Rede des Rektors Prof. Klaus

Festakt am 21. November 2015
Begrüßung
Sehr geehrter Herr Bundespräsident
sehr geehrte Exzellenzen Damen und Herren Botschafter,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident
sehr geehrte Staatsminister Frau Dr. Stange, Herr Professor Unland,
Herr Dulig,
sehr geehrte Frau Vizepräsidentin,
sehr geehrte Abgeordnete der Parlamente,
sehr geehrte Vertreter des Landkreises und der Universitätsstadt Freiberg,
sehr geehrte Magnifizenzen, Spectabiles, Honorabiles unserer Partnerhochschulen,
sehr geehrte Mitglieder des Hochschulrates, Ehrensenatoren, Senatoren, Spektabiles,
sehr geehrte Mitglieder des Rektorats,
sehr geehrte Stifter,
sehr geehrte Professoren, Mitarbeiter und Studenten der
TU Bergakademie Freiberg,
sehr geehrte Sponsoren und Vertreter von Unternehmen, unter anderem der Freiberger
Brauerei und der Vattenfall GmbH,
sehr geehrte Festgemeinschaft,
seien Sie mir hier in der Nikolaikirche zu Freiberg herzlich willkommen.
An diesem Festtag für unsere Bergakademie geben Sie uns die Ehre und
wir sind tief bewegt über die außerordentliche Freundlichkeit Ihrerseits,
uns an diesem Tag des 250. Jubiläums zu begleiten!
Es ist ein Festtag und wir wollen ihn festlich begehen und fröhlich feiern.
Dies gehört zur Normalität unserer aufgeschlossenen und freiheitlichen Gemeinschaft in Europa.
Wir wissen aber auch, dass diese Normalität beeinträchtigt und gefährdet ist.
Heute vor 8 Tagen richteten fehlgeleitete Verbrecher ein Massaker unter friedlichen und
lebensfrohen Menschen in Paris an.
Wir trauern mit den Freunden und Angehörigen der Opfer und sind auch heute in Gedanken bei
ihnen.
Der Schmerz, verursacht durch einen grausamen barbarischen Akt der Gewalt inmitten Europas,
darf uns aber das unermessliche Leid,
vor dem viele Menschen aus den Kriegs- und Terrorgebieten der Welt zu uns fliehen, nicht
vergessen lassen.
Lassen Sie uns weiterhin weltoffen und hilfsbereit sein.
Die aktuelle Bedrohung darf nicht dazu führen, dass wir unsere über Jahrhunderte entwickelten
zivilen Werte der Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit aufgeben.
Sie gebühren auch den Fremden, die friedlich bei uns Zuflucht suchen.
Geben wir diese Werte auf, hat der Terror gewonnen!
Liebe, hochverehrte Gäste, wir feiern den Geburtstag unserer Alma Mata Fribergensis genau an
dem Tag, an dem unsere Gründer, der sächsische Generalbergkommissar Friedrich Anton von
Heynitz
und der Freiberger Oberberghauptmann Friedrich Wilhelm von Oppel
vor 250 Jahren die urkundliche Zustimmung vom sächsischen Hof erhielten,
in Freiberg eine geometrische Zeichenschule sowie eine metallurgische und chemische Schule
einzurichten.
Schon ein halbes Jahr später konnten die Vorlesungen und damit die Geschichte der ältesten
heute noch existierenden Bergakademie beginnen.
Über die Bergakademie gibt es viel zu berichten. Hier wurden zum Beispiel zwei Elemente
entdeckt:
1863 das Metall Indium durch den Chemiker Hieronymus Theodor Richter und den Physiker
Ferdinand Reich und
1886 das Germanium durch Clemens Alexander Winkler, der damit das Mendelejewsche
Periodensystem der Elemente bestätigte.
Das Profil der Bergakademie, das seit Anbeginn die Bergakademie prägt,
ist bis heute in den Grundzügen erhalten geblieben.
D.h. die Wissenschaftsgebiete, die sich in unseren sechs Fakultäten wiederspiegeln, wurden
bereits kurz nach der Gründung als die für die Lehre und Forschung entscheidenden Bereiche
angelegt.
Damals - nach dem 7jährigen Krieg - befand sich Sachsen in einer Krise die Wirtschaft musste wieder angekurbelt und einheimische Rohstoffe effizienter ausgebeutet
werden.
Heute leistet die TU Bergakademie Freiberg ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit der
Bundesrepublik Deutschland mit Rohstoffen durch Forschung und Lehre.
Die Bedeutung der Bergakademie seit ihrer Entstehungszeit hat bereits 50 Jahre nach deren
Gründung Johann Wolfgang von Goethe erkannt und wie folgt formuliert:
„... die Akademie in Freiberg wirkte mächtig auf Sachsen, auf Deutschland ...“1. Zeichen für diese
Wirkung sind die Gründungen von Hochschulen in Deutschland und weltweit nach dem Vorbild der
Bergakademie.
