Tierschutzkurier 2015

Tierschutzkurier 2015
Tierschutzverein Markgräflerland e.V.
JAHRESBERICHT 2015
Liebe Mitglieder, liebe Freunde des Tierschutzvereins Markgräflerland e.V.,
das Jahr 2015 war für uns alle ein spannendes und aufregendes Jahr. Mit den Vorstandswahlen im
März verließen uns zwei lieb gewordene Mitglieder und machten Platz für „neuen Wind“. Das Amt des
Schatzmeisters und des Referenten für Öffentlichkeitsarbeit im Vorstand wurden mit neuen
engagierten Mitgliedern belegt. Der Stellvertretende Vorstand wurde mit einem bereits bestehenden
Vorstandsmitglied besetzt. Nach neun Monaten intensiver Zusammenarbeit, angeregten Diskussionen
und der ein oder anderen Verbesserung kann ich sagen: die Geschicke des TSVM sind in
sachverständigen und verantwortungsbewussten Händen, die alle gemeinsam an einem Strang zum
Wohle unserer notleidenden Tiere ziehen.
Die Arbeit im Katzenhaus brachte immer wieder Mut machende Momente mit sich – vielen kleinen
und großen Notfellchen konnten wir helfen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die uns
mit Spenden aller Art unterstützt haben – ohne Sie und Ihre Hilfe wäre unsere Arbeit undenkbar.
Zwei unserer Vereins-Maskottchen, die sehr eng mit dem Katzenhaus in Buggingen verbunden waren,
musste ich in meinem Arm über die Regenbogenbrücke begleiten: Carlos, unser wunderschöner
blauäugiger Frauenversteher, der eine wahre Fan-Gemeinde hatte, und Süssli, die ihre Behinderung
und sonstigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen mit so viel Lebensfreude und Würde gelebt hat,
dass jeder Mensch sich gerne ein Beispiel dran nehmen sollte. Wir – das Team der Streichler und
Knutscher des Katzenhauses - sind stolz darauf, dass wir diese beiden Charakterkatzen ein Stück ihres
Weges begleiten durften.
Mit den nachfolgenden Erzählungen aus unserem Tierschutzalltag möchten wir Sie an vielen kleinen
und großen Erlebnissen rund um die Arbeit des Tierschutzvereins Markgräflerland e.V. teilhaben
lassen.
Wir – die Aktiven des TSVM – wünschen Ihnen und Ihrem zwei- und vierbeinigen Anhang ein
geruhsames Weihnachtsfest und ein glückliches Jahr 2016.
Wir freuen uns auf ein weiteres Jahr intensiv gelebter Tierschutzarbeit und verbleiben mit besten
Wünschen
Anja Roth (1. Vorsitzende)
für das gesamte Vorstandsteam
des Tierschutzvereins Markgräflerland e.V.
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November 2015
Tierschutzkurier 2015
Tierschutzverein Markgräflerland e.V.
GESCHICHTEN AUS UNSEREM TIERSCHUTZALLTAG
Freddie
Im Januar diesen Jahres mussten wir leider unseren geliebten Bearded-Collie-Mix "Henry" einschläfern
lassen, Blasenkrebs! Aus familiären Gründen wollten wir erstmal mit "Lucy", unserer Jack-RusselMischung, alleine bleiben.
Aber der nächste Notfall ließ nicht lange auf sich warten. Eine ältere Schnauzer-Mix Hündin hatte ihren
Besitzer verloren, er war verstorben. Wir waren bereit, sie bei uns aufzunehmen, aber leider hatte sie
unsere Katzen zum Fressen gern. Schweren Herzens mussten wir davon Abstand nehmen. Dann suchte
ein uns bekannter Bearded-Collie eine Tagesbetreuung bzw. eine neue Heimat, aber auch er mochte
unsere Katzen nicht. Den Sommer verbrachte Lucy nun alleine mit uns und zeitweise mit der TibetTerrier-Mix Hündin unserer Nichte, die uns ganz oft besucht.
Mitte August kam dann ein Anruf von Anja, beim Tierarzt sitzt ein Fundhund, ein Yorkshire-Terrier.
"Kannst du ihn abholen und kann er vorübergehend bei euch bleiben?" Ich antwortete „... wenn er sich
mit unseren Katzen versteht, dann ja ... .“ Ich fuhr also zum Tierdoktor und sah einen kleinen,
struppigen Kerl, der sehr nervös war und andauernd bellte. Er war geimpft und entfloht worden und so
nahm ich ihn mit. Bei uns zu Hause spazierte er in die Wohnung, als wäre er schon immer hier
gewesen. Recht selbstbewusst inspizierte er alles und fand es annehmbar. Lucy wurde kurz begrüßt
und die Katzen beachtete er gar nicht. Am nächsten Tag war eine gründliche Reinigung angesagt. Beim
Baden wurde (gefühlt) ein Eimer Dreck aus dem kleinen, dürren Kerl herausgewaschen und nach dem
Trocknen kam tatsächlich ein Yorki zum Vorschein. Allerdings hatte er immer noch einige Baustellen,
die es zu beheben galt. Er stank ganz fürchterlich aus dem Mäulchen und im Fell hingen noch Sachen,
die entfernt werden mussten.
Nach Rücksprache mit Anja, ob wir ihn medizinisch auf Vordermann bringen lassen könnten, meinte
sie, dass wir zuerst noch eine Anzeige schalten müssten, falls er einen Besitzer hat. Gesagt, getan...
zwei Tage später stand "Freddie" (so nannten wir ihn mal) in der Zeitung. Gleich morgens rief eine
Dame an und sagte: "Das muss unser Nachbarhund sein! ... Die Woche über ist er aber bei einem
anderen Nachbarn, da sein Besitzer immer unterwegs ist.“ Also gut, ich packe Freddie ins Auto und
fahre zur angegebenen Adresse. Der ältere Herr, der den Hund wochentags betreut, wartete schon auf
uns. Die Wiedersehensfreude war jedoch auf beiden Seiten von nicht sehr groß bis gar nicht
vorhanden. Dann kam die Dame, die uns angerufen hatte, dazu und machte ein sehr besorgtes
Gesicht. Sie fragte, was nun mit dem Hund geschieht und meinte, hier hätte er es nicht so gut. Ein
weiterer Nachbar fragte, wer ich sei und ob ich Freddie mitnehmen würde, dann hätte er es viel
besser. Das alles machte mich schon stutzig. Als ich den Betreuer bat, mit dem Hund zum Tierarzt zu
gehen, um die Zähne sanieren zu lassen, meinte dieser, dafür sei er nicht zuständig. Im weiteren
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November 2015
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Gespräch mit den beteiligten Personen kam ich zu der Erkenntnis, dass ich Freddie hier nicht mit einem
guten Gewissen zurücklassen konnte. Ich bat die Nachbarin, den Besitzer zu informieren, wo der Hund
sei, und dass er mich anrufen solle, wenn er wieder zu Hause ist.
