Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft

Studie
Rohstoffsituation der bayerischen
Wirtschaft
Stand: Februar 2015 / 5. Auflage
www.vbw-bayern.de
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen
Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Vorwort
X
Vorwort
Sichere Rohstoffversorgung für eine erfolgreiche bayerische Wirtschaft
Die zuverlässige Versorgung mit Rohstoffen ist eine wichtige Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Ihre Verfügbarkeit in ausreichender Menge und zu
wirtschaftlich vertretbaren Kosten muss daher gesichert sein.
Die natürlichen Ressourcen sind begrenzt, gleichzeitig nimmt der Bedarf an
Rohstoffen weltweit zu. Viele Produkte des täglichen Bedarfs sowie der Informationsund Zukunftstechnologie enthalten zahlreiche, oft wenig bekannte Rohstoffe, wie zum
Beispiel Seltene Erden. Ein Versorgungsengpass mit diesen Rohstoffen kann ganze
Wertschöpfungsketten lahmlegen und damit enormen Schaden verursachen.
Die vorliegende Studie ist eine weitere Aktualisierung der Rohstoffstudie, die von der
vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. im September 2009 erstmals vorgelegt wurde, um Politik und Unternehmen für diese zunehmende Herausforderung zu
sensibilisieren.
Es ist eine vordringliche außenpolitische Aufgabe von EU, Bund und Ländern, die
Rohstoffmärkte weiter zu erschließen und offen zu halten. Protektionistischen Tendenzen muss entgegengetreten werden. Zudem müssen die Grundlagenforschung zum
effizienten Rohstoffeinsatz gefördert und in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft zukunftsfeste Recyclingkonzepte entwickelt werden.
Unsere Broschüre analysiert die aktuelle Situation und zeigt entscheidende Weichenstellungen für eine sichere Rohstoffversorgung auf.
Bertram Brossardt
09. Februar 2015
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen
Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Inhalt
X
Inhalt
1
Fragestellung ................................................................................................ 1
2
Die Rohstoffbasis der deutschen Wirtschaft ............................................. 3
3
Rohstoffe – Bedeutung und Risiken........................................................... 5
3.1
Starkes globales Wirtschaftswachstum treibt die Rohstoffnachfrage ............. 6
3.2
Rohstoffe unterliegen hohen Preisschwankungen ......................................... 6
3.3
Rohstoffe sind nur begrenzt verfügbar ........................................................... 7
3.4
Kosten von Abbau und Förderung steigen ..................................................... 7
3.5
Recycling bleibt problematisch ....................................................................... 8
3.6
Rohstoffvorkommen befinden sich häufig konzentriert in Risikoländern ........ 8
3.7
Rohstoffe werden als Instrumente strategischer Industriepolitik genutzt ....... 9
3.8
Konzentration der Förderunternehmen kann Wettbewerb beschränken ...... 10
3.9
Rohstoffe sind eine Basis der Entwicklung von Zukunftstechnologien......... 10
3.10
Rohstoffe sind nur zum Teil substituierbar ................................................... 11
4
Initiativen der Rohstoffpolitik .................................................................... 13
4.1
4.1.1
4.1.2
4.1.3
Rohstoffstrategie der Bundesregierung ........................................................ 13
Deutsche Rohstoffagentur ............................................................................ 14
Rohstoffpartnerschaften ............................................................................... 15
Deutsches Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess)................................ 16
4.2
Rohstoffstrategie der Europäischen Union ................................................... 16
4.3
Rohstoffpolitik der US-Regierung ................................................................. 18
5
Rohstoff-Risiko-Index ................................................................................ 21
5.1
Aufbau .......................................................................................................... 22
5.2
Gewichtung................................................................................................... 25
5.3
Ergebnisse des Rohstoff-Risiko-Indexes...................................................... 26
6
Fallstudien................................................................................................... 35
Inhalt
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen
Wirtschaft
vbw – Februar 2015
6.1
Fallstudie 1: Lithium und Energiespeichersysteme ...................................... 35
6.2
Fallstudie 2: Seltenerdmetalle und Beleuchtungssysteme ........................... 40
6.3
Fallstudie 3: Rohstoffe in der Elektroindustrie .............................................. 45
7
Fazit und Handlungsempfehlungen.......................................................... 51
7.1
Unternehmensebene .................................................................................... 51
7.2
Interaktive Ebene.......................................................................................... 52
7.3
Staatliche Ebene .......................................................................................... 53
Literaturverzeichnis....................................................................................................... 56
Anhang – Rohstoffsteckbriefe....................................................................................... 58
Ansprechpartner / Impressum .................................................................................... 101
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Fragestellung
1
1 Fragestellung
Ziel und Aufbau der Studie
Die Verfügbarkeit von Rohstoffen ist eine essenzielle Voraussetzung für die Sicherung
des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Sie ist für die bayerischen Unternehmen von
großer Bedeutung. Die Herausforderungen der Energiewende sowie die durch die Digitalisierung angestoßenen Veränderungen führen zu einem steigenden Bedarf an Mineralien und Metallen, die hauptsächlich aus geopolitisch krisenbehafteten Regionen importiert werden müssen. Der globale Strukturwandel führt darüber hinaus zu einem
steigenden Risiko von Versorgungsengpässen. Das dauerhafte Monitoring der Rohstoffsituation wird daher künftig immer wichtiger.
Im Auftrag der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. beschäftigt sich die
Studie mit der Frage, wie sich die allgemeine Rohstoffsituation darstellt und inwieweit
die Versorgung der bayerischen Unternehmen mit Rohstoffen sichergestellt ist. Obwohl
in den letzten Jahren einige Rohstoffinitiativen, wie z. B. die Rohstoffallianz, ins Leben
gerufen wurden, deutet viel darauf hin, dass der Relevanz dauerhafter Verfügbarkeit
metallischer und mineralischer Rohstoffe zumindest im politischen Raum nicht der Stellenwert beigemessen wird, den sie verdient. Dementsprechend besteht weiterhin die
Gefahr, dass (Verfügbarkeits-) Risiken systematisch unterschätzt und mögliche Strategien zum Umgang mit diesen Risiken vernachlässigt werden.
In der vorliegenden aktualisierten Studie liegt der Fokus auf der Analyse der Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft. Es wurden insbesondere neue Erkenntnisse zu
Rohstoffinitiativen aufbereitet und die enthaltenen Fallstudien auf ihre Aktualität und
Gültigkeit überprüft.
Zentraler Inhalt ist der sogenannte Rohstoff-Risiko-Index (RRI). Dieser beurteilt insgesamt 45 Rohstoffe nach ihrer Kritikalität. Die Bewertung stützt sich dabei auf acht Indikatoren, die alle auf die aktuellsten verfügbaren Werte angepasst wurden. Darauf aufbauend wurde eine Risiko-Bedeutungs-Matrix erstellt, die die jeweilige Bedeutung der
Rohstoffe für Bayern mit der Kritikalitätsklasse in Verbindung setzt. Neu ist die Herkunft
der Daten. Während alle quantitativen Rohstoffdaten aus der SNL Metals & Mining
Datenbank stammen, wurden die qualitativen Einschätzungen zur Situation der Rohstoffe von einem eigens für das Gutachten aufgebauten Expertenpanel erstellt.
Die Studie ist folgendermaßen aufgebaut:
– Kapitel 2 stellt im Wesentlichen die Strukturen der Rohstoffbasis der deutschen
Wirtschaft dar.
– Kapitel 3 beschäftigt sich mit der strategischen Bedeutung von Rohstoffen. Zusätzlich werden in diesem Kapitel die Risiken beschrieben, die mit den Rohstoffen verbunden sind.
2
Fragestellung
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
– Kapitel 4 geht kurz auf die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich Rohstoffinitiativen
und -partnerschaften ein.
– Kapitel 5 beschreibt den aktualisierten Rohstoff-Risiko-Index. Dieser dient als Indikator für die Risiken, die mit den untersuchten Rohstoffen verbunden sind.
Steckbriefe mit Detailinformationen zu den untersuchten Rohstoffen finden sich
im Anhang.
– In Kapitel 6 wird im Rahmen von drei Fallstudien die zu erwartende Situation von
Lithium und Seltenen Erden beschrieben. Diese Rohstoffe sind sowohl essenziell
als auch kritisch in Bezug auf zukünftige technische Entwicklungen. Ebenso bilden die Fallstudien auch die Rohstoffversorgung in der Elektrobranche ab, die für
Bayern von besonderer Bedeutung ist.
– In Kapitel 7 werden mögliche Strategien zur Sicherstellung der Rohstoffversorgung skizziert und systematisiert.
– Kapitel 8 beinhaltet das Literaturverzeichnis.
– In Kapitel 9 sind Rohstoffsteckbriefe für alle 45 in der Studie analysierten Rohstoffe aufgeführt.
Im Rahmen dieser Studie werden nicht alle Rohstoffe berücksichtigt. Insbesondere
Energierohstoffe wie Öl, Gas und Kohle sowie daraus abgeleitete Produkte werden
wegen der bereits vorhandenen Vielzahl an Studien nicht gesondert betrachtet. Die
Untersuchung konzentriert sich auf Metalle, Edelmetalle und mineralische Rohstoffe.
Besondere Erwähnung finden Spezialmetalle, d. h. Metalle, die teilweise nur im
Mikrogrammbereich für einzelne Produkte, wie Smartphones, gebraucht werden.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
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2
Die Rohstoffbasis der deutschen Wirtschaft
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Die Rohstoffbasis der deutschen Wirtschaft
Die deutsche Wirtschaft muss wichtige Rohstoffe importieren.
Deutschland blickt auf eine lange Tradition als Rohstoffförderer zurück. Heute muss
der weitaus größte Teil der genutzten Metall- und Energierohstoffe importiert werden.
Während Eisenerz Anfang der 1960er Jahre noch zu gut einem Drittel aus heimischer
Förderung stammte, wird es heute vollständig aus ausländischen Abbaugebieten bezogen. Generell liegt die Importquote für Metallrohstoffe in Deutschland bei 100 Prozent, eine nennenswerte inländische Förderung besteht nicht mehr.
Traditionell groß ist der Importanteil auch bei Energierohstoffen. Während Braunkohle
praktisch vollständig aus heimischer Förderung stammt und nah an den Tagebauen
zur Stromgewinnung verfeuert wird, steigt der Importanteil der Steinkohle. Vor allem
aber Öl und Gas sorgen für eine hohe Importabhängigkeit, wobei Erdgas immerhin
teilweise im Inland gefördert wird – jedoch nur noch zu weniger als 15 Prozent mit
leicht abnehmender Tendenz. Rohöl wird zu 96 Prozent importiert, der Anteil der Importe an der Steinkohle ist von 56 Prozent im Jahr 2002 auf inzwischen über 80 Prozent angestiegen (Bardt / Chrischilles / Grömling / Matthes, 2014).
Die größten Mengen an Rohstoffen stammen aus Deutschland selbst. Dabei machen
Kies und Bausande den größten Anteil am heimischen Bergbau aus, gefolgt von gebrochenen Natursteinen. Der drittgrößte heimische Rohstoff ist Braunkohle, die vor
allem im Rheinland und in der Lausitz gefördert wird. Aber auch andere Stoffe wie
Quarzsand, Kalk, Kali, Salze, Feld- und Flussspat werden in Deutschland an die Oberfläche gebracht. Viele dieser Rohstoffe sind für den Bau, aber auch als Grundstoffe für
die Industrie von Bedeutung.
Damit hat Deutschland einen wichtigen Teil seiner Rohstoffversorgung selbst in der
Hand, wenn auch der wertmäßig größere Teil dauerhaft importiert werden muss. Der
Bedarf an diesen Ressourcen kann gesichert werden, ohne die Risiken der internationalen Rohstoffpolitik in Kauf zu nehmen. Diese Versorgungssicherheit ist zugleich sehr
wirtschaftlich. Die Bodenschätze können hierzulande günstig und ohne Subventionen
abgebaut werden und müssen nicht auf internationalen Märkten teuer bezahlt werden.
Vielfach ergibt ein internationaler Transport keinen Sinn, da die Kosten hierfür viel zu
hoch wären.
Aber der ausreichende Abbau heimischer Rohstoffe ist nicht ohne weiteres gesichert.
Auch hier gibt es mittel- und langfristige Versorgungsrisiken – und die sind hausgemacht. Hier sind insbesondere die Länder und Kommunen gefordert, um eine dauerhafte Förderung zu sichern. Besonders problematisch ist die Ausweisung von Flächen.
Auch wenn bekannt ist, wo welche wertvollen Vorkommen zu finden sind, bestehen
damit noch lange keine Abbaurechte. In Deutschland ist in den letzten Jahren und
Jahrzehnten eine immer größere Flächenkonkurrenz entstanden. Das Land ist dicht
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Die Rohstoffbasis der deutschen Wirtschaft
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besiedelt, Städte wachsen, viele Flächen werden für Industrieanlagen und Verkehrsinfrastruktur benötigt. Auch der Naturschutz steht in direkter Konkurrenz zur temporären
Nutzung von Flächen zum Rohstoffabbau.
Der Aufstieg der Schwellenländer und insbesondere Chinas hat über Jahre hinweg den
weltweiten Bedarf an Rohstoffen deutlich erhöht. Da das Angebot nur mit Verzögerung
reagieren kann, waren entsprechende Preissteigerungen nicht überraschend. Die Herausforderungen der Rohstoffmärkte liegen trotz des steigenden Bedarfs nicht in einer
geologischen Endlichkeit der Stoffe, sondern im technischen, politischen und wirtschaftlichen Zugang zu den Ressourcen (Bardt, 2009; Bardt/Kempermann/Lichtblau,
2013).
Dementsprechend liegt das Risiko für die rohstoffverarbeitende Industrie nicht nur in
der marktgetriebenen Preisentwicklung, sondern vorwiegend in der langfristigen Verfügbarkeit der Rohstoffe. Hierfür sind neben den geologischen Bedingungen auch die
Markt- und Regulierungsbedingungen von Bedeutung. Problematisch bei vielen Metallrohstoffen sind vor allem die hohe Konzentration auf der Angebotsseite und ein damit
zusammenhängendes Potenzial für Marktmacht. Solche Konzentrationstendenzen sind
sowohl auf der Ebene der Förderländer als auch auf der Ebene der Erzeugungsunternehmen zu beobachten. So ist es keine Seltenheit, dass mehr als drei Viertel der jährlich produzierten Menge maximal aus drei Ländern kommt – wie z. B. bei Magnesium
(China, Russland und Israel), Wolfram (China, Russland, Kanada), den Platingruppenmetallen (Südafrika, Russland und Kanada) oder Niob (Brasilen und Kanada) –
oder 50 Prozent und mehr von maximal drei Unternehmen stammen – wie z. B bei Niob (Moreira Salles Group), Titan (Rio Tinto Group, Exxaro Ressources Ltd und NL Industries Inc.) oder Metallen der Platingruppe (Norilsk Nickel, Anglo American Plc und
Impala Platinum Holding Ltd). Fusionen im Rohstoffsektor können den Konzentrationsgrad noch weiter erhöhen.
Darüber hinaus herrschen in vielen Ländern Maßnahmen zum Schutz der eigenen Industrie und zur Verhinderung von Rohstoffexporten vor. Diese reichen von spezifischen Ausfuhrsteuern und finanzieller Förderung heimischer Weiterverarbeiter über die
Vergabe von Exportlizenzen und die Aussprache von Exportverboten bis hin zur Einführung von Exportmonopolen und zur Verweigerung der Mehrwertsteuererstattung
beim Export von Rohstoffen. Diese Maßnahmen stellen erhebliche Verzerrungen der
internationalen Rohstoffmärkte dar, die letztendlich nur zu überhöhten Preisen führen.
Diese Entwicklungen haben in Industrie und Politik zu einer Reihe von Maßnahmen zur
Verbesserung der Versorgungssicherheit mit Rohstoffen geführt. Entscheidend ist dabei eine Anpassung der Produktion an höhere Preise, eine Diversifizierung der Nachfrage sowie eine Politik gegen den vorherrschenden Protektionismus auf den internationalen Rohstoffmärkten, der letztlich preistreibend und wohlstandsmindernd wirkt. Eine
steigende Rohstoffeffizienz, der Ersatz besonders kritischer Rohstoffe und das Schließen von Stoffströmen können mittel- und langfristig ebenfalls einen Beitrag zur Sicherung der Versorgung leisten.
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Rohstoffe – Bedeutung und Risiken
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Rohstoffe – Bedeutung und Risiken
Warum sind Rohstoffe von strategischer Bedeutung?
Rohstoffe haben für die Produktion eine herausragende Bedeutung. Zahlreiche neue
technologische Entwicklungen und Tätigkeiten sind ohne die dauerhafte Verfügbarkeit
von bestimmten Rohstoffen nicht realisierbar. Aber auch die wirtschaftliche Prosperität
von Industriezweigen, die Rohstoffe direkt verarbeiten, hängt fundamental von der
Rohstoffsituation ab. Ein geringeres Interesse an der Rohstoffsituation haben diejenigen industriellen Bereiche, die Vorprodukte, d. h. Produkte, in denen Rohstoffe bereits
verwertet sind, zur Weiterverarbeitung einsetzen. Zwar haben in diesem Bereich Rohstoffe ebenfalls eine große Bedeutung, jedoch sind sie durch die Verwendung bereits
verarbeiteter Rohstoffe nur sekundär von kritischen Situationen betroffen.
Betrachtet man typische Wertschöpfungsketten einer industrialisierten Volkswirtschaft,
steht die Rohstoffgewinnung und -verwendung ganz am Anfang. Sie stellt die Basis für
alle nachgelagerten wirtschaftlichen Aktivitäten dar. Dies gilt sowohl für Industriebereiche, als auch mehr oder weniger für industrienahe Dienstleistungsbranchen. Basiert
deren Tätigkeit zu einem bedeutenden Anteil auf industrieller Produktion, ergibt sich
eine zumindest mittelbare Abhängigkeit von Rohstoffen. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen ist damit für die industrielle Produktion und die davon abhängigen Dienstleistungen von grundlegender Bedeutung.
Vergegenwärtigt man sich die weltweite Verteilung der Rohstoffe, wird die unterschiedliche Bedeutung von Rohstoffen für die einzelnen Länder sichtbar. Somit trifft die Aussage, Rohstoffe seien existenziell für die industrielle Produktion, hinsichtlich ihrer Relevanz nicht für alle Länder zu. Denn während die Stärken einiger Länder auf der Weiterverarbeitung von bereits geförderten Rohstoffen liegen und ihr wirtschaftlicher Erfolg
somit unmittelbar vom Einsatz der Rohstoffe in der Produktion abhängt, haben sich
andere Regionen, in denen die entsprechenden natürlichen und geologischen Bedingungen besonders günstig sind, auf den Abbau von Rohstoffvorkommen spezialisiert,
sofern dieser technisch und ökonomisch möglich ist. Bei einem freien und verlässlichen
Handel zwischen diesen Ländern können daraus resultierende Spezialisierungsvorteile
umgesetzt und Handelsgewinne realisiert werden.
Bei allen Vorteilen, die sich aus dieser internationalen Arbeitsteilung für die Volkswirtschaften ergeben, birgt sie jedoch für die rohstoffverarbeitenden Regionen spezielle
Risiken. So sind zwar auch in den Lieferländern Rohstoffe von wirtschaftlichem Interesse, jedoch können diese Volkswirtschaften durch den Abbau die Rohstoffsituation
mittelbar selber beeinflussen. Verarbeitende Volkswirtschaften sind stärker den wirtschaftspolitischen Interessen der Lieferländer ausgesetzt. Dementsprechend ergeben
sich für diese Länder sowohl aus den natürlichen Bedingungen als auch aus der spezifischen Arbeitsteilung mehr oder weniger schwerwiegende Nachteile.
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Rohstoffe – Bedeutung und Risiken
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Zu den Risiken aus der Perspektive der rohstoffverarbeitenden Länder zählen in erster
Linie erhebliche Preissprünge oder Verfügbarkeitsengpässe bzw. -ausfälle, die gravierende Folgen für diese Volkswirtschaften haben können. Ein weiteres Risiko besteht in
der Veränderung der Lieferbedingungen. Die Motivation für Exportbeschränkungen
verschiedener Art kann dabei z. B. in der Förderung der Weiterverarbeitung von Rohstoffen in den Ursprungsländern oder in der Einnahmengenerierung durch Exportabgaben bestehen. Im Ergebnis erhalten die Bezugsländer den spezifischen Rohstoff in
einer anderen Qualität oder Form, in geringerer Menge oder zu höheren Preisen. Die
Berücksichtigung derartiger Risikoquellen sowie daran anknüpfende Vermeidungsstrategien sind für die Bezugsstrategien betroffener Industrien und die Rohstoffpolitik der
rohstoffimportierenden Volkswirtschaften von zentraler Bedeutung.
3.1
Starkes globales Wirtschaftswachstum treibt die Rohstoffnachfrage
Hohes und steigendes Wirtschaftswachstum geht in der Regel mit höherem Rohstoffeinsatz einher. Grundsätzlich wird angenommen, dass der Rohstoffverbrauch eines
Landes solange sogar überdurchschnittlich steigt, bis ein gewisses Wohlstandsniveau
erreicht ist. Gerade das hohe Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern, vor allem
in China und Indien, hat die Entwicklung auf den Rohstoffmärkten in den letzten Jahren
maßgeblich beeinflusst. Problematisch für die Rohstoffversorgung in den rohstoffimportierenden Ländern ist dabei die Tatsache, dass für jene Länder, in denen ökonomisch
bedeutsame Rohstoffvorkommen lagern, in Zukunft weiterhin ein bedeutendes Wirtschaftswachstum prognostiziert wird. Diese Länder werden infolgedessen zunehmend
wesentliche Anteile der Rohstoffvorkommen selbst verwenden. Die globale Nachfrage
wird dadurch weiter angeheizt, was sich wiederum in höheren Preisen und einer verstärkten Konkurrenz um die Rohstofflieferungen zeigt.
3.2
Rohstoffe unterliegen hohen Preisschwankungen
Rohstoffpreise werden stark von der (internationalen) konjunkturellen Lage bestimmt.
Gerade zu Zeiten stark schwankender wirtschaftlicher Konjunktur weisen die Rohstoffpreise eine hohe Volatilität auf. Treffen Unternehmen keine entsprechenden Vorsorgemaßnahmen, können derartige Preisschwankungen zu erheblichen Problemen und
kritischen Liquiditätsabflüssen führen, auch wenn sie keinen direkten Einfluss auf die
Rohstoffversorgung an sich haben. Dies wird vor allem für die rohstoffverarbeitenden
Unternehmen zum Problem, wenn sie Preiserhöhungen wegen vertraglicher oder wettbewerblicher Rahmenbedingungen nicht kurzfristig auf die Kunden überwälzen können.
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vbw – Februar 2015
3.3
Rohstoffe – Bedeutung und Risiken
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Rohstoffe sind nur begrenzt verfügbar
Die begrenzte Verfügbarkeit von Rohstoffen birgt großes Risikopotenzial für eine Rohstoffkrise. Diese kann einerseits dadurch bedingt sein, dass Rohstoffvorkommen nicht
erneuerbar sind und im Laufe der Zeit aufgebraucht werden. Andererseits kann die
Verfügbarkeit auch durch den Mangel an Fläche entstehen, die für den Anbau von
nachwachsenden Rohstoffen benötigt wird.
Dabei ist die Kritikalität der Verfügbarkeit stark von den einzelnen Rohstoffen abhängig. Während die statische Reichweite – also das Verhältnis der heute ökonomisch und
technisch gewinnbaren Reserven zur aktuellen Förderung – einiger Rohstoffe auf
Jahrhunderte geschätzt wird, gelten andere Rohstoffe dagegen bereits in absehbarer
Zeit als begrenzt und kritisch.
Neue geologische Erkenntnisse und technische Gewinnungsmethoden können die
Verfügbarkeit von einzelnen Rohstoffen entscheidend verlängern und somit das Risiko
eines Rohstoffengpasses einschränken. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen kann ebenfalls durch ein höheres Preisniveau verlängert werden, wenn dadurch die Nachfrage
spürbar sinkt. Ist ein Rohstoff jedoch nur beschränkt verfügbar, nicht erneuerbar und
droht die endgültige Erschöpfung der Ressourcen, kann dies erhebliche wirtschaftliche
Verluste nach sich ziehen.
3.4
Kosten von Abbau und Förderung steigen
Ein Problem, das unmittelbar mit der Verfügbarkeit von Rohstoffen zusammenhängt,
sind steigende Kosten bei der Erkundung und Erschließung neuer Rohstoffquellen und
-vorräte. Die meisten leicht zu erreichenden Lagerstätten sind bereits erschlossen. Um
auch die Ressourcen zu schöpfen, die an weniger zugänglichen Orten lagern oder deren Abbau spezielle Maßnahmen erfordert, müssen neue technische Verfahren entwickelt und angewendet werden. Dies erhöht die Abbaukosten und schlägt sich meist
direkt in höheren Rohstoffpreisen nieder, was wiederum direkte Auswirkungen auf die
rohstoffverarbeitenden Industrieunternehmen hat. Deutlich wird dieser Befund beispielsweise bei der Erschließung neuer Abbaugebiete für Seltene Erden und andere
wichtige Rohstoffe. So gibt es in Grönland eine große Menge noch unerschlossener
Rohstoffquellen, deren Abbau sich aufgrund hoher Anforderungen beim Umweltschutz
sowie aufwendiger Transportwege bisher nicht lohnt.
In diesen Zusammenhang ist auch das Phänomen des sogenannten Beifangs einzuordnen. Die meisten Rohstoffvorkommen bestehen nicht aus einem isolierten einzelnen Rohstoff, sondern es liegt eine Vergesellschaftung mit anderen Rohstoffen vor.
Von einem positiven Beifang spricht man, wenn erwünschte Nebenprodukte beim Abbau des Hauptprodukts anfallen. Ein Beispiel dafür ist die Gewinnung von Platin im
Nickelbergbau. Für einige Rohstoffe lohnt sich der Abbau vor allem als positiver Beifang. Dies wird zum Problem, wenn der Abbau des Hauptprodukts sich nicht mehr
lohnt und deshalb auch die Förderung der Nebenprodukte eingestellt wird. Umgekehrt
besteht auch das Phänomen des negativen Beifangs, wenn beim Abbau des Haupt-
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Rohstoffe – Bedeutung und Risiken
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
produkts unerwünschte Nebenprodukte anfallen, z. B. Schwermetalle wie in der Phosphat-Förderung. Die Abscheidung der unerwünschten Nebenprodukte erhöht die Abbaukosten bei diesen Rohstoffen.
