Studie Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft Stand: Februar 2015 / 5. Auflage www.vbw-bayern.de Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Vorwort X Vorwort Sichere Rohstoffversorgung für eine erfolgreiche bayerische Wirtschaft Die zuverlässige Versorgung mit Rohstoffen ist eine wichtige Grundlage für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Ihre Verfügbarkeit in ausreichender Menge und zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten muss daher gesichert sein. Die natürlichen Ressourcen sind begrenzt, gleichzeitig nimmt der Bedarf an Rohstoffen weltweit zu. Viele Produkte des täglichen Bedarfs sowie der Informationsund Zukunftstechnologie enthalten zahlreiche, oft wenig bekannte Rohstoffe, wie zum Beispiel Seltene Erden. Ein Versorgungsengpass mit diesen Rohstoffen kann ganze Wertschöpfungsketten lahmlegen und damit enormen Schaden verursachen. Die vorliegende Studie ist eine weitere Aktualisierung der Rohstoffstudie, die von der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. im September 2009 erstmals vorgelegt wurde, um Politik und Unternehmen für diese zunehmende Herausforderung zu sensibilisieren. Es ist eine vordringliche außenpolitische Aufgabe von EU, Bund und Ländern, die Rohstoffmärkte weiter zu erschließen und offen zu halten. Protektionistischen Tendenzen muss entgegengetreten werden. Zudem müssen die Grundlagenforschung zum effizienten Rohstoffeinsatz gefördert und in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft zukunftsfeste Recyclingkonzepte entwickelt werden. Unsere Broschüre analysiert die aktuelle Situation und zeigt entscheidende Weichenstellungen für eine sichere Rohstoffversorgung auf. Bertram Brossardt 09. Februar 2015 Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Inhalt X Inhalt 1 Fragestellung ................................................................................................ 1 2 Die Rohstoffbasis der deutschen Wirtschaft ............................................. 3 3 Rohstoffe – Bedeutung und Risiken........................................................... 5 3.1 Starkes globales Wirtschaftswachstum treibt die Rohstoffnachfrage ............. 6 3.2 Rohstoffe unterliegen hohen Preisschwankungen ......................................... 6 3.3 Rohstoffe sind nur begrenzt verfügbar ........................................................... 7 3.4 Kosten von Abbau und Förderung steigen ..................................................... 7 3.5 Recycling bleibt problematisch ....................................................................... 8 3.6 Rohstoffvorkommen befinden sich häufig konzentriert in Risikoländern ........ 8 3.7 Rohstoffe werden als Instrumente strategischer Industriepolitik genutzt ....... 9 3.8 Konzentration der Förderunternehmen kann Wettbewerb beschränken ...... 10 3.9 Rohstoffe sind eine Basis der Entwicklung von Zukunftstechnologien......... 10 3.10 Rohstoffe sind nur zum Teil substituierbar ................................................... 11 4 Initiativen der Rohstoffpolitik .................................................................... 13 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 Rohstoffstrategie der Bundesregierung ........................................................ 13 Deutsche Rohstoffagentur ............................................................................ 14 Rohstoffpartnerschaften ............................................................................... 15 Deutsches Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess)................................ 16 4.2 Rohstoffstrategie der Europäischen Union ................................................... 16 4.3 Rohstoffpolitik der US-Regierung ................................................................. 18 5 Rohstoff-Risiko-Index ................................................................................ 21 5.1 Aufbau .......................................................................................................... 22 5.2 Gewichtung................................................................................................... 25 5.3 Ergebnisse des Rohstoff-Risiko-Indexes...................................................... 26 6 Fallstudien................................................................................................... 35 Inhalt Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 6.1 Fallstudie 1: Lithium und Energiespeichersysteme ...................................... 35 6.2 Fallstudie 2: Seltenerdmetalle und Beleuchtungssysteme ........................... 40 6.3 Fallstudie 3: Rohstoffe in der Elektroindustrie .............................................. 45 7 Fazit und Handlungsempfehlungen.......................................................... 51 7.1 Unternehmensebene .................................................................................... 51 7.2 Interaktive Ebene.......................................................................................... 52 7.3 Staatliche Ebene .......................................................................................... 53 Literaturverzeichnis....................................................................................................... 56 Anhang – Rohstoffsteckbriefe....................................................................................... 58 Ansprechpartner / Impressum .................................................................................... 101 Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Fragestellung 1 1 Fragestellung Ziel und Aufbau der Studie Die Verfügbarkeit von Rohstoffen ist eine essenzielle Voraussetzung für die Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Sie ist für die bayerischen Unternehmen von großer Bedeutung. Die Herausforderungen der Energiewende sowie die durch die Digitalisierung angestoßenen Veränderungen führen zu einem steigenden Bedarf an Mineralien und Metallen, die hauptsächlich aus geopolitisch krisenbehafteten Regionen importiert werden müssen. Der globale Strukturwandel führt darüber hinaus zu einem steigenden Risiko von Versorgungsengpässen. Das dauerhafte Monitoring der Rohstoffsituation wird daher künftig immer wichtiger. Im Auftrag der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. beschäftigt sich die Studie mit der Frage, wie sich die allgemeine Rohstoffsituation darstellt und inwieweit die Versorgung der bayerischen Unternehmen mit Rohstoffen sichergestellt ist. Obwohl in den letzten Jahren einige Rohstoffinitiativen, wie z. B. die Rohstoffallianz, ins Leben gerufen wurden, deutet viel darauf hin, dass der Relevanz dauerhafter Verfügbarkeit metallischer und mineralischer Rohstoffe zumindest im politischen Raum nicht der Stellenwert beigemessen wird, den sie verdient. Dementsprechend besteht weiterhin die Gefahr, dass (Verfügbarkeits-) Risiken systematisch unterschätzt und mögliche Strategien zum Umgang mit diesen Risiken vernachlässigt werden. In der vorliegenden aktualisierten Studie liegt der Fokus auf der Analyse der Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft. Es wurden insbesondere neue Erkenntnisse zu Rohstoffinitiativen aufbereitet und die enthaltenen Fallstudien auf ihre Aktualität und Gültigkeit überprüft. Zentraler Inhalt ist der sogenannte Rohstoff-Risiko-Index (RRI). Dieser beurteilt insgesamt 45 Rohstoffe nach ihrer Kritikalität. Die Bewertung stützt sich dabei auf acht Indikatoren, die alle auf die aktuellsten verfügbaren Werte angepasst wurden. Darauf aufbauend wurde eine Risiko-Bedeutungs-Matrix erstellt, die die jeweilige Bedeutung der Rohstoffe für Bayern mit der Kritikalitätsklasse in Verbindung setzt. Neu ist die Herkunft der Daten. Während alle quantitativen Rohstoffdaten aus der SNL Metals & Mining Datenbank stammen, wurden die qualitativen Einschätzungen zur Situation der Rohstoffe von einem eigens für das Gutachten aufgebauten Expertenpanel erstellt. Die Studie ist folgendermaßen aufgebaut: – Kapitel 2 stellt im Wesentlichen die Strukturen der Rohstoffbasis der deutschen Wirtschaft dar. – Kapitel 3 beschäftigt sich mit der strategischen Bedeutung von Rohstoffen. Zusätzlich werden in diesem Kapitel die Risiken beschrieben, die mit den Rohstoffen verbunden sind. 2 Fragestellung Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 – Kapitel 4 geht kurz auf die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich Rohstoffinitiativen und -partnerschaften ein. – Kapitel 5 beschreibt den aktualisierten Rohstoff-Risiko-Index. Dieser dient als Indikator für die Risiken, die mit den untersuchten Rohstoffen verbunden sind. Steckbriefe mit Detailinformationen zu den untersuchten Rohstoffen finden sich im Anhang. – In Kapitel 6 wird im Rahmen von drei Fallstudien die zu erwartende Situation von Lithium und Seltenen Erden beschrieben. Diese Rohstoffe sind sowohl essenziell als auch kritisch in Bezug auf zukünftige technische Entwicklungen. Ebenso bilden die Fallstudien auch die Rohstoffversorgung in der Elektrobranche ab, die für Bayern von besonderer Bedeutung ist. – In Kapitel 7 werden mögliche Strategien zur Sicherstellung der Rohstoffversorgung skizziert und systematisiert. – Kapitel 8 beinhaltet das Literaturverzeichnis. – In Kapitel 9 sind Rohstoffsteckbriefe für alle 45 in der Studie analysierten Rohstoffe aufgeführt. Im Rahmen dieser Studie werden nicht alle Rohstoffe berücksichtigt. Insbesondere Energierohstoffe wie Öl, Gas und Kohle sowie daraus abgeleitete Produkte werden wegen der bereits vorhandenen Vielzahl an Studien nicht gesondert betrachtet. Die Untersuchung konzentriert sich auf Metalle, Edelmetalle und mineralische Rohstoffe. Besondere Erwähnung finden Spezialmetalle, d. h. Metalle, die teilweise nur im Mikrogrammbereich für einzelne Produkte, wie Smartphones, gebraucht werden. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 2 Die Rohstoffbasis der deutschen Wirtschaft 3 Die Rohstoffbasis der deutschen Wirtschaft Die deutsche Wirtschaft muss wichtige Rohstoffe importieren. Deutschland blickt auf eine lange Tradition als Rohstoffförderer zurück. Heute muss der weitaus größte Teil der genutzten Metall- und Energierohstoffe importiert werden. Während Eisenerz Anfang der 1960er Jahre noch zu gut einem Drittel aus heimischer Förderung stammte, wird es heute vollständig aus ausländischen Abbaugebieten bezogen. Generell liegt die Importquote für Metallrohstoffe in Deutschland bei 100 Prozent, eine nennenswerte inländische Förderung besteht nicht mehr. Traditionell groß ist der Importanteil auch bei Energierohstoffen. Während Braunkohle praktisch vollständig aus heimischer Förderung stammt und nah an den Tagebauen zur Stromgewinnung verfeuert wird, steigt der Importanteil der Steinkohle. Vor allem aber Öl und Gas sorgen für eine hohe Importabhängigkeit, wobei Erdgas immerhin teilweise im Inland gefördert wird – jedoch nur noch zu weniger als 15 Prozent mit leicht abnehmender Tendenz. Rohöl wird zu 96 Prozent importiert, der Anteil der Importe an der Steinkohle ist von 56 Prozent im Jahr 2002 auf inzwischen über 80 Prozent angestiegen (Bardt / Chrischilles / Grömling / Matthes, 2014). Die größten Mengen an Rohstoffen stammen aus Deutschland selbst. Dabei machen Kies und Bausande den größten Anteil am heimischen Bergbau aus, gefolgt von gebrochenen Natursteinen. Der drittgrößte heimische Rohstoff ist Braunkohle, die vor allem im Rheinland und in der Lausitz gefördert wird. Aber auch andere Stoffe wie Quarzsand, Kalk, Kali, Salze, Feld- und Flussspat werden in Deutschland an die Oberfläche gebracht. Viele dieser Rohstoffe sind für den Bau, aber auch als Grundstoffe für die Industrie von Bedeutung. Damit hat Deutschland einen wichtigen Teil seiner Rohstoffversorgung selbst in der Hand, wenn auch der wertmäßig größere Teil dauerhaft importiert werden muss. Der Bedarf an diesen Ressourcen kann gesichert werden, ohne die Risiken der internationalen Rohstoffpolitik in Kauf zu nehmen. Diese Versorgungssicherheit ist zugleich sehr wirtschaftlich. Die Bodenschätze können hierzulande günstig und ohne Subventionen abgebaut werden und müssen nicht auf internationalen Märkten teuer bezahlt werden. Vielfach ergibt ein internationaler Transport keinen Sinn, da die Kosten hierfür viel zu hoch wären. Aber der ausreichende Abbau heimischer Rohstoffe ist nicht ohne weiteres gesichert. Auch hier gibt es mittel- und langfristige Versorgungsrisiken – und die sind hausgemacht. Hier sind insbesondere die Länder und Kommunen gefordert, um eine dauerhafte Förderung zu sichern. Besonders problematisch ist die Ausweisung von Flächen. Auch wenn bekannt ist, wo welche wertvollen Vorkommen zu finden sind, bestehen damit noch lange keine Abbaurechte. In Deutschland ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine immer größere Flächenkonkurrenz entstanden. Das Land ist dicht 4 Die Rohstoffbasis der deutschen Wirtschaft Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 besiedelt, Städte wachsen, viele Flächen werden für Industrieanlagen und Verkehrsinfrastruktur benötigt. Auch der Naturschutz steht in direkter Konkurrenz zur temporären Nutzung von Flächen zum Rohstoffabbau. Der Aufstieg der Schwellenländer und insbesondere Chinas hat über Jahre hinweg den weltweiten Bedarf an Rohstoffen deutlich erhöht. Da das Angebot nur mit Verzögerung reagieren kann, waren entsprechende Preissteigerungen nicht überraschend. Die Herausforderungen der Rohstoffmärkte liegen trotz des steigenden Bedarfs nicht in einer geologischen Endlichkeit der Stoffe, sondern im technischen, politischen und wirtschaftlichen Zugang zu den Ressourcen (Bardt, 2009; Bardt/Kempermann/Lichtblau, 2013). Dementsprechend liegt das Risiko für die rohstoffverarbeitende Industrie nicht nur in der marktgetriebenen Preisentwicklung, sondern vorwiegend in der langfristigen Verfügbarkeit der Rohstoffe. Hierfür sind neben den geologischen Bedingungen auch die Markt- und Regulierungsbedingungen von Bedeutung. Problematisch bei vielen Metallrohstoffen sind vor allem die hohe Konzentration auf der Angebotsseite und ein damit zusammenhängendes Potenzial für Marktmacht. Solche Konzentrationstendenzen sind sowohl auf der Ebene der Förderländer als auch auf der Ebene der Erzeugungsunternehmen zu beobachten. So ist es keine Seltenheit, dass mehr als drei Viertel der jährlich produzierten Menge maximal aus drei Ländern kommt – wie z. B. bei Magnesium (China, Russland und Israel), Wolfram (China, Russland, Kanada), den Platingruppenmetallen (Südafrika, Russland und Kanada) oder Niob (Brasilen und Kanada) – oder 50 Prozent und mehr von maximal drei Unternehmen stammen – wie z. B bei Niob (Moreira Salles Group), Titan (Rio Tinto Group, Exxaro Ressources Ltd und NL Industries Inc.) oder Metallen der Platingruppe (Norilsk Nickel, Anglo American Plc und Impala Platinum Holding Ltd). Fusionen im Rohstoffsektor können den Konzentrationsgrad noch weiter erhöhen. Darüber hinaus herrschen in vielen Ländern Maßnahmen zum Schutz der eigenen Industrie und zur Verhinderung von Rohstoffexporten vor. Diese reichen von spezifischen Ausfuhrsteuern und finanzieller Förderung heimischer Weiterverarbeiter über die Vergabe von Exportlizenzen und die Aussprache von Exportverboten bis hin zur Einführung von Exportmonopolen und zur Verweigerung der Mehrwertsteuererstattung beim Export von Rohstoffen. Diese Maßnahmen stellen erhebliche Verzerrungen der internationalen Rohstoffmärkte dar, die letztendlich nur zu überhöhten Preisen führen. Diese Entwicklungen haben in Industrie und Politik zu einer Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssicherheit mit Rohstoffen geführt. Entscheidend ist dabei eine Anpassung der Produktion an höhere Preise, eine Diversifizierung der Nachfrage sowie eine Politik gegen den vorherrschenden Protektionismus auf den internationalen Rohstoffmärkten, der letztlich preistreibend und wohlstandsmindernd wirkt. Eine steigende Rohstoffeffizienz, der Ersatz besonders kritischer Rohstoffe und das Schließen von Stoffströmen können mittel- und langfristig ebenfalls einen Beitrag zur Sicherung der Versorgung leisten. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 3 Rohstoffe – Bedeutung und Risiken 5 Rohstoffe – Bedeutung und Risiken Warum sind Rohstoffe von strategischer Bedeutung? Rohstoffe haben für die Produktion eine herausragende Bedeutung. Zahlreiche neue technologische Entwicklungen und Tätigkeiten sind ohne die dauerhafte Verfügbarkeit von bestimmten Rohstoffen nicht realisierbar. Aber auch die wirtschaftliche Prosperität von Industriezweigen, die Rohstoffe direkt verarbeiten, hängt fundamental von der Rohstoffsituation ab. Ein geringeres Interesse an der Rohstoffsituation haben diejenigen industriellen Bereiche, die Vorprodukte, d. h. Produkte, in denen Rohstoffe bereits verwertet sind, zur Weiterverarbeitung einsetzen. Zwar haben in diesem Bereich Rohstoffe ebenfalls eine große Bedeutung, jedoch sind sie durch die Verwendung bereits verarbeiteter Rohstoffe nur sekundär von kritischen Situationen betroffen. Betrachtet man typische Wertschöpfungsketten einer industrialisierten Volkswirtschaft, steht die Rohstoffgewinnung und -verwendung ganz am Anfang. Sie stellt die Basis für alle nachgelagerten wirtschaftlichen Aktivitäten dar. Dies gilt sowohl für Industriebereiche, als auch mehr oder weniger für industrienahe Dienstleistungsbranchen. Basiert deren Tätigkeit zu einem bedeutenden Anteil auf industrieller Produktion, ergibt sich eine zumindest mittelbare Abhängigkeit von Rohstoffen. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen ist damit für die industrielle Produktion und die davon abhängigen Dienstleistungen von grundlegender Bedeutung. Vergegenwärtigt man sich die weltweite Verteilung der Rohstoffe, wird die unterschiedliche Bedeutung von Rohstoffen für die einzelnen Länder sichtbar. Somit trifft die Aussage, Rohstoffe seien existenziell für die industrielle Produktion, hinsichtlich ihrer Relevanz nicht für alle Länder zu. Denn während die Stärken einiger Länder auf der Weiterverarbeitung von bereits geförderten Rohstoffen liegen und ihr wirtschaftlicher Erfolg somit unmittelbar vom Einsatz der Rohstoffe in der Produktion abhängt, haben sich andere Regionen, in denen die entsprechenden natürlichen und geologischen Bedingungen besonders günstig sind, auf den Abbau von Rohstoffvorkommen spezialisiert, sofern dieser technisch und ökonomisch möglich ist. Bei einem freien und verlässlichen Handel zwischen diesen Ländern können daraus resultierende Spezialisierungsvorteile umgesetzt und Handelsgewinne realisiert werden. Bei allen Vorteilen, die sich aus dieser internationalen Arbeitsteilung für die Volkswirtschaften ergeben, birgt sie jedoch für die rohstoffverarbeitenden Regionen spezielle Risiken. So sind zwar auch in den Lieferländern Rohstoffe von wirtschaftlichem Interesse, jedoch können diese Volkswirtschaften durch den Abbau die Rohstoffsituation mittelbar selber beeinflussen. Verarbeitende Volkswirtschaften sind stärker den wirtschaftspolitischen Interessen der Lieferländer ausgesetzt. Dementsprechend ergeben sich für diese Länder sowohl aus den natürlichen Bedingungen als auch aus der spezifischen Arbeitsteilung mehr oder weniger schwerwiegende Nachteile. 6 Rohstoffe – Bedeutung und Risiken Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Zu den Risiken aus der Perspektive der rohstoffverarbeitenden Länder zählen in erster Linie erhebliche Preissprünge oder Verfügbarkeitsengpässe bzw. -ausfälle, die gravierende Folgen für diese Volkswirtschaften haben können. Ein weiteres Risiko besteht in der Veränderung der Lieferbedingungen. Die Motivation für Exportbeschränkungen verschiedener Art kann dabei z. B. in der Förderung der Weiterverarbeitung von Rohstoffen in den Ursprungsländern oder in der Einnahmengenerierung durch Exportabgaben bestehen. Im Ergebnis erhalten die Bezugsländer den spezifischen Rohstoff in einer anderen Qualität oder Form, in geringerer Menge oder zu höheren Preisen. Die Berücksichtigung derartiger Risikoquellen sowie daran anknüpfende Vermeidungsstrategien sind für die Bezugsstrategien betroffener Industrien und die Rohstoffpolitik der rohstoffimportierenden Volkswirtschaften von zentraler Bedeutung. 3.1 Starkes globales Wirtschaftswachstum treibt die Rohstoffnachfrage Hohes und steigendes Wirtschaftswachstum geht in der Regel mit höherem Rohstoffeinsatz einher. Grundsätzlich wird angenommen, dass der Rohstoffverbrauch eines Landes solange sogar überdurchschnittlich steigt, bis ein gewisses Wohlstandsniveau erreicht ist. Gerade das hohe Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern, vor allem in China und Indien, hat die Entwicklung auf den Rohstoffmärkten in den letzten Jahren maßgeblich beeinflusst. Problematisch für die Rohstoffversorgung in den rohstoffimportierenden Ländern ist dabei die Tatsache, dass für jene Länder, in denen ökonomisch bedeutsame Rohstoffvorkommen lagern, in Zukunft weiterhin ein bedeutendes Wirtschaftswachstum prognostiziert wird. Diese Länder werden infolgedessen zunehmend wesentliche Anteile der Rohstoffvorkommen selbst verwenden. Die globale Nachfrage wird dadurch weiter angeheizt, was sich wiederum in höheren Preisen und einer verstärkten Konkurrenz um die Rohstofflieferungen zeigt. 3.2 Rohstoffe unterliegen hohen Preisschwankungen Rohstoffpreise werden stark von der (internationalen) konjunkturellen Lage bestimmt. Gerade zu Zeiten stark schwankender wirtschaftlicher Konjunktur weisen die Rohstoffpreise eine hohe Volatilität auf. Treffen Unternehmen keine entsprechenden Vorsorgemaßnahmen, können derartige Preisschwankungen zu erheblichen Problemen und kritischen Liquiditätsabflüssen führen, auch wenn sie keinen direkten Einfluss auf die Rohstoffversorgung an sich haben. Dies wird vor allem für die rohstoffverarbeitenden Unternehmen zum Problem, wenn sie Preiserhöhungen wegen vertraglicher oder wettbewerblicher Rahmenbedingungen nicht kurzfristig auf die Kunden überwälzen können. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 3.3 Rohstoffe – Bedeutung und Risiken 7 Rohstoffe sind nur begrenzt verfügbar Die begrenzte Verfügbarkeit von Rohstoffen birgt großes Risikopotenzial für eine Rohstoffkrise. Diese kann einerseits dadurch bedingt sein, dass Rohstoffvorkommen nicht erneuerbar sind und im Laufe der Zeit aufgebraucht werden. Andererseits kann die Verfügbarkeit auch durch den Mangel an Fläche entstehen, die für den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen benötigt wird. Dabei ist die Kritikalität der Verfügbarkeit stark von den einzelnen Rohstoffen abhängig. Während die statische Reichweite – also das Verhältnis der heute ökonomisch und technisch gewinnbaren Reserven zur aktuellen Förderung – einiger Rohstoffe auf Jahrhunderte geschätzt wird, gelten andere Rohstoffe dagegen bereits in absehbarer Zeit als begrenzt und kritisch. Neue geologische Erkenntnisse und technische Gewinnungsmethoden können die Verfügbarkeit von einzelnen Rohstoffen entscheidend verlängern und somit das Risiko eines Rohstoffengpasses einschränken. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen kann ebenfalls durch ein höheres Preisniveau verlängert werden, wenn dadurch die Nachfrage spürbar sinkt. Ist ein Rohstoff jedoch nur beschränkt verfügbar, nicht erneuerbar und droht die endgültige Erschöpfung der Ressourcen, kann dies erhebliche wirtschaftliche Verluste nach sich ziehen. 3.4 Kosten von Abbau und Förderung steigen Ein Problem, das unmittelbar mit der Verfügbarkeit von Rohstoffen zusammenhängt, sind steigende Kosten bei der Erkundung und Erschließung neuer Rohstoffquellen und -vorräte. Die meisten leicht zu erreichenden Lagerstätten sind bereits erschlossen. Um auch die Ressourcen zu schöpfen, die an weniger zugänglichen Orten lagern oder deren Abbau spezielle Maßnahmen erfordert, müssen neue technische Verfahren entwickelt und angewendet werden. Dies erhöht die Abbaukosten und schlägt sich meist direkt in höheren Rohstoffpreisen nieder, was wiederum direkte Auswirkungen auf die rohstoffverarbeitenden Industrieunternehmen hat. Deutlich wird dieser Befund beispielsweise bei der Erschließung neuer Abbaugebiete für Seltene Erden und andere wichtige Rohstoffe. So gibt es in Grönland eine große Menge noch unerschlossener Rohstoffquellen, deren Abbau sich aufgrund hoher Anforderungen beim Umweltschutz sowie aufwendiger Transportwege bisher nicht lohnt. In diesen Zusammenhang ist auch das Phänomen des sogenannten Beifangs einzuordnen. Die meisten Rohstoffvorkommen bestehen nicht aus einem isolierten einzelnen Rohstoff, sondern es liegt eine Vergesellschaftung mit anderen Rohstoffen vor. Von einem positiven Beifang spricht man, wenn erwünschte Nebenprodukte beim Abbau des Hauptprodukts anfallen. Ein Beispiel dafür ist die Gewinnung von Platin im Nickelbergbau. Für einige Rohstoffe lohnt sich der Abbau vor allem als positiver Beifang. Dies wird zum Problem, wenn der Abbau des Hauptprodukts sich nicht mehr lohnt und deshalb auch die Förderung der Nebenprodukte eingestellt wird. Umgekehrt besteht auch das Phänomen des negativen Beifangs, wenn beim Abbau des Haupt- 8 Rohstoffe – Bedeutung und Risiken Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 produkts unerwünschte Nebenprodukte anfallen, z. B. Schwermetalle wie in der Phosphat-Förderung. Die Abscheidung der unerwünschten Nebenprodukte erhöht die Abbaukosten bei diesen Rohstoffen. 