Landeshauptstadt München Kreisverwaltungsreferat Sozialreferat Polizeipräsidium München Verband der Münchner Kulturveranstalter Pressemitteilung, 25. Juli 2015 Bilanz der Kampagne „Cool bleiben - friedlich feiern in München" 1. Anlass und Entwicklung Seit einigen Jahren ist die Innenstadt - die sogenannte „Feiermeile“ zwischen Sendlinger Tor und Maximiliansplatz - der Hotspot des Münchner Nachtlebens. Abend für Abend und insbesondere an den Wochenenden strömen Tausende Szenegänger aus dem Stadtgebiet und dem Münchner Umland in die dortigen Bars und Clubs. Doch diese an sich positive Entwicklung hat auch ihre negativen Seiten. Mit steigenden Besucherzahlen nahmen auch die Gewalttaten im Bereich der Feiermeile zu. Die Gesamtkriminalität im ersten Halbjahr 2015 ist zwar von 742 auf 678 Straftaten gesunken. Betrachtet man das erste Halbjahr 2015 im Vergleich mit dem ersten Halbjahr 2014, ist auch bei den einfachen Körperverletzungen ein positiver Trend zu erkennen, da diese Delikte erfreulicherweise von 160 auf 142 Straftaten gesunken sind. Allerdings ist bei den gefährlichen Körperverletzungen leider erneut ein leichter Anstieg feststellbar. So wurden im ersten Halbjahr 2015 bereits 87 Delikte begangen. Im 1 Vorjahr belief sich die Anzahl noch auf 80 Straftaten. Auffällig ist dabei, dass in 33 Fällen Gläser und Flaschen als Schlag- und Wurfwerkzeug genutzt wurden. Die Landeshauptstadt München, das Polizeipräsidium München sowie die Betreiber der betroffenen Innenstadtclubs haben deshalb bereits vor drei Jahren ein gemeinsames Vorgehen gegen Gewalttäter im Nachtleben entwickelt, ein umfassendes Maßnahmenbündel beschlossen und somit das Projekt „cool bleiben - friedlich feiern in München“ ins Leben gerufen. Seitdem erlässt das Kreisverwaltungsreferat - ergänzend zu den polizeilichen Maßnahmen, wie beispielsweise verstärkte Streifenpräsenz, den Hausverboten der Wirte und den präventiven Tätigkeiten des Stadtjugendamtes - hoheitliche Betretungsverbote gegen auffällige Gewalttäter. 2. Betretungsverbote Wird eine Person im Nachtleben wegen eines sogenannten Rohheitsdeliktes (zum Beispiel gefährliche Körperverletzung, Raub, Bedrohung, sexuelle Nötigung) auf der Feiermeile von der Polizei aufgegriffen, droht dem Täter ein Betretungsverbot für den gesamten Bereich. Er darf dann ab Erlass des Bescheides für ein ganzes Jahr lang von 22 bis 7 Uhr weder die einschlägigen Clubs, noch die Sonnenstraße selbst betreten. So werden die Gewalttäter auch von Gästen, die vor den Clubs warten, sowie von zahlreichen Passanten, fern gehalten. Zum öffentlichen Grund gehören die Rad- und Gehwege sowie die öffentlichen Plätze. Der Straßenraum darf mit einem Fahrzeug und mit dem ÖPNV weiterhin durchquert werden. Bei einem Verstoß wird ein Zwangsgeld von 500 Euro fällig. Für die „Feiermeile“ Innenstadt wurden seit Beginn des Projektes 27 Betretungsverbote, davon drei im Jahr 2015, gegen Gewalttäter ausgesprochen. Weitere Betretungsverbote werden laufend geprüft. Dabei reicht das Spektrum der den Betroffenen vorgeworfenen Taten von Faustschlägen über den Einsatz von abgebrochenen Flaschen als Stichwerkzeug bis hin zu Tritten gegen bereits am Boden liegende Opfer. Erfreulicherweise ist bis heute keiner der von einem Betretungsverbot Betroffenen im Bereich der Feiermeile mit einer erneuten Straftat auffällig geworden. 