Am Wochenende hatten wir dann eine Nachricht auf dem AB „ ... Sie haben meinen Hund, ich will ihn
wiederhaben.“ Ich rief zurück. Der Besitzer begann das Gespräch damit, dass sein Hund nie weglaufen
würde und gesund sei er auch, er bräuchte nicht zum Tierarzt. Nach meiner Schilderung, dass der Hund
total schmutzig und verwahrlost sei, kaputte Zähne (verbunden mit starken Schmerzen) und einen
geschwollenen Hoden hat und dass auf jeden Fall eine ziemlich teure Behandlung beim Tierarzt auf ihn
zukommt, wurde der Besitzer recht kleinlaut. Nachdem ich auch darauf hingewiesen hatte, dass er ja
gar keine Zeit für den Hund hat und er wochentags mehr schlecht als recht untergebracht sei,
verteidigte er sich, er hätte ihn halt geschenkt bekommen und es wäre jetzt eben so. In Anbetracht
dessen, was nun aber auf ihn zukomme, würde er den Hund wohl abgeben ... Einerseits gut,
andererseits, wer gibt denn seinen Hund, mit dem er seit 8 Jahren zusammenlebt, so einfach ab???
Um Freddie, die arme Socke, nicht länger leiden zu lassen, brachten wir ihn dann sogleich zum Tierarzt.
Er wurde gründlich untersucht, bekam einige Zähne gezogen, dabei wurde auch noch eine
Kieferfraktur (!!!) festgestellt, die verbliebenen Zähne wurden saniert und er wurde von den "Placken"
in seinem Fell befreit und kastriert. Nun wissen wir, warum er solche Schmerzen hatte. Da er schon
etwas brüchige Knochen hat, kann dieser Bruch nicht mehr gerichtet werden. Das Mäulchen ist etwas
schief und meist streckt er einem das Zünglein raus, was ihm aber wiederum einen gewissen Charme
verleiht. Er kommt gut damit zurecht und kann auch ordentlich fressen. Das würde er sowieso am
liebsten den ganzen Tag, ich denke, so mager wie er war, bekam er vorher nie genug und auch nix
"Gescheits". Dieses Problem hat er nun nicht mehr und wir meinen, er fühlt sich ganz wohl bei uns. Er
hat die Couch und das Bett erobert und wenn er uns beim Essen zuschaut, fragen wir ihn manchmal
"Hast du eigentlich von Henry ein paar Tipps bekommen, wie man uns um den Finger wickeln kann?“
Paul und Gaby
Fubdhubd
Sie wissen nicht wer oder was ein „Fubdhubd“ ist? Das ist verständlich, sehen Sie, da geht es Ihnen wie
der Mieze in unserem Kalender im Oktober 2016, die versteht auch nur Bahnhof. Und wir im Vorstand
des TSVM leiden mit Ihnen, denn wir lernen zurzeit notgedrungen eine neue Sprache. „Anjanisch“ ist
hochkomplex und so modern, dass für denselben Ausdruck immer wieder andere Schreibweisen
verwendet werden, evolutionär, nein, ich würde fast sagen, revolutionär ist das.
Zurück zum „Fubdhubd“, der Ausdruck veranschaulicht sehr deutlich welche ungeheure Aussagekraft
anjanisch hat. Er stammt aus dem Satz „Hab n fubdhubd und nix zu schreiben…“. Aha, und was sagt
uns nun das? Jemand hat was und möchte uns damit oder darüber etwas mitteilen, kann aber nicht,
weil demjenigen etwas zum Schreiben fehlt. Und was hat der „fubdhubd“ damit zu tun? Zunächst
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erkennen wir, dass ein „fubdhubd“ eine Sache sein muss, wir interpretieren das „n“ zwischen „Hab“
und „fubdhubd“ als effiziente Abkürzung für „einen, eine oder ein“. Hätte derjenige keine Sache
sondern z.B. eine Erkältung, würde er nicht „n“ schreiben, sondern nur „Hab fubdhubd“ analog dem
Ausdruck „Ich habe Rücken.“ und alle wissen, oh je derjenige hat offensichtlich Schmerzen im Bereich
oberhalb des Gesäßes.
Wenden wir uns in detektivischer Kleinarbeit wieder dem „fubdhubd“ zu: wir, also die Empfänger der
Nachricht, wissen nämlich, dass die betreffende Nachricht via „WhatsApp“ gesendet worden ist. Clever
wie wir sind, schauen wir uns die Eingabemöglichkeiten in WhatsApp mal genauer an und was fällt uns
auf? Neben dem „f“ finden wir ein „d“ und ein „g“, aber sowohl den „dubdhubd“ als auch den
„gubdhubd“ kennen wir ebensowenig, wie den „fubdhubd“. Beim „u“ gehen wir davon aus, dass das
stimmt, denn nach einem Konsonanten wie „f“ folgt im deutschen oft ein Vokal hier das „u“. Wenden
wir uns also dem „b“ zu, neben dem sich die Konsonanten „v“ und „n“ befinden. Ein „fuvdhubd“ macht
noch keinen Sinn, aber ein „fundhubd“ hört sich schon nach etwas Bekanntem an. Wir kombinieren
flink und erkennen die wahre Bedeutung des Wortes „fubdhubd“ – es ist ein „Fundhund“.
Schlussendlich stellt sich allerdings noch eine winzig kleine Frage: da hat jemand (Sie wissen sicher
inzwischen, dass nur Anja Roth dieser jemand sein kann) also einen „Fundhund“ und teilt uns über
„WhatsApp“ mit, dass er, nein, sie nichts zu schreiben hat. Wie um alles in der Welt fragen wir uns, hat
diejenige dann diese Nachricht in „WhatsApp“ geschrieben?
