Trübe Aussichten für Flugplatz Riesa-Göhlis

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21.10.2015 Von Britta Veltzke und Birgit Ulbricht
Riesa.
Die Piloten mit Maschinen auf dem Flugplatz Göhlis haben Post
bekommen. Die Betreibergesellschaft Esam erklärt ihren Mietern
darin, dass sie den Platz nicht weiter bewirtschaften will. Nach
SZ-Informationen ist zudem ein Flugleiter bereits zu Ende Juli
gekündigt worden und auch die zwei übrigen sollen ihre Kündigung
erhalten haben. Zu den Gründen äußert sich Geschäftsführer Sven
Wilhelm auf Anfrage gestern nicht. Und auch die eingemieteten
Flieger haben bislang keine näheren Informationen darüber erhalten,
wie es ab 2016 in Göhlis weitergehen soll.
Nicht nur Henning Stein, der das UL-Flugzentrum Riesa auf dem
Verkehrslandeplatz in Göhlis betreibt, würde eine Schließung treffen:
Als Kleinod bezeichnet Flieger Henning Stein den Flugplatz Göhlis.
Dieser Tage kommt der Platz etwas trübe daher.Kommentar: Auf und
ab zwischen Riesa und GroßenhainKommentar: Auf und ab zwischen
Riesa und Großenhain
© Sebastian Schultz
„Die Stadt Riesa würde mit dem Flugplatz ein Kleinod verlieren, eine
Attraktion, einen der schönsten Flugplätze Deutschlands“, sagt er.
Die ansässigen Flieger wie auch die Flieger von außerhalb möchten
den Platz unbedingt erhalten. „Jede Pilotenlaufbahn hat einmal bei
einer Flugschule auf so einem kleinen Verkehrslandeplatz begonnen“,
so Stein. Auch wenn das nicht immer auf den ersten Blick sichtbar
sei – kleine Flugplätze wie der in Göhlis seien enorm wichtig für die Infrastruktur. Henning Stein, der auch als Fluglehrer und
Flugzeug-Prüfer tätig ist, ist Pächter auf dem Flugplatz-Grundstück, das den Stadtwerken gehört. In den vergangenen Jahren
habe er neben seinem Herzblut auch viel privates Kapital in einen Hangar und die Flugschulausstattung investiert. Sollte der
Betrieb tatsächlich eingestellt werden, will er von den Stadtwerken den Rückkauf oder die Umsetzung des Hangars an einen
anderen Flugplatz erstreiten.
Ein Vorbote dafür, dass die Esam den Flugplatz aufgibt, war der Bericht des Sächsischen Rechnungshofes aus dem vergangenen
Jahr. Die Finanzhüter hatten festgestellt, dass kaum ein Flugplatz in Sachsen rentabel arbeitet – und zum Sparen gemahnt. Auch
der Flugplatz in Riesa macht Miese – in den Jahren, die der Rechnungshof unter die Lupe genommen hat, rund 170 000 Euro
jährlich. Einen privaten Betreiber zu finden, dürfte sich angesichts dessen als schwierig erweisen. Der Flugplatz Riesa-Göhlis
bekommt jedes Jahr eine Summe vom Freistaat für Betriebskosten, die in etwa so hoch ist wie sein Defizit. Dazu kommen über
eine Million Fördergelder, die in die Reparaturen nach dem Hochwasser 2002 in den Platz geflossen sind. Die sogenannte
Zweckbindungsfrist läuft erst 2029 aus. Das geht aus einem Dokument des Landeswirtschaftsministeriums hervor. Ob das Geld,
wie bei anderen öffentlichen Förderungen üblich, zurückgezahlt werden muss, wenn der Flugbetrieb vor besagtem Jahr eingestellt
wird, ist noch unklar.
Hobbypiloten wie Hartmut Horbas erscheinen die Defizite, die die Esam mit dem Flugplatz jährlich einfährt, als zu hoch: „Der
Mangel am Flugplatz besteht im Fehlen eines wirtschaftlichen Unternehmenskonzeptes, der Transparenz der Kostenstruktur und
der Einnahmen mit Einbeziehung der Nutzer, Mieter und der Hobbypiloten und insbesondere der Einbeziehung der
vollbeschäftigten Flugleiter“, kritisiert er.