3.5
Recycling bleibt problematisch
Eine Möglichkeit, das Risiko von Rohstoffknappheiten zu verringern und Versorgungsengpässe einzudämmen, besteht im effektiven Recycling alter bzw. nicht mehr verwendbarer Produkte, die eine geringe bis große Menge an Rohstoffen enthalten. Die
Idee, kostbare Rohstoffe durch die Wiederverwendung von Elektroschrott zu gewinnen,
wird als Urban Mining bezeichnet. Nach Angaben des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) können in modernen Recyclinganlagen gut 90 Prozent
der in Elektroschrott enthaltenen Rohstoffe zurückgewonnen werden. Recycling eignet
sich als Strategie, um der Rohstoffverknappung entgegenzuwirken, da eine Tonne
hochwertiger Elektroplatinen, wie sie in Computern, Handys oder LCD-Bildschirmen zu
finden sind, unter anderem 200 Gramm Gold, 300 Gramm Silber und 150 Kilogramm
Kupfer enthält.
Umso erstaunlicher ist es deshalb, dass nach Angaben des Bundesverbandes der
Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V. (BDE) die deutsche
Industrie nur zu 14 Prozent mit recycelten Rohstoffen versorgt wird. Tatsächlich mangelt es noch an dem systematischen Rohstoffrecycling. Dabei fehlen einerseits etablierte Strukturen und Versorgungswege, auf die sich die rohstoffbeziehenden Unternehmen verlassen können. Andererseits kann derzeit durch das Recycling keine gesicherte Menge oder Qualität gewährleistet werden, da diese stark von dem jeweils vorhandenen Elektroschrott abhängig ist.
3.6
Rohstoffvorkommen befinden sich häufig konzentriert in Risikoländern
Aufgrund der Abhängigkeit vieler Rohstoffe von bestimmten geologischen Strukturen
lassen sich die meisten Vorkommen nur an wenigen Stellen in konzentrierter Form
finden. Treten Rohstoffe weltweit auf, sind die Vorkommen häufig so dünn verteilt, dass
sich der Abbau nur an wenigen Stellen lohnt. Dementsprechend werden die meisten
Rohstoffe nur an wenigen Stellen gefördert, was wiederum zu einer hohen Konzentration weniger Lieferländer führt. Dies stellt insbesondere dann ein Problem dar, wenn
die jeweiligen Lieferländer als sogenannte Risikoländer zu bewerten sind. Eine Region
wird als Risikoland bezeichnet, wenn die wirtschaftliche oder politische Situation instabil ist und das Risiko von Unruhen oder Investitionsengpässen oder deren tatsächliches Auftreten zu Förderrückgängen oder Lieferausfällen führt.
Ebenfalls besteht die Gefahr, dass die Länder den Rohstoff zu strategischen Zwecken
einsetzen und ihre länderspezifischen Interessen beispielsweise durch Handelsbarrieren oder Preisveränderungen durchzusetzen versuchen. Relevant ist dies häufig für
Rohstoffe aus afrikanischen Ländern. In diesen Ländern fehlt es an Rechtssicherheit,
Infrastruktur und Investitionen, um eine sichere und dauerhafte Versorgung zu gewähr-
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
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Rohstoffe – Bedeutung und Risiken
9
leisten. Hier besteht häufig die Gefahr, dass Steuern oder Exportabgaben diskretionär
erhöht, bestehende Verträge nicht eingehalten und Investitionen nicht gesichert werden. Liegen Rohstoffe in konzentrierter Form in derartigen Risikoländern vor, muss von
einem erhöhten Versorgungsrisiko für diese Rohstoffe ausgegangen werden.
In der Abbildung 1 sind die Risikobewertungen der Länder und deren wichtigste Rohstoffvorkommen dargestellt.
Abbildung 1
Länderrisiko und Rohstoffvorkommen 2014
Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015)
3.7
Rohstoffe werden als Instrumente strategischer Industriepolitik genutzt
Die Konzentration von Rohstoffvorkommen in Risikoländern geht einher mit der Befürchtung, Rohstoffe könnten als Instrument strategischer Industriepolitik eingesetzt
werden. Gerade dann, wenn ein Rohstoff von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist und
in einem bestimmten Land konzentriert vorkommt, könnte dieses Land den Rohstoff als
Instrument für die Durchsetzung eigener Interessen strategisch einsetzen. Wie bereits
im vorherigen Abschnitt angedeutet, sind die Maßnahmen hierfür vielfältig und von
unterschiedlicher handelspolitischer Schärfe. Sie reichen von Ausfuhrsteuern, Exportlizenzen und Exportverboten über eine Verweigerung der Mehrwertsteuererstattung
beim Export und Exportmonopole bis hin zur gezielten Förderung der inländischen
Weiterverarbeitung.
10
Rohstoffe – Bedeutung und Risiken
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
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Gerade das Verhalten von China hat in den letzten Jahren gezeigt, dass das beschriebene Risiko von realer Bedeutung ist. So hat China versucht, notwendige Rohstoffe
durch Exklusivverträge zu sichern und gleichzeitig die heimischen Vorkommen gezielt
zur künstlichen Bevorteilung einer inländischen Produktion zu verwenden.
Bezugsländer laufen dadurch Gefahr, nur auf unzureichende Mengen des jeweiligen
Rohstoffs zugreifen zu können oder gar Lieferleerläufe überbrücken zu müssen. Das
Risiko eines Lieferausfalls erhöht sich, wenn Bezugsländer nicht gewillt sind, sich auf
die unlauteren Bedingungen einzulassen und handelspolitische Gegenmaßnahmen
ergreifen.
3.8
Konzentration der Förderunternehmen kann Wettbewerb beschränken
Konzentrierte Rohstoffvorkommen in einzelnen Ländern können – wie im vorherigen
Abschnitt beschrieben – zu einer nicht zu vernachlässigenden Wettbewerbsbeschränkung führen. Dieses Risiko besteht ebenfalls, wenn die Förderung eines Rohstoffs auf
eine geringe Anzahl von Unternehmen konzentriert ist. Aus der allgemeinen Volkswirtschaftslehre ist bekannt, dass hohe Marktmacht in den meisten Fällen Wettbewerbsverzerrungen mit sich bringt, zu schlechteren Preis- und Lieferkonditionen führt, eine
sichere und marktgerechte Versorgung gefährdet und Marktungleichgewichte verursacht.
Eine zunehmende Konzentration der Förderunternehmen kann zu großen wirtschaftlichen Ineffizienzen bei rohstoffverarbeitenden Unternehmen bzw. rohstoffarmen Industrieländern führen. Daher ist die weiter voranschreitende Konzentration der Förderunternehmen als kritisch zu beurteilen und als Risikofaktor für die rohstoffverarbeitende
Industrie anzusehen.
3.9
Rohstoffe sind eine Basis der Entwicklung von Zukunftstechnologien
Die Entwicklung vieler Zukunftstechnologien hängt vom Einsatz einer Vielzahl von
Rohstoffen ab. So wird beispielsweise für die Herstellung von Brennstoffzellen für
elektrische Antriebe mit Wasserstoff der Rohstoff Platin benötigt. Ist dieser Rohstoff
nicht verfügbar, ist dies gleichzeitig ein Hemmnis für diese Zukunftstechnologie. Ebenso kommen Hybridmotoren nicht ohne Lithium und verschiedene Seltenerdmetalle aus.
Diese Beispiele zeigen, dass Rohstoffe gerade für Erfolg versprechende Zukunftstechnologien von erheblicher Bedeutung sind. Ist die Rohstoffversorgung mit den benötigten Stoffen in Gefahr, ist gleichzeitig die Wettbewerbsstärke des Standorts Deutschland gefährdet.
Die zunehmende Technisierung hat jedoch nicht nur eine stetige Rohstoffabhängigkeit
zur Folge, sondern zieht gleichzeitig auch eine zunehmende Materialdiversität nach
sich. Dabei werden unterschiedliche und teilweise höchst spezialisierte Materialien für
die Ausdifferenzierung der technischen Anwendungen benötigt.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
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Rohstoffe – Bedeutung und Risiken
11
Die Materialvielfalt zeigt sich insbesondere in der Halbleiterindustrie (siehe Abbildung
2). Während in den 1980er Jahren noch zwölf Elemente (grün markiert) ausreichten,
um die damals aktuelle Generation von Rechnerprozessoren zu entwickeln, stieg der
Bedarf bis zum Jahr 1990 um vier weitere Elemente auf 16 Elemente an (neue Elemente blau markiert). Mit fortschreitender Miniaturisierung kommen in der heutigen
Generation von Platinen und Rechnerprozessoren bis zu 60 verschiedene Elemente
(neue Elemente rot markiert), vornehmlich Metalle, zum Einsatz.
Abbildung 2
Materialvielfalt in der Halbleiterindustrie
Quelle: WZU Augsburg (2012)
3.10 Rohstoffe sind nur zum Teil substituierbar
Ein Mangel oder die geringe Verfügbarkeit eines Rohstoffs sind zu vernachlässigen,
wenn sich dieser Rohstoff in einer adäquaten Weise durch einen anderen ersetzen
lässt. Genau diese Substituierbarkeit ist jedoch oftmals nicht gegeben. Produkte, die
nicht ersetzbare Rohstoffe enthalten, sind somit in ihrer Herstellung gefährdet. Selbst
wenn Rohstoffe durch andere ersetzt werden können, können Probleme auftreten, beispielsweise wenn Substitute ebenfalls als kritische Rohstoffe gelten und ihre Verfügbarkeit eingeschränkt ist. In einem solchen Fall spricht man von einer theoretischen
Substitution.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
4
Initiativen der Rohstoffpolitik
13
Initiativen der Rohstoffpolitik
Überblick über deutsche, europäische und US-amerikanische Rohstoffinitiativen
Die Rohstoffpolitik der Bundesregierung setzt auf eine Reihe von verschiedenen Handlungsansätzen und Maßnahmen zur Sicherung der Rohstoffversorgung in Deutschland.
Dazu wurden in den letzten Jahren verschiedene neue Institutionen und Initiativen geschaffen, die deutsche Rohstoffpolitik teilweise mit entwicklungspolitischen Zielen verknüpfen. Daneben unterhält die Europäische Union (EU) mit der Raw Materials Initiative ein eigenes Programm zur gezielten Informations- und Kooperationsförderung auf
den internationalen Rohstoffmärkten, welches die nationalen Bestrebungen unterstützen und einen effizienten Handlungsrahmen schaffen soll.
4.1
Rohstoffstrategie der Bundesregierung
Das primäre Ziel der Rohstoffstrategie der Bundesregierung ist es, wirtschaftlich attraktive und sichere Rahmenbedingungen eines effizienten nationalen und internationalen
Rohstoffmarktes zu schaffen und die Basis für eine nachhaltige Nutzung zu gewährleisten. Die Bundesregierung betont in ihrer Strategie die Eigenverantwortung der Unternehmen für ihre Rohstoffversorgung.
Zentrales Element der Rohstoffstrategie ist die Diversifikation und Risikominimierung
nationaler und internationaler Bezugsquellen. Auf nationaler Ebene soll insbesondere
die Sicherung der Rohstoffversorgung bei möglichen Konflikten in der Raumplanung
auf Ebene der Länder und Kommunen angemessen berücksichtigt werden. Mit Instrumenten der Außenwirtschaftspolitik will die Regierung zudem das Engagement deutscher Unternehmen im Bergbau fördern. Um dies zu gewährleisten, stellt sie – neben
vermittelnder Expertise – verschiedene Finanzinstrumente zur Verfügung. Dazu gehören ungebundene Finanzkredite, die Absicherung von Direktinvestitionen gegen politische Risiken sowie Exportkreditgarantien, auch Hermesdeckungen genannt. Als ein
neues Instrument ist das zum 01. Januar 2013 aufgelegte Explorationsförderprogramm
zu nennen, welches die Förderung bestimmter risikobehafteter Rohstoffe unterstützt,
indem – an den Erfolg des Projekts gekoppelt – bedingt rückzahlbare Darlehen vergeben werden.
Auf internationaler Ebene soll durch Einflussnahmen in internationalen Organisationen
die Freiheit der Rohstoffmärkte gesichert werden, um für die deutschen Unternehmen
weiterhin einen effizienten Handlungsrahmen zu gewährleisten. Der Einsatz gegen
Handelsbeschränkungen auf Rohstoffmärkten findet hauptsächlich im Rahmen der EUHandelspolitik und in internationalen Foren, wie der WTO, der OECD, der G20 und der
G7, statt.
14
Initiativen der Rohstoffpolitik
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Neben den unterstützenden Maßnahmen im Bereich der Förderung und des Handels
mit Rohstoffen bildet die Verbesserung von Materialeffizienz, Recycling und Substitution einen weiteren Schwerpunkt der deutschen Rohstoffpolitik. Die Bundesregierung
hat dazu unter anderem das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess) aufgelegt. Im Bereich Recycling werden Maßnahmen zur Verbesserung der Struktur der
Kreislaufwirtschaft geprüft. Beispielsweise wird die effiziente Wiederverwendung von
Material nicht mehr genutzter Wohngebäude untersucht.
Dabei ist die Förderung von Forschung und Entwicklung (FuE) ein wesentlicher Bestandteil einerseits in der staatlichen Grundlagenforschung in Universitäten und Forschungseinrichtungen und andererseits durch Innovationsförderung auf Unternehmensebene. Die Bundesregierung greift dabei auf ein breites Spektrum einzelner Initiativen und Instrumente zurück. So unterstützt sie zusammen mit geo- und rohstoffwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen verstärkt Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen.
Um für größtmögliche Transparenz von Wissen und Informationen über wissenschaftliche Forschung und Entwicklung bezüglich eines effizienten Rohstoffeinsatzes zu sorgen und dieses Wissen allen wirtschaftlichen Akteuren zugänglich zu machen, unterstützt der Bund Plattformen wie das Netzwerk Ressourceneffizienz oder das VDI Zentrum Ressourceneffizienz. Zu diesem Zweck werden auch zusammen mit Verbänden
Projekte gefördert, die das Thema Ressourceneffizienz in die allgemeine Wahrnehmung rücken sollen. Beispielsweise werden im Rahmen des Programms BMWiInnovationsgutscheine go-Inno Materialeffizienzberatungen in kleine und mittlere Unternehmen (KMU) unterstützt, um Einsparpotenziale offenzulegen. Dabei spielt auch
die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) eine wichtige Rolle, indem sie Förderprogramme und internationale Rohstoffkooperationen begleitet.
4.1.1
Deutsche Rohstoffagentur
Die Deutsche Rohstoffagentur ist Bestandteil der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und wurde im Oktober 2010 gegründet. Primäre Aufgabe der
Agentur ist die Beratung der deutschen Wirtschaft bezüglich Fragen zu mineralischen
und Energierohstoffen. Dazu gehören sowohl die spezifische Beratung einzelner Unternehmen als auch die Einrichtung eines allgemeinen Rohstoffinformationssystems.
Hierzu soll die Agentur die Rohstoffmärkte kontinuierlich analysieren, sodass Versorgungsrisiken, Rohstoffverfügbarkeit sowie neue Rohstoffpotenziale und Möglichkeiten
der Effizienzsteigerung frühzeitig erkannt werden. Um die nötige Expertise zu gewährleisten, nutzt die DERA die aktive Arbeit der BGR in nationalen und internationalen
Netzwerken der geologischen Dienste und die Kooperation mit Rohstoffverbänden und
Forschungseinrichtungen, insbesondere mit Entwicklungsländern und verfügt somit
über fundierte rohstoffwirtschaftliche Regionalkenntnisse (Deutsche Rohstoffagentur,
2014).
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Initiativen der Rohstoffpolitik
15
Weiterhin soll die DERA die Bundesregierung bei rohstoffwirtschaftlichen Themen wie
der Durchführung von Förderprogrammen beraten sowie die zuständigen Ministerien
beim Aufbau rohstoffwirtschaftlicher Kooperationen mit anderen Staaten unterstützen.
4.1.2
Rohstoffpartnerschaften
Teil der Rohstoffstrategie der Bundesregierung ist der Aufbau von Rohstoffpartnerschaften mit ausgewählten Produzentenländern. Diese Partnerschaften sollen für die
deutschen Unternehmen ein attraktives und sicheres Umfeld der Erschließung von
Rohstoffquellen gewährleisten und dieses Vorgehen mit entwicklungspolitischen Zielsetzungen verbinden. Völkerrechtliche, bilaterale Verträge bilden einen Rahmen, in
dem deutsche Unternehmen und Unternehmen des Partnerlandes eigenverantwortlich
Verträge abschließen. Einen exklusiven Zugang zu Rohstoffen oder fest vereinbarte
Liefermengen gibt es nicht. Somit stehen die Partnerschaften nicht im Widerspruch zu
vorhandenen, multilateralen Freihandelsverträgen. Bisher bestehen Rohstoffpartnerschaften mit der Mongolei, Kasachstan und seit dem Jahr 2014 mit Peru sowie ein
Rohstoffabkommen mit Chile.
Zu den Vereinbarungen gehören weiterhin Maßnahmen, die zu einer langfristigen und
nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung der Partnerländer beitragen sollen. Neben
dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) sind deshalb das Auswärtige Amt, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(BMZ) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) an deren Ausarbeitung beteiligt. Diese Maßnahmen beinhalten den Transfer von Technologie, die Umsetzung von Umwelt- und Sozialstandards, Transparenz
und Verringerung von Korruption in Politik und Verwaltung sowie eine verlässliche Gesetzgebung im Rohstoffsektor.
Um den Anspruch einer gezielten entwicklungspolitischen Zusammenarbeit weiter auszubauen, ist im Jahr 2012 die Globale entwicklungspolitische Rohstoffinitiative (GeRI)
in Zusammenarbeit von BMWi, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der BGR geschaffen worden. In bilateraler Zusammenarbeit setzt
sich das Programm für Nachhaltigkeit in der Rohstoffwirtschaft sowie für transparente
und leistungsfähige öffentliche Finanzsysteme und Partnerschafften in der Privatwirtschaft ein. Das Programm zielt zudem auf die Koordination, Beratung sowie technische
als auch finanzielle Unterstützung von unternehmerischen Rohstoffprojekten.
16
4.1.3
Initiativen der Rohstoffpolitik
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Deutsches Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess)
Im Februar 2012 hat die Bundesregierung als Teil ihrer übergeordneten Rohstoffstrategie das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm verabschiedet. Ressortübergreifend
fasst das Programm sowohl bestehende als auch geplante Maßnahmen der Bundesregierung in den Bereichen Materialeffizienz und Recycling zusammen. Damit verfolgt
die Bundesregierung das Ziel, den Verbrauch an nichtenergetischen Rohstoffen in
Deutschland zu reduzieren. Als konkrete Vorgabe wird die Verdopplung der Rohstoffproduktivität bis zum Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 1994 genannt.
Zur Umsetzung dieses Ziels besteht ein Förderprogramm zur Ressourceneffizienz in
Unternehmen, das gezielte Anreize zur Produktion mit geringem Ressourcenaufwand
setzt. Dazu existiert eine Vielzahl von Programmen verschiedener Ministerien, deren
Fokus auf der Förderung von Forschung und Entwicklung in den Bereichen Effizienz,
Recycling und Substitution liegt. Hierzu zählen Initiativen wie das BMUBUmweltinnovationsprogramm oder das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand
(ZIM) des BMWi.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Aspekt der Informations- und Wissensverbreitung. Für die Unternehmen soll der Wissensaustausch im Bereich Forschung und Entwicklung erleichtert und eine konkrete Beratung einzelner Betriebe gefördert werden.
Für die Konsumenten soll das Bewusstsein für Ressourceneffizienz und für Rohstoffrecycling gestärkt werden. Dazu gehören Programme für Schul- und Erwachsenenbildung sowie die effektivere Verwendung von Zertifizierungssystemen. Die Informationsbasis soll für Unternehmer und Verbraucher verbessert und die Ressourcentransparenz erhöht werden.
Im Bereich Recycling sieht das Ressourceneffizienzprogramm zusätzlich zur Forschungsförderung eine Reihe von strukturellen Maßnahmen für eine bessere Sekundärrohstoffproduktion vor. Unternehmen mit einer größeren Verantwortung für die Abfallentsorgung zu belasten, soll Anreize zur Abfallvermeidung, für ein wiederverwertungsfreundliches Produktdesign und für eine Verlängerung der Produktlebenszeit setzen.
Das Programm beinhaltet weitere noch nicht konkretisierte Einzelmaßnahmen. Dazu
gehören die Berücksichtigung der Ressourceneffizienz bei der Vergabe öffentlicher
Aufträge, eine nachhaltige Subventionspolitik in Bezug auf Ressourcenverbrauch sowie der verstärkte Einsatz, um Effizienzprogramme auf internationaler Ebene, wie in
der EU oder den Vereinten Nationen, zu etablieren.
4.2
Rohstoffstrategie der Europäischen Union
Die EU besitzt mit der Raw Materials Initiative (RMI) ein Programm zur Sicherung einer
nachhaltigen und effizienten Rohstoffpolitik. Dennoch wird betont, dass die primäre
Verantwortung für die Rohstoffwirtschaft bei den einzelnen Mitgliedsstaaten liegt.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Initiativen der Rohstoffpolitik
17
Die RMI baut auf drei Säulen: Sie soll die Sicherung des Zugangs zu den Weltmärkten
für Rohstoffe gewährleisten, die Förderung von primärer Ressourcengewinnung innerhalb der EU unterstützen sowie die Verbesserung von Ressourceneffizienz und Recycling vorantreiben.
Zentral für den Zugang zu Rohstoffen sind für die EU Handelsabkommen auf multilateraler und bilateraler Ebene. Ausfuhrbeschränkungen auf Rohstoffmärkten sollen in
Handelsabkommen stärker berücksichtigt werden mit dem Ziel, Handelsbeschränkungen möglichst vollständig abzubauen. Auch bei TTIP, wo die Verhandlungen zu diesem
Thema noch am Anfang stehen, hat sich die EU das Ziel gesetzt, gemeinsam mit den
USA die Rohstoffmärkte offener, transparenter, diskriminierungsfreier, regelbasierter
und wettbewerbsfreundlicher zu machen.
Zur Kontrolle der Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen drängt die EU auf transparentere Rohstoffmärkte und internationale Richtlinien zur Erfassung von Handelsund Finanzdaten. Beim Verstoß gegen getroffene Vereinbarungen soll beim Scheitern
eines Dialogs auch auf Streitbeilegungsverfahren zurückgegriffen werden. Um dies zu
gewährleisten, hat die EU-Kommission analog zum US-amerikanischen Dodd-Frank
Act das Country-to-Country-Reporting verabschiedet. Dieses verpflichtet Unternehmen
der mineralgewinnenden Industrie, Daten zu melden und so Korruption einzudämmen,
eine sachgerechte Besteuerung zu ermöglichen und für eine transparente Berichterstattung zu sorgen, sodass Rohstofferträge auch jeweils dem zugehörigen Land zugutekommen.
Neben einem sicheren Zugang zu Rohstoffen soll durch die RMI weiterhin Entwicklungshilfe für rohstoffreiche Entwicklungsländer erfolgen. Gute Regierungsführung,
Kampf gegen Korruption und die Entwicklung nachhaltiger Wirtschaftsstrukturen sollen
dafür sorgen, dass die Partnerländer selbst dauerhaft vom Rohstoffreichtum profitieren
und zugleich zu verlässlichen Lieferanten für die Industriestaaten der EU werden.
Die EU hält die einzelnen Mitgliedsstaaten an, geeignete Rahmenbedingungen für die
Rohstoffförderung zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören ein ausreichender rechtlicher Rahmen, nachvollziehbare und möglichst straffe Genehmigungsverfahren sowie
die ausreichende Berücksichtigung der Rohstoffgewinnung bei Zielkonflikten in der
Raumplanung.
Bei der Förderung von Ressourceneffizienz und Recycling legt die EU einen Schwerpunkt auf die finanzielle Forschungsförderung. In diesem Sinne setzt sie, beispielsweise durch das 8. EU-Forschungsförderungsprogramm unterstützt, auf die Entwicklung
von Verfahren der Abfallsammlung, einen besseren Informationsfluss über Materialflüsse und Abfälle sowie auf die Unterstützung von Forschung und Innovation als auch
auf die Stärkung von Anreizen zur Materialwiederverwertung.
Bezüglich des Recyclings von Rohstoffen will die EU vor allem den legalen und illegalen Export von wiederverwertbaren Abfällen aus der EU reduzieren. Außerdem sollen
die Ursachen der extremen Unterschiede von Recyclingquoten in den Mitgliedstaaten
18
Initiativen der Rohstoffpolitik
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
untersucht und aufgehoben werden und geltende Abfallvorschriften konsequenter angewendet und durchgesetzt werden.
Die Rohstoffstrategien der EU und der Bundesregierung sind weitgehend ähnlich,
kompatibel und folgen einer nachvollziehbaren Arbeitsteilung. Unterschiede ergeben
sich hauptsächlich aufgrund unterschiedlicher Zuständigkeiten. So legt die EU beispielsweise einen größeren Fokus auf die Abschaffung von Handelsbarrieren, da die
Bundesrepublik einen großen Teil der Kompetenzen in der Handelspolitik an die EU
abgetreten hat. Dafür enthält die Strategie der EU keine konkreten Maßnahmen zur
inländischen Rohstoffförderung, da die Gesetzgebung in diesem Bereich Aufgabe der
Mitgliedstaaten ist. Die Strategie der Bundesregierung ist insgesamt deutlich konkreter
an der Unterstützung der Unternehmen orientiert, während die EU stärker auf politische Rahmenbedingungen fixiert ist. Dies lässt sich beispielsweise beim Schwerpunkt
Informationen erkennen. Während die EU auf die Entstehung einer europaweiten Rohstoffdatenbank zielt, ist für die Bundesregierung die spezielle Beratung der einzelnen
Unternehmen zentral.
4.3
Rohstoffpolitik der US-Regierung
Aufgrund ihrer historischen Entwicklung basiert die Rohstoffpolitik der US-Regierung
auf Konzepten. Traditionell werden unter militärischen Gesichtspunkten Rohstoffe eher
nach ihrer strategischen Bedeutung beurteilt (vgl. Mildner/Behrendt, 2013; U.S. Department of Defense, 2011; National Defense University, 2010). Zentrales Kriterium ist
dabei der Rohstoffbedarf für die Wiederaufrüstung der Armee nach einem militärischen
Konfliktszenario sowie die Lagerhaltung dieser als strategisch erachteten Rohstoffe
durch das Defense National Stockpile Center.
