Mein Auslandssemester in San Diego Nach 4,5 Monaten blicke ich auf eine wundervolle Zeit in San Diego im äußersten Südwesten der USA, direkt an der Grenze zu Mexiko zurück. Neben einer international bekannten Universität und zahlreichen Sehenswürdigkeiten bietet San Diego so gut wie alles was ein Auslandssemester zu einer paradiesischen Zeit werden lässt: Sonne, Strand und Meer und zwar das ganze Jahr über. Der Weg dahin ist jedoch nicht immer leicht und kostet zuweilen einige Nerven. Bereits ein gutes Jahr vor Beginn des Auslandsaufenthaltes sollte mit der groben Planung begonnen werden. Zunächst ist es wichtig, sich darüber zu informieren, welche Möglichkeiten es für einen Auslandsaufenthalt gibt. Dabei können nicht nur Partneruniversitäten des jeweiligen Fachbereichs, sondern auch alle anderen Universitäten in Erwägung gezogen werden. Absolviert man sein Auslandsaufenthalt als sogenannter „free mover“, so ist bezogen auf die USA im Allgemeinen und San Diego im Speziellen, auf ein ausreichendes finanzielles Polster zu achten. Die Lebenshaltungskosten in den USA, insbesondere in Kalifornien, sind nahezu doppelt so hoch wie in Deutschland. Für Miete und Lebensmittel müssen mindestens $ 1000 pro Monat einkalkuliert werden, tendenziell eher mehr. Dies sollte jedoch nicht abschreckend wirken, da die Erfahrung es absolut Wert ist. Allerdings ist es ratsam, sich rechtzeitig über Stipendien zu informieren, um die finanzielle Last zu verringern, gerade auch weil es Gaststudenten nicht gestattet ist, einen studentischen Nebenjob anzunehmen. Ist die Wahl schließlich auf San Diego gefallen, kann mit der Detailplanung begonnen werden. Die San Diego State University, kurz SDSU, ist die in San Diego beheimatete Universität. Die Möglichkeit sich für ein Auslandssemester zu bewerben, besteht entweder über die Homepage der Universität oder über zahlreiche Agenturen (z.B. iec), die den ersten Kontakt vermitteln. Für Business-Studierende sind dabei besondere Fristen zu beachten. Für das Herbstsemester, beginnend im August, ist bereits im Februar Bewerbungsschluss. Im Laufe des Bewerbungsprozesses gilt es dann sämtliche Unterlagen wie Krankenversicherungsnachweis, Bescheinigung bereits erbrachter Prüfungsleistungen (beides in englischer Sprache) einzureichen. Darüberhinaus müssen die Studiengebühren bezahlt (u.U. werden diese durch Auslands-Bafög übernommen) und ein Visum beantragt werden. Auch hierfür sollte 2-4 Monate Vorlauf eingeplant werden. Ist der nervenaufreibende Bewerbungsprozess geschafft, sollte man sich darum bemühen, eine Wohnung zu finden. Im Zweifelsfall war immer ein Mitarbeiter meiner Gastuniversität hilfreich und konnte mir innerhalb kürzester Zeit bei meinen Problemen weiterhelfen. Bei Studenten beliebte Wohngegenden sind entweder in Uninähe oder am Strand. Hierbei ist zu beachten, dass die Uni eine gute halbe Stunde Fahrzeit mit dem Auto vom Strand entfernt liegt. Mit dem Bus dauert es eine Stunde und mehr. Zwar gibt es auch eine S-Bahn, die auch an der Uni und vielen weiteren interessanten Orten hält, allerdings nimmt auch dies sehr viel Zeit in Anspruch. Wer also gerne am Strand wohnen möchte, sollte mit einem längeren Weg zur Uni kein Problem haben. Insbesondere denjenigen, die vorhaben, Surfen in San Diego zu lernen ist eine Wohnung in Strandnähe jedoch unbedingt zu empfehlen. Bezahlbarer Wohnraum ist in San Diego leider sehr rar, auch wenn man sich ein Zimmer mit einem Mitbewohner teilt sind zwischen $ 600 und $ 1000 Miete pro Monat die Regel. Wenn allerdings auch diese Hürde genommen ist, können Flugtickets gebucht werden. Wer vor Beginn seines Auslandssemesters noch ein bisschen Zeit zum Reisen besitzt, sollte diese Chance unbedingt nutzen. San Francisco und Seattle im Norden, aber auch Houston oder San Antonio im Osten sind gute Ausgangslagen für einen Roadtrip. In meinem Fall bin ich zusammen mit einem Freund in San Francisco gestartet und nach einem guten Stück auf dem Highway 1, der direkt am Pazifik entlang der kalifornischen Küste führt, ins Landesinnere Richtung Yosemite-Nationalpark abgebogen. Wer mit den USA vor allem große Städte und Konsum in Verbindung bringt, wird seine Meinung nach den atemberaubenden Nationalparks, die sich vor allem im Osten Kaliforniens, sowie in Utah und Colorado befinden, schlagartig ändern. Bild 1 ist nur eine von vielen schönen Aufnahmen aus dem Yosemite-Nationalpark. Neben der Naturbelassenheit faszinieren vor allem die endlosen Aussichten über die grünen Landschaften. Anschließend an den Besuch des Yosemite-Nationalparks bietet