46 | DI E STI FTUNG SP ECI AL „Das Bedürfnis nach Information ist enorm“ Im Gespräch mit Dr. Peter Buss (StiftungSchweiz.ch) über die Akzeptanz der Internetplattform und die ersten Neuerungen DIE STIFTUNG: Herr Dr. Buss, noch einmal kurz zur Auffrischung: Warum gibt es die Plattform StiftungSchweiz.ch überhaupt? Dr. Peter Buss: StiftungSchweiz.ch ist da, um die Informationslage über das Schweizer Stiftungswesen zu verbessern und vermehrte Transparenz zu schaffen. Die bisherigen Informationsquellen haben dies nicht erreicht. Ein grosses Anliegen sind mir dabei auch die bessere Vernetzung und der offene Austausch unter den Stiftungen sowie innerhalb des gemeinnützigen Sektors überhaupt. Ein einfacher und direkter Dialog über die Plattform soll dazu beitragen. Dass das alles seine Zeit braucht, ist mir bewusst. Der Start ist jedenfalls sehr gut gelungen. DIE STIFTUNG: Welche speziellen Vorteile haben dabei Förderstiftungen? Buss: Es geht im Wesentlichen um eine Steigerung der Effizienz und Effektivität. Förderstiftungen zum Beispiel verhindern mit StiftungSchweiz.ch unnötige Gesuche. Denn hier können sie unter anderem ihren Stiftungszweck präzisieren, die aktiv verfolgten Förderthemen bezeichnen oder Ausschlusskriterien bekannt geben. Auch Angaben zum Gesuchsverfahren sind möglich. Darüber hinaus können sie selbst nach Projekten und Organisationen suchen, die sie unterstützen möchten. DIE STIFTUNG: Wir haben gehört, es gibt seit Mitte Oktober dieses Jahres spannende Neuheiten in der Datenbank. Erzählen Sie uns davon? Buss: Vor allem die Kategorisierung aller 13‘000 Stiftungen nach einem einheitlichen System ist neu. Das ist einmalig FOTO: © PHILANTHROPY SERVICES AG, BASEL/ELENA PRADERVAND DIE STIFTUNG: Wer ist inzwischen in die Plattform aufgenommen worden und für wen ist sie gedacht? Buss: StiftungSchweiz.ch enthält alle gemeinnützigen Stiftungen der Schweiz. Auch andere Organisationen können aufgenommen werden. Die Plattform ist somit für Förderer und Gesuchsteller res- pektive Projektträger gedacht – und für alle, die sich mit Stiftungen und gemeinnützigen Themen befassen. Remo Aeschbacher vom Verbandsmanagement Institut stellte beim Sommerapéro von StiftungSchweiz.ch in Zürich die neuesten Erkenntnisse über die Schweizer Stiftungslandschaft vor. Dr. Peter Buss ist Gründer der NPO-Beratung NonproCons, des Dienstleistungsanbieters Philanthropy Services sowie der Onlineplattform StiftungSchweiz.ch. Er ist neben seiner Beratungstätigkeit als Hochschuldozent (Universität Basel, Fachhochschule Bern), Referent und Autor tätig. für die Schweiz. Nach diesen Kategorien und Merkmalen kann man auch suchen. Und das Verbandsmanagement Institut (VMI) wertet die Daten wissenschaftlich aus. Spannend wird ausserdem die Kooperation mit dem Dachverband proFonds, die wir ebenfalls im Herbst besiegelt haben. Zusammen wollen wir 2015 einiges anpacken, so zum Beispiel ein OnlineGesuchsformular und ein Project Scout System. Dazu verrate ich aber noch nicht mehr. Die Kooperation mit proFonds ist ideal, denn wir verfolgen die gleichen Inte ressen: Vernetzung des Stiftungsund Gemeinnützigkeitssektors. Aber beide haben unterschiedliche Möglichkeiten, welche wir so zur gegenseitigen Unterstützung einsetzen. Davon wird die ganze Branche profitieren. Auch für weitere Partnerschaften sind wir offen, denn Vernetzung gilt auch für StiftungSchweiz.ch. HI NTERGRUND | DIE STIFTUNG: Wie kam es zu diesen Veränderungen und was erhoffen Sie sich davon? Buss: Die Kategorisierung war von Anfang an vorgesehen. Aber wir mussten zuerst die Datenbank dazu aufbauen und die Stiftungen codieren. Grundlage dafür bildete das NonproCons Kategorisierungssystem gemeinnütziger Stiftungen NKS, das auf einer über 20-jährigen Erfahrung dieser Beratungsfirma in der Stiftungsarbeit beruht. Alleine die Codierung der 13‘000 Stiftungen dauerte über neun Monate und beschäftigte ein mehrköpfiges Team. So