3.5 Recycling bleibt problematisch Eine Möglichkeit, das Risiko von Rohstoffknappheiten zu verringern und Versorgungsengpässe einzudämmen, besteht im effektiven Recycling alter bzw. nicht mehr verwendbarer Produkte, die eine geringe bis große Menge an Rohstoffen enthalten. Die Idee, kostbare Rohstoffe durch die Wiederverwendung von Elektroschrott zu gewinnen, wird als Urban Mining bezeichnet. Nach Angaben des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) können in modernen Recyclinganlagen gut 90 Prozent der in Elektroschrott enthaltenen Rohstoffe zurückgewonnen werden. Recycling eignet sich als Strategie, um der Rohstoffverknappung entgegenzuwirken, da eine Tonne hochwertiger Elektroplatinen, wie sie in Computern, Handys oder LCD-Bildschirmen zu finden sind, unter anderem 200 Gramm Gold, 300 Gramm Silber und 150 Kilogramm Kupfer enthält. Umso erstaunlicher ist es deshalb, dass nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V. (BDE) die deutsche Industrie nur zu 14 Prozent mit recycelten Rohstoffen versorgt wird. Tatsächlich mangelt es noch an dem systematischen Rohstoffrecycling. Dabei fehlen einerseits etablierte Strukturen und Versorgungswege, auf die sich die rohstoffbeziehenden Unternehmen verlassen können. Andererseits kann derzeit durch das Recycling keine gesicherte Menge oder Qualität gewährleistet werden, da diese stark von dem jeweils vorhandenen Elektroschrott abhängig ist. 3.6 Rohstoffvorkommen befinden sich häufig konzentriert in Risikoländern Aufgrund der Abhängigkeit vieler Rohstoffe von bestimmten geologischen Strukturen lassen sich die meisten Vorkommen nur an wenigen Stellen in konzentrierter Form finden. Treten Rohstoffe weltweit auf, sind die Vorkommen häufig so dünn verteilt, dass sich der Abbau nur an wenigen Stellen lohnt. Dementsprechend werden die meisten Rohstoffe nur an wenigen Stellen gefördert, was wiederum zu einer hohen Konzentration weniger Lieferländer führt. Dies stellt insbesondere dann ein Problem dar, wenn die jeweiligen Lieferländer als sogenannte Risikoländer zu bewerten sind. Eine Region wird als Risikoland bezeichnet, wenn die wirtschaftliche oder politische Situation instabil ist und das Risiko von Unruhen oder Investitionsengpässen oder deren tatsächliches Auftreten zu Förderrückgängen oder Lieferausfällen führt. Ebenfalls besteht die Gefahr, dass die Länder den Rohstoff zu strategischen Zwecken einsetzen und ihre länderspezifischen Interessen beispielsweise durch Handelsbarrieren oder Preisveränderungen durchzusetzen versuchen. Relevant ist dies häufig für Rohstoffe aus afrikanischen Ländern. In diesen Ländern fehlt es an Rechtssicherheit, Infrastruktur und Investitionen, um eine sichere und dauerhafte Versorgung zu gewähr- Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Rohstoffe – Bedeutung und Risiken 9 leisten. Hier besteht häufig die Gefahr, dass Steuern oder Exportabgaben diskretionär erhöht, bestehende Verträge nicht eingehalten und Investitionen nicht gesichert werden. Liegen Rohstoffe in konzentrierter Form in derartigen Risikoländern vor, muss von einem erhöhten Versorgungsrisiko für diese Rohstoffe ausgegangen werden. In der Abbildung 1 sind die Risikobewertungen der Länder und deren wichtigste Rohstoffvorkommen dargestellt. Abbildung 1 Länderrisiko und Rohstoffvorkommen 2014 Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015) 3.7 Rohstoffe werden als Instrumente strategischer Industriepolitik genutzt Die Konzentration von Rohstoffvorkommen in Risikoländern geht einher mit der Befürchtung, Rohstoffe könnten als Instrument strategischer Industriepolitik eingesetzt werden. Gerade dann, wenn ein Rohstoff von großer wirtschaftlicher Bedeutung ist und in einem bestimmten Land konzentriert vorkommt, könnte dieses Land den Rohstoff als Instrument für die Durchsetzung eigener Interessen strategisch einsetzen. Wie bereits im vorherigen Abschnitt angedeutet, sind die Maßnahmen hierfür vielfältig und von unterschiedlicher handelspolitischer Schärfe. Sie reichen von Ausfuhrsteuern, Exportlizenzen und Exportverboten über eine Verweigerung der Mehrwertsteuererstattung beim Export und Exportmonopole bis hin zur gezielten Förderung der inländischen Weiterverarbeitung. 10 Rohstoffe – Bedeutung und Risiken Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Gerade das Verhalten von China hat in den letzten Jahren gezeigt, dass das beschriebene Risiko von realer Bedeutung ist. So hat China versucht, notwendige Rohstoffe durch Exklusivverträge zu sichern und gleichzeitig die heimischen Vorkommen gezielt zur künstlichen Bevorteilung einer inländischen Produktion zu verwenden. Bezugsländer laufen dadurch Gefahr, nur auf unzureichende Mengen des jeweiligen Rohstoffs zugreifen zu können oder gar Lieferleerläufe überbrücken zu müssen. Das Risiko eines Lieferausfalls erhöht sich, wenn Bezugsländer nicht gewillt sind, sich auf die unlauteren Bedingungen einzulassen und handelspolitische Gegenmaßnahmen ergreifen. 3.8 Konzentration der Förderunternehmen kann Wettbewerb beschränken Konzentrierte Rohstoffvorkommen in einzelnen Ländern können – wie im vorherigen Abschnitt beschrieben – zu einer nicht zu vernachlässigenden Wettbewerbsbeschränkung führen. Dieses Risiko besteht ebenfalls, wenn die Förderung eines Rohstoffs auf eine geringe Anzahl von Unternehmen konzentriert ist. Aus der allgemeinen Volkswirtschaftslehre ist bekannt, dass hohe Marktmacht in den meisten Fällen Wettbewerbsverzerrungen mit sich bringt, zu schlechteren Preis- und Lieferkonditionen führt, eine sichere und marktgerechte Versorgung gefährdet und Marktungleichgewichte verursacht. Eine zunehmende Konzentration der Förderunternehmen kann zu großen wirtschaftlichen Ineffizienzen bei rohstoffverarbeitenden Unternehmen bzw. rohstoffarmen Industrieländern führen. Daher ist die weiter voranschreitende Konzentration der Förderunternehmen als kritisch zu beurteilen und als Risikofaktor für die rohstoffverarbeitende Industrie anzusehen. 3.9 Rohstoffe sind eine Basis der Entwicklung von Zukunftstechnologien Die Entwicklung vieler Zukunftstechnologien hängt vom Einsatz einer Vielzahl von Rohstoffen ab. So wird beispielsweise für die Herstellung von Brennstoffzellen für elektrische Antriebe mit Wasserstoff der Rohstoff Platin benötigt. Ist dieser Rohstoff nicht verfügbar, ist dies gleichzeitig ein Hemmnis für diese Zukunftstechnologie. Ebenso kommen Hybridmotoren nicht ohne Lithium und verschiedene Seltenerdmetalle aus. Diese Beispiele zeigen, dass Rohstoffe gerade für Erfolg versprechende Zukunftstechnologien von erheblicher Bedeutung sind. Ist die Rohstoffversorgung mit den benötigten Stoffen in Gefahr, ist gleichzeitig die Wettbewerbsstärke des Standorts Deutschland gefährdet. Die zunehmende Technisierung hat jedoch nicht nur eine stetige Rohstoffabhängigkeit zur Folge, sondern zieht gleichzeitig auch eine zunehmende Materialdiversität nach sich. Dabei werden unterschiedliche und teilweise höchst spezialisierte Materialien für die Ausdifferenzierung der technischen Anwendungen benötigt. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Rohstoffe – Bedeutung und Risiken 11 Die Materialvielfalt zeigt sich insbesondere in der Halbleiterindustrie (siehe Abbildung 2). Während in den 1980er Jahren noch zwölf Elemente (grün markiert) ausreichten, um die damals aktuelle Generation von Rechnerprozessoren zu entwickeln, stieg der Bedarf bis zum Jahr 1990 um vier weitere Elemente auf 16 Elemente an (neue Elemente blau markiert). Mit fortschreitender Miniaturisierung kommen in der heutigen Generation von Platinen und Rechnerprozessoren bis zu 60 verschiedene Elemente (neue Elemente rot markiert), vornehmlich Metalle, zum Einsatz. Abbildung 2 Materialvielfalt in der Halbleiterindustrie Quelle: WZU Augsburg (2012) 3.10 Rohstoffe sind nur zum Teil substituierbar Ein Mangel oder die geringe Verfügbarkeit eines Rohstoffs sind zu vernachlässigen, wenn sich dieser Rohstoff in einer adäquaten Weise durch einen anderen ersetzen lässt. Genau diese Substituierbarkeit ist jedoch oftmals nicht gegeben. Produkte, die nicht ersetzbare Rohstoffe enthalten, sind somit in ihrer Herstellung gefährdet. Selbst wenn Rohstoffe durch andere ersetzt werden können, können Probleme auftreten, beispielsweise wenn Substitute ebenfalls als kritische Rohstoffe gelten und ihre Verfügbarkeit eingeschränkt ist. In einem solchen Fall spricht man von einer theoretischen Substitution. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 4 Initiativen der Rohstoffpolitik 13 Initiativen der Rohstoffpolitik Überblick über deutsche, europäische und US-amerikanische Rohstoffinitiativen Die Rohstoffpolitik der Bundesregierung setzt auf eine Reihe von verschiedenen Handlungsansätzen und Maßnahmen zur Sicherung der Rohstoffversorgung in Deutschland. Dazu wurden in den letzten Jahren verschiedene neue Institutionen und Initiativen geschaffen, die deutsche Rohstoffpolitik teilweise mit entwicklungspolitischen Zielen verknüpfen. Daneben unterhält die Europäische Union (EU) mit der Raw Materials Initiative ein eigenes Programm zur gezielten Informations- und Kooperationsförderung auf den internationalen Rohstoffmärkten, welches die nationalen Bestrebungen unterstützen und einen effizienten Handlungsrahmen schaffen soll. 4.1 Rohstoffstrategie der Bundesregierung Das primäre Ziel der Rohstoffstrategie der Bundesregierung ist es, wirtschaftlich attraktive und sichere Rahmenbedingungen eines effizienten nationalen und internationalen Rohstoffmarktes zu schaffen und die Basis für eine nachhaltige Nutzung zu gewährleisten. Die Bundesregierung betont in ihrer Strategie die Eigenverantwortung der Unternehmen für ihre Rohstoffversorgung. Zentrales Element der Rohstoffstrategie ist die Diversifikation und Risikominimierung nationaler und internationaler Bezugsquellen. Auf nationaler Ebene soll insbesondere die Sicherung der Rohstoffversorgung bei möglichen Konflikten in der Raumplanung auf Ebene der Länder und Kommunen angemessen berücksichtigt werden. Mit Instrumenten der Außenwirtschaftspolitik will die Regierung zudem das Engagement deutscher Unternehmen im Bergbau fördern. Um dies zu gewährleisten, stellt sie – neben vermittelnder Expertise – verschiedene Finanzinstrumente zur Verfügung. Dazu gehören ungebundene Finanzkredite, die Absicherung von Direktinvestitionen gegen politische Risiken sowie Exportkreditgarantien, auch Hermesdeckungen genannt. Als ein neues Instrument ist das zum 01. Januar 2013 aufgelegte Explorationsförderprogramm zu nennen, welches die Förderung bestimmter risikobehafteter Rohstoffe unterstützt, indem – an den Erfolg des Projekts gekoppelt – bedingt rückzahlbare Darlehen vergeben werden. Auf internationaler Ebene soll durch Einflussnahmen in internationalen Organisationen die Freiheit der Rohstoffmärkte gesichert werden, um für die deutschen Unternehmen weiterhin einen effizienten Handlungsrahmen zu gewährleisten. Der Einsatz gegen Handelsbeschränkungen auf Rohstoffmärkten findet hauptsächlich im Rahmen der EUHandelspolitik und in internationalen Foren, wie der WTO, der OECD, der G20 und der G7, statt. 14 Initiativen der Rohstoffpolitik Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Neben den unterstützenden Maßnahmen im Bereich der Förderung und des Handels mit Rohstoffen bildet die Verbesserung von Materialeffizienz, Recycling und Substitution einen weiteren Schwerpunkt der deutschen Rohstoffpolitik. Die Bundesregierung hat dazu unter anderem das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess) aufgelegt. Im Bereich Recycling werden Maßnahmen zur Verbesserung der Struktur der Kreislaufwirtschaft geprüft. Beispielsweise wird die effiziente Wiederverwendung von Material nicht mehr genutzter Wohngebäude untersucht. Dabei ist die Förderung von Forschung und Entwicklung (FuE) ein wesentlicher Bestandteil einerseits in der staatlichen Grundlagenforschung in Universitäten und Forschungseinrichtungen und andererseits durch Innovationsförderung auf Unternehmensebene. Die Bundesregierung greift dabei auf ein breites Spektrum einzelner Initiativen und Instrumente zurück. So unterstützt sie zusammen mit geo- und rohstoffwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen verstärkt Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen. Um für größtmögliche Transparenz von Wissen und Informationen über wissenschaftliche Forschung und Entwicklung bezüglich eines effizienten Rohstoffeinsatzes zu sorgen und dieses Wissen allen wirtschaftlichen Akteuren zugänglich zu machen, unterstützt der Bund Plattformen wie das Netzwerk Ressourceneffizienz oder das VDI Zentrum Ressourceneffizienz. Zu diesem Zweck werden auch zusammen mit Verbänden Projekte gefördert, die das Thema Ressourceneffizienz in die allgemeine Wahrnehmung rücken sollen. Beispielsweise werden im Rahmen des Programms BMWiInnovationsgutscheine go-Inno Materialeffizienzberatungen in kleine und mittlere Unternehmen (KMU) unterstützt, um Einsparpotenziale offenzulegen. Dabei spielt auch die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) eine wichtige Rolle, indem sie Förderprogramme und internationale Rohstoffkooperationen begleitet. 4.1.1 Deutsche Rohstoffagentur Die Deutsche Rohstoffagentur ist Bestandteil der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und wurde im Oktober 2010 gegründet. Primäre Aufgabe der Agentur ist die Beratung der deutschen Wirtschaft bezüglich Fragen zu mineralischen und Energierohstoffen. Dazu gehören sowohl die spezifische Beratung einzelner Unternehmen als auch die Einrichtung eines allgemeinen Rohstoffinformationssystems. Hierzu soll die Agentur die Rohstoffmärkte kontinuierlich analysieren, sodass Versorgungsrisiken, Rohstoffverfügbarkeit sowie neue Rohstoffpotenziale und Möglichkeiten der Effizienzsteigerung frühzeitig erkannt werden. Um die nötige Expertise zu gewährleisten, nutzt die DERA die aktive Arbeit der BGR in nationalen und internationalen Netzwerken der geologischen Dienste und die Kooperation mit Rohstoffverbänden und Forschungseinrichtungen, insbesondere mit Entwicklungsländern und verfügt somit über fundierte rohstoffwirtschaftliche Regionalkenntnisse (Deutsche Rohstoffagentur, 2014). Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Initiativen der Rohstoffpolitik 15 Weiterhin soll die DERA die Bundesregierung bei rohstoffwirtschaftlichen Themen wie der Durchführung von Förderprogrammen beraten sowie die zuständigen Ministerien beim Aufbau rohstoffwirtschaftlicher Kooperationen mit anderen Staaten unterstützen. 4.1.2 Rohstoffpartnerschaften Teil der Rohstoffstrategie der Bundesregierung ist der Aufbau von Rohstoffpartnerschaften mit ausgewählten Produzentenländern. Diese Partnerschaften sollen für die deutschen Unternehmen ein attraktives und sicheres Umfeld der Erschließung von Rohstoffquellen gewährleisten und dieses Vorgehen mit entwicklungspolitischen Zielsetzungen verbinden. Völkerrechtliche, bilaterale Verträge bilden einen Rahmen, in dem deutsche Unternehmen und Unternehmen des Partnerlandes eigenverantwortlich Verträge abschließen. Einen exklusiven Zugang zu Rohstoffen oder fest vereinbarte Liefermengen gibt es nicht. Somit stehen die Partnerschaften nicht im Widerspruch zu vorhandenen, multilateralen Freihandelsverträgen. Bisher bestehen Rohstoffpartnerschaften mit der Mongolei, Kasachstan und seit dem Jahr 2014 mit Peru sowie ein Rohstoffabkommen mit Chile. Zu den Vereinbarungen gehören weiterhin Maßnahmen, die zu einer langfristigen und nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung der Partnerländer beitragen sollen. Neben dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) sind deshalb das Auswärtige Amt, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) an deren Ausarbeitung beteiligt. Diese Maßnahmen beinhalten den Transfer von Technologie, die Umsetzung von Umwelt- und Sozialstandards, Transparenz und Verringerung von Korruption in Politik und Verwaltung sowie eine verlässliche Gesetzgebung im Rohstoffsektor. Um den Anspruch einer gezielten entwicklungspolitischen Zusammenarbeit weiter auszubauen, ist im Jahr 2012 die Globale entwicklungspolitische Rohstoffinitiative (GeRI) in Zusammenarbeit von BMWi, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der BGR geschaffen worden. In bilateraler Zusammenarbeit setzt sich das Programm für Nachhaltigkeit in der Rohstoffwirtschaft sowie für transparente und leistungsfähige öffentliche Finanzsysteme und Partnerschafften in der Privatwirtschaft ein. Das Programm zielt zudem auf die Koordination, Beratung sowie technische als auch finanzielle Unterstützung von unternehmerischen Rohstoffprojekten. 16 4.1.3 Initiativen der Rohstoffpolitik Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Deutsches Ressourceneffizienzprogramm (ProgRess) Im Februar 2012 hat die Bundesregierung als Teil ihrer übergeordneten Rohstoffstrategie das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm verabschiedet. Ressortübergreifend fasst das Programm sowohl bestehende als auch geplante Maßnahmen der Bundesregierung in den Bereichen Materialeffizienz und Recycling zusammen. Damit verfolgt die Bundesregierung das Ziel, den Verbrauch an nichtenergetischen Rohstoffen in Deutschland zu reduzieren. Als konkrete Vorgabe wird die Verdopplung der Rohstoffproduktivität bis zum Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 1994 genannt. Zur Umsetzung dieses Ziels besteht ein Förderprogramm zur Ressourceneffizienz in Unternehmen, das gezielte Anreize zur Produktion mit geringem Ressourcenaufwand setzt. Dazu existiert eine Vielzahl von Programmen verschiedener Ministerien, deren Fokus auf der Förderung von Forschung und Entwicklung in den Bereichen Effizienz, Recycling und Substitution liegt. Hierzu zählen Initiativen wie das BMUBUmweltinnovationsprogramm oder das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des BMWi. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Aspekt der Informations- und Wissensverbreitung. Für die Unternehmen soll der Wissensaustausch im Bereich Forschung und Entwicklung erleichtert und eine konkrete Beratung einzelner Betriebe gefördert werden. Für die Konsumenten soll das Bewusstsein für Ressourceneffizienz und für Rohstoffrecycling gestärkt werden. Dazu gehören Programme für Schul- und Erwachsenenbildung sowie die effektivere Verwendung von Zertifizierungssystemen. Die Informationsbasis soll für Unternehmer und Verbraucher verbessert und die Ressourcentransparenz erhöht werden. Im Bereich Recycling sieht das Ressourceneffizienzprogramm zusätzlich zur Forschungsförderung eine Reihe von strukturellen Maßnahmen für eine bessere Sekundärrohstoffproduktion vor. Unternehmen mit einer größeren Verantwortung für die Abfallentsorgung zu belasten, soll Anreize zur Abfallvermeidung, für ein wiederverwertungsfreundliches Produktdesign und für eine Verlängerung der Produktlebenszeit setzen. Das Programm beinhaltet weitere noch nicht konkretisierte Einzelmaßnahmen. Dazu gehören die Berücksichtigung der Ressourceneffizienz bei der Vergabe öffentlicher Aufträge, eine nachhaltige Subventionspolitik in Bezug auf Ressourcenverbrauch sowie der verstärkte Einsatz, um Effizienzprogramme auf internationaler Ebene, wie in der EU oder den Vereinten Nationen, zu etablieren. 4.2 Rohstoffstrategie der Europäischen Union Die EU besitzt mit der Raw Materials Initiative (RMI) ein Programm zur Sicherung einer nachhaltigen und effizienten Rohstoffpolitik. Dennoch wird betont, dass die primäre Verantwortung für die Rohstoffwirtschaft bei den einzelnen Mitgliedsstaaten liegt. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Initiativen der Rohstoffpolitik 17 Die RMI baut auf drei Säulen: Sie soll die Sicherung des Zugangs zu den Weltmärkten für Rohstoffe gewährleisten, die Förderung von primärer Ressourcengewinnung innerhalb der EU unterstützen sowie die Verbesserung von Ressourceneffizienz und Recycling vorantreiben. Zentral für den Zugang zu Rohstoffen sind für die EU Handelsabkommen auf multilateraler und bilateraler Ebene. Ausfuhrbeschränkungen auf Rohstoffmärkten sollen in Handelsabkommen stärker berücksichtigt werden mit dem Ziel, Handelsbeschränkungen möglichst vollständig abzubauen. Auch bei TTIP, wo die Verhandlungen zu diesem Thema noch am Anfang stehen, hat sich die EU das Ziel gesetzt, gemeinsam mit den USA die Rohstoffmärkte offener, transparenter, diskriminierungsfreier, regelbasierter und wettbewerbsfreundlicher zu machen. Zur Kontrolle der Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen drängt die EU auf transparentere Rohstoffmärkte und internationale Richtlinien zur Erfassung von Handelsund Finanzdaten. Beim Verstoß gegen getroffene Vereinbarungen soll beim Scheitern eines Dialogs auch auf Streitbeilegungsverfahren zurückgegriffen werden. Um dies zu gewährleisten, hat die EU-Kommission analog zum US-amerikanischen Dodd-Frank Act das Country-to-Country-Reporting verabschiedet. Dieses verpflichtet Unternehmen der mineralgewinnenden Industrie, Daten zu melden und so Korruption einzudämmen, eine sachgerechte Besteuerung zu ermöglichen und für eine transparente Berichterstattung zu sorgen, sodass Rohstofferträge auch jeweils dem zugehörigen Land zugutekommen. Neben einem sicheren Zugang zu Rohstoffen soll durch die RMI weiterhin Entwicklungshilfe für rohstoffreiche Entwicklungsländer erfolgen. Gute Regierungsführung, Kampf gegen Korruption und die Entwicklung nachhaltiger Wirtschaftsstrukturen sollen dafür sorgen, dass die Partnerländer selbst dauerhaft vom Rohstoffreichtum profitieren und zugleich zu verlässlichen Lieferanten für die Industriestaaten der EU werden. Die EU hält die einzelnen Mitgliedsstaaten an, geeignete Rahmenbedingungen für die Rohstoffförderung zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören ein ausreichender rechtlicher Rahmen, nachvollziehbare und möglichst straffe Genehmigungsverfahren sowie die ausreichende Berücksichtigung der Rohstoffgewinnung bei Zielkonflikten in der Raumplanung. Bei der Förderung von Ressourceneffizienz und Recycling legt die EU einen Schwerpunkt auf die finanzielle Forschungsförderung. In diesem Sinne setzt sie, beispielsweise durch das 8. EU-Forschungsförderungsprogramm unterstützt, auf die Entwicklung von Verfahren der Abfallsammlung, einen besseren Informationsfluss über Materialflüsse und Abfälle sowie auf die Unterstützung von Forschung und Innovation als auch auf die Stärkung von Anreizen zur Materialwiederverwertung. Bezüglich des Recyclings von Rohstoffen will die EU vor allem den legalen und illegalen Export von wiederverwertbaren Abfällen aus der EU reduzieren. Außerdem sollen die Ursachen der extremen Unterschiede von Recyclingquoten in den Mitgliedstaaten 18 Initiativen der Rohstoffpolitik Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 untersucht und aufgehoben werden und geltende Abfallvorschriften konsequenter angewendet und durchgesetzt werden. Die Rohstoffstrategien der EU und der Bundesregierung sind weitgehend ähnlich, kompatibel und folgen einer nachvollziehbaren Arbeitsteilung. Unterschiede ergeben sich hauptsächlich aufgrund unterschiedlicher Zuständigkeiten. So legt die EU beispielsweise einen größeren Fokus auf die Abschaffung von Handelsbarrieren, da die Bundesrepublik einen großen Teil der Kompetenzen in der Handelspolitik an die EU abgetreten hat. Dafür enthält die Strategie der EU keine konkreten Maßnahmen zur inländischen Rohstoffförderung, da die Gesetzgebung in diesem Bereich Aufgabe der Mitgliedstaaten ist. Die Strategie der Bundesregierung ist insgesamt deutlich konkreter an der Unterstützung der Unternehmen orientiert, während die EU stärker auf politische Rahmenbedingungen fixiert ist. Dies lässt sich beispielsweise beim Schwerpunkt Informationen erkennen. Während die EU auf die Entstehung einer europaweiten Rohstoffdatenbank zielt, ist für die Bundesregierung die spezielle Beratung der einzelnen Unternehmen zentral. 