vv semaphor Klassiker der Eisenbahnen CHF 26.50 / e 22.– Herbst 2015 des e s i e ahnr on 1963 B r e z ei . Karlss w h c Die S eden L.O Schw Der Dampfbetrieb auf der Strecke Genève–La Plaine bis ins Jahr 1956 Das Fahrzeugporträt: Die elf SBB-Speisewagen der Einheitsbauart I (EW I) «Zu meines Vaters Zeit»: unterwegs mit der Ce 6/8 I 14 201 als Bremsversuchslok Editorial Inhaltsverzeichnis Titelbilder Seine erste von mittlerweile über 30(!) Schweizer Touren führte den schwedischen Bahnfreund und -fotografen Lars Olov Karlsson u. a. ins SBB-Depot Zürich, wo er am 14. Juli 1963 gleich mehrere Dampflokomotiven antraf – hier das «Tigerli» E 3/3 8533 und den «Elefant» C 5/6 2954. Foto Lars Olov Karlsson Die drei kleinen Bilder stammen von Joseph ZimmerMeylan/Slg. Bibliothèque de Genève, Urs G. Berger und Hans Schneeberger. Semaphor im Internet Beachten Sie auch unsere Homepage www.semaphor.ch Poster, Seiten 28/29 24. Februar 1976, 09.09 Uhr, kurz vor dem Bahnhof BlauseeMitholz: Der Dienstzug 81020 Bern–Spiez–Domodossola ist mit den Elektrolok-Veteranen Ce 6/8 I 14 201 und Be 4/6 12339 bespannt. Am Zielort wird die Be 4/6 dann gegen die FS-Drehstromlok E 431.037 ausgetauscht. Oben, über der Ce 6/8 I, thront die Felsenburg. Foto Christian Zellweger 2 Erinnern Sie sich noch an mein Editorial in der Ausgabe «Frühling 2015»? Dort schwärmte ich davon, wie stimmungsvoll früher die Papiertäschchen sein konnten, in denen im Fotofachgeschäft einem die bestellten Bilder überreicht wurden. Zur Illustration des Gesagten druckten wir ein derartiges Täschchen gleich mit ab – bekanntlich «sagt» ein Bild ja mehr aus als tausend Worte! Während den Vorbereitungsarbeiten zur Semaphor-Ausgabe «Herbst 2015», händigte mir der Eisenbahnfotograf Karl Stebler leihweise seine Negative aus, welche er Mitte der 1950er-Jahre im Raume Genf vom SBB-Dampfbetrieb angefertigt hatte. Diese Kleinbildfilmstreifen stecken vorbildlich geschützt in faltbaren Negativtaschen, welche sich handorgelartig ausfalten und auf dem Leuchtpult studieren lassen. Eines dieser Negativtäschchen ist sogar mit zeitgenössischer Werbung versehen. Semaphor-Ausgabe Nr. 45 Lars Olov Karlssons Schweizer Reise von 1963 Seite 3 Damals und heute: Hölstein Süd, auf der WB Seite 11 Die Speisewagen der Einheitsbauart EW I Seite 12 Literatur-Hinweise Poster Seite 27 Seiten 28 und 29 Zu meines Vaters Zeit: Ce 6/8 I 14 201 als Bremsversuchslokomotive Seite 30 Dampfbetrieb Genève-La Plaine Seite 40 Das besondere Bild Seite 54 In derartigen Täschchen bewahren engagierte (Eisenbahn-)Fotografen ihre NegativSchätze auf – hier ein Kleinbild-Exemplar aus dem Jahre 1956. Slg. Karl Stebler Dia-Vorführungen, wie hier im Bild, lösen bei mir unterschiedliche Erinnerungen aus, gehörten derartige Präsentationen doch lange Zeit zum guten gesellschaftlichen Ton: Wer ab den späten 1950er-Jahren reiste, der hatte gefälligst zu fotografieren – ob er’s konnte oder nicht. Wieder zuhause, beglückte, langweilte oder «folterte» man Verwandte und Freunde mit seinen Dias, schwankte das Niveau der mittels Projektor auf die Leinwand gestrahlten Bilder doch von «hervorragend» über «na ja…» bis zu «miserabel». Zu «miserabel» fällt mir ein ganzer Katalog von «Sünden» ein: unter- oder überbelichtet, verwackelt, Kamera schräg gehalten, schlechter Ausschnitt («Füsse von Tante Emma ‹abgeschnitten›»), zu oft das gleiche Motiv fotografiert («schon wieder die Tante Emma»), Dia um 90º verkehrt ins Magazin gesteckt – und so weiter und so