5 DEN DENKPROZESS BEHERRSCHEN & Was ist Meditation

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Den Denkprozess beherrschen & Was ist
Meditation?
Sich in den Denkprozess (sich selbst beobachtend) einzuschalten, ist für mich natürlich
schwierig, wenn ich mitten im Gespräch bin, wenn ich Verhandlungen führe, wenn ich
konzentriert arbeite. Was hilft, wenn ich in Entscheidungen stehe, aber diese noch ein wenig
hinauszögern kann: Luft anhalten, die angehaltene Luft in den Kopfraum pressen und mir
selbst einen kleinen Schock erzeugen, der das Nervensystem leicht zusammenzucken lässt.
Tief und langsam ausatmen und dann die Luft anhalten; dabei die Situation Revue passieren
lassen; eine wunderbare Hilfe, um vorschnelle oder fehlerhafte Entscheidungen zu
verhindern.
Es geht hier darum, wie bei allen anderen Übungen, die ja lediglich Bewusst-Werdungen sind,
Reiz und Reaktion zu durchtrennen. Der Denkprozess muss sich vom unbewussten
Automatismus lösen, um beherrscht werden zu können. Dazu gibt es zwei grundsätzliche
Möglichkeiten: die Meditation oder das Mantra. Meditation ist das Zurückfahren der Sinne, um
vom lärmenden Außen in die innere Stille zu kommen.
Meditation (1) bedeutet grundsätzlich (wie immer auch die verschiedensten Anweisungen
lauten mögen), die Gehirnfrequenzen in den langsamen Alpha-Wellenbereich zu steuern.
Optimal ist die Schumann-Frequenz von 7,83 Hz. Ich kann sie durch tiefes, ruhiges Atmen mit
gleichzeitigem Loslassen alles Denkens erreichen (was dem Denken sehr missfällt). Es ist
dies gleichzeitig diejenige Frequenz, welche die Erde insgesamt ins Universum sendet.
Meditativ sein heißt also auch, sich in Einklang mit unserer Mutter Erde zu bringen. In diesem
Einklang bin ich, das kleine Menschenkind, eins mit Erde und Kosmos.
Bin ich in diesem Alpha-Zustand, dann sind schon dadurch viele Gedankenmöglichkeiten
ausgeschaltet. Nun schalte ich ab, was jetzt noch an Spannung, an Verstandesunruhe
durchkommt, damit ich „hinter" die Gedanken gelange, damit ich von ihnen weitgehend frei
werde.
Das Mantra, das ich zwischen Reiz und Reaktion schiebe - als Anweisung, als Bitte, als
Glaubenssatz usw. - jedenfalls als feste Formel, und sei es nur ein einziges Wort -, hält den
Geist davon ab, gemäß seiner Konditionierung zu funktionieren. In der Stille ein Mantra
denken oder leise rezitieren ist ebenfalls Meditation!
Als Kinder hat man uns gesagt, wir sollen „Schäfchen zählen", wenn wir nicht einschlafen
konnten: „eins, zwei, drei, vier" und immer wieder von vorne
das ist bereits ein Mantra, ein
immer wieder wiederholte Formel. Daran ist ganz und gar nichts „Heiliges" - aber diese
Formel, wie immer sie heißt (wie immer sie für mich wichtig und richtig ist), sie ist eine
Autosuggestion, die scharf wie eine Rasierklinge sein kann. Sie kann negative Strukturen
zerstören und in Übereinstimmung mit meiner inneren Energie positive Strukturen aufbaut.
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Ein Mantra innerlich rezitieren heißt, das umherschwirrende Denken anzuhalten, damit ich zur
Intuition vorstoßen kann, zur Anbindung an die allumfassende Intelligenz. Diese kurz gefasste
wiederholte Anweisung ist ein Geistbefehl, gemäß meiner Intension, gemäß meines
Sein-Wollens. Es ist ein Glaubenssatz, ein Wirksatz mit einer tiefen, inneren Zielsetzung. Das
lapidar erscheinende „Eins, zwei drei vier" als Beispiel, ist lediglich ein
sprachliches/gedankliches Symbol meiner dahinter liegenden, nonverbalen Zielrichtung.
Mein Sein-Wollen brennt sich durch dauernde Wiederholung in mein energetisches Feld ein,
um dann in Rückkoppelung bis in die Zellebene hinein zu wirken.