Barbara
Mein scheues Flölein
Vor 4 Jahren kam ich ins Katzenhaus und mit mir kam auch Flo. Ein paar Wochen alt und ganz alleine
irgendwo gefunden… So kam er an mit seinem weißen Punkt am Schwanzende. Durch seine soziale
und zurückhaltende Art hat er dann schnell Anschluss gefunden im Familienzimmer mit den anderen
Babys. Nach und nach wurden diese alle vermittelt, nur er blieb zurück. Und dabei war er doch so
unendlich süß und ich konnte nicht verstehen, dass niemand ihn haben wollte… Auch ich habe
versucht Interessenten für ihn zu gewinnen, aber leider ohne Erfolg. Ich konnte ihn nicht nehmen, da
ich in einer Mietwohnung gewohnt habe und zu meinen 2 Katzen keine dritte mehr dazu kommen
durfte…
So freundete er sich schließlich mit den 4 wilden Wildlingen und dem ängstlichen Dicky an und wurde
zusehends scheuer… Die 6 haben sich gut verstanden und sind zusammen durchs Katzenhaus
gestreunt, haben gespielt und geschmust, nur leider nicht mit uns Streichelfrauen…
Wir haben es immer wieder versucht, aber Flo hatte beschlossen, auch ein Wildling zu sein. Es gab
seltene Tage, an denen hat er sich anfassen lassen, und in noch selteneren Momenten konnte ich ihn
auf den Schoß nehmen und er hat sich streicheln lassen und sich hin und her gewendet, so dass auch
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bestimmt jedes Stückchen Flo gestreichelt werden konnte… Natürlich immer fluchtbereit mit dem
Köpfchen nach vorne. Aber gehört sich so was für einen richtigen Wildling? Nein, natürlich nicht! Und
diese Momente wurden immer weniger…
Vor 2 Jahren habe ich dann begonnen Umzugspläne zu schmieden und damit ist auch der Plan gereift,
dass Flo mit uns umziehen soll. Und so wurde aus Flo mein Flöchen und mögliche Interessenten von
mir in die Flucht geschlagen. Es konnte ja nicht sein, dass mir nach all der Zeit nun jemand Flo streitig
machen wollte?! Mein Freund, der nun also zum ersten Mal mit 2 Katzen zusammen ziehen sollte, war
von der Idee nicht begeistert (Sind sie das nicht immer?), aber auch er ließ sich von Flos Charme (und
natürlich auch von meinem) bezaubern.
Es kam der Tag der Tage und die große Aufgabe lautete: Bringt Flo in die Transportbox. Oh mein Gott!
Flo wusste gar nicht wie ihm geschieht, als wir ihn nicht wie sonst einfach in Ruhe gelassen, sondern
ihn ganz im Gegenteil bedrängt und bis ins Gitterzimmer gescheucht haben. Da saß er dann und hat die
Welt nicht mehr verstanden und geschnauft und nach einem Ausweg geschaut… Meine
Katzenhauskollegin hat dann das Unmögliche möglich gemacht und nach ewig langem Zureden auf
dem obersten Fleck auf dem Kratzbaum hat Flo sich schließlich vorwärts bewegt und ist rein in die Box.
Puh! Dann musste er noch die Autofahrt überstehen und war endlich da!
Die ersten Tage hat er nur in meinem Arbeitszimmer verbracht und hat sich die meiste Zeit unterm
Bett versteckt. Als er schließlich raus durfte, ist er eng an den Boden gedrückt durchs Haus geschlichen,
meine andere Katze Chica ihm immer auf den Fersen. So vergingen einige Wochen und Flo hat seine
Plätzchen gefunden, unter anderem auch in meiner Kniekehle auf dem Sofa. Mit meinen beiden
anderen Katzen hatte er es nicht immer so leicht, da meine verrückte Chica ihn als lebendes Spielzeug
betrachtete und leidenschaftlich gern in seinen Po gebissen hat und mein dicker Gigolo war von seiner
Anwesenheit not amused. Ich also immer mit der Spritzpistole bewaffnet durch Haus getigert, um im
richtigen Moment Flo zu verteidigen. Er wie von der Tarantel gestochen durchs Haus geschossen,
meine Chica hinterher und ich dahinter mit der Spritzflasche. Tja, aber die Überraschung war groß, als
sich rumgesprochen hat, dass Flo keinesfalls wehrlos ist, sondern mit Wasser spritzt!
Auch das hat er überstanden und mittlerweile lauert auch er ihr auf und stürzt sich auf sie.
Nach wirklich vielen Wochen im Haus wurde es Zeit für Flos ersten Freigang… Anja musste viele Male
sagen: “Augen zu und durch!“ Also okay, Tür auf, Augen zu und durch… er ging raus, ist irgendwo im
Garten verschwunden und JUHU er kam wieder!
Mittlerweile wohnen wir seit über einem Jahr hier und Flo geht ein und aus, wie es ihm gefällt. Er
springt durch den Garten und hüpft in die Höhe und freut sich seines Lebens. Wenn ich rufe kommt er
gleich, wie es sich für ein zahmes Hauskätzchen gehört. Am liebsten liegt er auf seinem Plätzchen auf
dem Fensterbrett im Wohnzimmer oder im Bett im Arbeitszimmer oder natürlich in meiner Kniekehle
auf dem Sofa, die Chica an meinem Bauch und mein Gigolo an den Füßen. Seeeeehr bequem!
Stundenlang! Ins Bett kommt er noch nicht…aber ab und zu schaut er im Schlafzimmer vorbei…
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Bestimmt um zu sagen: Ich schau nur mal vorbei, aber das gehört sich wirklich nicht für einen
Wildling… Ja, warte mal ab, mein Flölein.
Nadine
Alles Verrückte??!
Jeder, der mich näher kennen lernt, fragt mich früher oder später immer mal „ … bist Du eigentlich
verrückt?“
Hm…, ohne lang darüber nachzudenken muss ich sagen: wahrscheinlich schon.
Meine Familie und ich verbringen unser Leben mit den unterschiedlichsten Tieren in mehr oder
weniger großer Anzahl. Wenn die abendliche Kuschelrunde auf dem Sofa beginnt, wird es mit 5
Hunden und 6 Katzen auch schon ganz schön eng. Auf unserem Gnadenbrothof dürfen auch „nutzlos“
gewordene Nutztiere in Würde ohne Käfige alt werden. Die 12 Jahre alte Henne Brigit und der 16jährige Ziegenbock Elvis sind da keine große Ausnahme.
