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Zeichner/in EFZ
Ein Gespräch mit Lara Hess, 1. Lehrjahr Zeichnerin [Landschaftsarchitektur]
und Susanne Winkler, Berufsbildnerin, Bau- und Verkehrsdepartement / Stadtgärtnerei
Frau Hess, warum haben Sie sich bei Ihrer Lehre für die Fachrichtung
Landschaftsbauzeichnerin entschieden?
Lara Hess: Das war Zufall. Ich hatte mich für eine Lehrstelle als Zeich-
nerin beworben, die Fachrichtung stand für mich nicht so im Vordergrund. Landschaftsbauzeichnerin war dann aber die einzige
Lehrstelle, die noch offen war, also bewarb ich mich. Beim Schnuppern stellte sich heraus, dass mir diese Richtung sehr gut gefällt,
und ich war überglücklich, dass ich die Lehrstelle schliesslich bekam. Das Schöne an dieser Fachrichtung ist, dass man auch mit
Pflanzen zu tun hat und nicht nur mit Technik. Die Beschäftigung
mit Parkanlagen und mit dem Aussenraum, ist das Richtige für mich.
Haben Sie sich auch mit anderen Fachrichtungen auseinandergesetzt?
Hess: Ja, über Schnupperlehren auf verschiedenen Gebieten, aber
das Richtige war noch nicht dabei. Es war nicht einfach, eine Lehrstelle zu finden, ich musste viele Bewerbungen schreiben. Meine
jetzige Lehrstelle war quasi die letzte, die noch zu besetzen war.
Ich hatte also Glück, dass sie letztlich die richtige für mich war.
Susanne Winkler: Es gibt in Basel nur gerade drei Zeichnerlehrstellen der Fachrichtung Landschaftsarchitektur.
Was sind die speziellen Voraussetzungen für die Fachrichtung?
Hess: Räumliches Vorstellungsvermögen ist wichtig und gute Kennt-
nisse in Mathematik. In der Schule kommen Pflanzenkenntnisse
und weitere technische Grundlagen für den Beruf als Zeichnerin
dazu. Interesse an Garten- und Freiraumgestaltung. Geschicklichkeit im Erstellen von Handzeichnungen und Skizzen.
Könnten Sie uns einen typischen Arbeitstag schildern?
Hess: Ich fange um 8 Uhr an und erkundige mich, was es zu tun gibt.
Oftmals ist es etwas anderes als am Tag zuvor. Es ist eine sehr
abwechslungsreiche Arbeit. Heute muss ich Fotos sortieren und ordentlich ablegen. An einem anderen Tag darf ich einen Plan fertigstellen für Bestandes- und Pflanzenaufnahmen oder zum Fotografieren rausgehen oder Pflanzenkenntnisse vertiefen.
Zeichnen Sie bereits viele Pläne?
Hess: Im ersten Lehrjahr noch nicht so. Zum Teil sind es einfache-
re Sachen, wie ein Perimeterplan, auf dem sichtbar gemacht wird,
bis wohin gebaut werden darf. Eine grössere Arbeit war die Planung
eines Wegs im Schützenmattpark. Im Moment bin ich oft mit dem
Zeichnen von Belagdetails bzw. Belagaufbauten beschäftigt.
Woher erhalten Sie die Informationen über die Bodenbeschaffenheit?
Hess: Da gibt es Regelwerke, auch speziell für Basel. Manchmal
muss ich im Internet oder in Schulbüchern recherchieren.
Winkler: Es gibt Standards von der Stadtgärtnerei, die regelmässig
überprüft und im Rahmen von Umbauarbeiten in den verschiedenen öffentlichen Grünanlagen zum Teil auch individuell angepasst werden. Über das Recherchieren, das Abgleichen der vorgegebenen Standards mit den Vorgaben aus den Schulbüchern
kann Lara Hess Einiges lernen.
Sind die Regeln für den Landschaftsbau mit den Bauregeln vergleichbar?
Hess: Ja, eigentlich schon. Geregelt ist zum Beispiel wie gross der
Abstand eines Gebäudes zu den Baumwurzeln oder zur Baumkrone sein darf, wie nahe schwere Baumaschinen an Bäumen vorbeifahren dürfen. Bei Spielplätzen ist der Fallschutz für Kinder wichtig,
also dass der Boden weich ist und keine Bauten im Weg stehen.
Haben Sie schon Spielplätze gezeichnet?
Hess: Ja, hauptsächlich in der Schule.
Winkler: Am Rande schon. Im Horburgpark zum Beispiel konnte
Lara Hess einige Details bearbeiten, also die genaue Position von
Sandkasten, Schaukel und Fallschutzbereich.
Aber es gehört dann einmal zum Beruf, dass Sie die Neu- oder
Umgestaltung eines Spielplatzes nach den Vorgaben von Landschaftsarchitekten auf Papier bringen?
Winkler: Ja, wir Landschaftsarchitekten geben die Detailplanung
eines Spielplatzes auch mal an die Zeichnerin oder den Zeichner
ab. Das gilt zum Beispiel auch für die Bepflanzungspläne von Rabatten.
Machen das nicht die Gärtner/innen unserer Stadtgärtnerei?
Winkler: Meistens ist es eine Zusammenarbeit zwischen der Stadt-
gärtnerei und uns, der Planungsabteilung.
Das heisst, dass Sie mit anderen Berufsgruppen zusammenarbeiten?
Hess: Ja, vor allem natürlich mit den Landschaftsarchitektinnen,
aber auch mit Gärtnerinnen und Bauleitern.