Eigentümer des vormals städtischen Flugplatz-Geländes sind seit 1998 die Stadtwerke Riesa. Auf SZ-Anfrage antwortete
Geschäftsführer Renè Röthig im Mai dieses Jahres, dass man grundsätzlich bemüht sei, die Funktionalität des
Verkehrslandeplatzes zu erhalten. „Jedoch sind bei der Fortführung die Prämissen zu beachten, die der Sächsische Rechnungshof
im Ergebnis seiner 2013/2014 durchgeführten Querschnittsprüfung benannt hat.“
Nach den jüngsten Entwicklungen sind bereits drei Piloten mit ihren Maschinen auf den Flugplatz nach Großenhain gekommen
16.11.2015 16:42
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und haben sich nun dort in Shelter eingemietet. Flugleiter Bernd Fiedler konnte in den letzten zwei Jahren schon einige
Ex-Riesaer begrüßen, unter anderem die Flugschule born-2-fly. Fluglehrer Jan Meißner ist inzwischen in Großenhain etabliert. Und
auch die Flugschule August der Starke von Ralf Kruse und Thomas Seidel überlegt, ganz nach Großenhain umzuziehen. Bislang
erfolgt lediglich die Ausbildung im Ultraleicht-Segelflug in der Röderstadt.
Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/truebe-aussichten-fuer-den-flugplatz-3229535.html
16.11.2015 16:42
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http://www.sz-online.de/nachrichten/flugleiter-klagen-gegen-esam-32...
12.11.2015 Von Britta Veltzke
Riesa.
Die beiden von der Esam entlassenen Flugleiter ziehen vors
Arbeitsgericht in Dresden. Das bestätigte ihr Anwalt Helmut Horbas.
Das städtische Tochterunternehmen Esam betreibt den Flugplatz
Riesa-Göhlis noch bis Ende dieses Jahres. Einer der beiden
angestellten Flugleiter war nach Aussagen seines Anwalts bereits im
Dezember 2014 betriebsbedingt gekündigt worden. Das Gericht habe
die Kündigung allerdings als unwirksam eingestuft, so Horbas weiter.
Zu diesem Zeitpunkt sei noch keine Rede davon gewesen, dass die
Esam den Platz nicht weiterbetreiben will. Inzwischen erhielt der
Angestellte eine zweite Kündigung, diesmal zu Ende März des
kommenden Jahres. Der andere Flugleiter, dem ebenfalls gekündigt
wurde, ist bereits im Sommer dieses Jahres aus dem städtischen
© Symbolfoto/dpa
Tochterunternehmen ausgeschieden. Unter den gegebenen
Voraussetzungen schätzt Horbas die Chancen vor Gericht allerdings
als schlecht ein. Esam-Chef Sven Wilhelm wollte sich auf SZ-Anfrage
nicht zu dem Thema äußern.
Findet sich zum Jahresende kein neuer Betreiber für den Flugplatz Riesa-Göhlis, haben die dort ansässigen Flieger ein Problem.
Denn ohne laufende Betriebsgenehmigung und ohne Flugleiter bekommen sie ihre Maschinen von dort nicht mehr weg.
Inzwischen haben die Nutzer auch schon ein Schreiben erhalten, das der SZ vorliegt. Darin heißt es, dass die Start- und
Landebahn je nach Witterung gegebenenfalls sogar schon vor dem 31. Dezember nicht mehr genutzt werden könne.
Laut den Stadtwerken Riesa, denen der Platz gehört, wurde bereits vor einem Jahr damit begonnen, einen neuen Betreiber zu
finden. Der Sächsische Rechnungshof hat bei einer langwierigen Prüfung herausgefunden, dass der Platz seit Jahren defizitär ist
und die hohen Zuschüsse nicht mit EU-Recht vereinbar sind. Nutzer des Flugplatzes werfen der Esam eine schlechte
Betriebsführung vor. Der Stadtrat hat sich nach SZ-Informationen in seiner Sitzung am Mittwoch nicht noch einmal mit dem
Thema auseinandergesetzt.
Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/flugleiter-klagen-gegen-esam-3249585.html
16.11.2015 16:58