Doch ist es wirklich so verrückt, sich um Tiere zu kümmern, die keiner will, weil sie alt, hässlich,
nutzlos, krank oder behindert sind? … in der heutigen Zeit wahrscheinlich schon!
Was mir immer wieder Mut und Kraft gibt weiterzumachen, Argumente dafür zu finden, warum es sich
lohnt, auch für diese Tiere zu kämpfen und ihnen ein tierschutzgerechtes Daheim zu bieten:
Ich bin nicht allein! Es gibt viele Verrückte da draußen!
Da wir Verrückten unerkannt bleiben wollen, nenne ich keine Namen.
S.E. lebt mit einem verkorksten schwierigen Langzeitnotfall-Hund aus dem Tierheim, einer
herrschsüchtigen alten dauerverschnupften Katzendame und diversem anderen Getier zusammen. Sie
fährt pro Jahr Hunderte von Kilometern für mich durchs Land, um wirklich jeden Platz für unsere
Schützlinge vor deren Abgabe auf Herz und Nieren zu überprüfen. Völlig verrückt!
R. und O. haben einen Gnadenbrothof, bauen ein Tierheim in Rumänien, helfen Straßenhunden und
retten Legebatteriehühner, bieten jedem Tier ein Dach über dem Kopf und arbeiten bis zum Umfallen
mit ihrem Team. Die alle sind – völlig verrückt!
M. und B. kommen ins Katzenhaus, um sich ein oder zwei neue Familienmitglieder zuzulegen. Vier
Stunden später verlassen sie mich mit fünf Katzen mit einer schwierigen Vergangenheit, die man
einfach nicht trennen sollte. Diese beiden sind – völlig verrückt!
E. besitzt fünf Tierschutzkatzen sowie einen Hund und verkündet mir, für mich und meine Schützlinge
ein Hospiz zu sein, in dem meine alten und kranken Katzen so lange bleiben können, bis sie als
liebgewordene Familienmitglieder in Würde sterben können. E. ist – völlig verrückt!
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R. besitzt zwei ehemals verstörte Hunde aus schlechter Haltung (natürlich von mir an sie vermittelt)
und stellt dem TSVM zweimal jährlich ihre Werkstatt, ihr Zuhause und ihre Kochkünste zur Verfügung,
um völlig ehrenamtlich einen Flohmarkt zugunsten des TSVM auszurichten, der mittlerweile weit übers
Markgräflerland hinaus bekannt ist und immer wieder sehr viel Geld in unsere Kasse spült. R. ist –
völlig verrückt!
Meine Streichelfrauen kommen an 365 Tagen im Jahr ins Katzenhaus. Sie waschen, putzen, füttern,
streicheln, reparieren, räumen auf und um, weinen, lachen, streiten und raufen sich wieder
zusammen, dekorieren, gärtnern und all das ohne Bezahlung. Meine Streichelfrauen sind – völlig
verrückt!
Herr P. aus Österreich fährt zu einer Fohlenversteigerung, lässt sich bespucken und anfeinden von
Bauern und Pferdemetzgern, nur um ein paar wenige, völlig verstörte Pferdekinder zu retten, die
ansonsten von ihrer Mama getrennt auf ihre erste und letzte Fahrt in den Tod bei einer der vielen
Pferdemetzgereien in Europa landen. Danke Herr P., dass die kleine Amy den Rest ihres Lebens bei uns
bleiben darf. Herr P., Sie sind – völlig verrückt!
Während ich dies schreibe, fallen mir viele weitere Menschen ein, die nahtlos in unsere Gruppe der
„Verrückten“ gehören. Alle diejenigen leben ihr Leben mit und für unsere tierischen Mitgeschöpfe, die
heute mehr denn je auf unsere Hilfe angewiesen sind. Ich bin stolz darauf, zu dem immer größer
werdenden Teil der Verrückten zu gehören, die jeder auf seine Art und Weise dazu beitragen, dass das
Tierleid auf dieser Welt Stück für Stück ein kleines bisschen kleiner wird.
Um auf die Frage im ersten Satz zurück zu kommen:
Ja, ich bin verrückt.
Anja
Unvermittelbar? Match-making auf die etwas andere Art!
Vor allem im späten Frühjahr und im Herbst stellen die Katzenbabys unser Katzenhaus ganz schön auf
den Kopf. Selbst Interessenten, die eigentlich wegen einer älteren Katze gekommen sind, können sich
dem Charme der Mini-Fellbündel nicht entziehen. Viele sind schon frühzeitig von ihrer neuen Familie
reserviert und sobald die Kleinen alt genug sind, dürfen sie in ihr neues Zuhause umziehen.
Auch die Schmusebacken unter den Samtpfoten bleiben meist nicht lange im Katzenhaus. Sobald die
Streichelfrauen oder Interessenten zur Tür herein kommen, heften sich die Kuscheltiger eisern an ihre
Fersen, um Streicheleinheiten zu ergattern. So ums Pfötchen gewickelt, verlieben sich potentielle
Dosenöffner Hals über Kopf, so dass einem Umzug der Samtpfote nichts mehr im Wege steht.
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So unkompliziert Katzenbabys und zutrauliche verschmuste Fellnasen selbst sind, so schnell ist für sie
ein passendes neues Zuhause gefunden. Die Freude darüber ist bei Katzen, neuen Besitzern und uns
gleichermaßen groß.
Bis hier unterscheidet sich unsere Arbeit nicht wesentlich von der in anderen
Tierschutzorganisationen. Aber dann kommen unsere „harten Nüsse“ ins Spiel, die nicht so einfach zu
knacken sind. Wir nehmen eben nicht nur leicht vermittelbare Samtpfoten auf, um präsentable
Vermittlungszahlen zu erreichen. Unabhängig davon, ob eine Chance auf Vermittlung besteht, öffnen
wir unser Haus für alte, kranke, behinderte oder verletzte und scheue, halbwilde Katzen, die auf
verschiedensten Wegen zu uns finden und oft bei uns bleiben.
