterte ein oberfränkischer Polizeisprecher.
Kunstwerke oder kunsthandwerklich wertvolle Gegenstände würden in Kirchen nur selten
gezielt gestohlen.
Der Sprecher der bayerischen evangelischen Landeskirche, Johannes Minkus, weiß
ebensowenig von regionalen oder saisonalen Häufungen solcher Fälle wie seine katholischen Kollegen in den Erzbistümern und
Foto: epd
Bistümern. Bambergs Erzbistums-Sprecher
Harry Luck sagt, die Kirchen seien »subjektiv wahrgenommen« auch weit weniger häufig das Ziel von Dieben als etwa Kindergärten. Von Videokameras oder geschlossenen
Kirchen hält man im Erzbistum nichts, ebenso im Bistum Würzburg: »In vielen Kirchen
zeigen Ehrenamtliche Präsenz.« Das sei wirkungsvoller.
Dass dennoch mitunter der Eindruck entsteht, Einbrecher und Diebe suchten sich besonders oft Kirchen, Synagogen oder Moscheen als Ziel aus, liege daran, dass es eben
keine »alltäglichen Tatorte« sind, und daher
auch die Medien gezielt darüber berichten,
erläutert ein Kriminalpolizist: »Für die meisten Menschen ist das nach wie vor ein Tabu:
Aus religiösen Gebäuden klaut man schon
dreimal nichts.«
Daniel Staffen-Quandt
Redaktion: Brigitte Vordermayer • Birkerstraße 22 • 80636 München • Tel. (0 89) 1 21 72-143 • Fax -304 • [email protected] • www.sonntagsblatt-bayern.de
16 Sonntagsblatt
aus den gemeinden
GOTTESDIENST MIT BACH:
Die Erlöserkirche in MünchenSchwabing lädt ein zum Gottesdienst mit Bachkantate »Wer
nur den lieben Gott lässt walten« am Sonntag, 5. Juli, um 10
Uhr, mit dem Santori-Ensemble,
Solisten und Chor der Erlöserkirche unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Michael Grill.
Der Eintritt ist frei.
NACHTKONZERT IM SOMMER:
Die evangelische Kirchengemeinde in Herrsching veranstaltet auch
in diesem Sommer wieder die
»Nachtkonzerte«. Die vier Sommerabende beginnen jeweils um
21 Uhr ab Sonntag, 5. Juli. Das erste Nachtkonzert 2015 »Crossover
Improvisationen« findet bei gutem
Wetter als Open-Air-Konzert im
Innenhof der evangelischen Erlöserkirche Herrsching statt. Mit Gesang, Gitarre, Saxofon, Gambe und
Posaune improvisieren die Musiker
mit Klängen von Renaissance bis
zu Gospel und Jazz. Der Eintritt ist
kostenlos, die Gemeinde bittet um
Spenden.
KUNST IM GOTTESDIENST:
Zu einem Kunst-Gottesdienst lädt
die Lätarekirche München am 5.
Juli um 10 Uhr ein. Seit Karfreitag
sind in der Kirche mehrere Bilder
und Skulpturen der Schwabinger
Künstlerin Manu Wondratschek
ausgestellt, die sich mit Kreuz
und Leiden Jesu Christ beschäftigen (Foto: KG). Diese stehen im
Mittelpunkt der Predigt von Pfarrer Klaus Gruzlewski unter dem
Thema »Welches Kreuz passt zu
uns?«.
München und Oberbayern
gottesdienste vom
5. bis 11. julii
münchen
Adventskirche:  So 10 GD m.A. Vocke, St.
Lukas Westkreuz: So 18 GD Vocke, AHWestkreuz: Fr 15.30 GD
Andreaskirche: So 10 FamGD m.A.
Sippekamp, Sa 11 TaufGD Sippekamp,
Friedenskapelle: So 8.30 GD m.A.
Sippekamp, Kath. St. Matthias: Fr 19.30
Taizé-Gebet
Apostelkirche: So 9.30 GD m.A. u.
AbschiedsGD Grötzner
Auferstehungskirche:  So 10 GD m.A./
KiGD Höhne, Kapelle: Mi 18.30 And Geyer
Bethlehemskirche: So 10 GD Merk
Carolinenkirche: So 10 GD m.A.
Einführung Martina Stieber/KiGD Jahnel/
Dörrich/Stieber
Christuskirche:  So 10 GD m.A. Gross,
RotkreuzKH: So 8.30 GD m.A. Gross
Dankeskirche:  So 10 GD m.A. Mandt
Dreieinigkeitskirche: So 10 GD m.A., KH
Bogenhausen: So 19 GD m.A. Köppen
Emmauskirche:  So 10 GD m.A.
Bomblies, KH Harlaching: Sa 19 GD m.A.
Hüfner
Epiphaniaskirche: So 10 FamGD, Do 20.30
Taizé-And
Erlöserkirche: So 10 KantatenGD/KiGD
Raabe, Mo 19 ExamensGD Gmelin, Sa 11
TaufGD Gmelin, Erlöserkirche/Pfarrgarten:
Sa 15 GD zum Gemeindefest Steck, KH
Schwabing: Mi 15 SegnungsGD Breit, AH St.
Nikolaus: Mi 16.30 GD m.A. Raabe
Evangelisch-Reformierte Gemeinde:
München I: So 10 GD Blikslager
Evangeliumskirche:  So 9.30 GD
m.A. Linhardt, Di 19 GD Monninger, AH
Augustinum-Nord: So 11 GD Linhardt
Friedenskirche:  So 10 GD m.A. Scherer,
Mi 19 GD Greifenstein
Gethsemanekirche: So 9.30 GD m.A.
Bliese, AH St. Josef: Fr 15 GD m.A.
Sippekamp, AH Partnachplatz: Di 16 GD
Sippekamp
Gustav-Adolf-Kirche:  So 15
EinführungsGD m.A. von Pfarrer Stefan
Ammon/KiGD Schulz/Steinbauer
Heilig-Geist-Kirche:  So 9.30 kein
GD, Magdalenenkirche: So 11 GD
Abschied Hilmes, Sa 14 TaufGD Knecht,
Olympiakirche: So 10 GD Götz
Himmelfahrtskirche Pasing: GZ
Lochhausen: So 9.30 GD Fischer-Röhrl, So
10 GD m.A. Braml, St. Joseph: Di 14.30 GD
»Unterbrechung«
Himmelfahrtskirche Sendling:  So 10
GD m.A./KiGD Borger, So 19 Orgelvesper
Kail
Hoffnungskirche: So 10.30 GD m.A.
Liepold, Michaelskirche Freimann: So 9 GD
m.A. Liepold, AH Kieferngarten: Sa 18
GD m.A.
Immanuel-Nazareth: Immanuel-KiGa:
So 10 FestGD zum Sommerfest Untch,
Kleingartenanlage am Denninger Anger: Sa
10.30 ÖGD Untch
Jesajakirche: So 9.30 GD m.A. Kobilke
Jubilatekirche:  So 10.30 FamGD
Degkwitz
Kapernaum-Bethanien:  Bethanienkirche: So 9 GD m.A. Kietzell, Kapernaumkirche: So 10.15 GD m.A. Kietzell
Kreuzkirche:  So 9.30 GD m.A. Geyer, So
11.15 PredigtGD Geyer, Sa 11 TaufGD Wilde
Lätarekirche: So 10 GD Gruzlewski, Sa
11 KiGD, AH Horst-Salzmann-Zentrum:
Mi 16.15 GD Schiefer, AH GeorgBrauchle-Haus: Mi 10 GD Schiefer, KH
Neuperlach: Mi 18 GD m.A. Bomblies, AH
Phönixzentrum: Fr 10.30 GD Schiefer
Lutherkirche: So 10 GD m.A. Steger, So
11.30 TaufGD Steger
Nikodemuskirche: So 10 GD Haußmann,
Fr 18.30 Gebet
Offenbarungskirche:  So 10 GD Kobilke
Passionskirche: So 10 GD Hess, AH
Baierbrunner Str: Mo 16 GD m.A. LoreckSchwab, AH Murnauer Str: Mo 9.30 GD
m.A. Loreck-Schwab
Paul-Gerhardt-Kirche: So 9.30 GD m.A./
KiGD Fietz, So 11.15 GD/KiGD Fuchs, Fr 19
GD Agape, GemH: Do 10 Pastoralgebet
Fuchs, Alfons-Hoffmann-Haus: Di 16 GD
m.A. Fietz, Krypta: So 9.30 GD Ernst, AH
Westpark: Mi 18.45 GD Fuchs
Philippuskirche: So 9.30 GD m.A.
Trimborn
Reformations-Gedächtnis-Kirche: So
10.30 FamGD Schmidt, KH Großhadern: So
18.30 GD m.A. Labitzke
Rogatekirche: So 10 GD Schulz
Simeonskirche: So 10 GD m.A. Kietzig
Sophienkirche: So 10.15 KrabbelGD
St. Johannes: KH Rechts der Isar: Do 19
GD m.A. Stenglein, So 10 GD m.A./KiGD
Skerlec
St. Lukas: So 10 GD m.A. Zeidler, So 18
ThomasVesper, Do 22 Nachtkirche, Sa 10
ÖGD zum Christopher-Street-Day m.A.
Gottschling, Martinskapelle: So 11.45 GD
m.A./KiGD Zeidler
St. Markus: So 11.15 FamGD Scheler,
Mi 12 Gebet Roth, St. Willibrord: Di 19
ÖGebet, AH Heßstr: Fr 18 GD Scheler
St. Matthäus: So 8.30 GD m.A. Roth, So
10 GD m.A. Roth, So 18 GD Ritter, Mi 12
Gebet Roth, Fr 18.30 Gebet Toellner
St. Paulus: So 9.30 GD m.A. Trimborn
Stephanuskirche:  So 11 GD Arzberger
Versöhnungskirche:  So 10 FamGD m.A.
Team
region
Baldham: GSD-Saal: Fr 10.30 GD m.A.
Sedlmayr, So 9.30 GD m.A. Sedlmayr,
Sa 10.30 KiGD, Sa 15.30 KiGD, AH
Wiesengrund: Di 10.30 GD m.A. Sedlmayr
Dachau:  Friedenskirche: So 10
GD Last, Gnadenkirche: So 9.30 GD,
Versöhnungskirche: So 11 GD m.A., Fr 12.30
ÖVersöhnungsgebet
Feldkirchen-Aschheim: Heimstettener
See: So 11 FamGD m. Taufen Kießling-Prinz
Garching: So 10 KiGD
Germering: Dietrich-Bonhoeffer-Kirche: So
10 GD m.A. Leuze, Jesus-Christus-Kirche: 
So 10 GD m.A. Benoit
Gröbenzell: So 10 GD m.A. Drini, So
11.30 TaufGD Drini, Klosterweg: Sa 20
ÖJugendGD, St. Johann Baptist: So 19
ÖAbendlob
Grünwald: So 12 ÖGD Barth
Haar: So 10 FamGD m. Tauferinnerung
Imhof, KMO: So 18.30 GD m.A. Hille
Höhenkirchen: So 10 GD Stritar,
Leonhardikirche: Fr 18 And Lotz, Mariä
Geburt: Di 19 ÖFriedensgebet
Ismaning-Unterföhring: Bürgerstift
•
Nr. 27 5. Juli 2015
Neue Vortragsreihe zu
Religion und Gesellschaft
München. Die Bayerische
Akademie der Wissenschaft
startet eine Vortragsreihe
zum Thema »Religion und
Gesellschaft: Sinnstiftungssysteme im Konflikt«. Die
Vortragsreihe folge dem Bedürfnis, neue »Formate des
Sprechens über Religion« zu
entwickeln. Den ersten Vortrag am Mittwoch, 8. Juli,
um 19 Uhr hält die Islamwissenschaftlerin Gudrun
Krämer zum Thema »Spannungsfelder: Der Islam, die
Muslime und die säkulare
Moderne«. Insgesamt umfasst die Reihe 14 Veranstaltungen, die sich Themen
wie »Religion und Gewalt«,
»Recht und Religion«, »Religion und Gender«, »Vielfalt der Christentümer« und
»Blasphemie« widmen. epd
Ismaning: Mi 10.30 GD Klingenberg,
Gabrielkirche: So 9.30 GD Klingenberg,
Rafaelkirche: So 11 FamGD Stolz, So 19
ÖFriedensgebet Sellmeier
Karlsfeld: So 10 GD m.A. Künneth
Kemmoden-Petershausen: GZ
Petershausen: So 10.30 GD offene Form,
Markt Indersdorf: Mo 19.30 ÖGebet
Kirchheim: Fr 16.30 KiGD, Heimstettener
See: So 11 SeeGD Kießling-Prinz
Neubiberg: So 10.30 GD m.A.
Hirschsteiner
Oberhaching: So 10 FestGD m.A./KiGD
Schaller/Mpolo
Oberschleißheim: So 11 GD
Ottobrunn-Neubiberg-Hohenbrunn:
AH Riemerling: So 9 GD Wist, GS: So
11.30 KiGD Wist, Waldkapelle: Mi 19
Friedensgebet Wist
Pullach: So 10 GD Zöbeley, AH Georg: Fr
11 GD Zöbeley, AH am Wiesenweg: Fr 16
GD Zöbeley
Taufkirchen: Rathausplatz: So 10
ÖSommerfest, AH Hachinger Bach: Mi 10
GD Rohrbach
Unterhaching: So 10 GD, So 16
Kinderchorkonzert Klose, Sa 15 FamGD, AH
Parksee: Do 18 GD Hartenstein
Unterschleißheim: Haus Valentinspark: Mi
16 GD m.A. Kautschak, Maria-MagdalenaHaus: So 10.30 GD m.A./KiGD Pace,
Schlosskapelle Haimhausen: So 9 GD m.A.
Pace
oberbayern
Altötting: So 10.30 GD Sehmisch,
Neuötting: So 9 GD m.A. Sehmisch,
Garching: So 9.30 GD Thoma, Marktl: So
11.15 GD Thoma
Aschau-Bernau: So 10.30 GD m.A.
•
Nr. 27 5. Juli 2015
Bernau: So 9 GD
Bad Aibling: So 10 GD m.A./Gebet/
Segnung Wiesinger, Bad Feilnbach: So
8.30 GD m.A. Wiesinger
Bad Endorf: So 10 GD m.A./KiGD Probst
Bad Reichenhall: So 9.30 GD m.A./KiGD
Wirth
Bad Tölz: So 9.30 GD Steinbach,
Franziskanergarten: So 11 KlKiGD/
Gemeindefest Steinbach
Bad Wiessee: So 9.30 GD Böttcher
Berchtesgaden: So 10.30 GD Sellner,
Schönau: So 9.30 GD Gerstner, Insula: So
9.15 GD m.A. Sellner, Bischofswiesen: Sa
(4.7.) 17 Ökum. KiGD Gerstner, Bindalm: Sa
(4.7.): 11 GD Gerstner, Hirschkaser: Sa 11 GD
Berg: Aufkirchen: So 18.30 MusikGD
Habdank, Gemeindehaus-Garten: Fr 17
Andacht
Burghausen: So 10 GD m.A./KiGD Fecke
Burgkirchen: So 10 GD m.A. Klopfer
Ebenhausen: So 10.30 GD m.A. Stamm,
Straßlach: So 9 GD m.A. Stamm
Ebersberg: So 10.30 GD/KiGD Krüger,
Kirchseeon: So 9.30 GD m.A. Thumser
Eichenau: So 10 GD Breit, So 16 Ökum.
JuGD u. Sponsorenlauf – Schmidt
Erding: Christuskirche: So 9 GD Schwenk,
Erlöserkirche: So 10.30 GD Oechslen,
Forstern/Kath. Kirche: So 10.30 GD m.A.
Schwenk, Schloss Aufhausen: So 19 Musik.
Andacht Oechslen
Feldafing: Pöcking/Dampfersteg
Possenhofen: So 9.30 SeeGD Stein,
Heilig-Geist-Kirche: Sa 11 TaufGD Tikwe,
Johanniskirche/Gemeinderaum: Di 19 TaizéGebet Schauer/Tikwe
Flughafen München: Christophoruskapelle:
So 11 GD Grunert
Freilassing: So 10 KiGD Seißler,
Mitterfelden: So 10 KiGD Pfautsch,
Ingolstädter Haus: So 11 Ökum. BergGD
Buckel/Scheuerer, Mi 10 Andacht
Freising: Paul-Gerhardt-Haus: So 8
GD Löser, So 19.30 Andacht, ChristiHimmelfahrts-Kirche: So 9.30 GD m.A.
Löser, Mi 18.30 Andacht, EpiphaniasZentrum: So 11 GartenGD/Sommerfest
Prusseit
Fürstenfeldbruck: Erlöserkirche: So 10.30
GD/KiGD Reimers, Versöhnungskirche: So 9
GD Reimers, Gnadenkirche: So 10 GD m.A./
Gold. Hochzeit u. KiGD Leitz-Zeilinger
Garmisch-Grainau: So 9 GD m.A.
Borchardt, So 11 Ökum. MotorradfahrerGD
a. Hausberg, Grainau: So 11 GD m.A.
Borchardt
Gauting: Ulrichskircherl: So 11 GD i. Grünen
Graeff
Geretsried: Petruskirche: So 9.30 GD m.A./
Gemeindefest Heckel
Gilching: So 9.30 GD m.A./KiGD Greim
Gmund: So 10.30 GD Kopp-v.Freymann,
Schaftlach: So 9 GD Kopp-v.Freymann
Gräfelfing:  Friedenskirche: So 10.30 GD
m.A. Althaus, Michaelskirche: So 11 GD/
KiGD
Grafing: So 10.15 WaldGD m.A.
(Mariensäule)
Grafrath: So Musik. Abendandacht,
Mammendorf: So 10 GD m.A./
Psalmensingen Böser, So 19 TaizéGD,
Türkenfeld: So 11.30 GD Böser
Herrsching: So 9.30 GD Parche, Seefeld: So
11 GD Smart, Inning: So 11 GD Parche
Holzkirchen: So 9.30 FamGD m. Konfis/
Gemeindefest Dörrich
Kochel: So 10.30 SeeGD Wellner/Gust
Landsberg: So 9.30 GD Frieß, So 11
München und Oberbayern
TATORT: REGIONALBISCHÖFIN – »So macht Kirche
Spaß!«, rief Susanne Breit-Keßler (re.) am Ende ihres
Jahresempfangs außer Puste ins Mikrofon. Schuld daran,
dass sie und ihre Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft
atemlos in die Nacht gingen, war der Münchner TatortKommissar Miro Nemec (li.). Mit seiner Band »Asphyxia«
heizte er der Regionalbischöfin von München und Oberbayern ordentlich ein – und die verwandelte den Boden
der Münchner Allerheiligenhofkirche kurzerhand in eine
Tanzfläche. Es dauerte nicht lange, und viele ihrer Freunde,
Kollegen und Bekannten taten es ihr gleich. Ausgelassen
und fröhlich tanzten sie animiert von Rampensau Nemec
aus dem Tag. Es sei wichtig, auch mal abzuschalten, Spaß
Kreuz-und-quer-GD Martin, Leeder/
Hofgartenhaus: So 10.30 GD Möller
Lenggries: So 9.30 GD m.A. Gerg
Markt Schwaben:  So 10 GD m.A./KiGD
Fuchs, Anzing: So 11.15 FamGD Fuchs
Miesbach: So 10.30 FamGD/Gemeindefest
Sergel-Kohls, Schliersee: Sa 18.30 GD
Mittenwald: So 10 GD Scheel, So 11 KiGD
Scheel, Fr 19 Andacht, Krün/St. Sebastian:
So 18 Rothe, Kapelle Maria Königin am
Lautersee: Mi 11 BergGD, Maria Rast/
Buckelwiesen: Do 11 BergGD, Wallgau/Kreuz
am Otenwanger Weg: Fr 11 BergGD, Westl.
Karwendelspitze Bergstation: Sa 14 BergGD
Murnau: So 9.30 GD Rogge, Bad Kohlgrub:
So 11.15 GD Rogge
Mühldorf: So 10 GD m.A. Vogt, Ampfing: So
10 GD m.A. Krischock
Oberallershausen: So 9.30 GD m.A.
Winkler, Schweitenkirchen: So 11 GD
Winkler
Oberammergau: So 10 GD m.A. Sachi
Olching: Johanneskirche: So 10 KiGD Sauer,
So 11.30 TaufGD Sauer, So 19 Taizé-Andacht
Sauer, Emmaus-GZ: So 10 GD
Partenkirchen: So 10.30 GD Detzer,
Burgrain: So 10.30 GD m.A. Konrad,
Sonntagsblatt 17
zu haben und zu genießen, betonte Breit-Keßler. Das gebe
Kraft für die täglichen Herausforderungen. Konkret ging
es an diesem Abend um die Herausforderung »Menschen
beherbergen«, also darum, wie die Gesellschaft mit Flüchtlingen umgeht. Vor dem »Tanz-Tatort« betonte Münchens
Oberbürgermeister Dieter Reiter die Leistung von Kirche
und Diakonie bei der Flüchtlings-Betreuung: »Fast jede
Kirchengemeinde engagiert sich derzeit in der Flüchtlingshilfe«. Der Regierungspräsident von Oberbayern, Christoph
Hillenbrand, erklärte, derzeit gebe es in Oberbayern 38 500
Flüchtlinge. Für die Unterbringung nach der Erstaufnahme
stünden 24 000 Plätze zur Verfügung. Bis Jahresende müsse
diese Zahl auf 42 000 erhöht werden. Foto: mck/Text: bvo
Farchant: So 9 GD m.A. Detzer, Oberau: So
9.15 GD m.A. Konrad
Peißenberg: So 10.15 GD m.A./KiGD
B.Mogk, Hohenpeißenberg: So 9 GD m.A.
B.Mogk, Kath. Kirche: Mi 18 Ökum. Gebet,
Rottenbuch: So 18 GD m.A. B.Mogk
Peiting: Herzogsägmühle: So 10
DorffestGD/KiGD
Penzberg: So 10 GD Gassert, Steigenberger
Hof: So 9 GD Gassert, Seeshaupt: So 10 GD
Pfaller
Planegg: So 10.10 FamGD m.A. Krusche/
Liess/Minth
Poing:  So 10 GD/KiGD Simonsen
Prien: So 9.30 GD m.A./KiGD Wackerbarth,
Marktplatz: So 10.30 Ökum. JazzGD
Hofstetter/Wackerbarth, Schären: Mi 19
Andacht C.Wackerbarth
Puchheim: So 10 GD/KiGD Ambrosy
Rosenheim: Erlöserkirche: So 10 GD m.A.