lange wollten wir 2014 aber nicht mehr auf den Launch von StiftungSchweiz.ch warten. Die Codierung stand übrigens unter der Projektleitung und Qualitätssicherung des VMI. Für diese Zusammenarbeit bin ich sehr dankbar. DIE STIFTUNG: Und wie verhält es sich in der neuen Version genau mit den StiftungsSURoOHQ" Buss: Die Basisdaten stammen aus den Handelsregistern aller Kantone. Diese werden tagesaktuell übernommen. Dann wurde jede Stiftung unter einer Auswahl von fast 100 Merkmalen kategorisiert. Und schliesslich können alle Stiftungen ihr Profil mit vielen Informationen ergänzen. Das ist ganz entscheidend und wird sehr empfohlen. DIE STIFTUNG: Wie viele Stiftungen haben denn bislang selbst etwas in die Datenbank HLQJHSpHJW" Buss: Eine erste aussagekräftige Auswertung werden wir nach den ersten zwei Betriebsjahren vornehmen können. So viel Zeit muss sein. Aber wir sehen schon jetzt: Das Bedürfnis nach Information ist enorm. So wurden zum Beispiel innerhalb der ersten zwölf Monate, also Stand Juni 2015, in den Profilen bereits 2‘500 Zusatzinformationen gepostet. Bis zum Ende des Jahres dürfte sich das verdoppelt haben. Ebenfalls in den ersten zwölf Monaten wurden über 50‘000 Stiftungsprofile aufgerufen. Per Oktober verzeichnen wir schon über 3‘000 registrierte Nutzer, pro Monat kommen knapp 200 dazu. Als kürzlich providerbedingt das System vier Stunden nicht zugänglich war, bekamen wir sofort Telefonanrufe: Wir können nicht arbeiten – was ist los? Das ist alles beträchtlich und wir begegnen dem mit grossem Respekt. DIE STIFTUNG: Bestehen Unterschiede in der Nutzung des Portals zwischen einer kleinen, sagen wir 1 Mio. CHF Stiftung, und einer grossen? Buss: Auch da ist es noch zu früh, um eine verlässliche Aussage zu treffen. Ich vermute aber, dass die Plattform vor allem für die tausenden kleinen und mittleren Stiftungen eine grosse Hilfe und Arbeitserleichterung ist. Die 100 grossen Stiftungen, die sowieso jeder kennt und die selbst gut informieren, sind zwar auch auf StiftungSchweiz.ch, haben aber vielleicht eine andere Optik. Allerdings gibt 3pHJHQ6LH,KU6WLIWXQJVSURoODXI StiftungSchweiz.ch 3UÉIHQ6LHGDV3URoO,KUHU6WLIWXQJDXI6WLItungSchweiz.ch und ergänzen Sie es mit den wichtigsten Informationen – zum Beispiel über Ihre Fördertätigkeit oder über Projekte, für die Sie Unterstützung suchen. Das ist über das Single-Abo kostenfrei. es auch ein paar grosse, die sich umgehend portraitiert haben. DIE STIFTUNG: Ist die Plattform denn auch weiterhin kostenlos nutzbar? Und welche Abo-Möglichkeiten gibt es jetzt? Buss: Eine Basisnutzung und das Pflegen des Stiftungsprofils sind kostenfrei. Daneben gibt es die drei kostenpflichtigen Abos Basic, Premium und Professional. DIE STIFTUNG: Herr Dr. Buss, wir danken herzlich für diese interessanten Ausführungen und hoffen, die Plattform wird weiterhin rege genutzt. Das Interview führte Martina Benz. ABBILDUNG: © STIFTUNGSCHWEIZ.CH Mit Kulturvermittlung Schweiz kam es bereits zu einer Partnerschaft, die wir jetzt weiter entwickeln wollen. Und mit anderen Verbänden, wie zum Beispiel SwissFoundations, sind wir laufend in einem offenen Austausch. 47 www.stiftungschweiz.ch hält zahlreiche Informationen über das Schweizer Stiftungswesen bereit. 48 | DI E STI FTUNG SP ECI AL Dem Stiftungszweck auf den Zahn gefühlt Eine Vollerhebung der klassischen Stiftungszwecke ermöglicht tiefere Einblicke in die Zweckstruktur Schweizer Stiftungen und bietet neue Entscheidungsgrundlagen für das Stiftungsmanagement. Von Remo Aeschbacher Wirkungsbereiche schweizerischer Stiftungen QUELLE: REMO AESCHBACHER/STITUNGSCHWEIZ.CH, VERBANDSMANAGEMENT INSTITUT (VMI) DER UNIVERSITÄT FRIBOURG/CH NStiftungen=12‘692; Mehrfachcodierungen Soziales 66% Kunst, Kultur, Freizeit 64% Aus- und Weiterbildung 37% 34% 3‘307 3‘010 36% 63% 1‘631 1‘667 1‘714 10% 2‘822 23% 13% 43% Forschung/Wissenschaft 57% 1‘058 1‘400 16% 64% 36% 793 Gesundheit 21% 1‘425 17% 