Nehme ich meinen Herzschlag als Taktung zur Hilfe, dann verstärke ich enorm das Kraftfeld,
das sich in mir erzeugt: Jede Silbe, und die Pausen dazwischen, lege ich auf einen Schlag
meines Herzens! Das gibt zum Ersten meinem Verstand eine Aufgabe (er bekommt ja so
gerne Aufgaben zugewiesen), zweitens gelange ich schneller in ein ruhiges, autosuggestives
Geschehen.
Ein Mantra kann ich natürlich erweitern, zu einem möglichst kurzen Satz, zu einem Wirksatz
von wenigen Silben. Er muss so genau wie möglich formuliert sein.
Interpretationsmöglichkeiten sind zu meiden, genau wie Negativformulierungen. Niemals: „Ich
will nicht krank sein", sondern „Ich will gesund sein." Das Unterbewusstsein ignoriert das
„Nicht", sagen die Hirnforscher, also streichen wir das „Nicht" gänzlich aus unseren
Wirksätzen.
In der Meditation versuche ich einen Abstieg in die Tiefe meines Bewusstseins, dort wo meine
Gedanken ihren Ursprung haben und zerreiße in aller Stille die quälenden Gedankenketten.
Gerade die tief eingegrabenen Gedanken der Sucht (2)sind sehr schwer zu identifizieren, weil
sie mit einem ungeheuren Trick arbeiten: sie behaupten einfach, sie seien nicht
fremdbestimmt, sie seien mein eigenes Ich. Sie überwältigen mich so stark, dass ich gegen
meinen eigenen ursprünglichen Vorsatz handle, um von diesem Druck freizukommen. Auch
hier gilt der Grundsatz: Anschauen, hineinversetzen, annehmen, erkennen. Niemals kommt
eine Befreiung aus dem Widerstand heraus, sondern aus dem Verstehen.
Über die Körperhaltung in der Meditation wurde und wird viel geschrieben. Mir erscheint eine
einzige Vorschrift sinnvoll, nämlich die, dass der Rücken nicht gekrümmt sein darf, um die
Energien frei fließen zu lassen. Es geht hier nicht um eine Körperhaltung, es geht letztendlich
um eine Lebenshaltung. Die Taoisten sagen sogar, dass alles Sitzen letztendlich nur eine
äußerliche Gebärde sei. Es geht darum, den Geist des Tao/Gottes/Das-Da-Was-Ist zu leben.
Natürlich muss man schon sehr weit auf dem Weg gekommen sein, um die Übung einer
Stille-Meditation im Sitzen oder im Liegen nicht mehr zu benötigen, aber grundsätzlich ist dem
zuzustimmen!
Allein und umfassend geht es darum, den Denkprozess zu beherrschen (um diesen dann in
der nächsten Stufe zu überwinden). Dann kommt die irreale Zeitschiene zum Stillstand. Die
Vergangenheitslinie schrumpft von der einen Seite ein, die Zukunftslinie schrumpft von der
anderen Seite ein; zurück und dauerhaft und erlebbar vorhanden bleibt der Punkt des Jetzt. In
diesem Jetztpunkt gibt es noch Schmerz (er wird uns nie verlassen, auf diesem Planeten),
aber kein Leid mehr und keine Sorgen. In diesem Punkt leben zu können, das ist Meditation.
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Die Übung, meinen Gedankenkanal zu „verstopfen", damit kein weiterer Gedanke mehr
hindurchkommt, kann visualisiert werden, indem ich übe, nur noch einen Gedanken zu haben,
einen übergeordneten Gedanken, einen „stehenden" Gedanken, welcher den Weiterfluss
blockiert. Da ich weiß, dass Denken bedeutet, dass ein Gedanke den anderen ablöst,
installiere ich einen übergeordneten Gedanken, der unverrückbar steht - dann hört das
Denken auf; das Denksystem ist lahmgelegt.
Damit dieser übergeordnete Gedanke nicht gleich wieder wegtaucht, denke ich ihn mir als Bild
oder ich formuliere ihn als Mantra, als Wirksatz. Ich probiere es mit „Ich liebe mich", oder mit
einem Ein-Wort-Satz,
dessen Qualität gerade jetzt gebraucht wird: „Gelassenheit", „Stille", „Ruhe", usw. usw. Aber
auch in der Nacht, bei Einschlafproblemen: „Ich-will-tief-schlafen", oder:
„Ich-denke-wieder-morgen-früh." Wie gesagt, jede Silbe ist zur Verstärkung auf einen
Herzschlag zu legen.