Daneben verfolgt das Department of Energy eine eigene Rohstoffstrategie, die sich an
einem technologiebezogenen Konzept kritischer Rohstoffe orientiert (vgl. U.S. Department of Energy, 2011). Ähnlich der deutschen Strategie setzt die Critical Materials
Strategy auf eine Verminderung von Versorgungsrisiken, auf die Entwicklung von Substitutionsmöglichkeiten von Materialien oder durch technologische Modifikationen. Zudem zielt sie auf die Schärfung des Bewusstseins für einen effizienten und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, z. B. durch Recycling.
Um der Kritik innerhalb der USA zu begegnen, dass es durch Verteilung der Zuständigkeiten auf verschiedene Ministerien an einer kohärenten Strategie und einer echten
Verantwortungsübernahme mangele, besteht seit März 2010 eine ressortübergreifende
Arbeitsgruppe, die durch das White House Office of Sciene and Technological Policy
koordiniert wird.
Zwischen den USA und der EU besteht eine Kooperation beim Thema Rohstoffsicherung (Transatlantic Economic Council, 2012), die sich auf den Bereich Information und
Daten konzentriert. Themen der Kooperation sind das Sammeln, die einheitliche Erfassung und der Austausch von Datenmaterial, Methoden zur Schließung von Datenlücken und zur Ermittlung kritischer Rohstoffe sowie eine bessere Erfassung des
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Initiativen der Rohstoffpolitik
19
Stoffflusses im Lebenszyklus der Rohstoffe. Zudem soll auf Basis europäischer und
amerikanischer Daten bei der OECD eine Datenbank über Exportrestriktionen für Rohstoffe ins Leben gerufen werden. In Zusammenarbeit mit weiteren Partnern wie Japan
und Mexiko gehen die USA und die EU gegen bestehende Handelsbeschränkungen
vor.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der US-Rohstoffpolitik besteht im Dodd-Frank Act,
mit dem alle Unternehmen, deren Aktien an US-Börsen gehandelt werden, verpflichtet
werden, Informationen über die Verwendung sogenannter Konfliktmineralien (wie z. B.
Coltan, Zinnerz, Gold, Wolframit) offenzulegen. Die Unternehmen müssen belegen, ob
diese Mineralien aus der Demokratischen Republik Kongo oder deren Nachbarländern
stammen und gegebenenfalls einen Bericht darüber vorlegen, dass sie angemessene
Sorgfalt (due diligence) hinsichtlich ihrer Beschaffungsquellen angewendet haben.
Der Dodd-Frank Act wirkt so als großes Hindernis für die Beschaffung von Rohstoffen
aus dem Kongo und für Investitionen in den Rohstoffabbau im Kongo. Die Dokumentationspflichten sind einerseits umfangreich, andererseits bestehen Umgehungsmöglichkeiten, z. B. durch Schmuggel. Die tatsächliche Herkunft von Mineralien kann nur
schlecht nachgewiesen werden. Durch ihre Handelsverflechtungen mit USamerikanischen Firmen sind auch europäische Unternehmen von dem Gesetz betroffen (Öko-Institut, 2013).
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
5
Rohstoff-Risiko-Index
21
Rohstoff-Risiko-Index
Rohstoffrisiken messbar machen.
Der Rohstoff-Risiko-Index setzt sich aus acht Einzelindikatoren zusammen, die als
wesentliche Risikofaktoren für die Rohstoffsituation in Industrieunternehmen definiert
wurden. Insgesamt werden 45 Rohstoffe in den Index aufgenommen, die aus den
Rohstoffwirtschaftlichen Steckbriefen der BGR abgeleitet sind. In dem Index wurden
auch die drei Seltenerdmetalle Scandium, Yttrium und Neodym sowie die ausgewählten Spezialmetalle Selen, Indium, Germanium und Gallium mit aufgenommen.
Die 45 Metalle und Minerale werden mithilfe des Indexes in drei verschiedene Gefahrenklassen eingeteilt. In der roten Gruppe, die sehr risikobehaftet ist, befinden sich
16 Rohstoffe. In der orangefarbenen Gruppe, in der Rohstoffe mit mittlerem Risiko zu
finden sind, sind ebenfalls 16 Rohstoffe aufgelistet. Die 13 Rohstoffe in der grünen
Gruppe sind bei der Frage des Versorgungsrisikos bzw. der Gefährdung in der Zukunft
von eher geringerer Bedeutung. Das Risiko besteht hier vor allem in der Preisentwicklung.
Der Industriemetallpreis-Index (IMP-Index) des IW Köln bildet die Preisentwicklung der
mengen- und kostenmäßig bedeutendsten Industriemetalle ab, die nach Deutschland
importiert werden. Er zeigt, dass die weltweiten Rohstoffmärkte in den letzten Jahren
von deutlichen Preisschwankungen geprägt waren. Die wichtigsten Industriemetalle,
die im IMP-Index (Abbildung 3) abgebildet sind, sind in den Boomjahren bis zum Jahr
2008 auf bis dahin nicht gekannte Rekordhöhen gestiegen, in der Finanzkrise abgestürzt, danach schnell wieder auf ein noch höheres Preisniveau gestiegen und seit
rund drei Jahren wieder stetig gefallen. Vor allem Eisenerz ist innerhalb eines Jahres
um fast die Hälfte billiger geworden. Auch der Ölpreis ist aufgrund einer auskömmlichen internationalen Förderung und einer moderaten weltweiten Nachfrage auf eine
Größenordnung von rund 50 US-Dollar je Barrel gefallen (Januar 2015). Der breite
Rückgang der Preise hat mit dazu beigetragen, dass mögliche Versorgungsrisiken mit
Rohstoffen etwas aus dem Fokus der Aufmerksamkeit gefallen sind.
22
Rohstoff-Risiko-Index
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Abbildung 3
Industriemetallpreisindex
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Jan 99 Jan 00 Jan 01 Jan 02 Jan 03 Jan 04 Jan 05 Jan 06 Jan 07 Jan 08 Jan 09 Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14
Quelle: Darstellung IW Köln (2015)
5.1
Aufbau
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich am Aufbau bzw. der Erstellung des Rohstoff-RisikoIndexes nichts Wesentliches geändert. Wie auch im letzten Jahr besteht der RohstoffRisiko-Index aus insgesamt acht Kriterien:
Quantitative Indikatoren:
– Statische Reichweite
– Länderrisiko
– 3-Länder-Konzentration
– 3-Unternehmen-Konzentration
– Preisrisiko
Qualitative Indikatoren:
– Bedeutung für Zukunftstechnologien
– Gefahr des strategischen Einsatzes und
– Substituierbarkeit
Somit sind im Index sowohl harte Fakten in Form von Kennzahlen als auch nicht direkt
messbare Einflüsse auf die Rohstoffversorgung mittels Experteneinschätzung abgebildet.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Rohstoff-Risiko-Index
23
Jeder Indikator ist in eine vergleichbare Größenskalierung transformiert und mit einem
individuellen Gewicht belegt worden. Der Index ist so konstruiert, dass einem Rohstoff
bei maximaler Gefährdung 25 Punkte und bei minimaler Gefährdung 0 Punkte zugeordnet werden. Je mehr Punkte ein Rohstoff aufweist, desto gefährdeter ist er in der
Summe aller acht bewerteten Kriterien. Der Rohstoff-Risiko-Index spiegelt den verfügbaren Datenstand des Dezember 2014 wider.
Im Einzelnen sind die Indikatoren wie folgt im Index aufgenommen worden.
– Statische Reichweite
Dieser quantitative Indikator gibt den theoretischen Zeitraum in Jahren an, für
den noch ausreichende Vorkommen des jeweiligen Rohstoffs bekannt (und ökonomisch nutzbar bzw. förderbar) sind, um die derzeitige Jahresproduktion aufrecht erhalten zu können. Beispielsweise wurden im Jahr 2013 etwa 17,9 Millionen Tonnen Kupfer produziert bei einem bekannten Vorkommen weltweit von
rund 690 Millionen Tonnen. Somit würde dieser Rohstoff rechnerisch noch rund
39 Jahre auf aktuellem Niveau gefördert werden können.
Hierbei muss beachtet werden, dass dieser Wert nur unter Konstanz der Rohstoffvorkommen und der aktuellen Förderung gilt. Die statische Reichweite kann
etwa durch technologischen Fortschritt, Substitution, verstärktes Recycling, durch
die Entdeckung neuer Vorkommen oder auch Veränderungen auf der Nachfrageseite erheblich verlängert werden. Gerade der letzte Punkt impliziert umgekehrt natürlich auch eine mögliche Verkürzung der Reichweite. Richtig interpretiert zeigt eine kurze statische Reichweite nicht ein Ende der Produktionsmöglichkeiten, sondern die Notwendigkeit von Investitionen in Exploration oder Bergbau an.
– Länderrisiko
Dieser Wert entspricht einer anteilsgewichteten Schulnote, die aussagt, wie hoch
die politische Stabilität in den Ländern ist, in denen der jeweilige Rohstoff produziert wird. Liegt die Bewertung im Bereich 1 oder 2, bedeutet dies, dass dieser
Rohstoff vorwiegend in Staaten hergestellt wird, in denen eher nicht mit einer politischen Instabilität zu rechnen ist, wie sie beispielsweise durch Umstürze, Revolutionen oder ähnliches hervorgerufen werden könnte. Ist der Rohstoff mit 5 oder
6 benotet, ist das Risiko, dass die politischen Verhältnisse den Rohstoffzugang
bzw. die Rohstoffversorgung gefährden, als eher hoch einzustufen.
Um das Risiko in den einzelnen Ländern zu bestimmen, wurde eine Kombination
von vier Indizes zusammengestellt, aus der sich die Note für das jeweilige Land
ergibt. Der Gesamtindex setzt sich aus dem Heritage Index, der AON Political
Risk Map, dem Transparency International Index und dem Fraser Index zusammen, wobei aus Letzterem nur eine Untergruppe (Area 2) verwendet wurde. Der
Vorteil an dieser Vorgehensweise ist, dass jeder der einzelnen Indizes allein
24
Rohstoff-Risiko-Index
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
schon ein breites Spektrum an Faktoren erfasst. Durch die Berücksichtigung aller
vier Indizes ist es möglich, ein unabhängiges und umfassendes Risikobild zu
zeichnen. Während sich der Heritage Index z. B. stärker auf die ökonomische
Freiheit in einem Land konzentriert, erfasst die AON Risk Map vor allem das politische Risiko. Die zusammengefassten Bewertungen werden den jeweiligen Ländern zugeordnet und mit dem Anteil an der Weltproduktion des jeweiligen Rohstoffs gewichtet.
– 3-Länder-Konzentration
Die 3-Länder-Konzentration gibt den Anteil an der Weltproduktion des jeweiligen
Rohstoffs wieder, den die drei größten Produzentenländer auf sich vereinen.
– 3-Unternehmen-Konzentration
Die 3-Unternehmen-Konzentration gibt den Anteil an der Weltproduktion des jeweiligen Rohstoffs wieder, den die drei größten Unternehmen auf sich vereinen.
– Preisrisiko
Das Preisrisiko wird aus dem Preisanstieg des Zeitraums von 2009 bis Oktober
2014 und der in dem Zeitraum gemessenen Volatilität errechnet. Aus diesen beiden Indikatoren wird ein Index gebildet, in den der Preisanstieg mit einem Gewicht von 75 Prozent und die Volatilität mit einem Gewicht von 25 Prozent eingehen. Bei einigen wenigen Rohstoffen mussten Expertenschätzungen die konkreten Preisberechnungen ersetzen, da die Datenlage zu intransparent ist.
– Bedeutung für Zukunftstechnologien
Zukunftstechnologien sind ein wichtiger Treiber für die Nachfrage von Rohstoffen, allerdings ist eine Skalierung dieser qualitativen Größe nicht möglich. Um
diesem Problem entgegenzuwirken, wurden im Rahmen des diesjährigen Gutachtens externe Experten zu ihrer Einschätzung der jeweiligen Bedeutung des
Rohstoffs für Zukunftstechnologien befragt. Ihre Einschätzung gaben sie auf einer sechsstufigen Skala für jeden der 45 untersuchten Rohstoffe ab.
Zusätzlich wird das Gutachten des Fraunhofer-Instituts (Angerer et al., 2009) für
die Einordnung der einzelnen Rohstoffe verwendet. Darin werden 19 Rohstoffe
im Hinblick auf ihre Bedeutung für Zukunftstechnologien und dem daraus abgeleiteten Bedarf im Jahr 2030 im Verhältnis zur Produktionsmenge des Jahres
2006 abgeschätzt. Im Ergebnis lässt sich aus dem Gutachten des Fraunhofer Instituts eine hohe, mittlere oder geringe Rolle der Rohstoffe für Technologien wie
Lasertechnik, Medizintechnik oder Photovoltaik ableiten.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Rohstoff-Risiko-Index
25
– Gefahr des strategischen Einsatzes
Wie auch bezüglich der Bedeutung für Zukunftstechnologien wurden die bereits
erwähnten Experten um eine Einordnung der einzelnen Rohstoffe nach der Gefahr ihrer Verwendung als politisches und strategisches Instrument gebeten.
Übersichten über bestehende Handels- und Wettbewerbsbeschränkungen auf
Rohstoffmärkten sind dabei Orientierungshilfen für ausgewählte Metalle und Mineralien. Hier liegen für diejenigen Länder, die mittels Steuern, Ausfuhr- oder
auch Veredelungsverboten den Wettbewerb behindern, detaillierte Informationen
vor. Für den Rohstoff-Risiko-Index ist jeder einzelne Rohstoff auf einer sechsstufigen Skala eingeordnet worden.
– Substituierbarkeit
Einige Rohstoffe können in ihrer Funktion durch andere Rohstoffe ersetzt werden, bei anderen ist dies aufgrund ihrer Eigenschaften nur bedingt oder auch gar
nicht möglich. Dieser wichtige Aspekt bei der Beurteilung von Rohstoffen lässt
sich ebenfalls nicht quantifizieren und wurde daher ebenfalls von Rohstoffexperten auf der sechsstufigen Skala geschätzt.
5.2
Gewichtung
Die quantitativen Faktoren gehen mit einem Gewicht von 60 Prozent in den RohstoffRisiko-Index ein, die qualitativen Faktoren werden mit 40 Prozent gewichtet. Innerhalb
der beiden Gruppen sind die Indikatoren anteilsmäßig unterschiedlich vertreten. In Abbildung 4 ist der gesamte Aufbau des Rohstoff-Risiko-Indexes veranschaulicht.
26
Rohstoff-Risiko-Index
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Abbildung 4
Gewichtung Rohstoff-Risiko-Index
Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015)
5.3
Ergebnisse des Rohstoff-Risiko-Indexes
Rote Gruppe
Das höchste Versorgungsrisiko entfällt in der diesjährigen Analyse mit 21,3 von maximal 25 Punkten auf Yttrium. Es löst im Vergleich zum letzten Jahr Niob als am stärksten risikobehafteten Rohstoff ab. In Anbetracht der teilweise schwachen Unterschiede
in der Punktebewertung der Rohstoffe muss jedoch einschränkend erwähnt werden,
dass die konkreten Ränge der Kritikalität nicht immer absolut trennscharf interpretiert
werden sollten. Geringe Änderungen in den Bedingungen können bereits Rangänderungen auslösen.
Wie Scandium (18,6 Punkte) und Neodym (18,1 Punkte) gehört Yttrium zu der Gruppe der Seltenerdmetalle. Zwar sind diese Seltenerdmetalle grundsätzlich nicht seltener
als etwa Molybdän oder Silber, jedoch kommen sie fast ausschließlich in Vergesellschaftung mit Erzen wie Monazit oder Bastnäsit vor, was den wirtschaftlichen Abbau
dieser Metalle äußerst schwierig macht (Angerer et al., 2009). Da der Einsatz von Seltenerdmetallen insbesondere für die Entwicklung von Zukunftstechnologien, wie z. B.
im Bereich der Magnete und Leuchtstoffe, ausschlaggebend ist (Erdmann et al., 2011),
muss der Situation dieser Rohstoffe eine besondere Beachtung geschenkt werden.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Rohstoff-Risiko-Index
27
Als ebenfalls stark gefährdet ist der Rohstoff Wolfram zu bewerten (19,4 Punkte), der
zu der VI. Nebengruppe des Periodensystems gehört. Von allen Metallen besitzt Wolfram die höchste mechanische Festigkeit und den geringsten thermischen Ausdehnungskoeffizienten. Zudem weist es eine gute elektrische Leitfähigkeit und hohe Korrosionsbeständigkeit gegenüber Gasen und Säuren auf und wird durch Verbindung mit
Kohlenstoff oder Sauerstoff zu einem sehr harten Material (Erdmann et al,, 2011). Aufgrund dieser Eigenschaften findet Wolfram seine Anwendung vorwiegend als Hartmetall in Schneidwerkzeugen und verschleißfesten Werkzeugen. Wie bei den Seltenerdmetallen befinden sich über 50 Prozent der Wolframvorkommen in China. Dies verschärft die Rohstoffsituation insbesondere deshalb, da die Volksrepublik für weiterverarbeitete Wolframprodukte ein Veredelungsverbot erlassen hat und Einfuhr- und Ausfuhrsteuern sowie zum Teil Exportverbote bestehen. Begründet wird diese Industriepolitik unter anderem damit, dass durch den forcierten Abbau von Wolfram die Umwelt
vor Ort zu stark zu Schaden kommt.
Die Elemente der Platingruppe Platin (18,8 Punkte), Palladium (18,3 Punkte) und
Rhodium (16,6 Punkte) fallen ebenfalls in die Gruppe der rot gekennzeichneten Rohstoffe. Platinmetalle werden vorwiegend bei der Herstellung von Kfz-Katalysatoren sowie in der Elektroindustrie nachgefragt. Als kritisch zu bewerten sind die drei Elemente
der Platingruppe insbesondere aufgrund ihrer schlechten bzw. fehlenden Substituierbarkeit sowie wegen ihres hohen Konzentrationsgrads.
Sehr ähnlich sind in der Gesamtbewertung die Rohstoffe Zinn (18,8 Punkte), Indium
(18,5 Punkte), Niob (18,4 Punkte) und Germanium (18,3 Punkte) einzustufen. Insbesondere die beiden Rohstoffe Zinn und Indium finden ihre vorwiegende Verwendung
als Indium-Zinn-Oxid (ITO) im Bereich der Optik. Grund hierfür ist die durch die Verbindung von Indiumoxid und Zinnoxid entstehende metallähnliche Leitfähigkeit bei gleichzeitiger Transparenz des Materials. Dementsprechend werden die Materialien vorwiegend bei der Herstellung von LCDs sowie in der IuK-Industrie eingesetzt (Erdmann et
al., 2011). Neben diesem Einsatzgebiet hat Indium genau wie Germanium eine hohe
Bedeutung für die Herstellung von Solarzellen. Auch Niob hat eine hohe Bedeutung für
Zukunftstechnologien. Zwar kann Niob, das in der Natur meist mit Tantal vergesellschaftet ist, in einigen Anwendungen durch andere Metalle wie eben Tantal, Molybdän
oder auch Wolfram ersetzt werden. Meist erzielen diese Ersatzstoffe jedoch nicht die
gleiche Wirkung und sind häufig teurer (Angerer et al., 2009). Da es somit praktisch
nicht substituierbar ist, gilt es als sehr bedeutend für die Industrie. Die dazukommende
hohe Konzentration des Rohstoffs auf ein Land (Brasilien) führt insgesamt zu einer
hohen Kritikalität des Rohstoffs. Indium, Germanium und Zinn sind dagegen insbesondere aufgrund ihrer geringen statischen Reichweite als stark risikobehaftet zu bewerten.
Ebenso wie die gerade beschriebenen Rohstoffe hat Magnesium (16,6 Punkte) für die
Herstellung von LCD-Displays und anderen Zukunftstechnologien, wie z. B. als Leichtbauwerkstoff im Fahrzeugbau, eine große Bedeutung. Auch wenn die Einordnung von
Magnesium in die Gruppe der rot markierten Rohstoffe zunächst kontraintuitiv erschei-
28
Rohstoff-Risiko-Index
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
nen mag, lässt sich diese durch das stark konzentrierte Auftreten des Rohstoffs in China erklären.
Neben den bereits erläuterten Rohstoffen fallen zudem Zirkon (16,3 Punkte), Molybdän (16,0 Punkte), Gallium (15,9 Punkte) und Kobalt (15,8 Punkte) in die Gruppe der
kritischen Rohstoffe. Während Molybdän, Zirkon und Gallium sowohl wegen der geringen statischen Reichweite als auch der schlechten Substituierbarkeit (bei Molybdän
und Gallium) als kritisch zu bewerten sind, überwiegen bei Kobalt die Länderrisiken in
der Bewertung. Die Demokratische Republik Kongo liefert derzeit über 60 Prozent der
weltweiten Produktion, sodass hier von politischer Seite ein Engpass droht. Kobalt
kommt in der Natur praktisch nicht in reiner Form vor, sondern ist in der Regel mit Nickel-, Kupfer- oder anderen Erzen vergesellschaftet. Neben der Verwendung für Superlegierungen wird Kobalt vor allem auch für Akkumulatoren benötigt.
Abbildung 5
Gefahrenklasse I der Rohstoffe – Rote Gruppe
Yttrium
21,3
Wolfram
19,4
Platin
18,8
Zinn
18,8
Scandium
18,6
Indium
18,5
Niob
18,4
Germanium
18,3
Palladium
18,3
Neodym
18,1
Rhodium
16,6
Magnesium
16,6
Zirkon
16,3
Molybdän
16,0
Gallium
15,9
Kobalt
15,8
0
5
10
15
20
25
Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015)
Molybdän wird vorwiegend als Legierungszusatz benötigt, um Stähle für den Flugzeugund Raketenbau oder den Werkzeugbau herzustellen. Ähnlich wie andere schon erwähnte kritische Rohstoffe findet Molybdän in Zukunftstechnologien wie TFT-Bildschirmen oder Solarzellen zunehmend Verwendung. Auch Gallium wird vorwiegend im Bereich der Zukunftstechnologien eingesetzt. So werden Licht emittierende Dioden
(LEDs) und Laser-Dioden sowie Solarzellen und Fotodioden auf Basis von Galliumarsenid (GaAs) oder von Galliumnitrid (GaN) hergestellt (Erdmann et al., 2011).
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
29
Rohstoff-Risiko-Index
Bei der Betrachtung der als kritisch bewerteten Rohstoffe fällt auf, dass die meisten der
genannten Stoffe vorwiegend in Bereichen von Zukunftstechnologien benötigt werden.
Dementsprechend wiegen eine geringe statische Reichweite oder ein erhöhtes Länderrisiko besonders schwer. Denn wird der Rohstoff knapp oder entsteht gar ein Lieferausfall, kann dies für die Industrie und Wirtschaft bei schlechten Substitutionsmöglichkeiten des jeweiligen Rohstoffs herbe Verluste bzw. Entwicklungsrückschritte nach sich
ziehen. Da auch in naher Zukunft kein Nachfragerückgang, beispielsweise von Touchscreens für Smartphones und Tablet-PCs oder Leuchtdioden, im Rahmen der Energiewende etc. zu erwarten ist, muss den Rohstoffen, die in diesen Bereichen von essenzieller Bedeutung sind und die aufgrund erhöhter Risikofaktoren in die Gruppe der
rot markierten Rohstoffe fallen, besondere Beachtung geschenkt werden.
Tabelle 1
Bedeutung der Rohstoffe Gefahrenklasse I für Bayern
Bedeutung für
Bayern
Rohstoffe
Verwendung
Yttrium
Reaktortechnik, Magnete, Metallurgie, Röhrentechnik, Leuchtstoffe
hoch
Wolfram
Leuchtmittelindustrie, Metallurgie, Militär
hoch
Platingruppe
Katalysatoren, Schmuckindustrie, Elektronik, Chemie, Dentaltechnik
hoch
Zinn
Elektronik, Weißblech, LCD, Chemie, Legierungen
hoch
Scandium
Flugzeugbau, Quecksilberdampflampen
mittel
Indium
Optik, Elektronik, Photovoltaik
hoch
Niob
Stahlindustrie (Superlegierungen, Edelstahl), Elektronik, Turbinen
mittel
Germanium
Glasfaser, Halbleiter, Infrarotoptik, Polymer-Katalysatoren
hoch
Neodym
Magnete, Lasertechnik, Glas- und Porzellanfärbung
hoch
Magnesium
Metallurgie, Chemische Industrie, Flugzeug- und Fahrzeugbau
mittel
Zirkon
Schmelztiegel, Dentaltechnik
mittel
Molybdän
Edelstahl, Elektronik, Katalysatoren, Flugzeug- und Raketenbau
hoch
Gallium
Dünnschicht-Photovoltaik, Elektronik, WLED
hoch
Kobalt
Batterien, Superlegierungen, Katalysatoren, Hartmetalle
hoch
Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015)
In der Tabelle 1 sind die Verwendungsarten der Rohstoffe der roten Gruppe und ihre
Bedeutung für Bayern zusammengefasst. Da in Bayern überdurchschnittlich viele Unternehmen aus hochtechnologischen Bereichen angesiedelt sind, ist es nicht verwunderlich, dass zehn von 16 Rohstoffen, die als besonders kritisch identifiziert wurden, für
den Standort Bayern eine hohe Bedeutung haben. Die Einstufung der Bedeutung erfolgte aufgrund branchenstruktureller Erwägungen. Für Bayern ist eine sichere und
zuverlässige Rohstoffversorgung somit besonders wichtig.
30
Rohstoff-Risiko-Index
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Orangefarbene Gruppe
Schon beim ersten Blick auf die Liste der Rohstoffe der orangefarbenen Gruppe (siehe
Abbildung 6) fällt auf, dass die mittlere Risikogruppe in Bezug auf die Rohstoffe vielfältiger besetzt ist. Neben Edelmetallen wie Gold und Silber und Metallen (Mangan, Graphit, Zink, Tantal und Kupfer) finden sich Industrieminerale wie Fluorit oder Phosphat
wieder. Alles in allem weisen diese Rohstoffe zwar ein geringeres Risiko bezüglich
ihrer Verfügbarkeit und Bedeutung auf, jedoch darf ihnen deshalb nicht weniger Beachtung geschenkt werden. So kann auch eine Knappheit dieser Rohstoffe schnell einen
industriellen Schaden anrichten und somit zu wirtschaftlichen Nachteilen führen.
Angeführt wird die Liste der orangefarbenen Rohstoffe von Graphit (14,9 Punkte).
Graphit ist deshalb von großer Bedeutung, da es, ähnlich wie Mangan (12,9 Punkte),
spezielle Eigenschaften besitzt und in verschiedenen Verwendungen nicht oder nur
sehr schwer substituierbar ist. Graphit wird vorwiegend in Brennstoffzellen und Belägen verwendet und vorwiegend in China produziert. Bei Mangan ist neben der schwierigen Substituierbarkeit besonders die geringe statische Reichweite von derzeit knapp
über zehn Jahren auffällig.
