LEIBNIZ | SPEKTRUM Wir sollten das Experiment wagen Der Präsident der Berliner Humboldt-Universität, Jan-Hendrik Olbertz, über das Engagement des Bundes in der Forschungs förderung, die Zukunft der Exzellenzinitiative und den Vorschlag, mit Leibniz-Universitätsinstituten die Zusammenarbeit zwischen der Leibniz-Gemeinschaft und den Hochschulen weiter zu vertiefen. 42 komplexen Abgrenzungs- und Trennungsrechnung beträchtliche Ressourcen dafür aufwenden muss, in Bezug auf seinen Haushalt verfassungsgemäß zu agieren. Ähnliche Beispiele gibt es zu Hauf. Wenn wir jetzt klar sagen können, worin ein gemeinsames Projekt besteht, welche Anteile jeder Partner daran hat, und die Mittel gemeinsam bewirtschaftet werden können, dann haben wir einen großen Schritt hin zur Normalität und Rationalität in der Wissenschaftsorganisation getan. Jan-Hendrik Olbertz ist seit 2010 Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2002 bis 2010 war er Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt, wo er von 1992 bis 2010 auch eine Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung und wissenschaftliche Fort- und Weiterbildung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg inne hatte. Der studierte Lehrer für Deutsch und Musik ist unter anderem Senator der LeibnizGemeinschaft. Welches Format sollte in der nächsten Runde der Exzellenz initiative gefördert werden? Da bin ich mir unsicher. Ich habe generell kein allzu großes Zutrauen in Visionen, die riesige, hochkomplexe Zentren zum Gegenstand haben. Verbünde, die so groß sind, dass am Ende niemand mehr überblickt, welche beteiligte Einrichtung sich mit welchen Beiträgen eingebracht hat, untergraben die Identität der einzelnen Forschungseinrichtung. Sie brauchen aber eine ausreichende eigene Kenntlichkeit, um sich als Institution im Wettbewerb zu behaupten. Daher plädiere ich eher für regionale thematische Verbün- Fotos: Matthias Heyde, Andreas Süß Leibniz: Der Weg für mehr Engagement des Bundes in der Forschungsförderung wird durch die Änderung von Art. 91b des Grundgesetzes freigemacht. Was erhoffen Sie sich davon mit Blick auf die Exzellenzinitiative? Olbertz: Die Gesetzesänderung könnte zu mehr Freiräumen führen, vorhandene oder in Aussicht gestellte öffentliche Mittel anders zu disponieren. Die strenge Trennung von Bundesund Landesfinanzierung hat ja letztlich auch zur Entfremdung der Lehre von der Spitzenforschung geführt, weil das eine auch mit Bundes-, das andere nur mit Landesmitteln gefördert werden konnte. Ich hoffe, dass der Weg nun frei ist, über ganz neue Formen der Gemeinschaftsfinanzierung von Wissenschaft und Bildung in Deutschland nachzudenken. Dass der Gordische Knoten mit einem novellierten Artikel 91b durchschlagen wurde, ist schon mal ein Riesenschritt. Jetzt können wir ungehindert neue Konzepte erörtern, ohne dass die Debatte sofort mit Hinweisen auf die Verfassungsmäßigkeit abgewürgt wird. Denken Sie nur an das Berliner Institut für Gesundheitsforschung, das in einer hoch- 3/2015 LEIBNIZ | SPEKTRUM Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin. de, die von einer Sprecher-Universität initiiert und geführt werden, dies aber mit ausgebreiteten Armen allen Partnereinrichtungen gegenüber, die etwas zum Gelingen des wissenschaftlichen Vorhabens beitragen können. 