Alte, kranke, behinderte oder verletzte Katzen kommen oft über den Umweg „Tierarzt“ zu uns. Dort
wurden sie zum Einschläfern abgegeben, um die Kosten für die Behandlungen zu sparen. Die Tiere
werden entsorgt, sobald ihre Haltung mit einem zusätzlichen Aufwand verbunden ist. Wenn nach
ärztlicher Einschätzung eine Überlebenschance gegeben ist, wird das Tier medizinisch versorgt und
darf anschließend bei uns im Katzenhaus einziehen.
Ein alter Kater lag apathisch in einem Körbchen und fauchte nur aggressiv, sobald sich ein Mensch
näherte. Er war fast taub und blind, abgemagert und in schlechtem Zustand. Trotz seiner schlechten
Prognose war uns klar, dass wir ihm eine Chance geben. Nach einiger Zeit saß dieser Kater „Faucher“
auf dem Schoß seiner Streichelfrau und ließ sich mit Leckerchen füttern und kraulen. Gegen alle
Vorhersagen fand „Faucher“ auf seine alten Tage noch ein tolles neues Zuhause, in dem er seinen
Lebensabend geliebt und umsorgt verbringen durfte.
Ein ganz aktuelles Beispiel: unsere Vorsitzende informierte den Vorstand vom Schicksal der erst fünf
Monate alten Meggie. Beckentrümmerbruch und Zwerchfellriss, die Überlebenschance 50:50, die
anstehenden Operationen teuer -die kleine Katze soll eingeschläfert werden. Kann unser Verein ihr
eine Chance ermöglichen? Das Ergebnis war einstimmig: grünes Licht für Meggie, wenn der
behandelnde Arzt eine Möglichkeit sieht. Die erste OP konnte erfolgreich durchgeführt werden,
Meggie musste mehrere Wochen ruhig gehalten werden (ein schwieriges Unterfangen, das Meggie
den Ruf einer Ausbrecherkönigin eintrug). Es stehen weitere Untersuchungen und eventuell noch eine
OP an, aber Meggie hat ihre Chance mit allen Pfoten ergriffen.
Die scheuen Fellnasen haben oft ebenfalls schlimme Schicksale und sind daher extrem verängstigt
und/oder aggressiv wenn sie bei uns einziehen. Doch dürfen wir nach Wochen - zum Teil nach Jahren –
im geschützten Rahmen des Katzenhauses Veränderungen feststellen, die sich in kleinsten
Fortschritten fast unmerklich vollziehen. Für solche Veränderungen brauchen Katzen neues Vertrauen
in die Menschen, die mit ihnen umgehen. Der wichtigste Faktor dabei ist Zeit, die wir den scheuen
Samtpfoten in unserem Katzenhaus geben.
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Ein kleiner Kater mit zahlreichen Wunden auf seinem mageren Körper hatte jegliches Vertrauen in
Menschen verloren. Panisch rannte er von einem Versteck zum anderen, wenn er eines Menschen
ansichtig wurde. Meist war er einfach unsichtbar. Ganz selten konnten man ihn dabei entdecken, wie
er selbstvergessen mit anderen Katzen spielte – allerdings nur, bis er den Menschen erblickte. Nach
Jahren hatte dieser scheue Kater Whitey soweit Vertrauen gefasst, dass er immerhin im Zimmer blieb,
wenn es jemand betrat. Whitey heißt heute Felix; beim Besuch im Katzenhaus verliebte sich sein
neues, sehr geduldiges Frauchen in ihn und seine traurige Geschichte. Im neuen Zuhause macht er
langsam, aber sicher weitere Fortschritte.
Ebenso die anfangs aggressive Milo, die schon mal handgreiflich werden konnte, wenn ihr jemand zu
nahe kam. Sie war mehrere Jahre im Katzenhaus, meist versteckt ganz oben auf einem Kratzbaum. Mit
der Zeit lernte sie Vertrauen, nahm vorsichtig und langsam gereichte Leckerchen aus der Hand. Anfang
diesen Jahres geschah das Wunder für Milo: eine sehr verständnisvolle, geduldige neue Katzenmama
holte Milo zu sich nach Hause. Mit Photos und Videos werden wir von ihr über Milos Entwicklung auf
dem Laufenden gehalten.
Nicht jedes Töpfchen in unserer Obhut wird ein passendes Deckelchen finden. Aber das ist in Ordnung
so. Denn wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, dass der Deckel auch wirklich passend sein muss.
Statt schneller Vermittlungen um jeden Preis möchten wir für unsere Schützlinge das am besten
geeignete Zuhause mit den genau richtigen Menschen finden – eben match-making auf die etwas
andere Art.
Jede glückliche Vermittlung – vor allem von Schützlingen, die durch die Aufnahme in unser Katzenhaus
vor dem sicheren Tod gerettet werden konnten – bestärkt uns in unseren Handlungsgrundsätzen und
gibt uns Kraft für die täglichen Aufgaben. Dazu gehören auch die vielen positiven Rückmeldungen der
neuen Dosenöffner, die überzeugt sind, dass sie die beste Samtpfote der Welt bedienen dürfen.
Unsere Dauergäste, die keinen passenden Deckel finden, bleiben im geschützten und vertrauten
Umfeld bei uns im Katzenhaus. Sie freuen sich jedoch über eine Patenschaft und gelegentliche Besuche
ihrer Paten, um ihre Fortschritte zu zeigen (Informationen auf unserer Homepage oder telefonisch).
Antje
Emails oder „Herr Anonym hat ein Problem“
Ich betreue das Email-Postfach des TSVM seit März 2015. Neben allerlei Mitteilungen über verloren
gegangene Hunde, Katzen oder auch Hasen erreichte uns 2015 auch eine Mitteilung von Herrn
Anonym. Er wohnt in der Hauptstr. 25 in 00000 Anonym und seine Email-Adresse lautet
[email protected]. Herr Anonym schreibt uns sehr ausführlich, dass der Hund seiner Nachbarin
nicht korrekt gehalten wird. Der Hund würde nur zweimal am Tag (morgens und abends) Gassi geführt
und sei den ganzen Tag in der Wohnung, da seine Besitzerin arbeiten muss. Zudem würde der Hund
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sich tagsüber wohl sehr alleine fühlen, denn er belle und jaule sehr oft. Die Nachbarin sei zudem sehr
nachlässig, was die Reinigung des gemeinschaftlich genutzten Treppenhauses angehen würde und
auch sonst nicht sehr reinlich. Wäsche, die zum Trocknen auf dem Balkon aufgehängt wird, würde oft
tagelang draußen hängen, was bei den derzeitigen Temperaturen vollkommen unnötig sei. Herr
Anonym bittet uns, dass wir uns dringend die Zustände anschauen, in denen der Hund gehalten wird
und wir mögen auch bitte dafür Sorge tragen, dass das ständige Gebelle und Gejaule aufhört, denn
dieser Lärm, das sei ja nicht auszuhalten.