B.Rother, Apostelkirche: So 10 GD m. Taufe
Wirth, Versöhnungskirche: So 10 GD/KiGD
Görmann
Schongau: Herzogsägmühle/Deckerhalle:
So 10 DorffestGD Bedford-Strohm
Starnberg:  So 9.30 GD m.A./KiGD/
KlKiGD Schroeder, Söcking/Rummelsberger
Heim: So 11 GD m.A. Pfister
Stockdorf: So 9 GD m.A. Esche
Tegernsee: So 9 GD m.A. Schröter,
Rottach-Egern: So 10.15 GD m.A. Schröter,
Wallbergkircherl: Sa (4.7.) 11 BergGD, Sa 11
BergGD
Traunstein: Auferstehungskirche: So 10 GD
Pichlmeier, Paul-Gerhardt-Haus: So 10 GD
Reichel
Traunreut: So 10 GD f. junge Leute/KiGD/
KlKiGD u. Sommerfest Marien/Hradetzky
Tutzing: So 10.15 GD m.A./Taufe GeißlingerHenckel, Kustermannpark: So 10.30 Ökum.
FestGD Brummer/Wilhelm, Bernried/
Hofmarkskirche: So 9 GD m.A. GeißlingerHenckel
Waldkraiburg: So 9.30 GD m.A. Schmidt,
Kraiburg: Sa 18 GD Gottschling
Wasserburg am Inn: So 10 GD m.A. Möller,
Gabersee: So 18 GD Möller
Weilheim:  So 10 GD Dowidat, Huglfing:
So 10 FamGD Herrmann, Polling: So 8.45
GD Dowidat, Kreuzkapelle: Fr 19.30 TaizéGebet
Wolfratshausen: So 10 GD Gruber,
Waldram: So 9 GD Gruber
•
münchen und oberbayern
18 Sonntagsblatt
Nr. 27 5. Juli 2015
Diakonie-Verein Poing:
Staatsanwalt ermittelt
FALLSCHIRMSPRINGER-WM: Im Sozialdorf
Herzogsägmühle (Dekanat Weilheim) finden im Juli zwei
spannende Großereignisse statt. Zunächst einmal tritt an
diesem Sonntag der EKD-Chef und Landesbischof Heinrich
Bedford-Strohm an, um die Lokalpolitiker fertigzumachen.
Natürlich ganz fair und sportlich: nämlich bei einem
Fußballspiel im Rahmen des Dorffests. Zuvor predigt er
um 10 Uhr beim Festgottesdienst. Der zweite Höhepunkt
ist dann der Fallschirmspringer-Weltcup, der vom 9. bis 12.
Juli in Herzogsägmühle stattfindet. Am Donnerstag sind
Übungssprünge und Rundflüge für Zuschauer geplant, Freitag
bis Sonntag die Wettkämpfe.
Foto: germanskydiver/123rf/txt: bvo
Poing. Rund 2,1 Millionen
Euro Fördergelder hat der
Evangelische Diakonieverein Poing für zwei Kindertagesstätten aufgrund falscher Angaben erhalten.
Diese muss der mittlerweile insolvente Verein nun zurückbezahlen. Die Kommune hat bereits eine Million
vorgestreckt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen
den Verein wegen Betrugs.
Der Verein hatte seit der Eröffnung im September 2011
bis Anfang 2014 bei Abrechnungen, Arbeitszeit und
Personal falsche Angaben
gemacht. Dies deckten Mitarbeiter des Landratsamts
bei einer Routinekontrolle auf. Wie die Ebersberger
Zeitung berichtet, soll die
damalige Vorsitzende des
Vereins über Jahre den Personalschlüssel so angehoben haben, dass die Voraussetzungen für eine staatliche
Förderung erfüllt waren, obwohl tatsächlich zu wenig
Fachpersonal Dienst tat.nam
Großer Auftritt für Nazareth
Die Kirche im Münchner Stadtteil Bogenhausen ist Kulisse für ARD-Film
Ein neuer Pfarrerfilm der ARD befindet sich gerade in Produktion –
diesmal dient die Nazarethkirche
in München-Bogenhausen als Arbeitsplatz für die Seelsorgerin.
E
s ist eine solide Geschichte
für einen entspannten Freitagabend vor dem Fernseher, die
gerade in der Münchener Nazarethkirche abgedreht wurde: Die
charmante Rieke Schmidt (Birge Schade) ist Pfarrerin mit Leib
und Seele. Sie lebt für ihre Arbeit und setzt sich mit aller Kraft
und ungewöhnlichen Ideen für
ihre Gemeinde in Bogenhausen
ein. Besonders mit ihren Einfällen
sorgt sie bei ihrem neuen katholischen Kollegen, Priester Toni Sei-
del (Martin Gruber), für Verwunderung. Der wiederum wirbelt
sie mit seiner niederbayerischzünftigen, ironischen Art und seinem charmanten Lächeln schön
durcheinander. Unterdessen gerät Riekes Privatleben völlig aus
den Fugen: Ihre Tochter Leonie
studiert in Helsinki, ihr geliebtes Jugendzentrum gerät in Gefahr und die Tochter ihrer besten
Freundin Petra erkrankt an Leukämie. Die lebenslustige Geistliche
wird auf eine harte Probe gestellt.
Bisher läuft der Fernsehfilm unter
dem Arbeitstitel »Frau Pfarrer und
Herr Priester«. Die Produktionsfirma konnte noch keinen Sendetermin nennen. Sobald dieser
bekannt ist, erfahren Sie ihn im
Sonntagsblatt.
nam
n Filmkulisse Nazarethkirche in München-Bogenhausen. Foto: Rufus46/GFDL
•
kirchenkreis nürnberg
Nr. 27 5. Juli 2015
Sonntagsblatt 15
VERKLÄRTE NACHT: Die ausgeräumte
Lorenzkirche bot auch der
Internationalen Orgelwoche
Nürnberg (ION) ungeahnte
Möglichkeiten: So tanzte das
Bundesjugendballett zu Arnold
Schönbergs »Verklärten Nacht«
(Bild).
Buch. Bild. Provokation (11)
Auch Bachs Johannespassion geschah
in ungewohnter Raumaufteilung:
Intendant Folkert Uhde ließ das
Oratorium inmitten der Zuschauer
spielen.
Mit der Orgelwoche endete
auch das Projekt »Spielraum
Reformation« in St. Lorenz. Die
dortige Orgelkonzertreihe in den
Sommermonaten steht unter dem
Motto »Auge und Ohr« und greift
damit nochmals Luthers Äußerung
über Nürnberg auf, die auch in
der Ausstellung im Fembohaus
thematisiert wird. thg/Foto: Sauerbeck
Vom Siechkobel zur Stadtteil-Diakonie
Der Diakonieverein in Nürnberg-St. Peter besteht seit 125 Jahren
Der Diakonieverein St. Peter
besteht seit 125 Jahren. Das
Jubiläum steht im Mittelpunkt der
Kirchweih in St. Peter an diesem
Wochenende.
D
er Siechkobel von St. Peter bestand wahrscheinlich schon
seit 1337 vor den Toren der Stadt.
Vorbild für das Zusammenleben in
den Siechkobeln war die mittelalterliche Klostergemeinschaft. Die
Kranken waren nun nicht mehr
auf den Bettel angewiesen. Eine
Hauptaufgabe der Kranken bestand darin, täglich zu beten.
Auch nach dem Aussterben von
Lepra und Pest im 18. Jahrhundert wurde der Siechkobel weiter
für unheilbar Kranke verwendet.
Im Jahr 1806 wurde der einstige
Siechkobel dann offiziell aufgelöst. Trotzdem ist aus einer Pfarrbeschreibung von 1833 zu entnehmen: »Die Zahl der Armen
in der Pfarrei St. Peter ist bedeu-
tend.« Fast fünf Prozent der damaligen Bewohner der Pfarrei lebten
von der Armenpflege. In Nürnberg
wurde 1850 ein »Evangelischer
Verein für Innere Mission« ins Leben gerufen, aus dem auch in St.
Peter eine »Kleinkinderbewahranstalt« hervorging.
Da die Zahl der Bevölkerung im
Kirchsprengel erheblich und stetig anstieg, beschloss die damalige
Frau des Pfarrers, einen Frauenverein zu gründen. Jede Frau der
Gemeinde sollte wöchentlich 20
Pfennig geben, damit die Armen
und Kranken und sonst Notleidenden unterstützt werden konnten.
1890 kam es dann zur Gründung
des Kranken- und Armenhilfsvereins St. Peter. Dabei standen die
Schwerpunkte Kranken- und Armenpflege sowie Kindergärten im
Vordergrund.
Nach mehreren verschiedenen
Standorten zogen die Diakonissen 1910 in die Hallerhüttenstraße
14, wohin sie auch nach 1949 nach
dem Wiederaufbau zurückkehrten und wo sich seither die Diakoniestation von St. Peter befindet.
Seit 1976 heißt der Verein »Diakonieverein Nürnberg St. Peter e.V.«.
Neben der Kranken- und Armenpflege war die Kinderbetreuung immer ein Schwerpunkt des
Vereins. Vor dem ersten Weltkrieg gab es in St. Peter bereits
vier »Kinderbewahranstalten«, unter anderem auch die Kinderschule Gleißhammer in der Pfründnerstraße, wo sich auch heute noch
einer der Kindergärten des Vereins
befindet.
Der Verein hat derzeit etwa 550
Mitglieder und rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – nicht
zu vergessen die vielen ehrenamtlich Engagierten in den verschiedenen Einrichtungen. In der Obhut des Vereins liegt die Betreute
Wohnanlage der Stiftung St. Peter
in der Hallerhüttenstraße, die man
als Berechtigter des Wohnungsamts der Stadt Nürnberg beziehen
darf. Hier ist man als Mieter mittendrin im Geschehen, kann im Alter am Leben teilhaben und hat die
Diakoniestation gleich im Haus.eB
kirchweih st. peter
Samstag, 4. Juli, ab 18 Uhr:
Biergartenbetrieb rund um die
Kirche, Möglichkeit zur Turmbesteigung
Sonntag, 5. Juli, 8 Uhr: Totengedenkfeier in der Peterskapelle
10 Uhr: Festgottesdienst in St.
Peter zum 125-jährigen Diakoniegeburtstag, Predigt: Diakoniepräsident Michael Bammessel
ab 11 Uhr: Kirchweihbetrieb
rund um die Kirche, Kirchenführungen
ab 14 Uhr: Bühnen- und Kinderprogramm, Turmbesteigungen
Redaktion: Dr. Thomas Greif • Egidienplatz 37 • 90403 Nürnberg • Tel. (09 11) 2 20 87 • Fax 2 44 98 42 • [email protected] • www.sonntagsblatt-bayern.de
16 Sonntagsblatt
gottesdienste vom
5. bis 11. juli
nürnberg
Altenfurt – Christuskirche: So 10.15 G,
Fekete.
GSaal Moorenbrunn: So 9 G, Lauterbach.
St. Andreas: So 10.30 öG, Wild (Ökum.
GZentrum Thon).
Behringersdorf – Maria-MagdalenaKirche: So 10.30 G m. A., Baader.
Boxdorf – Zum guten Hirten: So 9.30 G
m. A., Glenk.
Buchenbühl – Himmelfahrtskirche: So 10
G, Rüster.
St. Egidien: So 10.30 G, Zeitler.
Eibach – Johanneskirche: So 10 G m. A.,
Ponkratz.
Emmauskirche: So 8 G m. A., (GZentrum),
Urban, 9.30 G m. A., Urban.
Fischbach – Auferstehungskirche: So
9.30 G, Jackwerth.
Gebersdorf – Stephanuskirche: So 10.15
G, Hektor.
Gostenhof – Dreieinigkeitskirche: So
10.15 G m. A., Bielmeier.
Großreuth – Thomaskirche: So 10.30 G,
Backhouse (Kärwa Großreuth/Festzelt).
Heroldsberg – St. Matthäus: So 10 G u.
Sommerfest (GZentrum).
St. Jakob: So 9.30 G, Hahn, Mi 6.30 G m.
A. (Hochchor), Ponkratz.
St. Jobst: So 9.30 G m. A., Jühne.
St. Johannis – Friedenskirche: So 10 G m.
Konfirm.begrüßung. St. Johanniskirche:
So 11 englischsprach. G, Heron.
Tabeahaus: So 11 G, Ebert-Schewe.
Kliniken: Kapelle Klinikum Nord: So 9 G
m. A., Gottschalk. Kapelle Klinikum Süd:
So 10.30 G m. A., Schuster.
Kapelle Klinik Hallerwiese: So 9 G, Zeitz.
Erler-Klinik: So 10 G m. A., Gottschalk.
Kraftshof – St. Georg: So 9.45 G, Schewe.
Almoshof: So 8.30 G, Schewe.
Langwasser – Dietrich-BonhoefferKirche: So 10.30 G, Habbe.
Martin-Niemöller-Kirche: So 9 G
m. Konfirm.einführung, Habbe, 19
Friedensgebet (GZentrum), Mo 19
Herzensgebet, Schuster (GSaal).
Passionskirche: So 10 Jub.konfirm.,
Schuster, 19 G, LKG (GHaus).
Paul-Gerhardt-Kirche: So 15 G »50 Jahre
Diakoniestation Langwasser«, Werner.
Laufamholz: Heilig-Geist-Kirche: So 9.30
G m. A., Hirschfelder.
St. Leonhard Schweinau – GSaal
Kreuzkirche: So 10.15 G, Grieshammer.
St. Leonhard-Kirche: So 9 G,
Grieshammer. Gethsemanekirche: So 9 G
m. A., Tontsch.
Lichtenhof – Gustav-AdolfGedächtniskirche: So 8 G, Rückert, 9.30
kirchenkreis nürnberg
G m. A., Rückert, Mi 19 G z. Eröffnung d.
Kunstprojekts, Klever.
St. Lorenz: So 10 G m. A., VoigtGrabenstein, Mo-Fr jeweils 17 KurzA., Do
18.30 G m. A., Voigt-Grabenstein.
St. Lukas: So 10 G z. Gemeindefest,
Staebler.
Lutherkirche: So 10 G m. A., Wolf.
St. Markus – Gibitzenhof: So 10 G m. A.,
Robledo.
St. Martha: So 9.30 G, Krabbe (St. Klara).
St. Matthäus: So 9.30 G, Triebel, 19.30
Taizé-Andacht, Vollert (GHaus).
Maxfeld – Reformations-GedächtnisKirche: So 9.30 G, Dietel.
Mögeldorf – St. Nikolaus u. Ulrich: So
11 ökum. FamG z. Gemeindefest, BauerMarks.
St. Paul: So 9.30 G, Bach.
St. Peter – St. Peterskirche: So 10 G zum
125-jährg. Bestehens d. Diakonievereins.
St. Peterskapelle: So 8 Totengedenken,
Münster.
Reichelsdorf – Philippuskirche: So 9.30 G
m. A., Mach.
Röthenbach/Pegnitz – Heilig-KreuzKirche: So 10.30 G m. A.
Röthenbach/Schweinau –
Nikodemuskirche: So 9.30 G, Kaplick.
Rückersdorf – St. Georg: So 10
PartnerschaftsG, Küffner.
Schniegling – Versöhnungskirche: So
9.30 G, Haug, Mi 19 Gebet.
Schwaig – Thomaskirche: So 10.30G,
Küffner.
Seeleinsbühl-Leyh – Epiphaniaskirche: So
10.30 G, Tauber, 14 G, burm. Gemeinde.
Erlöserkirche: So 9 G, Tauber.
St. Sebald: So 8.30 Innenstadt-FrühG
m. A., Hahn, 10 TauferinnerungsG m. A., Fr
12 Versöhnungsgebet.
Steinbühl – Christuskirche: So 9.30 G m.
A., Meyer.
Wöhrd – St. Bartholomäus: So10 FamG.
Worzeldorf – Osterkirche: So 9.30 G,
Kimmel-Uhlendorf.
Zerzabelshof – Auferstehungskirche: So
10 G m. A., Straub.
Ziegelstein: Gnadenkirche: So 10.15
G, Oelschlegel, Di 19 Segnungsgebet
(GZentrum), Mi 19.30 Abendgebet.
fürth
Fürth – Auferstehungskirche: So 9.30
Jub.konfirm., Vieweg.
Christuskirche: So 9.30 G m. A., Götz.
Erlöserkirche: So 10.30 »Church to go«.
Maria-Magdalena: So 10 PG, Hagen.
St. Martin: So 9.30 G m. A. (Saft),
Mederer. Klinikkapelle: So 8.30 G,
Mederer.
St. Matthäus (Vach): So 9.30 G, Schleifer,
Mi 8.45 MA (Kantorat).
St. Michael: So 10 FamG, anschl. Fest am
Kirchenplatz.
St. Paul: So 10 G m. A., Ostermayer, Mi
19.30 Taizé-Gebet, Schmidt (Sakristei).
Wilhelm-Löhe-Gedächtnis-Kirche: So
9.30 G m. A., Reuther.
Langenzenn – Stadtkirche: So 10 G, Popp.
Oberasbach – St. Lorenz: So 9.30 G, Zeh.
St. Stephanus: So 10 G.
Stein – Martin-Luther-Kirche: So 9.30 G
m. A., Güntsch.
Paul-Gerhardt-Kirche: So 9.30 G m. A.,
Redlingshöfer, Sa 15 G d. Tschernobylhilfe,
Wolf.
Jakobuskirche: So 10 KirchweihG, Meister
(Kirchweihzelt).
Zirndorf: St. Rochus: So 9.30 G.
der besondere gottesdienst
Besuch aus England
Der Chor der Colyton
Grammar School in Devon/
England ist im Rahmen eines
Partnerschafts-Programms
des Goethe-Instituts Gast
seines Partnergymnasiums
in Eckental. Am Sonntag, 5.
Juli, singt der Chor um 11 Uhr
in der St. Johannis-Kirche
beim englischsprachigen
Gottesdienst. Auf dem
Programm stehen Werke
von Bruckner und Stanford
sowie traditionelle Musik aus
Mittelamerika und Afrika.
erlangen
Altstadt – Dreifaltigkeitskirche: So 9.30
G, Pursche, 11 FamG, Pursche.
Bubenreuth – St. Lukas: So 10 G m. A.,
Maier.
Bruck – St. Peter u. Paul: So 9.30 G.
Büchenbach – Martin-Luther-Kirche: So
10 Jub.konfirm., Fröhlich.
Dechsendorf – Christuskirche: So 10 G m.
A., Küfner.
Eltersdorf – St. Egidien: So 9.30 G m. A.,
Plawer.
Erlöserkirche: So 10 G, Grimmer.
Frauenaurach: So 9.30 G m. A. u.
Tauferinnerung.
Großgründlach – St. Laurentius: So 10 G
m. A., Henzler.
•
Nr. 27 5. Juli 2015
Johanneskirche: So 10 G.
Neustadt – Universitätskirche: So 8.15 G
m. A., Stock, 10 G, Stock, Mi 19 G, Leyk.
St. Markus: So 10.15 G, Reuther, 11.45
Spätaufsteher-G, Luibl/Morath.
GHaus Spardorf: So 9 G m. A., Reuther.
St. Matthäus: So 9.30 G, Frör, »11 nach
11«-G (Treffp. Röthelheimpark), Frör.
Tennenlohe – St. Magdalena: So 10.30
FamG z. Sommerfest, Rupprecht, Mo,
Di, Mi jeweils 18.30 G d. Homelitischen
Seminars.
Thomaskirche: So 10.30G, Tröger.
Hugenottenkirche: So 9 öG z. Tag d.
Franken auf d. Schlossplatz.
Kliniken: So 10 FamG (Kinderkl.), Hilbert/
Gößwein/Brock, Sa 18.30 G m. A. (HNO),
Winkler.
Herzogenaurach: So 11 deutsch-engl. G
(MLH), Städtler, Sa 18 G (Reha-Kl.), Böhle.
region
ALTDORF – Laurentiuskirche: So 9.30 G
mit Mundartpredigt, Ulsenheimer.
FEUCHT – St. Jakob: So 10 G m. A., Thie.
Moosbach: So 10 FamG z. Gemeindefest,
Petschat.
RUMMELSBERG: So 10 G m. A. (Saft),
Herber/Gerndt.
GRÄFENBERG – Dreieinigkeitskirche: So
9.30 G.
HERSBRUCK – Stadtkirche: So 10 G m.
Gästen aus Pangani/Nairobi, Pfindel.
Spitalkirche: So 20 Vesper m. A.,
Emmaus-LG.
Festzelt Ellenbach: 10 KirchweihG,
Kleinlein
LAUF – Johanniskirche: So 9.30 G,
Schmolke.
Kunigundenkirche: So 10 FestG z.
Kunigundenfest auf d. Reigenplatz.
Christuskirche: So 10.30 G, Hofmann.
NEUSTADT/Aisch – Stadtkirche: So 9.30
G m. A., Wieder.
Himmelfahrtskirche: So 11 G, Wieder.
PAPPENHEIM – Stadtkirche: So 10
Jahresfest Haus Altmühltal, Schleicher.
SCHWABACH – Stadtkirche: So 10 G m.
Konfirm.einf., Herpich/Domröse/Kneißl,
Sa 10 ökum. A., Baudisch.
Spitalkirche: So 8.30 G, Reichel.
Dreieinigkeitskirche: So 11.15 G, Reichel.
St. Lukas: So 9 G, Noack.
Wolkersdorf – Christophoruskirche: So
KirchweihG in Dietersdorf.
Dietersdorf – Georgskirche: So 10
KirchweihG, Schindelbauer.
Katzwang – Wehrkirche: So 10 G m. A.,
Nötzig.
Kornburg – St. Nikolaus: So 9.30
KirchweihG, Braun
WEISSENBURG – St. Andreas: So 10 G.
•
Nr. 27 5. Juli 2015
kirchenkreis nürnberg
Sonntagsblatt 17
Wiederaufbau mit US-Hilfe
Spannendes aus der Kraftshofer Kirchengeschichte zur 700-Jahr-Feier
Stellen Sie sich vor: Ein Ihnen nur
entfernt bekannter Amerikaner
klingelt und drückt Ihnen einen
Scheck über eine Million Euro in
die Hand – weil Sie den gleichen
Nachnamen tragen! So ungefähr
trug es sich zu beim Wiederaufbau
der St. Georgskirche in Kraftshof.
