Old Dogs — New Tricks #1: Monika Stalder invites Lydie kuratiert von Juliane Wolski Es gibt alte und es gibt junge KünstlerInnen. Sagen die Adjektive «alt» und «jung» hier etwas über Kunst aus? Nein. Und doch, auf der Beziehungsebene können weite Lebensspannen bedeutsam sein: Was verbindet hier und jetzt die durch verschiedene Menschen gebildeten Pole? Was geschieht in gegenseitigem Austausch, wenn die Differenz an Lebensjahren einen Bogen erzeugt, dem nachzugehen sich lohnt? Diesen Fragen will das Projekt «Old Dogs — New Tricks» in mehreren Anläufen nachgehen. Dabei werden die Älteren von den Jüngeren eingeladen, den Anfang machen die 34-Jährige Monika Stalder und die 79-Jährige Lydia Sandra Burkhalter Melato. Monika und Lydia lernen sich zufällig vor sechs Jahren auf dem Weg ins Bieler Kunsthaus Centre PasquArt kennen. Lydia, die nur selten in Kunstinstitutionen auftritt, ist mit sechs Portraits in der Weihnachtsausstellung vertreten. Monika ist fasziniert von Lydias Malstil. Er fällt aus allen Konventionen zeitgenössischen Schaffens. Monika besucht Lydia in ihrem Haus. Als aus der Erinnerung malende Autodidaktin bewegt sich die Künstlerin Lydia in immer gleichen Themenzyklen und Bilderwelten, die bevölkert sind von Katzen, Mädchenbildnissen, Obstarrangements, Rehen und Chalets, Blumen und Stadtansichten von Venedig, Biel und Bern. Repetitiv sind nicht nur die Themen, sondern auch der farbintensive Auftrag und die frontalen Ansichten. Im Hause Burkhalter Melato stapeln sich die Werke, die Produktion geht unaufhörlich weiter. Anfang 2013 organisiert Monika die Ausstellung «Monika Stalder curates Lydia Sandra Burkhalter Melato» im Lokal int., einem Bieler Off-Space. Die Räume sind nüchtern und weiss und geben Lydias Arbeiten einen entrückten, entprivatisierten Rahmen – und den (vermeintlichen) Zutritt zur Kunstszene Biels. Obwohl das Nachfragen, das Erkunden des gegenüberliegenden Werkbereichs vor allem von Monika ausgeht, soll versucht werden, eine dialogische Form der Auseinandersetzung zu finden. Mit der nun angestrebten Reihe wird der Kreis des Gesprächs geweitet. Aus einer persönlichen Beziehung und im Rahmen einer vielleicht polarisierenden Ausstellung, ergeben sich Fragen nach dem, was Kunst ist oder zu sein hat, nach ihrer Beurteilung in der Öffentlichkeit und dem Kunstbetrieb. Monika Stalder schloss ihren Master of Arts in Fine Arts 2012 an der Zürcher Hochschule der Künste ab. Sie arbeitet konzeptionell, beschäftigt sich intensiv mit dem Medium Zeichnung, arbeitet aber auch installativ und produziert eine Videoarbeit pro Jahr. Wiederkehrende Themen sind die Spiegelung und die Repetition, so wird die Raute als Motiv in unzähligen Arbeiten behandelt. Monika Stalder (*1981/ Sumiswald, Emmental) lebt und arbeitet in Zürich und Biel-Bienne. Lydie: «Je suis professeur d‘italien et ma passion c‘est la peinture.» Lydia malt täglich im Keller ihres Hauses im Bieler Lindenquartier, in dem sie seit 1970 lebt. Die Werke signiert sie mit ihrem Künstlernamen «Lydie». Ihre Sammlung steht Interessierten offen: «Ma maison et comme un musée, plein de ses peintures, et même ouvert au public». Lydia Sandra Burkhalter Melato (*1936 / Chioggia, Venezia) lebt und arbeitet in Biel-Bienne.
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