(Teil 4) Serie Markus Nöthen ist heute Leiter der Personalentwicklung beim Bonner Süßwarenhersteller HARIBO. Schon in seiner Kindheit und Jugend gehörten die Goldbären einfach dazu. In unserer Serie go! stellen wir Führungskräfte und Selbstständige vor, die auf eine erstaunliche duale Berufsbildung zurückblicken. Markus Nöthen startete als Auszubildender bei HARIBO. Heute ist er dort Leiter der Personalentwicklung. Portrait: Markus Nöthen, Nöthen HARIBO „Es macht jeden Tag aufs Neue Spaß“ Die Goldbären gehörten in Markus Nöthens Kindheit einfach dazu. Wenn die Familie sich samstags zum Fernsehabend traf, warteten sie bereits in einer Schale auf dem Wohnzimmertisch. Schon während seiner Schulzeit räumte Nöthen als HARIBO-Servicekraft Regale in Supermärkten ein. Da war es nur konsequent, sich nach Abschluss der Höheren Handelsschule und der Wehr- 22 Die Wirtschaft Juli/August 2015 dienstzeit beim Bonner Süßwarenhersteller zu bewerben. „HARIBO hat mich immer fasziniert“, sagt Nöthen. „Wenn es hier nicht geklappt hätte, hätte ich studiert.“ Es hat geklappt. 1995 begann er seine Ausbildung zum Industriekaufmann. Heute ist er Leiter Personalentwicklung und Personalmarketing. Das Unternehmen hat deutschlandweit knapp 3.000 Mitarbeiter. Davon sind etwa 50 in der Ausbildung, u.a. als Industriekaufleute, Fachkräfte für Lebensmitteltechnik und Elektroniker für Betriebstechnik. In Nöthens Büro in der Bonner Hans-Riegel-Straße sind einige der Auszubildenden in Flyern und Anzeigen zu sehen. In einer Kampagne für den Berufseinstieg bei HARIBO haben sie ihre persönlichen Goldbären-Geschichten erzählt. „Die duale Ausbildung ist ein tolles System, das Theorie und Praxis miteinander verknüpft“, sagt Markus Nöthen. „Eine solide Ausbildung öffnet viele Karrierewege.“ Er ist dafür das beste Beispiel. Nach Abschluss seiner Ausbildung wurde er als Personalsachbearbeiter bei HARIBO übernommen. Bereits 1999 leitete er die kaufmännische Ausbildung. 2001 begann er seine Weiterbildung zum Geprüften Personalfachkaufmann. „Ich wollte mich fortbilden, um den theoretischen Hintergrund kennen zu lernen“, sagt er. 2003 schloss er als Geprüfter Personalfachkaufmann ab. Heute ist dieser Abschluss gleichwertig zum Bachelor. Beide haben REPORTAGE RE EPORTAGE Serie im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) das Niveau 6. Dramatische Entwicklung Nöthen hat schon viele junge Menschen bei ihrem K ar r ier eiens t ie g begleitet. „Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie sich die Perspektiven der jungen Leute ändern“, sagt er. „Unsere Auszubildenden durchlaufen etwa 15 Abteilungen. Anfangs wollen fast alle ins Marketing. Manche stellen dort fest, dass sie gar nicht so kreativ sind, wie sie dachten. Und dass die Logistik mit ihren Warenströmen sie viel mehr interessiert.“ HARIBO hat zur Zeit eine Übernahmequote von 100 Prozent. „Ein Großteil derjenigen, die nach der Ausbildung eigentlich studieren wollten, entscheidet sich nach so einem Stellenangebot doch für das Unternehmen“, bilanziert Nöthen. Er fördert jede Art des berufsbegleitenden Studiums. Deshalb bedauert er sehr, dass Weiterbildungen wie die zum Geprüften Personalfachkaufmann häufig wegen einer zu geringen Teilnehmerzahl nicht zustande kommen. Diese Entwicklung hält er für dramatisch: „Zu viele junge Menschen entscheiden sich für die Uni, ohne berufliche Praxis zu haben. Im BWL-Studium kommen viele von ihnen mit Themen wie Kosten- und Leistungsrechnung nicht zurecht. Weil ihnen der Bezug zum Betriebsalltag fehlt, erkennen sie den Sinn nicht.“ Als Personalentwickler wünscht Nöthen sich von der IHK Bonn/Rhein-Sieg, die Möglichkeiten der beruflichen Weiterbildung sicher zu stellen. Die Kammer müsse dafür sorgen, dass Lehrgänge regelmäßig zustande kommen. „Wir müssen jetzt handeln, um den Trend umzukehren. Sonst ist es zu spät.“ Ursula Katthöfer, freie Journalistin, Bonn (Teil 4) Die Alternative zum Studium – duale Berufsbildung, sein starker Weg! Markus Nöthen traf ich zum ersten Mal bei einer Veranstaltung im Berufskolleg Siegburg. Er gab Eltern Tipps, wie es mit der Bewerbung ihrer Kinder um Ausbildungsplätze klappt. Mein erster Eindruck: „Der Mann ist Überzeugungstäter!“ Karriere mit Lehre – das ist für ihn kein hohler Satz. Er hat es selbst so erlebt und fördert seine Auszubildenden darin. Jahrelang hat Markus Nöthen sich bei der IHK Bonn/Rhein-Sieg als Vorsitzender von Prüfungsausschüssen und als Leiter des Ausbilder-Arbeitskreises Industrie engagiert. Von der IHK wünscht er sich die Sicherheit, seine Nachwuchskräfte im dualen System auf Bachelor- oder Master-Niveau als Fachwirt oder Betriebswirt (IHK) weiterbilden zu können. Für mich ein Spagat. Soll die IHK Lehrgänge subventionieren? Welche Lehrgänge sind für die Region unabdingbar? Was meinen Sie, liebe Leser? Ich weiß nur eins: Duale Berufsbildung ist ein starker Weg, und wir müssen alles dafür tun, statt nur zu diskutieren. Wo solche EndlosDiskussionen hinführen, zeigen zurzeit die maroden Brücken ken in Deutschland. Hier wurde zu lange nur geredet, nichts ts getan. Markus Nöthen bringt es auf den Punkt: Duale Be-rufsbildung ist toll. Sie ist eine gute Alternative zum Stu-dium. Und ihm selbst macht es jeden Tag aufs Neue Spaß. Jürgen Hindenberg; Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der IHK Bonn/Rhein-Sieg Tel.: 0228 2284 146, E-Mail: [email protected] Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) Für mehr Vergleichbarkeit zwischen beruflichen und akademischen Abschlüssen sorgt der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR). Er ordnet die Abschlüsse acht Qualifikationsniveaus zu. Fortbildungsberatung zu den IHK Fortbildungsregelungen: www.ihk-bonn.de Webcode 2683 HARIBO GmbH & Co. KG Hans-Riegel-Straße 1, 53129 Bonn, www.haribo.com / E-Mail: [email protected] Telefon: 0228/537-0 Die Wirtschaft Juli/August 2015 23
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