Unter anderem davon erzählt ein
neu erschienenes Buch über die
Kirchen- und Pfarreigeschichte.
D
ie
Georgskirche,
deren
700-jähriges Bestehen die
Kirchengemeinde in diesem Jahr
feiert, war 1943 bei einem alliierten Bombenabgriff fast völlig zerstört worden. Der Wiederaufbau
des kostbaren Gotteshauses überforderte die Kräfte der Dorfgemeinde bei Weitem, immer wieder
drohte der sofortige Baustopp.
Da besann sich Pfarrer Michael Johann Freymann der steinreichen US-amerikanischen Familie
Kress, die sich über eine Familienstiftung als herausragende Kunstmäzene hervorgetan hatten. Die
Amerikaner hatten in den 1920erJahren den österreichischen Genealogen Karl Friedrich von Frank
damit beauftragt, ihre deutschen
Wurzeln zu ermitteln. Das gelang
auch – demnach kamen die Vorfahren der Familie aus dem hessischen Steinau, von wo aus sie
1752 ausgewandert waren, sowie
aus Halle.
Weil die Amerikaner aber gerne auch den nürnbergischen Patrizieradel der dortigen Familie
Kreß von Kressenstein, damals
noch Patrone der Georgskirche
in Kraftshof, im Stammbaum sehen wollten, konstruierte Frank
in seinem Kress-Stammbaum eine
waghalsige Verbindung von Halle
nach Nürnberg. Berthold Freiherr
von Haller, Herausgeber des Buches und auch Autor des einschlägigen Kapitels, stellt nun klipp
und klar fest: »Davon kann keine
Rede sein.« Die Verbindung der
amerikanischen Kress-Vorfahren
nach Kraftshof beruhe nur »auf
n Die St. Georgskirche auf einer historischen Darstellung aus dem
Geschlechterbuch der Familie Kreß von 1530. willkürlichen Annahmen und Namensgleichheit«.
Doch den kulturbeflissenen
Amerikanern war das egal: Kress
blieb Kress, und die wunderbare
Dorfkirche in Franken brauchte
Hilfe. Die »Kress Foundation«, die
bis heute aktiv ist und beispielsweise mit über die Aufnahme ins
UNESCO-Weltkulturerbe befindet, machte 261 762,54 DM locker –
nach Kaufkraftschätzungen der
Bundesbank entspricht das nach
heutigem Wert über einer Million Euro. Auch für die Lorenzkirche gab es viel Geld, denn auch
dort taucht der Name Kress mitunter auf. Bis heute erinnert eine
Gedenktafel in der Georgskirche
an den Besuch von Rush Kress zur
Wiedereinweihung – nicht ganz
berechtigt, merkt von Haller an,
denn der eigentliche Motor der
Stiftung war dessen Bruder Samuel Kress, der aber aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Europa hatte reisen können.
Unter Federführung von Berthold von Haller haben sich 15
Autorinnen und Autoren der Geschichte des mittelalterlichen
Foto: Verlag
Gotteshauses gewidmet und dabei manch festgezurrten Irrtum
behoben. Das Buch legt die Baugeschichte der Kirche und des
gesamten Bauensembles dar, beschreibt die künstlerisch wertvolle Innenausstattung und die Geschichte der Pfarrei.
Ein Kapitel ist den seit 1420 in
Kraftshof tätig gewesenen Pfarrern gewidmet. Die Wehrkirche
von Kraftshof gehört zu den am
besten erhaltenen Kirchenburgen
in Deutschland und ist eine der
beliebtesten
Hochzeitskirchen
Bayerns. Thomas Greif
Berthold Freiherr von Haller (Hg.): Die
St. Georgskirche in Kraftshof (13152015). Geschichte eines Nürnberger
Baudenkmals und seiner Ausstattung.
Nürnberg 2015, 392 S., erschienen in
der Schriftenreihe des Vereins »Altnürnberger Landschaft«, 25 Euro.
DIE NÄCHSTEN TERMINE im Jubiläumsjahr: Samstag, 4. Juli, 19 Uhr, und
Sonntag, 5. Juli, 17 Uhr: Sommertheater in der Wehranlage. Das Stück »Heilige Anna, hilf!« skizziert Stationen im
Leben Martin Luthers.
terminkalender
NÜRNBERG – St. Lorenz: Mo. bis
Sa., jeweils 11 u. 14 Uhr, sowie So., 14
Uhr: Kirchenführungen. Sa., 14 Uhr:
Turmführung.
St. Sebald: Mo., Di. u. Mi., jeweils 17 Uhr:
Sommerliche Abendführungen. Mi. u. Sa.
jeweils 15 Uhr: Kirchenführungen. Do., 18
Uhr u. Sa., 16.30 Uhr: Turmführungen.
St. Egidien: Jeden Sa., 16 Uhr: Historische
Kapellenführung, Treff vor d. Kirche.
St. Georg (Kraftshof): So., 5.7., 17 Uhr:
Sommertheater in der Wehranlage: »Mein
lieber Herr Katharina«.
Evangelische Stadtakademie – eckstein
(Burgstr. 1-3): Mi., 8.7., 15.30 Uhr:
Romantiker entdecken Nürnberg,
literarischer Stationenweg, Ltg.: Günther
Kraus. Do., 9.7., 20 Uhr: Vortrag:
»Frauengeschichte(n)«, Einblicke in
weibliche Mythen, Ref.: N. Bennewitz.
Alleinlebende Frauen im eckstein, Infos:
(09 11) 2 14 21 10: Sa., 11.7., Treff: 14 Uhr
Nbg.-Hbf., Mittelhalle oder 14.30 Fürth,
Kurgartenstr./Ecke Nbg. Str.: »Schniegling
– ein Spaziergang durch die Geschichte«,
Ltg.: G. Federschmidt, Anmeldung.
CVJM (Kornmarkt 6): Do., 9.7., 15
Uhr: Nachmittag der Begegnung,
Familiengeschichten: »Erfolgserlebnisse«
– 1. Mose 41, 38 ff., Ref.: Angelika Böhm.
Forum für jüdische Geschichte und
Kultur: Do., 9.7., 19.30 Uhr: Vortrag u.
Diskussion: »Ostjüdisch-chassidische
Welten: Marc Chagall und Jiri Mordechai
Langer«, Ref.: Sabine Koller/Kristina
Kallert, Ort: Heilig-Geist-Haus.
Seniorenbrüderkreis Unterwegs: Di.,
7.7., Treff: 9.35 Uhr am Infostand im
Nürnberger Hauptbahnhof: Erlebnistag in
Petersaurach mit vielen Überraschungen.
Martha-Maria-Krankenhaus – EbenEzer-Kirche: Mi., 8.7., 17 Uhr: Arztvortrag
mit Oberarzt der Urologie Reinhold
Nützel: »Vergrößerung der Prostata:
Therapiemaßnahmen«.
ERLANGEN – Bildung Evangelisch, Infos:
(0 91 31) 2 00 13: So., 5.7., 11.45 Uhr: Wort
u. Musik f. nachdenkliche Spätaufsteher:
»Seneca zum Geburtstag« – Gelassenheit
und Weisheit, Texte: H. J. Luibl, Musik:
C. R. Morath, Ort: St. Markus. So., 5.7., 15
Uhr: Sommerfest der Alleinerziehenden.
Di., 7.7., 18.30 Uhr: Trauercafé. Fr., 10.7.,
18 Uhr: Ausstellung »WortKunst unterm
Kirchturm« mit Sommerfest bei Bildung
Evangelisch.
SCHWABACH – Jüdisches Museum: So.,
5.7., 14 u. 15 Uhr: Sonntagsführungen,
Anmeldung: (09 11) 77 05 77.
HERSBRUCK – Evangelisches Forum,
Infos: (0 91 51) 90 71 72: Do., 9.7., 19 Uhr:
»Sind Sie meine Tochter?«, Veränderung
der eigenen Haltung gegenüber den
Erkrankten, Ref.: Johanna Büsch, Ort:
Rummelsberg, Stephanushaus.
LEINBURG – Brunn: So., 5.7., 9.30
Uhr: Gottesdienst im Grünen zum
Eichenhainfest m. d. Posaunenchor
Leinburg, Diakon Oefner.
ROTHSEE – Strandhaus Birkach/
Westufer: So., 5.7., 9.45 Uhr: Gottesdienst
im Grünen m. d. Posaunenchören Roth u.
Georgensgmünd, Dekan Dennerlein.
18 Sonntagsblatt
•
kirchenkreis nürnberg
Nr. 27 5. Juli 2015
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Bestattungen “FRIEDE” K. Kienhöfer
Castellstraße 69, 90451 Nürnberg
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Jederzeit für Sie erreichbar, auch an Sonn- und Feiertagen:
Telefon 0911/ 64 45 64
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DAS STADTTEILHAUS LEO in Nürnberg-St. Leonhard ist seit fünf Jahren geöffnet.
Aus diesem Anlass lud die Evangelische Jugend Nürnberg, die das Haus betreibt,
zum Sommerfest mit Musik, Tanz und Zirkus. Christine Dotzauer und Holger
Pruy (beide stehend) kümmerten sich wie das gesamte Leo-Team um die
Gäste. Das Haus ging aus der Arbeit der Offenen Behindertenarbeit (OBA)
hervor, die in Nürnberg seit 1972 angeboten wird. Das »leo« bietet zahlreiche
Freizeit- und Ferientreffs für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne
Behinderung und einen kostenlosen Mittagstisch für Bedürftige. Dazu kommt
ein umfangreiches Beratungsangebot für Menschen mit Behinderung und deren
Angehörige. sob/Foto: Sauerbeck
kirchenmusik
NÜRNBERG – St. Sebald: Do., 9.7., 12.30
Uhr: Barocke Klänge zur Mittagszeit,
Konzert d. Hochschule f. Musik. Fr., 10.7.,
11.15 Uhr: Mittagsmusik, Orgel: Bernhard
Buttmann. Sa., 11.7., 20 Uhr: Festtage Alter
Musik – Musica Franconia: Festkonzert
m. Werken v. Pachelbel, Vokalsolisten,
London Baroque, Ltg.: Wolfgang
Riedelbauch.
St. Lorenz: Di., 7.7., 19.30 Uhr: Lorenzer
Sommerabend: Musik, Medien,
Reformation – die Konzeption der
Lorenzer Kirchenmusik 2015, Vortrag
m. Musikbeispielen von Lorenzkantor
Matthias Ank. Do., 9.7., 20 Uhr: LorenzSebalder-Sommerkonzert: Orgelkonzert
m. Martin Schmeding (Freiburg), Werke v.
J.S. Bach, Aubertin, Mozart u.a.
Fr., 10.7., 19 Uhr: Motette m.d.
Windsbacher Knabenchor, Ltg.: Martin
Lehmann, Orgel: Thomas Schumann.
St. Egidien: Sa., 11.7., 19.30 Uhr:
Chormusik aus Korea m.d. Chor d.
Kyungdong Presbyterian Church (Seoul).
St. Jakob: So., 5.7., 17 Uhr: Konzert
»Kapella 19«, Werke v. Beethoven u.
Etienne-Nicolas Méhul.
St. Bartholomäuskirche: So., 5.7., 17
Uhr: Konzert m.d. Neuen Nürnberger
Ratsmusik auf historischen Instrumenten.
Historischer Rathaussaal: Fr., 10.7.,
19 Uhr: Musica Franconia: Festliches
Eröffnungskonzert m. Werken v. Pachelbel,
London Baroque, Tenor: Jan Kobow,
Festvortrag: Walter Werbeck.
Rückersdorf – St. Georg: So., 5.7., 18 Uhr:
Sommerkonzert d. St. Georg Kirchenchors.
Heroldsberg – St. Matthäus: So., 5.7.,
19 Uhr: »Fränkischer Sommer«: »Die
Losung ist Geld« m. Jan Kobow (Tenor)
u.d. United Continuo Ensemble, Lieder
u. Kantaten v. Johann Philipp u. Adam
Krieger. Sa., 11.7., 20 Uhr: Von klassisch bis
modern, Singgemeinschaft Buckenhof.
FÜRTH – Auferstehungskirche: So.,
5.7., 16 Uhr: Orgel-Benefizkonzert
»Restklänge«, Liedsätze v. Michael Schütz
u. Peter Hamburger sowie Orgelchoräle
im Jazzgewand v. Thomas Riegler,
liturgischer Chor, Orgel u. Ltg.: Sirka
Schwartz-Uppendieck.
ZIRNDORF – St. Rochus: So., 5.7., 9.30
Uhr: Festgottesdienst zur Verabschiedung
v. KMD Lisbeth Walther, Musik v. J.S. Bach,
Händel u.a., Kantorei, Jugendkantorei,
Kinderkantorei , Ansbacher Hoftrompeter,
Kammerorchester KlangLust,
Posaunenchor, Ltg.: Lisbeth Walther.
ERLANGEN – Neustädter Kirche:
Do., 9.7., 20 Uhr: Orchesterkonzert d.
Collegium musicum der FAU, Klavier:
Juliane Margolf, Werke v. Mozart,
Mendelssohn u.a., Ltg.: Ekkehard Wildt.
Hugenottenkirche: Sa., 11.7., 19 Uhr:
Konzert m.d. Windsbacher Knabenchor,
Ltg.: Martin Lehmann, Orgel: C.R. Morath.
St. Markus: So., 5.7., 11.45 Uhr: Wort u.
Musik f. nachdenkliche Spätaufsteher:
»Seneca« zum 1950. Todestag, Orgel: C.R.
Morath, Texte: H.J. Luibl.
Altstädter Dreifaltigkeitskirche: So.,
5.7., 20 Uhr: Chor- und Orgelkonzert
m. Motetten v. Brahms, Reger u.a.
u. Orgelwerke v. Mendelssohn,
Dreifaltigkeitskantorei, Ltg. u. Orgel: W.
Hofmann.
SCHWABACH – Stadtkirche: So.,
5.7., 19.30 Uhr: Eröffnungskonzert der
Schwabacher Musiktage, Kammerchor
aus der Partnerstadt Teschen (Polen),
Senioren- und Pflegezentrum St. Elisabeth · Nürnberg
Der Mensch im
Mittelpunkt.
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Ltg.: Peter Sikora. Mi., 8.7., 19.30 Uhr:
Konzert im Rahmen der Schwabacher
Musiktage: das Neophon Ensemble Berlin
spielt Werke d. Komponisten Walter
Zimmermann, Ltg.: Konstantin Heuer,
Klavier: Kärt Ruubel und »Zwiefache
transzendiert f. Gitarre« gespielt v.
Mitgliedern des Vereins Saitenwirbel e.V.
LAUF – Johanniskirche: Sa., 11.7., 20 Uhr:
»Fränkischer Sommer«: »I Gusti Diversi«
m. Werken v. Telemann u.a.
HERSBRUCK – Stadtkirche: So., 5.7.,
17 Uhr: Konzert d. Bayer. Landesjugendposaunenchors, »BLJP meets
Professor Silvan Koopman«, Ltg.: Kerstin
Dikhoff.
TREUCHTLINGEN – Markgrafenkirche:
Fr., 10.7., 17 Uhr: 30 Min. Orgelmusik m.
Sven Bergdolt.
•
Oberfranken
Nr. 27 5. Juli 2015
Sonntagsblatt 15
Ein Bündnis für die Demokratie
Drei Landkreise und eine Stadt arbeiten im Rahmen eines Bundesprogramms zusammen
Bad Alexandersbad. Zur Stärkung
der Demokratie bündeln drei
Landkreise und eine kreisfreie
Stadt in Nordostbayern ihre Kräfte. Im Projekt »Demokratie leben
in der Mitte Europas« kooperieren die Nachbarlandkreise Hof,
Wunsiedel und Tirschenreuth sowie die Stadt Hof, um lokale Aktionen und zivilgesellschaftliche
Initiativen gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit zu fördern. Dafür
wurde eine Koordinierungs- und
Fachstelle eingerichtet, die bei
der Projektstelle gegen Rechtsextremismus am Evangelischen
Bildungs- und Tagungsszentrum
(EBZ) Alexandersbad angesiedelt und mit einem Jahresetat von
100 000 Euro ausgestattet ist.
Im Rahmen des Bundesprogramms »Demokratie leben!« sei
dieser Zusammenschluss bislang
einzigartig, sagte Thomas Heppener, zuständiger Leiter des Referats »Demokratie und Vielfalt«
im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Sonntagsblatt. Bei der
ersten »Demokratiekonferenz« in
Bad Alexandersbad teilte er mit,
dass sich bundesweit bis jetzt 218
Gebietskörperschaften – Städte,
Landkreise und kommunale Zusammenschlüsse – für das Programm angemeldet hätten. Die
örtlichen Partnerschaften sollten
dazu beitragen, »möglichst viele
Menschen für die Themen Vielfalt, Demokratie und Respekt zu
gewinnen«.
Heppner warnte in diesem Zusammenhang davor, einfach auf
die Rechtsextremen zu verweisen
»und sich damit zu den Guten zu
zählen«. Der Blick auf die eigenen Vorurteile und die »Schubla-
den im Kopf« dürfe nicht verstellt
werden. Mit dem Projekt gehe es
beispielsweise auch um die Auseinandersetzung mit Antisemitismus, um den Umgang mit Sinti
und Roma und um die Frage, »wie
gesellschaftliche
Minderheiten
zur Zielscheibe werden«.
Die Teilnahme an dem Projekt geht auf einen Impuls aus
dem Netzwerk »Gemeinsam für
die Region« zurück, das erst vor
Kurzem auf sein zehnjähriges Bestehen zurückgeblickt hatte, wie
EBZ-Leiter Andreas Beneker anmerkte. Wesentlich für die ViererKooperation ist es nach den Worten von Projektstellenleiter Martin
Becher, »dass wir alle es mit ähnlichen Herausforderungen zu tun
haben«. Rechtsextremisten hätten
längst erkannt, wie sie den Strukturwandel im ländliche Raum für
ihre Zwecke nutzen könnten.
Die
»Demokratiekonferenz«
war eine erste Gelegenheit, sich
über
Projektvorschläge
auszutauschen, die von den Partnern jeweils eigenständig umgesetzt werden könnten. Über
diese Einzelmaßnahmen entscheidet jeweils ein mehrheitlich
zivilgesellschaftlich besetzter Begleitausschuss als zentrales Gremium.
Das auf fünf Jahre angelegte Bundesprogramm »Demokratie leben!« wurde im Februar von
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) eröffnet. Dafür stellt das Ministerium 40,5
Millionen Euro im laufenden Jahr
bereit. Neben den gegenwärtig
218 kommunalen Partnerschaften werden damit unter anderem
auch 16 Landes-Demokratiezentren sowie mehr als 90 Modellprojekte unterstützt. Wolfgang Lammel
Fremdenfeindliche
Parolen in Bamberg
Bamberg. Erneut sind im Bamberger Stadtgebiet ausländerfeindliche Parolen aufgetaucht. Wie
das Polizeipräsidium Oberfranken mitteilte, hatten bislang Unbekannte am vergangenen Wochenende an einer Unterkunft für
Asylbewerber »einen Schriftzug
mit fremdenfeindlichem Inhalt«
gesprüht. Der etwa vier Meter
breite und gut einen Meter hohe
Schriftzug sei am Samstagmorgen
an der Wand der Asylbewerberunterkunft entdeckt worden. Erst
eine Woche zuvor hatte die Polizei
im Bamberger Stadtgebiet mehrere großformatige Transparente mit
ausländerfeindlichen Parolen sichergestellt.
wl
n Die erste »Demokratiekonferenz« brachte sie zusammen: von links Projektstellenleiter Martin Becher (Bad
Alexandersbad), Landrat Wolfgang Lippert (Tirschenreuth), Referatsleiter Thomas Heppener (Berlin), Landrat Oliver
Bär (Hof), Landrat Karl Döhler (Wunsiedel), Oberbürgermeister Harald Fichtner (Hof) und Andreas Beneker, Leiter des
Evangelischen Bildungszentrums Alexandersbad. Foto: Lammel
Zu beiden Vorfällen ermittelt die
Kriminalpolizei Bamberg und bittet um Zeugenhinweise: Tel. (09 51)
91 29-4 91.
Redaktion: Wolfgang Lammel • Postfach 10 03 23 • 95403 Bayreuth • Tel. (09 21) 1 50 23 67 • Fax 1 50 36 54 • [email protected] • www.sonntagsblatt-bayern.de
16 Sonntagsblatt
kirche & leute
Dieter Grimm ist neuer
Gemeindepfarrer in Dörflis und Köslau (Dekanat
Rügheim). Der 58-Jährige war zuletzt Seelsorger
in Weißenstadt im Dekanat
Wunsiedel. In Dörflis trat
er die Nachfolge von Peter
Hohlweg an, der im Herbst
2014 die Pfarrstelle Königsberg, ebenfalls Dekanat
Rügheim, übernahm.
Die Kirchengemeinde Wonsees im Dekanat Thurnau
hat wieder einen Pfarrer.
Voraussichtlich bis Ende
2016 wird dort Christian Pohl
die Zeit überbrücken, bis
die Pfarrstelle – sie wurde
seit September 2014 mehrfach ausgeschrieben – wieder besetzt ist. Pohl war zuletzt im Dienst von »Mission
EineWelt« Leiter der Regionalstelle Nord in Bayreuth.
Wie er ankündigte, will er
nach der Vertretung in den
Missions­dienst zurückkehren.
Zum 1. September kommt
Matthias
Rückert
als
Gemeindepfarrer nach Seibelsdorf (Dekanat KronachLudwigsstadt). Der 50-jährige Theologe, seit 2013
Seelsorger an der GustavAdolf-Kirche in Nürnberg,
kehrt damit auf vertrautes
Terrain im FrankenwaldDekanat zurück: Von 1999
bis zu seinem Wechsel 2007
nach Kornburg (Dekanat
Schwabach) war er Pfarrer in
Heinersberg-Nordhalben.
Die Pfarrerinnen Christine Hemmeter-Taxis und Beate Winkler teilen sich jetzt
die Arbeit in der Kirchengemeinde Bischofsgrün (Dekanat Bad Berneck). Nach
langer Krankheit nimmt Beate Winkler nun schrittweise
den Dienst wieder auf. Dabei wird sie in den nächsten
Monaten von ihrer Amtskollegin aus Goldkronach unterstützt, die zugleich erste
Inhaberin der neu geschaffenen »Springerstelle« im
Dekanat Bad Berneck ist.