3/2015 Sie sprechen also von Clus tern, die künftig in einer noch engeren Kooperation mit den außeruniversitären Partnern fortgesetzt werden sollen? Ja, genau. Ich will das System der Trennung von universitärer und außeruniversitärer Forschung gar nicht aufgeben, doch sollten die Brückenschläge zwischen ihnen intensiver werden. Ich setze große Hoffnungen in solche thematischen Verbünde, und wenn wir mal das Beispiel Berlin nehmen, ist hier doch großes Potenzial erkennbar: zum Beispiel in der Mathematik, in den Altertumswissenschaften, in den Lebenswissenschaften. Zu respektieren ist jedoch, dass die Universitäten ihre internationale Reputation durch ihre eigene Leistung erworben haben. Dieses Prinzip von Marke durch Leistung dürfen wir nicht aufgeben. Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang den Vorschlag, Leibniz-Universitätsinstitute zu etablieren? Und zwar in der Form, dass die Institute Teil der Universität bleiben, gleichzei tig aber in die Finanzierung von Bund und Ländern aufge nommen und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft werden? Meinem Eindruck zufolge ist es bislang überhaupt der einzige Vorschlag, der mit dem institutionellen Status quo bricht und strukturell etwas Neues wagt. Ich stehe diesem Vorschlag also aufgeschlossen gegenüber und finde, dass wir ihn ausprobieren sollten. Viele Universitäten sehen darin eine Stärkung ihrer Strategiefähigkeit, einige be fürchten bei so einem Modell eine feindliche Übernahme durch die außeruniversitäre Organisation. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die HumboldtUniversität Angst davor hat, von der Leibniz-Gemeinschaft übernommen zu werden. Angst rührt nur von einem Mangel an institutionellem Selbstbe‑ wusstsein her. Umgekehrt könnte doch auch die Leibniz-Gemeinschaft die Sorge haben, et- was hergeben zu müssen; oder gar befürchten, in die mitunter langwierigen und lähmenden gremiengebundenen Prozeduren innerhalb einer Universität hineingezogen zu werden. Trotzdem ist sie über ihren Schatten gesprungen und hat diesen Vorschlag entwickelt. Sie begrüßen also den Vorschlag? Es ist ein gut gedachter Ansatz, die Identität eines LeibnizInstituts zu nutzen, auch wenn sich dies im Rahmen einer Universität entwickelt – eben nicht durch Abgrenzung, sondern durch sichtbare Präsenz innerhalb universitärer Strukturen. Das könnte auf längere Sicht zum Beispiel in Form von Zentralinstituten geschehen. Damit wäre eine faire Struktur geschaffen, in der das betreffende Leibniz-Institut in der Universität seine Selbstständigkeit als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft lebte, gleichzeitig aber dem Charakteristikum seiner universitären Präsenz – der Einheit von Forschung und Lehre – in stärkerem Maße Rechnung trüge. Bei der üblichen Finanzierung von 50 Prozent durch den Bund und 50 Prozent durch die Länder würde ich dann eine 43 LEIBNIZ | SPEKTRUM Offen für Veränderung Bundestagsabgeordnete reagieren positiv auf den Vorschlag der Leibniz-Universitätsinstitute Tatsächlich sind Leibniz-Universitätsinstitute als neue Formate kooperativer Praxis zu verstehen. Warum die LeibnizGemeinschaft? Die 89 Institute der außeruniversitären For schungseinrichtung pflegen untereinander sowie mit vielen Universitäten bereits eine enge Zusammenarbeit. Leibniz-Universitätsinstitute können künftig helfen, herausragende Forschung an den Universitäten auch dauerhaft zu fördern. Dabei sollen sie integrales Element der jeweiligen Universität bleiben, gleichzeitig jedoch an der Leibniz-Gemeinschaft teilhaben. Die Vorteile liegen für Kleiner auf der Hand: „LeibnizInstitute arbeiten eigenständig, flexibel und eng vernetzt entlang einer langfristigen Mission, 44 gleichzeitig werden sie regelmäßig streng evaluiert und dabei hälftig von Bund und Ländern finanziert.