4.3 Rohstoffpolitik der US-Regierung Aufgrund ihrer historischen Entwicklung basiert die Rohstoffpolitik der US-Regierung auf Konzepten. Traditionell werden unter militärischen Gesichtspunkten Rohstoffe eher nach ihrer strategischen Bedeutung beurteilt (vgl. Mildner/Behrendt, 2013; U.S. Department of Defense, 2011; National Defense University, 2010). Zentrales Kriterium ist dabei der Rohstoffbedarf für die Wiederaufrüstung der Armee nach einem militärischen Konfliktszenario sowie die Lagerhaltung dieser als strategisch erachteten Rohstoffe durch das Defense National Stockpile Center. Daneben verfolgt das Department of Energy eine eigene Rohstoffstrategie, die sich an einem technologiebezogenen Konzept kritischer Rohstoffe orientiert (vgl. U.S. Department of Energy, 2011). Ähnlich der deutschen Strategie setzt die Critical Materials Strategy auf eine Verminderung von Versorgungsrisiken, auf die Entwicklung von Substitutionsmöglichkeiten von Materialien oder durch technologische Modifikationen. Zudem zielt sie auf die Schärfung des Bewusstseins für einen effizienten und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, z. B. durch Recycling. Um der Kritik innerhalb der USA zu begegnen, dass es durch Verteilung der Zuständigkeiten auf verschiedene Ministerien an einer kohärenten Strategie und einer echten Verantwortungsübernahme mangele, besteht seit März 2010 eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe, die durch das White House Office of Sciene and Technological Policy koordiniert wird. Zwischen den USA und der EU besteht eine Kooperation beim Thema Rohstoffsicherung (Transatlantic Economic Council, 2012), die sich auf den Bereich Information und Daten konzentriert. Themen der Kooperation sind das Sammeln, die einheitliche Erfassung und der Austausch von Datenmaterial, Methoden zur Schließung von Datenlücken und zur Ermittlung kritischer Rohstoffe sowie eine bessere Erfassung des Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Initiativen der Rohstoffpolitik 19 Stoffflusses im Lebenszyklus der Rohstoffe. Zudem soll auf Basis europäischer und amerikanischer Daten bei der OECD eine Datenbank über Exportrestriktionen für Rohstoffe ins Leben gerufen werden. In Zusammenarbeit mit weiteren Partnern wie Japan und Mexiko gehen die USA und die EU gegen bestehende Handelsbeschränkungen vor. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der US-Rohstoffpolitik besteht im Dodd-Frank Act, mit dem alle Unternehmen, deren Aktien an US-Börsen gehandelt werden, verpflichtet werden, Informationen über die Verwendung sogenannter Konfliktmineralien (wie z. B. Coltan, Zinnerz, Gold, Wolframit) offenzulegen. Die Unternehmen müssen belegen, ob diese Mineralien aus der Demokratischen Republik Kongo oder deren Nachbarländern stammen und gegebenenfalls einen Bericht darüber vorlegen, dass sie angemessene Sorgfalt (due diligence) hinsichtlich ihrer Beschaffungsquellen angewendet haben. Der Dodd-Frank Act wirkt so als großes Hindernis für die Beschaffung von Rohstoffen aus dem Kongo und für Investitionen in den Rohstoffabbau im Kongo. Die Dokumentationspflichten sind einerseits umfangreich, andererseits bestehen Umgehungsmöglichkeiten, z. B. durch Schmuggel. Die tatsächliche Herkunft von Mineralien kann nur schlecht nachgewiesen werden. Durch ihre Handelsverflechtungen mit USamerikanischen Firmen sind auch europäische Unternehmen von dem Gesetz betroffen (Öko-Institut, 2013). Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 5 Rohstoff-Risiko-Index 21 Rohstoff-Risiko-Index Rohstoffrisiken messbar machen. Der Rohstoff-Risiko-Index setzt sich aus acht Einzelindikatoren zusammen, die als wesentliche Risikofaktoren für die Rohstoffsituation in Industrieunternehmen definiert wurden. Insgesamt werden 45 Rohstoffe in den Index aufgenommen, die aus den Rohstoffwirtschaftlichen Steckbriefen der BGR abgeleitet sind. In dem Index wurden auch die drei Seltenerdmetalle Scandium, Yttrium und Neodym sowie die ausgewählten Spezialmetalle Selen, Indium, Germanium und Gallium mit aufgenommen. Die 45 Metalle und Minerale werden mithilfe des Indexes in drei verschiedene Gefahrenklassen eingeteilt. In der roten Gruppe, die sehr risikobehaftet ist, befinden sich 16 Rohstoffe. In der orangefarbenen Gruppe, in der Rohstoffe mit mittlerem Risiko zu finden sind, sind ebenfalls 16 Rohstoffe aufgelistet. Die 13 Rohstoffe in der grünen Gruppe sind bei der Frage des Versorgungsrisikos bzw. der Gefährdung in der Zukunft von eher geringerer Bedeutung. Das Risiko besteht hier vor allem in der Preisentwicklung. Der Industriemetallpreis-Index (IMP-Index) des IW Köln bildet die Preisentwicklung der mengen- und kostenmäßig bedeutendsten Industriemetalle ab, die nach Deutschland importiert werden. Er zeigt, dass die weltweiten Rohstoffmärkte in den letzten Jahren von deutlichen Preisschwankungen geprägt waren. Die wichtigsten Industriemetalle, die im IMP-Index (Abbildung 3) abgebildet sind, sind in den Boomjahren bis zum Jahr 2008 auf bis dahin nicht gekannte Rekordhöhen gestiegen, in der Finanzkrise abgestürzt, danach schnell wieder auf ein noch höheres Preisniveau gestiegen und seit rund drei Jahren wieder stetig gefallen. Vor allem Eisenerz ist innerhalb eines Jahres um fast die Hälfte billiger geworden. Auch der Ölpreis ist aufgrund einer auskömmlichen internationalen Förderung und einer moderaten weltweiten Nachfrage auf eine Größenordnung von rund 50 US-Dollar je Barrel gefallen (Januar 2015). Der breite Rückgang der Preise hat mit dazu beigetragen, dass mögliche Versorgungsrisiken mit Rohstoffen etwas aus dem Fokus der Aufmerksamkeit gefallen sind. 22 Rohstoff-Risiko-Index Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Abbildung 3 Industriemetallpreisindex 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 Jan 99 Jan 00 Jan 01 Jan 02 Jan 03 Jan 04 Jan 05 Jan 06 Jan 07 Jan 08 Jan 09 Jan 10 Jan 11 Jan 12 Jan 13 Jan 14 Quelle: Darstellung IW Köln (2015) 5.1 Aufbau Im Vergleich zum Vorjahr hat sich am Aufbau bzw. der Erstellung des Rohstoff-RisikoIndexes nichts Wesentliches geändert. Wie auch im letzten Jahr besteht der RohstoffRisiko-Index aus insgesamt acht Kriterien: Quantitative Indikatoren: – Statische Reichweite – Länderrisiko – 3-Länder-Konzentration – 3-Unternehmen-Konzentration – Preisrisiko Qualitative Indikatoren: – Bedeutung für Zukunftstechnologien – Gefahr des strategischen Einsatzes und – Substituierbarkeit Somit sind im Index sowohl harte Fakten in Form von Kennzahlen als auch nicht direkt messbare Einflüsse auf die Rohstoffversorgung mittels Experteneinschätzung abgebildet. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Rohstoff-Risiko-Index 23 Jeder Indikator ist in eine vergleichbare Größenskalierung transformiert und mit einem individuellen Gewicht belegt worden. Der Index ist so konstruiert, dass einem Rohstoff bei maximaler Gefährdung 25 Punkte und bei minimaler Gefährdung 0 Punkte zugeordnet werden. Je mehr Punkte ein Rohstoff aufweist, desto gefährdeter ist er in der Summe aller acht bewerteten Kriterien. Der Rohstoff-Risiko-Index spiegelt den verfügbaren Datenstand des Dezember 2014 wider. Im Einzelnen sind die Indikatoren wie folgt im Index aufgenommen worden. – Statische Reichweite Dieser quantitative Indikator gibt den theoretischen Zeitraum in Jahren an, für den noch ausreichende Vorkommen des jeweiligen Rohstoffs bekannt (und ökonomisch nutzbar bzw. förderbar) sind, um die derzeitige Jahresproduktion aufrecht erhalten zu können. Beispielsweise wurden im Jahr 2013 etwa 17,9 Millionen Tonnen Kupfer produziert bei einem bekannten Vorkommen weltweit von rund 690 Millionen Tonnen. Somit würde dieser Rohstoff rechnerisch noch rund 39 Jahre auf aktuellem Niveau gefördert werden können. Hierbei muss beachtet werden, dass dieser Wert nur unter Konstanz der Rohstoffvorkommen und der aktuellen Förderung gilt. Die statische Reichweite kann etwa durch technologischen Fortschritt, Substitution, verstärktes Recycling, durch die Entdeckung neuer Vorkommen oder auch Veränderungen auf der Nachfrageseite erheblich verlängert werden. Gerade der letzte Punkt impliziert umgekehrt natürlich auch eine mögliche Verkürzung der Reichweite. Richtig interpretiert zeigt eine kurze statische Reichweite nicht ein Ende der Produktionsmöglichkeiten, sondern die Notwendigkeit von Investitionen in Exploration oder Bergbau an. – Länderrisiko Dieser Wert entspricht einer anteilsgewichteten Schulnote, die aussagt, wie hoch die politische Stabilität in den Ländern ist, in denen der jeweilige Rohstoff produziert wird. Liegt die Bewertung im Bereich 1 oder 2, bedeutet dies, dass dieser Rohstoff vorwiegend in Staaten hergestellt wird, in denen eher nicht mit einer politischen Instabilität zu rechnen ist, wie sie beispielsweise durch Umstürze, Revolutionen oder ähnliches hervorgerufen werden könnte. Ist der Rohstoff mit 5 oder 6 benotet, ist das Risiko, dass die politischen Verhältnisse den Rohstoffzugang bzw. die Rohstoffversorgung gefährden, als eher hoch einzustufen. Um das Risiko in den einzelnen Ländern zu bestimmen, wurde eine Kombination von vier Indizes zusammengestellt, aus der sich die Note für das jeweilige Land ergibt. Der Gesamtindex setzt sich aus dem Heritage Index, der AON Political Risk Map, dem Transparency International Index und dem Fraser Index zusammen, wobei aus Letzterem nur eine Untergruppe (Area 2) verwendet wurde. Der Vorteil an dieser Vorgehensweise ist, dass jeder der einzelnen Indizes allein 24 Rohstoff-Risiko-Index Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 schon ein breites Spektrum an Faktoren erfasst. Durch die Berücksichtigung aller vier Indizes ist es möglich, ein unabhängiges und umfassendes Risikobild zu zeichnen. Während sich der Heritage Index z. B. stärker auf die ökonomische Freiheit in einem Land konzentriert, erfasst die AON Risk Map vor allem das politische Risiko. Die zusammengefassten Bewertungen werden den jeweiligen Ländern zugeordnet und mit dem Anteil an der Weltproduktion des jeweiligen Rohstoffs gewichtet. – 3-Länder-Konzentration Die 3-Länder-Konzentration gibt den Anteil an der Weltproduktion des jeweiligen Rohstoffs wieder, den die drei größten Produzentenländer auf sich vereinen. – 3-Unternehmen-Konzentration Die 3-Unternehmen-Konzentration gibt den Anteil an der Weltproduktion des jeweiligen Rohstoffs wieder, den die drei größten Unternehmen auf sich vereinen. – Preisrisiko Das Preisrisiko wird aus dem Preisanstieg des Zeitraums von 2009 bis Oktober 2014 und der in dem Zeitraum gemessenen Volatilität errechnet. Aus diesen beiden Indikatoren wird ein Index gebildet, in den der Preisanstieg mit einem Gewicht von 75 Prozent und die Volatilität mit einem Gewicht von 25 Prozent eingehen. Bei einigen wenigen Rohstoffen mussten Expertenschätzungen die konkreten Preisberechnungen ersetzen, da die Datenlage zu intransparent ist. – Bedeutung für Zukunftstechnologien Zukunftstechnologien sind ein wichtiger Treiber für die Nachfrage von Rohstoffen, allerdings ist eine Skalierung dieser qualitativen Größe nicht möglich. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurden im Rahmen des diesjährigen Gutachtens externe Experten zu ihrer Einschätzung der jeweiligen Bedeutung des Rohstoffs für Zukunftstechnologien befragt. Ihre Einschätzung gaben sie auf einer sechsstufigen Skala für jeden der 45 untersuchten Rohstoffe ab. Zusätzlich wird das Gutachten des Fraunhofer-Instituts (Angerer et al., 2009) für die Einordnung der einzelnen Rohstoffe verwendet. Darin werden 19 Rohstoffe im Hinblick auf ihre Bedeutung für Zukunftstechnologien und dem daraus abgeleiteten Bedarf im Jahr 2030 im Verhältnis zur Produktionsmenge des Jahres 2006 abgeschätzt. Im Ergebnis lässt sich aus dem Gutachten des Fraunhofer Instituts eine hohe, mittlere oder geringe Rolle der Rohstoffe für Technologien wie Lasertechnik, Medizintechnik oder Photovoltaik ableiten. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Rohstoff-Risiko-Index 25 – Gefahr des strategischen Einsatzes Wie auch bezüglich der Bedeutung für Zukunftstechnologien wurden die bereits erwähnten Experten um eine Einordnung der einzelnen Rohstoffe nach der Gefahr ihrer Verwendung als politisches und strategisches Instrument gebeten. Übersichten über bestehende Handels- und Wettbewerbsbeschränkungen auf Rohstoffmärkten sind dabei Orientierungshilfen für ausgewählte Metalle und Mineralien. Hier liegen für diejenigen Länder, die mittels Steuern, Ausfuhr- oder auch Veredelungsverboten den Wettbewerb behindern, detaillierte Informationen vor. Für den Rohstoff-Risiko-Index ist jeder einzelne Rohstoff auf einer sechsstufigen Skala eingeordnet worden. – Substituierbarkeit Einige Rohstoffe können in ihrer Funktion durch andere Rohstoffe ersetzt werden, bei anderen ist dies aufgrund ihrer Eigenschaften nur bedingt oder auch gar nicht möglich. Dieser wichtige Aspekt bei der Beurteilung von Rohstoffen lässt sich ebenfalls nicht quantifizieren und wurde daher ebenfalls von Rohstoffexperten auf der sechsstufigen Skala geschätzt. 5.2 Gewichtung Die quantitativen Faktoren gehen mit einem Gewicht von 60 Prozent in den RohstoffRisiko-Index ein, die qualitativen Faktoren werden mit 40 Prozent gewichtet. Innerhalb der beiden Gruppen sind die Indikatoren anteilsmäßig unterschiedlich vertreten. In Abbildung 4 ist der gesamte Aufbau des Rohstoff-Risiko-Indexes veranschaulicht. 26 Rohstoff-Risiko-Index Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Abbildung 4 Gewichtung Rohstoff-Risiko-Index Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015) 5.3 Ergebnisse des Rohstoff-Risiko-Indexes Rote Gruppe Das höchste Versorgungsrisiko entfällt in der diesjährigen Analyse mit 21,3 von maximal 25 Punkten auf Yttrium. Es löst im Vergleich zum letzten Jahr Niob als am stärksten risikobehafteten Rohstoff ab. In Anbetracht der teilweise schwachen Unterschiede in der Punktebewertung der Rohstoffe muss jedoch einschränkend erwähnt werden, dass die konkreten Ränge der Kritikalität nicht immer absolut trennscharf interpretiert werden sollten. Geringe Änderungen in den Bedingungen können bereits Rangänderungen auslösen. Wie Scandium (18,6 Punkte) und Neodym (18,1 Punkte) gehört Yttrium zu der Gruppe der Seltenerdmetalle. Zwar sind diese Seltenerdmetalle grundsätzlich nicht seltener als etwa Molybdän oder Silber, jedoch kommen sie fast ausschließlich in Vergesellschaftung mit Erzen wie Monazit oder Bastnäsit vor, was den wirtschaftlichen Abbau dieser Metalle äußerst schwierig macht (Angerer et al., 2009). Da der Einsatz von Seltenerdmetallen insbesondere für die Entwicklung von Zukunftstechnologien, wie z. B. im Bereich der Magnete und Leuchtstoffe, ausschlaggebend ist (Erdmann et al., 2011), muss der Situation dieser Rohstoffe eine besondere Beachtung geschenkt werden. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Rohstoff-Risiko-Index 27 Als ebenfalls stark gefährdet ist der Rohstoff Wolfram zu bewerten (19,4 Punkte), der zu der VI. Nebengruppe des Periodensystems gehört. Von allen Metallen besitzt Wolfram die höchste mechanische Festigkeit und den geringsten thermischen Ausdehnungskoeffizienten. Zudem weist es eine gute elektrische Leitfähigkeit und hohe Korrosionsbeständigkeit gegenüber Gasen und Säuren auf und wird durch Verbindung mit Kohlenstoff oder Sauerstoff zu einem sehr harten Material (Erdmann et al,, 2011). Aufgrund dieser Eigenschaften findet Wolfram seine Anwendung vorwiegend als Hartmetall in Schneidwerkzeugen und verschleißfesten Werkzeugen. Wie bei den Seltenerdmetallen befinden sich über 50 Prozent der Wolframvorkommen in China. Dies verschärft die Rohstoffsituation insbesondere deshalb, da die Volksrepublik für weiterverarbeitete Wolframprodukte ein Veredelungsverbot erlassen hat und Einfuhr- und Ausfuhrsteuern sowie zum Teil Exportverbote bestehen. Begründet wird diese Industriepolitik unter anderem damit, dass durch den forcierten Abbau von Wolfram die Umwelt vor Ort zu stark zu Schaden kommt. Die Elemente der Platingruppe Platin (18,8 Punkte), Palladium (18,3 Punkte) und Rhodium (16,6 Punkte) fallen ebenfalls in die Gruppe der rot gekennzeichneten Rohstoffe. Platinmetalle werden vorwiegend bei der Herstellung von Kfz-Katalysatoren sowie in der Elektroindustrie nachgefragt. Als kritisch zu bewerten sind die drei Elemente der Platingruppe insbesondere aufgrund ihrer schlechten bzw. fehlenden Substituierbarkeit sowie wegen ihres hohen Konzentrationsgrads. Sehr ähnlich sind in der Gesamtbewertung die Rohstoffe Zinn (18,8 Punkte), Indium (18,5 Punkte), Niob (18,4 Punkte) und Germanium (18,3 Punkte) einzustufen. Insbesondere die beiden Rohstoffe Zinn und Indium finden ihre vorwiegende Verwendung als Indium-Zinn-Oxid (ITO) im Bereich der Optik. Grund hierfür ist die durch die Verbindung von Indiumoxid und Zinnoxid entstehende metallähnliche Leitfähigkeit bei gleichzeitiger Transparenz des Materials. Dementsprechend werden die Materialien vorwiegend bei der Herstellung von LCDs sowie in der IuK-Industrie eingesetzt (Erdmann et al., 2011). Neben diesem Einsatzgebiet hat Indium genau wie Germanium eine hohe Bedeutung für die Herstellung von Solarzellen. Auch Niob hat eine hohe Bedeutung für Zukunftstechnologien. Zwar kann Niob, das in der Natur meist mit Tantal vergesellschaftet ist, in einigen Anwendungen durch andere Metalle wie eben Tantal, Molybdän oder auch Wolfram ersetzt werden. Meist erzielen diese Ersatzstoffe jedoch nicht die gleiche Wirkung und sind häufig teurer (Angerer et al., 2009). Da es somit praktisch nicht substituierbar ist, gilt es als sehr bedeutend für die Industrie. Die dazukommende hohe Konzentration des Rohstoffs auf ein Land (Brasilien) führt insgesamt zu einer hohen Kritikalität des Rohstoffs. Indium, Germanium und Zinn sind dagegen insbesondere aufgrund ihrer geringen statischen Reichweite als stark risikobehaftet zu bewerten. Ebenso wie die gerade beschriebenen Rohstoffe hat Magnesium (16,6 Punkte) für die Herstellung von LCD-Displays und anderen Zukunftstechnologien, wie z. B. als Leichtbauwerkstoff im Fahrzeugbau, eine große Bedeutung. Auch wenn die Einordnung von Magnesium in die Gruppe der rot markierten Rohstoffe zunächst kontraintuitiv erschei- 28 Rohstoff-Risiko-Index Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 nen mag, lässt sich diese durch das stark konzentrierte Auftreten des Rohstoffs in China erklären. Neben den bereits erläuterten Rohstoffen fallen zudem Zirkon (16,3 Punkte), Molybdän (16,0 Punkte), Gallium (15,9 Punkte) und Kobalt (15,8 Punkte) in die Gruppe der kritischen Rohstoffe. Während Molybdän, Zirkon und Gallium sowohl wegen der geringen statischen Reichweite als auch der schlechten Substituierbarkeit (bei Molybdän und Gallium) als kritisch zu bewerten sind, überwiegen bei Kobalt die Länderrisiken in der Bewertung. Die Demokratische Republik Kongo liefert derzeit über 60 Prozent der weltweiten Produktion, sodass hier von politischer Seite ein Engpass droht. Kobalt kommt in der Natur praktisch nicht in reiner Form vor, sondern ist in der Regel mit Nickel-, Kupfer- oder anderen Erzen vergesellschaftet. Neben der Verwendung für Superlegierungen wird Kobalt vor allem auch für Akkumulatoren benötigt. Abbildung 5 Gefahrenklasse I der Rohstoffe – Rote Gruppe Yttrium 21,3 Wolfram 19,4 Platin 18,8 Zinn 18,8 Scandium 18,6 Indium 18,5 Niob 18,4 Germanium 18,3 Palladium 18,3 Neodym 18,1 Rhodium 16,6 Magnesium 16,6 Zirkon 16,3 Molybdän 16,0 Gallium 15,9 Kobalt 15,8 0 5 10 15 20 25 Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015) Molybdän wird vorwiegend als Legierungszusatz benötigt, um Stähle für den Flugzeugund Raketenbau oder den Werkzeugbau herzustellen. Ähnlich wie andere schon erwähnte kritische Rohstoffe findet Molybdän in Zukunftstechnologien wie TFT-Bildschirmen oder Solarzellen zunehmend Verwendung. Auch Gallium wird vorwiegend im Bereich der Zukunftstechnologien eingesetzt. So werden Licht emittierende Dioden (LEDs) und Laser-Dioden sowie Solarzellen und Fotodioden auf Basis von Galliumarsenid (GaAs) oder von Galliumnitrid (GaN) hergestellt (Erdmann et al., 2011). Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 29 Rohstoff-Risiko-Index Bei der Betrachtung der als kritisch bewerteten Rohstoffe fällt auf, dass die meisten der genannten Stoffe vorwiegend in Bereichen von Zukunftstechnologien benötigt werden. Dementsprechend wiegen eine geringe statische Reichweite oder ein erhöhtes Länderrisiko besonders schwer. Denn wird der Rohstoff knapp oder entsteht gar ein Lieferausfall, kann dies für die Industrie und Wirtschaft bei schlechten Substitutionsmöglichkeiten des jeweiligen Rohstoffs herbe Verluste bzw. Entwicklungsrückschritte nach sich ziehen. Da auch in naher Zukunft kein Nachfragerückgang, beispielsweise von Touchscreens für Smartphones und Tablet-PCs oder Leuchtdioden, im Rahmen der Energiewende etc. zu erwarten ist, muss den Rohstoffen, die in diesen Bereichen von essenzieller Bedeutung sind und die aufgrund erhöhter Risikofaktoren in die Gruppe der rot markierten Rohstoffe fallen, besondere Beachtung geschenkt werden. Tabelle 1 Bedeutung der Rohstoffe Gefahrenklasse I für Bayern Bedeutung für Bayern Rohstoffe Verwendung Yttrium Reaktortechnik, Magnete, Metallurgie, Röhrentechnik, Leuchtstoffe hoch Wolfram Leuchtmittelindustrie, Metallurgie, Militär hoch Platingruppe Katalysatoren, Schmuckindustrie, Elektronik, Chemie, Dentaltechnik hoch Zinn Elektronik, Weißblech, LCD, Chemie, Legierungen hoch Scandium Flugzeugbau, Quecksilberdampflampen mittel Indium Optik, Elektronik, Photovoltaik hoch Niob Stahlindustrie (Superlegierungen, Edelstahl), Elektronik, Turbinen mittel Germanium Glasfaser, Halbleiter, Infrarotoptik, Polymer-Katalysatoren hoch Neodym Magnete, Lasertechnik, Glas- und Porzellanfärbung hoch Magnesium Metallurgie, Chemische Industrie, Flugzeug- und Fahrzeugbau mittel Zirkon Schmelztiegel, Dentaltechnik mittel Molybdän Edelstahl, Elektronik, Katalysatoren, Flugzeug- und Raketenbau hoch Gallium Dünnschicht-Photovoltaik, Elektronik, WLED hoch Kobalt Batterien, Superlegierungen, Katalysatoren, Hartmetalle hoch Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015) In der Tabelle 1 sind die Verwendungsarten der Rohstoffe der roten Gruppe und ihre Bedeutung für Bayern zusammengefasst. Da in Bayern überdurchschnittlich viele Unternehmen aus hochtechnologischen Bereichen angesiedelt sind, ist es nicht verwunderlich, dass zehn von 16 Rohstoffen, die als besonders kritisch identifiziert wurden, für den Standort Bayern eine hohe Bedeutung haben. Die Einstufung der Bedeutung erfolgte aufgrund branchenstruktureller Erwägungen. Für Bayern ist eine sichere und zuverlässige Rohstoffversorgung somit besonders wichtig. 30 Rohstoff-Risiko-Index Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Orangefarbene Gruppe Schon beim ersten Blick auf die Liste der Rohstoffe der orangefarbenen Gruppe (siehe Abbildung 6) fällt auf, dass die mittlere Risikogruppe in Bezug auf die Rohstoffe vielfältiger besetzt ist. Neben Edelmetallen wie Gold und Silber und Metallen (Mangan, Graphit, Zink, Tantal und Kupfer) finden sich Industrieminerale wie Fluorit oder Phosphat wieder. Alles in allem weisen diese Rohstoffe zwar ein geringeres Risiko bezüglich ihrer Verfügbarkeit und Bedeutung auf, jedoch darf ihnen deshalb nicht weniger Beachtung geschenkt werden. So kann auch eine Knappheit dieser Rohstoffe schnell einen industriellen Schaden anrichten und somit zu wirtschaftlichen Nachteilen führen. Angeführt wird die Liste der orangefarbenen Rohstoffe von Graphit (14,9 Punkte). Graphit ist deshalb von großer Bedeutung, da es, ähnlich wie Mangan (12,9 Punkte), spezielle Eigenschaften besitzt und in verschiedenen Verwendungen nicht oder nur sehr schwer substituierbar ist. Graphit wird vorwiegend in Brennstoffzellen und Belägen verwendet und vorwiegend in China produziert. Bei Mangan ist neben der schwierigen Substituierbarkeit besonders die geringe statische Reichweite von derzeit knapp über zehn Jahren auffällig. Auch die Metalle Tantal (13,8 Punkte), Zink (13,3 Punkte) und Kupfer (13,3 Punkte) reihen sich in die orangefarbene Gruppe ein. Während Tantal insbesondere als Grundwerkstoff in der Metall- und Elektroindustrie sowie der Medizintechnik verwendet wird, dient Zink im Wesentlichen dem Korrosionsschutz von Eisen- und Stahlprodukten. Die größte Bedeutung der drei Metalle hat Tantal für den Bereich der Zukunftstechnologien. Zink fällt dagegen, ebenso wie Chrom (14,8 Punkte), Gold (14,3 Punkte), Silber (13,0 Punkte) und Blei (12,1 Punkte) durch seine geringe statische Reichweite auf. Die Reichweite dieser fünf Rohstoffe liegt bei 20 oder weniger Jahren. Die Bedeutung von Lithium (14,3 Punkte) für die Industrie wird in der Fallstudie 1 (vgl. Kapitel 6.1) näher erläutert. Entscheidend für den hohen Gefährdungsgrad dieses Metalls ist insbesondere das Problem der geografischen Lage der größten Reserven, die in Form von Lithiumsole vor allem in Südamerika zu finden sind (Bolivien, Chile, Argentinien). Fluorit (13,9 Punkte) und Phosphat (13,0 Punkte): Die Notwendigkeit zur Beobachtung dieser Mineralien lässt sich insbesondere auf ihre einerseits schwierige Substituierbarkeit zurückführen. Zudem verschärft die auf wenige Länder konzentrierte Produktion der Rohstoffe das Risiko weiter. Selen (12,1 Punkte) zählt zu den sogenannten Spezialmetallen, die zwar nur in Kleinstmengen benötigt werden, ohne die aber viele hochtechnisierte Elektronikprodukte nicht funktionieren würden. Aufgrund der zu erwartenden Nachfragesteigerung bei solchen Produkten können Engpässe sehr schnell entstehen. Diese Metalle kommen nur selten vor und können in der Regel ausschließlich als Nebenprodukte gewonnen werden. Selen ist auch sehr bedeutend für die Futter- und die Nahrungsmittelindustrie. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 31 Rohstoff-Risiko-Index Abschließend sind noch Titan (13,3 Punkte), Nickel (13,0 Punkte) und Aluminium (12,9 Punkte) zu erwähnen. Titan weist eine besonders hohe Festigkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht auf, weshalb es vorwiegend in der Stahlindustrie verwendet wird. Abbildung 6 Gefahrenklasse II der Rohstoffe – Orangefarbene Gruppe Graphit Chrom Gold Lithium Fluorit Tantal Zink Titan Kupfer Phosphate Silber Nickel Mangan Aluminium Selen Blei 14,9 14,8 14,3 14,3 13,9 13,8 13,3 13,3 13,3 13,0 13,0 13,0 12,9 12,9 12,1 12,1 0 5 10 15 20 25 Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015) In der Tabelle 2 sind die Rohstoffe der orangefarbenen Risikogruppe, deren industrielle Verwendung sowie ihre Bedeutung für Bayern zusammengefasst. Im Vergleich zur Tabelle 1 fällt auf, dass zwar weit mehr Rohstoffe in dieser Gefahrenklasse eine geringere Bedeutung für die bayerische Wirtschaft haben als in der roten Gruppe. Es verbleiben jedoch immerhin sechs Stoffe, denen eine hohe Bedeutung zukommt. Dies sind Selen, Aluminium, Kupfer, Titan, Tantal und Zink. 32 Rohstoff-Risiko-Index Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Tabelle 2 Bedeutung der Rohstoffe Gefahrenklasse II für Bayern Verwendung Bedeutung für Bayern Graphit Feuerfestindustrie, Brennstoffzellen, Kunststoffe, Bleistifte, Beläge mittel Chrom Edelstahl, Feuerfestindustrie, Chemie, Farbe mittel Gold Schmuck, Zahntechnik, Elektroindustrie Lithium Akkumulatoren und Batterien, Metallurgie, Reaktorsicherheit, Chemie Fluorit Stahlindustrie, Gießereien, Chemie Tantal Medizintechnik hoch Zink Galvanik, NE-Legierungen, Pharmazie, ´Batterie, Pigmente hoch Titan Pigmente, Legierungen, Flugzeugbau, Analgenbau, Medizintechnik hoch Kupfer Elektroindustrie, RFID, Windkraft hoch Phosphate Landwirtschaft Silber Schmuck, Legierungen, Elektronik Nickel Legierungen, Gasturbinen, Katalysatoren, Batterien Mangan Eisen- und Stahlindustrie, Batterien Aluminium Fahrzeugbau, Luft- und Raumfahrt, Bau, Elektroindustrie, Windkraft hoch Selen Chemikalien und Pigmente. Elektronik, Metallurgie hoch Blei Akkumulatoren, Legierungen, Elektrotechnik, Radiologie mittel niedrig mittel niedrig mittel niedrig mittel niedrig Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015) Grüne Gruppe Im Vergleich zu den Rohstoffen der roten und orangefarbenen Gruppe gelten die Rohstoffe der grünen Gruppe als wenig gefährdet. Insgesamt fallen 13 Rohstoffe in diese Gruppe. Je weiter unten (sofern man eine Rangordnung betrachtet) sie angesiedelt sind, desto risikoärmer sind die Rohstoffe. So steht z. B. Feldspat (4,5 Punkte), Steinsalz (3,5 Punkte) und Quarzsand (3,5 Punkte) in ausreichender Menge noch viele Jahre zur Verfügung, wodurch auch Preis- oder Verfügbarkeitsrisiken sowie eine strategische Rohstoffpolitik nicht gegeben sind. Erwähnenswert ist auch, dass gerade die Rohstoffe, die als eher unkritisch identifiziert werden, für Zukunftstechnologien nur von geringer Bedeutung sind. Auch wenn dies im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass die 13 in der grünen Gruppe angesiedelten Rohstoffe (siehe Abbildung 7) von wenig Interesse für die Wirtschaft sind, so zeigt sich, dass sie für die bayerische Industrie nur von geringer Bedeutung sind. Ihre Einsatzgebiete und Bedeutung sind in Tabelle 3 dargestellt. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 33 Rohstoff-Risiko-Index Abbildung 7 Gefahrenklasse III der Rohstoffe – Grüne Gruppe Eisen Kadmium Kalisalz Baryt Zement Glimmer Bentonit Schwefel Gips und Anhydrit Kaolin Feldspat Steinsalz Quarzsand 11,8 11,1 10,6 10,4 8,8 8,6 6,4 6,3 6,0 4,6 4,5 3,5 3,5 0 5 10 15 20 25 Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015) Tabelle 3 Bedeutung der Rohstoffe Gefahrenklasse III für Bayern Bedeutung für Bayern Rohstoffe Verwendung Eisen Metall- und Elektroindustrie, Bauwirtschaft hoch Kadmium Solarzellen, Halbleiter mittel Kalisalz Düngemittel, Industriechemikalien mittel Baryt Füllstoff, Schwerbetonzuschlag, Bohrspülung Zement Infrastruktur mittel Glimmer Farbstoffe, Füllstoffe, Dämmung, Kosmetik, Keramik, Isolierung mittel Bentonit Gießerei, Eisenindustrie Schwefel Gips und Anhydrit Chemische und pharmazeutische Industrie mittel Baumaterial mittel Kaolin Beschichtung von Papier und Keramik Feldspat Keramik- und Glasindustrie niedrig Steinsalz Gewinnung von Chlor und Natrium niedrig Quarzsand Glas- und Gießereiindustrie Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015) niedrig niedrig mittel mittel 34 Rohstoff-Risiko-Index Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass insbesondere die Rohstoffe, die als besonders risikobehaftet bewertet werden, für die bayerische Wirtschaft von großer Bedeutung sind (siehe Abbildung 8). Dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Industrieunternehmen im Freistaat treibende Kraft in der Entwicklung von Zukunftstechnologien sind. Gerade diese Technologien sind auf den Einsatz oftmals seltener oder politisch kritischer Rohstoffe angewiesen. Da Bayerns Industrie jedoch gerade von den kritischen Rohstoffen abhängig ist, sind die Beobachtung der Rohstoffe sowie die Entwicklung von Risikovermeidungsstrategien für eine stabile wirtschaftliche Lage unumgänglich. Abbildung 8 Risiko-Bedeutungs-Matrix Quelle: eigene Darstellung IW Consult (2015) Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 6 Fallstudien 35 Fallstudien Lithium, Seltenerdmetalle und Rohstoffe der Elektroindustrie 6.1 Fallstudie 1: Lithium und Energiespeichersysteme Elektronische Unterhaltungs-, Computer- und Telekommunikationsgeräte sind heutzutage aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ihre Bedeutung im privaten als auch insbesondere im geschäftlichen Umfeld nimmt immer weiter zu. Vor allem im Bereich der mobilen elektronischen Unterhaltungs-, Computer- und Telekommunikationsgeräte stellen wieder aufladbare und leistungsfähige Batterien Schlüsselkomponenten dar. Seit Jahren steigt der Bedarf an Hochleistungs-Akkumulatoren auf Lithium-Ionen-Basis für derartige Anwendungsbereiche steil an. Lithium findet in verschiedenen Bereichen der Industrie Verwendung. Der weitaus größte Bedarf jedoch liegt mit einem Verwendungsanteil von 27 Prozent im Bereich der Batterien und Akkumulatoren. Durch die in den letzten Jahren entstandene rapide Entwicklung der Unterhaltungs-, Computer- und Telekommunikationsgeräte ist die Nachfrage nach dem kostbaren Metall stark angestiegen. So ist beispielsweise der weltweite Verkauf von Desktop-PCs, Laptop-PCs und Tablet-Computern vom Jahr 2010 mit etwa 377 Millionen verkauften Geräten bis zum Jahr 2013 um knapp 30 Prozent auf rund 533 Millionen Geräte gestiegen. Auch in den nächsten Jahren wird erwartet, dass diese Zahl weiter ansteigt. Dementsprechend wird der Verkauf im Jahr 2018 auf etwa 594,6 Millionen Stück geschätzt. Ebenso erlebte die Anzahl der verkauften Smartphones in den letzten Jahren eine ähnliche Entwicklung. Allein der Anstieg zwischen den Jahren 2012 und 2013 lag bereits bei 30 Prozent und erreichte im Jahr 2013 rund 1.011,6 Millionen verkaufte Geräte. Bis zum Jahr 2018 liegen die Erwartungen bei einem Anstieg um weitere 45 Prozent (Statista, 2014). Diese Erwartungen ergeben sich einerseits aus der Tatsache, dass Batterien auf Lithium-Ionen-Basis aus heutiger Sicht die höchste Energiedichte aufweisen und besonders hohe Spannungen erzeugen können, sowie andererseits aus der Annahme, dass die Entwicklung auf dem Markt der Telekommunikationsgeräte die Tendenz hin zu von Akkumulatoren abhängigen Drahtlosgeräten beibehält. Der Markt für Telekommunikationsgeräte ist jedoch nicht der einzige von Lithium-Batterien abhängige Markt, bei dem in den nächsten Jahren steigende Verkaufszahlen zu erwarten sind. Zudem wird ein steigender Bedarf an Elektroautos erwartet. Prognosen bezüglich dieser Entwicklung gehen jedoch zum Teil stark auseinander. Insgesamt wird eine positive Entwicklung dieses Markts erwartet. Allerdings argumentieren Beratungsunternehmen wie Frost & Sullivan in den USA, dass aktuell die Preise für LithiumIonen-Akkus noch viel zu hoch sind, um in naher Zukunft eine überdurchschnittlich starke Nachfrage nach batteriebetriebenen Autos zu befördern. Auf der anderen Seite weist das Unternehmen darauf hin, dass momentan der Markt für Lithium-IonenBatterien ohnehin noch überwiegend von der Konsumelektronik geprägt ist, für die 36 Fallstudien Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 stark steigende Zahlen prognostiziert werden. So geht das Unternehmen davon aus, dass sich das Marktvolumen für Lithium-Ionen-Batterien allein im Zeitraum von 2013 auf 2016 nahezu verdoppeln wird und im Jahr 2016 ein Volumen von 23,4 Milliarden US-Dollar erreichen wird. Eine etwas schwächere Prognose für den Lithium-Batterie-Markt gibt es von dem Forschungsunternehmen BCC Research (USA). Diesem zufolge werden die Preise für Lithium-Ionen-Akkus in Zukunft fallen, was trotz steigender Stückzahlen aufgrund wachsender Nachfrage den Umsatz der Hersteller abschwächen wird. Aufgrund dessen wird hier zwischen den Jahren 2013 und 2016 von einem Anstieg des Marktvolumens um jährlich lediglich 4 Prozent ausgegangen. Bis zum Jahr 2018 soll laut BCC Research das Volumen bei gerade mal 13,4 Milliarden US-Dollar liegen. In Deutschland waren laut Kraftfahrt-Bundesamt 2014 ca. 98.000 Elektroautos auf den Straßen unterwegs. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 1 Million Elektroautos auf die Straße zu bringen. Dieses Ziel wird nach Einschätzung der Unternehmensberatung Kienbaum nicht erreicht werden. Kienbaum rechnet hingegen mit lediglich 750.000 Elektroautos im Jahr 2020. Doch auch wenn nach der auf Experteninterviews basierenden Prognose für das Jahr 2020 die Ziele der Bundesregierung nicht erfüllt werden, ist für die darauffolgenden fünf Jahre eine umso größere Steigung zu erwarten. So wird für das Jahr 2025 bereits mit 2,9 Millionen solcher Fahrzeuge gerechnet. Begründet wird diese Annahme damit, dass sich Elektroautos erst einmal in Firmenflotten durchsetzen müssen, damit danach auch allmählich Privatkunden darauf umsteigen. Dementsprechend sollen im Jahr 2025 jährlich 762.000 batteriebetriebene Neuwagen verkauft werden, was einen Anteil am Gesamtverkauf von 27,2 Prozent ausmacht. Derzeit liegt der Anteil bei unter 0,3 Prozent. Batterieakkumulatoren zeigten im letzten Jahr das größte Wachstumspotenzial für Lithiumverbindungen. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Akkus die Nachfrage nach anderen Arten von wieder aufladbaren Batterien übersteigt. Da es bislang noch keine bekannte Alternative gibt, die eine höhere Energie- und Leistungsdichte besitzt als Lithium-Ionen-Batterien, werden sie nicht nur von der Telekommunikationsbranche stark nachgefragt – auch Automobilhersteller setzten bei Elektro- und Hybridfahrzeugen verstärkt auf diese Art von Batterien. Nach Angaben des United States Geological Survey (USGS) wird der weltweite Bedarf an Lithiumverbindungen im Jahr 2013 auf rund 30.000 Tonnen geschätzt, was eine Steigerung um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr darstellt. Dieser Bedarf verteilt sich auf Anwendungen im Bereich der Glas- und Keramikindustrie mit einem Anteil von 35 Prozent, der Batterieindustrie mit 29 Prozent, der Schmierstoffherstellung mit 9 Prozent, der Gussmetallproduktion mit 6 Prozent, der Klimaanlagenindustrie mit 5 Prozent, der Polymer- und Kunststoffherstellung mit ebenfalls 5 Prozent, der primären Aluminiumproduktion mit 1 Prozent sowie auf den Bereich sonstiger Anwendungen mit 10 Prozent (USGS, 2014). Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Fallstudien 37 Für Lithium gibt es weltweit keine großen Lagerstätten. Beim Abbau von Lithium aus primären Lagerstätten wird das hoch reaktive Metall aus Lithium-haltigen Mineralen wie Spodumen aus Pegmatitgesteinen gewonnen. Bei sekundären Lagerstätten erfolgt die Extraktion in Form von Lithiumsalzen aus Salzseen und Salzpfannen. Während in den 1990er Jahren aufgrund geringer Abbaukosten die Extraktion von Lithium für die Produktion von Lithiumcarbonat aus unterirdischen Solereserven zunehmend an Dominanz gewann, führt die aktuell starke Nachfrage – besonders aus China – dazu, dass primäre Lagerstätten immer mehr an Marktmacht gewinnen. So stammte im Jahr 2013 etwa die Hälfte des weltweiten Lithiumangebots aus der Extraktion aus Mineralgestein. Die weltweite Produktion von reinem Lithium betrug im Jahr 2013 über 35.000 Tonnen (2012: 34.000 Tonnen). Damit ist im Vergleich zum Vorjahr ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Dieser Anstieg erfolgte weltweit recht gleichmäßig, was auch dazu führte, dass die Preise für Lithium (durchschnittlich) nahezu gleich geblieben sind. Die weltweit größte Lithiumproduktion fand im Jahr 2013 in zwei Salzseen in Chile und in einer Mine in Australien statt. Diese beiden Länder waren für fast 80 Prozent der weltweiten Lithiumerzeugung verantwortlich. Hierbei produzierte Chile rund 13.500 Tonnen Lithium, was einen Anteil an der Weltproduktion von rund 38 Prozent ausmacht. Australiens Anteil lag mit 13.000 Tonnen und etwa 37 Prozent nur knapp dahinter. Aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage nach Lithium haben im Jahr 2013 viele Unternehmen die Suche nach Lithium-haltigen Salzseen und Minen mit Vermutungen auf bislang unentdeckte Reserven in Nevada, Argentinien, Australien, Bolivien und Kanada fortgesetzt. In neu entdeckten Lagerstätten in Argentinien und Kanada wurde die Lithiumproduktion für das Jahr 2014 in Auftrag gegeben. In den USA sorgte ein Salzsee in Nevada dafür, dass im Jahr 2013 die amerikanische Lithiumproduktion ihre Kapazitäten verdoppelte. Dem Recycling von Lithium wurde in den letzten Jahren nicht besonders viel Aufmerksamkeit beigemessen. Angesichts einer zukünftig steigenden Nachfrage und einem endlichen Lithiumvorkommen auf der Erde wächst das Bedürfnis nach einer Wiederverwertung diese Rohstoffs. Aktuell ist die Wirtschaftlichkeit des Recyclings von Lithium-Ionen-Batterien zur Wiederverwendung von Lithium nicht gegeben. Die LithiumKosten pro produzierter Batterie betragen weniger als 3 Prozent der gesamten Produktionskosten. Das Recycling von Batterien erfolgt daher zurzeit lediglich wegen der teureren Rohstoffe Nickel und Kobalt. Recyceltes Lithium kostet rund fünfmal so viel wie die Neu-Produktion von Lithium in der günstigsten Lagerstätte. Auch wenn Lithium zu 100 Prozent recycelbar ist, lohnt es sich für Elektronikunternehmen jedoch aktuell nicht, diesen Weg zu gehen. Angesichts der kontinuierlich steigenden Nachfrage wird Recycling auf diesem Markt an Bedeutung gewinnen (Waste Management World, 2014). 38 Fallstudien Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Abbildung 9 Globale Verteilung der Lithiumlagerstätten und -produktion Quelle: USGS, 2014; Darstellung nach WZU Augsburg Die weltweit identifizierten Lithiumressourcen werden aktuell auf rund 40 Millionen Tonnen geschätzt. Die Lithiumreserven – die aktuell technisch und ökonomisch gewinnbare Teilmenge der Ressourcen – beliefen sich im Jahr 2013 auf rund 13 Millionen Tonnen. Die größten Anteile der Lithiumreserven befanden sich in Chile (7,5 Millionen Tonnen), China (3,5 Millionen Tonnen) und Australien (1 Million Tonnen) (vgl. Abbildung 9). Die Lithiumressourcen konzentrieren sich dagegen auf Südamerika und machen an die 60 Prozent der weltweiten Lithiumressourcen aus: So befinden sich in Bolivien 9 Millionen Tonnen, in Chile 7,5 Millionen Tonnen und in Argentinien 6,5 Millionen Tonnen Lithium. Dahinter folgen mit 5,5 und 5,4 Millionen Tonnen die USA und China. Auch in Australien (1,7 Millionen Tonnen), Kanada, Russland, Serbien und im Kongo (Kinshasa) (jeweils knapp 1 Million Tonnen) sind weitere Lithiumressourcen identifiziert worden (USGS, 2014). Laut USGS besitzt Bolivien allein im Bereich des Salar de Uyuni mit 5,4 Millionen Tonnen das weltweit größte einzelne Lithiumvorkommen. Dass Bolivien dennoch den Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Fallstudien 39 Weltmarkt aktuell nur mit geringen Fördermengen beliefert, liegt an den erschwerten Produktionsbedingungen. Bereits im Jahr 2007 gab der bolivianische Präsident Evo Morales ein Pilotprojekt zur Lithiumgewinnung am Salar de Uyuni in Auftrag. Dieses Projekt mit einem Budget von knapp 5,7 Millionen US-Dollar beschäftigt sich jedoch nicht ausschließlich mit der Produktion von Lithium, sondern umfasst ebenso die Entwicklung von Technologien zur Gewinnung von Lithiumcarbonat. Aufgrund der Witterungsumstände und der Beschaffenheit der Salzlake des Salars werden mit den bisherigen Methoden Reinheitsgrade für Lithium von lediglich 96 Prozent erreicht. Für die Produktion von Lithium-Ionen-Akkus werden jedoch 99,5 Prozent benötigt. Der Aufwand für die Produktion von reinerem Lithium ist daher in Bolivien größer als in anderen Ländern, was wiederum die Produktion teurer macht und aktuell dafür sorgt, dass Bolivien den Weltmarkt bei der Produktion von Lithium – trotz der weltweit größten Ressourcen – nicht anführt. Der Beginn der Herstellung marktreifen Lithiumcarbonats aus dem Salar de Uyuni wird derzeit für das Jahr 2017 geplant. Dennoch könnte das Land bei einem Ausbau der Förderkapazitäten zukünftig eine herausragende Stellung erlangen. Durch die extrem hohe lokale Konzentration der Weltlithiumvorkommen in Südamerika ist bei einer zukünftig auf Lithium ausgerichteten Batterietechnologie mit hohen Risiken (technischer Ausfall der Förderkapazitäten, unerwartete Preisschwankungen, Einflüsse auf den Zugang und die Verfügbarkeit durch regionale soziale, politische und ökologische Einflüsse) in den einzelnen Abbaugebieten zu rechnen. Insbesondere die bolivianische Regierung unter der Leitung des Präsidenten Evo Morales, dessen sozialistische Partei eine mehrheitliche Unterstützung unter der indigenen Bevölkerung besitzt, will einer Ausbeutung inländischer Ressourcen durch ausländische Unternehmen entgegenwirken. Da Bolivien, das gemessen am Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt eine der ärmsten Volkswirtschaften Südamerikas ist, für den Abbau der Lithium-haltigen Solen jedoch ausländisches Kapital und technisches Know-how benötigt, müssen zukünftig geeignete Kooperationsmöglichkeiten auf wirtschaftlicher und politischer Ebene gefunden werden. Nur so kann eine zukünftig steigende Nachfrage nach Lithium langfristig befriedigt werden. Chinas globale Ressourcenpolitik zeichnet sich dadurch aus, dass Abbau von und Handel mit eigenen Ressourcen gegen rohstoffimportierende Länder bewusst strategisch ausgerichtet ist, um die Versorgung des eigenen Landes langfristig sicherzustellen. Dies führt zu der Schwierigkeit, dass sich der chinesische Lithiumanteil am Weltmarkt trotz eines zunehmenden Lithiumbedarfs langfristig nicht abschätzen lässt. Risiken wie die Einführung von Abbauobergrenzen oder Zöllen bei den Seltenerdoxiden (siehe Fallstudie zu den Seltenerdmetallen) führten auch hier in der Vergangenheit zu Unsicherheiten in der Versorgung entsprechender Industriezweige. Wie sich die Situation durch die Öffnung des chinesischen Marktes in Reaktion auf einen Schiedsspruch der Welthandelsorganisation (WTO) (Spiegel Online, 2015) verändern wird, lässt sich nach aktuellem Stand noch nicht vorhersagen. 40 Fallstudien Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Zusätzlich orientiert sich Chinas Nachfrage nach hochqualitativen Spodumenvorkommen für chemische Fertigungsprozesse derzeit vornehmlich auf das ausländische Angebot. So haben führende australischen Lithiumproduzenten ihre Produktionskapazitäten für Lithiumcarbonat im Jahr 2012 auf 110.000 Tonnen pro Jahr verdoppelt, um die chinesische Nachfrage zu bedienen. Im Jahr 2013 übernahm dann ein chinesischer Lithium-Produzent die Mine. Im Umkehrschluss eröffnete ein australischer Chemiekonzern eine Fabrik in China, um australisches Lithium-Konzentrat in Batteriegeeignetes Lithiumcarbonat zu verwandeln. Vor diesem Hintergrund besitzt die Entwicklung von Strategien der langfristigen Lithiumversorgung mittlerweile oberste Priorität für internationale Technologieunternehmen. Insbesondere im Bereich asiatischer Batterie- und Automobilhersteller wurden bereits Anstrengungen unternommen, um im Rahmen strategischer Branchenzusammenschlüsse und Joint Ventures mit Explorationsunternehmen eine diversifizierte Lithiumversorgung aufzubauen (USGS, 2014). Ausblick Vor dem Hintergrund der stark einseitig konzentrierten Allokation zukünftig bedeutender Lithiumvorkommen auf Südamerika ist davon auszugehen, dass Lithium-haltige Erze und Solen aus China und Australien lediglich eine Ergänzung der Versorgung durch Bolivien, Chile und Argentinien darstellen werden. Angesichts des damit verbundenen unsicheren Zugangs sind zukünftig Strategien zur Wiederaufbereitung von Lithium-Ionen-Akkumulatoren aus strategischer Sicht anzuraten. Derzeit wird jedoch nur ein geringer Teil der Lithium-Ionen-Zellen wieder aufbereitet. Zwar sind heutige Recyclingkapazitäten für Lithium-Ionen-Akkumulatoren noch weitgehend unbedeutend, aufgrund zukünftiger Steigerungsraten des Lithium-Batteriemarkts indes von wirtschaftlicher Relevanz. Neben der Ausrichtung des Energiespeichermarkts auf Lithium-basierte Systeme müssen auch alternative Energiespeichertechnologien verstärkt in den Fokus der Entwicklung und Anwendung geraten. Insbesondere Batterietechnologien auf der Basis von Zink-Luft (ZnAir) und Natrium-Nickelchlorid (NaNiCl) weisen schon heute vielversprechende Potenziale für vergleichsweise sehr gute Energiedichten auf und besitzen aufgrund einer weit gestreuten Verteilung der Lagerstätten und der quantitativ größeren Reichweiten der dafür benötigten Rohstoffe eine höhere Sicherheit hinsichtlich der Ressourcenverfügbarkeit. Für eine zukünftige Industrialisierung elektrobetriebener Kraftfahrzeuge müssen derartige alternative Batterietechnologien ebenfalls prioritär in Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten einbezogen werden. 