fort. Ich habe aber auch tolle Erinnerungen an Dia-Vorführungen. Dafür ist zur Hauptsache mein Sekundarschul-Geographielehrer Bernhard Junger verantwortlich. Er fotografierte hervorragend und brachte uns mit seinen Bildern die «grosse weite Welt» näher. Dieses Editorial ist somit ein spätes, aber grosses Merci an ihn. Und was mich auch begeistert: Irgendwie phänomenal, was für Gedanken ein älteres Negativtäschchen in mir zu wecken vermag! Ich wünsche wiederum viel Lese- und Betrachtungsvergnügen Redaktor und Herausgeber Vorschau Seite 55 Impressum Seite 55 Zugschluss Seite 56 Teil 3 der SeTB-Trilogie Aus Platzgründen mussten wir den bereits vorangekündigten Beitrag über die 1985/1986 nach Österreich verkauften drei Ex-Sernftalbahn-Triebwagen (SeTB) in unsere Ausgabe «Winter 2015» verschieben. Buch-Tipp Sonderausgabe Beim Buch-Tipp, «Auf Schienen durch Italien» von Hansjürg Rohrer, hat sich ein Druckfehler eingeschlichen. Die korrekte Mailadresse für das empfehlenswerte Werk lautet: [email protected] Hansjürg Rohrer, Sandhubel 49, CH-3257 Ammerzwil Lars Olov Karlssons Schweizer Reise von 1963 Der Autor dieses Beitrags, Lars Olov Karlsson, im Führerstand der C 5/6 2961 in Zürich am 14. Juli 1963. 1963 unternahm der 21-jährige schwedische Eisenbahnfreund Lars Olov Karlsson seine erste Reise in die Schweiz, wo er gemeinsam mit seinem Schweizer Kollegen Hans Schneeberger die hiesigen Bahnen ausgiebig erkundete. Bildautor Alle Bilder dieses Beitrages stammen von Lars Olov Karlsson «Semaphor» hat Lars Olov Karlsson gebeten, seine Reiseerlebnisse von 1963 im Bahnland Schweiz sowie die Geschichte zu der schwedisch-schweizerischen «Eisenbahnerfreundschaft» mit Hans Schneeberger festzuhalten. Seine in deutscher Sprache abgefasste Reportage präsentieren wir Ihnen (bewusst) im Original, d.h. mit dem nordischen und sehr charmanten Sprachakzent. Zudem haben wir uns erlaubt, einige, den Text gliedernde, Zwischentitel einzufügen. Vom Studenten zum Museumsdirektor Im Sommer 1960 war ich 18 Jahre alt. Ich besuchte, wie oft, den Modellteil im Schwedischen Eisenbahnmuseum in Stockholm. Damals gab es zwei Abteilungen: den Modellteil im Zentrum und die Lok- und Wagenhalle aussen vor der Stadt. Wie immer waren es nicht viele Besucher im Museum, aber es kam ein Ausländer. Der Museumsbeamte konnte keine Fremdsprachen, so wurde ich zum Übersetzer. Der Ausländer war aus der Schweiz und er war Hans Schneeberger. Er war angestellt bei der SBB und wir hatten ein sehr nettes Gespräch (ich glaube in English weil mein Deutsch damals schlecht war). Was wir damals im Museum nicht wussten, war, dass ich 30 Jahre später Direktor des Museums werde. Wir waren beide Lokfotografen, und wir wechselten Adresse und leiteten einen Brief- und Fotowechsel ein. Meine steigende Sammlung von Schweizerischen Fotos weckte mein Interesse für die Bahnen in diesem für mich exotischen Land. In 1963 war ich mit der Schule fertig. Später in diesem Jahr sollte ich meinen Militärdienst machen. Warum jedoch nicht erst Europa und seine Eisenbahn sehen? Mit Hauptziel Schweiz, und ich war freundlich eingeladen zu Schneebergers Heim in Zollikofen. Und Hans Schneeberger machte einen wochenlangen Reiseplan, teilweise nach meinen Wünschen, teilweise was er mir zeigen wollte. Via Umweg von Schweden in die Schweiz Meine Reise führte durch Ost-Deutschland (Deutsche Demokratische Republik) von Sassnitz über Berlin mit dem Schnelltriebwagen «Vindobona» nach Wien. In 3 Damals und heute: Hölstein Süd, auf