“ Überzeugt von der Idee ist der CDUBundestagsabgeordnete Kretschmer; also von „Instituten, die in der Körperschaft der Universität liegen, gleichzeitig jedoch den hohen Qualitätsansprüchen der Leibniz-Gemeinschaft genügen und so fortan über die Bund-LänderFinanzierung laufen können. Das ist auf Dauer viel besser, als herausragende Forschungsinstitute aus den Universitäten herauslösen zu müssen, weil sich die Länder nicht in der Lage sehen, sie angemessen auszustatten. Nun gilt es, den Vorschlag der Leibniz-Universitätsinstitute rasch in die Realität umzusetzen.“ Positiv ist auch die Reaktion der SPD: „Die Hochschulen müssen bei der Fortsetzung der Exzellenzinitiative klar im Fokus stehen. Aus unserer Sicht können also alle Vorschläge Sinn machen, die von diesem Grundsatz ausgehen. Die Initiative von Herrn Kleiner kann in diesem Sinne zu einem Baustein bei der Weiterentwicklung der Exzellenzinitiative werden. Denn die Kooperation von universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen kann und muss gewiss noch ausgebaut werden. Dazu werden auch Vorschläge wie „LeibnizUniversitätsinstitute“ intensiv zu prüfen sein“, erklärt Ernst Dieter Rossmann, Sprecher der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der SPD-Bundestagsfraktion. Auch Kai Gehring, Sprecher für Hochschule, Wissenschaft und Forschung von Bündnis90/Die Grünen im Bundestag, sagt: „Für die künftige Förderung muss Spitzenforschung entscheidend sein – durchaus auch in verschiedenen Leistungsdimensionen und vielfältigen Formen wie Clustern und Zentren. Dabei sollten – gemäß des GWK-Beschlusses – verschiedene Formen exzellenten Transfers, besonders herausragende Kooperationen – vor allem zwischen Hochschulen und außeruniversitärer Forschung – sowie Lehre berücksichtigt werden.“ Einig ist sich die Politik aber auch, über neue Kooperationsformate wird erst im Frühjahr 2016 entschieden. „Solche sehr konkreten Bausteine jetzt schon gut zu klopfen, ist noch zu früh. Erst einmal muss es um die Grundsätze gehen, nach denen wir die Exzellenzinitiative weiterführen und weiterentwickeln wollen. Dazu hat die SPD-Bundestagsfraktion einige Eckpunkte in die Debatte eingebracht. Dann geht es um die Expertise und die Empfehlungen der Imboden-Kommission, die wir im neuen Jahr erwarten. Auf dieser Basis werden sich der Bund und die Länder in der GWK im Detail zu einigen haben. Diese Zeit müssen wir uns jetzt lassen. Mit unnötigen Detail-Vorwegnahmen sollte niemand brüskiert werden. Deshalb: Grundsatzdebatte ja, Perspektiven aufzeigen erst recht. Und die Details folgen im neuen Jahr“, sagt Rossmann. CHRISTINE BURTSCHEIDT Fotos: Deutscher Bundestag / Simone M. Neumann; Matthias Heyde Mit Blick auf die Fortentwicklung des deutschen Wissenschaftssystems hat der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Matthias Kleiner, jüngst den Vorschlag von Leibniz-Universitätsinstituten unterbreitet. Unterstützung erhält er dafür seitens der Politik: „Die Grundgesetzänderung von Art. 91b sowie die Fortsetzung der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern hat kluge Vorschläge zur Weiterentwicklung des deutschen Wissenschaftssystems gebracht. Dazu gehört die Idee, Leibniz-Universitätsinstitute zu gründen“, sagt Michael Kretschmer, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und zuständig für Bildung und Forschung. 3/2015 LEIBNIZ | SPEKTRUM entsprechend halbierte Lehrverpflichtung für die Professorinnen und Professoren des Instituts für sinnvoll erachten. Ein solches Experiment sollte eine Chance haben. Lassen Sie es uns doch mal versuchen – entgegen aller rein theoretischen Vorbehalte! Also wäre das aus Ihrer Sicht eine Chance zur weiteren Stär kung der Spitzenforschung an den Universitäten? Absolut! Durch thematische Fokussierung, neue Netzwerke und durch eine pointiertere Ausrichtung auf Spitzenforschung. Wenn wir immer von mehr Differenzierung im Hochschulsystem reden, dann müssen wir auch den Mut zu mehr Binnendifferenzierung innerhalb einer Hochschule haben. 