ErFolg(en)reicher Übertritt von der Primarstufe in die

4. Workshop
lic. phil. Stephan Rösselet & MA Janine Schneitter
ErFolg(en)reicher Übertritt von der Primarstufe in die Sekundarstufe I
Beim Übertritt in die Sekundarstufe I werden die Schulkarrieren und Bildungsverläufe von
Schülerinnen und Schülern zum ersten Mal vorstrukturiert. Dieser Workshop thematisiert
interkantonale Unterschiede in Übertrittssystemen, die Voraussetzungen und Folgen des
Zuweisungsprozesses der Schülerinnen und Schüler sowie die Einstellungen von
Schülerinnen und Schülern, ihren Eltern und Lehrpersonen zum zum Übertrittsentscheid.
Als Grundlage des Workshops dienen Ergebnisse des Forschungsprojekts Wirkungen der
Selektion WiSel. Erstmals kann mit diesem Projekt dank seinem quasiexperimentellen
Design der Übertritt in die Sekundarstufe I interkantonal verglichen werden. Es wurden
1700 Schülerinnen und Schüler, ihre Eltern und Lehrpersonen vor und nach dem Übertritt
(5., 6. und 7. Schuljahr) mit standardisierten Fragebögen befragt. Die Schülerinnen und
Schüler füllten zusätzlich Leistungstests in den Fächern Deutsch und Mathematik aus.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, welche Auswirkungen interkantonale Unterschiede in den
Übertrittsverfahren, den Schulniveauzuweisungen und der Durchlässigkeit in der
Sekundarstufe I bei Schülerinnen und Schülern, ihren Eltern und Lehrpersonen aufweisen.
So nehmen die Schülerleistungen vor dem Übertritt signifikant stärker zu als direkt nach dem
Übertritt. Nach dem Übertritt ist die Leistungszunahme zudem in höheren Niveaus stärker
ausgeprägt. Bei diesen beiden Effekten sind positive Eltern- und Lehrpersonenerwartungen
einflussreich. Nicht nur die Leistungen werden vom Übertritt beeinflusst. Schülerinnen und
Schüler weisen nach dem Übertritt eine Veränderung ihres Selbstkonzepts auf. Je
leistungsstärker die neue Klasse ist, desto geringer schätzen sie ihre Leistungen ein
(Fischteicheffekt).
Auch wenn bei den meisten Schülerinnen und Schülern die Eltern- und Lehrpersonenerwartungen zwei Jahre vor dem Übertritt der tatsächlich realisierten Schulniveauzuweisung
entsprechen, werden einige Schülerinnen und Schüler anderen Niveaus zugewiesen als
erwartet. Es zeigt sich, dass neben den Noten der Schülerinnen und Schüler auch die
Motivationseinschätzungen durch die Lehrpersonen und die Abstimmung der Erwartungen
von Eltern und Lehrpersonen für die Zuweisung eine wichtige Rolle spielen. Je nachdem, wie
stark die Eltern bei der Niveauzuweisung ihrer Kinder Einfluss nehmen können, sind deshalb
unterschiedlich starke Effekte der sozialen Herkunft der Kinder zu erwarten. Aber auch auf
Seiten der Eltern und Lehrpersonen zeigen interkantonale Unterschiede in den
Übertrittverfahren ihre Wirkung. Die Zuverlässigkeit des Übertrittsentscheids, die Belastung
durch das Übertrittsverfahren und die Elternmitwirkung werden je nach Kanton
unterschiedlich eingeschätzt.
Nach der Präsentation der dargestellten Ergebnisse des Projekts WiSel werden diese im
Workshop im Plenum diskutiert. Dabei stehen neben der Diskussion der
Forschungsergebnisse Folgerungen für die Gestaltung eines für alle beteiligten Personen
gelingenden Übertritts in die Sekundarstufe I im Zentrum.
Referentin und Referent:
lic. phil. Stephan Rösselet studierte an der Universität Freiburg i. Üe. Angewandte
Psychologie (Schwerpunkt Gesundheitspsychologie), Allgemeine Psychologie und
Sozialarbeit und Sozialpolitik. Er arbeitet seit 2011 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Zentrum Lernen und Sozialisation der PH FHNW und doktoriert am Heilpädagogischen
Institut Universität Freiburg i. Üe. Seine Arbeits- und Studienschwerpunkte sind die
Entwicklung des Selbstkonzepts, schulische Übergänge und soziale Ungleichheit.
MA Janine Schneitter ist diplomierte Primarlehrerin 3.-6. Klasse (BA) und hat
Erziehungswissenschaften, Schwerpunkt Erwachsenenbildung (MA) studiert. Sie unterrichtet
als Klassen- und Teilpensenlehrperson an der Primarschule und ist seit 2014 als
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum Lernen und Sozialisation der PH FHNW tätig.
Ihren aktuellen Arbeitsschwerpunkt
Sozialkompetenzen im Kanton Aargau.
bildet
die
Beurteilung
der
Selbst-
und