•
Oberfranken
Nr. 27 5. Juli 2015
»Ein vertrauensbildendes Signal«
1500 Menschen feierten in Hof ein öffentliches Fastenbrechen
Hof. Zum ersten Mal haben Muslime und Nichtmuslime in Hof
gemeinsam ein öffentliches Fastenbrechen gefeiert. Mehr als
1500 Menschen kamen am Samstag voriger Woche zu der Veranstaltung am Theresienstein, um
den Tagesabschluss im islamischen Fastenmonat Ramadan gemeinsam zu begehen. Hof ist das
oberfränkische Oberzentrum mit
dem höchsten Anteil an Migranten.
In einem Grußwort bezeichnete es Hofs evangelischer Dekan Günter Saalfrank als ein vertrauensbildendes Signal, dass
das Fastenbrechen nicht wie bisher in der Moschee, sondern auf
einem öffentlichen Platz gefeiert
werde. Dies ermögliche den Hoferinnen und Hofern, sich selbst
ein Bild von ihren muslimischen
Mitbürgerinnen und Mitbürgern
und deren Glauben zu machen,
»und so ein anderes Bild zu gewinnen als das nicht selten in
Medien vermittelte, wo zu wenig
unterschieden wird zwischen Islam und Islamismus«.
Zu mehr Vertrauen trägt nach
Saalfranks Worten auch bei, dass
in der Hofer Moschee die Ansprachen bei den Freitagsgebeten schriftlich in deutscher Sprache vorliegen und nachgelesen
werden können. Der Dekan erinnerte an die gemeinsame Aktion
von Hofer Christen, Juden und
Muslime, die nach den Terroran-
schlägen in Frankreich im Januar
gemeinsam Flagge für ein friedliches Miteinander zeigten und an
Kirchen, der Synagoge und der
Moschee großformatige Transparente mit der Aufschrift »Religionen für den Frieden: Im Namen
Gottes darf nicht getötet werden«
angebracht hatten.
Religionsfreiheit, wie sie in
Deutschland praktizert werde,
mahnt Saalfrank auch für die
Christen an: Rund 100 Millionen
Menschen würden wegen ihres
christlichen Glaubens benachteiligt oder bedroht oder müssten sogar um ihr Leben fürchten.
»Lassen Sie uns deshalb gemeinsam eintreten für Religionsfreiheit weltweit«, so sein Appell. wl
Samba-Förderpreis für soziales Engagement
Coburger Festival erwartet wieder 200 000 Besucher
Coburg. Ein Wochenende lang
tanzt Coburg wieder Samba. Die
alte Herzogstadt erwartet vom 10.
bis zum 12. Juli zum mittlerweile 24. Internationalen Sambafestival wieder über 3000 Sambistas
aus aller Welt und gut 200 000 Besucher. Als prominente Stargäste sind Clara Paixao, amtierende
Königin des Karnevals aus Rio de
Janeiro, die brasilianische Sängerin und Schauspielerin Fernanda Brandao, Jurymitglied von
»Deutschland sucht den Superstar«, angekündigt. Mit dabei
sind auch die Musiker von »Olodum«, die schon mit Michael
Jackson und Paul Simon musiziert haben.
Höhepunkt ist am Sonntagnachmittag der große SambaUmzug durch die Innenstadt,
der alle Gruppen vereint. Neben
viel Musik, Tanz und Stimmung
auf den Straßen und Plätzen gibt
es auch Workshops, bei denen
die Besucher von professionellen
Trainern betreut werden. Für die
jüngeren Sambafans gibt es die
»Kindersamba« im Coburger Hofgarten, die von der Evangelischen
Jugend betreut wird.
n Publikumslieblinge: die Schweizer
Gruppe »Quastenflosser«, hier beim
Sambafestival 2012 vor dem Portal
der St.-Moriz-Kirche.
Foto: Koch
Der Sonntag beginnt um 10.30
Uhr mit dem Sambagottesdienst
auf dem Coburger Marktplatz.
Dieser wird gemeinsam von der
Evangelischen Jugend und dem
Bund der Deutschen Katholischen Jugend gestaltet. Die sonst
in den Sommermonaten übliche
»Musik zur Marktzeit« macht
beim Sambafestival eine Pause. Dafür lassen die besonderen Publikumslieblinge der Coburger, die »Quastenflosser« aus
der Schweiz, mit ihrer Guggnmusik am Samstag um 11.00 Uhr die
Mauern der altehrwürdigen Heilig-Kreuz-Kirche erbeben.
Erstmals wird ein »Samba-Förderpreis« für soziales Engagement verliehen. Dieser wird künftig alle zwei bis drei Jahre an
Personen, Einrichtungen oder Initiativen vergeben, die über Jahre
hinweg soziale Projekte oder Kinderprojekte unterstützen oder selber Hilfsprojekte gegründet haben oder betreiben.
mako/sob
Information: www.samba-festival.de
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Oberfranken
Nr. 27 5. Juli 2015
Sonntagsblatt 17
SO BUNT IST WUNSIEDEL: Bei ihrer
Visitation in der Fichtelgebirgsstadt
war Regionalbischöfin Dorothea
Greiner (auf unserem Bild mit dem
Landessynodalen Peter Seißer)
begeistert von der farbenfroh geschmückten Stadtkirche St. Veit. Am
Wochenende zuvor hatte das Gotteshaus anlässlich des Brunnenfests
als »offene Kirche« eingeladen: Ein
50-köpfiges Team begleitete die
zahlreichen Besucher durch mehrere Stationen unter dem Leitwort
»Lichtblicke«. Beim Gottesdienst
zum Abschluss ihres Besuchs lobte
Greiner die Wunsiedler für ihre
»offene, bunte, den Menschen
so zugewandte Kirche«, die auch
Kirchendistanzierten helfe, sich für
Gott zu öffnen. Die Regionalbischöfin würdigte auch den erfolgreichen
Widerstand gegen rechts, der aus
der Kirchengemeinde gekommen
sei und die Wachsamkeit der Bürger
geschärft habe. wl / Foto: Lammel
Diakonie probt die Entbürokratisierung
Drei Einrichtungen im Landkreis Forchheim testen abgespeckte Formen der Pflegedokumentation
Forchheim. Die Dokumentationspflichten in Pflegeheimen sind in
den letzten Jahren immer mehr
gestiegen und zu einer zeitraubenden Last für die betreuenden Mitarbeiter geworden. So ist
es üblich, dass Pflegekräfte jede
durchgeführte Tätigkeit zu unterschreiben haben und sämtliche
Lebensbereiche wie etwa die Bewegung oder die Ernährung eines
Pflegebedürftigen dargestellt und
beschrieben werden müssen. Dadurch geht viel Zeit verloren, die
eigentlich dem Pflegebedürftigen
gewidmet sein sollte.
Als erste Einrichtungen im
Landkreis Forchheim beteiligen
sich die Einrichtungen des Diakonischen Werks in der Fränkischen Schweiz, das Seniorenzentrum Martin Luther in Streitberg,
das Demenzzentrum Lindenhof
in Unterleinleiter und das Seniorenzentrum Fränkische Schweiz
in Ebermannstadt gemeinsam an
dem im Auftrag des Bundesge-
sundheitsministeriums entwickelten Plan zur Entbürokratisierung
der Pflegedokumentation. Mit
dem Projekt »Mehr mit weniger«
wird eine reduzierte, auf wesentliche und wichtige Aspekte der
Pflege konzentrierte Dokumentation in den Häusern eingeführt.
Deutschlandweit soll durch
die Teilnahme vieler Einrichtungen an der Entbürokratisierung
ein Umdenken weg von starren
und kleinlichen Dokumentationspflichten auf den Weg gebracht
werden, um wertvolle Zeit für die
direkte Pflege und Betreuung zu
gewinnen. Alle politisch Verantwortlichen unterstützen das Projekt und die Einrichtungen. Heimaufsichten und die Medizinischen
Dienste sind aufgefordert, sich
konstruktiv daran zu beteiligen.
Diplom-Pflegewirt
Matthias Bretfeld, in den kommenden
zwei Jahren verantwortlich für
das Projekt beim Diakonischen
Werk Bamberg-Forchheim, er-
klärt die Zielsetzung so: »Wir wollen ein Mehr an Zeit bei unseren
Mitarbeitern schaffen für Zuwendung und individuelle Betreuung
der Bewohner durch ein Weniger
an Zeit für überflüssige Bürokratie. Dabei geht es darum, sinnvoll,
qualitätsgeleitet und strukturiert
ein einfacheres und schnelleres
System einzuführen.«
Nachdem
die
rechtlichen
Grundlagen geregelt worden sind,
beginnt nun die Umsetzung vor
Ort. Es werden die notwendigen
internen Umstellungen auf den
Weg gebracht, erforderliche Rahmenbedingungen geschaffen und
die Mitarbeiter intensiv geschult
und im Umstellungsprozess unterstützend begleitet.
sob
Über die Forderungen von Diakonie und
Caritas zur Verbesserung der Pflegesituation informiert der »Pflegetruck«:
Auf seiner Tour durch Bayern macht
er am 31. Juli und 1. August Station auf
dem Maxplatz in Bamberg.
n Viel zu viel Zeit müssen sich
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
aus Pflege und Betreuung mit der
Dokumentation nehmen. Dies soll sich
nun ändern.
Foto: Diakonie
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Oberfranken
18 Sonntagsblatt
Nr. 27 5. Juli 2015
Das Bild des Bösen
Coburger Kunstsammlungen zeigen »Die dunkle Seite der Renaissance« in italienischer Druckgrafik
Coburg. »Die dunkle Seite der Renaissance«
ist der Titel der Sonderausstellung, in der die
Kunstsammlungen der Veste Coburg eine spezielle Auswahl aus den Beständen ihres Kupferstichkabinetts, ergänzt durch Leihgaben,
präsentieren. Am Beispiel außergewöhnlicher,
teilweise selten gezeigter Bildschöpfungen
der Druckgrafik wird eine Gegenwelt zu den
von Diesseitigkeit und von den Schönheitsidealen der Antike geprägten Vorstellungen von
der Kunst der Renaissance vorgestellt.
Die Präsentation mit rund 70 ausgewählten Darstellungen bizarrer Dämonen, makaber agierender Skelette und von Hexenszenen
beschreibt in dieser Form erstmals eine andere, eine dunklere Seite dieser Epoche des Umbruchs. Der Zeitraum vom 15. bis zum Ende
des 16. Jahrhunderts, den die Exponate umreißen, entspricht nach allgemeinem Konsens
dem der Epoche der Renaissance, die auch als
Aufbruch aus der von ihrer jenseitsorientierten
Religiosität wesentlich geprägten Lebenswelt
des Mittelalters verstanden wird.
Religionsgeschichtlich fällt in diesen Zeitraum sowohl die Reformation wie auch die um
die Mitte des 16. Jahrhunderts in Italien einsetzende Gegenreformation sowie die Publikation maßgeblicher Schriften, auf denen die
Hexenverfolgungen gründeten. Vermeintliche
Widersprüchlichkeiten, wie sie jedem Epochenbegriff innewohnen, spiegeln sich auch
in der Kunst der Renaissance, insbesondere in
der Grafik.
Anknüpfungspunkt für die Ausstellungsmacher ist der Begriff der »Bizarrie« als Visu-
n »Die Skelette oder der Kirchhof« von Agostino dei Musi, genannt Agostino Veneziano (geboren um 1490,
zuletzt erwähnt 1536).
alisierung des Bösen. Als Beispiele dafür gelten etwa Martin Schongauers »Peinigung des
Heiligen Antonius«, Albrecht Dürers »Ritter,
Tod und Teufel« und als prominentestes italienisches Beispiel der von Agostino Veneziano
signierte Kupferstich »Der Hexenzug«.
Die Sujets dieser und anderer Werke, die
fantastische Visualisierungen von Dämonen
und Bilder des Todes zeigen, bestimmen die
Auswahl der Objekte. Die teilweise makabren
Bildwelten entfalten sich besonders im Medi-
Foto: Kunstsammlungen der Veste Coburg
um der Druckgrafik, wo sich – unabhängig von
Wünschen potenzieller Auftraggeber und einer
Bindung des Kunstwerks an einen bestimmten
Ort, etwa zu Andachts- oder Repräsentationszwecken – ungewöhnliche Bildschöpfungen
entwickeln und verbreiten lassen.
sob
Kunstsammlungen der Veste Coburg. Geöffnet bis 13.
September, täglich 9.30-17 Uhr
www.kunstsammlungen-coburg.de
aus dem kirchenkreis
Bad Alexandersbad. »Gott muss einfach Brasilianer sein« – so sagt eine landesweit beliebte
Redewendung. Heloisa Gralow Dalferth, neue
Pfarrerin in Bad Alexandersbad, ist gebürtige
Brasilianerin mit deutschen Wurzeln. Mit ihrem Mann Silfredo Dalferth berichtet sie am
Samstag, 4. Juli, über ihr Heimatland, über
die lateinamerikanische Theologie und über
die Lage der (relativ kleinen) lutherischen Kirche in Brasilien, zu der die bayerische evangelische Landeskirche seit Langem eine enge
Partnerschaft pflegt. Die Veranstaltung im EBZ
Alexandersbad beginnt um 9 Uhr.
Bamberg. Das Ensemble »Harmonic Brass« ist
immer für Überraschungen gut. Mit ihrem aktuellen Programm zeigen die vier Herren mit
Dame am Freitag, 10. Juli, um 19.30 Uhr in
der Bamberger Erlöserkirche am Kunigundendamm in Bamberg, dass der Hörgenuss eines
Live-Konzerts durch nichts zu ersetzen ist: mit
Werken von Johann Sebastian Bach bis Leonard Bernstein – und Überraschungen. Einlass ist ab 18.30 Uhr.
Bayreuth. Zum Bayreuther Bürgerfest wird der
Gottesdienst am Sonntag, 5. Juli, um 10 Uhr als
»Künstlergottesdienst« gestaltet. Im Anschluss
gibt es eine Begegnung mit den jungen Kreativen des Heilpädagogischen Zentrums, die
derzeit in der Kirche die Ausstellung »Frisch
gestrichen« präsentieren. Beim Sonntag des
Bürgerfest-Wochenendes wird traditionell die
Kultur in den Mittelpunkt gestellt; so ist auch
in diesem Jahr wieder ein Künstlermarkt rund
um die Stadtkirche aufgebaut.
Fechheim. Im 25. Jahr der Wiedervereinigung
wird am Sonntag, 11. Juli, ab 10 Uhr zu einer
Wanderung auf dem Lutherweg eingeladen.
Zusammen mit dem bayerischen Schirmherrn
des Lutherwegs, Ministerpräsident a. D. Günther Beckstein, führt die Tour von Fechheim
im Coburger Land über Sonneberg, Neustadt
und Muppberg ins thüringische Oberlind, wo
die Wanderung mit einer Andacht beschlossen wird. Von dort aus gibt es für die Teilnehmer einen Rücktransport nach Fechheim.
Auf bayerischer Seite umfasst der Lutherweg
118 Kilometer; davon führen 22 Kilometer durch den Frankenwald bei Ludwigsstadt
und 96 Kilometer durch das Coburger Land.
Anmeldung: Evangelisches Bildungswerk,
Pfarrer Dieter Stößlein, Tel. (0 95 61) 7 59 84,
E-Mail: [email protected]
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Kirchenkreis Regensburg
Nr. 27 5. Juli 2015
Sonntagsblatt 15
Arbeitslose nicht vergessen
Neue Kampagne der kirchlichen Spendenaktion »1+1« in Regensburg vorgestellt
Es wird gesägt, gehämmert,
gestrichen und geschweißt.
Im Werkhof – einem sozialen
Beschäftigungsunternehmen der
Diakonie Regensburg – haben
die Mitarbeiter alle Hände voll
zu tun. Manche von ihnen haben
hier neue Arbeit gefunden und
werden unterstützt durch die
landeskirchliche Spendenaktion
»1+1 – mit Arbeitslosen teilen«.
Auch die Flüchtlingsarbeit
profitiert von der Aktion »1+1«.
Bei einem Benefizkonzert spielten Regensburger Flötenklassen einen Betrag von 350 Euro
ein. Dieser wird nun verdoppelt
und geht an den evangelischen
Jugendmigrationsdienst.
Flötenklänge für Flüchtlingshilfe
D
ie Wirtschaft boomt. Gerade
in Bayern und in vielen Städtem entlang der Donau. Doch es
gibt allein im Freistaat derzeit
rund 265 000 Menschen, die keine Arbeit haben. Darunter sind
etwa 68 000 Langzeitarbeitslose,
wie Dorothea Kroll-Günzel, die
Geschäftsführerin der Solidaraktion »1+1 – mit Arbeitslosen teilen« der Landeskirche, weiß. So
auch Werner, der trotz Studium
mit über 40 Jahren arbeitslos geworden ist und sich zum Fachinformatiker umschulen lässt.
Auch bei guter Konjunkturlage
und hoher Beschäftigung dürften
Langzeitarbeitslose nicht aus dem
Blick geraten, betonte sie bei der
Vorstellung der neuen Kampagnenaktion. Sie lautet »Ich bin motiviert« und will darauf aufmerksam machen, dass es auch für
langzeitarbeitslose Menschen und
Jugendliche mit schulischen Defiziten Chancen gibt, neu anzufangen. Auch der Leiter des Kirchlichen Diensts in der Arbeitswelt
(KDA) aus Nürnberg, Professor Johannes Rehm, und der Regensburger Regionalbischof Hans-Martin
Weiss äußerten sich zum Motto.
Nach Beobachtungen Rehms
ist gerade angesichts positiver
Entwicklungen am Arbeitsmarkt
bisweilen der Eindruck entstanden, Arbeitslosen fehle die Motivation. Umso wichtiger sei es für
sie zu spüren, dass sie mit ihren
Fähigkeiten gebraucht würden.
»Arbeit ist elementarer Ausdruck
n Regensburger Flötenklassen mit Lehrerin Susanne Hoffmann (links) gaben
ein Benefizkonzert für die Arbeit des Jugendmigrationsdiensts.
des Menschseins« und bedeute
gesellschaftliche Teilhabe, wie der
Pfarrer betont.
Regionalbischof Weiss wies darauf hin, dass viele Menschen oft
unverschuldet ihren Arbeitsplatz
verlören und dadurch häufig auch
unter psychischen Belastungen
leiden würden. Daher seien An-
Foto: Themessl
gebote wie etwa Arbeitslosentreffs
oder diakonische Werkhöfe nötig, um Betroffenen weiterzuhelfen und Stigmatisierungen entgegenzuwirken. So gebe es ebenso
in »boomenden« Städten entlang
der Donau Männer und Frauen,
die es nicht leicht hätten, eine Arbeit zu finden.
»So etwas habe ich in den 30
Jahren meiner Arbeit noch nicht
erlebt«, staunte Uwe Jentzsch über
diese Art der Unterstützung. Er
ist beim Jugendmigrationsdienst
(JMD) der Jugendwerkstatt Regensburg tätig. Der Verein hilft
Jugendlichen mit Bleiberecht zu
Praktika oder bei der Berufswahl
und bietet auch Lehrstellen an.
Per E-Mail hatte die Musikerin und Flöten-Lehrerin Susanne Hoffmann mitgeteilt, sie wolle gern ein Konzert zugunsten
der Flüchtlingsarbeit geben. Das
sei für die Schüler eine gute Auftritts-erfahrung, »und sie können
damit etwas Gutes tun.« Zuvor
waren so Spenden für das Johannes-Hospiz in Pentling oder für
die Aidshilfe in Südafrika erspielt
worden. Diesmal kann sich der
Jugendmigrationsdienst über die
doppelte Unterstützung durch die
Aktion »1+1« freuen.
djo/pt
INTERNET: www.kda-bayern.de
info
n Präsentation der Aktion »1+1«, u. a. mit Regionalbischof Hans-Martin Weiss
(1. v. links), Pfarrer Johannes Rehm (2. v. li.) sowie Geschäftsführerin Dorothea
Kroll-Günzel (3. v. rechts) und Werkhof-Leiter Hans Seidl (1. v. re.).
Foto: Johnen
Die Aktion »1+1 – mit Arbeitslosen teilen« sammelt
jedes Jahr rund 500 000 Euro.
Jeder Euro wird mit Mitteln
der Landeskirche verdoppelt.
Über 12 Millionen Euro kamen so in den letzten 20 Jahren zusammen. Damit konnte
für mehr als 7500 Menschen
in etwa 350 Projekten Arbeit
geschaffen werden.
Redaktion: Dirk Johnen • Am Ölberg 2 • 93047 Regensburg • Tel. (09 41) 5 83 99-11 • Fax 5 83 99-12 • [email protected] • www.sonntagsblatt-bayern.de
16 Sonntagsblatt
kirche im radio
Das sind unter anderem
die Themen der Evangelischen Funk-Agentur (efa)
am Sonntag, 5. Juli, in den
ökumenischen Sonntags­
sendungen im Kirchenkreis
Regensburg:
Platz für Flüchtlinge – Regensburg versucht die Willkommenskultur für Flüchtlinge zu verbessern. Dazu gehört,
die Bürger rechtzeitig zu informieren. Der Oberbürgermeister hat dazu eigens eingeladen. Ein Bericht von einem
Ortstermin.
Straubinger Kulturtage – Mit
einem Mammut-Programm
wartet in dieser Woche die
evangelische Christuskirche
auf. Die Kantorin Magdalena Meidert hat bis zum 12. Juli
ein umfangreiches Programm
zusammengestellt. Es reicht
von Märchen über Schlagzeugsoli bis zu regelmäßiger
Orgelmusik.
Mehr dazu in der
Sonntagssendung »Kirche, Kultur und Soziales« zwischen 7
und 9 Uhr auf Radio Charivari für die Bereiche Kelheim,
Regensburg und Cham sowie
zwischen 8 und 9 Uhr auf Radio AWN für Deggendorf und
Straubing. efa/pt
•
Kirchenkreis Regensburg
Nr. 27 5. Juli 2015
Der berühmte »Pariser Koffer«
Literaturarchiv in Sulzbach-Rosenberg erinnert an Günter Grass
Sulzbach-Rosenberg. Mit einer
Sonderschau erinnert das Literaturarchiv in Sulzbach-Rosenberg
an den verstorbenen Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger
Günter Grass (1928-2015).
Die Ausstellung mit Archivalien des Literaturnobelpreisträgers präsentiere nun erstmals
öffentlich die zahlreichen Dokumente aus dem »Pariser Koffer«,
in dem sich auch das Typoskript
seiner »Blechtrommel« befand,
sagte eine Sprecherin des Hauses. Dabei handelt es sich um die
erste komplett erhaltene Fassung
seines berühmten Romans »Die
Blechtrommel« aus dem Jahr
1956.