42% Politik, Gesellschaft, Wirtschaft Umwelt- und Tierschutz 534 Ethik, Religion, Kirche 528 58% 852 1‘194 625 Cluster 1: die visionären Veränderer 476 Entwicklungszusammenarbeit prioritäre Nennungen (an erster Stelle) 523 Cluster 2: die umweltbewussten Generalisten nicht prioritäre Nennung (nicht an erster Stelle) 450 Cluster 3: die fokussierten Künstler Cluster 4: die empathischen Helfer 503 Gemeinnütziges allgemein 382 Cluster 5: die betroffenen Angehörigen 0 1‘000 ie systematische, multidimensionale Kategorisierung sämtlicher klassischer Stiftungen der Schweiz – das war das Ziel einer Studie, die auf Datenbasis der Onlineplattform StiftungSchweiz.ch unter der Leitung des Verbandsmanagement Instituts (VMI) der Universität Freiburg/CH durchgeführt wurde. Die Ergebnisse schaffen Transparenz im Stiftungssektor und D 2‘000 3‘000 4‘000 5‘000 erweitern das Instrumentarium der Stiftungsrecherche. Die rund 12‘700 Stiftungen, davon 26% Organisationen, die Angaben zu operativen Tätigkeiten machen, erwähnen in ihren Stiftungszwecken durchschnittlich zwei der neun im linken Teil der Abbildung dargestellten Wirkungsbereiche. Rund 35 bis 39% der Stiftungen tangieren entweder eines beziehungsweise meh- Cluster 6: die kultivierten Intellektuellen rere der Themenfelder Soziales, Kunst/ Kultur/Freizeit/Sport oder Bildung. Jeweils 16 bis 19% der Organisationen begünstigen im Bereich Forschung und Wissenschaft, Gesundheit und/oder Politik, Gesellschaft oder Wirtschaft. Ein kleineres Segment der Stiftungen, 7 bis 9%, unterstützen Anliegen im Bereich Umweltund Tierschutz, Ethik, Religion, Kirche und/oder Entwicklungszusammenarbeit. 49 FOTO: © FOTOMEK/WWW.FOTOLIA.COM HI NTERGRUND | 24% der Stiftungen widmen sich Anliegen, die lediglich Bedürftigen, also Personen in ökonomischer Notlage, zugutekommen. 13% der Stiftungen schränken die Begünstigung ganz oder teilweise auf Kinder ein (10% auf Jugendliche). Relativ häufig sind zudem explizite Zweckbeschränkungen auf Betagte, Pflegebedürftige und/oder Behinderte bei jeweils 9% der Stiftungen. Mithilfe einer Clusteranalyse über die verschiedenen Zweckstrukturen der Stiftungen können sechs verschiedene Stiftertypen vorgeschlagen werden (vergleiche Abbildung). 23% sind visionäre Veränderer, die Themen der Gesellschaftspolitik, Entwicklungszusammenarbeit oder Ethik/Religion kombinieren. 21% sind – häufig affin für Umweltschutz – Generalisten, die vielfältige Bereiche begünstigen. 17% sind fokussierte Stiftungen im Bereich Kunst und Kultur, 16% sind konzentrierte Stiftungen im sozialen Bereich, 13% sind Stiftungen im Bereich Gesundheit, allenfalls verknüpft mit Sozialem und Wissenschaft, 10% kombinieren eher intellektuelle Themen aus Kunst/Kultur, Wissenschaft und Bildung. Die intellektuell abstrahierte Erfassung der Stiftungszwecke in Kategorien ermöglicht es Stiftungen, auf der Onlineplattform StiftungSchweiz.ch auch innerhalb der kategorisierten Gruppen zu filtern, freie oder besetzte Themen ausfin- dig zu machen oder Förder- und Umsetzungspartner zu finden. Die vollständigen Studienergebnisse zur schweizerischen Stiftungslandschaft können unter www.vmi.ch bestellt werden. Remo Aeschbacher ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Verbandsmanagement Institut (VMI) der Universität Fribourg/CH und dissertiert zu den Themen Stiftungsmarkt und NPO-Profession. Anzeige it Neu se 15: 0 2 r e Oktob ch a n e Such rien! Katego Stehen Sie vor der Frage, wem ein Erblasser ein Legat geben oder eine grössere Spende machen könnte? Oder möchten Sie eine Stiftung gründen und deshalb herausfinden, welche Themen durch welche Stiftungen schon besetzt sind? StiftungSchweiz.ch unterstützt Sie bei dieser Aufgabe! Fördernd und operativ Für Förderer, Dienstleister und Projektträger Die ideale Plattform, um nach geeigneten Projekt- und Stiftungspartnern zu suchen. Je nach Nutzungsbedarf
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