der WB Im Kanton Basel-Landschaft wird derzeit (2015) heftig darüber diskutiert, welche Spurweite die zukünftige und modernisierte Waldenburgerbahn (WB) dereinst haben soll: bisher 750 mm, oder neu 1000 mm. Losgelöst davon begeben wir uns auf eine Zeitreise: Nach 27 Jahren «Pause», davon 14 als Denkmallok im Bahnhof Liestal, dampfte die G 3/3 5 «G. Thommen» am 24. März 1980 in ihr zweites «Leben»; hier anlässlich der Probefahrt, zusammen mit dem G 204. Foto Daniel Heer Der WB-«Projektleiter Technik», welcher aushilfsweise auch im Fahrdienst arbeitete, absolvierte am 16. August 2015 seine letzte Talfahrt als Triebfahrzeugführer – mittlerweile arbeitet er bei einem anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen. Zu Ehren seiner langjährigen Tätigkeit wurde WB-Zug 3155 an diesem Tag in «TEE 3155 PRINZ PHILIPP» umbenannt. Verändert hat sich aber auch das Umfeld: So «mutierte» der einstige Gasthof «Eintracht» zum Wohnhaus. Foto Urs G. Berger 11 Die Speisewagen der Einheitsbauart EW I Wir beginnen Teil 2 unseres Beitrags über die Speisewagen des Typs EW I mit einer Aufnahme, welche 1964 ein derartiges Fahrzeug weitgehend im ursprünglichen Zustand mit Faltenbälgen bei Weesen zeigt. Heute windet sich die Strecke nicht mehr dem Walensee entlang, sondern führt über die Gäsibrücke durch den 3955 m langen Kerenzerbergtunnel. Foto SBB Historic Die Geschichte der SBB-Speisewagen ist bis heute erst teilweise aufgearbeitet worden, u. a. im Buchklassiker «Die Leichtstahlwagen der SBB» von Karl Emmenegger (PharosVerlag, Basel, 1997). Unser zweiteiliger Beitrag hingegen widmet sich den etwas jüngeren Speisewagen vom Typ EW I. 12 In der Semaphor-Ausgabe «Sommer 2015» berichteten wir über das «Zeitfenster» 1958–1972 im «Leben» der EW I-Speisewagen, respektive vom Zeitpunkt ihrer Ablieferung bis vor dem Umbau der Stirnpartien. Dieser Modernisierungsschub setzte 1973 ein und beinhaltete auch den Ersatz der Faltenbälge durch Gummiwulste. Im Folgenden gehen wir auf die Zeit ab 1973 ein, welche primär durch eine enorme Variation von Aussenanstrichen geprägt war. Diverse Umbauten und Modernisierungen Die EW I-Speisewagen durchliefen, wie schon die Leichtstahl-Speisewagen, mehrere Umbauund Modernisierungsphasen. Die Wichtigsten davon lassen sich wie folgt zusammenfassen: – In den 1960er-Jahren erhielten die sieben Fahrzeuge von 1958 Übersetzfenster – wie die vier 1961 in Betrieb genommenen Speisewagen – Von 1973 bis 1980 änderten an allen Wagen die Stirnpartien: Die Faltenbälge wurden ersetzt durch Gummiwulste. Wegen starken Korrosionsschäden an den Unterseiten der drei Küchenfenster – bedingt durch die Position der beiden Rüstflächen – wurden die Fenster verkleinert. Ebenso bereiteten die SBB bis 1975 sechs EW I-WR für die Aufnahme der AZDK (Automatische Zug- und Druckkupplung) vor. Die ab 1978 hauptrevidierten Wagen hingegen behielten ihre alten Kopfstücke mit der konventionellen Hakenkupplung – Um eine bessere Laufruhe zu erzielen, setzte man die elf Fahrzeuge in den Jahren 1975/76 auf neue Drehgestelle der Bauart SWP 71 – In den 1970er-Jahren nahmen die Schwierigkeiten, genügend qualifiziertes Personal für die rollende Gastronomie zu finden, laufend zu. Deswegen wurden anno 1975 drei WR zu Selbstbedienungsspeisewagen Typ «Self-Service» umgebaut (die ursprünglichen Nrn. 10127, 10128, 10129). Dafür musste allerdings die Fensteranordnung angepasst werden. Gleichzeitig erhielten die Fahrzeuge einen Neuanstrich in hellerem Rot («Signalrot» RAL 3001) mit hellgrauen Zierlinien («Kieselgrau» RAL7032). Zudem wurde die Innenein- Zu meines Vaters Zeit: Ce 6/8 I 14201 als Bremsversuchslok Die letzten 10 Jahre der Bremsversuchslok Ce 6/8 I 14 201 in betriebsfähigem Zustand waren geprägt von zahlreichen «Abschiedsfahrten» und dem Ringen um die Zukunft des letzten erhaltenen Prototyps aus den Anfängen der Elektrifikation von 1918. 