3/2015 In welchen Bereichen lägen derlei Kooperationen nahe? Wir haben ja viele Kooperationen mit der Leibniz-Gemeinschaft hier in Berlin, angefangen mit der Mathematik bis hin zu den Sozialwissenschaften. Es wäre doch gut, die Abgrenzung von der Universität, die oft finanzpolitische Gründe hat, aufzuheben und wissenschaftsadäquatere Wege der institutionellen Zusammenarbeit zu wählen. Dabei geht es noch nicht um ein Modell, das wir schon übermorgen umsetzen können, aber jetzt ist der Zeitpunkt, wo alle Universitäten und ihre Partnerinstitutionen Strategien für die nächste Exzellenzinitiative entwickeln. Der Leibniz-Vorschlag könnte also zum Beispiel als Verstetigungsoption nach Ablauf der neuen Förderperioden dienen, oder – noch optimistischer gedacht – sogar ein kreativer Vorstoß jenseits der Exzellenzinitiative sein. Welche Rolle sollte hier die Politik spielen? Bund und Länder als Hauptzuwendungsgeber müssten zu so einem Vorgehen ermutigen, vielleicht auch im Sinne einer Experimentierklausel, die es ermöglichen würde, das Modell „Leibniz in den Universitäten“ mit drei oder vier Prototypen zu erproben. Sie kennen beide Seiten – die politische wie die wissen schaftliche Verantwortlich keit. Würden Sie auch als Poli tiker so handeln und verträgt sich eine solche politische Vorgabe mit der Freiheit der Wissenschaft? Also, wenn ich politische Verantwortung trüge, würde ich diesen Weg gehen. Wissenschaft ist eine öffentliche Angelegen- heit, sie ist Gegenstand der Politik. Die Politik muss der Wissenschaft Freiheit gewähren, aber sie soll auch gestalten. Das freie Spiel der Kräfte im Wettbewerb allein ist noch keine wissenschaftspolitische Gestaltung. Ich würde mir wünschen, dass die Politik wieder stärker als Impulsgeber fungiert. Die Politik muss uns dazu herausfordern, unsere Freiheit verantwortungsvoll, aber auch effektiv zu nutzen, und dafür sind gewisse Strukturen unerlässlich. In der zweiten Runde der Exzellenzinitiative hat die HU den so genannten „EliteStatus“ erreicht. Was hat das gebracht und welche Folgen hätte es, wenn sie dieses Eti kett wieder verlieren sollte? „Elite-Universität“ ist ja zunächst ein von den Medien erfundener Titel, den es eigentlich gar nicht gibt. In der Praxis aber ist er für die Selbst- und Fremdwahrnehmung einer Universität durchaus förderlich. Wenn es eine entsprechende Förderlinie auch in Zukunft gäbe, wäre der Verlust dieses „Titels“ erheblich. Unser Zukunftskonzept ist wie bei allen anderen beteiligten Universitäten auf zehn Jahre angelegt. Ein Abbruch nach fünf Jahren würde für unsere Universität enormen Schaden 45 LEIBNIZ | SPEKTRUM anrichten, denn wir haben für die Umsetzung im großen Stil Ressourcen umdisponiert, was sich dann nicht mehr im erwarteten Umfang auszahlen würde. Unter diesem Aspekt denke ich, müsste man zumindest den fünf Universitäten, die erst 2012 mit ihren Zukunftskonzepten erfolgreich waren, eine zweite Runde ermöglichen, natürlich nach einer Evaluation. Gleichzeitig müsste es diesen Universitäten aber auch möglich sein, die neuen Ziele, Ansprüche und Kriterien der Exzellenzinitiative III in die Fortschreibung ihrer Zukunftskonzepte zu integrieren, denn sie können ja schlecht mit einem dann bereits veralteten Konzept starten. Ohne eine so verstandene Fortschreibungsoption wären die fünf „neuen“ Exzellenz-Universitäten gegenüber denjenigen benachteiligt, die eine zehn Jahre währende Förderung erhalten und die strukturbildenden Effekte in diesem Zeitraum konsolidieren konnten. Die Anstrengungen des Exzellenzprozesses würden im Nachhinein delegitimiert. Wäre die