6.2 Fallstudie 2: Seltenerdmetalle und Beleuchtungssysteme Der Begriff Seltene Erden (SE) bietet in zweierlei Hinsicht Anlass für Missverständnisse. So geht die Bezeichnung selten zurück auf die Anfangszeit ihrer Gewinnung, in welcher die SE-Reserven im Gegensatz zur heutigen Erkenntnis (Manager Magazin, 2014) als selten eingestuft wurden. Zudem wurden Seltene Erden aus Mineralien ge- Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Fallstudien 41 wonnen, aus welchen sie als Oxide (ursprünglich als Erden bezeichnet) isoliert wurden. Zu den Seltenerdmetallen gehören neben den chemischen Elementen der dritten Hauptgruppe des Periodensystems Scandium (21), Yttrium (39) und Lanthan (57), die 14 auf Lanthan folgenden Elemente. Diese als Lanthanoide bezeichneten Elemente umfassen Cer (Ce), Praseodym (Pr), Neodym (Nd), Promethium (Pm), Samarium (Sm), Europium (Eu), Gadolinium (Gd), Terbium (Tb), Dysprosium (Dy), Holmium (Ho), Erbium (Er), Thulium (Tm), Ytterbium (Yb) und Lutetium (Lu). Lanthanoide besitzen durch dieselbe vollständige Besetzung der äußeren Elektronenschale sehr ähnliche chemische Eigenschaften, auch wenn sich ihre physikalischen Eigenschaften unterscheiden. Sie eignen sich in besonderer Weise für eine Vielzahl technischer Anwendungen, in welchen sie meistens als einzelne metallische Elemente (SEE), als Mischmetall oder als Oxide (SEO) verwendet werden. Seltene Erden werden zumeist als Leuchtstoffe, Magnete, in der Metallurgie, als Additive in der Keramik- und Glasherstellung sowie in der Katalysatorindustrie eingesetzt. Hier haben von den 17 Metallen vorwiegend Lanthan, Cer, Praseodym, Neodym, Samarium, Europium, Dyprosium und Gadolinum eine industriell-wirtschaftliche Bedeutung. Die Verwendung von Seltenerdmetallen in den USA gliedert sich im Jahr 2013 gemäß des U. S. Geological Survey wie folgt: Katalysatoren (65 Prozent), Metallurgie (19 Prozent), Permanentmagnete (9 Prozent), Glaspolierung (6 Prozent) und sonstige Anwendungen (1 Prozent) (USGS, 2014). Nachdem der Verfügbarkeit der Seltenerdmetalle als auch dem Rohstoff selber trotz ihres großen Potenzials und der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten zunächst nur wenig Bedeutung beigemessen wurde, hat sich dies mit dem Aufkommen neuer Technologien radikal geändert. Mit dem zunehmenden Bedarf an Seltenen Erden für mobile Elektronikgeräte, für neue zukunftsweisende Elektroantriebstechnologien bei Hybridfahrzeugen, für innovative und regenerative Energieerzeugungstechnologien sowie für die Entwicklung und industrielle Anwendung neuer energieeffizienter Beleuchtungssysteme erhielten die SE somit einen strategischen Status. Mittlerweile kommen SE in vielen alltäglichen Elektronikgeräten vor und übernehmen dort wichtige funktionelle Aufgaben als Bestandteil von Magneten, Glasadditiven oder Leuchtstoffen in Flachbildschirmen. Besonders neue Generationen von elektrobetriebenen Fahrzeugen sind auf die SE angewiesen, die unter anderem in den Batterien oder als starke Permanentmagnete in den Elektromotoren zum Einsatz kommen. Neben dem bereits genannten Lithium kommt in Hybridfahrzeugen somit eine Reihe von Seltenerdmetallen zum Einsatz, deren stetige Verfügbarkeit für die industrielle Anwendung neuer Technologiebündel von essenzieller Bedeutung ist. 42 Fallstudien Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Abbildung 10 SE-Einsatz in Fahrzeugen mit Hybridantrieb Quelle: vbw Unternehmermagazin Durch ihre relativ hohe Stabilität gegenüber thermodynamischen Reaktionen werden Seltene Erden bevorzugt in der Beleuchtungsindustrie als Lumineszenzfarbstoffe verwendet. Ebenso zeichnen sich SE-haltige Beleuchtungssysteme gegenüber herkömmlichen Technologien durch hohe Energieeffizienz und -sparsamkeit aus. Diese Eigenschaften sind besonders bezüglich ihres Potenzials zur Reduktion umweltschädigender Emissionen in der Klimadebatte von großer Relevanz. Diesbezüglich sind vor allem Leuchtstofflampen, Kompaktleuchtstofflampen und LEDs sehr bedeutend. Alle drei Lampensysteme weisen eine besonders hohe Effizienz, Lichtausbeute und Lebensdauer auf und sparen aufgrund dessen gegenüber herkömmlichen Glühlampen bis zu 80 Prozent Energie und somit Stromkosten. Zudem wird den Lampen zukünftig besondere Bedeutung beigemessen, da sie mit einer mehr als zehnmal so hohen Lebensdauer herkömmlichen Glühlampen weit voraus sind. Als Konsequenz daraus wird in Zukunft eine massive Umstellung der Beleuchtungstechnologien hin zu effizienteren und sparsameren Lampen erfolgen, wodurch sich der Bedarf an SE erhöhen wird. Des Weiteren werden zur Herstellung von LED-Leuchten ebenso komplementäre Metalle wie Indium und Gallium verstärkt benötigt, die ebenfalls als risikobehaftete und strategisch wertvolle Metalle bewertet werden können. Die in der Produktion dieser Güter verwendeten Seltenen Erden werden vorwiegend als Seltene-Erden-Oxide (SEO) und Seltenerdmetalle (SEM) als Einzelmetall oder Mischmetall produziert, gehandelt und verwendet. Für die Gewinnung von SEO und SEM sind aufwendige Verarbeitungsschritte notwendig, da die Ähnlichkeit der chemischen Eigenschaften der SE ihre Trennung sehr schwierig und kostspielig macht. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Fallstudien 43 Zur Gewinnung von Seltenerdmetallen werden in erster Linie Silikate, Carbonate oder Phosphate verwendet, deren Varietäten je nach Zusammensetzung verschiedene Anteile und Konzentrationen an SE aufweisen. Durch die große Ähnlichkeit der Eigenschaften treten SE meist vergesellschaftet als Oxide auf. Von den über 200 bekannten SE-haltigen Mineralien, deren Anteil an Seltenerdoxiden teilweise beträchtlichen Schwankungen unterliegt, eignen sich nur wenige für einen kommerziellen Abbau. China besitzt mit rund 40 Prozent die signifikantesten Lagerstätten für SEO, welche sich vornehmlich im Westen des Landes befinden. Neben SEO verfügt China zudem über sämtliche weitere Typen von wirtschaftlich bedeutenden SE-Mineralen. Die weltweit größten Ressourcenlager mit 48 Millionen Tonnen SEO befinden sich in der chinesischen Provinz Innere Mongolei im Nordwesten des Landes in Bayan Obo. Die dortige Ablagerung besteht aus zwei großen Erzkörpern mit zusammen 600 Millionen Tonnen Erzgestein und einem durchschnittlichen SE-Gehalt von 4 Prozent. Trotz der umfangreichen Vorkommen in der Region und der steigenden Nachfrage auf dem Weltmarkt hat die chinesische Regierung in den letzten Jahren konsequent eine Obergrenze für die Produktion und die Ausfuhr bestimmt, welche auch im Jahr 2013 aufrechterhalten wurde. Infolge einer mehrfachen Reduzierung in den vergangenen Jahren lag die Obergrenze für die Ausfuhr Seltener Erden im Jahr 2013 bei 31.000 Tonnen. (2011: 30.184 Tonnen). Internationaler wirtschaftlicher Druck auf China, mehr Seltene Erden auszuführen, um die steigende Nachfrage auf dem Weltmarkt zu bedienen, hat dazu geführt, dass China im Jahr 2011 erstmals eine leichte Erhöhung der Ausfuhrobergrenze (+2,7 Prozent) zuließ. Bis zum Jahr 2013 war erneut eine leichte Erhöhung (+1,0 Prozent) zu verzeichnen. Auf Grund eines Schiedsspruchs der Welthandelsorganisation (WTO) ist China jedoch seit Beginn dieses Jahres gezwungen, die bisher aufrechterhaltenen Exportbeschränkungen vollständig aufzuheben (Spiegel Online, 2015). Welche Veränderungen dies auf dem Markt für Seltene Erden mit sich bringt, bliebt abzuwarten. Der bis zum Jahr 2011 durch Chinas Exportbeschränkungen künstlich hochgehaltene Preis für SEO steht im Kontrast zu dem seit dem Jahr 2011 zu beobachtenden Preisrückgang, der sogar Chinas Exportpolitik ins Schwanken bringt. So wurde im Jahr 2013 nicht einmal die von der chinesischen Regierung zugeteilte Exportquote von 30.999 Tonnen ausgeschöpft. Als Gründe werden die neu erkannten Substitutionsmöglichkeiten der Metalle sowie die Erschließung neuer Minen genannt. Allein im Jahr 2011 wurden über 440 neue SE-Vorkommen weltweit entdeckt. Somit gelten neben China als weitere Länder mit bedeutenden SEO-Reserven Brasilien (15,7 Prozent) und die USA (9,3 Prozent). Aufgrund der schlechten Datenlage sind weitere 30 Prozent der weltweiten Reserven nicht einzelnen Ländern zuzuordnen und werden lediglich mit dem Ausdruck Rest der Welt betitelt. Weltweit geht man im Jahr 2013 von SEO-Reserven in Höhe von 140 Millionen Tonnen aus (USGS, 2014). Laut Dr. Harald Elsner, Experte für Seltene Erden in der BGR, wird erwartet, dass die gegenwärtig bekannten Reserven noch für 285 Jahre ausreichen werden. Die Ressourcen sogar für fast 3.400 Jahre. Den durch diese Entwicklung starken Einbruch im Absatzmarkt versucht China aktuell mit verschiedenen Maßnahmen aufzuhalten. Hierbei steht vor allem die Eindämmung des Schmuggels im Vordergrund. Laut Experten des BGR wird die jährlich geschmug- 44 Fallstudien Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 gelte Menge an SEO in den Jahren 2010 und 2011 auf bis zu 35.000 Tonnen geschätzt (BGR, Pressemitteilung 12. März 2014). Grundsätzlich dominiert China mit einer Produktionsmenge für SEO von rund 100.000 Tonnen pro Jahr im Jahr 2013 zwar noch immer den Weltmarkt, jedoch sinkt – bedingt durch die neu entdeckten Reserven und Fördermöglichkeiten – der Länderanteil an der globalen Produktion für Hightech-Rohstoffe allmählich. Während das Land 2012 noch einen Anteil von 97,6 Prozent hatte, belief er sich im Jahr 2013 nur noch auf 92,1 Prozent. Dies zeigt, dass die Produktion in neu erschlossenen Minen langsam ansteigt. Somit gelten – hinter China – als die wichtigsten Produktionsländer die USA mit rund 4.000 Tonnen, Indien mit 2.900 Tonnen und Russland mit 2.400 Tonnen Fördervolumen. Doch auch wenn die USA im Jahr 2013 im Vergleich zum Vorjahr ihre Produktion um 20 Prozent gesteigert haben, machen sie damit lediglich 3,6 Prozent des Weltmarkts aus (USGS, 2014). China gilt somit trotz neuer SE-Vorkommen und Fördermöglichkeiten als die unumstrittene Marktmacht. Ausblick Das weltweite Bestreben der letzten Jahre, Chinas Vormachtstellung auf dem Gebiet der SE einzudämmen, hat dazu geführt, dass durch die Erschließung neuer Minen und Fördermöglichkeiten im Jahr 2013 ein leichter Rückgang der Weltmacht China auf dem Markt der Seltenen Erden zu erkennen ist. Doch trotz der leichten Abschwächung wird China wohl auch in Zukunft weiter Weltmarktführer auf diesem Gebiet bleiben. Denn auch wenn die Reserven außerhalb Chinas weltweit knapp 60 Prozent der weltweiten Reserven ausmachen, enthalten Lagerstätten in den USA, Australien oder Russland überwiegend leichte Seltene Erden. Schwere Seltene Erden, wie sie vorwiegend in zukunftsträchtigen Technologien – wie beispielsweise Elektromobilität, Windkraftanlagen, Energiesparlampen – benötigt werden, lassen sich nach wie vor ausschließlich in China gewinnen. Somit wird der Weltmarkt wohl noch eine Weile mit Chinas wirtschaftlicher Vormachtstellung konfrontiert sein. In diesem Sinne sieht das BGR die Versorgungslage für leichte SE völlig unkritisch. Sorge besteht lediglich bei der Versorgung mit schweren SE, die bis zur Eröffnung von zumindest einer der 20 bekannten Lagerstätten mit schweren SE außerhalb Chinas kritisch eingeschätzt wird (BGR, Pressemitteilung 12.03.2014). Vor diesem Hintergrund ist gerade in diesem Bereich die Wiederverwendung von Rohstoffen – d. h. die Gewinnung von SE-Sekundärrohstoffen – von großer Bedeutung. Insbesondere Alt-Leuchtstoffe stellen ein erhebliches Sekundärrohstoffpotenzial für SE dar. So besitzen herkömmliche stabförmige Leuchtstofflampen auf der Innenseite des Leuchtkörperrohres je nach Größe eine dreilagige und 2 bis 4 Gramm schwere Leuchtstoffschicht mit einem geringen Anteil aus SE-Verbindungen. Der SE-Gehalt in den Leuchtstoffabfällen beläuft sich durchschnittlich auf circa 10 Prozent. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Fallstudien 45 Abbildung 11 Globale Verteilung von SE-Oxiden und Produktion nach Ländern Quelle: USGS (2014); Darstellung nach WZU Augsburg 6.3 Fallstudie 3: Rohstoffe in der Elektroindustrie Wie bereits mehrfach im vorliegenden Gutachten erwähnt, hängt die Entwicklung der Elektroindustrie entscheidend von der Verfügbarkeit der Rohstoffe ab. Hier spielen nicht nur die organischen, sondern auch die anorganischen Materialien eine entscheidende Rolle. Neben den klassischen Rohstoffen, wie Kupfer, Roheisen, Stahl, Elektroblech, Aluminium, Rohöl bzw. Erdgas, Nickel, Blei, Kobalt, Lithium, Zink und Mangan, ist für Elektrounternehmen auch der Einsatz von Seltenen Erden essenziell. Dies ist vor allem deshalb der Fall, weil die Entwicklung von Hightech-Produkten eminent von diesem Rohstoff abhängt (ZVEI, 2010). Da der Bereich der Automation knapp 22 Prozent des Gesamtumsatzes der bayerischen Elektroindustrie ausmacht, ist die Industrie hier in besonderem Ausmaß auf die Versorgung mit Rohstoffen angewiesen. Auch hier ist es vor allem der Rohstoff der Seltenen Erden, der essenziell für die Entwicklung der bayerischen Industrie ist. Grund hierfür ist der besondere Bedarf an SE zur Produktion von Dauer- und Permanentmagneten, die wiederum für Elektromotoren und Generatoren eingesetzt werden. Zudem 46 Fallstudien Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 werden die genannten Rohstoffe ebenfalls für die Herstellung von Unterhaltungselektronik und Batterien benötigt. Auch wenn der Anteil der Batterieherstellung in Bayern am Umsatz der gesamten Elektroindustrie derzeit lediglich 0,3 Prozent ausmacht, ist aufgrund eines ansteigenden Batteriebedarfs auch mit einer stetig wachsenden Rohstoffnachfrage zu rechnen. Dieser Anstieg hängt nicht zuletzt mit der zunehmenden Nachfrage nach Elektroautos und Hybridfahrzeugen zusammen. So prognostiziert Roland Berger (2011), dass im Jahr 2025 knapp 10 Prozent der weltweiten Neuwagenverkäufe auf reine Elektrofahrzeuge sowie weitere rund 40 Prozent auf Hybridfahrzeuge entfallen. Abbildung 12 Umsatzverteilung in der bayerischen Elektrobranche Quellen: Statistisches Landesamt Bayern (2014); Gontermann, Giehl (2012); eigene Darstellung IW Consult (2015) Eine stabile Rohstoffversorgung ist gerade für die bayerische Elektroindustrie von großer Relevanz, sowohl da sie ein wichtiger Zulieferer der Automobilindustrie in Deutschland ist, als auch weil sie auf die Rohstoffverfügbarkeit angewiesen ist, um ihre internationale Position im Bereich der Hochtechnologie verteidigen zu können. Die Abhängigkeit der bayerischen Industrie wird auch durch die Tatsache deutlich, dass sich 50 Prozent der Umsätze der bayerischen Elektroindustrie auf die drei Bereiche Automation, elektronische Bauelemente und Informationstechnologien konzentrieren. Wie Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Fallstudien 47 bereits in vorangegangenen Abschnitten erwähnt, sind gerade diese auf knappe Rohstoffe angewiesen. Zudem sind die Branchen untereinander vernetzt. So liefert beispielsweise die Bauelementebranche wichtige Vorleistungen für Unternehmen aus dem Bereich Automation, wodurch die Versorgung mit diesen Rohstoffen Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Tätigkeit besitzt. Einflussfaktoren auf die Rohstoffversorgung Die Rohstoffsituation sowohl in Deutschland allgemein, als auch in Bayern im Speziellen hängt jedoch nicht nur von der allgemeinen Verfügbarkeit der Rohstoffe ab, sondern wird auch durch rechtliche Regelungen beeinflusst (z. B. REACH, RohS, Zölle, Exportquoten). Wie bereits in Fallstudie 2 am Beispiel der Seltenerdmetalle und den diesbezüglichen Handelsbeschränkungen Chinas gezeigt wurde, können rechtliche Regelungen bzw. die Exportpolitik des jeweiligen Lieferlandes den möglichen Zugriff auf die benötigten Rohstoffe massiv beeinflussen. Andererseits muss natürlich erwähnt werden, dass die bayerische Industrie nicht nur auf knappe oder kritische Güter, wie z. B. Lithium oder Metalle aus der Gruppe der Seltenen Erden, sondern auch auf Stoffe wie Aluminium, Eisen oder Blei, die in ausreichenden Mengen für die kommenden Jahre zur Verfügung stehen, angewiesen ist. Neben hemmenden Exportrichtlinien wichtiger Produktionsländer haben weitere nationale und internationale Gesetze Einfluss auf die Versorgung der bayerischen Elektroindustrie mit produktionswichtigen Rohstoffen. So wurde als Reaktion auf die Finanzmarktkrise vom US-Kongress im Jahr 2010 der Dodd-Frank Act verabschiedet. Dieser dient in erster Linie dazu, den US-amerikanischen Finanzmarkt zu stabilisieren. Allerdings wird in dieser Rechtvorschrift festgelegt, dass US-börsennotierte Unternehmen dazu verpflichtet sind, ihre Liefer- und Produktketten offenzulegen, sofern sie Rohstoffe aus Ländern beziehen, die durch den Rohstoffhandel bewaffnete Konflikte finanzieren. Insbesondere betrifft dies Rohstoffe aus der Demokratischen Republik Kongo und deren Nachbarstaaten. Die Melde- bzw. Offenlegungsvorschrift trifft jedoch nicht nur USbörsennotierte Unternehmen selber, sondern hat auch Auswirkungen auf bayerische Unternehmen, sofern sie durch mögliche Liefervernetzungen mit US-börsennotierten Unternehmen verbunden sind. Davon betroffene Rohstoffe sind beispielsweise Kobalt und Tantal, da die Demokratische Republik Kongo als der größte Produzent dieser Rohstoffe auftritt. Für die Elektroindustrie ist gerade Kobalt vor allem wegen seines Einsatzes in Batterien von Bedeutung. Negative Auswirkungen auf die Rohstoffsituation kann das Offenlegungs-Gesetz dann haben, wenn sich Unternehmen aus dem Markt zurückziehen aus Angst, in moralischen Verruf aufgrund einer vermeintlichen Unterstützung von kriegführenden Ländern zu geraten (Mohr et al., 2013; Huy et al., 2011). Neben dem Dodd-Frank Act sowie dem darauf aufbauenden EU-spezifischen Countryby-Country-Reporting sind auf EU-Ebene in den letzten Jahren weitere Gesetze eingeführt worden, die die Rohstoffversorgung der Unternehmen in der Elektroindustrie betreffen. So ist das Ziel des RohS (Restriction of the use of certain hazardous substances), umweltgefährdende Rohstoffe wie Blei, Quecksilber und bestimmte Formen 48 Fallstudien Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 von Chrom nicht mehr in Produkten oder bei der Produktion dieser zuzulassen. Als Konsequenz sind die Unternehmen gegebenenfalls gezwungen, ihre Produktion anzupassen, die Konstruktion der Produkte zu überarbeiten und die verbotenen Stoffe zu ersetzen. Betroffen von dieser Regelung sind beispielweise Hersteller von Haushaltsgeräten, Beleuchtungskörpern oder Unterhaltungselektronik. Weiterhin wurde von der EU eine Einschränkung zur Verwendungsfreiheit einzelner Rohstoffe erlassen (wird als REACH – Registration, Evaluation, Authorisation and Restriciton of Chemicals – bezeichnet). Obwohl es sich hierbei in erster Linie um eine Regelung handelt, die Chemikalien betrifft, ist davon auch die Verwendung einzelner Rohstoffe betroffen. So wird im Gegensatz zu RohS die komplette Wertschöpfungskette des Unternehmens von dieser Regelung beeinflusst, da bestimmte Meldegrenzen nicht überschritten werden dürfen. Durch die aufgelisteten Gesetze und Verordnungen ergeben sich neben zusätzlichem Verwaltungsaufwand weitere negative Implikationen. So kann beispielsweise die Einsparung oder Substitution knapper Rohstoffe erschwert werden. Dies ist dann der Fall, wenn bei der Substitution von Rohstoffen neue Fertigungstechniken zum Einsatz kommen, für welche Substanzen verwendet werden müssten, die nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Des Weiteren kann eine Rohstoffsubstitution mit kostspieligen und zeitintensiven Zertifizierungsmaßnahmen verbunden sein, was den Verwaltungsund somit den Kostenaufwand weiter erhöht. Miniaturisierung Zur Verringerung des Einsatzes als kritisch eingestufter Rohstoffe in der Elektrobranche sowie in der Unterhaltungselektronik als auch beispielsweise in der Fertigung von Bauteilen besteht die Möglichkeit der Miniaturisierung, sprich: einer Verkleinerung des Produkts bei identischer Funktion und weniger Materialeinsatz. Besonders durch die stetig steigende weltweite Verbreitung von Smartphones mit einer wachsenden Zahl von Funktionen und Leistungsmerkmalen bleibt die Miniaturisierung elektronischer Bauelemente einer der bestimmenden Trends. Ein entscheidender Vorteil der Miniaturisierung ist für die Unternehmen, dass weniger Material eingesetzt werden muss. Zur Miniaturisierung sind aber verschiedene tendenziell kritische Hightech-Rohstoffe notwendig. Abbildung 13 zeigt beispielhaft die Möglichkeiten der Miniaturisierung an SAW-Duplexern. Surface Acoustic Wave-(SAW)-Produkte werden u. a. für Mobiltelefone benötigt. Ein Duplexer ist ein Bauelement, das die Kommunikation zwischen einem Transmitter und einem Receiver regelt, die auf verschiedenen Frequenzen arbeiten, sodass nur eine Antenne benötigt wird. Dies reduziert die Interaktionshäufigkeit und minimiert die Schädigung des elektrischen Datensignals. Diese Duplexer müssen eingesetzt werden, um Smartphones trotz einer immer größeren Elektronikausstattung weiterhin schmal und klein produzieren zu können. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Fallstudien 49 Abbildung 13 Beispiel für Miniaturisierung Quelle: EPCOS AG (2012) Neben Einsparpotenzial von Rohstoffen führt eine Miniaturisierung zu kleineren Endprodukten oder gar zur Schaffung von neuen Produkten. Diese können für Unternehmen Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Marktteilnehmern schaffen. So sind Tablet-PCs ohne eine starke Verkleinerung der elektronischen Bauteile nicht denkbar. Das Ausmaß der Miniaturisierung eines Produkts ist allerdings zum einen durch die technischen Möglichkeiten beschränkt, zum anderen müssen die Eigenschaften des Ursprungsprodukts beibehalten werden. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 7 Fazit und Handlungsempfehlungen 51 Fazit und Handlungsempfehlungen Aufmerksamkeit schaffen, Informationen bereitstellen, Lösungen unterstützen Die Risiken für die Rohstoffversorgung für deutsche und bayerische Unternehmen entstehen aus einer Kombination verschiedener Ursachen. Neben der primären Verfügbarkeit der Rohstoffe beeinflussen – für die verschiedenen Rohstoffe in unterschiedlicher Intensität – unter anderem die geografische Lage der Vorkommen, die Anfälligkeit der Förderbedingungen und Lieferbeziehungen gegenüber diskretionären politischen Entscheidungen in den rohstoffproduzierenden Ländern, die Unternehmenskonzentration in der Rohstoffförderung und Preisrisiken die Risikoeinschätzung für die Versorgung mit Rohstoffen. Während Deutschland eine gute inländische Versorgung mit verschiedenen Mineralien und Teilen der Energierohstoffe aufweist, müssen Primärmetalle vollständig importiert werden. Um den verschiedenen Ursachen der Rohstoffrisiken adäquat begegnen zu können, müssen Handlungsstrategien an verschiedenen Punkten ansetzen und auf unterschiedlichen Ebenen adressiert werden. 7.1 Unternehmensebene Auf der Unternehmensebene ist es wichtig, die Aufmerksamkeit für das Problem der Rohstoffversorgung zu schärfen. Die Risiken der eigenen Rohstoffversorgung müssen analysiert werden. Dazu müssen neben dem eigenen Rohstoffbezug auch die Wertschöpfungsketten unter die Lupe genommen werden. Ein Großteil der Rohstoffrisiken in der deutschen und der bayerischen Industrie liegt in den Vorleistungen, weil hier der größte Rohstoffverbrauch stattfindet. Einer als kritisch eingeschätzten Rohstoffversorgung kann auf Unternehmensebene je nach Risikoursache auf verschiedenen Wegen begegnet werden. Preisrisiken können einerseits durch Hedging, also die langfristige Absicherung von Preiskonditionen mit Optionen oder Futures, begrenzt werden. Andererseits können Marktunvollkommenheiten auf der Anbieterseite Gegenmaßnahmen auf der Nachfrageseite entgegengesetzt werden. Für große und finanzstarke Unternehmen ist hier an die vertikale Integration von Rohstofflieferanten zu denken, kleinere Unternehmen könnten sich zu Einkaufsgemeinschaften zusammenschließen, um ihre Nachfragemacht zu erhöhen. Stoffliche Versorgungsrisiken können mit der Verminderung des Rohstoffbedarfs reduziert werden. Auch hier sind verschiedene Strategien denkbar: – Forschung und Entwicklung auf Unternehmensebene kann auf die Überarbeitung und Neuentwicklung von Produkten konzentriert werden mit dem Ziel, durch 52 Fazit und Handlungsempfehlungen Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Substitution einzelner Rohstoffe oder Miniaturisierung von Bauteilen den Rohstoffbedarf zu reduzieren. – Eine effiziente Verwendung der Rohstoffe in der Produktion setzt schon in der Produktplanung an. Sie muss im Idealfall den Produktionsprozess und den gesamten Lebenszyklus des Produkts sowie das Recycling mit einschließen. Neben der Verminderung des Bedarfs zeigen Umfrageergebnisse der IW Consult, dass sich durch die Diversifizierung von Lieferwegen das stoffliche Versorgungsrisiko mit Rohstoffen vermindern lässt. Befragungsergebnisse der IW Consult zeigen zudem, dass kleine Unternehmen den Versorgungsrisiken besonders ausgesetzt sind, weil sie nur selten über eine aktive Strategie zur Begrenzung der Rohstoffrisiken verfügen. 