RICHTLINIEN ZUR AUFBEWAHRUNG VON SCHRIFTGUT Die sachgerechte Aufbewahrung und Erhaltung von Büchern und Urkunden ist gerade auch in Zeiten von Computer und Internet eine der wichtigsten Aufgaben unserer Kultur, und zwar nicht nur bei Elementarereignissen. Papier und Pergament unterliegen einem natürlichen Alterungsprozeß; eine richtige Konservierung und Benützung sind daher die unabdingbare Voraussetzung, um diesen Vorgang nicht zu beschleunigen. Bereits im Altertum wurde dieses Problem erkannt und ernst genommen. Von grundlegender Bedeutung sind die Bedingungen der räumlichen Unterbringung, wobei mehrere Faktoren eine Rolle spielen: Das Licht hemmt zwar die Entwicklung von Schädlingsinsekten und Mikroorganismen, leitet aber chemische Reaktionen ein, die zur Vergilbung und Verhärtung des Trägermaterials, zum Ausbleichen der Tinten und Einbanddecken führen. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit kann auf Metallregalen zu Kondensbildung führen und damit der Entwicklung von Mikroorganismen, der Verformung von Papier und Pergament und dem Zerrinnen von Tinte und Farben Vorschub leisten. Bei zu geringer relativer Luftfeuchtigkeit dagegen ziehen sich Pergament und Leder zusammen, es lösen sich Pigmente und Vergoldungen, Papier wird brüchig. Staub ist Träger von Schimmelpilzsporen und Insekteneiern, bewirkt die Braunfärbung von Papier und erhöht dessen Feuchtigkeits- und Säuregehalt. Für eine sachgerechte Aufbewahrung ist die Dauer und Intensität der Lichteinwirkung auf die Archivalien zu begrenzen, die relative Luftfeuchtigkeit sollte konstant einen Wert zwischen 45 und 60 %, die Raumtemperatur möglichst frei von Schwankungen zwischen 16 und 20°C betragen. Die Räume sind regelmäßig auf mögliche Schadensquellen hin zu kontrollieren und zu reinigen, das Schriftgut muß in regelmäßigen Abständen entstaubt werden. Die Archivalien sind fern von Pflanzen, Nahrungsmitteln, Wasserleitungen und Wärmequellen aufzubewahren, und zwar möglichst in säurefreien Umschlägen oder nicht luftdicht schließenden Behältnissen. Die Verwendung von Packpapier oder Plastikfolien ist zu vermeiden, Schnüre, Gummibänder und Metallteile (Klammern etc.) sind zu entfernen bzw. durch Stoffbänder oder Papierstreifen zu ersetzen. Bücher sollen keinesfalls am Boden gelagert oder direktem Sonnenlicht ausgesetzt werden, Großformate werden am besten liegend aufbewahrt. Urkunden, Drucke oder Landkarten sollen weder mit Klebstreifen oder sonstigen Klebstoffen an die Wand gehängt, noch direkt auf Holz aufgezogen oder gerahmt werden; auch etwaige Risse sollen nicht mit Klebstreifen ausgebessert werden − in solchen Fällen ist ein Fachmann zu kontaktieren. Das Südtiroler Landesarchiv verfügt über eine Restaurierwerkstätte, die sich vor allem mit der Restaurierung von Amtsbüchern, Urkunden, Akten, Drucken, Karten und Planmaterial aus eigenen Beständen beschäftigt. Interessierte erhalten hier Ratschläge zur korrekten Konservierung, Gutachten zu Schadensbildern und Adressen privater Restaurierwerkstätten, an die man sich gegebenenfalls wenden kann. Mehr Informationen/Informazioni: dott.ssa Lidia Borgogno + 39 0471 411944 [email protected]
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