Nun haben wir sicher Mitleid mit dem Hund, denn es ist ja schon so, dass es nicht artgerecht ist, wenn
der Hund den ganzen Tag eingesperrt in der Wohnung wartet, bis sein Frauchen wieder nach Hause
kommt. Das vernachlässigte Treppenhaus und auch die Wäsche auf dem Balkon hingegen fallen mit
Sicherheit nicht in die Zuständigkeit des Tierschutzvereins und dem Hund sind diese Zustände
vermutlich ebenfalls ganz egal.
Es ist also schon zutreffend, dass schlechte Haltungsbedingungen von Hunden in unser Ressort fallen,
weshalb wir uns auch gerne zuständig fühlen würden. Nur, wie sollen wir uns um einen anonymen
Hund kümmern, von dem wir nicht wissen, wo er wohnt. Herr Anonym war in seiner Email so sehr auf
die Einhaltung des Datenschutzes bedacht, dass er wohl ganz vergessen hat, uns mitzuteilen, wie seine
Nachbarin heißt und wo sie und ihr Hund wohnen. Eine Nachfrage per Mail bei [email protected]
geht ebenso ins Leere, wie ein Brief an Herrn Anonym, Hauptstr. 25 in 00000 Anonym. Deshalb an
dieser Stelle der Aufruf: Herr Anonym, wenn Sie das hier lesen, sind Sie doch bitte so nett und teilen
uns die noch fehlenden Daten mit.
Zusammenfassend könnte man das Problem aber auch auf viel elegantere Weise lösen, denn wenn es
Herrn Anonym stört, dass der Hund den ganzen Tag jault und bellt, könnte man daraus schließen, dass
Herr Anonym den ganzen Tag zuhause und evtl. auch zumindest zeitweise ebenfalls einsam und alleine
ist. Herr Anonym könnte nun ganz einfach mit seiner Nachbarin ein nettes Gespräch führen und
vielleicht käme als Lösung raus, dass der Hund (bisher auch zeitweise einsam und allein) tagsüber bei
Herrn Anonym sein könnte, der ja offensichtlich viel Zeit hat. Vielleicht könnte sich so eine Situation
ergeben, bei der Herr Anonym, der Hund und die Nachbarin davon profitieren, eine „Triple-WinSituation“ sozusagen. Und vielleicht hätte die Nachbarin dann sogar wieder Zeit sich um die ebenfalls
einsame Wäsche auf ihrem Balkon und das schmutzige Treppenhaus zu kümmern – wer weiß?
Barbara
Oft kommt es anders als man denkt
So auch an diesem Sonntag, an dem sich der Herbst noch mal so richtig von seiner schönsten Seite
zeigt. Anja ruft mich morgens an, recht verzweifelt. Sie benötigt vorübergehend einen Pflegeplatz für
einen 5 Monate alten Welpen. Normalerweise ist Katrin hierfür zuständig, aber diese hatte schon ihren
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Urlaub geplant. Sabine übernahm für einen Tag den neuen Ankömmling, doch mit einem noch nicht
stubenreinen Tier praktiziert sich so etwas in einer Etagenwohnung sehr mühevoll. Natürlich sage ich
gleich zu und wenig später kommen Sabine und ihr Mann mit Sack und Pack und Hund auf dem Arm zu
mir.
Diese hübschen braunen Augen …. , mein Gott, ist die süß. Bei mir ist es Liebe auf den ersten Blick.
Kira, unsere 3-jährige Hundedame aus Spanien, begrüßt schwanzwedelnd und mit lautem Gebell
unseren neuen Pensionsgast. Ich denke, sehr ungewöhnlich für unsere Kira, normalerweise verhält sie
sich eher ängstlich. Nun ja …. . Noch etwas schüchtern erkundet die kleine Lolly, so war ihr Name, die
neue Umgebung. Kira hilft ihr dabei.
Mein Mann, der später nach Hause kommt, ist natürlich sehr überrascht, aber genauso angetan von
dieser kleinen Hundedame. Im Handumdrehen hat sie uns alle mit diesen kleinen braunen Knopfaugen
betört. So machen wir uns gleich zu einem Spaziergang auf. Kira zeigt unserem Neuankömmling ganz
stolz ihr Revier. Mit einer langen Lernlaufleine lassen wir sie ungehindert laufen und recht schnell
stellen wir fest, dass sie auf Zuruf, Pfiff und besonders auf Leckerlies - und das sind viele - reagiert. So
darf sie schon am nächsten Tag ohne Leine laufen. Mit Kiras Unterstützung läuft alles super, sogar an
den Pfützen, die sie vorher wohl nicht kannte oder mochte, findet sie Gefallen. Nun sind es zwei
Hunde, die gemeinsam ihren Spaß haben - wir dann später mit dem Putzen, jetzt im Doppelpack. Die
ersten 3-4 Nächte sind schon sehr anstrengend, jeder kann sich vorstellen was ich damit sagen will.
So langsam stellen wir fest, dass uns die Kleine immer mehr ans Herz wächst. Aber wie war das noch?!
Wir wollten doch keinen zweiten Hund. Oft haben mein Mann und ich darüber diskutiert. Am nächsten
Tag kommt Anjas alles entscheidender Anruf, sie hat mehrere Interessenten, wirklich? Wir schauen
uns an und wissen eigentlich in diesem Moment, was wir denken. Nach einer mehr oder weniger
schlaflosen Nacht, stillem Frühstück, jeder in seinen Gedanken versunken, entscheiden wir uns, die
kleine Lolly - jetzt Molly - zu behalten.
Sofort rufe ich Anja an, hoffentlich ist es noch nicht zu spät …. !