2 3. Abgrenzung Hausverbote der Wirte und Betretungsverbote Unabhängig von den behördlichen Maßnahmen können die beteiligten Gastronomen auf Basis des Privatrechts Hausverbote gegen Gewalttäter erlassen. Im Falle eines Verstoßes kann ein Strafantrag wegen Hausfriedensbruches erfolgen. Das Hausverbot bezieht sich ausschließlich auf den Privatgrund, also auf die Räumlichkeiten der Bars beziehungsweise der Clubs. Aufgrund einer Vereinbarung der Gastronomen untereinander ist es hier auch möglich, bei besonders schwerwiegenden Vorfällen nicht nur ein Hausverbot für den einzelnen Club, sondern für alle am Projekt beteiligten Betriebe auszusprechen. Aktuell bestehen sieben gemeinsame Hausverbote. 4. Jugendschutz Wie schon im letzten Jahr festzustellen war, entwickelt sich mit „Cool bleiben – friedlich feiern in München“ eine dem Jugendschutz sehr entgegenkommende Situation hinsichtlich ausgehfreudiger junger Menschen. Natürlich zeigten sich in einem Bereich, der in den Abendstunden zu den am meisten frequentierten Örtlichkeiten Münchens zählt, immer wieder einige Auffälligkeiten, die sich aber kurzfristig abstellen ließen. Im Vergleich mit anderen großflächigen Party-Arealen ist die Situation auf der Feiermeile somit aus Sicht des Jugendschutzes als weiterhin lebendig, bezogen auf Jugendschutzverstöße aber als beruhigt zu betrachten. Ergänzend zur nächtlichen „Streetwork auf der Feiermeile“ konnte ab September 2014 das Peerprojekt „CheXXs“ ebenfalls durch den Träger Condrobs umgesetzt werden. Intensiv geschulte, volljährige Peers, die sich selbst in der Partyszene bewegen, regen nächtlich an den Wochenenden vor den Clubs junge Feiernde zu einem Bewusstsein über den eigenen Alkoholkonsum an. Es werden alle jungen Feiernden angesprochen, die nicht auffällig stark alkoholisiert sind oder sichtlich unter Drogeneinfluss stehen. In ihren Sportjacken mit dem Aufdruck „Respekt“ als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Condrobs leicht zu erkennen, laden sie ohne zu moralisieren mit Hilfe eines Alkoholatemgeräts dazu ein, das eigene Trinkverhalten einzuschätzen und zu reflektieren. Geringer Promillewert wird mit einem kleinen Geschenk (Bonbon, etc.) honoriert. Dabei zeigt sich bei den angesprochenen Gruppen eine positive Dynamik im gegenseitigen Austausch zu den Promillewerten und dem Trinkverhalten, ohne dass der Feierspaß zu kurz käme. Mit diesem aktiv zugehenden 3 Ansatz der Peers wird die Sensibilisierung zum eigenen Alkoholkonsum spielerisch in Szene gesetzt. Vom jungen Feierpublikum meist kontaktfreudig angenommen, erhöht sich die Bereitschaft zum bewussten Umgang mit Alkohol und minimiert dadurch Gefahren durch Überdosierung und negative Folgen wie erhöhte Gewalt- und Konfliktbereitschaft. Zusätzlich zur nächtlichen „Streetwork auf der Feiermeile“ und den ordnungsrechtlichen Bausteinen konnte damit ein wichtiges Glied in der Präventionskette des Gesamtprojektes „Cool bleiben - friedlich feiern in München“ eingefügt werden. Seit dem letzten Sommerfest war der Jugendschutz wieder an flächendeckenden Begehungen beziehungsweise Kontrollen zusammen mit der Polizei in den Clubs beteiligt und steht in laufender sehr guter Kommunikation sowie Kooperation mit den Jugend- und Gewerbebeamten der Polizeiinspektion 11 sowie dem Kreisverwaltungsreferat. Nicht zuletzt hat dieser regelmäßige Austausch und das arbeitsteilige Zusammenwirken aller Beteiligten einen großen Anteil an dieser erfreulichen Entwicklung. 