Unter dem Titel »Die Blechtrommel und der Koffer aus Paris.
Die ›Sammlung Günter Grass‹ im
Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg« solle die Erfolgsgeschichte
des Jahrhundertromans erzählt
werden, der 1959 erschien. Grass
hatte sein Werk vor der Veröffentlichung immer wieder überarbeitet. Davon zeugten mehrere Schriftstücke aus dem Koffer,
die unter anderem von Grass’ Lesung vor der literarischen Werkstatt »Gruppe 47« berichten, hieß
es.
n Erinnerungen an Günter Grass und seinen »Pariser Koffer«. Zu den weiteren Dokumenten
gehörten Briefwechsel zwischen
dem Autor und seinem aus Sulzbach-Rosenberg
stammenden
Freund Walter Höllerer (19222003), der als Lyriker und Literaturprofessor in Berlin wirkte. Die
Sonderausstellung zu Ehren von
Günter Grass, der dem Haus ver-
Foto: Literaturarchiv
bunden war und Sulzbach-Rosenberg zuletzt 2003 besucht hatte, ist bis zum 27. September zu
sehen (Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr,
sonntags 14 bis 17 Uhr). Der
Schriftsteller war am 13. April im
Alter von 87 Jahren in Lübeck gestorben.
epd/djo
terminkalender
Velburg. Das Vokalensemble präsentiert am Samstag, 4.7., geistliche Abendmusik in der evangelischen Kirche St. Leonhard.
Anlass ist das Themenjahr »Bild
und Bibel« zur Luther-Dekade.
Das Intermezzo mit Chormusik
und Texten beginnt um 17 Uhr.
Mitterteich. Einen inklusiven
Gottesdienst mit Menschen mit
Behinderungen feiern die evangelische und katholische Gemeinde im Ort wieder gemeinsam. Dazu eingeladen wird am
Samstag um 18 Uhr in die Pfarrkirche St. Jakob.
Ingolstadt. Zu einem »Mitmachfest« lädt die Kirchengemein-
de St. Markus Mitarbeitende
und Freunde ein. Es beginnt am
Sonntag, 5.7., mit einem Gottesdienst um 10 Uhr.
Waldershof. Posaunenmusik auf
dem Gipfel erklingt beim Berggottesdienst an der Ruine Weißenstein am Sonntag, 5.7., um
10 Uhr. Aufstieg ist um 9.15, der
Bustransfer startet um 9.30 Uhr.
Vohenstrauß, Floß. Die Routen 8
und 9 des Simultan-Kirchenradwegs im »Flosser Amt« werden
am Sonntag feierlich vorgestellt.
Vor dem Start nach Floß gibt es
eine ökumenische Andacht um
14.30 Uhr in St. Johannes in Altenstadt bei Vohenstrauß.
Straubing. Im Rahmen der »Straubinger Kulturtage« erklingt von
Dienstag, 7.7., bis Freitag, 10.7.,
nachmittags ab 17 Uhr Orgelmusik in der Christuskirche. Am
Dienstag gibt es dort zudem ein
Gospel-Konzert ab 19.30 Uhr.
Regensburg. Das Evangelische
Bildungswerk macht sich am
Donnerstag, 9.7., mit dem Rad
auf Spurensuche in den Stadtteilen Prüfening und Dechbetten. Start ist um 17 Uhr im Stadtpark, beim Parkside-Office. Am
Sonntag, 12.7., geht es zu regionalen Erzeugern.
Vilshofen. Lustige und nachdenkliche Geschichten sind am
Donnerstag, 9.7., ab 19 Uhr im
»Kulturgarten« hinter der Erlöserkirche zu hören. Mit dabei
ist die Jazz-Combo St. Matthäus
aus Passau.
Schwandorf. Zum Bürgerfestauftakt am Freitag, 10.7., gibt es in
beiden Stadtkirchen eine »Nacht
der Musik« ab 20.30 Uhr. In St.
Jakob wird zudem eine kleine
Pause mit einer Stärkung bei
Brot und Wein angeboten.
Ingolstadt. Ein Zeltlager-Wochenende für Kinder (6-12 Jahre) veranstaltet die Matthäus-Kirchengemeinde ab Freitag, 10.7., auf
dem Zeltlagerplatz des Stadtjugendrings am Baggersee. pt/sob
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Kirchenkreis Regensburg
Nr. 27 5. Juli 2015
Sonntagsblatt 17
Freiheit hinter Kirchenmauern
Im Pfarrhaus in Floß lebt ein weißrussisches Paar im Kirchenasyl
Ein junges Paar aus Weißrussland
hat im oberpfälzischen Floß
Kirchenasyl gefunden. Damit
soll verhindert werden, dass
die beiden in ihr Heimatland
abgeschoben werden. Sie leben
nun vorerst im Pfarrhaus.
Gefängnis landen. Sondern wir
möchten, dass sie hier bei uns
bleiben und sich mit allen ihren
Talenten und Gaben bei uns einbringen«, begründet die Pfarrerin
die Entscheidung der Gemeinde,
Kirchenasyl zu gewähren.
Unterstützung ist nötig
O
leg und Nathalia sind vor
zwei Jahren aus ihrer Heimat
geflüchtet. Es ist zu gefährlich,
wenn man sich in Weißrussland in
der Opposition engagiert und gegen »den letzten großen Diktator
in Europa« protestiert, wie sie erfahren mussten. Wegen ihres politischen Engagements saßen sie
für einen Monat im Gefängnis.
Und so fassten sie den Entschluss zu fliehen. Sie haben ihre
Heimat verlassen, ihre Eltern und
Oleg seine Tochter aus erster Ehe.
Für ein Leben in Freiheit.
Es war keine leichte Entscheidung, doch in ihren Augen der
einzige Weg aus der politischen
Verfolgung. Im Laderaum eines
Lastwagens versteckt kam das
Paar nach Europa. Das Ziel: Holland. Doch dort kam schnell die
Ernüchterung: miserable Unterkunft. Keine Unterstützung. Unerwünscht. Asylantrag abgelehnt.
Doch zurück nach Weißrussland war keine Option für Oleg
n Pfarrerin Lisa Weniger (links) hat Oleg und Nathalia bei sich im Pfarrhaus ins
Kirchenasyl aufgenommen.
und Nathalia. Also wollten sie in
Deutschland versuchen, Asyl zu
beantragen. Irgendwann landeten
sie im oberpfälzischen Floß.
Seit rund einem Jahr leben
sie hier schon, haben Kontakte geknüpft und die Sprache gelernt. Im Frühjahr kam dann die
böse Überraschung: Der Asylantrag wurde nicht genehmigt, weil
Deutschland für die beiden Weißrussen nicht zuständig ist. Nach
Foto: Roßmann
der Dublin-Verordnung können
Flüchtlinge nur im Erstaufnahmeland Asylantrag stellen. Im
Fall der Modienkovs wären das
die Niederlande. Dahin sollten
sie auch zurückgeschickt werden.
Für Oleg und Nathalia hätte das
aber wohl die Abschiebung nach
Weißrussland bedeutet.
»Wir möchten nicht, dass zwei
so engagierte, hoffnungsvolle junge Menschen in Weißrussland im
Damit sind Oleg und Nathalia
nun zwei von rund 250 Menschen,
die in Deutschland derzeit im Kirchenasyl leben. Voraussichtlich
bis September werden sie sich mit
dem Ehepaar Weniger das Pfarrhaus teilen. Dann endet die sogenannte Überstellungsfrist, und die
Modienkovs können endlich offiziell in Deutschland ihren Asylantrag stellen. Doch bis dahin dürfen sie das Kirchengelände nicht
verlassen – und sie erhalten keinerlei Unterstützung vom Staat.
Die Pfarrerin ist für jede Unterstützung aus der Bevölkerung
dankbar. »Ich freue mich jeden
Tag über Menschen, die mir spontan Milch vorbeibringen oder etwas Geld in die Hand drücken
und uns damit signalisieren, dass
sie das richtig finden, was wir
tun«, so Weniger. Oleg und Nathalia sind überwältigt und fühlen
sich hier »schon ein bisschen wie
zu Hause.«
Christa Roßmann
Projekt »Demokratie leben« startet in Nordostbayern
Drei Landkreise und eine Stadt arbeiten im Rahmen eines Bundesprogramms zusammen
Bad Alexandersbad, Tirschenreuth.
Zur Stärkung der Demokratie bündeln drei Landkreise und eine
kreisfreie Stadt in Nordostbayern
ihre Kräfte. Im Projekt »Demokratie leben in der Mitte Europas« kooperieren die Nachbarlandkreise
Hof, Wunsiedel und Tirschenreuth
sowie die Stadt Hof, um lokale
Aktionen und zivilgesellschaftliche Initiativen gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit zu fördern. Dafür
wurde eine Koordinierungs- und
Fachstelle eingerichtet, die bei
der Projektstelle gegen Rechtsextremismus am Evangelischen
Bildungs- und Tagungsszentrum
Alexandersbad angesiedelt ist.
Im Rahmen des auf fünf Jahre angelegten Bundesprogramms
»Demokratie leben!« sei dieser Zusammenschluss bislang einzigartig, sagte Thomas Heppener, Leiter des Referats »Demokratie und
Vielfalt« im Bundesministerium
für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend. Bei der ersten »Demokratiekonferenz« teilte er mit, bundesweit hätten sich bis jetzt 218
Gebietskörperschaften – Städte,
Landkreise und kommunale Zusammenschlüsse – für das Programm angemeldet. Die örtlichen
Partnerschaften sollten dazu beitragen, »möglichst viele Menschen für Vielfalt, Demokratie und
Respekt zu gewinnen«.
Heppner warnte davor, einfach
auf die Rechtsextremen zu verweisen »und sich damit zu den Guten
zu zählen«. Der Blick auf die eigenen Vorurteile und die »Schubladen im Kopf« dürfe nicht verstellt
werden. Mit dem Projekt gehe es
beispielsweise auch um die Auseinandersetzung mit Antisemitismus, um den Umgang mit Sinti
und Roma und um die Frage, »wie
gesellschaftliche Minderheiten zur
Zielscheibe werden«.
Wesentlich für die Vierer-Kooperation ist es nach den Worten
von Projektstellenleiter Martin Becher, »dass wir alle es mit ähnlichen Herausforderungen zu tun
haben«. Rechtsextremisten hätten
längst erkannt, wie sie den Strukturwandel im ländlichen Raum für
ihre Zwecke nutzen könnten. wl
18 Sonntagsblatt
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Kirchenkreis Regensburg
Nr. 27 5. Juli 2015
»Gebete haben Herzen verändert«
Christen feiern »20 Jahre Donaukreuz« in Niederalteich als Symbol für Schöpfungsverantwortung
ner der profiliertesten, aber auch
schillerndsten Figuren der Mehrheitspartei bedient«, erinnerte der
Umweltbeauftragte an die Kehrtwende der Staatsregierung.
Dankbarkeit und Freude über
den Erhalt des letzten Stücks frei
fließende Donau in Niederbayern,
aber auch die Sorge um die
Schöpfung angesichts weltweiter
Zerstörung haben die Feier
»20 Jahre Donaukreuz« in
Niederalteich geprägt. Rund
250 Menschen erinnerten an
die Errichtung des Symbols
für den Widerstand gegen den
Donauausbau.
Friedfertige Sprache
D
as Donaukreuz sei ein Zeichen für die Verbindung von
Mystik und Politik, sagte Marlis
Thalhammer vom ökumenischen
Aktionskreis »Lebendige Donau«,
der seit 20 Jahren die monatlichen Schöpfungsgebete gestaltet.
Die Gebete finden jeweils am letzten Sonntag eines Monats statt –
im Sommer oder auch bei Eiseskälte im Winter.
Bei der Feierstunde thematisierte Thalhammer das politische
Tauziehen um den ursprünglichen Ausbau der letzten 70 Kilometer noch frei fließender Donau
zwischen Straubing und Vilshofen
mit Staustufen, der abgewendet
wurde. Das 1995 errichtete Kreuz
mahne, wachsam zu bleiben.
Der Protest gegen die Zerstörung der Vielfalt der Auenlandschaft am Donaukreuz sei ein Wi-
n Seit über 20 Jahren wird unter dem Donaukreuz gebetet. derstand mit Gebet und Lobpreis
gewesen, sagte Pfarrer Wolfgang
Schürger, Umweltbeauftragter der
bayerischen evangelischen Landeskirche. Die Menschen hätten
ihre Angst vor dem Verlust der
wunderschönen Landschaft vor
Gott gebracht. Ausdrücklich würdigte er ihr Engagement dafür.
Das Donaukreuz sei auch ein
Ort, um die Geschichte des Widerstands lebendig zu halten. Vor
über 20 Jahren sei es nur eine
kleine Minderheit gewesen, die
Foto: Wildfeuer
sich gegen den Ausbau der Donau
einsetzte, erinnerte Schürger und
fügte hinzu: Sie sei »wenig gelitten in der Region« gewesen.
Doch das Donaukreuz und damit eng verbunden das Benediktinerkloster mit Altabt Emmanuel
Jungclaussen und bald auch die
evangelische
Kirchengemeinde Hengersberg hätten den Widerständlern Heimat gebeben.
Es habe jedoch lange gedauert, bis die Gebete erhört wurden, »dass Gott sich dazu ei-
»Die Donaugebete haben die
Atmosphäre verändert. Sie haben den aggressiven Ton rausgenommen«, erzählte Elfriede Maria
Heining, die dem ökumenischen
Aktionskreis »Lebendige Donau«
von Anfang an angehört. Gegner und Befürworter des Donauausbaus fanden dadurch zu einer
friedfertigen Sprache. Anliegen
der Donaugebete sei es, Kontemplation und politische Arbeit miteinander zu verbinden. Heining
ist sich sicher, »dass der entscheidende Impuls« für den Erhalt der
frei fließenden Donau von den Gebeten ausging. »Die Donaugebete
haben die Herzen verändert.« Dies
zeige die Macht des Gebets.
Die geplante Flusserweiterung
in Niederbayern war seit Anfang
der 1990er-Jahre mitunter kontrovers diskutiert worden. Die
Bayerische Staatsregierung hatte
erst Anfang 2013 einem »sanften«
Donau-Ausbau zugestimmt, der
auf einen Stichkanal und Staustufen verzichtet. Die Pläne sollen
nun nach ökologischen Aspekten
optimiert werden. Th. Wildfeuer/djo
grafenried/Lucina
Verschwundenes Dorf
Spurensuche im böhmischen Grenzgebiet: Das
verschwundene Dorf Grafenried (tschechisch Luina) können die Teilnehmer
einer Exkursion des Evangelischen Bildungswerkes
Regensburg am Samstag,
11.7., wiederentdecken. Dabei lernen sie das deutschtschechische Ausgrabungsprojekt kennen. Anmeldung
unter (09 41) 5 92 15-0. sob
PFLEGE-DEMONSTRATION:
Rund 300 Pflegekräfte von
Diakonie, Caritas und anderen
Wohlfahrtsverbänden haben in
Amberg für Verbesserungen in der
Pflege demonstriert. Der SulzbachRosenberger Diakonievorstand
Stefan Strauß beklagte, dass sich
die Pflegeversicherung einseitig
an der körperlichen Versorgung
der Menschen orientiere, während
beispielsweise die Sterbebegleitung,
die auch für Angehörige wichtig sei, in
keiner Weise honoriert werde. »Wir
können uns mit dieser Situation nicht
abfinden«, betonte er.
Foto: DW
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Nr. 27 5. Juli 2015
glaube und leben Sonntagsblatt 19
Gefangen von Dschihadisten
Acht Monate war die junge Salwa im Nordirak in der Gewalt der Terrormiliz »Islamischer Staat«
Ob es Tag oder Nacht war,
wussten die Mädchen und jungen
Frauen im Nordirak nicht. Zu
Hunderten eingesperrt mussten
sie den Terror von islamischen
Extremisten erleiden: Schläge,
Vergewaltigungen, Hunger und
Durst – in ständiger Todesangst.
D
ie Gesichter der Männer, die
sie schlugen, kann Salwa
nicht vergessen. »Ich träume von
ihnen und sehe sie nachts«, sagt
die 18-Jährige, die zur Religionsgemeinschaft der Jesiden gehört.
Acht Monate war sie in Gefangenschaft der Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS). Nur durch Zufall konnte sie fliehen und zu ihrer
Familie kommen, die in einem
Flüchtlingscamp in der Nähe des
nordirakischen Ortes Sacho lebt.
Das Schreckliche begann vor
rund einem Jahr: Salwa ist in einem Auto mit zehn Frauen und
Kindern von der irakischen Stadt
Sindschar vor dem IS auf der
Flucht. Plötzlich wird das Fahrzeug gestoppt. IS-Männer nehmen die jüngeren Frauen mit.
Mit rund 700 Mädchen sei sie
fast zwei Wochen in eine Turnhalle gesperrt worden. »Ich wusste
nicht, ob es Tag oder Nacht war«,
berichtet die junge Frau, deren
voller Name zu ihrem Schutz
nicht genannt wird.
Salwa trägt Pferdeschwanz,
Jeans und eine weiße Bluse. Während sie erzählt, kniet sie auf einem Kissen im etwa sechs Quadratmeter großen Zelt, das ihre
Familie bewohnt. Ihre angestrengt
sachliche Stimme lässt erahnen,
welche Spuren das Erlebte bei ihr
hinterlassen hat. Sie habe mehrmals versucht, sich umzubringen,
sagt Salwa.
Ihre Gefangenschaft ist eine
Odyssee. Im nordirakischen Mossul, das die IS-Kämpfer vor rund
einem Jahr einnahmen, wird sie
mit 70 anderen Mädchen in ein
leer stehendes Haus gebracht,
in dem Christen gewohnt haben.
»Sie haben die Schönen aussor-
n Im Camp bei Sacho im kurdischen Autonomiegebiet nahe der türkischen
Grenze. Hier lebt die 18-jährige Salwa. tiert und vergewaltigt«, erzählt die
junge Frau und wischt sich über
die Augen. Dass sie dazugehör-
Foto: epd-bild
te, muss man vermuten. Sprechen
kann sie darüber nicht. »Viele haben sich das Leben genommen«,
jesiden
DIE JESIDEN gehören zur Volksgruppe der Kurden. Sie sind aber
keine Muslime, sondern bilden
eine eigene Religionsgemeinschaft.
Weltweit bekennen sich mindestens 800 000 Menschen zum jesidischen Glauben. Die Mehrheit von
ihnen lebt im Nordirak.
auf. Jeside wird man ausschließlich durch Geburt, beide Elternteile müssen der Religionsgemeinschaft angehören. Niemand kann
übertreten oder bekehrt werden.
Bei Ehen mit Nichtjesiden verlieren Gläubige ihre Religionszugehörigkeit.
DAS JESIDENTUM ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln bis 2000 Jahre vor Christus
zurückreichen. Sie nahm Glaubenselemente, Riten und Gebräuche westiranischer und altmesopotamischer Religionen sowie
von Juden, Christen und Muslimen
VIELE MUSLIME sehen die Gemeinschaft als Sekte und die Mitglieder als »Teufelsanbeter«, weil
in der jesidischen Religion der
»Engel Pfau« (Melek Taus) eine
bedeutende Rolle spielt. Er wird
im Koran als gefallener Engel bezeichnet.
sagt sie über Mädchen, mit denen
sie sich angefreundet hatte.
Mit etwa 35 Mädchen wird
Salwa weiterverschleppt. Als einige es schaffen zu fliehen, wird
sie bestraft. Acht Tage erhält sie
weder Wasser noch Essen. Doch
schafft sie es, immer wieder Kontakt zu ihrer Familie aufzunehmen. Manchmal habe sie Handys
von IS-Männern gestohlen, sagt
Salwa. Angst habe dabei kaum
eine Rolle gespielt. »Ich war ja eh
immer in Gefahr.«
Nochmals wird Salwa verschleppt, und zwar nach Mossul.
Für einen Mann und seine zwei
Frauen soll sie Hausarbeit verrichten. Sie schlagen ihr gegenüber einen harten Ton an: »Ich
habe nie daran geglaubt, dass ich
noch befreit werden würde.«
Vor drei Monaten kommt dann
doch eine Chance. Der Mann ist
nicht im Haus, und die Frauen
schlafen. Salwa zögert nicht lange und flieht. »Ich habe sie ausgetrickst«, sagt sie, und ein kurzes Lächeln huscht über ihr sonst
ernstes Gesicht. Über einen Bekannten des Vaters findet sie zu
ihrer Familie im rund 100 Kilometer entfernten Camp bei Sacho im
kurdischen Autonomiegebiet nahe
der türkischen Grenze.
Mehr als 11 000 Menschen
leben dort auf engstem Raum:
Christen, Muslime, Jesiden. Tagsüber klettern die Temperaturen
auf 40 Grad. Es fehlt an Ventilatoren, Kühlschränken, Toiletten und
Waschräumen. Salwa erhält ein
wenig psychologische Hilfe, um
das Erlebte zu verarbeiten.
Am liebsten möchte die junge
Frau möglichst weit weg von ihrer Heimat. Sie hat zwei Brüder,
die in Deutschland leben. Und
sie hofft darauf, dass sie über ein
Sonderprogramm leichter nach
Deutschland kann: Baden-Württemberg nimmt in einem Sonderkontingent 1000 sexuell misshandelte Frauen auf. »Hier kann
ich nicht frei meine Meinung sagen«, sagt Salwa und wirkt dabei
sehr müde. »Mein Leben ist zerstört.«
Charlotte Morgenthal
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Nr. 27 5. Juli 2015
20 Sonntagsblatt basiswissen christentum
Nichts ist unmöglich
Personen der Bibel (27): Sara – Die Erzmutter Israels
90 Jahre alt musste Abrahams Frau Sara
der Bibel nach werden, bevor sie endlich
schwanger wurde und ihren Sohn Isaak gebar.
Als man ihr diese späte Schwangerschaft
ankündigte, lachte sie ungläubig. Heute gilt
sie als sogenannte Erzmutter, also als Frau,
aus deren Nachkommenschaft das Volk Israel
wurde.
V
die Frau eines anderen genommen hatte, strafte Gott den Pharao allerdings mit Plagen. Der
Pharao erkannte, dass er belogen worden war,
und schickte die beiden fort. Abraham und
Sara allerdings scheinen nichts daraus gelernt
zu haben, sie wiederholten das Spiel später
mit König Abimelech.