Die somatische Auswirkung lässt nicht auf sich warten: mein Blutdruck normalisiert sich, mein
Herzschlag verlangsamt sich, das vegetative Nervensystem ordnet sich, die Körpersäfte
werden optimal erzeugt und fließen - und mit ihnen leiten sich die Schadstoffe aus. Die
zellularen Regelkreise optimieren sich und heben die körpereigene Elektrizität an. Das Licht in
den Zellkernen verdichtet sich und „schießt" die Verunreinigungspartikel in die Lymph- und
Schweißbahnen und ins Blut. Kurz: mein Selbstheilungssystem ist hochaktiv und das, was
man Krankheit nennt, hat keine Chance.
Die Umsetzung dieser „Gedanken-Anhalt-Übung" auf das tägliche Leben heißt Einfachheit,
heißt So-sein, heißt Da-sein. Ich bin einfach da, ich lebe .einfach so', ohne eine Bedeutung
darüber hinaus. Ich weiß, dass ich eines Tages verschwunden sein werde, so, als wäre ich nie
gewesen. Alle gehabten Daseinsprobleme sind dann mit verschwunden, für immer, für die
Ewigkeit; sie sind eigentlich nie gewesen.
Und so habe ich auch keine Bedürfnisse mehr die Welt zu erklären und lebe gänzlich
gewöhnlich und einfach. Ich erfülle mir die Bedürfnisse meines Körpers, meines Geistes und
suche Schönheit und Stille. Meine Wünsche schaue ich mir genau an und rufe gezielt herbei,
was ich mir ausgewählt habe. Ich warte, bis dieser Wunsch sich realisiert und freue mich an
jenen Freuden, die mir der Tag und die Nacht bieten. Mein größtes Glück sind Menschen, die
zu mir resonant sind und mit denen ich mein Da-sein so wortfrei wie möglich teilen kann.
Welch ein wunderbares Geschenk, wenn sich das Glück vermehrfacht, einfach so.
Und nun aber die gute Frage: „Was ist mit der Zukunftsplanung?" Ich muss mein Nachher
gestalten, mein Morgen, mein Übermorgen! Ich muss planen, ob ich die neue Arbeitsstelle
annehme, ob ich mich nun endgültig von diesem Menschen trenne, ob ich dahin oder dorthin
in Urlaub fahre. Was ist mit meiner notwendigen Lebensplanung, wenn ich alles dem
Augenblick überlasse?
Wenn ich mich von allen Konditionierungen habe lösen können, dann beginnt tatsächlich eine
sehr, sehr aufregende Zeit, „die Reise in mir", „die Reise meines Selbst", oder, wie die Sufis
sagen: „Die Reise in Gott". Ich selbst, aus meiner eigenen Empfindung und Erfahrung heraus,
nenne sie „Die Reise im Tao".
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Wie sich diese Reise mit all den notwendigen täglichen Entscheidungen selbst plant, wie
diese Planungen dann die optimalsten Ergebnisse zeigen, gerade dies lernen wir von den
alten Taoisten, die darin Meister waren.
Dank den Erkenntnissen der Quantenphysik und dem Bild des „Alle-Möglichkeiten-Feldes"
oder des „Alle-Möglichkeiten-Netzes", werden aus den „alten" Taoisten top-aktuelle Physiker.
Alte Weisheitslehren und modernstes Wissen verschmelzen zu einer praktikablen
Lebensweise, die alles erfüllt, was wir zu einem gelungenen Leben benötigen.
(1) Hier sollte man auch an die gesellschaftlich anerkannten Süchte denken wie Arbeitssucht,
Gewinnsucht, Ehrsucht usw.
Angewandte Selbstheilung Was ist Meditation?
Meditation, der Weg zur inneren Freiheit, geschieht traditionell, indem ich mich hinsetze, ganz
in Ruhe und Versunkenheit und meine äußeren Sinne abschalte, um zu meinem Innern zu
gelangen.
Meditation bereitet mich auf eine zielgerichtete Handlungsebene vor, begleitet mich auf der
Handlungsebene und wird dann, im Endpunkt, zur Handlungsebene. Dadurch wird das ganze
Leben zur Meditation. Dies ist das Ziel, das es zu erreichen gilt.
Meditation ist
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•
zielgerichtet leben
•
ein effektiver Weg, sich vom Stress des Lebens zu befreien. (Ich entsorge jeden
Abend den Stress des Tages und jeden Morgen den Traummüll meines
Unterbewussten).