Winkler: Je nach Aufgabe kommen noch Geografen, Biologinnen
und Geologen dazu.
Könnten Sie uns ein Projekt beschreiben, das Ihnen besonders
gefallen hat in ihrem ersten Lehrjahr?
Hess: Das Zeichnen von Strassenprofilen mit Bäumen. Diese Zeich-
nungen dienen unseren Baumpflegern als Vorlage, wie Bäume
letztlich auszusehen haben. Natürlich kann ich nicht im Detail vorgeben, wie der Baum auszusehen hat, aber wie viel Abstand das
Astwerk zur Strasse oder zu den Häusern haben muss.
Winkler: Wir Landschaftsarchitekten legen die Grundsätze nach historischen, verkehrstechnischen oder ästhetischen Gesichtspunkten
fest und Lara Hess überträgt das dann auf die Pläne bzw. in die
Strassenquerschnitte. Dabei kann sie auch ein wenig grafisch gestalten, zum Beispiel Menschen einzeichnen, den Strassenraum und
die Häuser sichtbar machen. Das dient der besseren Lesbarkeit der
Pläne.
Müssen Sie dafür die Verhältnisse vor Ort skizzieren? Oder fotografieren Sie nur?
Hess: Beides. Das Skizzieren mit Stift und Papier ist ganz hilfreich,
um die Gesamtsituation zu verinnerlichen.
Muss man demnach auch gut zeichnen können?
Hess: Man muss es lernen wollen. Manchmal fällt es mir auch noch
ein wenig schwer.
Zeichner/in EFZ_65
ZEICHNER/IN EFZ
FACHRICHTUNG
LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
Winkler: Sie macht es nicht schlecht. Zeichnen ist letztlich eine Beo-
bachtungssache und hat mit einer Technik zu tun, die man erlernen
kann.
Aber sie zeichnen ja auch am Computer?
Hess: Natürlich. Das Skizzieren dient als Gedankenstütze für das,
was schliesslich am Computer in die Pläne übertragen wird. Auch
in der Schule spielt das Handzeichnen eine wichtige Rolle.
Wie sieht es mit Rotationen aus?
Hess: Hauptsächlich arbeite ich hier, dazu kommt ein halbes Jahr
Praktikum in einem privaten Betrieb, das heisst in einer Gärtnerei.
Das ist dann richtige Gärtnerarbeit?
Hess: Ja. Und da merkt man auch, wie viel Arbeit die Umsetzung
unserer Pläne bedeutet.
Winkler: Als Staatsbetrieb haben wir den Vorteil, dass es viele Ab-
teilungen gibt, in welche die Lernenden reinschauen können. Kürzlich wurden auf der Voltamatte 52 Eichen neu eingepflanzt. Da
konnte Lara Hess, die auch ein bisschen an diesem Projekt mitgearbeitet hatte, für zwei Wochen miterleben, wie das in der Praxis
funktioniert. Wir tauschen die Lernenden auch mit dem botanischen Garten und mit anderen Abteilungen aus.
Hatten Sie bereits mit Herausforderungen zu tun, die Ihnen
schwergefallen sind?
Hess: Ja, beim Erstellen eines Plans für einen Weg im Schützen-
mattpark, den ich mit Hand zeichnen musste. Da kam ich etwas
an meine Grenzen, zumal es sich um ein unebenes Gelände handelte.
Winkler: Da kam schon Einiges zusammen. Am Anfang schien sie
etwas überfordert, mit der Zeit kam sie aber ganz gut rein in die
Arbeit. Wir haben uns mit dem Obergärtner auf eine Variante geeinigt. Jetzt wird der Weg nach ihrem eigenen Plan umgesetzt. Sie
wird an diesem Umbau mitwirken, am Umbau des Weges vor Ort
aktiv mitschaffen.
Hess: Ja, und jetzt freue ich mich, dass der Weg realisiert wird.
Können Sie uns jetzt schon sagen, wie Ihre Zukunft aussehen wird?
Hess: Die Berufsmatur wäre eine Option, aber so genau weiss ich
das noch nicht.
«Das Schöne an
der Fachrichtung ist,
dass man auch mit
Pflanzen zu tun hat
und nicht nur mit
Technik.»
Mindestalter:
Lehrdauer:
Schnupperlehre:
Voraussetzungen:
15 Jahre
4 Jahre
5 Tage
Abgeschlossene obligatorische Schulpflicht
(höherer Abschluss) mit guten Noten
in Deutsch und Mathematik, Geometrie,
Algebra, technisches Zeichnen.
Technisches Verständnis, räumliches
Vorstellungsvermögen, logisches Denken,
Interesse am Bauen und Gestalten, Exaktheit,
Interesse an der Natur, Garten- und Freiraumgestaltung, Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit
Ausbildung Betrieb: Praktische Ausbildung am Arbeitsplatz
2 ük à 5 Tage, (Planung, Visualisierung;
mathematische und naturwissenschaftliche
Grundlagen)
Berufsschule:
Baugewerbliche Berufsschule Zürich
Ausbildungsplätze: BVD
Weiterbildungen:
Bachelor/Master of Science (FH) in Landschaftsarchitektur; Dipl. Bauleiter/in Hochbau;
Dipl. Bauleiter/inTiefbau; Dipl. Techniker/in HF
mit Fachrichtung Bauplanung, Bauführung
oder Holztechnik;
Bachelor of Science (FH) in Bauingenieurwesen,
Bachelor of Arts (FH) in Architektur;
Bachelor of Science (FH) in Raumplanung;
Bachelor of Arts (FH) in Innenarchitektur;
Bachelor of Science (FH) in Geomatik