»Zähle die Sterne; kannst du sie zählen?
[…] So zahlreich sollen deine Nachkommen
sein!« (1. Mose 15, 5), hatte Gott Abraham verheißen. Als sich trotz Gottes Zusagen einfach
kein Nachwuchs einstellen wollte, scheint Sara
sich langsam mit dem Gedanken abgefunden
iele Paare leiden heute darunter, dass ihr
Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Das war
zu biblischer Zeit nicht anders.
Vor allem Frauen erfuhren damals oft nur dann Anerkennung, wenn sie ihren Männern
Kinder – vor allem Söhne – gebaren. In der Beziehung zwischen Abraham und Sara wird
die Kinderlosigkeit immer wieder ein Thema gewesen sein.
Wiederholt hatte Gott Abraham eine reiche Nachkommenschaft versprochen. Doch
lange Zeit tat sich nichts.
Wie sehr die als außergewöhnlich schön beschriebene
Sara in jungen Jahren unter
ihrer Kinderlosigkeit litt, verraten die biblischen Texte nicht.
Sara war die Halbschwester
Abrahams, was damals einer
Hochzeit offensichtlich nicht
im Wege stand. Zunächst lautete ihr Name Sarai. Als Gott
jedoch einen Bund mit ihrem
Mann schloss und er einen
neuen Namen erhielt, wurde
auch ihr Name geändert.
Die junge Ehefrau zog mit
Abraham von Ur über Haran
nach Kanaan. Als die beiden
einmal wegen einer Hungersnot nach Ägypten weiterzogen, bekam Abraham Angst,
der Pharao könnte ihn umbringen lassen, um die hübsche
Sara für sich zu haben. Ihm fiel
eine Lösung ein, und er forderte Sara auf: »So sage doch, du
seist meine Schwester, auf dass
mir’s wohlgehe […] und ich am
Leben bleibe.« (1. Mose 12, 13)
Der Plan ging auf: Der Pharao
brachte Abraham nicht um; er
nahm Sara zur Frau und beschenkte ihn reich. Weil er sich n »Ein Engel erscheint Sara«, Giovanni Battista Tiepolo, Udine.
zu haben, dass sie ihrem Mann den heiß ersehnten Nachkommen wohl selbst nicht würde schenken können. Verzweifelt riet sie ihrem
Mann dazu, ein Kind mit ihrer ägyptischen
Magd Hagar zu zeugen: »Geh doch zu meiner Magd, ob ich vielleicht durch sie zu einem
Sohn komme.« (1. Mose 16, 2) Hagar brachte
Abrahams ersten Sohn Ismael zur Welt, was
Saras Unglück und Eifersucht aber nicht linderte. Hagar nämlich war stolz auf diesen
Sohn und ließ Sara ihre Verachtung deutlich
spüren.
Inzwischen waren Sara und Abraham alt
geworden. Als 90-Jährige mit
einem 100 Jahre alten Mann
hatte Sara die Hoffnung auf
eigene Kinder längst endgültig aufgegeben. Doch dann geschah etwas Seltsames: Drei
merkwürdige Männer tauchten bei Abraham und Sara auf.
Abraham setzte sich mit ihnen
vors Zelt und lud sie zum Essen ein. Während Sara drinnen
den Brotteig knetete, belauschte sie mehr oder weniger zufällig das Gespräch der Männer.
Plötzlich erkundigte sich einer
der Gäste nach Sara und sagte
zu Abraham: »Ich will wieder
zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau,
einen Sohn haben.« (1. Mose
18, 10)
Sara hielt sich für viel zu
alt, um noch schwanger zu
werden. Gnickerte sie nur leise in sich hinein, oder prustete sie laut los, als sie das hörte?
»Nun ich alt bin, soll ich noch
der Liebe pflegen, und mein
Herr ist auch alt!« (1. Mose
18, 12), amüsierte sie sich. Der
Fremde hörte ihr Kichern und
fragte Abraham, warum seine Frau denn lache, wo doch
beim Herrn nichts unmöglich
sei. Nun wurde der lauschenden Sara im Zelt doch mulmig
zumute, und sie log: »Ich habe
nicht gelacht.« (1. Mose 18, 15)
Der Fremde aber sollte recht
behalten. Kurze Zeit später wurde Sara tatsächlich schwanger.
Der Sohn, den sie gebar, bekam den Namen Isaak. Überglücklich seufzte Sara: »Wer
hätte wohl von Abraham geFoto: PD
•
basiswissen christentum Sonntagsblatt 21
Nr. 27 5. Juli 2015
sara
DER NAME: hebräisch »Fürstin«
PERSONEN
DER
BIBEL
sagt, dass Sara Kinder stille! Und doch habe
ich ihm einen Sohn geboren in seinem Alter.«
(1. Mose 21,7)
Obwohl Sara nun doch noch selbst Mutter
geworden war, wurde ihre Eifersucht auf Hagar nicht geringer. Schließlich war deren Sohn
Ismael der Erstgeborene und konnte entsprechende Erbansprüche stellen. »Der Sohn dieser Magd soll nicht erben mit meinem Sohn
Isaak«, entschied sie und bat Abraham: »Treibe diese Magd aus mit ihrem Sohn.« (1. Mose
21, 10) Damit brachte sie ihren Mann in eine
ganz schöne Zwangslage. Abraham stand
zwischen zwei Frauen und zwei Söhnen und
musste sich entscheiden. Nachdem Gott ihm
gut zugeredet und versprochen hatte, dass
auch Ismael seinen Weg gehen werde, entschied Abraham sich, Saras Wunsch zu folgen.
Er schickte Hagar und seinen Sohn Ismael in
die Wüste, um die Ehe mit Sara zu retten.
Abraham
soll ihren Sohn
opfern
Ob Abraham seiner Frau von seinem Entschluss erzählt hat, Gottes Aufforderung zu
folgen und Isaak zu opfern? Oder hat Isaak ihr
später von seinem unheimlichen Erlebnis berichtet? Die Bibel lässt diese Fragen unbeantwortet, Sara wird in diesem Zusammenhang
kein einziges Mal erwähnt. Vielleicht also
blieb die Episode auch ein Geheimnis zwischen Vater und Sohn. Ungerührt hingenommen hätte Sara den Plan, den langersehnten
Sohn einfach zu opfern, sicher nicht. In der
jüdischen Tradition geht man deshalb auch
davon aus, dass Saras Tod mit dem Schrecken über das fast ausgeführte Vorhaben ihres
Mannes in Zusammenhang stand. 127 Jahre
alt soll sie geworden sein. Sie starb in Hebron,
wo der trauernde Abraham die Höhle Machpela für das Begräbnis kaufte. In dieser Höhle
fanden später auch Abraham selbst und nachfolgende Generationen der Familie ihre letzte Ruhestätte.
Gottes Pläne lassen sich von Menschen oft
nicht durchschauen. Da wünschte sich Sara
jahrelang ein Kind, doch es tat sich einfach
nichts. Erst als sie die Hoffnung längst aufgegeben hatte und biologisch überhaupt nicht
mehr mit einer Schwangerschaft zu rechnen
war, schenkte Gott ihr den ersehnten Sohn.
Eine Erfahrung, die viele Paare noch heute machen – manchmal stellt sich der Kindersegen wie von selbst ein, sobald man das
krampfhafte Warten, den Sex nach Kalender
und die Hormonbehandlungen hinter sich ge-
BERUF: Ehefrau und Mutter
HERKUNFT: Halbschwester ihres Mannes
Abraham
DIE ZEIT: ca. 2000 v. Chr.
WICHTIGE BIBELSTELLEN: 1. Mose 15; 16;
21, 1-21; 23
WIRKUNGSGESCHICHTE: In der jüdischen
Tradition spielt Sara eine wichtige Rolle.
Sie gilt als Prophetin und steht gleichberechtigt neben Abraham. Auch im Neuen
Testament gilt sie als Vorbild, so wird sie
im Hebräerbrief in einer Reihe mit anderen
alttestamentlichen Personen genannt, die
sich durch ihren Glauben auszeichnen. Der
1. Petrusbrief dagegen betont ihre angebliche vorbildhafte Unterordnung unter Abraham als ihren Herrn. In der christlichen
Tradition gerieten die biblischen Frauen
zunehmend aus dem Blick. Erst die neuere
Forschung betont die Bedeutung auch der
Frauen in den Erzelternerzählungen.
ZITAT: »Und sie waren beide, Abraham
und Sara, alt und hochbetagt, sodass es
Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise. Darum lachte sie bei sich selbst und
sprach: Nun ich alt bin, soll ich noch der
Liebe pflegen, und mein Herr ist auch alt!«
(1. Mose 18, 11 f.)
ZUM WEITERLESEN: Margot Käßmann:
Mütter der Bibel, Freiburg (Brsg.) 2009
NÄCHSTE WOCHE: Jeremia
Lesevorschlag: Jeremia 1; 7; 26-28; 37-39;
42-43,7
n Saras Sohn: In der Bibel steht nicht, was Sara zur
Opferung Isaaks gesagt hat. Andrea del Sarto, um
1527, Dresden, Gemäldegalerie.
Foto: PD
theologisches stichwort
MÜTTER: Nicht nur der Vater, auch die
Mutter sei zu ehren, fordern die Zehn Gebote. Bemerkenswert, denn unter den Israeliten galten damals vor allem patriarchalische Strukturen. Frauen waren den
Männern also immer nachgeordnet. Mutterschaft bedeutete für eine Frau damals
großes Glück – erst dadurch wurde sie quasi zu einer vollwertigen Frau. Kinderlosigkeit bedeutete dementsprechend Schmach
und Unglück. Mutter zu werden, das verdankte man der Schöpfermacht Gottes,
der sich einem gnädig zuwandte. Im Neuen Testament erfährt die Mutterschaft
zum einen eine Überhöhung: Gott erwählt
sich eine Frau, die seinen Sohn gebären
soll; zum anderen eine Relativierung: Jesus
überträgt die verwandtschaftliche Beziehung auf alle Mitgläubigen, die den Willen
Gottes tun. Gemeinsam mit Rebekka, Rahel
und Lea zählt Sara zu den sogenannten Erzmüttern, den ersten weiblichen Vorfahren
der Israeliten.
lassen hat. Gott lässt sich zu nichts zwingen
und erst recht nicht durch menschliche Vorstellungen einengen – das lässt sich aus Saras
Geschichte lernen. Wer allerdings bereit ist,
sich von ihm überraschen zu lassen, der kann
die Erfahrung machen, dass bei ihm nichts unmöglich ist.
Sonja Poppe
GESPRÄCHSIMPULSE:
n Zu biblischer Zeit definierten Frauen sich fast
ausschließlich über ihre Mutterschaft. Inzwischen ist ein als gelungen empfundenes Leben
auf viele unterschiedliche Weisen möglich. Was
bedeutet gelingendes Leben für Sie?
n Als Sara merkte, dass es sich bei den Männern,
die ihr die späte Schwangerschaft vorhersagten,
wohl nicht um normale Besucher handelte, wurde ihr mulmig zumute. Gibt es Begegnungen, die
Ihrem Leben ganz neue Dimensionen gaben?
n Sara hielt es zunächst für unmöglich, in ihrem Alter noch ein Kind zu bekommen. Haben
Sie schon einmal die Erfahrung gemacht, dass
scheinbar Unmögliches plötzlich wahr wurde?
•
Nr. 27 5. Juli 2015
22 Sonntagsblatt glaube und leben
»Bis auf die Zähne mit Liebe bewaffnet«
Geplante charismatische Großveranstaltung in Nürnberg mixt Aufarbeitung der NS-Zeit und Mission
Die einen befürworten einen
bunten, lauten Werbefeldzug
für das Christentum in Europa.
Andere sehen, das was demnächst
in Nürnberg steigt, skeptisch.
Die Veranstalter wollen an
den ehemaligen Nazi-Stätten
Geschichte »zurücknehmen«.
B
en Fitzgerald, Pastor der Bethel Church in Kalifornien, ist
sicher: »97,5 Prozent aller Europäer kennen Jesus Christus nicht.«
Der Prediger will dringend etwas
dagegen tun. »Gott, nimm Europa wieder ein«, fordert er und
hat zusammen mit seinem Mitstreiter Todd White und anderen
die »Awakening Europe«-Initiative ins Leben gerufen. Die nötige Missionierung des alten Kontinents soll in Nürnberg beginnen.
Die Stadt mit seinen noch vorhandenen Bauten aus der Zeit des
Nationalsozialismus scheint den
beiden Predigern ein idealer Ort,
Gott mit Gebeten zu bitten, »die
Geschichte neu zu schreiben«, erklären sie in einem fünfminütigen
Video. »Denn hier sind die Plätze, an denen Hitler sprach.« Den
Auftrag zu einem solchem Kampf
haben sie vor 15 Monaten bei einem Besuch in Nürnberg in einer
Vision erhalten, die beide Prediger unabhängig voneinander hatten: Tausende von Menschen sollen nach Nürnberg kommen und
Gott bitten »to take back history«,
erklären sie im Internet-Film.
»Awaking Europe« hat deshalb
für die Zeit vom 9. bis 12. Juli
vier Tage lang das ganze Nürnberger Grundig-Stadion gemietet, um dort Evangelisationen und
Gottesdienste durchzuführen. In
der pfingstkirchlichen Szene prominente »Speaker« wie Daniel
Kolenda, dem Nachfolger des als
»Mähdrescher Gottes« bezeichneten Reinhard Bonnke, Heidi Baker und Walter Heidenreich treten auf. Dazu kommen christliche
Kult-Bands wie Jesus Culture, deren Facebook-Seite 2,1 Millionen
Menschen mögen.
n Die Nürnberger Kongresshalle aus der NS-Zeit. F.: Tobias Bär/cc-by-sa-3.0/commonswiki
20 000 Teilnehmer könnten
kommen, schätzt der Vorsitzende der Evangelischen Allianz in
Nürnberg, Mathias Barthel. Seine und andere Gemeinden innerhalb der Evangelischen Allianz springen auf die »Awakening
Europe«-Kamapagne auf. Sie sind
mit dabei, wenn die charismatische Bewegung in ganz Nürnberg
auf öffentlichen Plätzen ihre Botschaft verbreiten wird.
»Es macht Sinn, das missionarisch zu nutzen«, sagt Barthel. Allerdings ist auch er nicht glücklich mit einigen Formulierungen
der Veranstalter. Dass es in Europa nur zwei Prozent Christen
gebe, sei nicht haltbar. Auch von
martialischer Sprache der Amerikaner, die für »Kreuzzüge für
Gott« wirbt, hält er nicht viel.
Die Reden von Kreuzzügen
und von Gottes Armee, die »bis
auf die Zähne mit Liebe bewaff-
net« ist, hat auch Verantwortliche
in der evangelischen Landeskirche auf den Plan gerufen. In einer
Stellungnahme des Handlungsfelds »Evangelisation« distanziert
man sich von diesem Vokabular.
Außerdem fordert das Papier von
»Awakening Europe« »Respekt
gegenüber dem traditionellen Kirchen Europas«. Es sei »schlicht
unzutreffend«, dass es in Europa nur noch zwei Prozent Christen gebe.
Die Stellungnahme, der sich
auch das evangelische Dekanat
in Nürnberg angeschlossen hat,
geht dennoch recht verständnisvoll mit der charismatischen Bewegung um. »Wir verteufeln das
nicht«, sagte Mitverfasser Pfarrer Michael Wolf, im Nürnberger
Amt für Gemeindedienst für das
Thema Evangelisation zuständig.
»Im Garten Gottes gibt es viele
Verschiedene«. Auch die charis-
matisch-pfingstlich geprägte Bewegung gehöre zur weltweiten
Christenheit, heißt es folglich im
Text. Und man teile das Anliegen,
die Frohe Botschaft immer wieder neu und in unterschiedlichen
Kontexten zu verkünden.
Eine Sicht auf das kommende
Ereignis, die nicht alle teilen. Der
Pfarrerin an der Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde in Nürnberg-Langwasser, Griet Petersen,
gefällt der Missionierungsstil aus
den USA gar nicht. Skeptisch
bleibt sie aber vor allem gegenüber der Sicht der Charismatiker
auf die Geschichte, die diese ja
zurückgewinnen wollen. Ein Zurücknehmen oder Wiedergewinnen der Geschichte könne es nicht
geben, sagt Petersen. »Wir tragen
Geschichte mit uns und in uns
und haben uns mit ihr auseinanderzusetzen und für sie Verantwortung zu übernehmen«, erklärt
sie und empfiehlt den Vertretern
der »Awakening Europe«-Bewegung einen Besuch im nahe gelegenen Dokumentationszentrum
Reichsparteitagsgelände.
Bei der »Taking back history«Idee ist auch der Archivarin und
Historikerin Andrea Schwarz gar
nicht wohl: »Die Geschichte ist,
wie sie ist.« Sie dürfe nicht verdrängt und nicht verleugnet werden, warnt die Leiterin des Landeskirchlichen Archivs in Nürnberg,
die auch Präsidentin der Dekanatssynode Nürnberg ist, »Gedenken ist ein stetes Erinnern.«
Die Vision der beiden Initiatoren von »Awakening Europe«
kann Schwarz dennoch nachvollziehen. Sie hätten bei ihrem Besuch in Nürnberg wohl erstmals
in die Abgründe des Nationalsozialismus geschaut »und sind nun
der Auffassung, es muss etwas geschehen«.
Wie viele Menschen die Prediger für ihre Sache gewinnen können, ist noch offen. Werbung ist
bisher für die Veranstaltung wenig
gemacht worden. Es gibt daher
schon Kenner der Szene, die mit
weitaus weniger Zulauf als 20 000
Leuten rechnen.
Jutta Olschewski
•
Nr. 27 5. Juli 2015
glaube und leben Sonntagsblatt 23
sonntagsblatt-sprechstunde
Barbara Hauck:
Die Nürnberger
Pfarrerin
schätzt an der
Sprechstunde,
dass »hier deutlich
wird, was die
Menschen wirklich
bewegt«.
Waldemar Pisarski:
Der Augsburger
Theologe steht
seit 1994 für
einfühlsame
und kompetente
Lebenshilfe in der
SonntagsblattSprechstunde.
Wenn Sie ein Problem haben und Rat
brauchen, dann schreiben Sie an die
»Sprechstunde«, Birkerstraße 22,
80636 München. Die Berater antworten auf dieser Seite oder mit Brief. Sie
können auch unmittelbar an einen
Berater schreiben: Pfarrerin Barbara
Hauck, Breite Gasse 82/84, 90402
Nürnberg; Kirchenrat i. R. Wal­demar
­Pisarski, Meringer Str. 38 c, 86163
Augsburg. Wenn Sie eine längerfristige Korrespondenz wünschen, steht
Ihnen die Evangelische B
­ riefseelsorge,
Postfach 600306, 81203 München,
zur Seite. Alle Zuschriften werden
vertraulich behandelt.
Drohbotschaft oder Frohbotschaft?
Wir haben vor einiger Zeit einen
neuen Pfarrer bekommen. Es stellt
sich heraus, dass er ein gar strenger
Herr ist. In seinen Predigten überwiegen ernste, oft auch drohende
Töne. Gleich, ob es um homosexuelle Partnerschaften geht, um Sterbehilfe, um Ehescheidungen oder ein
anderes gesellschaftliches Thema,
immer kommt ein »Wehe!« von der
Kanzel. Immer klingt es richtend und
verurteilend. Immer füllen Hölle, Tod
und Teufel den Kirchenraum. Immer
ist es ein Blick in den Abgrund. Immer nein, nein, nein.
Nun wollte ich es nicht bei einem
Reden »über« bewenden lassen und
habe das Reden »mit« gesucht. Ich
habe mich zu einem Gespräch angemeldet und Fragen und Kritik vorgetragen. Es war ein durchaus freundliches Gespräch, aber in der Sache
blieb mein Gesprächspartner unnachgiebig und ohne Verständnis.
Sein Argument: In der Nachfolge Jesu müsse man deutlich werden. Jede Schönfärberei entferne
sich vom Glauben. Schließlich habe
der Meister selbst kein Blatt vor den
Mund genommen, etwa in Matthäus 12, 34: »Ihr Otterngezücht, wie
könnt ihr Gutes reden, wenn ihr böse
seid?«
Herr K.
Das ist eine spannende Frage.
Tatsächlich scheint Jesus so gesprochen zu haben. Jedenfalls
kommen solch harte Worte aus
seinem Mund. Er kommt aus
der Nähe Johannes des Täufers.
Er lässt sich von ihm taufen,
nimmt dessen Thema auf und
tritt als Bußprediger auf.
Vielleicht hat er zu dieser Zeit
selbst asketisch gelebt, trug ein
Kleid aus Kamelhaaren und
nährte sich von Heuschrecken
und wildem Honig. Und ähnlich
wie der Täufer hat er die Leute
angefahren: »Ihr Schlangen, ihr
Otterngezücht! Wie wollt ihr der
höllischen Verdammnis entrinnen?« (Matthäus 23, 33)
Zu dieser Zeit konnte man ihn
sicher noch nicht einen Fresser
und Weinsäufer nennen. Zu dieser Zeit war er wohl noch nicht
mit einer bunten Schar von
Frauen und Männern unterwegs, darunter Huren und Diebe. Zu dieser Zeit war er wohl
eher der Mann mit der großen
Keule. Nicht einer, der die Lilien des Feldes gepriesen hat
oder die Vögel unter dem Himmel, die nicht säen und ernten,
sondern der Güte Gottes vertrauen.
Aber der Blick in den Abgrund
allein hilft nicht weiter. Eine
Drohbotschaft bekehrt niemanden. Keiner lässt sich ins Reich
Gottes prügeln. Aber man kann
Menschen zu einem reicheren,
erfüllteren Leben gewinnen.
Der brasilianische Bischof Dom
Helder Camara hat es in einem
Gebet so formuliert: »Lehre uns,
/ ein ›Nein‹ zu sagen / das nach
›Ja‹ schmeckt ...«.
Jesus beschönigt nichts und
verweigert Menschen nicht
das Nein. Betrug nennt er Betrug und Gier nennt er Gier.
Und doch schafft er es, aus dem
Reich Gottes eine frohe Botschaft zu machen. Weil er auch
von seiner Schönheit spricht.
Da zeichnet er einen Kaufmann,
der alles hergibt für eine Perle.