Jetzt gehört Molly zur Familie und wir bereuen es nicht. Klar, mehr Arbeit und wir fangen mit der
Hunderziehung wieder von vorne an. Kira leistet Unterstützung, von Hund zu Hund lernt man Manches
besser. Mittlerweile ist Molly stubenrein - fast. Kira hat eine tolle Spielgefährtin, nur ihr langes Fell
sieht sehr ramponiert aus, denn Molly liebt es, sich beim Toben in dieses zu hängen und sich ziehen zu
lassen.
Durch das Zusammenleben mit Molly ist aus der bisher vorsichtigen ängstlichen Kira schon nach so
kurzer Zeit eine selbstbewusste, sich nichts mehr abjagende Hundedame geworden. Molly die
draufgängerische, stürmische ist es teilweise schon. Beide profitieren so voneinander.
Unser Kater Faucher guckt sich das Ganze lieber noch aus der Distanz an, aber auch ihn wird Molly mit
ihrem lieben Wesen bezirzen. Ich finde wir haben es richtig gemacht. Danke, liebe Anja.
Margrit
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November 2015
Tierschutzkurier 2015
Tierschutzverein Markgräflerland e.V.
Der ganz normale Wahnsinn der Anja R.
Unser Anja…
Katzen füttern schon morgens um fünf, Katzenbabys päppeln rund um die Uhr, buddelnde Hasen und
quiekende Meerschweinchen versorgen im Katzenhaus…
Danach zu Truthahn, Hängebauchschwein, geretteten Gänsen, ausgemusterten Milchkühen, verletzten
Vögeln, Pferden, usw. …und dazwischen noch die eigenen Tiere versorgen…
Anschließend auf in den Berufsalltag und nebenbei verzweifelte Nachrichten von aufgeregten
Tierschützerinnen entgegennehmen:
SMS-Nachricht von Tierschützerin Nr. 1: „Ich muss das kurz schreiben, weil ich echt nicht wusste was
ich machen sollte. Ich bin gerade mit meiner Mutter unterwegs und wir waren in St. Blasien und auf
einmal rennen da drei Wüstenmäuse durch die Fußgängerzone… Die waren ganz aufgeregt wegen den
vielen Menschen und Autos… Ich natürlich hinterher, meine Mutter die Augen verdreht… Aber machen
konnte ich nichts. Ich hab dann den örtlichen Tierarzt angerufen, der auch nur gemeint hat, dass ich sie
nicht fangen kann. Voll blöd!!! Was hätte man da denn machen können??? Sind die jetzt dem Tode
geweiht?“
Anja behält ein kühlen Kopf und schreibt: „Naja… eigentlich sind es Überlebenskünstler. Für dich heißt
das in Zukunft immer Fangnetz, Maulkorb, Kescher und Schutzanzug mitführen.“
Tierschützerin Nr. 2 am Telefon: „Anjaaaaaaaa! Ich bin grade auf der Arbeit und hier liegt eine
verletzte Maus. In der Wunde setzen die Fliegen schon ihre Eier. Was soll ich tun?!?!?!“
Anja (bleibt ruhig): „Wie sieht die Wunde denn aus? Ist es eine tiefe Wunde? Wie geht’s der Maus
denn sonst?“
TS2 beschreibt den Zustand der Maus.
Anja gibt TS2 Anleitung, wie die Wunde zu versorgen ist.
TS2 nimmt verwundete Maus in Pizzakarton (leer) mit nach Hause und beschert der Maus eine letzte
ruhige Nacht in Frieden ohne Fliegeneier…
Ein weiterer Telefonanruf von Tierschützerin Nr. 3: „Anja hilf mir! Hier sitzt am Fahrradweg direkt
neben der Straße eine Baby-Amsel. Die will die ganze Zeit auf die Straße…. Ich renn hier schon total
aufgelöst rum und stoppe die Autos und versuche die Amsel auf die Seite zu bekommen. Was soll ich
denn mit ihr machen? Die geht wieder auf die Straße, wenn ich sie hier sitzen lasse. Kann ich sie
woanders hin bringen. Ich weiß nicht was ich machen soll?“
Anja (bleibt ruhig): „Setz sie am besten auf einen Baum. Dort kann sie schon mal keine Katze holen.
Und dann warte mal ab und beobachte das Ganze. Hörst du irgendwo einen anderen Vogel, also seine
Mutter, nach ihr rufen? Schau dich doch mal um…“
TS3 (völlig fertig mit den Nerven und inzwischen ohne Schuhe): „Ok, ich melde mich nochmal!“
5 Minuten später…
TS3: „Anjaaa, da ist keine Mutter in Sicht. Die Amsel sitzt noch am Baum. Was mach ich jetzt?“
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November 2015
Tierschutzkurier 2015
Tierschutzverein Markgräflerland e.V.
Anja: „Dann fahr jetzt heim, mehr kannst du nicht machen. Die Mutter kommt noch…“
TS3: „Wiiirklich?“
Anja: „Ja! Mehr kannst du wirklich nicht machen!“
Zwischen diesen vielen Aufgaben und Anrufen kommen noch die Vermittlungen der Katzen aus dem
Katzenhaus, der Kleintiere und Hunde aus privaten Pflegestellen hinzu.
Doch manchmal muss Anja ihre Schützlinge auch vor unseriösen Interessenten bewahren. So kam es zu
folgendem Anruf zu später Stunde:
Anrufer: „Hasch du junge Katze?“
Anja: „Nein wir vermitteln nur alte Katzen.“
Anrufer: „Hasch du andere junge Tiere?“
Anja: „Zur Zeit vermitteln wir nur junge Elefanten!“
Anrufer: „Oh… kann ich die angucken?“
Nach der Arbeit wiederholt sich das Programm vom Morgen.
Damit ist der Tag von Anja aber lange noch nicht zu Ende. Wenn sich Wildtiere in ein Wohngebiet
verirren fällt schon mal die eine oder andere Nachtschicht an. So war es Anfang des Jahres, als ein
zahmer Fuchs durch Neuenburg streifte und die Menschen in Angst und Schrecken versetzte und sogar
mit Silvesterböllern gejagt wurde. Nachdem der Fuchs zum Abschuss frei gegeben wurde, begann für
Anja das nächtliche Wettrennen mit den Jägern. So packte sie sich nachts gut ein und ging los auf
Fuchssuche und stellte eine Lebendfalle auf. Sie hatte Erfolg. Der Fuchs wurde dann an ein Wildgehege
vermittelt, da er nicht mehr ausgewildert werden konnte.