30 Nach der letzten regulären Revision im 1967 wurde 1974 bei der Ce 6/8 I 14201 erneut eine R1 fällig. Aufgrund der geringen Laufleistung sowie der limitierten Mittel, die zur Verfügung standen, entschloss man sich in Absprache mit der kulanten HW Yverdon, an der Lok eine Art Bedarfsausbesserung vorzunehmen. Weil eine solche Revision offiziell nicht vorgesehen war, einigte man sich auch auf eine Anschrift am Führerstand mit «Rev. Yverdon 1974». Im März 1975 konnten diverse Ersatzteile aus der ausrangierten Be 4/6 12305 für Ce 6/8 I 14201 gewonnen werden. Hierzu wurde in der HW Bellinzona eigens für diese Aktion der Gklm-v 2085 114 4811-9 «beschlagnahmt» und beladen mit Reservematerial ins Depot Fribourg spediert. Hans Schneeberger legte Wert darauf, den Inhalt des Wagens mit «Ersatzteile für Ce 6/8 I 14201» zu beschriften, «damit nicht eines Tages jemand in Unkenntnis der Dinge die ‹Antiquitäten› verschrottet.» Die Liste der zu behändigenden Teile aus der Be 4/6 enthielt unter anderem Folgendes: – beide Wendeschalter – Überschaltwiderstände für Stufen– Stufenschalter komplett schalter – Ölpumpe samt Motor – 3 Loklaternen – 2 Ventilatormotoren samt Ventilatorrädern – 2 pneumatische Scheibenwischer – beide Lokpfeifen – beide Steuerventile – sämtliche Relais – 1 Satz Bürstenhalter und Kohlebürsten – beide Kompressoren von Triebmotor. Morgens um 08.30 Uhr am 24. Februar 1976 fotografierten Christian Zellweger und Ralph Schorno vor Frutigen den Dienstzug 81020 mit der Ce 6/8 I 14201 und der Be 4/6 12339 von Bern nach Domodossola. Am Zielort wurde die Be 4/6 ausgetauscht gegen die FS-Drehstromlok E431.037. Bild oben: Am 24. September 1975 organisierten die SBB eine Pressefahrt mit der Ce 6/8 I 14201 zur Ablieferung der 5000. SLM-Lokomotive. Um 08.45 Uhr stand die Ce 6/8 I mit ihrem Zug 82019 Bern– Winterthur für einen kurzen Kontrollhalt vor der alten, hölzernen Bahnhofhalle in Aarburg-Oftringen. Foto Hans Schneeberger Dokument oben rechts: Erste Seite des Lokdossiers der Ce 6/8 I 14201, das nach offizieller Ausrangierung der Lokomotive im 1982 zur Aufbewahrung an Hans Schneeberger übergeben worden ist. Slg. Hans Schneeberger Alle Ersatzteile wurden übrigens nach Stillegung der Ce 6/8 I im 1982 in die HW Yverdon spediert und dort samt Gklm verschrottet! Im Popularitätshoch der Nostalgiewelle Ab Mitte der 1970er Jahre wurde die Ce 6/8 I immer weniger für Bremsversuchsfahrten benötigt. Hingegen wurde mit der anrollenden Nostalgiewelle das Interesse an der Lok und an deren Erhaltung immer grösser. Hans Schneeberger anerbot sich mit «seiner» Ce 6/8 I gerne für Überführungen von historischen Fahrzeugen. Diese Fahrten wurden jeweilen von zahlreichen Eisenbahnfotografen verfolgt und die Lok, mit ihrem damals noch einzigartigen braunen Anstrich, wurde ein rollender «Promi» auf dem Schienennetz der SBB. Als die Ce 6/8 I 14201 im September 1975 vom Generalsekretariat SBB offiziell als Zuglok für eine Pressefahrt von Winterthur nach Neuhausen «zur Orientierung über den Bau der Re 6/6 Lokomotiven» angefordert wurde, da war endgültig klar, dass Hans Schneeberger – mit Hilfe der ihn unterstützenden Kollegen – sein ursprüngliches Ziel, die Verschrottung der Lok zu verhindern, wohl erreicht hatte. Der für die erwähnte Pressefahrt verantwortliche und mit 31 Dampfbetrieb Genève–La Plaine Am 12. Juli 1945 durchfährt ein schwerer Güterzug mit Importware aus Frankreich den Personenbahnhof Genève-Cornavin und wird umgehend sein Ziel, den gleichnamigen Güterbahnhof, erreichen. An der Spitze der langen Wagenschlange stehen zwei C 5/6 im Einsatz – siehe dazu auch Kapitel «C 5/6 und C 4/5 fuhren weit nach Frankreich hinein» auf Seite 53. Foto SBB Historic Während beinahe 100 Jahren herrschte auf der Strecke Genève– La Plaine Dampfbetrieb. Nachfolgend setzt sich Daniel Ammann mit diesem Teil unserer Bahngeschichte auseinander. Nach langen und zähen Verhandlungen fiel 1854 der wegweisende Entschluss, im Genfer Quartier Cornavin einen gemeinsamen Bahnhof für die Bahnlinien von Lyon und Lausanne her zu errichten, und zwar in Form eines Durchgangsbahnhofs. Erbaut wurde die Strecke Genève–Bellegarde von der «Compagnie du Chemin de fer de Lyon à Genève», eingeweiht hingegen wurde sie am 16. März 1858 durch die Nachfolgegesellschaft PLM «Compagnie de chemin de fer de Paris à Lyon et à la Méditerranée» (Eröffnung 19. März 1858). Demgegenüber konnte die «Schweizer Strecke» von Versoix her erst drei Monate später, am 18. Juni 1858, eingeweiht werden (Eröffnung 25. Juni 1858). Die Dampflokomotiven der PLM führten ihre Züge bis Genève. Auf die Eröffnung von 1858 hin liess das französische Bahnunternehmen hier auch einen geschlossenen, zeitlebens «Rotonde PLM» genannten Rundschuppen bauen. Dieser blieb mehr als 100 Jahre bestehen – und zwar bis in den Spätherbst 1966. Von der Französischen PLM zu den Schweizerischen Bundesbahnen Auf Ende 1912 wechselte der vollständig auf Schweizer Boden liegende Streckenabschnitt Genève–La Plaine in den Besitz des Kantons Genf. Seither, also ab 1. Januar 1913, herrscht auf diesen 15 Kilometern ein Mischbetrieb mit Bahnen zweier Nationen – eine Betriebsform, welche bis heute anhält und in dieser Art in unserem Fortsetzung auf Seite 50 40 Vorschau auf Semaphor Winter 2015 Erscheint Mitte Dezember 2015 Genève–La Plaine: wenn «nichts mehr ging», schlug die Stunde der «Far West»-Züge In den letzten Semaphor-Quartalsausgaben stellten wir die auf der Linie von Genève nach La Plaine (Grenzbahnhof zu Frankreich) eingesetzten SBB-Triebfahrzeuge vor, und zwar: die 5 Gleichstrom-Triebzüge Bem 550 («Winter 2014») die 2 Gleichstrom-Pendel BFe 4/4 II + ABt («Frühling 2015») die Dreistromlok Ae 4/6 III 10851 («Sommer 2015») die Dampfloks sowie die Am 4/4 1001 («Herbst 2015»). Unser nächster Beitrag erläutert, was jeweils dann passierte, wenn keines dieser Streckentriebfahrzeuge verfügbar war. Bilder vom GotthardStückgüterzug 16627, gezogen von Be 4/6, Ce 6/8 oder Be 6/8 In den 1970er-Jahren reparierte das Handwerkerteam der SBB-Hauptwerkstätte Bellinzona mit unterschiedlich grosser Begeisterung die letzten der damals noch aktiven Be 4/6 und «Krokodile» (Rangier-Ce 6/8 II, Be 6/8 II, Be 6/8 III). Für den Rücktransfer in die Deutschschweiz liess man die Loks aber nicht einfach leer via Gotthard nordwärts fahren, sondern teilte ihnen meist einen leichten Stückgüterzug zu: den bei Eisenbahnfotografen unvergessenen 16627. Wir halten Rückschau und schwelgen in +/- 40-jährigen Erinnerungen. Reminiszenzen zur Geschichte der «Röthenbacher Säge» Die Ce 6/6 14101, auch «Röthenbacher Säge» genannt, gehörte