Eine Ehebrecherin stampft er
nicht in Grund und Boden, sondern weist auf die Möglichkeit
der Vergebung hin. Er zecht mit
Strauchdieben und Schwerenötern, und manch einer spürt darin, dass Gott etwas Besseres für
ihn bereithält. Waldemar Pisarski
mit der bibel durch die woche
Montag: Matthäus 4, 18-22
Dienstag: Matthäus 4, 23-25
Mittwoch: Matthäus 5, 1-12
Donnerstag: Matthäus 5, 13-20
Freitag: Matthäus 5, 21-26
Samstag: Matthäus 5, 27-32
Immer wieder begegnen wir bei Jesus zwei Grundlinien, nach denen er
uns ausrichten will: Er befreit von
Maike Schmauß
legt im
Sonntagsblatt die
neutestamentlichen Texte der
wöchentlichen
Bibellese aus.
Zwängen und er fordert Verbindlichkeit. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Sehe ich nur die
Befreiung, besteht die Gefahr der
Beliebigkeit. Sehe ich nur die Forderung, gerate ich unter Druck. Behalten wir also beides im Blick:
Jesus befreit aus alten Verstrickungen, aus einengenden Verbindlichkeiten. Wir müssen nicht weiter an
den alten Netzen unseres Lebens
herumflicken – sie werden doch wieder reißen.
Aber: Die Befreiung aus alten Mustern, aus den Fesseln von Verpflichtungen und Konventionen geht einher mit dem Ruf zur Nachfolge.
Keine Fische mehr fangen zu müssen, heißt nicht, gar nicht mehr fischen zu müssen, sondern einen
weitaus größeren Auftrag zu erhal-
ten: »Ich will euch zu Menschenfischern machen!«
Aber er fordert eine hohe Verbindlichkeit im Einhalten der Gebote.
Jesus befreit von Lähmungen,
Besessenheit, Plagen.
Jedenfalls: Die Befreiung steht vor
der Forderung. Erst kommen die Seligpreisungen, dann folgt die Erfüllung der Gebote.
Aber dazu gehört das Horchen auf
sein Wort, auf seine Predigt vom
Evangelium.
Jesus befreit uns von dem Anspruch, »gut« sein zu müssen, er
verlangt nicht, dass wir hohe Forderungen erfüllen: Seid »Licht der
Welt«, seid »Salz der Erde«!
Aber er möchte, dass wir seine Zusage, sein absolutes Vertrauen in
uns, annehmen und seine Zusage
auch ernst nehmen: »Ihr seid das
Salz der Erde«, »ihr seid das Licht
der Welt«.
Jesus befreit von Leistungsdenken,
Zukunftsangst, Vorurteilen.
5. sonntag
nach trinitatis
Wochenspruch: Aus Gnade seid ihr
selig geworden durch Glauben, und
nicht aus euch: Gottes Gabe ist es
(Epheser 2, 8)
Wochenlied: Preis, Lob und Dank
sei Gott dem Herren (EG 245)
Predigt: Lukas 5, 1-11
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Nr. 27 5. Juli 2015
24 Sonntagsblatt glaube und leben
Kreuz des Südens
Baptisten in den Südstaaten der USA befürworten das Einholen der Konföderiertenflagge
Der Mord an neun Afroamerikanern in einer
Kirche in Charleston (South Carolina) hat in
den USA eine Debatte über die ehemalige
Südstaatenflagge ausgelöst.
A
uch der »Südliche Baptistenverband«, die
größte protestantische Kirche in den Vereinigten Staaten, beteiligt sich an der Debatte, ob die Konföderiertenflagge aus der Öffentlichkeit verbannt werden soll. Die historische
Flagge gilt als Symbol des »alten Südens«,
der im Bürgerkrieg (1861-65) für den Erhalt
der Sklaverei kämpfte. Der Tatverdächtige von
Charleston hatte sich als Anhänger der Südstaaten mit Südstaatenflagge im Internet präsentiert.
Nach dem Mord von Charleston am Mittwoch vergangener Woche forderte Russell
Moore, Präsident der Ethikkommission der
baptistischen Kirche: »Holen wir die Fahne
runter.« Man könne nicht »gleichzeitig die
n Die Flagge der Konföderierten. Foto: moonrun/fotolia
Ideologie der Rassenüberlegenheit vertreten
und das Evangelium von Jesus Christus verkünden«, argumentierte Präsident Albert Mohler vom »Southern Baptist Theological Seminary« in Louisville im Bundesstaat Kentucky.
Die Forderungen der beiden Theologen
wurden aufmerksam registriert. Denn der
»Südliche Baptistenverband« war Mitte des
19. Jahrhunderts im Streit um die Sklaverei
entstanden: Baptisten im Norden stellten sich
gegen das Ansinnen von Baptisten aus dem
südlichen Bundesstaat Georgia, einen Sklavenbesitzer zum Missionar zu berufen. Daraufhin trennten sich die südlichen Baptisten
von den Glaubensbrüdern im Norden.
Dem Informationsdienst »Religion News
Service« sagte der baptistische Kirchenhistoriker Bill Leonard, Mohlers und Moores Forderung, das Südstaaten-Banner zu entfernen, sei
inzwischen wohl mehrheitsfähig in der Kirche.
Doch nicht alle Baptisten seien dafür. Manche
Weiße im Süden rechtfertigen die Konföderiertenflagge als Zeichen der Erinnerung an die
Vorfahren, die tapfer für Familie und Heimat
gekämpft hätten.
Der »Südliche Baptistenverband« hatte
1863 erklärt, der Krieg gegen den Norden sei
»gerecht und notwendig«. 1995 haben sich die
südlichen Baptisten für ihre Haltung entschuldigt.
epd
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»Backsteingotik entlang der malerischen Ostseeküste«
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Freuen Sie sich auf eine erholsame Zeit
inmitten der wunderschönen Naturregion
entlang der Ostseeküste. Dabei erkunden
Sie das Mecklenburger Hinterland, besuchen
Klöster und Museen und folgen den Spuren
des Malers Caspar David Friedrich auf
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Stralsund und der Universitätsstadt
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bücher Sonntagsblatt 25
Nr. 27 5. Juli 2015
Wirkung der Losungen
Anderer Atheismus?
Gregor Maria Hoff:
Ein anderer Atheismus, Spiritualität
ohne Gott? Verlagsgemeinschaft topos
plus 2015, 156 Seiten, 9,95 Euro.
Peter Zimmerling:
Die Losungen. Eine
Erfolgsgeschichte
durch die Jahrhunderte. Vandenhoeck
& Rupprecht, Göttingen 2014, 198 S.,
16, 99 Euro.
I
m Jahr 1728 gab der sächsische
Adelige Nikolaus Ludwig von
Zinzendorf seiner jungen Herrnhuter Kirchengemeinde erstmals
eine Tageslosung mit auf den
Weg. Aus der Idee des frommen
Grafen entwickelte sich ein publizistischer Welterfolg, der bis in
die Gegenwart trägt (wir berichteten in Nr. 25/2015).
Peter Zimmerling, Theologieprofessor in Leipzig und seit Jugendzeiten begeisterter Losungsleser, betrachtet in seiner Arbeit
vor allem die erstaunliche Wirkungsgeschichte der »Herrnhuter Losungen«, unter anderem am
Beispiel der drei berühmten Leser
Otto von Bismarck, Jochen Klepper und Dietrich Bonhoeffer. Eine
»kleine Theologie der Losungen«
erläutert das Verständnis von Gott
und Jesus, das den Losungen zugrunde liegt.
Den Abschluss bildet ein, allerdings medial recht enger, Ausblick auf »Chancen und Möglichkeiten« der Losungen im 21.
Jahrhundert«. thg
leidet in einigen Kapiteln am akademischen Fachjargon, der die
Lektüre sehr erschwert. mgm
Josef Joffe: Mach
dich nicht so klein,
du bist nicht so
groß! Der jüdische
Humor als Weisheit, Witz und Waffe.
Siedler Verlag, München 2015, 272 Seiten, 19,99 Euro.
Europa im Krieg
Lauro Martines: Blutiges Zeitalter. Europa im Krieg 14501700. Theiss Verlag,
Darmstadt 2015,
336 S., 29,95 Euro.
D
er moderne Atheismus hat
viele Strömungen: wissenschaftliche, philosophische und
literarische.
Gregor Maria Hoff, katholischer Theologe und Theologieprofessor an der Universität Salzburg,
hat eine Darstellung geschrieben,
um interessierten Lesern einen
Überblick zu geben. Er bespricht
Texte der Philosophen Peter Sloterdijk, Alain de Botton, Charles
Taylor, von Naturwissenschaftlern
wie Richard Dworkin und Schriftstellern wie Martin Walser und
David Grossmann.
Hoff entdeckt in ihren Arbeiten eine neue Nachdenklichkeit.
Ihre Texte sind keine polemischen
Kampfschriften gegen das Christentum mehr, sondern zeigen ruhige Gelassenheit, manche sogar
ein schmerzliches Vermissen Gottes. Einige haben quasi eine religiöse Tönung, sprechen sie doch
von einer »Mystik ohne Gott«
oder von »atheistischer Spiritualität«. Religion wird nicht mehr
generell der Sinn abgesprochen,
auch wenn an ihrem Wahrheitsanspruch gezweifelt wird. Das Buch
Spielerisch und selbstironisch
D
ie Perspektive des italienischen Historikers Lauron
Martines ist ernüchternd: Zwischen 1450 und 1700, mithin 250
Jahre lang, befand sich »Europa
im Krieg« (Untertitel). Dagegen
erscheint der lange 30-jährige
Krieg fast wie ein kurzes Intermezzo.
Wer all die akribisch zusammengetragenen Berichte aus
ganz Europa von Mord und Totschlag, Plünderung, Brandschatzung, Belagerung, Vergewaltigung, Hunger, Kannibalismus,
Pest, Diebstahl, Verrohung und
Armut liest, versteht vielleicht
eher als vorher, warum die Idee
des geeinten Europa eines der
wichtigsten Projekte der Gegenwart ist. Die internationale Quellenbasis von Martines ist enorm,
das Sujet spannend (und manchmal nichts für schwache Nerven),
die Sprache dagegen manchmal
etwas hölzern. thg
S
ara lacht, als in Genesis 18 Gott
selber bei Abraham im Zelt zu
Gast ist und ihm die Geburt eines
Kindes verheißt: Der erste Witz der
Bibel. Und damit sei, meint Autor
Josef Joffe, der Humor den Juden
in die Wiege gelegt.
Anhand ihres Humors versucht er die Juden zu erklären. Ihr
Witz ist spielerisch, aggressiv und
selbstironisch: Es sind die Witze
der Verstoßenen, Ausgegrenzten
und Vertriebenen. Joffe systematisiert (Juden und ihr Gott, Kapitel
2; Juden und ihre Rabbiner, Kapitel 3; Interkonfessionelles, Kapitel
4 …) und beschreibt den kulturgeschichtlichen Hintergrund der jüdischen Witze. Er will das Beste
des jüdischen Humors gesammelt
haben – leider erinnert das, was er
in seinem Buch bringt, jedoch oft
mehr an Privatradio denn an Woody Allen, Groucho Marx und Mel
Brooks. Weswegen er das Buch
überhaupt geschrieben hat, weiß
Joffe nach eigenen Worten selber
nicht so ganz – immerhin gibt es ja
schon genügend Bücher über den
jüdischen Humor.
gan
das buch des monats
Paul Geißendörfer
(Hg.): Kirchen und
Klöster der Zisterzienser in Deutschland, Österreich
und der Schweiz –
Das evangelische
Erbe in ökumenischer Nachbarschaft. Josef Fink Verlag, Lindenberg 2015, 320 Seiten,
19,90 Euro.
D
ie Anfänge des Ordens im
Jahr 1098 sind hart: Mitten im Nirgendwo in den Sümpfen von Citeaux südwestlich von
Dijon in Frankreich lassen sich
21 Mönche nieder. Von hier aus
gründen sich in den folgenden
Jahrzehnten zahlreiche Klöster –
über 700 in Europa.
Ruhestandspfarrer Paul Geißendörfer aus Heilsbronn hat
sich einem besonderen Aspekt der langen und reichen
Geschichte
der
Zisterzienser gewidmet. Der Initiator
der »Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in
Deutschland« stellt in einem
reich bebilderten Band die Zisterzienser-Niederlassungen in
Deutschland, Österreich und
der Schweiz vor. Wie der Titel
verrät, sind auch Klöster mit bestehenden Konventen vertreten.
»Wir haben ein gutes Verhältnis
zu den katholischen Klöstern.
Und deswegen haben wir sie
auch miteinbezogen und sie haben sofort mitgemacht«, erklärt
Paul Geißendörfer.
Über 120 Autoren schickten
Absätze und Bilder an den Ruhestandspfarrer, zwei Jahre lang
dauerte die Arbeit. Herausgekommen ist ein Buch, das sich
ideal zur Reisevorbereitung eignet, aber auch als praktischer Begleiter, der zu spontanen Entdeckungen einlädt.
Alphabetisch geordnet – von
A wie Altenberg bis W wie Walkenried – sind über 120 Klöster
mit einem historischen Abriss,
den Sehenswürdigkeiten, der
heutigen Bedeutung des Orts,
einer Literaturliste zum näheren Einlesen und ganz praktisch
zu Öffnungszeiten, Kontaktdaten und thematischen Führungen. Über 200 Abbildungen von
Kunstschätzen und Gebäuden
ergänzen die Texte, die in leicht
verständlicher Sprache geschrieben sind, sodass auch der interessierte Laie sich in das spirituelle und architektonische Erbe
der Zisterzienser problemlos einlesen kann.
Die vorgestellten Kirchen und
Klöster sind touristische Sehenswürdigkeiten, aber auch Orte
des religiösen Lebens. Vorworte stammen unter anderem vom
Generalabt der Zisterzienser,
Mauro-Giuseppe Lepori OCist:
»Dieses Buch ist ein Zeichen der
neu geschenkten Begegnung
und somit eines Wunders, denn
die Begegnung von Brüdern, die
sich während langer Zeit gemieden haben, ist das große christliche Wunder.«
Diane Mayer
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Nr. 27 5. Juli 2015
26 Sonntagsblatt Medien
fernseh-tipps
hörfunk-tipps
Samstag, 4. Juli
17.00 (HR): Horizonte. Sterben
für Allah? Der Weg deutscher
Gotteskrieger nach Syrien
Sonntag, 5. Juli
9.30 (ZDF): Evangelischer Gottesdienst aus der Stadtkirche
Karlsruhe
10.25 (BR): BR-KLASSIK: Jansons
in Tokio. Der Beethoven-Zyklus.
Symphonie Nr. 2
16.15 (WDR): Warum nur einen
lieben?
18.00 (ARD): Gott und die Welt.
Die Fälle des Herrn P.
19.00 (Bibel TV): Kirche in Bayern. Magazin. Vermutlich die älteste Schulleiterin in Bayern:
Schwester Vestina aus Neustift
Montag, 6. Juli
20.15 (BR): Jetzt mal ehrlich. Im
Höhenrausch – der bayerische
Flughafen-Irrsinn
21.00 (BR): Lebenslinien. Loan
auf der Suche nach dem besseren Leben
Dienstag, 7. Juli
23.00 (ZDF): 37°. Im Bannkreis
der Erwählten. Sektenaussteiger
und ihre Erfahrungen
Samstag, 4. Juli
17.55 (B2): Zum Sonntag. Landesbischof Heinrich BedfordStrohm
23.05 (DLF): »Böse, besoffen,
aber gescheit«. Die Lange Nacht
über Joseph Roth
Warum nur einen lieben?
80 Jahre Dalai Lama
Winfried liebt Sylvia. Und Claudia. Claudia liebt Winfried und
Thomas. Und Sylvia? Sie liebt
Winfried, hat aber trotzdem auch
andere Männer. Geht das? Ohne
Schmerz? Ohne Leid? Sie alle haben einen Traum – den Traum von
der Vielliebe, der Polyamorie. Sie
ist die Abkehr vom Ideal der einen, wahren Liebe, die die Erfüllung in einem einzigen Partner
sucht. Stattdessen lässt sie mehrere Partner zu – mit Gefühl, Offenheit und im gegenseitigen
Vertrauen. Aber funktioniert das
wirklich? sob/Foto: WDR
Sonntag, 5. Juli, 16.15 Uhr, WDR
Als Vierjähriger wurde Tensin
Gyatso 1939 als 14. Reinkarnation des Dalai Lama anerkannt. 50
Jahre später wird der Hoffnungsträger der Tibeter mit dem Friedens-Nobelpreis ausgezeichnet.
Tief verwurzelt im tibetischen
Buddhismus ist er heute bemüht,
eine universelle Ethik zu entwerfen, die das ökologische Gleichgewicht der Welt und den Frieden
zwischen den Nationen fördert.
Der Mann, der weltweit zur Symbolfigur wurde, könnte jedoch
der letzte amtierende Dalai Lama
sein. sob/Foto: Welt Atlas/cc-by-sa-3.0
Sonntag, 5. Juli, 8.30 Uhr, B2
Mittwoch, 8. Juli
19.00 (BR): stationen.Dokumentation. Dietrich Bonhoeffer: Pfarrer und Widerstandskämpfer
Donnerstag, 9. Juli
19.30 (ARD-alpha): Faszination Wissen. Big Big Business – der
Glanz der Schattenwirtschaft
20.15 (3sat): Generation Weichei. Wenn Mama und Papa nur
das Beste wollen
21.00 (3sat): scobel – Verantwortung als Prinzip. Mit den Gästen Harald Welzer (Soziologe,
Sozialpsychologe, Berlin), Ludger Heidbrink (Philosoph, Kiel)
und Annette Kleinfeld (gehört zu
den ersten Wissenschaftlerinnen
und selbstständigen Beraterinnen Deutschlands auf den Gebieten Unternehmensethik, Werteund Integritätsmanagement und
Corporate Social Responsibility
(CSR, Hamburg)
Freitag, 10. Juli
22.45 (ARD-alpha): Planet Wissen: Das Geheimnis der Pferdesprachen
Sonntag, 5. Juli
7.05 (DR Kultur): Die listige Witwe. Judith, eine große Frau der
Bibel
8.05 (B2): Gestrandet in Eriwan.
Armenische Christen fliehen vor
dem Bürgerkrieg in Syrien
8.05 (BR-Klassik): Die BachKantate. »Siehe, ich will viel Fischer aussenden«, BWV 88;
»Kommst du nun, Jesu, vom
Himmel herunter«, BWV 650
8.30 (B2): Evangelische Perspektiven. Zum 80. Geburtstag
des Dalai Lama. Der spannende Weg eines »lebenden Buddhas«
10.00 (MDR FIGARO): Evangelischer Gottesdienst, Stadtkirche
Rudolstadt
10.05 (B1): Evangelische
Morgenfeier. Ansprache: Dekan
Gerhard Schoenauer, Pegnitz
21.05 (B2): »Jede Nacht haben
sie andere geholt.« Vergewaltigung als Kriegsstrategie
Montag, 6. Juli
10.05 (SWR2): Entwicklungshilfe für Deutschland. Wenn
Flüchtlinge ehrenamtlich arbeiten
Überbehütete Generation
Migranten im Ehrenamt
Es ist ein Mittelschicht-Phänomen, das überall in der Welt zu
beobachten ist: Die Sorge um
den Nachwuchs beginnt mit
Frühförderung wie Babyschwimmen einerseits und der Überwachung durch das Babyphone andererseits. Die Überbehütung endet
nicht einmal, wenn das volljährige Kind ein Studium aufnimmt.
Wie wohl keine Generation zuvor
werden Kinder von heute behütet.
Die Wissenschaftsdoku wirft einen Blick auf die Eltern und auf
die Kinder, die dieser Erziehungsstil hervorbringt.
sob/Foto: ZDF
Donnerstag, 9. Juli, 20.15 Uhr, 3sat
Migranten, Asylbewerber, Flüchtlinge – Bezeichnungen, die viele
Menschen mit Armut und Hilfsbedürftigkeit verbinden. Die wenigsten jedoch wissen, dass sich immer
mehr Migranten und Flüchtlinge
ehrenamtlich engagieren. Sie besuchen vereinsamte Menschen in
Altenheimen, arbeiten als Lehrer,
reparieren oder beraten und finden so nicht nur den Weg in die
Gesellschaft, sondern auch aus
dem Gefühl der Deklassierung.
Das Integrationshaus in Köln fördert das Ehrenamt von Migranten. sob/F: Jean-Paul Chassenet/123rf
Montag, 6. Juli 10.05 Uhr, SWR2
Dienstag, 7. Juli
20.03 (B2): Nachtstudio. Wieder
Warten lernen. Ein Plädoyer für
einen Zwischenzustand
23.00 (1LIVE): Plan B Reportage:
Auf der Flucht … nach Europa.
Die italienische Insel Lampedusa
Mittwoch, 8. Juli
9.05 (B2): Die Geschichte der Inquisition. Gesinnungsterror im
Namen Gottes
9.20 (B2): Radiowissen. Der Reformator Jan Hus. »Die Wahrheit
stirbt nicht in Flammen«
20.10 (DLF): Die zwei Gesichter
der Benediktiner. In Spanien entzweit Franco die Klöster
Donnerstag, 9. Juli
18.05 (B2): Roboter und Recht.
Können autonome Maschinen
schuldig sein?
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Nr. 27 5. Juli 2015
Kultur Sonntagsblatt 27
Überragend und belanglos
Die Internationale Orgelwoche in Nürnberg (ION) stand unter dem Motto »Freiheit«
Freiheit über allem anderen: Die 64.
Internationale Orgelwoche Nürnberg (ION)
vereinte unter dem griffigen Motto »Freiheit«
Grandioses mit Gewolltem, Überragendes
mit Belanglosem – und hinterließ beim
Festivalgänger zwiespältige Gefühle.
E
in Jahr vor dem »krummen« Jubiläum im
Jahr 2016, in dem das 65-jährige Bestehen des Nürnberger Traditions-Klassikfestivals gefeiert wird, wurde optische, personelle
und programmatische Restrukturierung betrieben: Der langjährige ION-Geschäftsführer
Robert Vogel übergab das Ruder des FestivalDickschiffs an die neue Doppelspitze Cornelia Schiffel und Gabriele Lösch. Neu auch das
Programmheft: Trendige Icons zeigen an, ob
ein »berühmtes Stück« auf der Agenda steht,
gesprochener Text eine Rolle spielt, oder ob
der Rundfunk die Aufführung mitschneidet.
