Der Zwangsarbeitereinsatz in weiteren Orten der Wedemark

Der Zwangsarbeitereinsatz in weiteren Orten der Wedemark
Abbensen
Weder ist der Einsatzbereich noch der genaue Unterkunftsort des in Abbensen stationierten
französischen oder belgisch-französischen Kriegsgefangenenarbeitskommandos 1678 bekannt.1
Zur Zeit lassen sich hier nur zwei polnische Zivilarbeiter nachweisen. Es handelt sich um den, am 9.
März 1898 in Wieblow geborenen landwirtschaftlichen Gehilfen Josef D. und um die, am 27.
August 1923 in Boreck geborene landwirtschaftliche Gehilfin Maria N. Sie wurden zwischen
November 1939 und Februar 1940 bei Otto O. gemeldet, bei dem sie vermutlich auch arbeiten
mußten.2
Duden-Rodenbostel
Der Pole Franciszek Szerwinski wurde am 22. Oktober 1897 in Kutno geboren. Er war verheiratet.
Er kam am 10.April 1940 nach Rodenbostel, wo er bei Heinrich Rodenbostel, Rodenbostel Nr. 4,
arbeiten mußte. Am 22. Februar 1945 verzeichnete der Negenborner Standesbeamte Eickhoff auf
mündliche Anzeige des Landwirtes Rodenbostel im Sterbebuch, daß der Pole am selben Tage gegen
14 Uhr auf dem Hof einer Lungenentzündung erlegen war. Nicht bekannt ist, wo Franciszek
Szerwinski beerdigt wurde.3
Hellendorf
Hier mußten Kriegsgefangene des in Mellendorf stationierten sowjetischen Arbeitskommandos
3291 arbeiten.4
Nur marginale Informationen liegen zu zwei in Hellendorf geborenen Ostarbeiter-Kindern und ihren
Müttern vor.
Maria G. mußte für den Landwirt Erich K. arbeiten. Am 17. Juni 1943, um 20 Uhr, starb ihr Sohn
Joseph, wie die die Hebamme Else Kohne einen Tag später beim Mellendorfer Standesbeamten
Bruns anzeigte. Es gibt weder einen Hinweis auf den Vater und den Zeitpunkt der Geburt, noch auf
die Todesursache.5
Am 12. August 1943, um 2 Uhr, brachte die bei der Bäuerin Ilse M. beschäftigte Ostarbeiterin
Kasmira C. einen toten männlichen Säugling zur Welt. Diesen Todesfall meldete die Hebamme drei
Tage später an das Standesamt Mellendorf.6
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Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, Dokumentationsstelle Celle (Sammlung Nicq)
Bürgerbüro der Gemeinde Wedemark, An- und Abmeldeliste der Gemeinde Abbensen 1939 - 1957
Bürgerbüro der Gemeinde Wedemark, An- und Abmelderegister der Gemeinde Duden-Rodenbostel 1934 1948
Niedersächsisches Landesarchiv Hauptstaatsarchiv Hannover, Pers. Wedemark Acc. 2012/052 Nr. 209,
Sterberegister Negenborn 1945 - 1949, 5/1945
Aus: Knibbe, Cord; Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit in den 1930er und 1940er Jahren in WedemarkBissendorf und Umgebung, Selbstverlag Wedemark-Bissendorf 2013
Standesamt der Gemeinde Wedemark, Geburtenbuch Hellendorf 7/1943
Niedersächsisches Landesarchiv Hauptstaatsarchiv Hannover, Pers. Wedemark Acc. 2012/052 Nr. 200,
Sterberegister Mellendorf 1938 - 1943, 11/1943
Niedersächsisches Landesarchiv Hauptstaatsarchiv Hannover, Pers. Wedemark Acc. 2012/052 Nr. 200,
Sterberegister Mellendorf 1938 - 1943, 12/1943
Meitze
In einem z. Zt. nicht näher lokalisierbaren Steingebäude war ein aus drei belgischen und 13
französischen Kriegsgefangenen bestehendes Arbeitskommando stationiert. Die Gefangenen
wurden in der Landwirtschaft eingesetzt. Für den Arbeitseinsatz der Gefangenen war der
Ortsbauernführer Möller zuständig.7
Mindestens neun polnische Zivilarbeiter, darunter eine Frau, waren in Meitze beschäftigt.8
Oegenbostel
Weder sind Größe, Einsatzbereich noch die Unterkunft des in Oegenbostel stationierten
sowjetischen Kriegsgefangenenarbeitskommandos 3308 bekannt.9
Scherenbostel
Hier, sowie in der zu Scherenbostel gehörenden Siedlung Ickhorst (Schlage-Ickhorst), wurden
Gefangene des in Brelingen stationierten polnischen Arbeitskommandos 378 eingesetzt.10
Ein aus achtzehn Sowjetbürgern bestehendes Kriegsgefangenenarbeitskommando war in einer
Holzbaracke in Scherenbostel einquartiert und mußte in der Landwirtschaft arbeiten.11
Am 20. Juni 1944 wurde der Ostarbeiter Hrehri Mokri in der Gemarkung Ickhorst, Gemeinde
Scherenbostel, erhängt aufgefunden. Der Verstorbene war am 2. April 1918 in Bialystok zur Welt
gekommen und zuletzt in der Lungenheilanstalt in Wietze, Kreis Celle, wohnhaft gemeldet
gewesen. Auch in diesem Fall ist augenfällig, daß der Sterbebucheintrag durch den Bissendorfer
Standesbeamten Knibbe erst am 9. Juli 1944 erfolgte, obwohl die schriftliche Anzeige des
Todesfalles durch den Landrat in Burgdorf schon vom 27. Juni 1944 stammte. Eine Untersuchung