Auch die Metalle Tantal (13,8 Punkte), Zink (13,3 Punkte) und Kupfer (13,3 Punkte)
reihen sich in die orangefarbene Gruppe ein. Während Tantal insbesondere als Grundwerkstoff in der Metall- und Elektroindustrie sowie der Medizintechnik verwendet wird,
dient Zink im Wesentlichen dem Korrosionsschutz von Eisen- und Stahlprodukten. Die
größte Bedeutung der drei Metalle hat Tantal für den Bereich der Zukunftstechnologien. Zink fällt dagegen, ebenso wie Chrom (14,8 Punkte), Gold (14,3 Punkte), Silber
(13,0 Punkte) und Blei (12,1 Punkte) durch seine geringe statische Reichweite auf. Die
Reichweite dieser fünf Rohstoffe liegt bei 20 oder weniger Jahren.
Die Bedeutung von Lithium (14,3 Punkte) für die Industrie wird in der Fallstudie 1 (vgl.
Kapitel 6.1) näher erläutert. Entscheidend für den hohen Gefährdungsgrad dieses Metalls ist insbesondere das Problem der geografischen Lage der größten Reserven, die
in Form von Lithiumsole vor allem in Südamerika zu finden sind (Bolivien, Chile, Argentinien).
Fluorit (13,9 Punkte) und Phosphat (13,0 Punkte): Die Notwendigkeit zur Beobachtung dieser Mineralien lässt sich insbesondere auf ihre einerseits schwierige Substituierbarkeit zurückführen. Zudem verschärft die auf wenige Länder konzentrierte Produktion der Rohstoffe das Risiko weiter.
Selen (12,1 Punkte) zählt zu den sogenannten Spezialmetallen, die zwar nur in
Kleinstmengen benötigt werden, ohne die aber viele hochtechnisierte Elektronikprodukte nicht funktionieren würden. Aufgrund der zu erwartenden Nachfragesteigerung bei
solchen Produkten können Engpässe sehr schnell entstehen. Diese Metalle kommen
nur selten vor und können in der Regel ausschließlich als Nebenprodukte gewonnen
werden. Selen ist auch sehr bedeutend für die Futter- und die Nahrungsmittelindustrie.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
31
Rohstoff-Risiko-Index
Abschließend sind noch Titan (13,3 Punkte), Nickel (13,0 Punkte) und Aluminium
(12,9 Punkte) zu erwähnen. Titan weist eine besonders hohe Festigkeit bei gleichzeitig
geringem Gewicht auf, weshalb es vorwiegend in der Stahlindustrie verwendet wird.
Abbildung 6
Gefahrenklasse II der Rohstoffe – Orangefarbene Gruppe
Graphit
Chrom
Gold
Lithium
Fluorit
Tantal
Zink
Titan
Kupfer
Phosphate
Silber
Nickel
Mangan
Aluminium
Selen
Blei
14,9
14,8
14,3
14,3
13,9
13,8
13,3
13,3
13,3
13,0
13,0
13,0
12,9
12,9
12,1
12,1
0
5
10
15
20
25
Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015)
In der Tabelle 2 sind die Rohstoffe der orangefarbenen Risikogruppe, deren industrielle
Verwendung sowie ihre Bedeutung für Bayern zusammengefasst. Im Vergleich zur
Tabelle 1 fällt auf, dass zwar weit mehr Rohstoffe in dieser Gefahrenklasse eine geringere Bedeutung für die bayerische Wirtschaft haben als in der roten Gruppe. Es verbleiben jedoch immerhin sechs Stoffe, denen eine hohe Bedeutung zukommt. Dies
sind Selen, Aluminium, Kupfer, Titan, Tantal und Zink.
32
Rohstoff-Risiko-Index
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Tabelle 2
Bedeutung der Rohstoffe Gefahrenklasse II für Bayern
Verwendung
Bedeutung für
Bayern
Graphit
Feuerfestindustrie, Brennstoffzellen, Kunststoffe, Bleistifte, Beläge
mittel
Chrom
Edelstahl, Feuerfestindustrie, Chemie, Farbe
mittel
Gold
Schmuck, Zahntechnik, Elektroindustrie
Lithium
Akkumulatoren und Batterien, Metallurgie, Reaktorsicherheit, Chemie
Fluorit
Stahlindustrie, Gießereien, Chemie
Tantal
Medizintechnik
hoch
Zink
Galvanik, NE-Legierungen, Pharmazie, ´Batterie, Pigmente
hoch
Titan
Pigmente, Legierungen, Flugzeugbau, Analgenbau, Medizintechnik
hoch
Kupfer
Elektroindustrie, RFID, Windkraft
hoch
Phosphate
Landwirtschaft
Silber
Schmuck, Legierungen, Elektronik
Nickel
Legierungen, Gasturbinen, Katalysatoren, Batterien
Mangan
Eisen- und Stahlindustrie, Batterien
Aluminium
Fahrzeugbau, Luft- und Raumfahrt, Bau, Elektroindustrie, Windkraft
hoch
Selen
Chemikalien und Pigmente. Elektronik, Metallurgie
hoch
Blei
Akkumulatoren, Legierungen, Elektrotechnik, Radiologie
mittel
niedrig
mittel
niedrig
mittel
niedrig
mittel
niedrig
Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015)
Grüne Gruppe
Im Vergleich zu den Rohstoffen der roten und orangefarbenen Gruppe gelten die Rohstoffe der grünen Gruppe als wenig gefährdet. Insgesamt fallen 13 Rohstoffe in diese
Gruppe. Je weiter unten (sofern man eine Rangordnung betrachtet) sie angesiedelt
sind, desto risikoärmer sind die Rohstoffe. So steht z. B. Feldspat (4,5 Punkte), Steinsalz (3,5 Punkte) und Quarzsand (3,5 Punkte) in ausreichender Menge noch viele
Jahre zur Verfügung, wodurch auch Preis- oder Verfügbarkeitsrisiken sowie eine strategische Rohstoffpolitik nicht gegeben sind. Erwähnenswert ist auch, dass gerade die
Rohstoffe, die als eher unkritisch identifiziert werden, für Zukunftstechnologien nur von
geringer Bedeutung sind.
Auch wenn dies im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass die 13 in der grünen Gruppe
angesiedelten Rohstoffe (siehe Abbildung 7) von wenig Interesse für die Wirtschaft
sind, so zeigt sich, dass sie für die bayerische Industrie nur von geringer Bedeutung
sind. Ihre Einsatzgebiete und Bedeutung sind in Tabelle 3 dargestellt.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
33
Rohstoff-Risiko-Index
Abbildung 7
Gefahrenklasse III der Rohstoffe – Grüne Gruppe
Eisen
Kadmium
Kalisalz
Baryt
Zement
Glimmer
Bentonit
Schwefel
Gips und Anhydrit
Kaolin
Feldspat
Steinsalz
Quarzsand
11,8
11,1
10,6
10,4
8,8
8,6
6,4
6,3
6,0
4,6
4,5
3,5
3,5
0
5
10
15
20
25
Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015)
Tabelle 3
Bedeutung der Rohstoffe Gefahrenklasse III für Bayern
Bedeutung für
Bayern
Rohstoffe
Verwendung
Eisen
Metall- und Elektroindustrie, Bauwirtschaft
hoch
Kadmium
Solarzellen, Halbleiter
mittel
Kalisalz
Düngemittel, Industriechemikalien
mittel
Baryt
Füllstoff, Schwerbetonzuschlag, Bohrspülung
Zement
Infrastruktur
mittel
Glimmer
Farbstoffe, Füllstoffe, Dämmung, Kosmetik, Keramik, Isolierung
mittel
Bentonit
Gießerei, Eisenindustrie
Schwefel
Gips und
Anhydrit
Chemische und pharmazeutische Industrie
mittel
Baumaterial
mittel
Kaolin
Beschichtung von Papier und Keramik
Feldspat
Keramik- und Glasindustrie
niedrig
Steinsalz
Gewinnung von Chlor und Natrium
niedrig
Quarzsand
Glas- und Gießereiindustrie
Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015)
niedrig
niedrig
mittel
mittel
34
Rohstoff-Risiko-Index
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass insbesondere die Rohstoffe, die als besonders risikobehaftet bewertet werden, für die bayerische Wirtschaft von großer Bedeutung sind (siehe Abbildung 8). Dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Industrieunternehmen im Freistaat treibende Kraft in der Entwicklung von Zukunftstechnologien sind. Gerade diese Technologien sind auf den Einsatz oftmals seltener oder politisch kritischer Rohstoffe angewiesen. Da Bayerns Industrie jedoch gerade von den
kritischen Rohstoffen abhängig ist, sind die Beobachtung der Rohstoffe sowie die Entwicklung von Risikovermeidungsstrategien für eine stabile wirtschaftliche Lage unumgänglich.
Abbildung 8
Risiko-Bedeutungs-Matrix
Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015)
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
6
Fallstudien
35
Fallstudien
Lithium, Seltenerdmetalle und Rohstoffe der Elektroindustrie
6.1
Fallstudie 1: Lithium und Energiespeichersysteme
Elektronische Unterhaltungs-, Computer- und Telekommunikationsgeräte sind heutzutage aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ihre Bedeutung im privaten als auch
insbesondere im geschäftlichen Umfeld nimmt immer weiter zu. Vor allem im Bereich
der mobilen elektronischen Unterhaltungs-, Computer- und Telekommunikationsgeräte
stellen wieder aufladbare und leistungsfähige Batterien Schlüsselkomponenten dar.
Seit Jahren steigt der Bedarf an Hochleistungs-Akkumulatoren auf Lithium-Ionen-Basis
für derartige Anwendungsbereiche steil an.
Lithium findet in verschiedenen Bereichen der Industrie Verwendung. Der weitaus
größte Bedarf jedoch liegt mit einem Verwendungsanteil von 27 Prozent im Bereich der
Batterien und Akkumulatoren. Durch die in den letzten Jahren entstandene rapide Entwicklung der Unterhaltungs-, Computer- und Telekommunikationsgeräte ist die Nachfrage nach dem kostbaren Metall stark angestiegen. So ist beispielsweise der weltweite
Verkauf von Desktop-PCs, Laptop-PCs und Tablet-Computern vom Jahr 2010 mit etwa
377 Millionen verkauften Geräten bis zum Jahr 2013 um knapp 30 Prozent auf rund
533 Millionen Geräte gestiegen. Auch in den nächsten Jahren wird erwartet, dass diese Zahl weiter ansteigt. Dementsprechend wird der Verkauf im Jahr 2018 auf etwa
594,6 Millionen Stück geschätzt. Ebenso erlebte die Anzahl der verkauften Smartphones in den letzten Jahren eine ähnliche Entwicklung. Allein der Anstieg zwischen den
Jahren 2012 und 2013 lag bereits bei 30 Prozent und erreichte im Jahr 2013 rund
1.011,6 Millionen verkaufte Geräte. Bis zum Jahr 2018 liegen die Erwartungen bei einem Anstieg um weitere 45 Prozent (Statista, 2014). Diese Erwartungen ergeben sich
einerseits aus der Tatsache, dass Batterien auf Lithium-Ionen-Basis aus heutiger Sicht
die höchste Energiedichte aufweisen und besonders hohe Spannungen erzeugen können, sowie andererseits aus der Annahme, dass die Entwicklung auf dem Markt der
Telekommunikationsgeräte die Tendenz hin zu von Akkumulatoren abhängigen Drahtlosgeräten beibehält.
Der Markt für Telekommunikationsgeräte ist jedoch nicht der einzige von Lithium-Batterien abhängige Markt, bei dem in den nächsten Jahren steigende Verkaufszahlen zu
erwarten sind. Zudem wird ein steigender Bedarf an Elektroautos erwartet. Prognosen
bezüglich dieser Entwicklung gehen jedoch zum Teil stark auseinander. Insgesamt
wird eine positive Entwicklung dieses Markts erwartet. Allerdings argumentieren Beratungsunternehmen wie Frost & Sullivan in den USA, dass aktuell die Preise für LithiumIonen-Akkus noch viel zu hoch sind, um in naher Zukunft eine überdurchschnittlich
starke Nachfrage nach batteriebetriebenen Autos zu befördern. Auf der anderen Seite
weist das Unternehmen darauf hin, dass momentan der Markt für Lithium-IonenBatterien ohnehin noch überwiegend von der Konsumelektronik geprägt ist, für die
36
Fallstudien
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
stark steigende Zahlen prognostiziert werden. So geht das Unternehmen davon aus,
dass sich das Marktvolumen für Lithium-Ionen-Batterien allein im Zeitraum von 2013
auf 2016 nahezu verdoppeln wird und im Jahr 2016 ein Volumen von 23,4 Milliarden
US-Dollar erreichen wird.
Eine etwas schwächere Prognose für den Lithium-Batterie-Markt gibt es von dem Forschungsunternehmen BCC Research (USA). Diesem zufolge werden die Preise für
Lithium-Ionen-Akkus in Zukunft fallen, was trotz steigender Stückzahlen aufgrund
wachsender Nachfrage den Umsatz der Hersteller abschwächen wird. Aufgrund dessen wird hier zwischen den Jahren 2013 und 2016 von einem Anstieg des Marktvolumens um jährlich lediglich 4 Prozent ausgegangen. Bis zum Jahr 2018 soll laut BCC
Research das Volumen bei gerade mal 13,4 Milliarden US-Dollar liegen.
In Deutschland waren laut Kraftfahrt-Bundesamt 2014 ca. 98.000 Elektroautos auf den
Straßen unterwegs. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020
1 Million Elektroautos auf die Straße zu bringen. Dieses Ziel wird nach Einschätzung
der Unternehmensberatung Kienbaum nicht erreicht werden. Kienbaum rechnet hingegen mit lediglich 750.000 Elektroautos im Jahr 2020.
Doch auch wenn nach der auf Experteninterviews basierenden Prognose für das Jahr
2020 die Ziele der Bundesregierung nicht erfüllt werden, ist für die darauffolgenden fünf
Jahre eine umso größere Steigung zu erwarten. So wird für das Jahr 2025 bereits mit
2,9 Millionen solcher Fahrzeuge gerechnet. Begründet wird diese Annahme damit,
dass sich Elektroautos erst einmal in Firmenflotten durchsetzen müssen, damit danach
auch allmählich Privatkunden darauf umsteigen. Dementsprechend sollen im Jahr
2025 jährlich 762.000 batteriebetriebene Neuwagen verkauft werden, was einen Anteil
am Gesamtverkauf von 27,2 Prozent ausmacht. Derzeit liegt der Anteil bei unter
0,3 Prozent.
Batterieakkumulatoren zeigten im letzten Jahr das größte Wachstumspotenzial für
Lithiumverbindungen. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass die Nachfrage nach
Lithium-Ionen-Akkus die Nachfrage nach anderen Arten von wieder aufladbaren Batterien übersteigt. Da es bislang noch keine bekannte Alternative gibt, die eine höhere
Energie- und Leistungsdichte besitzt als Lithium-Ionen-Batterien, werden sie nicht nur
von der Telekommunikationsbranche stark nachgefragt – auch Automobilhersteller
setzten bei Elektro- und Hybridfahrzeugen verstärkt auf diese Art von Batterien.
Nach Angaben des United States Geological Survey (USGS) wird der weltweite Bedarf
an Lithiumverbindungen im Jahr 2013 auf rund 30.000 Tonnen geschätzt, was eine
Steigerung um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr darstellt. Dieser Bedarf verteilt sich
auf Anwendungen im Bereich der Glas- und Keramikindustrie mit einem Anteil von
35 Prozent, der Batterieindustrie mit 29 Prozent, der Schmierstoffherstellung mit
9 Prozent, der Gussmetallproduktion mit 6 Prozent, der Klimaanlagenindustrie mit
5 Prozent, der Polymer- und Kunststoffherstellung mit ebenfalls 5 Prozent, der primären Aluminiumproduktion mit 1 Prozent sowie auf den Bereich sonstiger Anwendungen mit 10 Prozent (USGS, 2014).
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Fallstudien
37
Für Lithium gibt es weltweit keine großen Lagerstätten. Beim Abbau von Lithium aus
primären Lagerstätten wird das hoch reaktive Metall aus Lithium-haltigen Mineralen wie
Spodumen aus Pegmatitgesteinen gewonnen. Bei sekundären Lagerstätten erfolgt die
Extraktion in Form von Lithiumsalzen aus Salzseen und Salzpfannen. Während in den
1990er Jahren aufgrund geringer Abbaukosten die Extraktion von Lithium für die Produktion von Lithiumcarbonat aus unterirdischen Solereserven zunehmend an Dominanz gewann, führt die aktuell starke Nachfrage – besonders aus China – dazu, dass
primäre Lagerstätten immer mehr an Marktmacht gewinnen. So stammte im Jahr 2013
etwa die Hälfte des weltweiten Lithiumangebots aus der Extraktion aus Mineralgestein.
Die weltweite Produktion von reinem Lithium betrug im Jahr 2013 über 35.000 Tonnen
(2012: 34.000 Tonnen). Damit ist im Vergleich zum Vorjahr ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Dieser Anstieg erfolgte weltweit recht gleichmäßig, was auch dazu führte,
dass die Preise für Lithium (durchschnittlich) nahezu gleich geblieben sind. Die weltweit größte Lithiumproduktion fand im Jahr 2013 in zwei Salzseen in Chile und in einer
Mine in Australien statt. Diese beiden Länder waren für fast 80 Prozent der weltweiten
Lithiumerzeugung verantwortlich. Hierbei produzierte Chile rund 13.500 Tonnen Lithium, was einen Anteil an der Weltproduktion von rund 38 Prozent ausmacht. Australiens Anteil lag mit 13.000 Tonnen und etwa 37 Prozent nur knapp dahinter.
Aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage nach Lithium haben im Jahr 2013 viele
Unternehmen die Suche nach Lithium-haltigen Salzseen und Minen mit Vermutungen
auf bislang unentdeckte Reserven in Nevada, Argentinien, Australien, Bolivien und
Kanada fortgesetzt. In neu entdeckten Lagerstätten in Argentinien und Kanada wurde
die Lithiumproduktion für das Jahr 2014 in Auftrag gegeben. In den USA sorgte ein
Salzsee in Nevada dafür, dass im Jahr 2013 die amerikanische Lithiumproduktion ihre
Kapazitäten verdoppelte.
Dem Recycling von Lithium wurde in den letzten Jahren nicht besonders viel Aufmerksamkeit beigemessen. Angesichts einer zukünftig steigenden Nachfrage und einem
endlichen Lithiumvorkommen auf der Erde wächst das Bedürfnis nach einer Wiederverwertung diese Rohstoffs. Aktuell ist die Wirtschaftlichkeit des Recyclings von Lithium-Ionen-Batterien zur Wiederverwendung von Lithium nicht gegeben. Die LithiumKosten pro produzierter Batterie betragen weniger als 3 Prozent der gesamten Produktionskosten. Das Recycling von Batterien erfolgt daher zurzeit lediglich wegen der teureren Rohstoffe Nickel und Kobalt. Recyceltes Lithium kostet rund fünfmal so viel wie
die Neu-Produktion von Lithium in der günstigsten Lagerstätte. Auch wenn Lithium zu
100 Prozent recycelbar ist, lohnt es sich für Elektronikunternehmen jedoch aktuell
nicht, diesen Weg zu gehen. Angesichts der kontinuierlich steigenden Nachfrage wird
Recycling auf diesem Markt an Bedeutung gewinnen (Waste Management World,
2014).
38
Fallstudien
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Abbildung 9
Globale Verteilung der Lithiumlagerstätten und -produktion
Quelle: USGS, 2014; Darstellung nach WZU Augsburg
Die weltweit identifizierten Lithiumressourcen werden aktuell auf rund 40 Millionen
Tonnen geschätzt. Die Lithiumreserven – die aktuell technisch und ökonomisch gewinnbare Teilmenge der Ressourcen – beliefen sich im Jahr 2013 auf rund 13 Millionen
Tonnen. Die größten Anteile der Lithiumreserven befanden sich in Chile (7,5 Millionen
Tonnen), China (3,5 Millionen Tonnen) und Australien (1 Million Tonnen) (vgl. Abbildung 9).
Die Lithiumressourcen konzentrieren sich dagegen auf Südamerika und machen an die
60 Prozent der weltweiten Lithiumressourcen aus: So befinden sich in Bolivien
9 Millionen Tonnen, in Chile 7,5 Millionen Tonnen und in Argentinien 6,5 Millionen
Tonnen Lithium. Dahinter folgen mit 5,5 und 5,4 Millionen Tonnen die USA und China.
Auch in Australien (1,7 Millionen Tonnen), Kanada, Russland, Serbien und im Kongo
(Kinshasa) (jeweils knapp 1 Million Tonnen) sind weitere Lithiumressourcen identifiziert
worden (USGS, 2014).
Laut USGS besitzt Bolivien allein im Bereich des Salar de Uyuni mit 5,4 Millionen Tonnen das weltweit größte einzelne Lithiumvorkommen. Dass Bolivien dennoch den
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Fallstudien
39
Weltmarkt aktuell nur mit geringen Fördermengen beliefert, liegt an den erschwerten
Produktionsbedingungen. Bereits im Jahr 2007 gab der bolivianische Präsident Evo
Morales ein Pilotprojekt zur Lithiumgewinnung am Salar de Uyuni in Auftrag. Dieses
Projekt mit einem Budget von knapp 5,7 Millionen US-Dollar beschäftigt sich jedoch
nicht ausschließlich mit der Produktion von Lithium, sondern umfasst ebenso die Entwicklung von Technologien zur Gewinnung von Lithiumcarbonat. Aufgrund der Witterungsumstände und der Beschaffenheit der Salzlake des Salars werden mit den bisherigen Methoden Reinheitsgrade für Lithium von lediglich 96 Prozent erreicht. Für die
Produktion von Lithium-Ionen-Akkus werden jedoch 99,5 Prozent benötigt. Der Aufwand für die Produktion von reinerem Lithium ist daher in Bolivien größer als in anderen Ländern, was wiederum die Produktion teurer macht und aktuell dafür sorgt, dass
Bolivien den Weltmarkt bei der Produktion von Lithium – trotz der weltweit größten
Ressourcen – nicht anführt. Der Beginn der Herstellung marktreifen Lithiumcarbonats
aus dem Salar de Uyuni wird derzeit für das Jahr 2017 geplant.
Dennoch könnte das Land bei einem Ausbau der Förderkapazitäten zukünftig eine
herausragende Stellung erlangen. Durch die extrem hohe lokale Konzentration der
Weltlithiumvorkommen in Südamerika ist bei einer zukünftig auf Lithium ausgerichteten
Batterietechnologie mit hohen Risiken (technischer Ausfall der Förderkapazitäten, unerwartete Preisschwankungen, Einflüsse auf den Zugang und die Verfügbarkeit durch
regionale soziale, politische und ökologische Einflüsse) in den einzelnen Abbaugebieten zu rechnen.
Insbesondere die bolivianische Regierung unter der Leitung des Präsidenten Evo Morales, dessen sozialistische Partei eine mehrheitliche Unterstützung unter der indigenen Bevölkerung besitzt, will einer Ausbeutung inländischer Ressourcen durch ausländische Unternehmen entgegenwirken. Da Bolivien, das gemessen am Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt eine der ärmsten Volkswirtschaften Südamerikas ist, für den Abbau der
Lithium-haltigen Solen jedoch ausländisches Kapital und technisches Know-how benötigt, müssen zukünftig geeignete Kooperationsmöglichkeiten auf wirtschaftlicher und
politischer Ebene gefunden werden. Nur so kann eine zukünftig steigende Nachfrage
nach Lithium langfristig befriedigt werden.
Chinas globale Ressourcenpolitik zeichnet sich dadurch aus, dass Abbau von und
Handel mit eigenen Ressourcen gegen rohstoffimportierende Länder bewusst strategisch ausgerichtet ist, um die Versorgung des eigenen Landes langfristig sicherzustellen. Dies führt zu der Schwierigkeit, dass sich der chinesische Lithiumanteil am Weltmarkt trotz eines zunehmenden Lithiumbedarfs langfristig nicht abschätzen lässt. Risiken wie die Einführung von Abbauobergrenzen oder Zöllen bei den Seltenerdoxiden
(siehe Fallstudie zu den Seltenerdmetallen) führten auch hier in der Vergangenheit zu
Unsicherheiten in der Versorgung entsprechender Industriezweige. Wie sich die Situation durch die Öffnung des chinesischen Marktes in Reaktion auf einen Schiedsspruch
der Welthandelsorganisation (WTO) (Spiegel Online, 2015) verändern wird, lässt sich
nach aktuellem Stand noch nicht vorhersagen.
40
Fallstudien
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Zusätzlich orientiert sich Chinas Nachfrage nach hochqualitativen Spodumenvorkommen für chemische Fertigungsprozesse derzeit vornehmlich auf das ausländische Angebot. So haben führende australischen Lithiumproduzenten ihre Produktionskapazitäten für Lithiumcarbonat im Jahr 2012 auf 110.000 Tonnen pro Jahr verdoppelt,
um die chinesische Nachfrage zu bedienen. Im Jahr 2013 übernahm dann ein chinesischer Lithium-Produzent die Mine. Im Umkehrschluss eröffnete ein australischer Chemiekonzern eine Fabrik in China, um australisches Lithium-Konzentrat in Batteriegeeignetes Lithiumcarbonat zu verwandeln.
Vor diesem Hintergrund besitzt die Entwicklung von Strategien der langfristigen Lithiumversorgung mittlerweile oberste Priorität für internationale Technologieunternehmen.
Insbesondere im Bereich asiatischer Batterie- und Automobilhersteller wurden bereits
Anstrengungen unternommen, um im Rahmen strategischer Branchenzusammenschlüsse und Joint Ventures mit Explorationsunternehmen eine diversifizierte Lithiumversorgung aufzubauen (USGS, 2014).
Ausblick
Vor dem Hintergrund der stark einseitig konzentrierten Allokation zukünftig bedeutender Lithiumvorkommen auf Südamerika ist davon auszugehen, dass Lithium-haltige
Erze und Solen aus China und Australien lediglich eine Ergänzung der Versorgung
durch Bolivien, Chile und Argentinien darstellen werden. Angesichts des damit verbundenen unsicheren Zugangs sind zukünftig Strategien zur Wiederaufbereitung von Lithium-Ionen-Akkumulatoren aus strategischer Sicht anzuraten. Derzeit wird jedoch nur
ein geringer Teil der Lithium-Ionen-Zellen wieder aufbereitet. Zwar sind heutige Recyclingkapazitäten für Lithium-Ionen-Akkumulatoren noch weitgehend unbedeutend, aufgrund zukünftiger Steigerungsraten des Lithium-Batteriemarkts indes von wirtschaftlicher Relevanz.