Konsequenz, dass die Exzellenzinitiative mit ihren drei Förderlinien wie bisher weitergeführt wird – ergänzt um neue Perspektiven der Bundesförderung? Ich bin kein Kritiker der Idee, ganze Universitäten auszuzeichnen und zu fördern. Das heißt nicht, dass wir zwingend genauso weitermachen müssten wie bisher. Man kann die Förderung der universitären Governance in vielfältiger Hinsicht modifizieren. Ich denke auch, dass die Nachwuchsformate der Graduiertenschulen auf den Prüfstand sollten, wohingegen sich die Cluster als Form der Organisation von Spitzenforschung in ihrem Kern bewährt haben. Gleichzeitig aber würde ich den Anreiz zur Organisationsreform und zur Entwicklung neuer Steuerungsprozesse, den die Förderlinie „Zukunftskonzepte“ gebracht hat, aufrechterhalten. Denn die Universitäten haben es durchaus nötig, sich in diesem Bereich besser aufzustellen. Es sind doch bestimmte organisatorische Arrangements, die Spitzenforschung ermöglichen – und die müssen kontinuierlich weiterentwickelt werden. Eine Alternative zur „dritten Förderlinie“ wäre, für die Cluster, die sich wissenschaftlich durchgesetzt haben – und nur für sie – einen Aufschlag auf den Overhead vorzusehen, also Mittel, die dann in die Ausstattung der Universität fließen zur Finanzierung des Personals oder der Räume. Der Overhead sollte dann zum Beispiel 40 Prozent statt 22 betragen. INTERVIEW: CHRISTINE BURTSCHEIDT UND CHRISTOPH HERBORT-VON LOEPER Leibniz-Institute in den Universitäten? Diese zunehmende „Entsäulung“ des deutschen Wissenschaftssystems ist vorbehaltlos zu begrüßen. Die mittlerweile gut etablierten Graduate Schools sind zu wirksamen Kooperationsplattformen auf der Ebene des wissenschaftlichen Nachwuchses geworden. Große, komplexe Forschungsprogramme lassen sich international wettbewerbsfähig nur im Miteinander schultern – an dieser Erkenntnis kommt niemand mehr vorbei. Folgerichtig sollten wir also auch im Hinblick auf den bestehenden in- 46 stitutionellen Ordnungsrahmen den Mut haben, die „Gewohnheiten des Denkens“ zu überwinden. Verschiedene Themen bieten sich für die langfristige kooperative Forschung in der Universität geradezu an. So hat der Präsident der LeibnizGemeinschaft, Professor Matthias Kleiner, Leibniz-Institute unter dem Dach von Universitäten vorgeschlagen. Dieser Weg ist in gewisser Weise längst durch einige Kooperationsmodelle angelegt. Doch sollten auch andere, thematisch stärker fokussierte Modelle vorstellbar sein. Als „Integratives Leibniz-Forschungszentrum“ der betreffenden Universität könnte gerade eine interdisziplinäre Forschungsprogrammatik in einer Brückenstellung zu den Fakultäten wirksam werden. Der Vorschlag des Leibniz-Präsidenten dürfte daher in Universitäten ohne Berührungsängste eine neue Kreativität entfalten. Wichtig wäre, diesen Schritt zu wagen und so den Blick für verschiedene Modelle zu öffnen. WOLFGANG A. HERRMANN, PRÄSIDENT DER TECHNISCHEN UNIVERSITÄT MÜNCHEN Foto: Astrid Eckert & Andreas Heddergott/TU München Die Zusammenarbeit der Universitäten mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen hat in der jüngeren Vergangenheit an Intensität erfreulich zugenommen; insbesondere durch die Exzellenzinitiative seit 2006. Je nach Forschungseinrichtung und Schwerpunktsetzung haben die Fraunhofer-, Helmholtz-, Leibnizund Max-Planck-Institute erhebliche Beiträge zum gemeinsamen Forschungserfolg und dessen internationaler Sichtbarkeit geleistet. Davon profitieren die Universitäten spürbar. Umgekehrt nützt den auf die Forschung konzentrierten Institutionen die Nähe zu den Nachwuchstalenten, die an den Universitäten ausgebildet werden. 3/2015
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