•
das Stoppen schädlicher Aktivitäten des Lebens. Jede Einstellung kann verändert
werde, jede Gewohnheit kann rückgängig gemacht werden, jede persönliche Schuld
kann in Positives verwandelt werden. Es gibt keine Problematik, die nicht gelöst
werden kann.
•
das Erkennen entstehender Konflikte weit im Vorfeld. Das Prinzip ist, erst gar nicht in
eine Problemsituation hineinzukommen, aus der man sich dann meist mühsam
herausarbeiten muss. Aus „Lao Tse: „Man muss auf eine Sache einwirken, bevor sie
entsteht". Und: „Man muss eine Sache ordnen, bevor sie verwirrt ist".
•
das Erkennen, was mich krank macht: somatisch - hauptsächlich die Art der Nahrung
und die Lebensweise; geistig - Wut, Groll, Feindseligkeit, Ungeduld, Eifersucht,
Konkurrenzdenken, Sorgen, fehlende Lebensziele, Problemüberhäufung.
•
das Verändern körperlicher Gesundheits-Probleme. Bestehende Krankheiten werden
mit dem Geist beseitigt, Krankheiten, die auf dem Weg sind, werden gestoppt.
Eine Krankheit ist immer das Ergebnis zerstörerischer Denk- und Lebensgewohnheiten
(vorausgesetzt wir sind gesund geboren).
In der Meditation beten wir nicht, wir haben keine „Gesichter", haben auch keine Phantasien
von höheren Wesen, von Geistwesen usw. Wir bekommen auch keine „Durchsagen" aus der
geistigen Welt, wir sind auch kein „Kanal" von irgendetwas, das außerhalb von uns wäre.
In der Meditation gibt es nichts zu glauben im Sinne der herrschenden Religionen. Es gibt
Menschen, die diesen Weg vor mir gegangen sind, die ich um Rat fragen kann, die mir ihren
Weg nahebringen, es gibt aber niemals eine Nachahmungsvorschrift.
Meditation schafft Zugang zu meiner inneren Kraft, die mir dann hilft, meine Probleme selbst
im Außen zu lösen. Irgendwann entstehen dann gar keine Probleme mehr, die man lösen
müsste. Irgendwann sind auch keine Fragen mehr zu beantworten, weil das Fragen aufgehört
hart.
Meditation ist eine Art innerer Erkundung, eine Suche nach der Antwort auf die tiefe Frage:
Wer bin ich?
Meditation ist keine Psychoanalyse. Die meisten Menschen, die ihr Leben verändern wollen,
versuchen die Vergangenheit zu rekonstruieren. Sie finden darin die Begründungen für ihre
jetzigen Probleme. Das kann hilfreich sein. Prinzipiell ist es sinnlos zu wissen, wer mir wann
was angetan hat. Es ist nicht wirklich wichtig, warum etwas ist - es ist von enormer Wichtigkeit
wie ich da herauskomme.
Die Vergangenheit ist tot, mausetot. Es gibt keine Vergangenheit. Sie wird nur dann lebendig,
wenn ich ihr im Jetzt Macht gebe, wenn ich sie im Jetzt wiederkäue. Das Denken meines
Gehirns, mein Geist, bewegt sich ausschließlich in der Vergangenheit. Im Jetztmoment gibt es
nichts zu denken. Im Jetztmoment der Stille habe ich die Möglichkeit, zur Intuition vorzustoße,
die außerhalb meines Geistes liegt.
Ich lasse die Vergangenheit los und lasse Zukunft nicht zu. Da sich Zukunft aus meinen
Entscheidungen im Jetztpunkt entwickelt („ausfaltet"), gilt meine ganze Aufmerksamkeit der
Gegenwart. Wie meine Zukunft sein wird, entscheidet sich ganz allein in der Gegenwart, im
Jetzt. Ich sehe und empfinde, tief im Jetzt, was sich um mich und in mir ereignet. Ich erkenne,
ohne zu vergleichen, zu bewerten oder zu beurteilen. Dann verstehe ich. Das ist ein Leben in
Meditation: Ich verstehe mich selbst. Mehr ist in diesem Leben nicht zu erreichen.
Aus dem Manuskript von Walter Häge; geplanter Titel:
„Ich heile mich selbst! Wege zur Heilung über den Geist“
© Walter Häge
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