lediglich von 1919 bis 1937 zum SBB-Bestand. Dann erfolgte ihre Ausrangierung, anschliessend ihr Abbruch. Weil in dieser Zeit sowohl das Fotografieren von Lokomotiven als auch das Archivieren von Dokumenten noch kaum praktiziert wurde, existieren nur sehr wenige Unterlagen über diese Maschine. Trotzdem, oder wohl gerade deshalb, haben wir ausgiebig gesucht – und sind fündig geworden. Folgerichtig präsentieren wir die «gehobenen Schätze» nun auch unseren Lesern. Impressum «Semaphor» – Klassiker der Eisenbahnen; 11. Jahrgang 2015 Druck Erscheint 5x: März, Juni, August, Oktober und Dezember Abonnementspreis Schweiz CHF 99.–; Europäische Union e 82.– Herausgeber Christian Zellweger Einzelnummer Schweiz CHF 26.50; Europäische Union e 22.– ISSN-Nr. 1661-576X Verlag/Redaktion Semaphor GmbH Falkenriedweg 37, CH-3032 Hinterkappelen Homepage: www.semaphor.ch Mail: [email protected] Telefon: +41 (0)31 901 31 76 Redaktion Christian Zellweger Hans Schneeberger Abonnemente Dietschi Print&Design AG Ziegelfeldstrasse 60, CH-4601 Olten Telefon: +41 (0)62 205 75 75 (Zentrale) Mail: [email protected] Grafik Peter Merz Layout, Satz, Bild Walter Hunn Dietschi Print&Design AG, Olten Filme, Dias und Fotos altern je nach Produkt und Lagerung unterschiedlich. Wir korrigieren die Farben lediglich dann, wenn das Sinn macht – und nur sanft. Aus Gründen der Authentizität belassen wir in der Regel auch alterungsbedingte Fehler wie rote Punkte in der Filmschicht u.ä. Nachdrucke, Reproduktionen oder sonstige Vervielfältigungen – auch auszugsweise und mit Hilfe elektronischer Datenträger – sind nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung der Redaktion sowie des Autors oder Inhabers der Sammlung, aus der das Dokument stammt, möglich. Zudem bitten wir um Verständnis dafür, dass wir keine Originalabzüge oder digitale Daten der abgedruckten Bilder oder die Adressen des Fotografen/ Sammlers liefern können. 55 Zugschluss «Herbstzeit ist Zuckerrübenzeit!» Der Transport vom landwirtschaftlichen Acker zum nächstgelegenen Bahnhof erfolgt seit jeher auf den örtlichen Strassen, wobei ein geeigneter Umschlagplatz sich mittlerweile recht weit vom Bauerngut entfernt befinden kann. Und zwar deshalb, weil die Eisenbahnmanager zahlreiche der kleinen, ländlichen Bahnhöfe zu Stationen ohne Ausweich-, Anschluss- und Stumpengleise degradiert haben – alles im Namen der von ihnen propagierten «schlanken Infrastruktur». Was dem Bild fehlt, ist eine verbindliche DatumsAngabe. Hilfreich ist deshalb das «EUROP/SBB-CFF»Schriftenfeld am vorderen Güterwagen: Es liefert den Hinweis, dass die Aufnahme frühestens im Jahre 1953 entstanden sein kann – wahrscheinlich ist «um 1960». 56 Ebenfalls nicht überliefert ist, wo das Bild fotografiert wurde. Ob, ein Semaphor-Leser Genaueres weiss? Sicher ist hingegen, dass es sich bei den Güterwagen um solche des SBB-Typs L6 mit Bremserhaus handelt. In der Publikation «Schweizer Güterwagen von damals» (Davide Demicheli und Marcel Broennle, SVEA, 1998) findet sich dazu u. a. folgender Hinweis: «Die ausschwenkbare Stirnwand ermöglichte bei grossen Kohleverbrauchern (wie z. B. Gaswerken) das rasche Entladen auf besonderen Wagenkippeinrichtungen». Darum brauchten sich die beiden Arbeiter hier im Bild allerdings nicht zu kümmern, war ihre Aufgabe doch nicht das Entladen, sondern das Beladen des bereitstehenden L6 – und zwar im «Handbetrieb». Foto SBB Historic, Text Christian Zellweger
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