Neben der Ausrichtung des Energiespeichermarkts auf Lithium-basierte Systeme müssen auch alternative Energiespeichertechnologien verstärkt in den Fokus der Entwicklung und Anwendung geraten. Insbesondere Batterietechnologien auf der Basis von
Zink-Luft (ZnAir) und Natrium-Nickelchlorid (NaNiCl) weisen schon heute vielversprechende Potenziale für vergleichsweise sehr gute Energiedichten auf und besitzen aufgrund einer weit gestreuten Verteilung der Lagerstätten und der quantitativ größeren
Reichweiten der dafür benötigten Rohstoffe eine höhere Sicherheit hinsichtlich der
Ressourcenverfügbarkeit. Für eine zukünftige Industrialisierung elektrobetriebener
Kraftfahrzeuge müssen derartige alternative Batterietechnologien ebenfalls prioritär in
Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten einbezogen werden.
6.2
Fallstudie 2: Seltenerdmetalle und Beleuchtungssysteme
Der Begriff Seltene Erden (SE) bietet in zweierlei Hinsicht Anlass für Missverständnisse. So geht die Bezeichnung selten zurück auf die Anfangszeit ihrer Gewinnung, in
welcher die SE-Reserven im Gegensatz zur heutigen Erkenntnis (Manager Magazin,
2014) als selten eingestuft wurden. Zudem wurden Seltene Erden aus Mineralien ge-
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Fallstudien
41
wonnen, aus welchen sie als Oxide (ursprünglich als Erden bezeichnet) isoliert wurden.
Zu den Seltenerdmetallen gehören neben den chemischen Elementen der dritten
Hauptgruppe des Periodensystems Scandium (21), Yttrium (39) und Lanthan (57), die
14 auf Lanthan folgenden Elemente. Diese als Lanthanoide bezeichneten Elemente
umfassen Cer (Ce), Praseodym (Pr), Neodym (Nd), Promethium (Pm), Samarium
(Sm), Europium (Eu), Gadolinium (Gd), Terbium (Tb), Dysprosium (Dy), Holmium (Ho),
Erbium (Er), Thulium (Tm), Ytterbium (Yb) und Lutetium (Lu). Lanthanoide besitzen
durch dieselbe vollständige Besetzung der äußeren Elektronenschale sehr ähnliche
chemische Eigenschaften, auch wenn sich ihre physikalischen Eigenschaften unterscheiden. Sie eignen sich in besonderer Weise für eine Vielzahl technischer Anwendungen, in welchen sie meistens als einzelne metallische Elemente (SEE), als Mischmetall oder als Oxide (SEO) verwendet werden.
Seltene Erden werden zumeist als Leuchtstoffe, Magnete, in der Metallurgie, als Additive in der Keramik- und Glasherstellung sowie in der Katalysatorindustrie eingesetzt.
Hier haben von den 17 Metallen vorwiegend Lanthan, Cer, Praseodym, Neodym, Samarium, Europium, Dyprosium und Gadolinum eine industriell-wirtschaftliche Bedeutung. Die Verwendung von Seltenerdmetallen in den USA gliedert sich im Jahr 2013
gemäß des U. S. Geological Survey wie folgt: Katalysatoren (65 Prozent), Metallurgie
(19 Prozent), Permanentmagnete (9 Prozent), Glaspolierung (6 Prozent) und sonstige
Anwendungen (1 Prozent) (USGS, 2014).
Nachdem der Verfügbarkeit der Seltenerdmetalle als auch dem Rohstoff selber trotz
ihres großen Potenzials und der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten zunächst nur wenig
Bedeutung beigemessen wurde, hat sich dies mit dem Aufkommen neuer Technologien radikal geändert. Mit dem zunehmenden Bedarf an Seltenen Erden für mobile
Elektronikgeräte, für neue zukunftsweisende Elektroantriebstechnologien bei Hybridfahrzeugen, für innovative und regenerative Energieerzeugungstechnologien sowie für
die Entwicklung und industrielle Anwendung neuer energieeffizienter Beleuchtungssysteme erhielten die SE somit einen strategischen Status. Mittlerweile kommen SE in
vielen alltäglichen Elektronikgeräten vor und übernehmen dort wichtige funktionelle
Aufgaben als Bestandteil von Magneten, Glasadditiven oder Leuchtstoffen in Flachbildschirmen. Besonders neue Generationen von elektrobetriebenen Fahrzeugen sind
auf die SE angewiesen, die unter anderem in den Batterien oder als starke Permanentmagnete in den Elektromotoren zum Einsatz kommen. Neben dem bereits genannten Lithium kommt in Hybridfahrzeugen somit eine Reihe von Seltenerdmetallen
zum Einsatz, deren stetige Verfügbarkeit für die industrielle Anwendung neuer Technologiebündel von essenzieller Bedeutung ist.
42
Fallstudien
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Abbildung 10
SE-Einsatz in Fahrzeugen mit Hybridantrieb
Quelle: vbw Unternehmermagazin
Durch ihre relativ hohe Stabilität gegenüber thermodynamischen Reaktionen werden
Seltene Erden bevorzugt in der Beleuchtungsindustrie als Lumineszenzfarbstoffe verwendet. Ebenso zeichnen sich SE-haltige Beleuchtungssysteme gegenüber herkömmlichen Technologien durch hohe Energieeffizienz und -sparsamkeit aus. Diese Eigenschaften sind besonders bezüglich ihres Potenzials zur Reduktion umweltschädigender
Emissionen in der Klimadebatte von großer Relevanz. Diesbezüglich sind vor allem
Leuchtstofflampen, Kompaktleuchtstofflampen und LEDs sehr bedeutend. Alle drei
Lampensysteme weisen eine besonders hohe Effizienz, Lichtausbeute und Lebensdauer auf und sparen aufgrund dessen gegenüber herkömmlichen Glühlampen bis zu
80 Prozent Energie und somit Stromkosten. Zudem wird den Lampen zukünftig besondere Bedeutung beigemessen, da sie mit einer mehr als zehnmal so hohen Lebensdauer herkömmlichen Glühlampen weit voraus sind.
Als Konsequenz daraus wird in Zukunft eine massive Umstellung der Beleuchtungstechnologien hin zu effizienteren und sparsameren Lampen erfolgen, wodurch sich der
Bedarf an SE erhöhen wird. Des Weiteren werden zur Herstellung von LED-Leuchten
ebenso komplementäre Metalle wie Indium und Gallium verstärkt benötigt, die ebenfalls als risikobehaftete und strategisch wertvolle Metalle bewertet werden können. Die
in der Produktion dieser Güter verwendeten Seltenen Erden werden vorwiegend als
Seltene-Erden-Oxide (SEO) und Seltenerdmetalle (SEM) als Einzelmetall oder Mischmetall produziert, gehandelt und verwendet. Für die Gewinnung von SEO und SEM
sind aufwendige Verarbeitungsschritte notwendig, da die Ähnlichkeit der chemischen
Eigenschaften der SE ihre Trennung sehr schwierig und kostspielig macht.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Fallstudien
43
Zur Gewinnung von Seltenerdmetallen werden in erster Linie Silikate, Carbonate oder
Phosphate verwendet, deren Varietäten je nach Zusammensetzung verschiedene Anteile und Konzentrationen an SE aufweisen. Durch die große Ähnlichkeit der Eigenschaften treten SE meist vergesellschaftet als Oxide auf. Von den über 200 bekannten
SE-haltigen Mineralien, deren Anteil an Seltenerdoxiden teilweise beträchtlichen
Schwankungen unterliegt, eignen sich nur wenige für einen kommerziellen Abbau.
China besitzt mit rund 40 Prozent die signifikantesten Lagerstätten für SEO, welche
sich vornehmlich im Westen des Landes befinden. Neben SEO verfügt China zudem
über sämtliche weitere Typen von wirtschaftlich bedeutenden SE-Mineralen. Die weltweit größten Ressourcenlager mit 48 Millionen Tonnen SEO befinden sich in der chinesischen Provinz Innere Mongolei im Nordwesten des Landes in Bayan Obo. Die dortige Ablagerung besteht aus zwei großen Erzkörpern mit zusammen 600 Millionen
Tonnen Erzgestein und einem durchschnittlichen SE-Gehalt von 4 Prozent. Trotz der
umfangreichen Vorkommen in der Region und der steigenden Nachfrage auf dem
Weltmarkt hat die chinesische Regierung in den letzten Jahren konsequent eine Obergrenze für die Produktion und die Ausfuhr bestimmt, welche auch im Jahr 2013 aufrechterhalten wurde. Infolge einer mehrfachen Reduzierung in den vergangenen Jahren lag die Obergrenze für die Ausfuhr Seltener Erden im Jahr 2013 bei 31.000 Tonnen. (2011: 30.184 Tonnen).
Internationaler wirtschaftlicher Druck auf China, mehr Seltene Erden auszuführen, um
die steigende Nachfrage auf dem Weltmarkt zu bedienen, hat dazu geführt, dass China
im Jahr 2011 erstmals eine leichte Erhöhung der Ausfuhrobergrenze (+2,7 Prozent)
zuließ. Bis zum Jahr 2013 war erneut eine leichte Erhöhung (+1,0 Prozent) zu verzeichnen. Auf Grund eines Schiedsspruchs der Welthandelsorganisation (WTO) ist
China jedoch seit Beginn dieses Jahres gezwungen, die bisher aufrechterhaltenen Exportbeschränkungen vollständig aufzuheben (Spiegel Online, 2015). Welche Veränderungen dies auf dem Markt für Seltene Erden mit sich bringt, bliebt abzuwarten.
Der bis zum Jahr 2011 durch Chinas Exportbeschränkungen künstlich hochgehaltene
Preis für SEO steht im Kontrast zu dem seit dem Jahr 2011 zu beobachtenden Preisrückgang, der sogar Chinas Exportpolitik ins Schwanken bringt. So wurde im Jahr 2013
nicht einmal die von der chinesischen Regierung zugeteilte Exportquote von 30.999
Tonnen ausgeschöpft. Als Gründe werden die neu erkannten Substitutionsmöglichkeiten der Metalle sowie die Erschließung neuer Minen genannt. Allein im Jahr 2011 wurden über 440 neue SE-Vorkommen weltweit entdeckt. Somit gelten neben China als
weitere Länder mit bedeutenden SEO-Reserven Brasilien (15,7 Prozent) und die USA
(9,3 Prozent). Aufgrund der schlechten Datenlage sind weitere 30 Prozent der weltweiten Reserven nicht einzelnen Ländern zuzuordnen und werden lediglich mit dem Ausdruck Rest der Welt betitelt. Weltweit geht man im Jahr 2013 von SEO-Reserven in
Höhe von 140 Millionen Tonnen aus (USGS, 2014). Laut Dr. Harald Elsner, Experte für
Seltene Erden in der BGR, wird erwartet, dass die gegenwärtig bekannten Reserven
noch für 285 Jahre ausreichen werden. Die Ressourcen sogar für fast 3.400 Jahre.
Den durch diese Entwicklung starken Einbruch im Absatzmarkt versucht China aktuell
mit verschiedenen Maßnahmen aufzuhalten. Hierbei steht vor allem die Eindämmung
des Schmuggels im Vordergrund. Laut Experten des BGR wird die jährlich geschmug-
44
Fallstudien
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
gelte Menge an SEO in den Jahren 2010 und 2011 auf bis zu 35.000 Tonnen geschätzt (BGR, Pressemitteilung 12. März 2014).
Grundsätzlich dominiert China mit einer Produktionsmenge für SEO von rund 100.000
Tonnen pro Jahr im Jahr 2013 zwar noch immer den Weltmarkt, jedoch sinkt – bedingt
durch die neu entdeckten Reserven und Fördermöglichkeiten – der Länderanteil an der
globalen Produktion für Hightech-Rohstoffe allmählich. Während das Land 2012 noch
einen Anteil von 97,6 Prozent hatte, belief er sich im Jahr 2013 nur noch auf 92,1 Prozent. Dies zeigt, dass die Produktion in neu erschlossenen Minen langsam ansteigt.
Somit gelten – hinter China – als die wichtigsten Produktionsländer die USA mit rund
4.000 Tonnen, Indien mit 2.900 Tonnen und Russland mit 2.400 Tonnen Fördervolumen. Doch auch wenn die USA im Jahr 2013 im Vergleich zum Vorjahr ihre Produktion
um 20 Prozent gesteigert haben, machen sie damit lediglich 3,6 Prozent des Weltmarkts aus (USGS, 2014). China gilt somit trotz neuer SE-Vorkommen und Fördermöglichkeiten als die unumstrittene Marktmacht.
Ausblick
Das weltweite Bestreben der letzten Jahre, Chinas Vormachtstellung auf dem Gebiet
der SE einzudämmen, hat dazu geführt, dass durch die Erschließung neuer Minen und
Fördermöglichkeiten im Jahr 2013 ein leichter Rückgang der Weltmacht China auf dem
Markt der Seltenen Erden zu erkennen ist. Doch trotz der leichten Abschwächung wird
China wohl auch in Zukunft weiter Weltmarktführer auf diesem Gebiet bleiben. Denn
auch wenn die Reserven außerhalb Chinas weltweit knapp 60 Prozent der weltweiten
Reserven ausmachen, enthalten Lagerstätten in den USA, Australien oder Russland
überwiegend leichte Seltene Erden. Schwere Seltene Erden, wie sie vorwiegend in
zukunftsträchtigen Technologien – wie beispielsweise Elektromobilität, Windkraftanlagen, Energiesparlampen – benötigt werden, lassen sich nach wie vor ausschließlich in
China gewinnen. Somit wird der Weltmarkt wohl noch eine Weile mit Chinas wirtschaftlicher Vormachtstellung konfrontiert sein. In diesem Sinne sieht das BGR die Versorgungslage für leichte SE völlig unkritisch. Sorge besteht lediglich bei der Versorgung
mit schweren SE, die bis zur Eröffnung von zumindest einer der 20 bekannten Lagerstätten mit schweren SE außerhalb Chinas kritisch eingeschätzt wird (BGR, Pressemitteilung 12.03.2014).
Vor diesem Hintergrund ist gerade in diesem Bereich die Wiederverwendung von Rohstoffen – d. h. die Gewinnung von SE-Sekundärrohstoffen – von großer Bedeutung.
Insbesondere Alt-Leuchtstoffe stellen ein erhebliches Sekundärrohstoffpotenzial für SE
dar. So besitzen herkömmliche stabförmige Leuchtstofflampen auf der Innenseite des
Leuchtkörperrohres je nach Größe eine dreilagige und 2 bis 4 Gramm schwere Leuchtstoffschicht mit einem geringen Anteil aus SE-Verbindungen. Der SE-Gehalt in den
Leuchtstoffabfällen beläuft sich durchschnittlich auf circa 10 Prozent.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Fallstudien
45
Abbildung 11
Globale Verteilung von SE-Oxiden und Produktion nach Ländern
Quelle: USGS (2014); Darstellung nach WZU Augsburg
6.3
Fallstudie 3: Rohstoffe in der Elektroindustrie
Wie bereits mehrfach im vorliegenden Gutachten erwähnt, hängt die Entwicklung der
Elektroindustrie entscheidend von der Verfügbarkeit der Rohstoffe ab. Hier spielen
nicht nur die organischen, sondern auch die anorganischen Materialien eine entscheidende Rolle. Neben den klassischen Rohstoffen, wie Kupfer, Roheisen, Stahl, Elektroblech, Aluminium, Rohöl bzw. Erdgas, Nickel, Blei, Kobalt, Lithium, Zink und Mangan, ist für Elektrounternehmen auch der Einsatz von Seltenen Erden essenziell. Dies
ist vor allem deshalb der Fall, weil die Entwicklung von Hightech-Produkten eminent
von diesem Rohstoff abhängt (ZVEI, 2010).
Da der Bereich der Automation knapp 22 Prozent des Gesamtumsatzes der bayerischen Elektroindustrie ausmacht, ist die Industrie hier in besonderem Ausmaß auf die
Versorgung mit Rohstoffen angewiesen. Auch hier ist es vor allem der Rohstoff der
Seltenen Erden, der essenziell für die Entwicklung der bayerischen Industrie ist. Grund
hierfür ist der besondere Bedarf an SE zur Produktion von Dauer- und Permanentmagneten, die wiederum für Elektromotoren und Generatoren eingesetzt werden. Zudem
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Fallstudien
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
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werden die genannten Rohstoffe ebenfalls für die Herstellung von Unterhaltungselektronik und Batterien benötigt. Auch wenn der Anteil der Batterieherstellung in Bayern
am Umsatz der gesamten Elektroindustrie derzeit lediglich 0,3 Prozent ausmacht, ist
aufgrund eines ansteigenden Batteriebedarfs auch mit einer stetig wachsenden Rohstoffnachfrage zu rechnen. Dieser Anstieg hängt nicht zuletzt mit der zunehmenden
Nachfrage nach Elektroautos und Hybridfahrzeugen zusammen. So prognostiziert Roland Berger (2011), dass im Jahr 2025 knapp 10 Prozent der weltweiten Neuwagenverkäufe auf reine Elektrofahrzeuge sowie weitere rund 40 Prozent auf Hybridfahrzeuge entfallen.
Abbildung 12
Umsatzverteilung in der bayerischen Elektrobranche
Quellen: Statistisches Landesamt Bayern (2014); Gontermann, Giehl (2012); eigene Darstellung
IW Consult (2015)
Eine stabile Rohstoffversorgung ist gerade für die bayerische Elektroindustrie von großer Relevanz, sowohl da sie ein wichtiger Zulieferer der Automobilindustrie in Deutschland ist, als auch weil sie auf die Rohstoffverfügbarkeit angewiesen ist, um ihre internationale Position im Bereich der Hochtechnologie verteidigen zu können. Die Abhängigkeit der bayerischen Industrie wird auch durch die Tatsache deutlich, dass sich
50 Prozent der Umsätze der bayerischen Elektroindustrie auf die drei Bereiche Automation, elektronische Bauelemente und Informationstechnologien konzentrieren. Wie
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Fallstudien
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bereits in vorangegangenen Abschnitten erwähnt, sind gerade diese auf knappe Rohstoffe angewiesen. Zudem sind die Branchen untereinander vernetzt. So liefert beispielsweise die Bauelementebranche wichtige Vorleistungen für Unternehmen aus
dem Bereich Automation, wodurch die Versorgung mit diesen Rohstoffen Einfluss auf
die gesamtwirtschaftliche Tätigkeit besitzt.
Einflussfaktoren auf die Rohstoffversorgung
Die Rohstoffsituation sowohl in Deutschland allgemein, als auch in Bayern im Speziellen hängt jedoch nicht nur von der allgemeinen Verfügbarkeit der Rohstoffe ab, sondern wird auch durch rechtliche Regelungen beeinflusst (z. B. REACH, RohS, Zölle,
Exportquoten). Wie bereits in Fallstudie 2 am Beispiel der Seltenerdmetalle und den
diesbezüglichen Handelsbeschränkungen Chinas gezeigt wurde, können rechtliche
Regelungen bzw. die Exportpolitik des jeweiligen Lieferlandes den möglichen Zugriff
auf die benötigten Rohstoffe massiv beeinflussen. Andererseits muss natürlich erwähnt
werden, dass die bayerische Industrie nicht nur auf knappe oder kritische Güter, wie
z. B. Lithium oder Metalle aus der Gruppe der Seltenen Erden, sondern auch auf Stoffe
wie Aluminium, Eisen oder Blei, die in ausreichenden Mengen für die kommenden Jahre zur Verfügung stehen, angewiesen ist.
Neben hemmenden Exportrichtlinien wichtiger Produktionsländer haben weitere nationale und internationale Gesetze Einfluss auf die Versorgung der bayerischen Elektroindustrie mit produktionswichtigen Rohstoffen. So wurde als Reaktion auf die Finanzmarktkrise vom US-Kongress im Jahr 2010 der Dodd-Frank Act verabschiedet. Dieser
dient in erster Linie dazu, den US-amerikanischen Finanzmarkt zu stabilisieren. Allerdings wird in dieser Rechtvorschrift festgelegt, dass US-börsennotierte Unternehmen
dazu verpflichtet sind, ihre Liefer- und Produktketten offenzulegen, sofern sie Rohstoffe
aus Ländern beziehen, die durch den Rohstoffhandel bewaffnete Konflikte finanzieren.
Insbesondere betrifft dies Rohstoffe aus der Demokratischen Republik Kongo und deren Nachbarstaaten. Die Melde- bzw. Offenlegungsvorschrift trifft jedoch nicht nur USbörsennotierte Unternehmen selber, sondern hat auch Auswirkungen auf bayerische
Unternehmen, sofern sie durch mögliche Liefervernetzungen mit US-börsennotierten
Unternehmen verbunden sind. Davon betroffene Rohstoffe sind beispielsweise Kobalt
und Tantal, da die Demokratische Republik Kongo als der größte Produzent dieser
Rohstoffe auftritt. Für die Elektroindustrie ist gerade Kobalt vor allem wegen seines
Einsatzes in Batterien von Bedeutung. Negative Auswirkungen auf die Rohstoffsituation kann das Offenlegungs-Gesetz dann haben, wenn sich Unternehmen aus dem
Markt zurückziehen aus Angst, in moralischen Verruf aufgrund einer vermeintlichen
Unterstützung von kriegführenden Ländern zu geraten (Mohr et al., 2013; Huy et al.,
2011).
Neben dem Dodd-Frank Act sowie dem darauf aufbauenden EU-spezifischen Countryby-Country-Reporting sind auf EU-Ebene in den letzten Jahren weitere Gesetze eingeführt worden, die die Rohstoffversorgung der Unternehmen in der Elektroindustrie betreffen. So ist das Ziel des RohS (Restriction of the use of certain hazardous substances), umweltgefährdende Rohstoffe wie Blei, Quecksilber und bestimmte Formen
48
Fallstudien
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
von Chrom nicht mehr in Produkten oder bei der Produktion dieser zuzulassen. Als
Konsequenz sind die Unternehmen gegebenenfalls gezwungen, ihre Produktion anzupassen, die Konstruktion der Produkte zu überarbeiten und die verbotenen Stoffe zu
ersetzen. Betroffen von dieser Regelung sind beispielweise Hersteller von Haushaltsgeräten, Beleuchtungskörpern oder Unterhaltungselektronik.
Weiterhin wurde von der EU eine Einschränkung zur Verwendungsfreiheit einzelner
Rohstoffe erlassen (wird als REACH – Registration, Evaluation, Authorisation and
Restriciton of Chemicals – bezeichnet). Obwohl es sich hierbei in erster Linie um eine
Regelung handelt, die Chemikalien betrifft, ist davon auch die Verwendung einzelner
Rohstoffe betroffen. So wird im Gegensatz zu RohS die komplette Wertschöpfungskette des Unternehmens von dieser Regelung beeinflusst, da bestimmte Meldegrenzen
nicht überschritten werden dürfen.
Durch die aufgelisteten Gesetze und Verordnungen ergeben sich neben zusätzlichem
Verwaltungsaufwand weitere negative Implikationen. So kann beispielsweise die Einsparung oder Substitution knapper Rohstoffe erschwert werden. Dies ist dann der Fall,
wenn bei der Substitution von Rohstoffen neue Fertigungstechniken zum Einsatz
kommen, für welche Substanzen verwendet werden müssten, die nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Des Weiteren kann eine Rohstoffsubstitution mit kostspieligen
und zeitintensiven Zertifizierungsmaßnahmen verbunden sein, was den Verwaltungsund somit den Kostenaufwand weiter erhöht.
Miniaturisierung
Zur Verringerung des Einsatzes als kritisch eingestufter Rohstoffe in der Elektrobranche sowie in der Unterhaltungselektronik als auch beispielsweise in der Fertigung von
Bauteilen besteht die Möglichkeit der Miniaturisierung, sprich: einer Verkleinerung des
Produkts bei identischer Funktion und weniger Materialeinsatz. Besonders durch die
stetig steigende weltweite Verbreitung von Smartphones mit einer wachsenden Zahl
von Funktionen und Leistungsmerkmalen bleibt die Miniaturisierung elektronischer
Bauelemente einer der bestimmenden Trends. Ein entscheidender Vorteil der Miniaturisierung ist für die Unternehmen, dass weniger Material eingesetzt werden muss. Zur
Miniaturisierung sind aber verschiedene tendenziell kritische Hightech-Rohstoffe notwendig.
Abbildung 13 zeigt beispielhaft die Möglichkeiten der Miniaturisierung an SAW-Duplexern. Surface Acoustic Wave-(SAW)-Produkte werden u. a. für Mobiltelefone benötigt.
Ein Duplexer ist ein Bauelement, das die Kommunikation zwischen einem Transmitter
und einem Receiver regelt, die auf verschiedenen Frequenzen arbeiten, sodass nur
eine Antenne benötigt wird. Dies reduziert die Interaktionshäufigkeit und minimiert die
Schädigung des elektrischen Datensignals. Diese Duplexer müssen eingesetzt werden, um Smartphones trotz einer immer größeren Elektronikausstattung weiterhin
schmal und klein produzieren zu können.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Fallstudien
49
Abbildung 13
Beispiel für Miniaturisierung
Quelle: EPCOS AG (2012)
Neben Einsparpotenzial von Rohstoffen führt eine Miniaturisierung zu kleineren Endprodukten oder gar zur Schaffung von neuen Produkten. Diese können für Unternehmen Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Marktteilnehmern schaffen. So sind Tablet-PCs ohne eine starke Verkleinerung der elektronischen Bauteile nicht denkbar. Das
Ausmaß der Miniaturisierung eines Produkts ist allerdings zum einen durch die technischen Möglichkeiten beschränkt, zum anderen müssen die Eigenschaften des Ursprungsprodukts beibehalten werden.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
7
Fazit und Handlungsempfehlungen
51
Fazit und Handlungsempfehlungen
Aufmerksamkeit schaffen, Informationen bereitstellen, Lösungen unterstützen
Die Risiken für die Rohstoffversorgung für deutsche und bayerische Unternehmen entstehen aus einer Kombination verschiedener Ursachen. Neben der primären Verfügbarkeit der Rohstoffe beeinflussen – für die verschiedenen Rohstoffe in unterschiedlicher Intensität – unter anderem die geografische Lage der Vorkommen, die Anfälligkeit
der Förderbedingungen und Lieferbeziehungen gegenüber diskretionären politischen
Entscheidungen in den rohstoffproduzierenden Ländern, die Unternehmenskonzentration in der Rohstoffförderung und Preisrisiken die Risikoeinschätzung für die Versorgung mit Rohstoffen. Während Deutschland eine gute inländische Versorgung mit verschiedenen Mineralien und Teilen der Energierohstoffe aufweist, müssen Primärmetalle vollständig importiert werden.