Wir freuen uns unsere chaotisch wirbelnde Anja ein Stück weit unterstützen zu können, auch wenn es
manchmal schwer ist ihre Hieroglyphen zu entziffern, wie z.B.: „ . ..uch denke unsern beiden Kleinen
grhts rs besser…akke sibd jetzt wieder oben ubd zusammen…drückt vutten due Daumen. Kg an alle ich
bin es echt nicht!!! Das macht mein Handy…ehrlich.“
Weitere Ausführungen und eine kleine Anleitung zu diesen Hieroglyphen und ihrer Entschlüsselung
finden Sie auch im Artikel „Fubdhubd“.
Mit diesem Artikel wollen wir uns bei Anja bedanken für ihre geleistete Arbeit, ihren täglichen Einsatz
und ihr offenes Ohr. Trotz der vielen Arbeit, der Rückschläge und traurigen Schicksalen bewahrt Anja
meist Ruhe und einen kühlen Kopf. Wir sind froh, dass sie ihre Zuversicht und ihren Humor nicht
verliert.
Mach weiter so!
Unser Anja. Hiphip Hurej!
Nadine (TS1), Sabrina (TS2) und Manon (TS3)
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November 2015
Tierschutzkurier 2015
Tierschutzverein Markgräflerland e.V.
IN EIGENER SACHE
Verstärkung gesucht!
An unser Katzenhaus in Buggingen ist eine bislang mehr oder weniger als Lager genutzte Scheune
angebaut. In 2016 möchten wir den Ausbau und Umbau dieser Scheune in Angriff nehmen. Damit die
Kosten für den Umbau nicht in schwindelerregende Höhen steigen, planen wir, einen Teil der Arbeiten
des Umbaus selbst durchzuführen. Bislang besteht „Wir“ aber nur aus einer Person und das bin ich. Ich
würde mich deshalb riesig freuen, wenn das eine oder andere Mitglied unseres Vereins mich
unterstützen könnte. Im Wesentlichen handelt es sich bei den anstehenden Arbeiten um einfache
Malerarbeiten und evtl. auch einfachere Holzarbeiten. Genial wäre, wenn sich ein Elektriker melden
würde, denn wir wollen die marode Elektrik im Schopf durch neue Leitungen, Steckdosen und Schalter
(Aufputz) ersetzen.
Handwerklich begabte Interessenten melden sich bitte umgehend (bevor der Entschluss sich zu
melden wieder verschwindet) bei:
Barbara Zimmermann, Tel. 0163/7188632
Hallo liebe Tierfreunde,
wir sind die Bewohner vom Katzenhaus und suchen verantwortungsvolle, tierliebe und zuverlässige
Katzen- und Kleintierfreunde als Dosenöffner, Kuschelpartner und Haushälter.
Also wenn Du Lust und Zeit hast, uns regelmäßig ein paar Stunden zu besuchen, würden wir uns sehr
darüber freuen! Deine Aufgaben sind im Prinzip nicht sonderlich schwer:
Du kommst zu meist festen Zeiten zu uns und bist einfach für uns da, das bedeutet mit uns schmusen
(der ein oder andere ist noch etwas schüchtern, aber der schaut dann von der Ecke aus zu), spielen denn wir haben auch Katzenkinder unter uns -, außerdem richtest Du uns unser Essen und hilfst uns
alles sauber zu halten – ja, Katzenklos putzen, den Boden kehren, Wäsche waschen usw. gehört
natürlich auch dazu.
Bezahlung können wir Dir leider keine bieten, aber dafür ganz viel Liebe und Spaß. Wenn Du jetzt Lust
hast uns kennen zu lernen und unser Streichelteam zu unterstützen, melde dich doch bitte beim
Tierschutzverein Markgräflerland e.V. 07631 / 13503.
Wir freuen uns auf Euch!
Liebe Grüße von
Heidi, Toni, Amir, Opa Walter & allen anderen Fellnasen
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November 2015
Tierschutzkurier 2015
Tierschutzverein Markgräflerland e.V.
DATEN/ZAHLEN DES JAHRS 2015 IM ÜBERBLICK
(Stand Okt 2015)
Zum Vergleich:
Mitglieder:
Austritte
Eintritte
Aufgenommene Tiere:
Hund
Katze (Geschlecht unbestimmt)
Kätzin
Kater
Katzenbaby
Kaninchen
Wildkaninchen
Meerschweinchen
Igel
Ziege
Schaf
Huhn
Gans
Wasserschildkröte
Eichhörnchen
Mauersegler
Amsel
Schwalbe
Taube
Specht
Mäusebussard
Eichelhäher
Habicht
Eule
Marder
Fuchs
Siebenschläfer
Rehkitz
Jungvogel
:
Vermittlungen
Besitzer ermittelt
nach Kastr./Behandlg. zurück /
ausgewildert
eingeschläfert / gestorben
noch im Katzenhaus
Tierfriedhof Bestattungen:
Hunde:
Katzen
Kaninchen
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2015 Jan-Okt
2014 gesamt
306
14
6
314
14
3
174
11
4
35
25
41
9
1
3
8
18
2
1
167
2
29
23
10
46
5
7
10
6
2
1
1
3
1
1
20
1
2
3
1
1
1
1
1
1
2
2
davon:
aus 2015
87
7
plus:
aus 2014
26
0
gesamt
112
8
41
14
25
0
3
10
41
17
35
27
10
17
18
7
10
1
November 2015
Tierschutzkurier 2015
Tierschutzverein Markgräflerland e.V.
Wir helfen Tieren – bitte helfen Sie uns
SPENDENKONTEN:
Sparkasse Müllheim
BLZ 683 518 65 Konto Nr.: 810 015 8
IBAN DE28 6835 1865 0008 1001 58 BIC SOLADES1MGL
Volksbank Müllheim
BLZ 680 919 00 Konto Nr.: 221 031 05
IBAN DE94 6809 1900 0022 1031 05 BIC GENODE61MHL
Tierschutzkurier
Auflage 500 Stück
Tierschutzverein Markgräflerland e.V.
Geschäftsstelle
Biergasse 18
79426 Buggingen
Tel. 07631/13503
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November 2015