5. Fazit und Ausblick Den beteiligten Akteuren ist bewusst, dass bezüglich der gefährlichen Körperverletzungen noch keine Trendwende erreicht werden konnte. Auch weiterhin bedarf es kontinuierlicher Anstrengungen, um das Motto „friedlich Feiern“ mit Leben zu füllen. Dennoch sind alle Beteiligten überzeugt, dass das Projekt „Cool bleiben“ und die hier praktizierte Form der ausgesprochen guten Zusammenarbeit zwischen Stadt, Polizei und Akteuren des Münchner Nachtlebens der richtige Weg ist, um das Feiern in München noch sicherer zu machen. Im Rahmen des vierteljährlich tagenden Sicherheits- und Aktionsbündnisses Münchner Institutionen (S.A.M.I.) beobachten alle Dienststellen auch weiterhin regelmäßig die Entwicklung der „Feiermeile“. 6. Sommerfest Um noch mehr junge Menschen auf der Feiermeile zu erreichen und für das Thema zu sensibilisieren, findet bereits zum zweiten Mal das „Open-Air“- Sommerfest statt. Am Samstag, den 25. Juli, zeigt sich der Park am Maximiliansplatz 2 von 15 bis 22 Uhr für das „cool bleiben – friedlich feiern“ - Sommerfest von seiner bunten und musikalischen Seite. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. 4 Open Air Das Musikprogramm ist überwiegend elektronisch, strahlt aber in seinen LiveMomenten auch einiges an Pop-Appeal aus. Mit tollen Stimmen überzeugen jedenfalls sowohl der Londoner Sänger Timothy Auld, der auch schon mit Electroswing-Star Parov Stelar zusammengearbeitet hat, als auch der zweite Live-Act, Singer-Songwriter Vincent von Flieger, der Gesang und Gitarre mit Bass und Elektronik paart. Am DJ-Pult geben sich darüber hinaus Casimir (Harry Klein/Grenzfrequenz), Kool & Kabul (Electronic Monster), Benna (Harry Klein), Anette Party (Rote Sonne), Stefanie Raschke (Kollektiv Fabelhaft) und die Auto Boys (Rant&Rave/Naff) die Ehre. Der Eintritt ist frei und der Gewinn aus der Gastronomie wird gespendet. Fotoaktion Neben dem Musikprogramm gibt es eine Fotoaktion, bei der die Besucher ein persönliches Statement gegen Gewalt im Nachtleben setzen können. Infostände Vom Polizeipräsidium München wird der „Schanderlbus“ mit einem Infostand des Präventions-Kommissariats 105, mit Videos und Musik, aufgebaut. Hier werden verschiedenes Informationsmaterial und Give Aways verteilt. Zudem werden die Jugendbeamten der zuständigen Polizeiinspektion 11 im Veranstaltungsbereich als Ansprechpartner unterwegs sein. Finanziell unterstützt wird das Polizeipräsidium München durch das „Münchner Sicherheitsforum e. V.“ und den Polizeiverein „Münchner Blaulicht e. V.“. Organisiert wird das Sommerfest vom Verband der Münchner Kulturveranstalter. Die am Sommerfest beteiligten Clubs: Backstage – Bullit – Bobbeaman – Call me Drella – Cord – Fantom – Gecko – Heart – Harry Klein – Isarszene – Jack Rabbit – Lenbachs&Soehne – Milch&Bar – Nachtgalerie – Neuraum – NY.Club – Pacha – Palais – Pimpernel – Ruby – Rote Sonne – X-Cess 8Below – 089Bar – Die Registratur – Do Brasil 5
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