Um den verschiedenen Ursachen der Rohstoffrisiken adäquat begegnen zu können,
müssen Handlungsstrategien an verschiedenen Punkten ansetzen und auf unterschiedlichen Ebenen adressiert werden.
7.1
Unternehmensebene
Auf der Unternehmensebene ist es wichtig, die Aufmerksamkeit für das Problem der
Rohstoffversorgung zu schärfen. Die Risiken der eigenen Rohstoffversorgung müssen
analysiert werden. Dazu müssen neben dem eigenen Rohstoffbezug auch die Wertschöpfungsketten unter die Lupe genommen werden. Ein Großteil der Rohstoffrisiken
in der deutschen und der bayerischen Industrie liegt in den Vorleistungen, weil hier der
größte Rohstoffverbrauch stattfindet.
Einer als kritisch eingeschätzten Rohstoffversorgung kann auf Unternehmensebene je
nach Risikoursache auf verschiedenen Wegen begegnet werden. Preisrisiken können
einerseits durch Hedging, also die langfristige Absicherung von Preiskonditionen mit
Optionen oder Futures, begrenzt werden. Andererseits können Marktunvollkommenheiten auf der Anbieterseite Gegenmaßnahmen auf der Nachfrageseite entgegengesetzt
werden. Für große und finanzstarke Unternehmen ist hier an die vertikale Integration
von Rohstofflieferanten zu denken, kleinere Unternehmen könnten sich zu Einkaufsgemeinschaften zusammenschließen, um ihre Nachfragemacht zu erhöhen.
Stoffliche Versorgungsrisiken können mit der Verminderung des Rohstoffbedarfs reduziert werden. Auch hier sind verschiedene Strategien denkbar:
– Forschung und Entwicklung auf Unternehmensebene kann auf die Überarbeitung
und Neuentwicklung von Produkten konzentriert werden mit dem Ziel, durch
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Fazit und Handlungsempfehlungen
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
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Substitution einzelner Rohstoffe oder Miniaturisierung von Bauteilen den Rohstoffbedarf zu reduzieren.
– Eine effiziente Verwendung der Rohstoffe in der Produktion setzt schon in der
Produktplanung an. Sie muss im Idealfall den Produktionsprozess und den gesamten Lebenszyklus des Produkts sowie das Recycling mit einschließen.
Neben der Verminderung des Bedarfs zeigen Umfrageergebnisse der IW Consult, dass
sich durch die Diversifizierung von Lieferwegen das stoffliche Versorgungsrisiko mit
Rohstoffen vermindern lässt. Befragungsergebnisse der IW Consult zeigen zudem,
dass kleine Unternehmen den Versorgungsrisiken besonders ausgesetzt sind, weil sie
nur selten über eine aktive Strategie zur Begrenzung der Rohstoffrisiken verfügen.
7.2
Interaktive Ebene
Die Zusammenarbeit von Unternehmen untereinander und zwischen Unternehmen und
Forschungseinrichtungen ist immer dann eine nützliche Strategie, wenn die Aufgaben
für ein einzelnes Unternehmen zu komplex oder im Umfang zu groß werden. Im Zusammenhang mit der Rohstoffversorgung sind folgende Maßnahmen von besonderer
Bedeutung:
– Forschung in Fragen der Rohstoffeffizienz und Substitution von Rohstoffen: Für
einzelne Unternehmen sind die Aufwendungen für eigenständige Forschungsund Entwicklungsmaßnahmen in diesen Bereichen häufig zu hoch oder die Fragestellungen zu komplex. Unternehmen können hier ihre Kräfte mit anderen Unternehmen bündeln oder in Kooperation mit Forschungseinrichtungen den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis stärken.
– Einkaufsgemeinschaften können erweitert werden, um gemeinsam einen strategischen Vorrat kritischer Rohstoffe anzulegen. Diese Maßnahmen lindern Preisrisiken und die Gefährdung physischer Lieferengpässe.
– Die Zusammenarbeit von Unternehmen entlang der Wertschöpfungsketten ermöglicht die gemeinsame Identifikation von Risiken für die Rohstoffversorgung in
Bezug auf das Endprodukt.
Unternehmensbefragungen der IW Consult kommen zu dem Ergebnis, dass generell
positive Effekte für Unternehmen durch die Zusammenarbeit in Netzwerken entstehen.
Unternehmen, die in Netzwerke eingebunden sind, weisen eine bessere Performance
auf als andere. Solche positiven Effekte sollten auch auf die Bearbeitung der Rohstoffthematik übertragen werden.
Die Zusammenarbeit von Unternehmen und staatlichen Akteuren in Deutschland hat
eine besondere Relevanz für Recycling und Materialeffizienz. Die Bundesregierung
adressiert hier verschiedene Handlungsfelder mit dem Ressourceneffizienzprogramm.
Dazu zählen die technologische Unterstützung, die Forschungsförderung und die Förderung der Kooperation zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
7.3
Fazit und Handlungsempfehlungen
53
Staatliche Ebene
Die Sicherung der Rohstoffversorgung wird auf der staatlichen Ebene durch die Rohstoffstrategien der Bundesregierung und der Europäischen Union angestrebt. Im Hinblick auf das Problem des strategischen Einsatzes von Marktmacht unterstützt die
Bundesregierung die Handelspolitik der EU mit dem Ziel, weiterhin für offene Weltmärkte für Rohstoffe zu sorgen. Zu den Handlungsfeldern zählen hier einerseits die
Bemühungen um einen möglichst freien Welthandel allgemein. Andererseits geht die
EU gemeinsam mit internationalen Partnern wie den USA oder Mexiko in verschiedenen internationalen Gremien, wie z. B. der WTO, direkt gegen handelsbeschränkende
Einzelmaßnahmen von rohstoffproduzierenden Ländern vor. Die Sicherung grundsätzlich guter Beziehungen zu den rohstoffproduzierenden Ländern ist dabei eine gemeinsame Aufgabe der europäischen Politik und der Bundespolitik.
Neben der Handelspolitik sieht die Bundesregierung ihre wesentliche Aufgabe darin,
den Unternehmen günstige Rahmenbedingungen für deren eigene Bemühungen zur
Sicherung der Rohstoffversorgung zu bieten. Dieses Bestreben soll mit den eigenen
entwicklungspolitischen Zielsetzungen verknüpft werden.
Die Analyse der Rohstoffrisiken zeigt, dass häufig mangelnde politische Stabilität, Krisen und Korruption Gründe für Versorgungsprobleme bei Rohstoffen sind. Die Unterstützung von Rohstoffländern beim Aufbau guter Regierungsstrukturen (good governance) kann daher die Versorgungssicherheit der deutschen und bayerischen Industrie
mit Rohstoffen verbessern. Im Rahmen der Rohstoffpartnerschaften der Bundesregierung wird dieser Ansatz um Maßnahmen z. B. zum Technologietransfer, zur Rohstoffeffizienz sowie zur Einhaltung internationaler Standards im Bergbau und bei Sozialund Umweltnormen ergänzt. Von einem breiten Ansatz wird eine größere Nachhaltigkeit der Unterstützung erwartet.
Die Abhängigkeit von Rohstoffen aus dem Ausland kann durch staatliche Maßnahmen
vermindert werden, indem die Regierung die Bemühungen der Unternehmen zu einem
besseren Zugang zum in- und ausländischen Bergbau unterstützt. Ein wesentliches
Element ist dabei die Verbesserung der Investitionssicherheit für die Unternehmen.
Dies kann teilweise im Rahmen der Rohstoffpartnerschaften erreicht werden. Die Rohstoffabhängigkeit vom Ausland kann zudem bei geeigneten Rohstoffen durch die Förderung der inländischen Primärrohstoffgewinnung vermindert werden.
Während die Analyse des individuellen Rohstoffbedarfs ureigene Unternehmensaufgabe ist, kann von staatlicher Seite hier durch Informationsangebote eine wichtige Unterstützung geleistet werden. Die Bundesregierung hat hier mit der DERA eine zentrale
Informationsstelle in Deutschland geschaffen. Zu deren primären Aufgaben gehören
die Beratung der deutschen Wirtschaft zum Thema Rohstoffe und der Informationsaustausch in Forschung und Entwicklung.
In Bezug auf die Verringerung der Abhängigkeit von Primärrohstoffen lassen sich zwei
Aspekte als Aufgabe der staatlichen Ebene identifizieren. Bei der Grundlagenforschung
ist eine staatliche Beteiligung gerechtfertigt, wenn positive externe Effekte entstehen.
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Fazit und Handlungsempfehlungen
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
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Die Grundlagenforschung sollte sich hier vor allem auf Rohstoffe konzentrieren, die für
Deutschland als kritisch eingestuft werden. Das zweite Aufgabenfeld besteht im Bildungssektor in der Ausbildung von Wissenschaftlern in relevanten technischen und
naturwissenschaftlichen Bereichen.
Quelle: Bardt / Kempermann / Lichtblau (2013)
- Klage gegen Missbrauch von Marktmacht
- Technologietransfer
- Klage gegen Missbrauch von Marktmacht
- Technologietransfer
Freier Wettbewerb auf
Rohstoffmärkten
Politische und wirtschaftliche Stabilisierung der
Rohstoffländer
Strategischer Einsatz
von Marktmacht
Krisen, Korruption, fehlende Stabilität in Rohstoffländern
Versorgungsausfall
- Gemeinsame Lagerhaltung
Absicherung gegen
Preisschwankungen
Preisvolatilität
- Verbundforschung
Produktentwicklung
Materialeffizienz
Recycling
Substitution
-
- Diversifikation von Lieferanten
- Vorratshaltung
Geringere Abhängigkeit
von Primärrohstoffen
Abhängigkeit von Primärrohstoffen
- Netzwerkbildung
- Analyse der eigenen
Rohstoffsituation
Absicherung gegen Versorgungsschwankungen
Transparente Preisbildung, Kritikalitätslisten
Unsicherheit und ineffizientes Marktverhalten
- Exploration und Projektentwicklung
- Vertikale Integration
- Nachfragebündelung
- Gemeinsame Lagerhaltung
Zugang zu in- und ausländischem Bergbau
Rohstoffabhängigkeit
vom Ausland
Unternehmensverbund
Unternehmen
Maßnahmen auf der Ebene von
- Hedging
- Langfristige Lieferverträge
- Diversifikation von Lieferanten
- Vorratshaltung
Ziel der Maßnahme
Adressiertes Problem
Investitionssicherheit
Partnerschaften
Exploration
Förderung der inländischen Primärrohstoffgewinnung
- Unterstützung für Rohstoffländer, u. a.: Partnerschaften, Good
Governance, Entwicklungshilfe
- Handelspolitik, u. a.:
multilaterale und bilaterale Freihandelsverträge, WTO-Verfahren
- Ausbildung
- Grundlagenforschung
- Schaffung von Informationsangeboten
-
Staat/EU
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Fazit und Handlungsempfehlungen
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Tabelle 4
Maßnahmen zur Rohstoffsicherung
56
Literaturverzeichnis
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
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ington D. C. URL:http//www.dmsms2012.com/
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http://minerals.usgs.gov/minerals/pubs/commodity/index.html [Stand
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management-world.com/articles/print/volume-12/issue-4/features/thelithium-battery-recycling-challenge.html [Stand 08.01.2015].
ZVEI (2010)
Zur Rohstoffsituation in der Elektroindustrie.
URL:http://files.vogel.de/vogelonline/vogelonline/files/3154.pdf [Stand
18.12.2014].
58
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Die Rohstoff-Steckbriefe berücksichtigen den verfügbaren Datenstand des Dezember
2014. Wo verfügbar, wurden die Preisinformationen zudem im Januar 2015 aktualisiert.
Metalle
Aluminium
Blei
Chrom
Eisen
Kadmium
Kobalt
Kupfer
Lithium
Magnesium
Mangan
Molybdän
Nickel
Niob
Tantal
Titan
Wolfram
Zink
Zinn
Zirkon
Edelmetalle
Gold
Palladium
Platin
Rhodium
Silber
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Industriemetalle
Baryt
Bentonit
Feldspat
Fluorit
Gips und Anhydrit
Glimmer
Graphit
Kalisalz
Kaolin
Phosphate
Quarzsand
Schwefel
Steinsalz
Zement
Seltene Erden
Scandium
Yttrium
Neodym
Spezialmetalle
Indium
Germanium
Gallium
Selen
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
59
60
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Aluminium
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
mittel
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
mittel
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
mittel
Luft- und Raumfahrt, Fahrzeugbau, Bauindustrie, Elektroindustrie, Verpackungen, Lebensmittelindustrie
Aluminium wird in Form seines Erzes Bauxit gewonnen und als
Metall gehandelt. Die Bauxitproduktion lag 2013 bei 259 Mio.
Tonnen, die Reserven bei 28 Mrd. Tonnen; die statische
Reichweite liegt bei rund 110 Jahren.
Die Bauxit-Produktion (2013) entfällt zu 97 Prozent auf zehn
und zu 80 Prozent auf fünf Länder: Australien (30 Prozent),
China (18 Prozent), Brasilien (13 Prozent), Indonesien (12 Prozent) und Indien (7 Prozent). Der Weltmarktanteil der Top-10
Unternehmen liegt bei 72 Prozent.
Mitte 2008 lag der Preis für Aluminium deutlich über 3.000 USDollar. Nach einem Rückgang auf unter 1.500 US-Dollar Anfang
2009 erreicht der Preis Mai 2011 mit circa 2.500 US-Dollar ein
zwischenzeitliches Hoch. Nach einem Tief im Jahr 2013 mit
1.700 US-Dollar liegt der Kurs im Dezember 2014 bei etwa
1.900 US-Dollar.
Aluminium kann in bestimmten Verwendungen durch andere
Stoffe wie Kupfer, Magnesium, Titan, Verbundwerkstoffe, Glas,
Papier und Stahl ersetzt werden.
Mittelhoch wegen der hohen Bedeutung im Bereich klassischer
Industrieprodukte; weniger relevant als Rohstoff für Zukunftstechnologien.
Für niedriges Risiko spricht, dass der Rohstoff in westlichen
Ländern (z. B. Australien) vorhanden ist; riskant ist, dass China
bedeutende Lagerstätten hat und diese strategisch nutzen
könnte.
Hoch, insbesondere wegen Bedeutung für die Metall- und Elektroindustrie.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
61
Blei
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
hoch
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
niedrig
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
mittel
Hauptsächliche Verwendung liegt in der Produktion von Akkumulatoren oder Legierungen, in der Elektrotechnik und der Radiologie.
Die weltweite Bleiproduktion belief sich 2013 auf etwa 5,3 Mio.
Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 89 Mio. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch etwa 20
Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) konzentriert sich zu fast 90 Prozent auf
zehn Länder, zu etwa 80 Prozent auf fünf Länder: China
(54 Prozent), Australien (12 Prozent), USA (7 Prozent), Peru
(5 Prozent) und Mexiko (5 Prozent). Niedriger ist hingegen die
Konzentration der Unternehmen. Zehn Unternehmen vereinen
einen Weltmarktanteil von 24 Prozent auf sich.
Der Preis für Blei ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Lag er 2009 noch bei rund 1.000 US-Dollar, erreichte er im April
2011 etwa 2.700 US-Dollar. Seit Ende 2011 ist der Preis einigermaßen stabil und beträgt im Dezember 2014 etwas über
1.900 US-Dollar.
Blei kann in bestimmten Verwendungen durch andere Stoffe
wie Plastik, Aluminium, Eisen oder Zinn ersetzt werden.
Keine hohe Bedeutung für Zukunftstechnologien; Blei wird –
auch aufgrund seiner Toxizität – immer stärker durch andere
Rohstoffe ersetzt.
Hier droht kaum Gefahr; lediglich China könnte seine hohe Bedeutung als Lagerstätte industriepolitisch nutzen.
Mittel
62
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Chrom
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
mittel
Verwendung bei der Produktion von Edelstählen, in der Feuerfestindustrie, der chemischen Industrie und der Farbindustrie.
Die weltweite Produktion von Chrom lag 2013 bei 26 Mio. Tonnen, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte bei
über 480 Mio. Tonnen lagen. Bei heutigem Produktionsniveau
würden die Vorräte damit rund 20 Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) konzentriert sich zu 90 Prozent auf zehn
Länder und zu gut 70 Prozent auf drei Länder. Diese sind Südafrika (42 Prozent), Kasachstan (15 Prozent) und Indien
(15 Prozent). Der Weltmarktanteil der fünf größten Unternehmen lag bei mehr als 40 Prozent, die Top-10-Unternehmen vereinen knapp mehr als 50 Prozent des Weltmarktes.
Der Preis für eine Tonne Metallinhalt ist von Anfang 2009
(8.000 US-Dollar) bis Ende 2010 um etwa 75 Prozent auf fast
14.000 US-Dollar gestiegen. Anschließend fiel er kontinuierlich
auf etwa 8.500 US-Dollar bis Mitte 2013. Seitdem zog der Preis
für Chrom wieder leicht an und liegt im Dezember 2014 bei rund
9.000 US-Dollar.
Chrom kann nicht durch andere Stoffe substituiert werden.
Wichtig für einige Zukunftstechnologien (Meerwasserentsalzung, marine Techniken)
Leicht erhöhte Gefahr aufgrund der Relevanz des Rohstoffs.
Mittel
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
63
Eisen
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
mittel
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
niedrig
Verwendung vorwiegend im Fahrzeugbau, der Bauindustrie
sowie im Maschinen- und Anlagenbau.
Die weltweite Produktion von Eisenerz belief sich 2013 auf
1,93 Mrd. Tonnen, von Rohstahl auf rund 1,6 Mrd. Tonnen Metallinhalt. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte
an Eisenerz noch gut 40 Jahre ausreichen.
Die Produktion von Eisenerz (2013) konzentriert sich zu
77 Prozent auf fünf Länder. Diese sind China (61 Prozent), Japan (8 Prozent), Russland (5 Prozent), Südkorea (4 Prozent)
und Indien (4 Prozent). Die Konzentration der Unternehmen
liegt etwas niedriger. Zehn Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von 56 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen bereits auf 43 Prozent.
Der Preis für Feinerz (Europa) hat sich von Anfang 2009
(60 US-Dollar) bis Ende 2010 verdreifacht (180 US-Dollar).
Nach einem Rückgang auf rund 100 US-Dollar bis Mitte 2012
erholte sich der Preis bis Anfang 2013 zwar wieder auf über 150
US-Dollar. Anschließend fiel er jedoch wieder deutlich und liegt
im Dezember 2014 bei ungefähr 70 US-Dollar.
Substitutionsmöglichkeiten bestehen teilweise durch Aluminium,
Plastik und Verbundwerkstoffe.
Eher geringe Bedeutung für Zukunftstechnologien; Bedeutung
wird aber durch Wirtschaftswachstum bestimmt.
Förderländer insgesamt mit durchschnittlichem Risiko; aber
bedeutende Reserven in China, Russland und der Ukraine
(Länder mit Handels- und Wettbewerbsbeschränkungen).
Aufgrund der Bedeutung für die metallverarbeitende Industrie
hoch.
64
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Kadmium
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
niedrig
Kadmium wird beispielsweise in der Produktion von Lampen,
Solarzellen und Halbleitern eingesetzt. Wegen der hohen Toxizität von Kadmium und seinen Verbindungen ist deren Bedeutung allerdings abnehmend.
Kadmium wird fast ausschließlich als Nebenprodukt bei der
Zinkverhüttung, in kleinem Umfang auch bei der Blei- und Kupferverhüttung gewonnen. Als gediegenes Metall kommt Kadmium nur äußerst selten vor. Die statische Reichweite ist – bei
einer Jahresproduktion von etwa 21.500 Tonnen und Reserven
von 500.000 Tonnen in 2013 – zudem gering.
Die zehn größten Abbauländer vereinigen einen Anteil von
knapp 90 Prozent auf sich. Die größten fünf besitzen immerhin
noch 72 Prozent. Dazu gehören China (32 Prozent), Südkorea
(18 Prozent), Japan (9 Prozent), Mexiko (7 Prozent) und Kanada (6 Prozent). Die Unternehmenskonzentration ist eher niedrig.
Der Preis für Kadmium stieg von etwa 2 US-Dollar je Kilogramm
Anfang 2009 innerhalb eines Jahres auf über 4,5 US-Dollar, um
dann bis 2012 wieder auf rund 2 US-Dollar zurückzufallen. Seitdem lag der Preis nahezu konstant zwischen 1,8 und 2,2 USDollar. Im Dezember 2014 notierte der Preis für Kadmium am
unteren Rand dieser Range bei 1,8 US-Dollar.
Kadmium kann substituiert werden durch Lithium, Nickel, Zink
und Aluminium.
Zwar wird Kadmium auch für bestimmte Zukunftsprodukte verwendet, nimmt aber in der Verwendung aufgrund seiner Toxizität ab.
Die Länderkonzentration ist zwar eher hoch und wird von politisch eher instabilen Ländern dominiert. Trotzdem ist bei diesem
Rohstoff nicht von einem verstärkten Einsatz als politisches
Druckmittel auszugehen.
Mittel
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
65
Kobalt
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
hoch
Bedeutung für
Bayern
hoch
Kobalt wird hauptsächlich zur Herstellung von Hochtemperaturlegierungen, Hartmetallen, Dauermagnetwerkstoffen, Katalysatoren, Farben, Batterien und in der Radiologie verwendet.
Die weltweite Kobaltproduktion belief sich 2013 auf 120.000
Tonnen Metallinhalt, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte 7,2 Mio. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch 60 Jahre ausreichen.
Die Produktion konzentriert sich zu 93 Prozent auf zehn Länder
und zu 78 Prozent auf fünf Länder, wobei allein die D. R. Kongo
mehr als 50 Prozent auf sich vereint. Weitere bedeutende Länder sind Kanada (7 Prozent), China (6 Prozent), Russland (6
Prozent) und Australien (4 Prozent). Die Konzentration der Unternehmen liegt hingegen deutlich niedriger. Zehn Unternehmen
vereinen einen Weltmarktanteil von knapp 50 Prozent auf sich,
die fünf größten Unternehmen kommen alleine auf 38 Prozent.
Der Preis für Kobalt liegt im Dezember 2014 auf dem gleichen
Niveau wie im Jahr 2009. Für eine Tonne dieses Metalls sind
etwas über 30.000 US-Dollar zu bezahlen. Zu Beginn des Jahres 2010 waren es sogar bis zu 50.000 US-Dollar. Danach sank
der Preis kontinuierlich bis Mitte 2012 auf den heutigen Wert.
Kobalt kann ohne deutliche Leistungseinbuße derzeit nicht substituiert werden.
Insbesondere der Bedarf an Lithium-Ionen-Akkumulatoren (in
Form von Lithium-Cobalt-Oxid) und die Verwendung für Superlegierungen machen Kobalt in der Zukunft sehr bedeutend.
Der Kongo hat einen Anteil an der Weltproduktion von fast zwei
Drittel und verfügt mit Abstand über die größten Reserven. Das
Land ist politisch instabil.
Hoch
66
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Kupfer
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
niedrig
Preisentwicklung
Risikoklasse:
hoch
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
mittel
Kupfer kommt hauptsächlich in der Elektroindustrie, der Bauindustrie, im Maschinenbau und im Münzwesen zum Einsatz.
Die weltweite Produktion für Kupfer belief sich 2013 auf
17,9 Mio. Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und
wahrscheinlichen Vorräte auf über 690 Mio. Tonnen belaufen.
Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte damit noch
rund 40 Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) konzentriert sich zu 82 Prozent auf zehn
Länder und zu 62 Prozent auf fünf Länder: Chile (32 Prozent),
China (10 Prozent), Peru (8 Prozent), die USA (7 Prozent) und
Sambia (6 Prozent). Bei der Unternehmenskonzentration vereinen zehn Unternehmen einen Weltmarktanteil von etwa
55 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen auf
knapp 40 Prozent.
Der Preis für Kupfer ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Lag er Ende 2008 noch bei rund 3.000 US-Dollar pro Tonne,
erreichte er Ende 2010 fast 10.000 US-Dollar, sank seitdem
einigermaßen stetig bis auf unter 6.500 US-Dollar zum Dezember 2014.
Kupfer kann in nur bestimmten Verwendungen durch andere
Stoffe wie Aluminium, Titan, Stahl, Glasfaser oder Plastik ersetzt werden.
Hohe Bedeutung für Zukunftstechnologien wie Windkraft oder
E-Mobility.
Kupfer könnte aufgrund seiner Bedeutung für Zukunftstechnologien für strategische Industriepolitik genutzt werden. Aktuell ist
das Risiko dafür aber eher als gering zu bewerten.
Hoch
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
67
Lithium
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
hoch
Preisentwicklung
Risikoklasse:
hoch
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
mittel
Lithium wird hauptsächlich als Flussmittel in Aluminium-Hütten
und zur Herstellung von Keramik, Glaswaren, Akkumulatoren
und Batterien benötigt. Er ist ein wichtiger Rohstoff in der Reaktorindustrie, der Medizin sowie der organischen Chemie.
Die weltweite Lithiumproduktion belief sich 2013 auf 35.000
Tonnen Metallinhalt, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte mindestens 13 Mio. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch knapp
400 Jahre reichen.
Die Produktion (2013) von Lithium ist regional stark konzentriert. Allein Chile und Australien vereinen zusammen rund
75 Prozent auf sich. Auch China und die USA haben mit jeweils
knapp 10 Prozent bedeutende Produktionsanteile. Die Konzentration der Unternehmen liegt ähnlich hoch. Die fünf größten
Unternehmen teilen sich rund 80 Prozent der weltweiten Produktion.
Der Preis für Lithiumoxid lag seit Anfang 2006 lange Zeit konstant bei 212 US-Dollar pro Tonne. Im Dezember 2014 waren
es mit 217,50 US-Dollar nur geringfügig mehr. Für das Metall
liegen keine eindeutigen Preisinformationen vor, aufgrund seiner Bedeutung ist die Preisentwicklung jedoch risikobehaftet.
In einigen Verwendungen kann Lithium durch Kalzium, Magnesium, Quecksilber oder Zink ersetzt werden.
Im Bereich der alternativen Mobilitätsformen (Elektro/Hybrid)
derzeit nicht zu ersetzen.
Die bedeutendsten zukünftig relevanten Vorkommen von Lithium(-sole) liegen in Bolivien, von woher aufgrund der sozialistischen Regierung mit Zugangserschwernissen zu rechnen ist.