7.2 Interaktive Ebene Die Zusammenarbeit von Unternehmen untereinander und zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen ist immer dann eine nützliche Strategie, wenn die Aufgaben für ein einzelnes Unternehmen zu komplex oder im Umfang zu groß werden. Im Zusammenhang mit der Rohstoffversorgung sind folgende Maßnahmen von besonderer Bedeutung: – Forschung in Fragen der Rohstoffeffizienz und Substitution von Rohstoffen: Für einzelne Unternehmen sind die Aufwendungen für eigenständige Forschungsund Entwicklungsmaßnahmen in diesen Bereichen häufig zu hoch oder die Fragestellungen zu komplex. Unternehmen können hier ihre Kräfte mit anderen Unternehmen bündeln oder in Kooperation mit Forschungseinrichtungen den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis stärken. – Einkaufsgemeinschaften können erweitert werden, um gemeinsam einen strategischen Vorrat kritischer Rohstoffe anzulegen. Diese Maßnahmen lindern Preisrisiken und die Gefährdung physischer Lieferengpässe. – Die Zusammenarbeit von Unternehmen entlang der Wertschöpfungsketten ermöglicht die gemeinsame Identifikation von Risiken für die Rohstoffversorgung in Bezug auf das Endprodukt. Unternehmensbefragungen der IW Consult kommen zu dem Ergebnis, dass generell positive Effekte für Unternehmen durch die Zusammenarbeit in Netzwerken entstehen. Unternehmen, die in Netzwerke eingebunden sind, weisen eine bessere Performance auf als andere. Solche positiven Effekte sollten auch auf die Bearbeitung der Rohstoffthematik übertragen werden. Die Zusammenarbeit von Unternehmen und staatlichen Akteuren in Deutschland hat eine besondere Relevanz für Recycling und Materialeffizienz. Die Bundesregierung adressiert hier verschiedene Handlungsfelder mit dem Ressourceneffizienzprogramm. Dazu zählen die technologische Unterstützung, die Forschungsförderung und die Förderung der Kooperation zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 7.3 Fazit und Handlungsempfehlungen 53 Staatliche Ebene Die Sicherung der Rohstoffversorgung wird auf der staatlichen Ebene durch die Rohstoffstrategien der Bundesregierung und der Europäischen Union angestrebt. Im Hinblick auf das Problem des strategischen Einsatzes von Marktmacht unterstützt die Bundesregierung die Handelspolitik der EU mit dem Ziel, weiterhin für offene Weltmärkte für Rohstoffe zu sorgen. Zu den Handlungsfeldern zählen hier einerseits die Bemühungen um einen möglichst freien Welthandel allgemein. Andererseits geht die EU gemeinsam mit internationalen Partnern wie den USA oder Mexiko in verschiedenen internationalen Gremien, wie z. B. der WTO, direkt gegen handelsbeschränkende Einzelmaßnahmen von rohstoffproduzierenden Ländern vor. Die Sicherung grundsätzlich guter Beziehungen zu den rohstoffproduzierenden Ländern ist dabei eine gemeinsame Aufgabe der europäischen Politik und der Bundespolitik. Neben der Handelspolitik sieht die Bundesregierung ihre wesentliche Aufgabe darin, den Unternehmen günstige Rahmenbedingungen für deren eigene Bemühungen zur Sicherung der Rohstoffversorgung zu bieten. Dieses Bestreben soll mit den eigenen entwicklungspolitischen Zielsetzungen verknüpft werden. Die Analyse der Rohstoffrisiken zeigt, dass häufig mangelnde politische Stabilität, Krisen und Korruption Gründe für Versorgungsprobleme bei Rohstoffen sind. Die Unterstützung von Rohstoffländern beim Aufbau guter Regierungsstrukturen (good governance) kann daher die Versorgungssicherheit der deutschen und bayerischen Industrie mit Rohstoffen verbessern. Im Rahmen der Rohstoffpartnerschaften der Bundesregierung wird dieser Ansatz um Maßnahmen z. B. zum Technologietransfer, zur Rohstoffeffizienz sowie zur Einhaltung internationaler Standards im Bergbau und bei Sozialund Umweltnormen ergänzt. Von einem breiten Ansatz wird eine größere Nachhaltigkeit der Unterstützung erwartet. Die Abhängigkeit von Rohstoffen aus dem Ausland kann durch staatliche Maßnahmen vermindert werden, indem die Regierung die Bemühungen der Unternehmen zu einem besseren Zugang zum in- und ausländischen Bergbau unterstützt. Ein wesentliches Element ist dabei die Verbesserung der Investitionssicherheit für die Unternehmen. Dies kann teilweise im Rahmen der Rohstoffpartnerschaften erreicht werden. Die Rohstoffabhängigkeit vom Ausland kann zudem bei geeigneten Rohstoffen durch die Förderung der inländischen Primärrohstoffgewinnung vermindert werden. Während die Analyse des individuellen Rohstoffbedarfs ureigene Unternehmensaufgabe ist, kann von staatlicher Seite hier durch Informationsangebote eine wichtige Unterstützung geleistet werden. Die Bundesregierung hat hier mit der DERA eine zentrale Informationsstelle in Deutschland geschaffen. Zu deren primären Aufgaben gehören die Beratung der deutschen Wirtschaft zum Thema Rohstoffe und der Informationsaustausch in Forschung und Entwicklung. In Bezug auf die Verringerung der Abhängigkeit von Primärrohstoffen lassen sich zwei Aspekte als Aufgabe der staatlichen Ebene identifizieren. Bei der Grundlagenforschung ist eine staatliche Beteiligung gerechtfertigt, wenn positive externe Effekte entstehen. 54 Fazit und Handlungsempfehlungen Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Die Grundlagenforschung sollte sich hier vor allem auf Rohstoffe konzentrieren, die für Deutschland als kritisch eingestuft werden. Das zweite Aufgabenfeld besteht im Bildungssektor in der Ausbildung von Wissenschaftlern in relevanten technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen. Quelle: Bardt / Kempermann / Lichtblau (2013) - Klage gegen Missbrauch von Marktmacht - Technologietransfer - Klage gegen Missbrauch von Marktmacht - Technologietransfer Freier Wettbewerb auf Rohstoffmärkten Politische und wirtschaftliche Stabilisierung der Rohstoffländer Strategischer Einsatz von Marktmacht Krisen, Korruption, fehlende Stabilität in Rohstoffländern Versorgungsausfall - Gemeinsame Lagerhaltung Absicherung gegen Preisschwankungen Preisvolatilität - Verbundforschung Produktentwicklung Materialeffizienz Recycling Substitution - - Diversifikation von Lieferanten - Vorratshaltung Geringere Abhängigkeit von Primärrohstoffen Abhängigkeit von Primärrohstoffen - Netzwerkbildung - Analyse der eigenen Rohstoffsituation Absicherung gegen Versorgungsschwankungen Transparente Preisbildung, Kritikalitätslisten Unsicherheit und ineffizientes Marktverhalten - Exploration und Projektentwicklung - Vertikale Integration - Nachfragebündelung - Gemeinsame Lagerhaltung Zugang zu in- und ausländischem Bergbau Rohstoffabhängigkeit vom Ausland Unternehmensverbund Unternehmen Maßnahmen auf der Ebene von - Hedging - Langfristige Lieferverträge - Diversifikation von Lieferanten - Vorratshaltung Ziel der Maßnahme Adressiertes Problem Investitionssicherheit Partnerschaften Exploration Förderung der inländischen Primärrohstoffgewinnung - Unterstützung für Rohstoffländer, u. a.: Partnerschaften, Good Governance, Entwicklungshilfe - Handelspolitik, u. a.: multilaterale und bilaterale Freihandelsverträge, WTO-Verfahren - Ausbildung - Grundlagenforschung - Schaffung von Informationsangeboten - Staat/EU Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Fazit und Handlungsempfehlungen 55 Tabelle 4 Maßnahmen zur Rohstoffsicherung 56 Literaturverzeichnis Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Literaturverzeichnis Angerer, G.; Marschei- Rohstoffe für Zukunftstechnologien, Frauenhofer IRB Verlag, Stuttgart. der-Weidemann, F.; Lüllmann, A. et al. 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Metalle Aluminium Blei Chrom Eisen Kadmium Kobalt Kupfer Lithium Magnesium Mangan Molybdän Nickel Niob Tantal Titan Wolfram Zink Zinn Zirkon Edelmetalle Gold Palladium Platin Rhodium Silber Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Industriemetalle Baryt Bentonit Feldspat Fluorit Gips und Anhydrit Glimmer Graphit Kalisalz Kaolin Phosphate Quarzsand Schwefel Steinsalz Zement Seltene Erden Scandium Yttrium Neodym Spezialmetalle Indium Germanium Gallium Selen Anhang – Rohstoffsteckbriefe 59 60 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Aluminium Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: mittel Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: mittel Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern mittel Luft- und Raumfahrt, Fahrzeugbau, Bauindustrie, Elektroindustrie, Verpackungen, Lebensmittelindustrie Aluminium wird in Form seines Erzes Bauxit gewonnen und als Metall gehandelt. Die Bauxitproduktion lag 2013 bei 259 Mio. Tonnen, die Reserven bei 28 Mrd. Tonnen; die statische Reichweite liegt bei rund 110 Jahren. Die Bauxit-Produktion (2013) entfällt zu 97 Prozent auf zehn und zu 80 Prozent auf fünf Länder: Australien (30 Prozent), China (18 Prozent), Brasilien (13 Prozent), Indonesien (12 Prozent) und Indien (7 Prozent). Der Weltmarktanteil der Top-10 Unternehmen liegt bei 72 Prozent. Mitte 2008 lag der Preis für Aluminium deutlich über 3.000 USDollar. Nach einem Rückgang auf unter 1.500 US-Dollar Anfang 2009 erreicht der Preis Mai 2011 mit circa 2.500 US-Dollar ein zwischenzeitliches Hoch. Nach einem Tief im Jahr 2013 mit 1.700 US-Dollar liegt der Kurs im Dezember 2014 bei etwa 1.900 US-Dollar. Aluminium kann in bestimmten Verwendungen durch andere Stoffe wie Kupfer, Magnesium, Titan, Verbundwerkstoffe, Glas, Papier und Stahl ersetzt werden. Mittelhoch wegen der hohen Bedeutung im Bereich klassischer Industrieprodukte; weniger relevant als Rohstoff für Zukunftstechnologien. Für niedriges Risiko spricht, dass der Rohstoff in westlichen Ländern (z. B. Australien) vorhanden ist; riskant ist, dass China bedeutende Lagerstätten hat und diese strategisch nutzen könnte. Hoch, insbesondere wegen Bedeutung für die Metall- und Elektroindustrie. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 61 Blei Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: hoch Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: niedrig Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern mittel Hauptsächliche Verwendung liegt in der Produktion von Akkumulatoren oder Legierungen, in der Elektrotechnik und der Radiologie. Die weltweite Bleiproduktion belief sich 2013 auf etwa 5,3 Mio. Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 89 Mio. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch etwa 20 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) konzentriert sich zu fast 90 Prozent auf zehn Länder, zu etwa 80 Prozent auf fünf Länder: China (54 Prozent), Australien (12 Prozent), USA (7 Prozent), Peru (5 Prozent) und Mexiko (5 Prozent). Niedriger ist hingegen die Konzentration der Unternehmen. Zehn Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von 24 Prozent auf sich. Der Preis für Blei ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Lag er 2009 noch bei rund 1.000 US-Dollar, erreichte er im April 2011 etwa 2.700 US-Dollar. Seit Ende 2011 ist der Preis einigermaßen stabil und beträgt im Dezember 2014 etwas über 1.900 US-Dollar. Blei kann in bestimmten Verwendungen durch andere Stoffe wie Plastik, Aluminium, Eisen oder Zinn ersetzt werden. Keine hohe Bedeutung für Zukunftstechnologien; Blei wird – auch aufgrund seiner Toxizität – immer stärker durch andere Rohstoffe ersetzt. Hier droht kaum Gefahr; lediglich China könnte seine hohe Bedeutung als Lagerstätte industriepolitisch nutzen. Mittel 62 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Chrom Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern mittel Verwendung bei der Produktion von Edelstählen, in der Feuerfestindustrie, der chemischen Industrie und der Farbindustrie. Die weltweite Produktion von Chrom lag 2013 bei 26 Mio. Tonnen, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte bei über 480 Mio. Tonnen lagen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte damit rund 20 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) konzentriert sich zu 90 Prozent auf zehn Länder und zu gut 70 Prozent auf drei Länder. Diese sind Südafrika (42 Prozent), Kasachstan (15 Prozent) und Indien (15 Prozent). Der Weltmarktanteil der fünf größten Unternehmen lag bei mehr als 40 Prozent, die Top-10-Unternehmen vereinen knapp mehr als 50 Prozent des Weltmarktes. Der Preis für eine Tonne Metallinhalt ist von Anfang 2009 (8.000 US-Dollar) bis Ende 2010 um etwa 75 Prozent auf fast 14.000 US-Dollar gestiegen. Anschließend fiel er kontinuierlich auf etwa 8.500 US-Dollar bis Mitte 2013. Seitdem zog der Preis für Chrom wieder leicht an und liegt im Dezember 2014 bei rund 9.000 US-Dollar. Chrom kann nicht durch andere Stoffe substituiert werden. Wichtig für einige Zukunftstechnologien (Meerwasserentsalzung, marine Techniken) Leicht erhöhte Gefahr aufgrund der Relevanz des Rohstoffs. Mittel Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 63 Eisen Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: mittel Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern niedrig Verwendung vorwiegend im Fahrzeugbau, der Bauindustrie sowie im Maschinen- und Anlagenbau. Die weltweite Produktion von Eisenerz belief sich 2013 auf 1,93 Mrd. Tonnen, von Rohstahl auf rund 1,6 Mrd. Tonnen Metallinhalt. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte an Eisenerz noch gut 40 Jahre ausreichen. Die Produktion von Eisenerz (2013) konzentriert sich zu 77 Prozent auf fünf Länder. Diese sind China (61 Prozent), Japan (8 Prozent), Russland (5 Prozent), Südkorea (4 Prozent) und Indien (4 Prozent). Die Konzentration der Unternehmen liegt etwas niedriger. Zehn Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von 56 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen bereits auf 43 Prozent. Der Preis für Feinerz (Europa) hat sich von Anfang 2009 (60 US-Dollar) bis Ende 2010 verdreifacht (180 US-Dollar). Nach einem Rückgang auf rund 100 US-Dollar bis Mitte 2012 erholte sich der Preis bis Anfang 2013 zwar wieder auf über 150 US-Dollar. Anschließend fiel er jedoch wieder deutlich und liegt im Dezember 2014 bei ungefähr 70 US-Dollar. Substitutionsmöglichkeiten bestehen teilweise durch Aluminium, Plastik und Verbundwerkstoffe. Eher geringe Bedeutung für Zukunftstechnologien; Bedeutung wird aber durch Wirtschaftswachstum bestimmt. Förderländer insgesamt mit durchschnittlichem Risiko; aber bedeutende Reserven in China, Russland und der Ukraine (Länder mit Handels- und Wettbewerbsbeschränkungen). Aufgrund der Bedeutung für die metallverarbeitende Industrie hoch. 64 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Kadmium Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern niedrig Kadmium wird beispielsweise in der Produktion von Lampen, Solarzellen und Halbleitern eingesetzt. Wegen der hohen Toxizität von Kadmium und seinen Verbindungen ist deren Bedeutung allerdings abnehmend. Kadmium wird fast ausschließlich als Nebenprodukt bei der Zinkverhüttung, in kleinem Umfang auch bei der Blei- und Kupferverhüttung gewonnen. Als gediegenes Metall kommt Kadmium nur äußerst selten vor. Die statische Reichweite ist – bei einer Jahresproduktion von etwa 21.500 Tonnen und Reserven von 500.000 Tonnen in 2013 – zudem gering. Die zehn größten Abbauländer vereinigen einen Anteil von knapp 90 Prozent auf sich. Die größten fünf besitzen immerhin noch 72 Prozent. Dazu gehören China (32 Prozent), Südkorea (18 Prozent), Japan (9 Prozent), Mexiko (7 Prozent) und Kanada (6 Prozent). Die Unternehmenskonzentration ist eher niedrig. Der Preis für Kadmium stieg von etwa 2 US-Dollar je Kilogramm Anfang 2009 innerhalb eines Jahres auf über 4,5 US-Dollar, um dann bis 2012 wieder auf rund 2 US-Dollar zurückzufallen. Seitdem lag der Preis nahezu konstant zwischen 1,8 und 2,2 USDollar. Im Dezember 2014 notierte der Preis für Kadmium am unteren Rand dieser Range bei 1,8 US-Dollar. Kadmium kann substituiert werden durch Lithium, Nickel, Zink und Aluminium. Zwar wird Kadmium auch für bestimmte Zukunftsprodukte verwendet, nimmt aber in der Verwendung aufgrund seiner Toxizität ab. Die Länderkonzentration ist zwar eher hoch und wird von politisch eher instabilen Ländern dominiert. Trotzdem ist bei diesem Rohstoff nicht von einem verstärkten Einsatz als politisches Druckmittel auszugehen. Mittel Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 65 Kobalt Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: hoch Bedeutung für Bayern hoch Kobalt wird hauptsächlich zur Herstellung von Hochtemperaturlegierungen, Hartmetallen, Dauermagnetwerkstoffen, Katalysatoren, Farben, Batterien und in der Radiologie verwendet. Die weltweite Kobaltproduktion belief sich 2013 auf 120.000 Tonnen Metallinhalt, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte 7,2 Mio. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch 60 Jahre ausreichen. Die Produktion konzentriert sich zu 93 Prozent auf zehn Länder und zu 78 Prozent auf fünf Länder, wobei allein die D. R. Kongo mehr als 50 Prozent auf sich vereint. Weitere bedeutende Länder sind Kanada (7 Prozent), China (6 Prozent), Russland (6 Prozent) und Australien (4 Prozent). Die Konzentration der Unternehmen liegt hingegen deutlich niedriger. Zehn Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von knapp 50 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen alleine auf 38 Prozent. Der Preis für Kobalt liegt im Dezember 2014 auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2009. Für eine Tonne dieses Metalls sind etwas über 30.000 US-Dollar zu bezahlen. Zu Beginn des Jahres 2010 waren es sogar bis zu 50.000 US-Dollar. Danach sank der Preis kontinuierlich bis Mitte 2012 auf den heutigen Wert. Kobalt kann ohne deutliche Leistungseinbuße derzeit nicht substituiert werden. Insbesondere der Bedarf an Lithium-Ionen-Akkumulatoren (in Form von Lithium-Cobalt-Oxid) und die Verwendung für Superlegierungen machen Kobalt in der Zukunft sehr bedeutend. Der Kongo hat einen Anteil an der Weltproduktion von fast zwei Drittel und verfügt mit Abstand über die größten Reserven. Das Land ist politisch instabil. Hoch 66 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Kupfer Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: niedrig Preisentwicklung Risikoklasse: hoch Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern mittel Kupfer kommt hauptsächlich in der Elektroindustrie, der Bauindustrie, im Maschinenbau und im Münzwesen zum Einsatz. Die weltweite Produktion für Kupfer belief sich 2013 auf 17,9 Mio. Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf über 690 Mio. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte damit noch rund 40 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) konzentriert sich zu 82 Prozent auf zehn Länder und zu 62 Prozent auf fünf Länder: Chile (32 Prozent), China (10 Prozent), Peru (8 Prozent), die USA (7 Prozent) und Sambia (6 Prozent). Bei der Unternehmenskonzentration vereinen zehn Unternehmen einen Weltmarktanteil von etwa 55 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen auf knapp 40 Prozent. Der Preis für Kupfer ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Lag er Ende 2008 noch bei rund 3.000 US-Dollar pro Tonne, erreichte er Ende 2010 fast 10.000 US-Dollar, sank seitdem einigermaßen stetig bis auf unter 6.500 US-Dollar zum Dezember 2014. Kupfer kann in nur bestimmten Verwendungen durch andere Stoffe wie Aluminium, Titan, Stahl, Glasfaser oder Plastik ersetzt werden. Hohe Bedeutung für Zukunftstechnologien wie Windkraft oder E-Mobility. Kupfer könnte aufgrund seiner Bedeutung für Zukunftstechnologien für strategische Industriepolitik genutzt werden. Aktuell ist das Risiko dafür aber eher als gering zu bewerten. Hoch Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 67 Lithium Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: hoch Preisentwicklung Risikoklasse: hoch Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern mittel Lithium wird hauptsächlich als Flussmittel in Aluminium-Hütten und zur Herstellung von Keramik, Glaswaren, Akkumulatoren und Batterien benötigt. Er ist ein wichtiger Rohstoff in der Reaktorindustrie, der Medizin sowie der organischen Chemie. Die weltweite Lithiumproduktion belief sich 2013 auf 35.000 Tonnen Metallinhalt, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte mindestens 13 Mio. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch knapp 400 Jahre reichen. Die Produktion (2013) von Lithium ist regional stark konzentriert. Allein Chile und Australien vereinen zusammen rund 75 Prozent auf sich. Auch China und die USA haben mit jeweils knapp 10 Prozent bedeutende Produktionsanteile. Die Konzentration der Unternehmen liegt ähnlich hoch. Die fünf größten Unternehmen teilen sich rund 80 Prozent der weltweiten Produktion. Der Preis für Lithiumoxid lag seit Anfang 2006 lange Zeit konstant bei 212 US-Dollar pro Tonne. Im Dezember 2014 waren es mit 217,50 US-Dollar nur geringfügig mehr. Für das Metall liegen keine eindeutigen Preisinformationen vor, aufgrund seiner Bedeutung ist die Preisentwicklung jedoch risikobehaftet. In einigen Verwendungen kann Lithium durch Kalzium, Magnesium, Quecksilber oder Zink ersetzt werden. Im Bereich der alternativen Mobilitätsformen (Elektro/Hybrid) derzeit nicht zu ersetzen. Die bedeutendsten zukünftig relevanten Vorkommen von Lithium(-sole) liegen in Bolivien, von woher aufgrund der sozialistischen Regierung mit Zugangserschwernissen zu rechnen ist. Mittel, da unter anderem Batterien bzw. Akkus mit Lithium derzeit die höchste Energiedichte aufweisen. 68 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Magnesium Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: hoch Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: hoch Bedeutung für Bayern hoch Magnesium dient zur Herstellung von Legierungen und als Reduktionsmittel in der Metallurgie und wird vorwiegend in der chemischen Industrie sowie im Flugzeug- und Fahrzeugbau eingesetzt. Die weltweite Produktion von Magnesium belief sich 2013 auf über 910.000 Tonnen Metallinhalt, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte von Magnesit 2,4 Mrd. Tonnen betragen. Bei gleichbleibendem Produktionsniveau sind die Vorkommen damit mehr als ausreichend. Zudem wird nicht nur aus Erzen, sondern auch aus Meerwasser Magnesium gewonnen, womit der Vorrat letztlich als unbegrenzt angenommen werden kann. Die Produktion (2013) von Magnesium ist hoch konzentriert. China produziert über 80 Prozent des Metalls. Die Konzentration der Unternehmen wird etwas niedriger eingeschätzt. Es gibt in der EU, insbesondere in Deutschland, keine nennenswerten Vorkommen von Magnesium bzw. den Mineralien Dolomit und Magnesit, aus denen sich Magnesium herstellen lässt. Der Preis für Magnesium bewegte sich in den letzten Jahren (seit 2009) zwischen 2.500 und knapp 3.500 US-Dollar je Tonne. Im Dezember 2014 lag der Preis sogar leicht unterhalb dieser Range bei etwa 2.300 US-Dollar. Der Trend ist seit Ende 2012 eher leicht abwärts gerichtet. Magnesium kann in einigen Verwendungen durch Aluminium, Kalziumkarbid oder Zink ersetzt werden. Wichtiger Werkstoff in der Flugzeug- und Fahrzeugindustrie, sowie Reduktionsmittel zur Gewinnung von Metallen Produktion derzeit zu über 80 Prozent in China konzentriert, das bei vielen Rohstoffen mit Handels- und Wettbewerbsbeschränkungen agiert. Dafür sind die Vorräte aber fast unbegrenzt. Mittel Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 69 Mangan Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: niedrig Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern mittel Mangan wird vorwiegend zur Herstellung von Batterien sowie in der Eisen- und Stahlindustrie eingesetzt. Die weltweite Manganproduktion belief sich 2013 auf 16 Mio. Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf über 570 Mio. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher nur noch etwa zwölf Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) konzentriert sich zu fast 70 Prozent auf drei Länder, zu gut 85 Prozent auf fünf Länder: China (34 Prozent), Südafrika (21 Prozent), Australien (14 Prozent), Gabun (10 Prozent) und Brasilien (8 Prozent). Niedriger ist hingegen die Konzentration der Unternehmen. Zehn Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von 42 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen auf 28 Prozent. Der Preis für Ferromangan hat in den letzten zwei Jahren eine leicht fallende Tendenz. Im Dezember 2014 waren für eine Tonne etwa 700 US-Dollar zu bezahlen. Vor zwei Jahren waren es noch rund 1.000 US-Dollar. Zu Beginn des Jahres 2009 und nochmal im zweiten Halbjahr 2010 kostete Ferromangan sogar bis zu 1.200 US-Dollar je Tonne. Die Schwankungen sind aber insgesamt eher niedrig. Mangan kann bislang nicht durch andere Stoffe substituiert werden. Keine bedeutenden Zukunftstechnologien. Die Abbauländer lassen keine besonderen Risiken erwarten. Niedrig 70 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Molybdän Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: hoch Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern hoch Molybdän wird vorwiegend im Flugzeug- und Raketenbau sowie in der Elektrotechnik eingesetzt und dient zur Herstellung von Edelstählen, Schmierstoffen, Farben und Katalysatoren. Die weltweite Produktion von Molybdän belief sich 2013 auf über 270.000 Tonnen Metallinhalt, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte 11 Mio. Tonnen betragen. Die Vorräte würden bei heutigem Produktionsniveau damit noch rund 40 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) von Molybdän konzentriert sich zu fast 90 Prozent auf nur fünf Länder: China (41 Prozent), die USA (23 Prozent), Chile (14 Prozent), Peru (7 Prozent) und Mexiko (4 Prozent). Die Konzentration der Unternehmen liegt etwas niedriger. Die zehn größten Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von knapp 60 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen auf 45 Prozent. Der Preis für eine Tonne Ferromolybdän stieg im Laufe des Jahres 2009 erst von 20.000 US-Dollar pro Tonne auf 40.000 US-Dollar und sank dann auf rund 25.000 US-Dollar. Im Jahr 2010 schwankte der Preis um 35.000 US-Dollar und fiel anschließend kontinuierlich auf etwa 20.000 US-Dollar zurück (Mitte 2013). Nach einem erneuten Anstieg bis auf über 30.000 USDollar liegt der Preis je Tonne im Dezember 2014 wieder etwa beim Niveau von vor fünf Jahren (23.000 US-Dollar). Molybdän ist in bestimmten Eigenschaften nicht substituierbar. Wichtiger Bestandteil von Stahl in der Flugzeug- und Fahrzeugindustrie (hart und hitzebeständig) China ist bedeutender Produzent mit Handels- und Wettbewerbsbeschränkungen; andere Förderländer sind eher unkritisch. Hoch Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 71 Nickel Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: mittel Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern mittel Nickel wird vorwiegend zur Herstellung von korrosionsbeständigem Stahl, anderen Legierungen, Gasturbinen, Metallüberzügen, Münzen, Katalysatoren und Batterien verwendet. Die weltweite Nickelproduktion belief sich 2013 auf etwa 1,85 Mio. Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 74 Mio. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch rund 40 Jahre ausreichen. Die Nickelproduktion (2013) konzentriert sich vor allem auf fünf Länder: Indonesien und die Philippinen (jeweils rund 20 Prozent) sowie Russland, Kanada und Australien (jeweils etwa 10 Prozent). Die zehn größten Unternehmen kommen dabei auf einen Weltmarktanteil von knapp 70 Prozent, die fünf größten Unternehmen auf etwa 50 Prozent. Der Nickelpreis ist in den vergangenen Jahren stark geschwankt. Ende 2005 lag er bei rund 12.000 US-Dollar pro Tonne und stieg bis Mitte 2007 auf fast 40.000 US-Dollar. Bis Anfang 2011 halbierte sich der Preis allerdings wieder. Seitdem bewegt sich Nickel zwischen einem Preis von 12.000 und 30.000 US-Dollar und liegt im Dezember 2014 bei rund 16.000 US-Dollar. In der EU-15 liegt die Recyclingrate von Nickel bei 35 bis 45 Prozent. Es wird vorwiegend zur Herstellung von korrosionsbeständigem Stahl, anderen Legierungen, Gasturbinen, Metallüberzügen, Münzen, Katalysatoren und Batterien verwendet. Substitutionsmöglichkeiten bestehen teilweise durch Aluminium, beschichtete Stählen, Plastik und Titanlegierungen. Vorwiegende Funktion als Legierungsmetall. Die politischen Risiken sind als mittelschwer einzuschätzen. Mittel 72 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Niob Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder hoch Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: mittel Die weltweite Produktion von Niob lag 2013 bei knapp 70.000 Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 4,3 Mio. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch gut 60 Jahre ausreichen. Die Produktion (2012) verteilt sich praktisch auf nur zwei Länder: Brasilien (92 Prozent) und Kanada (8 Prozent). Die Unternehmenskonzentration ist ebenfalls extrem hoch. Lediglich drei Unternehmen vereinen nahezu die komplette Weltproduktion auf sich. Preisinformationen für Niob sind eher schwer zu erhalten. Im Dezember 2014 kostete 1 Kilogramm dieses Metalls (in Form von Pentoxid) knapp unter 40 US-Dollar. Im Jahr 2011 lag der Preis noch bei über 50 US-Dollar. Die Recyclingrate von Niob beträgt in Deutschland 20 Prozent. Es kann nicht ohne erhebliche Leistungseinbußen und Kostensteigerungen substituiert werden. Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: hoch Preisentwicklung Risikoklasse: gering Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern Niob wird hauptsächlich zur Herstellung von Edelstählen und Superlegierungen beispielsweise für Flugzeugturbinen verwendet. Als Legierungszuschlag z. B. für den Bau von Gasturbinen nahezu unersetzlich (Superlegierungen). Zwar ist von Brasilien nicht unbedingt ein strategischer Einsatz von Niob zu erwarten, aber die starke Konzentration auf ein Schwellenland birgt Gefahren. Mittel Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 73 Tantal Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: mittel Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern mittel Tantal kommt vorwiegend in der Medizintechnik zur Herstellung von Instrumenten und Implantaten sowie beim chemischen Apparatebau zum Einsatz. Weiterhin wird es bei der Produktion von Kondensatoren, Karbiden und Superlegierungen benötigt. Die weltweite Tantalproduktion belief sich 2013 auf 700 Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 110.000 Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch rund 150 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) konzentriert sich auf nur einige wenige Länder; zu 73 Prozent auf die folgenden fünf: Ruanda und Brasilien (jeweils etwa 20 Prozent), D. R. Kongo (16 Prozent), Nigeria (9 Prozent) und Kanada (7 Prozent). Daten zur Unternehmenskonzentration liegen in ausreichend valider Form nicht vor. Die Preisinformationen für Tantal sind eher dürftig, werden aber so eingeschätzt, dass dieser Rohstoff ein mittleres Preisrisiko aufweist. Substitutionsmöglichkeiten bestehen teilweise durch Niob, Aluminium, Keramik, Platin, Titan oder Zirkonium. Vor allem bei mikroelektronischen Kondensatoren derzeit noch nicht ersetzbar. Eher kein Einsatz strategischer Industriepolitik zu erwarten, aber hohe Konzentration birgt Gefahren. Hoch – Bedeutender Rohstoff für die Elektroindustrie (Kondensatoren) und die Medizintechnik. 74 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Titan Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern mittel Mit Titan werden Edelstähle, Superlegierungen und Titanmetall hergestellt. In dieser Form kommt es im Flugzeugbau, in der Weltraumfahrt, im Schiffs- und Bootsbau, in der Reaktortechnik, im Anlagenbau und in der Medizintechnik zum Einsatz. Als Pigment wird Titan zur Herstellung von Farben, Papier und Plastik verwendet. Die weltweite Produktion von Titan belief sich 2012 auf 3,6 Mio. Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 750 Mio. Tonnen (Ilmenite und Rutile) belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau sind die Vorräte daher als unproblematisch zu bezeichnen. Die Titanproduktion konzentriert sich zu 70 Prozent auf fünf Länder: Australien (26 Prozent), die Republik Südafrika (19 Prozent), Kanada (14 Prozent), Norwegen (6 Prozent) und die Ukraine (4 Prozent). Auch die Unternehmenskonzentration ist relativ hoch. Die fünf größten Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von rund 60 Prozent auf sich. Der Preis für Ferrotitan ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Anfang 2009 lag er noch knapp unter 3.000 USDollar, um anschließend bis auf rund 9.000 US-Dollar anzuziehen (Mitte 2011). Nach einem Preisrückgang in den Jahren 2012 und 2013 hat sich der Preis seit über einem Jahr bei etwa 6.000 US-Dollar eingependelt. Im Dezember 2014 waren es 5.800 US-Dollar. Die Recyclingrate des Titan-Metalls liegt bei 50 Prozent. Als Pigment bestehen Substitutionsmöglichkeiten durch Kalziumkarbonat, Kaolin oder Talk. Aufgrund seiner besonderen Eigenschaften als Legierungszuschlag (leicht aber fest) vor allem in der Luft- und Raumfahrttechnik verwendet. Eher kein Einsatz strategischer Industriepolitik zu erwarten, aber hohe Konzentration birgt Gefahren. Hoch – Wichtiger Zusatz im Maschinen- und Anlagenbau. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 75 Wolfram Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: hoch Preisentwicklung Risikoklasse: mittel Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: hoch Bedeutung für Bayern hoch Wolfram wird vorwiegend zur Herstellung von Edelstählen, Karbiden und Leuchtmitteln verwendet. Die weltweite Produktion von Wolfram belief sich 2013 auf rund 72.000 Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 3,5 Mio. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch etwa 50 Jahre ausreichen. Die Wolframproduktion (2013) konzentriert sich zu rund 95 Prozent auf fünf Länder: China (84 Prozent), Russland (4 Prozent), Kanada (3 Prozent), Bolivien und Ruanda (jeweils 2 Prozent). Angaben zur Unternehmenskonzentration sind kaum vorhanden. Im Hauptabbauland China sind jedoch eine Menge Unternehmen an der Produktion beteiligt. Der Preis für Ferrowolfram ist seit 2009 insgesamt um über ein Drittel gestiegen. Dabei lag der Preis pro Tonne bis Herbst 2010 unter 30.000 US-Dollar, stieg bis Mitte 2012 auf etwa 55.000 US-Dollar an und bewegt sich seitdem zwischen 35.000 und 50.000 US-Dollar. Im Dezember 2014 waren rund 35.000 USDollar pro Tonne für dieses Metall zu bezahlen. Die Recyclingrate von Wolfram liegt bei 20 bis 25 Prozent. In bestimmten Verwendungen kann es durch keramischmetallische Verbundwerkstoffe ersetzt werden. Essenziell für die Leuchtmittelindustrie und als Legierungszuschlag für härteste Stähle. China besitzt die weltweit größten Reserven und ist derzeit auch Hauptproduzent von Wolfram. Wolframerze sind mit einem Exportverbot belegt. Hoch 76 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Zink Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: niedrig Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern mittel Die hauptsächliche Verwendung von Zink liegt bei der Galvanik im Fahrzeugbau und in der Bauindustrie sowie in der Herstellung von NE-Legierungen, pharmazeutischen Präparaten, Trockenbatterien und Pigmenten. Die weltweite Zinkproduktion belief sich 2013 auf 13,6 Mio. Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 250 Mio. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch knapp 20 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) konzentriert sich zu über 80 Prozent auf zehn Länder, zu zwei Drittel auf fünf Länder: China (35 Prozent), Australien (11 Prozent), Peru (10 Prozent), Indien und die USA (jeweils 6 Prozent). Die Konzentration der Unternehmen liegt niedriger. Zehn Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von 40 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen noch auf 30 Prozent. Der Preis für Zink hat sich von Anfang 2009 bis Anfang 2010 innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Fast 2.500 USDollar waren zum Ende dieses Zeitraumes für eine Tonne zu bezahlen. Diesen Wert erreichte der Preis auch im Laufe des Jahres 2010 nochmal für einige Monate, um sich dann bis Anfang 2014 bei 2.000 US-Dollar einzupendeln. Im Laufe des Jahres zog der Preis wieder an, fiel aber anschließend wieder und lag im Dezember 2014 bei etwa 2.200 US-Dollar je Tonne. Zink hat in Deutschland eine Recyclingrate von 41 Prozent und kann in bestimmten Verwendungen durch andere Stoffe wie Aluminium, Plastik, Stahl oder Magnesium ersetzt werden. Wird nur in wenigen Zukunftstechnologien verwendet. China ist wichtigster Lieferant, weitere Reserven sind aber breit gestreut. Hoch (Verwendung in den Bereichen Galvanik, NELegierungen, Pharmazie, Batterie und Pigmente). Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 77 Zinn Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: hoch Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern hoch Zinn wird hauptsächlich zur Herstellung von Elektronik (LCDDisplays), Weißblechen, Loten, Legierungen, Chemikalien und Pigmenten verwendet. Die weltweite Zinnproduktion belief sich 2013 auf rund 230.000 Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 4,7 Mio. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher nur noch rund 20 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) konzentriert sich zu über 80 Prozent auf nur fünf Länder China (43 Prozent), Indonesien (15 Prozent), Peru (10 Prozent), Bolivien (8 Prozent) und Brasilien (5 Prozent). Niedriger liegt hingegen die Konzentration der Unternehmen. Sieben Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von 48 Prozent auf sich. Der Preis für Zinn ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Lag er im Ende 2008 noch bei rund 10.000 US-Dollar pro Tonne, betrug er Anfang 2011 über 30.000 US-Dollar. Nach einem leichten Fall zum Ende des gleichen Jahres beträgt der Preis seitdem zwischen 20.000 und 25.000 US-Dollar. Im Dezember 2014 sank er sogar leicht unter die Marke von 20.000 USDollar. Zinn hat in Deutschland leidlich eine Recyclingrate von 10-20 Prozent und kann in nur bestimmten Verwendungen durch andere Stoffe wie Aluminium, Glas, Plastik, Epoxidharze und Alubzw. Kupferlegierungen ersetzt werden. Bedeutend für Zukunftstechnologien, z. B. für das Löten (vor allem bei Platinen) zunehmend wichtiger, da kein Blei mehr in elektronischen Bauteilen verwendet werden darf. China ist wichtigster Lieferant. Hoch – Wichtig für Elektroindustrie und die Chemiebranche. 78 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Zirkon Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: hoch Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern hoch Aufgrund des sehr hohen Schmelzpunktes wird Zirkon zur Herstellung von Schmelztiegeln und abrasionsfesten Werkstoffen wie Zahnbrücken verwendet. Zirkon hat derzeit noch eine statische Reichweite von knapp 50 Jahren. 2013 wurden weltweit etwa 1,4 Mio. Tonnen Zirkonium produziert. Die fünf größten Produktionsländer vereinen 93 Prozent der Weltproduktion auf sich: Australien (43 Prozent), Südafrika (28 Prozent), China (11 Prozent), USA (7 Prozent), Indonesien (4 Prozent). Der Preis von Zirkon lag bis Ende 2010 recht konstant zwischen knapp unter 900 US-Dollar, sprang dann jedoch auf rund 2.500 US-Dollar Anfang 2012. Anschließend fiel er jedoch wieder deutlich und lag im Dezember 2014 bei 1.025 US-Dollar. Eine Substitution erscheint in mittelfristiger Zukunft nicht notwendig aufgrund der großen Vorräte – generell sind die Substitutionsmöglichkeiten aber stark eingeschränkt. Zirkon kann für Zukunftstechnologien aufgrund des hohen Schmelzpunktes eine Rolle spielen. Aufgrund der reichen Vorkommen sind kaum politische Risiken erkennbar. Mittel Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 79 Gold Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: niedrig Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern mittel Gold wird vorwiegend zur Herstellung von Schmuckwaren, als Zahlungsmittel sowie in der Zahntechnik und der Elektroindustrie verwendet. Die Produktion von Gold belief sich 2013 weltweit auf rund 2.850 Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 54.000 Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch etwa 20 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) konzentriert sich etwa zwei Drittel auf zehn Länder, zu knapp 47 Prozent auf fünf Länder: China (15 Prozent), Australien (9 Prozent), Russland und die USA (jeweils 8 Prozent) und die Republik Südafrika (6 Prozent). Die Konzentration der Unternehmen liegt etwas niedriger. Zehn Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von 32 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen auf rund 22 Prozent. Der Goldpreis ist von Anfang 2009 bis Mitte 2011 kontinuierlich von 800 auf fast 1.800 US-Dollar je Feinunze gestiegen. Nach einer Seitwärtsbewegung zwischen 1.600 und knapp unter 1.800 US-Dollar bis Anfang 2013 fiel der Goldpreis bis auf rund 1.200 US-Dollar im Dezember 2014. Gold ist vollständig wiederverwertbar und kann in bestimmten Verwendungen durch Palladium, Platin oder Silber substituiert werden. Für Zukunftstechnologien nicht von hoher Bedeutung, aber als Spekulationsobjekt und Instrument gegen Inflation. China und Russland gehören zu den größten Goldproduzenten. Beide Länder warten derzeit mit (Handels-)Beschränkungen bei Edelmetallen auf. Niedrig 80 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Palladium Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: hoch Preisentwicklung Risikoklasse: hoch Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern hoch Palladium findet hauptsächlich in der Autoindustrie, der chemischen Industrie, der Schmuckindustrie, der Luftfahrt, der Medizintechnik, der Dentalindustrie sowie bei der Herstellung von Brennstoffzellen Verwendung. Die weltweite Produktion von Palladium belief sich 2013 auf 197 Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf rund 66.000 Tonnen belaufen (Platingruppenmetalle insgesamt). Bei heutigem Produktionsniveau sollten die Vorräte noch deutlich über 100 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) konzentriert sich zu fast 90 Prozent auf nur drei Länder: Russland und Südafrika mit jeweils etwa 40 Prozent und Kanada mit 10 Prozent. Ebenfalls hoch ist die Konzentration der Unternehmen. Zehn Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von 95 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen allein fast schon auf 90 Prozent. Der Preis für Palladium hat in den letzten Jahren sehr stark angezogen. Lag er Ende 2008 noch bei unter 200 US-Dollar je Feinunze, so erreichte er Anfang 2011 die 800 US-DollarMarke. Bis Mitte 2012 fiel er jedoch wieder auf 600 US-Dollar. Seitdem ist er jedoch wieder gestiegen und lag im Dezember 2014 bei etwa 800 US-Dollar. Palladium kann teilweise durch Platin ersetzt werden, das jedoch auch selten und vor allem teuer ist. Das große Problem ist, dass die Platingruppenmetalle nur untereinander austauschbar sind. Palladium ersetzt beispielsweise zunehmend das teurere Platin bei den Abgaskatalysatoren. Russland arbeitet als wichtigster Produzent mit Exportbeschränkungen und Ausfuhrsteuer. Hoch – Automobilindustrie, chemische Industrie und Medizintechnik Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 81 Platin Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: mittel Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: hoch Preisentwicklung Risikoklasse: mittel Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern hoch Die Hauptverwendung für Platin liegt in der Autoindustrie zur Herstellung von Katalysatoren sowie in der chemischen Industrie, der Schmuckindustrie, der Elektrotechnik und der Dentalindustrie. Die Produktion von Platin belief sich 2013 weltweit auf 179 Tonnen Metallinhalt, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 66.000 Tonnen belaufen (Platingruppenmetalle insgesamt). Bei heutigem Produktionsniveau sollten die Vorräte daher noch deutlich über 100 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) ist regional stark konzentriert und zwar zu über 90 Prozent auf nur drei Länder. Allein Südafrika steht für etwa drei Viertel der gesamten Produktion. Russland (14 Prozent) und Simbabwe (7 Prozent) haben ebenfalls hohe Anteile. Auch die Konzentration der Unternehmen ist sehr hoch. Zehn Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von 95 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen auf 85 Prozent. Der Preis für Platin ist von 2009 (1.000 US-Dollar je Feinunze) bis Mitte 2010 auf zwischenzeitlich über 2.000 US-Dollar deutlich angestiegen. Seit diesem Zeitpunkt pendelt der Kurs mit leicht fallendender Tendenz um 1.500 US-Dollar; im Dezember 2014 lag er sogar nur bei rund 1.200 US-Dollar. Platin ist vollständig wiederverwertbar und kann teilweise durch Palladium ersetzt werden. Das große Problem ist, dass die Platingruppenmetalle nur untereinander austauschbar sind. Hauptverwendung von Platin ist zwar der Einsatz als Katalysator, aber der Bedarf vor allem in der Brennstoffzellentechnik wird zunehmen. Hier wird aufgrund des hohen Preises von Platin verstärkt nach Substituten geforscht. Südafrika ist mit weitem Abstand der größte Produzent von Platin. Von diesem Land ist der Einsatz von Rohstoffen als politisches Instrument nicht bekannt und derzeit auch nicht zu erwarten. Hoch – Automobilindustrie, chemische und elektronische Industrie 82 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Rhodium Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: hoch Preisentwicklung Risikoklasse: mittel Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern hoch Die Hauptverwendung für Rhodium liegt in der Autoindustrie zur Herstellung von Katalysatoren sowie in der chemischen Industrie, der Schmuckindustrie, der Elektrotechnik und der Dentalindustrie. Die Produktion von Rhodium belief sich 2013 auf 22 Tonnen Metallinhalt weltweit, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 66.000 Tonnen belaufen (Platingruppenmetalle insgesamt). Bei heutigem Produktionsniveau sollten die Vorräte daher noch weit mehr als 100 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) ist regional sehr stark konzentriert und zwar nahezu ausschließlich auf nur vier Länder. Neben Russland, Simbabwe und Kanada, die zusammen etwa 20 Prozent der weltweiten Produktion stellen, ist Südafrika mit rund 80 Prozent hierbei das Schwergewicht. Ebenfalls hoch ist die Konzentration der Unternehmen. Fünf Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von über 80 Prozent auf sich. Der Preis für Rhodium hat in den letzten Jahren eine Berg-und Talfahrt hinter sich. Lag er Anfang 2009 noch bei rund 1.200 US-Dollar je Feinunze, stieg er binnen eines Jahres auf rund 2.800 US-Dollar. Bis Dezember 2014 fiel er jedoch allmählich wieder auf knapp unter 1.200 US-Dollar. Rhodium kann teilweise durch Palladium ersetzt werden. Das große Problem ist, dass die Platingruppenmetalle nur untereinander austauschbar sind. Rhodium ist für Fahrzeugkatalysatoren nahezu unersetzlich. Südafrika ist mit weitem Abstand der größte Produzent von Rhodium. Hoch – Über 80 Prozent der Weltproduktion wird für KfzAbgaskatalysatoren verwendet. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 83 Silber Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: niedrig Preisentwicklung Risikoklasse: hoch Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern mittel Silber wird zur Herstellung von Schmuck- und Tafelwaren, Münzen und Legierungen verwendet. Weitere Hauptverwendungen finden sich in der Film- und Fotoindustrie sowie der Elektronikindustrie. Die Produktion von Silber belief sich 2013 auf 25.800 Tonnen Metallinhalt weltweit, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 520.000 Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch etwa 20 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) konzentriert sich zu 85 Prozent auf zehn Länder, zu 62 Prozent auf fünf Länder: Mexiko (19 Prozent), China (15 Prozent), Peru (14 Prozent) sowie Russland und Australien (jeweils 7 Prozent. Die Konzentration der Unternehmen liegt hingegen niedriger. Zehn Unternehmen vereinen einen Weltmarktanteil von fast 40 Prozent auf sich, die fünf größten Unternehmen kommen auf rund 23 Prozent. Der Preis für Silber hat sich von 2009 bis Anfang 2011 von 10 auf über 40 US-Dollar je Feinunze mehr als vervierfacht. Seitdem fällt der Preis jedoch stark und beträgt im Dezember 2014 nur noch rund 16 US-Dollar. Silber kann vollständig wieder verwendet, aber nur in bestimmten Verwendungen durch Aluminium, Rhodium, Tantal oder Edelstahl ersetzt werden. Kein anderer Rohstoff leitet Strom so gut wie Silber und daher ist mit einer hohen Nachfrage nach diesem Materials in der RFID- und allgemein in der IuK-Technologie zu rechnen. Die Mengen sind aber überschaubar. Silber wird überwiegend in südamerikanischen Ländern abgebaut, in denen nicht mit einer Instrumentalisierung zu rechnen ist. Aber auch China fördert verstärkt. Niedrig 84 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Baryt Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: niedrig Zukunftsrelevanz Risikoklasse: niedrig Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern niedrig Baryt wird hauptsächlich als Bohrspülung und Füllstoff (u. a. in Papier und Farbe) verwendet und außerdem zur Herstellung von BA-Chemikalien, Schwerbetonzuschlag oder Röntgenkontrastmitteln. Die weltweite Barytproduktion belief sich 2013 auf etwa 9,7 Mio. Tonnen, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf 350 Mio. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch knapp 40 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) konzentriert sich zu über 80 Prozent auf fünf Länder: China (41 Prozent), Indien (16 Prozent), Marokko (10 Prozent), Türkei (8 Prozent) und die USA (7 Prozent). Der Preis für Baryt lag von Ende 2008 bis Dezember 2012 bei 145 US-Dollar je Tonne. Seitdem schwankt er um die Marke von 130 US-Dollar und liegt im Dezember 2014 bei einem Wert von 120 US-Dollar. In der Herstellung von BA-Chemikalien kann es durch Witherit ersetzt werden. In seiner Funktion als Bohrspülung sind Hämatit, Pyrit, Siderit, Witherit, Coelestin oder Eisenoxidschlacke aus Pyritröstung geeignete Ersatzstoffe. In Farben kann es durch Kalkstein, Kaolin oder Titandioxid und als Füllstoff durch Kalkstein oder Dolomitstein substituiert werden. Für Zukunftstechnologien spielt Baryt voraussichtlich keine große Rolle. Auch die Gefahr, dass Baryt strategisch eingesetzt werden könnte, ist eher gering. Niedrig Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 85 Bentonit Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: mittel Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: niedrig Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: niedrig Zukunftsrelevanz Risikoklasse: niedrig Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern niedrig Bentonit findet in vielen Bereichen Verwendung. Hauptsächlich jedoch in der Gießereiindustrie (33 Prozent), bei der Pelletisierung von Eisenerzen (21 Prozent), zur Herstellung von Katzenstreu (19 Prozent), als Dichtungsmittel in der Bauindustrie (8 Prozent), als Spülungszusatz in der Bohrindustrie (6 Prozent) und in der Papierherstellung (2 Prozent). Weitere Verwendung (11 Prozent) findet Bentonit beispielsweise in der Herstellung von Margarine, Speiseöl, Kosmetika, Salben oder als Katalysator und Füllstoff in der chemischen Industrie. Die weltweite Bentonitproduktion belief sich 2013 auf knapp 16,5 Mio. Tonnen, während sich die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte auf rund 1,4 Mrd. Tonnen belaufen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch mehr als 80 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) konzentriert sich zu rund 70 Prozent auf fünf Länder: die USA (29 Prozent), China (21 Prozent), Griechenland (7 Prozent) sowie Türkei und Mexiko (jeweils 6 Prozent). Die Preisinformationen für Bentonit sind eher dürftig, werden aber so eingeschätzt, dass dieser Rohstoff ein eher geringes Preisrisiko aufweist. Substitutionsmöglichkeiten bestehen teilweise durch Palygorskit, Sepiolith, Halloysit, Kaolinit oder synthetische Chemikalien. Für Zukunftstechnologien spielt Bentonit voraussichtlich keine große Rolle. Auch die Gefahr, dass Bentonit strategisch eingesetzt werden könnte, ist eher gering. Niedrig 86 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Feldspat Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: niedrig Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: niedrig Zukunftsrelevanz Risikoklasse: niedrig Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern niedrig Feldspat wird vorwiegend bei der Herstellung von Keramik (55 Prozent) und Glas (35 Prozent) sowie untergeordnet in Glasuren, als Füllstoff, in Seifen und Scheuermitteln verwendet. Die weltweite Produktion von Feldspat belief sich 2012 auf rund 25,5 Mio. Tonnen Metallinhalt, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte als praktisch unbegrenzt angenommen werden können. Die Produktion (2013) konzentriert sich zu zwei Drittel auf fünf Länder: Deutschland (21 Prozent), Italien (18 Prozent), Türkei (14 Prozent), China (8 Prozent) und Indien (5 Prozent). Der Preis für Feldspat liegt relativ konstant bei etwa 75 USDollar. Feldspat kann in einigen Verwendungen durch Soda, Baryt oder feldspatreiche Gesteine ersetzt werden. Für Zukunftstechnologien spielt Feldspat voraussichtlich keine große Rolle. Auch die Gefahr, dass Feldspat strategisch eingesetzt werden könnte, ist eher gering bzw. kaum möglich, da weltweit große Vorkommen vorhanden sind. Niedrig Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 87 Fluorit Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: hoch Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: hoch Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern mittel Hauptverwendung findet Fluorit als Flussmittel bei der Stahlund Gusseisenerzeugung, bei der Herstellung von Schweißelektroden, in der chemischen Industrie (Fluorkohlenwasserstoff), bei der Herstellung von Fritten, Emaillen, Glasuren und für optische Anwendungen (Gläser für Linsen und Prismen, Spektroskopie). Die weltweite Produktion von Fluorit belief sich 2013 auf 6 Mio. Tonnen, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte etwa 240 Mio. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch etwa 40 Jahre ausreichen. Die Produktion konzentriert sich zu knapp 90 Prozent auf fünf Länder: China (56 Prozent), Mexiko (21 Prozent), Mongolei (7 Prozent), Südafrika (3 Prozent) und Russland (2 Prozent). Der Preis für Fluorit ist in den letzten Jahren insgesamt leicht gefallen, unterlag jedoch stärkeren Schwankungen. Im Jahr 2009 fiel er von etwa 530 US-Dollar je Tonne auf 300 USDollar, stieg dann bis Anfang 2012 auf 600 US-Dollar. Seit diesem Zeitpunkt ist der Trend eher abwärts gerichtet. Im Dezember 2014 lag der Preis bei 355 US-Dollar. Fluorit kann in seiner Verwendung als Hüttenspat bedingt durch Borate, Kalk- und Dolomitstein, Bauxit, Olivin, Serpentin, MnErze, Fe/Mn-Erze, Titanerze oder Soda ersetzt werden. Als Keramikspat teilweise durch synthetisches Kryolith. Breiter Einsatz, selten kritisch für Hochtechnologien. Über die Hälfte der Weltproduktion kommt aus China. Niedrig 88 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Gips und Anhydrit Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder niedrig Die Verwendungsmöglichkeiten für Gips und Anhydrit sind vielseitig. Sie dienen unter anderem der Herstellung von Bauelementen, als Bindemittel für Innenausbau und Tiefbau, als Abbindeverzögerer für Zement, als verfahrenstechnische Hilfsmittel, als Entsorgungshilfsstoffe, zur Herstellung von Spezialgipsen, Füll- und Trägerstoffen sowie als Düngemittel und Schmierrohstoff. Die weltweite Produktion belief sich 2012 auf 156 Mio. Tonnen, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte unbegrenzt erscheinen. Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: mittel Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: niedrig Die Produktion (2012) konzentriert sich zu knapp 75 Prozent auf zehn Länder, zu mehr als 55 Prozent auf fünf Länder: China (24 Prozent), der Iran (12 Prozent), Thailand (8 Prozent), die USA und Mexiko (jeweils 6 Prozent). Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Die Datenlage ist intransparent. Aufgrund von Expertenschätzungen wird Gips und Anhydrit aber in eine niedrige Risikoklasse eingestuft. Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel In einigen Verwendungen kann alternativ REA-Gips verwendet werden. Bei der Herstellung chemischer Produkte bestehen Substitutionsmöglichkeiten durch Schwefel, in der Glasindustrie durch Natriumsulfat. Kalk oder Zement können als Basis für alternative Putze und Bindemittel genutzt werden. Für Zukunftstechnologien spielt Gips voraussichtlich keine große Rolle. Zukunftsrelevanz Risikoklasse: niedrig Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern Aufgrund seiner breiten Vorkommen und seiner Eigenschaft als einer der größten Sekundärrohstoffe ist von der politischen Seite keine Gefahr zu erwarten. Mittel – viel verwendeter Baustoff. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 89 Glimmer Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: hoch niedrig Glimmer wird als Farb- und Putzzusatz, als Füllstoff (Papier, Kunststoff, Gummi, Spachtelmasse), zur Herstellung von Schalldämmstoffen, Kosmetikartikeln, Keramik, Isoliermaterial in der Elektronik, Feuerlöschpulver, Korrosionsschutzgrundierungen und Bohrspühlungen verwendet. Die weltweite Produktion belief sich 2013 auf etwa 1,1 Mio. Tonnen. Die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte erscheinen unbegrenzt. Die Produktion konzentriert sich zu rund 90 Prozent auf fünf und zu 83 Prozent auf drei Länder: China (70 Prozent), Russland (9 Prozent) und USA (5 Prozent). Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Die Datenlage ist intransparent. Aufgrund von Expertenschätzungen wird Glimmer aber in eine niedrige Risikoklasse eingestuft. Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: niedrig Abhängig vom Einsatzgebiet bestehen vielseitige Substitutionsmöglichkeiten. Für elektronische Anwendungen beispielsweise kann er durch synthetischen Glimmer, als Füllstoff durch ATH, Baryt, Calciumcarbonat, Diatomit, Feldspat, Kaolin, Nephelinsyenit, Perlit, Talk, Quarz-/Cristobalitmehle, Wollastonit und als Schmierstoff u. a. durch Graphit und Li-Fette ersetzt werden. Für Zukunftstechnologien spielt Glimmer voraussichtlich keine große Rolle. Zukunftsrelevanz Risikoklasse: niedrig Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern Die Gefahr, dass Glimmer strategisch eingesetzt werden könnte, ist eher gering bzw. kaum möglich, da weltweit große Vorkommen vorhanden sind. Mittel – als Baustoff und in der Keramikfertigung. 90 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Graphit Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: mittel Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern mittel Graphit wird vorwiegend zur Herstellung von Schmelztiegeln und Feuerfestprodukten (45 Prozent), Reibbelägen und Kohlebürsten, Batterien und Brennstoffzellen, Kunststoffen, Bleistiften, für Graphitdispersionen und in der Pulvermetallurgie verwendet. Die weltweite Graphitproduktion belief sich 2012 auf rund 1,2 Mio. Tonnen Metallinhalt, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte 130 Mio. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte damit noch über 100 Jahre ausreichen. Die Produktion (2012) konzentriert sich zu fast 95 Prozent auf fünf Länder: China (69 Prozent), Indien (11 Prozent), Brasilien (7 Prozent) sowie Nordkorea und die Türkei (jeweils 3 Prozent). Der Preis für Graphit ist in den letzten Jahren nach einem deutlichen Anstieg zuletzt wieder auf das Ausgangsniveau von 2009 zurückgefallen. Im Dezember 2014 beträgt der Preis nunmehr wieder über 1.400 US-Dollar, nach einem Spitzenwert von 2.750 US-Dollar je Tonne zu Beginn des Jahres 2012. In den meisten Verwendungen ist Graphit schwer zu ersetzen. Bedingte Substitutionsmöglichkeiten liegen in der Verwendung von synthetischem Graphit, Molybdändisulfid, Talk oder Lithium (bei Batterien). Graphit ist sehr vielfältig einsetzbar und daher ein Grundstoff vieler Zukunftstechnologien. China und Indien stellen über 80 Prozent der Weltproduktion her. Beide Länder setzen Rohstoffe bereits strategisch ein; es gibt jedoch auch in andern Teilen der Welt ausreichend Graphit. Mittel – Graphit wird unter anderem auch für Brennstoffzellen und Batterien benötigt (als Elektrode). Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 91 Kalisalz Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern niedrig Kalisalz wird hauptsächlich als Düngemittel, Industriechemikalie und zur Herstellung von Kalium und seinen Verbindungen verwendet. Die weltweite Produktion von Kalisalz belief sich 2013 auf knapp 34 Mio. Tonnen K2O, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte etwa 6 Mrd. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte damit noch knapp 180 Jahre ausreichen. Die Produktion konzentriert sich zu etwa 83 Prozent auf fünf Länder: Kanada (30 Prozent), Russland (17 Prozent), Weißrussland (14 Prozent), China (12 Prozent) und Deutschland (9 Prozent). Zudem machen fünf Unternehmen mehr als 70 Prozent der Weltproduktion aus. Der Preis für Kalisalz fiel in den Jahren 2009 und 2010 von über 800 US-Dollar auf unter 400 US-Dollar. Nach einem Anstieg im Jahr 2013 auf 465 US-Dollar beträgt er im Dezember 2014 325 US-Dollar. Kalisalz kann nicht durch andere Stoffe ersetzt werden. Kalisalz wird vorwiegend als Düngemittel eingesetzt. Für Zukunftstechnologien wird der Rohstoff daher keine wichtige Rolle spielen, gleichwohl aber bei einer zunehmenden Intensivierung der Landwirtschaft. Aufgrund der reichhaltigen Vorkommen sind hier keine Komplikationen zu erwarten. Kalisalz ist einer der wenigen Rohstoffe, die in Deutschland in großen Mengen abgebaut werden können. Mittel 92 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Kaolin Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: niedrig Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: mittel Zukunftsrelevanz Risikoklasse: niedrig Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern niedrig Hauptverwendungen für Kaolin liegen in der Beschichtung von Papier (45 Prozent) sowie in der Nutzung als Keramikrohstoff, Füllstoff, Extender, Adsorptionsmittel, zur Synthese von Aluminium und in der Herstellung von Spezialzementen. Die weltweite Rohkaolinproduktion belief sich 2013 auf 34 Mio. Tonnen, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte mehrere Mrd. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau sollten die Vorräte damit noch einige 100 Jahre ausreichen. Die Produktion konzentriert sich zu etwa 83 Prozent auf zehn Länder und zu etwa 60 Prozent auf fünf Länder: die USA (17 Prozent), Deutschland (13 Prozent), Indien (11 Prozent) sowie die Tschechische Republik und China (jeweils 10 Prozent). Die Preislage für Kaolin ist eher intransparent, wird aber als unproblematisch eingeschätzt. In einigen Verwendungen kann Kaolin u. a. durch Talk, Baryt, Kalkstein, Diatomit, Glimmer, Zeolithe oder Pyrophyllit ersetzt werden. Für Zukunftstechnologien spielt Kaolin voraussichtlich keine große Rolle. Aufgrund der weltweiten Vorkommen kann Kaolin kaum als politisches Instrument eingesetzt werden. Mittel Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 93 Phosphate Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: mittel Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: mittel Bedeutung für Bayern mittel Phosphate werden hauptsächlich zur Herstellung von Düngemitteln und Phosphorsäure verwendet. Die weltweite Phosphatproduktion belief sich 2013 auf 224 Mio. Tonnen, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte 67 Mrd. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte damit noch rund 300 Jahre ausreichen. Die Produktion (2013) konzentriert sich zu fast 90 Prozent auf zehn Länder und zu fast 80 Prozent auf fünf Länder: China (43 Prozent), die USA (14 Prozent), Marokko (13 Prozent), Russland (6 Prozent) und Jordanien (3 Prozent). Der Preis für Phosphate fiel von über 450 US-Dollar je Tonne Mitte 2008 auf unter 100 US-Dollar nur ein Jahr später. Nach einer leichten Erholungsphase auf etwa 200 US-Dollar Ende 2011 sank der Preis wieder auf ein Niveau von knapp über 100 US-Dollar. Dort lag der Preis im Dezember 2014 immer noch (115 US-Dollar). Phosphate können nicht durch andere Stoffe substituiert werden. Mittel, weil der Rohstoff essenziell für die Nahrungsmittelproduktion (bei einer wachsenden Weltbevölkerung) und nicht substituierbar ist. Wesentliche Reserven liegen in Nordafrika und China. Mittel 94 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Quarzsand Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: niedrig Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern niedrig Quarzsande werden als Formmedium in der Glas- und der Gießereiindustrie verwendet. Darüber hinaus werden Quarzsande beispielsweise bei der Herstellung von Keramik und Glasfasern benötigt. Die weltweiten Vorräte von Quarzsand werden als praktisch unbegrenzt angegeben. Daten zu Produktion und Reserven sind nicht vorhanden. Die Länder mit den größten Förderungen sind vermutlich die USA, Slowenien, Österreich und Deutschland. Die Konzentration ist aufgrund der großen Vorkommen unkritisch. Die Datenlage ist intransparent. Aufgrund von Expertenschätzungen wird Quarzsand aber in eine niedrige Risikoklasse eingestuft. Eine Substitution ist nicht möglich. Die Zukunftsrelevanz von Quarzsanden wird als eher unterdurchschnittlich bewertet. Zukunftsrelevant sind Glasfasern und möglicherweise generell spezifische Glasformen für die Photovoltaik. Aufgrund der fast ubiquitären Verfügbarkeit sind keine politischen Risiken erkennbar. Mittel Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 95 Schwefel Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: niedrig Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: mittel Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern niedrig Schwefel wird in der chemischen und der pharmazeutischen Industrie genutzt. Schwefelsäure, Farbstoffe, Insektizide und Kunstdünger brauchen das Mineral als Grundstoff. Schwefel kommt sehr häufig vor. Bei einer Jahresproduktion von etwa 66 Mio. Tonnen im Jahr 2012 ist die Reichweite dieses Nichtmetalls als unproblematisch einzustufen. Die zehn größten Produktionsländer vereinen über 70 Prozent der Weltproduktion auf sich, die größten fünf über 50 Prozent: China (15 Prozent), die USA (14 Prozent), Russland (10 Prozent), Kanada (9 Prozent) und Kasachstan (5 Prozent). Die Datenlage ist intransparent. Aufgrund von Expertenschätzungen wird Schwefel aber in eine niedrige Risikoklasse eingestuft. Eine Substitution ist nicht möglich. Schwefel kann als Legierungselement für Stahl genutzt werden. Insgesamt ist die zukünftige Bedeutung aber eher durchschnittlich einzustufen. Politische Risiken sind nicht erkennbar. Mittel 96 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Steinsalz Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: niedrig Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: niedrig Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern niedrig Steinsalz macht rund 70 Prozent der gesamten Weltsalzproduktion aus. Steinsalz wird insbesondere in der Industrie verarbeitet, um Chlor oder Natrium zu gewinnen. Der Rest wird zu Speisesalz verarbeitet. Die weltweiten Vorräte von Steinsalz sind als nahezu unbegrenzt einzustufen. Die Weltproduktion (Salz) betrug 2013 etwa 265 Mio. Tonnen. Die zehn größten Produktionsländer vereinen etwa 73 Prozent der Weltproduktion auf sich, die fünf größten fast 60 Prozent. Diese sind China (27 Prozent), die USA (15 Prozent), Indien (7 Prozent), Deutschland (5 Prozent) und Australien (4 Prozent). Die Datenlage ist intransparent. Aufgrund von Expertenschätzungen wird Steinsalz in eine niedrige Risikoklasse eingestuft. Eine Substitution ist nicht möglich. Steinsalz wird für Zukunftstechnologien eine untergeordnete Rolle spielen. Aufgrund der reichen Vorkommen sind keine politischen Risiken erkennbar. Niedrig Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 97 Zement Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: niedrig Preisentwicklung Risikoklasse: niedrig Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: niedrig Politische Risiken Risikoklasse: niedrig Bedeutung für Bayern niedrig Zement wird für Infrastrukturprojekte benötigt. Der Jahresverbrauch an Zement zeigt somit vor allem die Intensität der Bautätigkeit in einer Region. Die Rohstoffe für Zement sind in der Regel Kalkstein, Ton, Sand und Eisenerz, die mit Gips und Anhydrit zu Zement vermahlen werden. Den größten Bedarf an Zement hat derzeit China, dort wird rund die Hälfte der Weltproduktion von etwa 4 Mrd. Tonnen verbaut. Die statische Reichweite der benötigten Rohstoffe ist sehr hoch. China ist mit 57 Prozent das größte Produktionsland. Es folgt Indien mit etwa 7 Prozent. Die weiteren Länder stellen jeweils 2 Prozent oder weniger der Weltproduktion her. Die Datenlage ist intransparent. Aufgrund von Expertenschätzungen wird Zement aber in eine niedrige Risikoklasse eingestuft. Eine Substitution ist nicht möglich. Zement wird für Zukunftstechnologien eine untergeordnete Rolle spielen. Aufgrund der reichen Vorkommen sind keine politischen Risiken erkennbar. Mittel 98 Anhang – Rohstoffsteckbriefe Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 *Seltenerdmetalle Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: niedrig Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: hoch Preisentwicklung Risikoklasse: hoch Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: hoch Politische Risiken Risikoklasse: hoch Bedeutung für Bayern hoch Seltenerdmetalle, oft auch verkürzt Seltene Erden genannt, werden insbesondere in Katalysatoren, Leuchtstoffen, Lasertechnik, Handys, MP3-Spielern, Windkraftturbinen oder Festplatten verwendet. Die weltweite Produktion von Seltenerdmetallen belief sich 2013 auf rund 110.000 Tonnen, während die sicheren und wahrscheinlichen Vorräte 140 Mio. Tonnen betragen. Bei heutigem Produktionsniveau würden die Vorräte daher noch mehrere hundert Jahre ausreichen. Problematisch ist die geringe Konzentration der Metalle und der dementsprechend hohe Aufwand für die Gewinnung der Rohstoffe. Bei einer jährlichen zehnprozentigen Steigerung des Verbrauchs bei gleichbleibender Produktion wären die Vorkommen allerdings schon in 46 Jahren erschöpft. Die Produktion konzentriert sich zu rund 9 Prozent auf China. Auch die Reserven liegen zu einem großen Teil in China sowie den GUS-Staaten. China produzierte rund 100.000 Tonnen. In den letzten Jahren gab es teilweise exorbitante Preissteigerungen von teilweise über 1.000 Prozent gegenüber den Vorjahren bei den Seltenerdmetallen Yttrium, Scandium und Neodym. Seit Mitte des Jahres 2011 sind die Preise größtenteils jedoch rückläufig. Ohne Leistungseinbußen ist eine Substitution von Seltenerdmetallen derzeit für viele Anwendungen nicht absehbar. Seltenerdmetalle werden für moderne und effiziente Leuchtmittel, für neue Antriebskonzepte (Hybridfahrzeuge) und verschiedene elektronische Anwendungen benötigt. Die hohe Konzentration in China stellt ein hohes Risiko strategischer Handelspolitik dar. Hier bestehen bisher schon erhebliche Beschränkungen. Aufgrund der hohen Bedeutung für Hightech-Branchen, die in Bayern tätig sind, ist die Bedeutung für Bayern als sehr hoch einzuschätzen. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Anhang – Rohstoffsteckbriefe 99 *Spezialmetalle (Germanium, Gallium, Indium, Selen) Risikoklasse 3er Skala Einsatzfelder Vorräte und Verbrauch Risikoklasse: mittel Abbauländer und Konzentration Risikoklasse: sehr hoch Preisentwicklung Risikoklasse: hoch Substitutionsmöglichkeiten Risikoklasse: hoch Zukunftsrelevanz Risikoklasse: sehr hoch Politische Risiken Risikoklasse: sehr hoch Bedeutung für Bayern hoch Spezialmetalle werden in notwendigen Kleinstmengen etwa für die Herstellung von Leuchtdioden, Solarzellen oder Halbleitern verwendet. Spezialmetalle werden fast ausschließlich als Nebenprodukte bei der Produktion von Zink, Blei, Kupfer oder Aluminium gewonnen. Die statische Reichweite der Metalle variiert sehr stark, für Indium werden beispielsweise nur 14 Jahre angegeben, während Gallium mit heutigem Produktionsniveau noch mehrere hundert Jahre abgebaut werden kann. Die Produktion konzentriert sich zu einem großen Teil auf China. In den letzten Jahren stiegen die Preise vieler Spezialmetalle deutlich an, blieben aber dennoch weit hinter den Preissteigerungen von Seltenerdmetallen zurück. Spezialmetalle können nach heutigem Kenntnisstand aufgrund ihrer meist sehr spezifischen Verwendung zum Großteil nicht substituiert werden. Spezialmetalle werden für moderne und effiziente Leuchtmittel, für Solarzellen und in der Computer- und Elektrotechnik (Halbleiter) verwendet. Die hohe Konzentration in China stellt ein hohes Risiko strategischer Handelspolitik dar. Hier bestehen bisher schon erhebliche Beschränkungen. Aufgrund der hohen Bedeutung für Hightech-Branchen, die in Bayern tätig sind, ist die Bedeutung für Bayern als sehr hoch einzuschätzen. Studie – Rohstoffsituation der bayerischen Wirtschaft vbw – Februar 2015 Ansprechpartner / Impressum 101 Ansprechpartner Dr. Peter Pfleger Abteilung Wirtschaftspolitik Telefon 089-551 78-253 Telefax 089-551 78-249 [email protected] Weitere Beteiligte Dr. Karl Lichtblau IW Consult GmbH Dr. Hubertus Bardt IW Köln e. V. Telefon 0221-49 81 759 Telefax 0221-49 81 99 759 [email protected] Telefon 0221-49 81 755 Telefax 0221-49 81 99 755 [email protected] Dr. Roman Bertenrath IW Consult GmbH Telefon 0221-49 81 805 Telefax 0221-49 81 99 805 [email protected] Impressum Alle Angaben dieser Publikation beziehen sich grundsätzlich sowohl auf die weibliche als auch auf die männliche Form. Zur besseren Lesbarkeit wurde meist auf die zusätzliche Bezeichnung in weiblicher Form verzichtet. Herausgeber: vbw Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. 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