Intendant Folkert Uhde hat das Oberthema »Freiheit« inhaltlich durchgearbeitet und
setzte in diesem Jahr eher auf gehaltvolle Produktionen denn auf vordergründige Effekte,
was besonders in der ziemlich konventionell
wirkenden langen Innenstadt-Konzertnacht
spürbar wurde: Die »IONacht« präsentierte Programme mit bekannter Musik zwischen
Eingängigkeit und Anspruch vom Bach-Violinkonzert bis zur Stummfilmbegleitung an der
Orgel in St. Sebald.
Ganz anders kommt der ION-Auftakt mit
Bachs großer Johannes-Passion über die Rampe: Unter dem Titel »Unsere Freiheit« nutzt
Folkert Uhde den Umstand, dass die Nürnberger Lorenzkirche aufgrund von Renovierungsmaßnahmen momentan leergeräumt ist und
lässt das Oratorium inmitten der Zuschauer
spielen. Christi abstraktes Leiden und Sterben
wird zum greifbaren Drama, das alle Menschen gleich welcher Religion berührt.
Hauch von Jenseits
Dass diese Bach-Deutung von starken Sängerinnen und Sängern wie Tareq Nazmi als
Christus und Maximilian Schmitt als Evangelist sowie der Sopranistin Christina Landshammer und dem Mezzo Anke Vondung in
Straßenkleidung realisiert wird, verstärkt den
Hautgout der Unmittelbarkeit.
Leider ließ sich der packende Direktzugriff
nicht über die ganze Festivalwoche auf Maximalniveau halten: Bruckners d-Moll-Symphonie Nummer 9, von Bruckner nicht mehr vollendet, gerät der von Marcus Bosch dirigierten
Staatsphilharmonie Nürnberg in der Lorenz-
n Pachelbel für alle: Das Ensemble Continuum überraschte die Kunden von Nürnberger Kaufhäusern mit
Musik des unverwüstlichen Barockmeisters. Derlei Performance ist Teil des Festival-Konzepts. kirche zwar solide und prägnant, aber der
Triumph des katholischen Mystizismus, den
Bruckner hier anstrebte, bleibt leider aus.
Um einen Hauch des Jenseits zu spüren,
muss man nachts in die Sebalduskirche ziehen, in der Adam Szmidt mit Mitgliedern des
Tschechischen Philharmonischen Chors Brünn
und dem Musikhochschul-Ensemble »Camerata Nürnberg« eine aufwendige Reflexion
»Über den Himmel« serviert.
Interview-Einspieler einer bewusst willkürlich gehaltenen Straßenumfrage zum Thema, was denn für die Interviewten eigentlich
der Himmel sei, korrespondieren mit Himmels-Impressionen von Heinrich Schütz über
Giacinto Scelsi bis zu Gustav Mahler. Dessen
Adagio aus der 4. Symphonie ist in Kammerbesetzung eine Meditation über das Elysium,
nach dem Gläubige aller Religionen streben.
Das Motto-Problem dieser Orgelwoche
wird spürbar, wenn in der Kartäuserkirche des
Germanischen Nationalmuseums die »Freiheit des Übergangs« thematisiert wird. Einem
knackigen Programm mit Trio-Literatur zwischen Gotik und Renaissance das »Freiheits«Leitmotto überzustülpen, ist nicht unbedingt
zielführend.
Im »Memorium Nürnberger Prozesse«,
dem Schwurgerichtssaal 600, wehen nach wie
vor mit Macht der Geist und die Atmosphäre
Foto: Sauerbeck
des Kriegsverbrecher-Tribunals. Folkert Uhde
und Regionalbischof Stefan Ark Nitsche lesen
Texte von Erasmus von Rotterdam, Immanuel
Kant und aus der UN-Charta der Menschenrechte. Eine Gedenkstunde, die von der Originalklang-Formation »Capella de la Torre« und
der italienischen Elektronik-Mixerin Letizia
Renzini zum postmodernen BefindlichkeitsPatchwork geformt wird.
Die »Verklärte Nacht« transformiert das
gleichnamige Streichsextett von Arnold
Schönberg per Choreografie von Maša Kolar mit dem Bundesjugendballett in packende Bilder. Ein theatralischer Höhepunkt in
einer ION, die ansonsten oft im Normalen verharrt: Auch die Abwesenheit von Provokation
vermag zu irritieren. Im Schlusskonzert werden Exequien von Heinrich Schütz mit Françis
Poulencs »Figure humaine« kombiniert, was
der Dresdner Kammerchor unter Hans-Christoph Rademann ungemein kultiviert umzusetzen versteht.
Als Fazit bleibt immerhin eine große Menge ansprechender Musik, mit Herzblut aufgeführt. Es besteht aber definitiv »Luft nach
oben«. Hinsichtlich der Zuschauerzahlen war
die ION 2015 übrigens erneut ein voller Erfolg, was nicht zuletzt als Bestätigung des revidierten Festivalkonzepts betrachtet werden
sollte.
Hans von Draminski
•
28 Sonntagsblatt Kultur
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EVANGELISCHE WOCHENZEITUNG FÜR BAYERN
Nr. 27 5. Juli 2015
»Mehr als schön und plakativ«
Benita Meißner ist neue Leiterin der Gesellschaft für Christliche Kunst (München)
Benita Meißner (40), neue Leiterin
der Deutschen Gesellschaft für
Christliche Kunst (DG) in München,
möchte den leicht angestaubten
Begriff der »christlichen Kunst« aufbrechen und weiterentwickeln. Für
die nächsten zwei Jahre hat sie zehn
Ausstellungen und Projekte geplant.
Beginn ist am 3. Juli mit der Schau
»Bauwerke des Abschieds«.
71. Jahrgang. Herausgeber: Kirchenrat Dr. Roland Gertz
Chefredakteur: Helmut Frank (verantw.); Redakteure: Anne
Halke, Dr. Nadja A. Mayer, Susanne Schröder, Markus Springer. Regionalausgaben: München-Oberbayern: Brigitte
Vordermayer. Augsburg-Schwaben: Dr. Andreas Jalsovec.
Kirchenkreis Nürnberg: Dr. Thomas Greif. Ausgabe Oberfranken: Wolfgang Lammel. Kirchenkreis Ansbach-Würzburg: Daniel Staffen-Quandt. Kirchenkreis Regensburg: Dirk
Johnen. Online-Ausgabe: Markus Springer, www.sonntagsblatt-bayern.de; Nachrichtenagenturen: Evangelischer Pressedienst (epd), idea, KNA, AP-Bild, reuters, pa-Bild. Redaktionsanschrift: Birkerstraße 22, 80636 München, Tel.
(0 89) 1 21 72-126, Fax (0 89) 1 21 72-304; E-Mail: [email protected]
Inhaber und Verlag: Evangelischer Presseverband für
Bayern e. V., Birkerstraße 22, 80636 München. Vorstand:
Dr. Roland Gertz. Erscheint wöchentlich. Einzelpreis: 1,80
Euro. Bezugspreis Inland monatlich 6,50 Euro, vierteljährlich
19,50 Euro, entspricht 78 Euro pro Jahr. Bei jährlicher Zahlweise nur 71 Euro. Ermäßigung auf 46,80 Euro für Studenten
mit entsprechendem Nachweis. Jahrespreis Österreich: 86,30
Euro und Schweiz: 107,88 SFr. Die Preise für D, A, CH verstehen sich inkl. gesetzl. MwSt. und Zustellgebühr. Jahrespreis
sonstiges Ausland: Inlandspreis zzgl. Versandkosten von 15,30
Euro pro Jahr. Bestellungen beim Verlag. Abbestellungen können nur berücksichtigt werden, wenn diese mit einer Frist von
8 Wochen zum Quartalsende oder zum Ende des Vorauszahlungszeitraums schriftlich dem Verlag vorliegen.
Druck: Mayer & Söhne Druck- und Mediengruppe GmbH,
Oberbernbacher Weg 7, 86551 Aichach. Vertrieb: DPV
Deutscher Pressevertrieb GmbH, Hamburg.
Mit regelmäßigen Beilagen aus der Arbeit der kirchlichen
Werke und der monatlichen Kinderbeilage »BenjaMini«.
Anzeigen: Anzeigengemeinschaft Süd, ­Augustenstraße 124,
70197 Stuttgart, Tel. (07 11)
6 01 00-41, Fax (07 11)
6 01 00-76,
Mitglied der Konpress E-Mail esb@anzeigenMedien eG.
gemeinschaft.de, Angela Rössel, Wolfgang Schmoll
(verantw.). Es gilt die Preisliste Nr. 32 vom 1.1.2015. – Für
unverlangt eingesandte Texte und Fotos wird keine Gewähr
übernommen.
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Frau Meißner, wie kommen Sie zur
Kunst?
Meißner: Ich war schon als Jugendliche fasziniert von Mathematik
und Kunst. Ich habe in Italien Architekturgeschichte und Denkmalpflege studiert und zuletzt
neun Jahre für die Galerie »Häusler Contemporary« gearbeitet. Es
freut mich, dass ich nun die Chance bekomme, noch stärker inhaltlich zu arbeiten und einen eigenen
Blick auf die Kunst entwickeln zu
können.
Was bedeutet »christliche Kunst«
heute?
Meißner: Ich bin überzeugt, dass
Kunst mehr sein muss als nur
schön oder plakativ. Christliche
oder religiöse Kunst setzt sich mit
den Seinsfragen des Menschen
auseinander. Diese Kunst nimmt
uns gefangen, sie lässt Fragen
laut werden und fordert uns auf,
Position zu beziehen und auf das
Werk zu reagieren. Es geht um
tiefe Emotionen und um Dinge,
die unser Leben wertvoll machen.
Sie möchten vor allem Kunst zeigen, die
nicht in kommerziellen Galerien gezeigt
wird. Warum?
Meißner: Auf Künstlern und Galerien lastet ein enormer Druck.
Künstler müssen produzieren, was
sich verkauft. Und Galerien können nur zeigen, was sich verkaufen lässt. Diese Situation schränkt
Künstler und Galerien stark ein –
und verhindert oft schöne Projekte oder Ideen. In der Galerie für
christliche Kunst muss nichts verkauft werden. Wir können inhaltlich arbeiten und sind frei in Bezug auf die Auswahl der Künstler.
n Benita Meißner will den Begriff der »christlichen Kunst« aufbrechen und weiterentwickeln.
Wir können Bilder zeigen, die Fragen stellen und uns in Kontakt
bringen mit der eigenen Religiosität.
Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Meißner: Die Galerie wurde 1893
als gemeinnütziger Verein gegründet und hat bis heute zum
Ziel, den Dialog zwischen Kunst
und Kirche zu fördern. Ich möchte
bestehende Projekte wie Architekturausstellungen fortsetzen, aber
auch ein neues, jüngeres Publikum ansprechen. In den letzten
Monaten haben wir dafür schon einiges realisiert: Wir vernetzen uns
innerhalb der Stadt und mit anderen christlichen Ausstellungshäusern, haben eine neue Internetseite und sind auf Facebook aktiv.
Das funktioniert, wie wir an den
steigenden Mitgliederzahlen sehen können.
Wer wird Mitglied?
Meißner: Wir haben derzeit rund
400 Mitglieder, mehr als ein Drittel davon sind Künstlerinnen und
Künstler. Wir haben gute Kontakte zu den Kunstakademien
und sind gut vernetzt mit jungen
Kunstvermittlern. Der Verein gehört zu meiner Arbeit: Eine Mit-
Foto: epd-bild
gliederausstellung ist in Planung.
Außerdem gibt es ja noch den DGKunstpreis, mit dem wir Nachwuchs fördern. An Ideen mangelt
es nicht: Ich könnte locker die
nächsten drei Jahre mit Projekten
und Ausstellungen füllen.
Worum geht es bei der nächsten
Ausstellung mit dem Titel »Der letzte
Garten«?
Meißner: Diese Architekturausstellung widmet sich den »Bauwerken
des Abschieds« in den verschiedenen Religionen. Wir erkunden die
zeitgenössische Gestaltung von
Friedhöfen, Krematorien oder Totenstuben. Welche Wertigkeit und
welche Qualität haben die Räume, die mit Tod und Sterben verbunden sind? Wie können architektonische Räume so gestaltet
werden, dass sie ihrer Funktion
gerecht werden, zugleich aber unserem Bedürfnis nach einem Ort
des Abschieds und der Trauer erfüllen? Rieke C. Harmsen
Deutsche Gesellschaft für Christliche
Kunst, Türkenstraße 16, Hochparterre
links, 80333 München. Ausstellung: 3.
Juli bis 29. August (geschlossen 3. bis
14. August). ÖZ Di bis Fr von 12 bis 19
Uhr.
•
Nr. 27 5. Juli 2015
Kultur Sonntagsblatt 29
n Mit der Flucht aus dem Kosovo beschäftigt sich »Babai«, eine Koproduktion aus vier europäischen Ländern. Foto:Filmfest
Wenn die Grenzen brüchig werden
Das 33. Münchner Filmfestival wirbt mit neuen Filmländern und einem Hauch von Exotik
Der rote Teppich ist ausgerollt
und weist den Weg zum 33.
Münchner Filmfest. Zehn
Tage lang wird internationales
Weltkino in München zelebriert:
insgesamt 179 Filme, die verteilt
auf 18 Leinwänden der Stadt in
über 500 Vorstellungen zu sehen
sind. Dabei gibt es viele Preise zu
gewinnen.
B
eim Marathon der bewegten
und bewegenden Bilder sind
auch Filmländer der Karibik wie
Trinidad und Tobago (»God loves
the Fighter«) und die Dominikanische Republik sowie Marokko
(»Much Loved«) oder Jordanien
mit einem Hauch von Exotik neu
zu entdecken.
In eigenen Filmreihen geehrt
werden Berühmtheiten wie der
Filmemacher Alexander Payne
(»About Schmidt«), das Kinoalphatier Jean-Jacques Annaud (»Im
Namen der Rose«), der Schauspieler »von engelsgleicher präraffaelitischer Schönheit« Rupert Everett (»Die Hochzeit meines besten
Freundes«) oder die glamouröse
Popartlegende Andy Warhol, der
auch das Leitmedium Film zu nutzen wusste und in München eine
regelrechte Warholmania auslöste.
Mit im Rennen um den begehrten Hauptpreis, den ARRI/
OSRAM Award in der Reihe der
Cinemasters, ist auch der Eröffnungsfilm: »Den Menschen so
fern«, ein Western der besonderen Art. Er ist angesiedelt in den
Weiten des algerischen Atlasgebirges im Jahre 1954, der Zeit
des algerischen Befreiungskampfes gegen die französische Besatzungsmacht.
Der Film des französischen
Regisseurs David Oelhoffen (Jg.
1968) basiert auf der Kurzgeschichte »Der Gast« von Albert
Camus. Eine Paraderolle für den
umworbenen Star Viggo Mortensen, der einen französischen Lehrer verkörpert, der den Auftrag
bekommt, einen arabischen Bauern, einen angeblichen Mörder,
der Justiz in der nächsten größeren Stadt zu übergeben.
Während der Reise lernen sich
die beiden Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen näher
kennen und es kommt zu einem
Perspektivenwechsel. Das passt
prima zum diesjährigen Motto des
Festivals, das sich vielfältig deuten lässt: »Grenzen überschreiten«. Seien es nun künstlerische,
geografische, kulturelle, politische
oder persönliche Grenzen, die in
unserer globalen Welt brüchig geworden sind.
Ein Film, der als eine Art Abgesang auf den morbiden Charme des
Verfalls zu verstehen ist, kommt
ebenfalls aus Frankreich: »Return
to Ithaca« von Laurent Cantet.
Über den Dächern von Havanna
mit Blick auf den Malecón, die bekannte Uferpromenade, wird die
Rückkehr eines Freundes aus dem
Exil gefeiert. Ein kammerspielartiges Drama klassischer Größe mit
fünf redseligen Freunden und unter freiem Himmel.
Preisverdächtig und bereits in
Cannes mit der Camera d’Or für
den besten Erstlingsfilm ausgezeichnet wurde »Land and Shade« von César Augusto Acevedo,
ein stimmungsvolles Drama aus
Kolumbien. In der Reihe »Neues
Deutsches Kino« aufgefallen ist
die Dokumentation »Mollath-Und
plötzlich bist du verrückt«. Den
jungen HFF München Studentinnen Annika Blendl und Leonie
Stade ist ein zwischen Justizskandal, Medienhype und Heldenstilisierung thematisch ausgewogener
und künstlerisch beachtenswerter Dokumentarfilm gelungen, der
Gustl Mollaths ersten Schritten in
die Freiheit nach sieben Jahren in
der Psychiatrie nachspürt.
Stets im Rahmen des sommerlichen Filmfests verankert sind
auch die Aktivitäten der InterfilmAkademie unter Leitung von Pfarrer Eckart Bruchner. Mit einem
Ehrenpreis für sein filmpublizistisches Schaffen wird posthum der
Filmkritiker Bodo Fründt ausgezeichnet.
Das aktuelle Thema Flüchtlinge haben viele Produktionen aufgegriffen, unter anderem »Mediterranea« und »Babai«, eine
Ko-Produktion aus Deutschland,
Frankreich, Mazedonien und dem
Kosovo.
Im Fokus des diesjährigen Interfilmseminars steht das Filmland Armenien. Vom dortigen
Überlebenskampf der Armenier
erzählen die Filme des Dokumentaristen und Leiters des »Golden
Apricot«-Festivals in Eriwan, Harutyun Chatschatryan (»Return of
the poet«). Angelika Irgens-Defregger
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30 Sonntagsblatt Aus dem Netz / Anzeigen
Nr. 27 5. Juli 2015
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n Smartphones sind den Mullahs ein Dorn im Auge. Foto: dpa Picture-Alliance/Subel Bhandari
Teheran. Im Iran dürfen islamische Theologiestudenten keine Smartphones mehr benutzen.
Diese Verordnung sei vom Hauptverwaltungsbüro aller Theologiehochschulen in der Islamischen
Republik erlassen worden, berichten iranische Medien. Mit
dem Verbot soll die Nutzung der
virtuellen Welt reguliert werden;
es gilt sowohl an den Hochschulen wie auch in den Studentenwohnheimen. Die Studenten dürfen auch keine Tablet-Computer
oder Laptops mit sich führen, aber
weiterhin ein normales Handy benutzen, das nur zum Telefonieren
dient. Dafür sollen die angehenden Geistlichen »passende Klingeltöne« sowie »angemessene
Farben« wählen.
Der Zugang zur virtuellen Welt
sei für »Ultrakonservative« im Iran
zu einer Herausforderung geworden, heißt es dazu im Informationsdienst Iranjournal (Berlin).
Viele Islamgelehrte und Großajatollahs bezeichneten diese Technologie als »Handwerk des Westens«, das auch gegen den Islam
eingesetzt werde. »Wenn Studenten bis spät in die Nacht im Internet surfen und sich dort alles
Mögliche anschauen, werden sie
doch von allem, was mit Religi-
on zu tun hat, abgelenkt«, so Ajatollah Mohammad Taghi Mesbah
Yazdi. Freilich ist das Interesse am
Internet unter Theologiestudenten groß. Aufgrund der steigenden Nachfrage bietet ihnen ein
privater Anbieter 50 Prozent Rabatt für einen Internetanschluss.
Offiziellen Angaben zufolge gibt
es im Iran rund 150 000 Theologiestudenten. Von den 77,5 Millionen Einwohnern des Landes sind
99 Prozent Muslime. In dem schiitisch regierten Staat kommen religiöse Minderheiten erheblich unter Druck. Besonders betrifft dies
ehemalige Muslime, die Christen
geworden sind. Seit der Revolution von 1979 steht der sogenannte
Abfall vom Islam unter Strafe.
Laut dem Religionsgesetz Scharia ist es einem Muslim verboten,
den Glauben zu wechseln. Wer
es dennoch tut, muss mit langer
Haft oder sogar einem Todesurteil rechnen. Nach Einschätzung
der Internationalen Gesellschaft
für Menschenrechte (Frankfurt/
Main) sind etwa 4000 Konvertiten
im Iran schwersten Menschenrechtsverletzungen
ausgesetzt.
Ihre Gesamtzahl wird auf mindestens 250 000 geschätzt. Ferner
gibt es bis zu 150 000 armenische
und assyrische Christen.
idea
•
Nr. 27 5. Juli 2015
vermischtes Sonntagsblatt 31
Das Wort zum Sonntag
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Ein Einbrecher dringt nachts in ein
Haus ein. Er sucht Wertsachen und
leuchtet mit seiner Taschenlampe umher. Er will gerade einen Silberleuchter in seinem Rucksack verstauen, als
eine Stimme ertönt: »Jesus sieht alles!« Dem Einbrecher setzt das Herz
einen Schlag aus, er knipst die Taschenlampe aus und rührt sich nicht.
Alles bleibt ruhig, und so fasst er neuen Mut, knipst seine Lampe an und
sucht weiter. Eben hat er den wertvollen Laptop entdeckt und will ihn in
den Rucksack schieben, als wieder die
Stimme ertönt: »Jesus sieht alles!«
»Das gibt’s doch gar nicht«, denkt der
Einbrecher, nimmt all seinen Mut zusammen und leuchtet in Richtung der
Stimme. Da entdeckt er einen Papagei.
»Hast du das etwa gesagt? Wolltest
du mich warnen? Na, das ist aber nett.
Wie heißt du denn eigentlich?«, fragt
er den Papagei. »Moses«, antwortet
der. Der Einbrecher fängt an zu lachen.
»Was sind denn das für idiotische Leute, die ihren Papagei Moses nennen?«
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die ihren Bluthund Jesus nennen.«
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In dieser Ausgabe: die monatliche Kinderbeilage im Sonntagsblatt. BEILAGE
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Die jüdische Gemeinde entlässt Antje Yael Deusel, Deutschlands erste
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Philippus und Judas
Alles über Judas und Philippus
auf den Seiten 4-6 und 20.
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Hoffnung ist nichts anderes als das Vertrauen auf die Endlosigkeit der göttlichen
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Charles de Foucauld
Du magst der ärmste, der schwächste,
der sündigste aller Menschen sein;
wenn du die Liebe hast, kannst du leben.
Du magst durch Krankheit, Misserfolg und
Versagen erschüttert sein;
wenn du die Liebe hast, kannst du stehen.
Du magst kein großes Haus, oder nur
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wenn du die Liebe hast, bist du zu Hause.
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kein Geld auf der Bank verfügen;
wenn du die Liebe hast, bist du reich.
Wenn du die Liebe hast, hast du Gott
in deinem Herzen.
Phil Bosmans
Textquelle: www.aphorismen.de; Foto: ClipDealer/Marianne Mayer