Mittel, da unter anderem Batterien bzw. Akkus mit Lithium derzeit die höchste Energiedichte aufweisen.
68
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Magnesium
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
hoch
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
hoch
Bedeutung für
Bayern
hoch
Magnesium dient zur Herstellung von Legierungen und als Reduktionsmittel in der Metallurgie und wird vorwiegend in der
chemischen Industrie sowie im Flugzeug- und Fahrzeugbau
eingesetzt.
Die weltweite Produktion von Magnesium belief sich 2013 auf
über 910.000 Tonnen Metallinhalt, während die sicheren und
wahrscheinlichen Vorräte von Magnesit 2,4 Mrd. Tonnen betragen. Bei gleichbleibendem Produktionsniveau sind die Vorkommen damit mehr als ausreichend. Zudem wird nicht nur aus
Erzen, sondern auch aus Meerwasser Magnesium gewonnen,
womit der Vorrat letztlich als unbegrenzt angenommen werden
kann.
Die Produktion (2013) von Magnesium ist hoch konzentriert.
China produziert über 80 Prozent des Metalls. Die Konzentration der Unternehmen wird etwas niedriger eingeschätzt. Es gibt
in der EU, insbesondere in Deutschland, keine nennenswerten
Vorkommen von Magnesium bzw. den Mineralien Dolomit und
Magnesit, aus denen sich Magnesium herstellen lässt.
Der Preis für Magnesium bewegte sich in den letzten Jahren
(seit 2009) zwischen 2.500 und knapp 3.500 US-Dollar je Tonne. Im Dezember 2014 lag der Preis sogar leicht unterhalb dieser Range bei etwa 2.300 US-Dollar. Der Trend ist seit Ende
2012 eher leicht abwärts gerichtet.
Magnesium kann in einigen Verwendungen durch Aluminium,
Kalziumkarbid oder Zink ersetzt werden.
Wichtiger Werkstoff in der Flugzeug- und Fahrzeugindustrie,
sowie Reduktionsmittel zur Gewinnung von Metallen
Produktion derzeit zu über 80 Prozent in China konzentriert, das
bei vielen Rohstoffen mit Handels- und Wettbewerbsbeschränkungen agiert. Dafür sind die Vorräte aber fast unbegrenzt.
Mittel
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
69
Mangan
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
niedrig
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
mittel
Mangan wird vorwiegend zur Herstellung von Batterien sowie in
der Eisen- und Stahlindustrie eingesetzt.
Die weltweite Manganproduktion belief sich 2013 auf 16 Mio.
Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf über 570 Mio. Tonnen belaufen. Bei
heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher nur noch
etwa zwölf Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) konzentriert sich zu fast 70 Prozent auf
drei Länder, zu gut 85 Prozent auf fünf Länder: China (34 Prozent), Südafrika (21 Prozent), Australien (14 Prozent), Gabun
(10 Prozent) und Brasilien (8 Prozent). Niedriger ist hingegen
die Konzentration der Unternehmen. Zehn Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von 42 Prozent auf sich, die fünf
größten Unternehmen kommen auf 28 Prozent.
Der Preis für Ferromangan hat in den letzten zwei Jahren eine
leicht fallende Tendenz. Im Dezember 2014 waren für eine
Tonne etwa 700 US-Dollar zu bezahlen. Vor zwei Jahren waren
es noch rund 1.000 US-Dollar. Zu Beginn des Jahres 2009 und
nochmal im zweiten Halbjahr 2010 kostete Ferromangan sogar
bis zu 1.200 US-Dollar je Tonne. Die Schwankungen sind aber
insgesamt eher niedrig.
Mangan kann bislang nicht durch andere Stoffe substituiert
werden.
Keine bedeutenden Zukunftstechnologien.
Die Abbauländer lassen keine besonderen Risiken erwarten.
Niedrig
70
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Molybdän
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
hoch
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
hoch
Molybdän wird vorwiegend im Flugzeug- und Raketenbau sowie
in der Elektrotechnik eingesetzt und dient zur Herstellung von
Edelstählen, Schmierstoffen, Farben und Katalysatoren.
Die weltweite Produktion von Molybdän belief sich 2013 auf
über 270.000 Tonnen Metallinhalt, während die sicheren und
wahrscheinlichen Vorräte 11 Mio. Tonnen betragen. Die Vorräte
würden bei heutigem Produktionsniveau damit noch rund 40
Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) von Molybdän konzentriert sich zu fast 90
Prozent auf nur fünf Länder: China (41 Prozent), die USA (23
Prozent), Chile (14 Prozent), Peru (7 Prozent) und Mexiko (4
Prozent). Die Konzentration der Unternehmen liegt etwas niedriger. Die zehn größten Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von knapp 60 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen auf 45 Prozent.
Der Preis für eine Tonne Ferromolybdän stieg im Laufe des
Jahres 2009 erst von 20.000 US-Dollar pro Tonne auf 40.000
US-Dollar und sank dann auf rund 25.000 US-Dollar. Im Jahr
2010 schwankte der Preis um 35.000 US-Dollar und fiel anschließend kontinuierlich auf etwa 20.000 US-Dollar zurück (Mitte 2013). Nach einem erneuten Anstieg bis auf über 30.000 USDollar liegt der Preis je Tonne im Dezember 2014 wieder etwa
beim Niveau von vor fünf Jahren (23.000 US-Dollar).
Molybdän ist in bestimmten Eigenschaften nicht substituierbar.
Wichtiger Bestandteil von Stahl in der Flugzeug- und Fahrzeugindustrie (hart und hitzebeständig)
China ist bedeutender Produzent mit Handels- und Wettbewerbsbeschränkungen; andere Förderländer sind eher unkritisch.
Hoch
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
71
Nickel
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
mittel
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
mittel
Nickel wird vorwiegend zur Herstellung von korrosionsbeständigem Stahl, anderen Legierungen, Gasturbinen, Metallüberzügen, Münzen, Katalysatoren und Batterien verwendet.
Die weltweite Nickelproduktion belief sich 2013 auf etwa
1,85 Mio. Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und
wahrscheinlichen Vorräte auf 74 Mio. Tonnen belaufen. Bei
heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch
rund 40 Jahre ausreichen.
Die Nickelproduktion (2013) konzentriert sich vor allem auf fünf
Länder: Indonesien und die Philippinen (jeweils rund
20 Prozent) sowie Russland, Kanada und Australien (jeweils
etwa 10 Prozent). Die zehn größten Unternehmen kommen
dabei auf einen Weltmarktanteil von knapp 70 Prozent, die fünf
größten Unternehmen auf etwa 50 Prozent.
Der Nickelpreis ist in den vergangenen Jahren stark geschwankt. Ende 2005 lag er bei rund 12.000 US-Dollar pro
Tonne und stieg bis Mitte 2007 auf fast 40.000 US-Dollar. Bis
Anfang 2011 halbierte sich der Preis allerdings wieder. Seitdem
bewegt sich Nickel zwischen einem Preis von 12.000 und
30.000 US-Dollar und liegt im Dezember 2014 bei rund
16.000 US-Dollar.
In der EU-15 liegt die Recyclingrate von Nickel bei 35 bis
45 Prozent. Es wird vorwiegend zur Herstellung von korrosionsbeständigem Stahl, anderen Legierungen, Gasturbinen, Metallüberzügen, Münzen, Katalysatoren und Batterien verwendet.
Substitutionsmöglichkeiten bestehen teilweise durch Aluminium,
beschichtete Stählen, Plastik und Titanlegierungen.
Vorwiegende Funktion als Legierungsmetall.
Die politischen Risiken sind als mittelschwer einzuschätzen.
Mittel
72
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Niob
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
hoch
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
mittel
Die weltweite Produktion von Niob lag 2013 bei knapp
70.000 Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und
wahrscheinlichen Vorräte auf 4,3 Mio. Tonnen belaufen. Bei
heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch gut
60 Jahre ausreichen.
Die Produktion (2012) verteilt sich praktisch auf nur zwei Länder: Brasilien (92 Prozent) und Kanada (8 Prozent). Die Unternehmenskonzentration ist ebenfalls extrem hoch. Lediglich drei
Unternehmen vereinen nahezu die komplette Weltproduktion
auf sich.
Preisinformationen für Niob sind eher schwer zu erhalten. Im
Dezember 2014 kostete 1 Kilogramm dieses Metalls (in Form
von Pentoxid) knapp unter 40 US-Dollar. Im Jahr 2011 lag der
Preis noch bei über 50 US-Dollar.
Die Recyclingrate von Niob beträgt in Deutschland 20 Prozent.
Es kann nicht ohne erhebliche Leistungseinbußen und Kostensteigerungen substituiert werden.
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
hoch
Preisentwicklung
Risikoklasse:
gering
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
Niob wird hauptsächlich zur Herstellung von Edelstählen und
Superlegierungen beispielsweise für Flugzeugturbinen verwendet.
Als Legierungszuschlag z. B. für den Bau von Gasturbinen nahezu unersetzlich (Superlegierungen).
Zwar ist von Brasilien nicht unbedingt ein strategischer Einsatz
von Niob zu erwarten, aber die starke Konzentration auf ein
Schwellenland birgt Gefahren.
Mittel
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
73
Tantal
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
mittel
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
mittel
Tantal kommt vorwiegend in der Medizintechnik zur Herstellung
von Instrumenten und Implantaten sowie beim chemischen Apparatebau zum Einsatz. Weiterhin wird es bei der Produktion
von Kondensatoren, Karbiden und Superlegierungen benötigt.
Die weltweite Tantalproduktion belief sich 2013 auf 700 Tonnen
Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen
Vorräte auf 110.000 Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch rund 150 Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) konzentriert sich auf nur einige wenige
Länder; zu 73 Prozent auf die folgenden fünf: Ruanda und Brasilien (jeweils etwa 20 Prozent), D. R. Kongo (16 Prozent), Nigeria (9 Prozent) und Kanada (7 Prozent). Daten zur Unternehmenskonzentration liegen in ausreichend valider Form nicht
vor.
Die Preisinformationen für Tantal sind eher dürftig, werden aber
so eingeschätzt, dass dieser Rohstoff ein mittleres Preisrisiko
aufweist.
Substitutionsmöglichkeiten bestehen teilweise durch Niob, Aluminium, Keramik, Platin, Titan oder Zirkonium.
Vor allem bei mikroelektronischen Kondensatoren derzeit noch
nicht ersetzbar.
Eher kein Einsatz strategischer Industriepolitik zu erwarten,
aber hohe Konzentration birgt Gefahren.
Hoch – Bedeutender Rohstoff für die Elektroindustrie (Kondensatoren) und die Medizintechnik.
74
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Titan
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
mittel
Mit Titan werden Edelstähle, Superlegierungen und Titanmetall
hergestellt. In dieser Form kommt es im Flugzeugbau, in der
Weltraumfahrt, im Schiffs- und Bootsbau, in der Reaktortechnik,
im Anlagenbau und in der Medizintechnik zum Einsatz. Als
Pigment wird Titan zur Herstellung von Farben, Papier und
Plastik verwendet.
Die weltweite Produktion von Titan belief sich 2012 auf 3,6 Mio.
Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 750 Mio. Tonnen (Ilmenite und Rutile)
belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau sind die Vorräte daher als unproblematisch zu bezeichnen.
Die Titanproduktion konzentriert sich zu 70 Prozent auf fünf
Länder: Australien (26 Prozent), die Republik Südafrika (19 Prozent), Kanada (14 Prozent), Norwegen (6 Prozent) und die Ukraine (4 Prozent). Auch die Unternehmenskonzentration ist relativ hoch. Die fünf größten Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von rund 60 Prozent auf sich.
Der Preis für Ferrotitan ist in den vergangenen Jahren deutlich
gestiegen. Anfang 2009 lag er noch knapp unter 3.000 USDollar, um anschließend bis auf rund 9.000 US-Dollar anzuziehen (Mitte 2011). Nach einem Preisrückgang in den Jahren
2012 und 2013 hat sich der Preis seit über einem Jahr bei etwa
6.000 US-Dollar eingependelt. Im Dezember 2014 waren es
5.800 US-Dollar.
Die Recyclingrate des Titan-Metalls liegt bei 50 Prozent. Als
Pigment bestehen Substitutionsmöglichkeiten durch Kalziumkarbonat, Kaolin oder Talk.
Aufgrund seiner besonderen Eigenschaften als Legierungszuschlag (leicht aber fest) vor allem in der Luft- und Raumfahrttechnik verwendet.
Eher kein Einsatz strategischer Industriepolitik zu erwarten,
aber hohe Konzentration birgt Gefahren.
Hoch – Wichtiger Zusatz im Maschinen- und Anlagenbau.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
75
Wolfram
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
hoch
Preisentwicklung
Risikoklasse:
mittel
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
hoch
Bedeutung für
Bayern
hoch
Wolfram wird vorwiegend zur Herstellung von Edelstählen, Karbiden und Leuchtmitteln verwendet.
Die weltweite Produktion von Wolfram belief sich 2013 auf rund
72.000 Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und
wahrscheinlichen Vorräte auf 3,5 Mio. Tonnen belaufen. Bei
heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch
etwa 50 Jahre ausreichen.
Die Wolframproduktion (2013) konzentriert sich zu rund
95 Prozent auf fünf Länder: China (84 Prozent), Russland
(4 Prozent), Kanada (3 Prozent), Bolivien und Ruanda (jeweils
2 Prozent). Angaben zur Unternehmenskonzentration sind
kaum vorhanden. Im Hauptabbauland China sind jedoch eine
Menge Unternehmen an der Produktion beteiligt.
Der Preis für Ferrowolfram ist seit 2009 insgesamt um über ein
Drittel gestiegen. Dabei lag der Preis pro Tonne bis Herbst 2010
unter 30.000 US-Dollar, stieg bis Mitte 2012 auf etwa 55.000
US-Dollar an und bewegt sich seitdem zwischen 35.000 und
50.000 US-Dollar. Im Dezember 2014 waren rund 35.000 USDollar pro Tonne für dieses Metall zu bezahlen.
Die Recyclingrate von Wolfram liegt bei 20 bis 25 Prozent. In
bestimmten Verwendungen kann es durch keramischmetallische Verbundwerkstoffe ersetzt werden.
Essenziell für die Leuchtmittelindustrie und als Legierungszuschlag für härteste Stähle.
China besitzt die weltweit größten Reserven und ist derzeit
auch Hauptproduzent von Wolfram. Wolframerze sind mit einem
Exportverbot belegt.
Hoch
76
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Zink
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
niedrig
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
mittel
Die hauptsächliche Verwendung von Zink liegt bei der Galvanik
im Fahrzeugbau und in der Bauindustrie sowie in der Herstellung von NE-Legierungen, pharmazeutischen Präparaten, Trockenbatterien und Pigmenten.
Die weltweite Zinkproduktion belief sich 2013 auf 13,6 Mio.
Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 250 Mio. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch knapp
20 Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) konzentriert sich zu über 80 Prozent auf
zehn Länder, zu zwei Drittel auf fünf Länder: China
(35 Prozent), Australien (11 Prozent), Peru (10 Prozent), Indien
und die USA (jeweils 6 Prozent). Die Konzentration der Unternehmen liegt niedriger. Zehn Unternehmen vereinen einen
Weltmarktanteil von 40 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen noch auf 30 Prozent.
Der Preis für Zink hat sich von Anfang 2009 bis Anfang 2010
innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Fast 2.500 USDollar waren zum Ende dieses Zeitraumes für eine Tonne zu
bezahlen. Diesen Wert erreichte der Preis auch im Laufe des
Jahres 2010 nochmal für einige Monate, um sich dann bis Anfang 2014 bei 2.000 US-Dollar einzupendeln. Im Laufe des Jahres zog der Preis wieder an, fiel aber anschließend wieder und
lag im Dezember 2014 bei etwa 2.200 US-Dollar je Tonne.
Zink hat in Deutschland eine Recyclingrate von 41 Prozent und
kann in bestimmten Verwendungen durch andere Stoffe wie
Aluminium, Plastik, Stahl oder Magnesium ersetzt werden.
Wird nur in wenigen Zukunftstechnologien verwendet.
China ist wichtigster Lieferant, weitere Reserven sind aber breit
gestreut.
Hoch (Verwendung in den Bereichen Galvanik, NELegierungen, Pharmazie, Batterie und Pigmente).
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
77
Zinn
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
hoch
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
hoch
Zinn wird hauptsächlich zur Herstellung von Elektronik (LCDDisplays), Weißblechen, Loten, Legierungen, Chemikalien und
Pigmenten verwendet.
Die weltweite Zinnproduktion belief sich 2013 auf rund 230.000
Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 4,7 Mio. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher nur noch
rund 20 Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) konzentriert sich zu über 80 Prozent auf
nur fünf Länder China (43 Prozent), Indonesien (15 Prozent),
Peru (10 Prozent), Bolivien (8 Prozent) und Brasilien
(5 Prozent). Niedriger liegt hingegen die Konzentration der Unternehmen. Sieben Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von 48 Prozent auf sich.
Der Preis für Zinn ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen.
Lag er im Ende 2008 noch bei rund 10.000 US-Dollar pro Tonne, betrug er Anfang 2011 über 30.000 US-Dollar. Nach einem
leichten Fall zum Ende des gleichen Jahres beträgt der Preis
seitdem zwischen 20.000 und 25.000 US-Dollar. Im Dezember
2014 sank er sogar leicht unter die Marke von 20.000 USDollar.
Zinn hat in Deutschland leidlich eine Recyclingrate von 10-20
Prozent und kann in nur bestimmten Verwendungen durch andere Stoffe wie Aluminium, Glas, Plastik, Epoxidharze und Alubzw. Kupferlegierungen ersetzt werden.
Bedeutend für Zukunftstechnologien, z. B. für das Löten (vor
allem bei Platinen) zunehmend wichtiger, da kein Blei mehr in
elektronischen Bauteilen verwendet werden darf.
China ist wichtigster Lieferant.
Hoch – Wichtig für Elektroindustrie und die Chemiebranche.
78
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Zirkon
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
hoch
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
hoch
Aufgrund des sehr hohen Schmelzpunktes wird Zirkon zur Herstellung von Schmelztiegeln und abrasionsfesten Werkstoffen
wie Zahnbrücken verwendet.
Zirkon hat derzeit noch eine statische Reichweite von knapp 50
Jahren. 2013 wurden weltweit etwa 1,4 Mio. Tonnen Zirkonium
produziert.
Die fünf größten Produktionsländer vereinen 93 Prozent der
Weltproduktion auf sich: Australien (43 Prozent), Südafrika
(28 Prozent), China (11 Prozent), USA (7 Prozent), Indonesien
(4 Prozent).
Der Preis von Zirkon lag bis Ende 2010 recht konstant zwischen
knapp unter 900 US-Dollar, sprang dann jedoch auf rund 2.500
US-Dollar Anfang 2012. Anschließend fiel er jedoch wieder
deutlich und lag im Dezember 2014 bei 1.025 US-Dollar.
Eine Substitution erscheint in mittelfristiger Zukunft nicht notwendig aufgrund der großen Vorräte – generell sind die Substitutionsmöglichkeiten aber stark eingeschränkt.
Zirkon kann für Zukunftstechnologien aufgrund des hohen
Schmelzpunktes eine Rolle spielen.
Aufgrund der reichen Vorkommen sind kaum politische Risiken
erkennbar.
Mittel
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
79
Gold
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
niedrig
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
mittel
Gold wird vorwiegend zur Herstellung von Schmuckwaren, als
Zahlungsmittel sowie in der Zahntechnik und der Elektroindustrie verwendet.
Die Produktion von Gold belief sich 2013 weltweit auf rund
2.850 Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und
wahrscheinlichen Vorräte auf 54.000 Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch etwa
20 Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) konzentriert sich etwa zwei Drittel auf
zehn Länder, zu knapp 47 Prozent auf fünf Länder: China
(15 Prozent), Australien (9 Prozent), Russland und die USA
(jeweils 8 Prozent) und die Republik Südafrika (6 Prozent). Die
Konzentration der Unternehmen liegt etwas niedriger. Zehn
Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von 32 Prozent
auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen auf rund
22 Prozent.
Der Goldpreis ist von Anfang 2009 bis Mitte 2011 kontinuierlich
von 800 auf fast 1.800 US-Dollar je Feinunze gestiegen. Nach
einer Seitwärtsbewegung zwischen 1.600 und knapp unter
1.800 US-Dollar bis Anfang 2013 fiel der Goldpreis bis auf rund
1.200 US-Dollar im Dezember 2014.
Gold ist vollständig wiederverwertbar und kann in bestimmten
Verwendungen durch Palladium, Platin oder Silber substituiert
werden.
Für Zukunftstechnologien nicht von hoher Bedeutung, aber als
Spekulationsobjekt und Instrument gegen Inflation.
China und Russland gehören zu den größten Goldproduzenten.
Beide Länder warten derzeit mit (Handels-)Beschränkungen bei
Edelmetallen auf.
Niedrig
80
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Palladium
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
hoch
Preisentwicklung
Risikoklasse:
hoch
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
hoch
Palladium findet hauptsächlich in der Autoindustrie, der chemischen Industrie, der Schmuckindustrie, der Luftfahrt, der Medizintechnik, der Dentalindustrie sowie bei der Herstellung von
Brennstoffzellen Verwendung.
Die weltweite Produktion von Palladium belief sich 2013 auf 197
Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf rund 66.000 Tonnen belaufen (Platingruppenmetalle insgesamt). Bei heutigem Produktionsniveau
sollten die Vorräte noch deutlich über 100 Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) konzentriert sich zu fast 90 Prozent auf
nur drei Länder: Russland und Südafrika mit jeweils etwa
40 Prozent und Kanada mit 10 Prozent. Ebenfalls hoch ist die
Konzentration der Unternehmen. Zehn Unternehmen vereinen
einen Weltmarktanteil von 95 Prozent auf sich, die fünf größten
Unternehmen kommen allein fast schon auf 90 Prozent.
Der Preis für Palladium hat in den letzten Jahren sehr stark angezogen. Lag er Ende 2008 noch bei unter 200 US-Dollar je
Feinunze, so erreichte er Anfang 2011 die 800 US-DollarMarke. Bis Mitte 2012 fiel er jedoch wieder auf 600 US-Dollar.
Seitdem ist er jedoch wieder gestiegen und lag im Dezember
2014 bei etwa 800 US-Dollar.
Palladium kann teilweise durch Platin ersetzt werden, das jedoch auch selten und vor allem teuer ist. Das große Problem
ist, dass die Platingruppenmetalle nur untereinander austauschbar sind.
Palladium ersetzt beispielsweise zunehmend das teurere Platin
bei den Abgaskatalysatoren.
Russland arbeitet als wichtigster Produzent mit Exportbeschränkungen und Ausfuhrsteuer.
Hoch – Automobilindustrie, chemische Industrie und Medizintechnik
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
81
Platin
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
mittel
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
hoch
Preisentwicklung
Risikoklasse:
mittel
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
hoch
Die Hauptverwendung für Platin liegt in der Autoindustrie zur
Herstellung von Katalysatoren sowie in der chemischen Industrie, der Schmuckindustrie, der Elektrotechnik und der Dentalindustrie.
Die Produktion von Platin belief sich 2013 weltweit auf
179 Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 66.000 Tonnen belaufen (Platingruppenmetalle insgesamt). Bei heutigem Produktionsniveau sollten
die Vorräte daher noch deutlich über 100 Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) ist regional stark konzentriert und zwar
zu über 90 Prozent auf nur drei Länder. Allein Südafrika steht
für etwa drei Viertel der gesamten Produktion. Russland
(14 Prozent) und Simbabwe (7 Prozent) haben ebenfalls hohe
Anteile. Auch die Konzentration der Unternehmen ist sehr hoch.
Zehn Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von 95 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen auf
85 Prozent.
Der Preis für Platin ist von 2009 (1.000 US-Dollar je Feinunze)
bis Mitte 2010 auf zwischenzeitlich über 2.000 US-Dollar deutlich angestiegen. Seit diesem Zeitpunkt pendelt der Kurs mit
leicht fallendender Tendenz um 1.500 US-Dollar; im Dezember
2014 lag er sogar nur bei rund 1.200 US-Dollar.
Platin ist vollständig wiederverwertbar und kann teilweise durch
Palladium ersetzt werden. Das große Problem ist, dass die Platingruppenmetalle nur untereinander austauschbar sind.
Hauptverwendung von Platin ist zwar der Einsatz als Katalysator, aber der Bedarf vor allem in der Brennstoffzellentechnik
wird zunehmen. Hier wird aufgrund des hohen Preises von Platin verstärkt nach Substituten geforscht.
Südafrika ist mit weitem Abstand der größte Produzent von Platin. Von diesem Land ist der Einsatz von Rohstoffen als politisches Instrument nicht bekannt und derzeit auch nicht zu erwarten.
Hoch – Automobilindustrie, chemische und elektronische Industrie
82
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Rhodium
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
hoch
Preisentwicklung
Risikoklasse:
mittel
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
hoch
Die Hauptverwendung für Rhodium liegt in der Autoindustrie zur
Herstellung von Katalysatoren sowie in der chemischen Industrie, der Schmuckindustrie, der Elektrotechnik und der Dentalindustrie.
Die Produktion von Rhodium belief sich 2013 auf 22 Tonnen
Metallinhalt weltweit, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 66.000 Tonnen belaufen (Platingruppenmetalle insgesamt). Bei heutigem Produktionsniveau sollten die Vorräte daher noch weit mehr als 100 Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) ist regional sehr stark konzentriert und
zwar nahezu ausschließlich auf nur vier Länder. Neben Russland, Simbabwe und Kanada, die zusammen etwa 20 Prozent
der weltweiten Produktion stellen, ist Südafrika mit rund 80 Prozent hierbei das Schwergewicht. Ebenfalls hoch ist die Konzentration der Unternehmen. Fünf Unternehmen vereinen einen
Weltmarktanteil von über 80 Prozent auf sich.
Der Preis für Rhodium hat in den letzten Jahren eine Berg-und
Talfahrt hinter sich. Lag er Anfang 2009 noch bei rund 1.200
US-Dollar je Feinunze, stieg er binnen eines Jahres auf rund
2.800 US-Dollar. Bis Dezember 2014 fiel er jedoch allmählich
wieder auf knapp unter 1.200 US-Dollar.
Rhodium kann teilweise durch Palladium ersetzt werden. Das
große Problem ist, dass die Platingruppenmetalle nur untereinander austauschbar sind.
Rhodium ist für Fahrzeugkatalysatoren nahezu unersetzlich.
Südafrika ist mit weitem Abstand der größte Produzent von
Rhodium.