der Hintergründe des Sterbefalles scheint es auch hier nicht gegeben zu haben. Hrehri Mokri wurde
vermutlich auf dem Friedhof in Bissendorf beerdigt. Allerdings ließ sich sein Grab bis jetzt nicht
auffinden.12
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Niedersächsisches Landesarchiv Hauptstaatsarchiv Hannover, Foto 3 Nr. 1553
Privatarchiv O. Hemme, Kriegefangenenunterlagen 1937 - 1941
ITS Digital Archive, Bad Arolsen, 2.1.2.1/70589943, Namenliste Gemeinde Meitze
Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, Dokumentationsstelle Celle (Datenbank sowjetischer
Kriegsgefangenenarbeitskommandos)
Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, Dokumentationsstelle Celle (Sammlung Nicq)
Aus: Sommer, Stefan; Der Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen in der Landwirtschaft - Eine Untersuchung anhand
des Beispiels der Arbeitskommandos in der Wedemark bei Hannover; Hausarbeit, Hannover 1998
Aus: Knibbe, Cord; Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit in den 1930er und 1940er Jahren in WedemarkBissendorf und Umgebung, Selbstverlag Wedemark-Bissendorf 2013
Niedersächsisches Landesarchiv Hauptstaatsarchiv Hannover, Foto 3 Nr. 1560
Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, Dokumentationsstelle Celle (Datenbank sowjetischer
Kriegsgefangenenarbeitskommandos)
Niedersächsisches Landesarchiv Hauptstaatsarchiv Hannover, Pers. Wedemark Acc. 2012/052 Nr. 63, Sterberegister
Bissendorf 1944 - 1946, 18/1944
Sprockhof
In Sprockhof arbeiteten ab 1940 zunächst mindestens zwei Kriegsgefangene des in Elze
stationierten polnischen Arbeitskommandos 380 für den landwirtschaftlichen Betrieb Peters. Später
waren es dann belgische und französische Kriegsgefangene der ebenfalls in Elze untergebrachten
Arbeitskommandos 1045/1 und 1045/2. So arbeitete jeweils ein Belgier bei den Bauern
Giesemanns, Hemme, Münkels, Rahlfs und Töns.13
Etwa ab August 1940 mußte der Wallone Roger Gérard beim Landwirt Hemme arbeiten. Unklar ist,
ob er aus der Kriegsgefangenenschaft in den Zivilarbeiterstatus entlassen wurde. Gérard soll zwar
auf dem Hemme-Hof untergebracht worden sein, wurde aber noch bis Februar auf der Lohnliste des
Arbeitskommandos geführt. Es entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung zur Familie
Hemme, die auch nach Kriegsende in Gestalt von regem Briefverkehr und gegenseitigen Besuchen
weiter aufrecht erhalten wurde.
Außerdem mußten ab Herbst 1941 der 16jährige Ukrainer Franz und ab Dezember 1941 die Polin
Julia auf dem Hof arbeiten.14
Die Tochter des Landwirtes H. hatte eine Liebesbeziehung mit dem auf dem Hof der Familie
eingesetzten Franzosen. Anscheinend gelang es der Familie den Urheber der daraus entstandenen
Schwangerschaft verheimlichen zu können, da diese keine Sanktionen für die werdenden Eltern
nach sich zog.15
Wennebostel
Hier mußten Gefangene des in Bissendorf stationierten belgisch-französischen Arbeitskommandos
1677 arbeiten.16
© Helge Kister, Arbeitskreis Regionalgeschichte e. V
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Niedersächsisches Landesarchiv Hauptstaatsarchiv Hannover, Foto 3 Nr. 1530
Privatarchiv Otto Hemme, Ordner Kriegsgefangenunterlagen u. a. 1937 - 1941; Ordner Kriegsgefangenunterlagen
1942 - 1945
Ebd. Teilungs- und Verkoppelungsinteressentenschaft; S. 100f
Aus: Sommer, Stefan; Der Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen in der Landwirtschaft - Eine Untersuchung anhand
des Beispiels der Arbeitskommandos in der Wedemark bei Hannover; Hausarbeit, Hannover 1998
Gespräche mit Jürgen Hemme; Sprockhof, 24. und 31.03.2014
Privatbesitz Familie Hemme, Sprockhof; Briefe, Fotos und Rechnungsbuch 1940 - 1943
Ebd. Niedersächsisches
Ebd. Sommer
Ebd. Gespräche
Ebd. Privatbesitz
Privatarchiv Otto Hemme, Ordner Kriegsgefangenunterlagen u. a. 1937 - 1941; Ordner Kriegsgefangenunterlagen
1942 - 1945; Lohnquittungsjournal Kriegsgefangenenarbeitskommando 1045, 10/1944 - 05/1945
Gespräche mit Jürgen Hemme; Sprockhof, 24. und 31.03.2014
Niedersächsisches Landesarchiv Hauptstaatsarchiv Hannover, Foto 3 Nr. 1525
Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, Dokumentationsstelle Celle (Sammlung Nicq)
Aus: Sommer, Stefan; Der Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen in der Landwirtschaft - Eine Untersuchung anhand
des Beispiels der Arbeitskommandos in der Wedemark bei Hannover; Hausarbeit, Hannover 1998