Als Beispiele anführen möchte ich die 1770 gegründete Bergakademie in Berlin, die in der TU
Berlin aufgegangen ist,
die 1775 gegründete Bergakademie in Clausthal, die das „Bergakademie“ heute nicht mehr in
ihrem Namen führt, sowie im Ausland die uns noch heute eng verbundene 1773 gegründete St.
Petersburger Bergbau-Universität in Russland – ich begrüße recht herzlich ihren Rektor
Magnifizenz Professor Litwinenko –
und die Universität Akita in Japan (1910 gegründet).
Und ebenso Zeichen für die hohe Anziehungskraft der Bergakademie waren und sind die
Studenten, die aus aller Welt nach Freiberg kamen und kommen und von hier aus das in Freiberg
erworbene Knowhow an ihre Wirkungsstätten trugen und tragen.
Namentlich zu nennen wären neben unzähligen Studenten,
die später z. B. als Direktoren von Bergwerken, Hüttenwerken, in Vorständen von Unternehmen
usw. tätig wurden,
der Naturforscher Alexander von Humboldt,
der Romantiker Novalis,
der Sohn von James Watt, James Watt Junior,
und in jüngster Zeit der derzeitige vietnamesische Minister für Industrie und Handel Dr. Vu Huy
Hoang.
1
Johann Wolfgang von Goethe: Zur Naturwissenschaft überhaupt. Band I, Heft 1 (1817), S. 35 Von der Bedeutung und Ausstrahlung der Bergakademie heute zeugt auch das gemeinsam von
Freiberg und St. Petersburg initiierte Weltforum der Ressourcenuniversitäten für Nachhaltigkeit –
ein Netzwerk, das sich für Implementierung des Prinzips der nachhaltigen Entwicklung entlang der
gesamten Rohstoff-Wertschöpfungskette stark macht und hohe nationale und internationale
Beachtung findet.
Waren es damals hauptsächlich innovative Technologien im Berg- und Hüttenwesen, die von
Freiberg aus ihren Weg in die Welt nahmen, so ist heute die TU Bergakademie Freiberg in vielen
weiteren Bereichen sehr gut aufgestellt und erfolgreich tätig.
Davon zeugen u.a. die beiden DFG-Sonderforschungsbereiche im Material- und Werkstoffbereich,
das Zentrum für Innovationskompetenz Virtuhcon im Bereich der Virtualisierung von
Hochtemperatur-Stoffwandlungsprozessen sowie das in diesem Jahr neu gegründete Zentrum für
effiziente Hochtemperatur-Stoffwandlung.
Die TU Bergakademie Freiberg hat sich mit ihrer Ausrichtung in Deutschland als eine der am
besten profilierten Universitäten etabliert und genießt weltweit eine hohe Reputation als Lehr- und
Forschungsstätte.
Die hohe Anerkennung dieser Universität lässt sich u. a. auch gut an den Drittmittelzahlen – also
bei der Einwerbung von Fremdmitteln für die Forschung - ablesen:
Unsere Hochschule befindet sich seit Jahren unter den TOP 5 im bundesdeutschen Vergleich bei
der Einwerbung von Drittmitteln pro Professor. An diesem Ergebnis sind die Professoren und
wissenschaftlichen Mitarbeiter aller sechs Fakultäten maßgeblich beteiligt.
Die Zahl der eingeworbenen Drittmittel liegt sogar über der vom Freistaat Sachsen bereit gestellten
Grundfinanzierung – eine absolute Besonderheit in der deutschen Hochschullandschaft.
Sehr geehrte Festgemeinde, doch nicht nur diese Zahlen und Leistungen machen unsere
Technische Universität Bergakademie Freiberg einzigartig.
Wie unsere Studenten und Absolventen noch während des Festaktes berichten werden, herrscht
zudem hier eine ganz besondere Atmosphäre:
Aufgrund der Größe der Universität kennt man sich untereinander – die Professoren kennen ihre
Studenten, die Studenten können jederzeit in Kontakt mit ihnen treten.
Und die Ausbildung zeichnet sich durch eine hohe Praxisnähe aus –
an der Bergakademie haben die Studenten schon früh die Möglichkeit, auf Tuchfühlung mit der
Forschung zu gehen und haben während ihres Studiums einzigartige Möglichkeiten, wertvolle
Kenntnisse und Praxiserfahrungen bei Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu sammeln.
Dafür zeichnet sich die Bergakademie seit ihrer Gründung aus – dies erklärt auch ihre hohe
Anziehungs- und Ausstrahlungskraft, die sie seit Ihrer Gründung besitzt.
Sehr geehrte Festgemeinde, seien Sie nun gespannt auf unsere Gastredner und weitere
interessante Einblicke in Geschichte und Gegenwart an der TU Bergakademie Freiberg!
Glückauf!