Hoch – Über 80 Prozent der Weltproduktion wird für KfzAbgaskatalysatoren verwendet.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
83
Silber
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
niedrig
Preisentwicklung
Risikoklasse:
hoch
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
mittel
Silber wird zur Herstellung von Schmuck- und Tafelwaren,
Münzen und Legierungen verwendet. Weitere Hauptverwendungen finden sich in der Film- und Fotoindustrie sowie der
Elektronikindustrie.
Die Produktion von Silber belief sich 2013 auf 25.800 Tonnen
Metallinhalt weltweit, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 520.000 Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch etwa 20
Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) konzentriert sich zu 85 Prozent auf zehn
Länder, zu 62 Prozent auf fünf Länder: Mexiko (19 Prozent),
China (15 Prozent), Peru (14 Prozent) sowie Russland und
Australien (jeweils 7 Prozent. Die Konzentration der Unternehmen liegt hingegen niedriger. Zehn Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von fast 40 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen auf rund 23 Prozent.
Der Preis für Silber hat sich von 2009 bis Anfang 2011 von 10
auf über 40 US-Dollar je Feinunze mehr als vervierfacht. Seitdem fällt der Preis jedoch stark und beträgt im Dezember 2014
nur noch rund 16 US-Dollar.
Silber kann vollständig wieder verwendet, aber nur in bestimmten Verwendungen durch Aluminium, Rhodium, Tantal oder
Edelstahl ersetzt werden.
Kein anderer Rohstoff leitet Strom so gut wie Silber und daher
ist mit einer hohen Nachfrage nach diesem Materials in der
RFID- und allgemein in der IuK-Technologie zu rechnen. Die
Mengen sind aber überschaubar.
Silber wird überwiegend in südamerikanischen Ländern abgebaut, in denen nicht mit einer Instrumentalisierung zu rechnen
ist. Aber auch China fördert verstärkt.
Niedrig
84
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Baryt
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
niedrig
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
niedrig
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
niedrig
Baryt wird hauptsächlich als Bohrspülung und Füllstoff (u. a. in
Papier und Farbe) verwendet und außerdem zur Herstellung
von BA-Chemikalien, Schwerbetonzuschlag oder Röntgenkontrastmitteln.
Die weltweite Barytproduktion belief sich 2013 auf etwa 9,7 Mio.
Tonnen, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 350 Mio. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch knapp 40 Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) konzentriert sich zu über 80 Prozent auf
fünf Länder: China (41 Prozent), Indien (16 Prozent), Marokko
(10 Prozent), Türkei (8 Prozent) und die USA (7 Prozent).
Der Preis für Baryt lag von Ende 2008 bis Dezember 2012 bei
145 US-Dollar je Tonne. Seitdem schwankt er um die Marke
von 130 US-Dollar und liegt im Dezember 2014 bei einem Wert
von 120 US-Dollar.
In der Herstellung von BA-Chemikalien kann es durch Witherit
ersetzt werden. In seiner Funktion als Bohrspülung sind Hämatit, Pyrit, Siderit, Witherit, Coelestin oder Eisenoxidschlacke aus
Pyritröstung geeignete Ersatzstoffe. In Farben kann es durch
Kalkstein, Kaolin oder Titandioxid und als Füllstoff durch Kalkstein oder Dolomitstein substituiert werden.
Für Zukunftstechnologien spielt Baryt voraussichtlich keine große Rolle.
Auch die Gefahr, dass Baryt strategisch eingesetzt werden
könnte, ist eher gering.
Niedrig
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
85
Bentonit
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
mittel
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
niedrig
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
niedrig
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
niedrig
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
niedrig
Bentonit findet in vielen Bereichen Verwendung. Hauptsächlich
jedoch in der Gießereiindustrie (33 Prozent), bei der Pelletisierung von Eisenerzen (21 Prozent), zur Herstellung von Katzenstreu (19 Prozent), als Dichtungsmittel in der Bauindustrie
(8 Prozent), als Spülungszusatz in der Bohrindustrie (6 Prozent)
und in der Papierherstellung (2 Prozent). Weitere Verwendung
(11 Prozent) findet Bentonit beispielsweise in der Herstellung
von Margarine, Speiseöl, Kosmetika, Salben oder als Katalysator und Füllstoff in der chemischen Industrie.
Die weltweite Bentonitproduktion belief sich 2013 auf knapp
16,5 Mio. Tonnen, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf rund 1,4 Mrd. Tonnen belaufen. Bei heutigem
Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch mehr als
80 Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) konzentriert sich zu rund 70 Prozent auf
fünf Länder: die USA (29 Prozent), China (21 Prozent), Griechenland (7 Prozent) sowie Türkei und Mexiko (jeweils
6 Prozent).
Die Preisinformationen für Bentonit sind eher dürftig, werden
aber so eingeschätzt, dass dieser Rohstoff ein eher geringes
Preisrisiko aufweist.
Substitutionsmöglichkeiten bestehen teilweise durch Palygorskit, Sepiolith, Halloysit, Kaolinit oder synthetische Chemikalien.
Für Zukunftstechnologien spielt Bentonit voraussichtlich keine
große Rolle.
Auch die Gefahr, dass Bentonit strategisch eingesetzt werden
könnte, ist eher gering.
Niedrig
86
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Feldspat
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
niedrig
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
niedrig
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
niedrig
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
niedrig
Feldspat wird vorwiegend bei der Herstellung von Keramik (55
Prozent) und Glas (35 Prozent) sowie untergeordnet in Glasuren, als Füllstoff, in Seifen und Scheuermitteln verwendet.
Die weltweite Produktion von Feldspat belief sich 2012 auf rund
25,5 Mio. Tonnen Metallinhalt, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte als praktisch unbegrenzt angenommen
werden können.
Die Produktion (2013) konzentriert sich zu zwei Drittel auf fünf
Länder: Deutschland (21 Prozent), Italien (18 Prozent), Türkei
(14 Prozent), China (8 Prozent) und Indien (5 Prozent).
Der Preis für Feldspat liegt relativ konstant bei etwa 75 USDollar.
Feldspat kann in einigen Verwendungen durch Soda, Baryt oder
feldspatreiche Gesteine ersetzt werden.
Für Zukunftstechnologien spielt Feldspat voraussichtlich keine
große Rolle.
Auch die Gefahr, dass Feldspat strategisch eingesetzt werden
könnte, ist eher gering bzw. kaum möglich, da weltweit große
Vorkommen vorhanden sind.
Niedrig
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
87
Fluorit
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
hoch
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
hoch
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
mittel
Hauptverwendung findet Fluorit als Flussmittel bei der Stahlund Gusseisenerzeugung, bei der Herstellung von Schweißelektroden, in der chemischen Industrie (Fluorkohlenwasserstoff), bei der Herstellung von Fritten, Emaillen, Glasuren und
für optische Anwendungen (Gläser für Linsen und Prismen,
Spektroskopie).
Die weltweite Produktion von Fluorit belief sich 2013 auf 6 Mio.
Tonnen, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte
etwa 240 Mio. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch etwa 40 Jahre ausreichen.
Die Produktion konzentriert sich zu knapp 90 Prozent auf fünf
Länder: China (56 Prozent), Mexiko (21 Prozent), Mongolei
(7 Prozent), Südafrika (3 Prozent) und Russland (2 Prozent).
Der Preis für Fluorit ist in den letzten Jahren insgesamt leicht
gefallen, unterlag jedoch stärkeren Schwankungen. Im Jahr
2009 fiel er von etwa 530 US-Dollar je Tonne auf 300 USDollar, stieg dann bis Anfang 2012 auf 600 US-Dollar. Seit diesem Zeitpunkt ist der Trend eher abwärts gerichtet. Im Dezember 2014 lag der Preis bei 355 US-Dollar.
Fluorit kann in seiner Verwendung als Hüttenspat bedingt durch
Borate, Kalk- und Dolomitstein, Bauxit, Olivin, Serpentin, MnErze, Fe/Mn-Erze, Titanerze oder Soda ersetzt werden. Als
Keramikspat teilweise durch synthetisches Kryolith.
Breiter Einsatz, selten kritisch für Hochtechnologien.
Über die Hälfte der Weltproduktion kommt aus China.
Niedrig
88
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Gips und Anhydrit
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
niedrig
Die Verwendungsmöglichkeiten für Gips und Anhydrit sind vielseitig. Sie dienen unter anderem der Herstellung von Bauelementen, als Bindemittel für Innenausbau und Tiefbau, als Abbindeverzögerer für Zement, als verfahrenstechnische Hilfsmittel, als Entsorgungshilfsstoffe, zur Herstellung von Spezialgipsen, Füll- und Trägerstoffen sowie als Düngemittel und
Schmierrohstoff.
Die weltweite Produktion belief sich 2012 auf 156 Mio. Tonnen,
während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte unbegrenzt
erscheinen.
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
mittel
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
niedrig
Die Produktion (2012) konzentriert sich zu knapp 75 Prozent auf
zehn Länder, zu mehr als 55 Prozent auf fünf Länder: China (24
Prozent), der Iran (12 Prozent), Thailand (8 Prozent), die USA
und Mexiko (jeweils 6 Prozent).
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Die Datenlage ist intransparent. Aufgrund von Expertenschätzungen wird Gips und Anhydrit aber in eine niedrige Risikoklasse eingestuft.
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
In einigen Verwendungen kann alternativ REA-Gips verwendet
werden. Bei der Herstellung chemischer Produkte bestehen
Substitutionsmöglichkeiten durch Schwefel, in der Glasindustrie
durch Natriumsulfat. Kalk oder Zement können als Basis für
alternative Putze und Bindemittel genutzt werden.
Für Zukunftstechnologien spielt Gips voraussichtlich keine große Rolle.
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
niedrig
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
Aufgrund seiner breiten Vorkommen und seiner Eigenschaft als
einer der größten Sekundärrohstoffe ist von der politischen Seite keine Gefahr zu erwarten.
Mittel – viel verwendeter Baustoff.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
89
Glimmer
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
hoch
niedrig
Glimmer wird als Farb- und Putzzusatz, als Füllstoff (Papier,
Kunststoff, Gummi, Spachtelmasse), zur Herstellung von
Schalldämmstoffen, Kosmetikartikeln, Keramik, Isoliermaterial in
der Elektronik, Feuerlöschpulver, Korrosionsschutzgrundierungen und Bohrspühlungen verwendet.
Die weltweite Produktion belief sich 2013 auf etwa 1,1 Mio.
Tonnen. Die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte erscheinen
unbegrenzt.
Die Produktion konzentriert sich zu rund 90 Prozent auf fünf und
zu 83 Prozent auf drei Länder: China (70 Prozent), Russland
(9 Prozent) und USA (5 Prozent).
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Die Datenlage ist intransparent. Aufgrund von Expertenschätzungen wird Glimmer aber in eine niedrige Risikoklasse eingestuft.
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
niedrig
Abhängig vom Einsatzgebiet bestehen vielseitige Substitutionsmöglichkeiten. Für elektronische Anwendungen beispielsweise kann er durch synthetischen Glimmer, als Füllstoff durch
ATH, Baryt, Calciumcarbonat, Diatomit, Feldspat, Kaolin,
Nephelinsyenit, Perlit, Talk, Quarz-/Cristobalitmehle, Wollastonit
und als Schmierstoff u. a. durch Graphit und Li-Fette ersetzt
werden.
Für Zukunftstechnologien spielt Glimmer voraussichtlich keine
große Rolle.
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
niedrig
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
Die Gefahr, dass Glimmer strategisch eingesetzt werden könnte, ist eher gering bzw. kaum möglich, da weltweit große Vorkommen vorhanden sind.
Mittel – als Baustoff und in der Keramikfertigung.
90
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Graphit
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
mittel
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
mittel
Graphit wird vorwiegend zur Herstellung von Schmelztiegeln
und Feuerfestprodukten (45 Prozent), Reibbelägen und Kohlebürsten, Batterien und Brennstoffzellen, Kunststoffen, Bleistiften, für Graphitdispersionen und in der Pulvermetallurgie verwendet.
Die weltweite Graphitproduktion belief sich 2012 auf rund
1,2 Mio. Tonnen Metallinhalt, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte 130 Mio. Tonnen betragen. Bei heutigem
Produktionsniveau würden die Vorräte damit noch über 100
Jahre ausreichen.
Die Produktion (2012) konzentriert sich zu fast 95 Prozent auf
fünf Länder: China (69 Prozent), Indien (11 Prozent), Brasilien
(7 Prozent) sowie Nordkorea und die Türkei (jeweils 3 Prozent).
Der Preis für Graphit ist in den letzten Jahren nach einem deutlichen Anstieg zuletzt wieder auf das Ausgangsniveau von 2009
zurückgefallen. Im Dezember 2014 beträgt der Preis nunmehr
wieder über 1.400 US-Dollar, nach einem Spitzenwert von
2.750 US-Dollar je Tonne zu Beginn des Jahres 2012.
In den meisten Verwendungen ist Graphit schwer zu ersetzen.
Bedingte Substitutionsmöglichkeiten liegen in der Verwendung
von synthetischem Graphit, Molybdändisulfid, Talk oder Lithium
(bei Batterien).
Graphit ist sehr vielfältig einsetzbar und daher ein Grundstoff
vieler Zukunftstechnologien.
China und Indien stellen über 80 Prozent der Weltproduktion
her. Beide Länder setzen Rohstoffe bereits strategisch ein; es
gibt jedoch auch in andern Teilen der Welt ausreichend Graphit.
Mittel – Graphit wird unter anderem auch für Brennstoffzellen
und Batterien benötigt (als Elektrode).
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
91
Kalisalz
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
niedrig
Kalisalz wird hauptsächlich als Düngemittel, Industriechemikalie
und zur Herstellung von Kalium und seinen Verbindungen verwendet.
Die weltweite Produktion von Kalisalz belief sich 2013 auf
knapp 34 Mio. Tonnen K2O, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte etwa 6 Mrd. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte damit noch knapp
180 Jahre ausreichen.
Die Produktion konzentriert sich zu etwa 83 Prozent auf fünf
Länder: Kanada (30 Prozent), Russland (17 Prozent), Weißrussland (14 Prozent), China (12 Prozent) und Deutschland
(9 Prozent). Zudem machen fünf Unternehmen mehr als 70
Prozent der Weltproduktion aus.
Der Preis für Kalisalz fiel in den Jahren 2009 und 2010 von über
800 US-Dollar auf unter 400 US-Dollar. Nach einem Anstieg im
Jahr 2013 auf 465 US-Dollar beträgt er im Dezember 2014 325
US-Dollar.
Kalisalz kann nicht durch andere Stoffe ersetzt werden.
Kalisalz wird vorwiegend als Düngemittel eingesetzt. Für Zukunftstechnologien wird der Rohstoff daher keine wichtige Rolle
spielen, gleichwohl aber bei einer zunehmenden Intensivierung
der Landwirtschaft.
Aufgrund der reichhaltigen Vorkommen sind hier keine Komplikationen zu erwarten. Kalisalz ist einer der wenigen Rohstoffe,
die in Deutschland in großen Mengen abgebaut werden können.
Mittel
92
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Kaolin
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
niedrig
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
mittel
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
niedrig
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
niedrig
Hauptverwendungen für Kaolin liegen in der Beschichtung von
Papier (45 Prozent) sowie in der Nutzung als Keramikrohstoff,
Füllstoff, Extender, Adsorptionsmittel, zur Synthese von Aluminium und in der Herstellung von Spezialzementen.
Die weltweite Rohkaolinproduktion belief sich 2013 auf
34 Mio. Tonnen, während die sicheren und wahrscheinlichen
Vorräte mehrere Mrd. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau sollten die Vorräte damit noch einige 100 Jahre ausreichen.
Die Produktion konzentriert sich zu etwa 83 Prozent auf zehn
Länder und zu etwa 60 Prozent auf fünf Länder: die USA (17
Prozent), Deutschland (13 Prozent), Indien (11 Prozent) sowie
die Tschechische Republik und China (jeweils 10 Prozent).
Die Preislage für Kaolin ist eher intransparent, wird aber als
unproblematisch eingeschätzt.
In einigen Verwendungen kann Kaolin u. a. durch Talk, Baryt,
Kalkstein, Diatomit, Glimmer, Zeolithe oder Pyrophyllit ersetzt
werden.
Für Zukunftstechnologien spielt Kaolin voraussichtlich keine
große Rolle.
Aufgrund der weltweiten Vorkommen kann Kaolin kaum als politisches Instrument eingesetzt werden.
Mittel
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
93
Phosphate
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
mittel
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
mittel
Bedeutung für
Bayern
mittel
Phosphate werden hauptsächlich zur Herstellung von Düngemitteln und Phosphorsäure verwendet.
Die weltweite Phosphatproduktion belief sich 2013 auf 224 Mio.
Tonnen, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte 67
Mrd. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau würden
die Vorräte damit noch rund 300 Jahre ausreichen.
Die Produktion (2013) konzentriert sich zu fast 90 Prozent auf
zehn Länder und zu fast 80 Prozent auf fünf Länder: China
(43 Prozent), die USA (14 Prozent), Marokko (13 Prozent),
Russland (6 Prozent) und Jordanien (3 Prozent).
Der Preis für Phosphate fiel von über 450 US-Dollar je Tonne
Mitte 2008 auf unter 100 US-Dollar nur ein Jahr später. Nach
einer leichten Erholungsphase auf etwa 200 US-Dollar Ende
2011 sank der Preis wieder auf ein Niveau von knapp über 100
US-Dollar. Dort lag der Preis im Dezember 2014 immer noch
(115 US-Dollar).
Phosphate können nicht durch andere Stoffe substituiert werden.
Mittel, weil der Rohstoff essenziell für die Nahrungsmittelproduktion (bei einer wachsenden Weltbevölkerung) und nicht substituierbar ist.
Wesentliche Reserven liegen in Nordafrika und China.
Mittel
94
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Quarzsand
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
niedrig
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
niedrig
Quarzsande werden als Formmedium in der Glas- und der Gießereiindustrie verwendet. Darüber hinaus werden Quarzsande
beispielsweise bei der Herstellung von Keramik und Glasfasern
benötigt.
Die weltweiten Vorräte von Quarzsand werden als praktisch
unbegrenzt angegeben. Daten zu Produktion und Reserven
sind nicht vorhanden.
Die Länder mit den größten Förderungen sind vermutlich die
USA, Slowenien, Österreich und Deutschland. Die Konzentration ist aufgrund der großen Vorkommen unkritisch.
Die Datenlage ist intransparent. Aufgrund von Expertenschätzungen wird Quarzsand aber in eine niedrige Risikoklasse eingestuft.
Eine Substitution ist nicht möglich.
Die Zukunftsrelevanz von Quarzsanden wird als eher unterdurchschnittlich bewertet. Zukunftsrelevant sind Glasfasern und
möglicherweise generell spezifische Glasformen für die Photovoltaik.
Aufgrund der fast ubiquitären Verfügbarkeit sind keine politischen Risiken erkennbar.
Mittel
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
95
Schwefel
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
niedrig
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
mittel
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
niedrig
Schwefel wird in der chemischen und der pharmazeutischen Industrie genutzt. Schwefelsäure, Farbstoffe, Insektizide und
Kunstdünger brauchen das Mineral als Grundstoff.
Schwefel kommt sehr häufig vor. Bei einer Jahresproduktion von
etwa 66 Mio. Tonnen im Jahr 2012 ist die Reichweite dieses
Nichtmetalls als unproblematisch einzustufen.
Die zehn größten Produktionsländer vereinen über 70 Prozent
der Weltproduktion auf sich, die größten fünf über 50 Prozent:
China (15 Prozent), die USA (14 Prozent), Russland (10 Prozent), Kanada (9 Prozent) und Kasachstan (5 Prozent).
Die Datenlage ist intransparent. Aufgrund von Expertenschätzungen wird Schwefel aber in eine niedrige Risikoklasse eingestuft.
Eine Substitution ist nicht möglich.
Schwefel kann als Legierungselement für Stahl genutzt werden.
Insgesamt ist die zukünftige Bedeutung aber eher durchschnittlich einzustufen.
Politische Risiken sind nicht erkennbar.
Mittel
96
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Steinsalz
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
niedrig
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
niedrig
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
niedrig
Steinsalz macht rund 70 Prozent der gesamten Weltsalzproduktion aus. Steinsalz wird insbesondere in der Industrie verarbeitet, um Chlor oder Natrium zu gewinnen. Der Rest wird zu Speisesalz verarbeitet.
Die weltweiten Vorräte von Steinsalz sind als nahezu unbegrenzt einzustufen. Die Weltproduktion (Salz) betrug 2013 etwa
265 Mio. Tonnen.
Die zehn größten Produktionsländer vereinen etwa 73 Prozent
der Weltproduktion auf sich, die fünf größten fast 60 Prozent.
Diese sind China (27 Prozent), die USA (15 Prozent), Indien (7
Prozent), Deutschland (5 Prozent) und Australien (4 Prozent).
Die Datenlage ist intransparent. Aufgrund von Expertenschätzungen wird Steinsalz in eine niedrige Risikoklasse eingestuft.
Eine Substitution ist nicht möglich.
Steinsalz wird für Zukunftstechnologien eine untergeordnete
Rolle spielen.
Aufgrund der reichen Vorkommen sind keine politischen Risiken
erkennbar.
Niedrig
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
97
Zement
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
niedrig
Preisentwicklung
Risikoklasse:
niedrig
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
niedrig
Politische Risiken
Risikoklasse:
niedrig
Bedeutung für
Bayern
niedrig
Zement wird für Infrastrukturprojekte benötigt. Der Jahresverbrauch an Zement zeigt somit vor allem die Intensität der Bautätigkeit in einer Region.
Die Rohstoffe für Zement sind in der Regel Kalkstein, Ton,
Sand und Eisenerz, die mit Gips und Anhydrit zu Zement vermahlen werden. Den größten Bedarf an Zement hat derzeit
China, dort wird rund die Hälfte der Weltproduktion von etwa 4
Mrd. Tonnen verbaut. Die statische Reichweite der benötigten
Rohstoffe ist sehr hoch.
China ist mit 57 Prozent das größte Produktionsland. Es folgt
Indien mit etwa 7 Prozent. Die weiteren Länder stellen jeweils
2 Prozent oder weniger der Weltproduktion her.
Die Datenlage ist intransparent. Aufgrund von Expertenschätzungen wird Zement aber in eine niedrige Risikoklasse eingestuft.
Eine Substitution ist nicht möglich.
Zement wird für Zukunftstechnologien eine untergeordnete Rolle spielen.
Aufgrund der reichen Vorkommen sind keine politischen Risiken
erkennbar.
Mittel
98
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
*Seltenerdmetalle
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
niedrig
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
hoch
Preisentwicklung
Risikoklasse:
hoch
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
hoch
Bedeutung für
Bayern
hoch
Seltenerdmetalle, oft auch verkürzt Seltene Erden genannt,
werden insbesondere in Katalysatoren, Leuchtstoffen, Lasertechnik, Handys, MP3-Spielern, Windkraftturbinen oder Festplatten verwendet.
Die weltweite Produktion von Seltenerdmetallen belief sich 2013
auf rund 110.000 Tonnen, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte 140 Mio. Tonnen betragen. Bei heutigem
Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch mehrere
hundert Jahre ausreichen. Problematisch ist die geringe Konzentration der Metalle und der dementsprechend hohe Aufwand
für die Gewinnung der Rohstoffe. Bei einer jährlichen zehnprozentigen Steigerung des Verbrauchs bei gleichbleibender Produktion wären die Vorkommen allerdings schon in 46 Jahren
erschöpft.
Die Produktion konzentriert sich zu rund 9 Prozent auf China.
Auch die Reserven liegen zu einem großen Teil in China sowie
den GUS-Staaten. China produzierte rund 100.000 Tonnen.
In den letzten Jahren gab es teilweise exorbitante Preissteigerungen von teilweise über 1.000 Prozent gegenüber den Vorjahren bei den Seltenerdmetallen Yttrium, Scandium und Neodym.
Seit Mitte des Jahres 2011 sind die Preise größtenteils jedoch
rückläufig.
Ohne Leistungseinbußen ist eine Substitution von Seltenerdmetallen derzeit für viele Anwendungen nicht absehbar.
Seltenerdmetalle werden für moderne und effiziente Leuchtmittel, für neue Antriebskonzepte (Hybridfahrzeuge) und verschiedene elektronische Anwendungen benötigt.
Die hohe Konzentration in China stellt ein hohes Risiko strategischer Handelspolitik dar. Hier bestehen bisher schon erhebliche
Beschränkungen.
Aufgrund der hohen Bedeutung für Hightech-Branchen, die in
Bayern tätig sind, ist die Bedeutung für Bayern als sehr hoch
einzuschätzen.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft
vbw – Februar 2015
Anhang – Rohstoffsteckbriefe
99
*Spezialmetalle (Germanium, Gallium, Indium, Selen)
Risikoklasse
3er Skala
Einsatzfelder
Vorräte und Verbrauch
Risikoklasse:
mittel
Abbauländer und
Konzentration
Risikoklasse:
sehr hoch
Preisentwicklung
Risikoklasse:
hoch
Substitutionsmöglichkeiten
Risikoklasse:
hoch
Zukunftsrelevanz
Risikoklasse:
sehr hoch
Politische Risiken
Risikoklasse:
sehr hoch
Bedeutung für
Bayern
hoch
Spezialmetalle werden in notwendigen Kleinstmengen etwa für
die Herstellung von Leuchtdioden, Solarzellen oder Halbleitern
verwendet.
Spezialmetalle werden fast ausschließlich als Nebenprodukte
bei der Produktion von Zink, Blei, Kupfer oder Aluminium gewonnen. Die statische Reichweite der Metalle variiert sehr stark,
für Indium werden beispielsweise nur 14 Jahre angegeben,
während Gallium mit heutigem Produktionsniveau noch mehrere hundert Jahre abgebaut werden kann.
Die Produktion konzentriert sich zu einem großen Teil auf China.
In den letzten Jahren stiegen die Preise vieler Spezialmetalle
deutlich an, blieben aber dennoch weit hinter den Preissteigerungen von Seltenerdmetallen zurück.
Spezialmetalle können nach heutigem Kenntnisstand aufgrund
ihrer meist sehr spezifischen Verwendung zum Großteil nicht
substituiert werden.
Spezialmetalle werden für moderne und effiziente Leuchtmittel,
für Solarzellen und in der Computer- und Elektrotechnik (Halbleiter) verwendet.
Die hohe Konzentration in China stellt ein hohes Risiko strategischer Handelspolitik dar. Hier bestehen bisher schon erhebliche Beschränkungen.
Aufgrund der hohen Bedeutung für Hightech-Branchen, die in
Bayern tätig sind, ist die Bedeutung für Bayern als sehr hoch
einzuschätzen.
Studie – Rohstoffsituation der bayerischen
Wirtschaft
vbw – Februar 2015
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101
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