sich in südlicher Richtung fahrend die Möglichkeit, den Death Valley-Nationalpark zu erkunden. In Kontrast zum grünen Yosemite bildet dieser Park eine Wüstenlandschaft und beinhaltet den tiefsten Punkt des amerikanischen Kontinents. Auch der Death Valley-Nationalpark ist auf jeden Fall eine Reise absolut Wert, auch wenn im Sommer Temperaturen von über 40 Grad keine Seltenheit sind. Bild 1 Vom Death Valley aus ging es dann in die Glücksspielmetropole Las Vegas. Neben den unzähligen Kasinos hat Las Vegas auch viele erstklassige Restaurants (das Buffet im Caesars Palace ist ein Muss!) und Diskos (z.B. Hakkasan) zu bieten. Las Vegas ist während meines Aufenthaltes in den USA damit zu einem beliebten Ausflugsziel für ein verlängertes Wochenende geworden, sodass ich insgesamt sechs Mal in Las Vegas gewesen bin. Nach ca. 5-6 Stunden Fahrtzeit bis nach San Diego konnte das Auslandssemester beginnen. Positiv ist hierbei hervorzuheben, dass es ähnlich wie an der Universität Bremen diverse Einführungsveranstaltungen für internationale Studierende gab, die es sehr leicht gemacht haben, andere Studierende kennenzulernen. Trotz der Vielzahl der internationalen, vor allem deutschen, Gaststudenten war es jedoch kein großer Umstand Amerikaner kennenzulernen. Während meines gesamten Auslandssemesters hatte ich stets das Gefühl, dass die Amerikaner sehr weltoffen und hilfsbereit sind. Als eindeutig negativer Aspekt bleibt komplizierte Prozedur der Wahl der Kurse an der Uni hervorzuheben. Bis Mitte September musste man ständig befürchten, keine Kurse mehr zu bekommen oder nur solche, die sonst keiner wollte. Folglich glich die richtige Wahl der Kurse einem Pokerspiel, bei dem die richtige Taktik und weniger die Interessen entscheidend waren. Auch ist zu bemängeln, dass einige Kurse ausschließlich für internationale Studenten und nicht für Amerikaner angeboten wurden, sodass man häufig mit sehr vielen anderen Deutschen Unterricht hatte, was einen Professor zu der Bemerkung verleitete, man könne im Unterricht lieber deutsch als englisch sprechen. Verglichen mit deutschen Universitäten ist das Anforderungsniveau in San Diego wie fast überall in den USA eher unterdurchschnittlich. Der Arbeitsaufwand ist in etwa der gleiche wie in Deutschland, verteilt sich aber äußerst unterschiedlich auf die Kurse. Insgesamt ist die Uni in den USA sehr viel verschulter als in Deutschland, mündliche Mitarbeit und Hausaufgaben machen nicht selten einen Großteil der Note aus. Ein Vollzeitstudium besteht im Master aus drei Veranstaltungen, die jeweils einmal pro Woche für 2:40 Stunden stattfinden. So eine lange Zeit ohne Pause kann sehr ermüdend sein! Empfehlenswert ist ebenfalls, seine Kurse so auszuwählen, dass man mindestens Montag oder Freitag, am besten aber an beiden Tagen keine Veranstaltung besuchen muss, um Zeit für etwas längere Wochenend-Trips zu haben. Dabei sollte man den Grand Canyon besuchen. Ca. 10 Stunden von San Diego und 4 Stunden von Las Vegas entfernt, ist der Grand Canyon Nationalpark ein absolutes Muss. Bild 2 zeigt den Ausblick von der Nordseite des Grand Canyon – vor Ort wirkt die Schlucht noch sehr viel mächtiger. Bild 2 Allerdings ist San Diego nicht nur ein hervorragender Ausgangspunkt für Ausflüge, die Stadt hat auch selbst einiges zu bieten. Neben dem traumhaften Strand, an dem peinlich genau zwischen den Bereichen für Schwimmer und Surfer getrennt wird, gibt es zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten. Ähnlich Benzin (umgerechnet ca. 50 Cent je Liter) ist auch Bekleidung in den zahlreichen Outlet Centern günstig zu bekommen. Insbesondere in den Tagen vor und nach Thanksgiving lohnt sich das Shoppen, da Preisnachlässe von bis zu 90% keine Seltenheit sind. Häufig gibt es im Internet Coupons, mit denen sich noch mehr sparen lässt. Empfehlenswert sind insbesondere das Fashion Valley direkt in San Diego und das Premium Outlet in Carlsbad. Auch bietet San Diego ein umfangreiches Angebot an Diskos, die sich allesamt im Gaslamp Quarter befinden. Auch unter der Woche hier ist immer was los, zahlreiche Bars und Restaurants sorgen zusätzlich für großen Publikumsverkehr. Hervorragend ist zudem das Angebot der Partybusse, die von einem bestimmten Treffpunkt (zumeist die Uni oder große Wohnanlagen) ins Gaslamp Quarter fahren und wieder zurück. Für $ 10 - $ 15 erhält man den Eintritt in den Club inklusive Transfer mit dem Bus. Angesagte Clubs sind u.a. das Fluxx und das Bassmint. Erwähnenswert ist in jedem Fall noch, den Arbeitsaufwand für die Universität nicht zu unterschätzen. Reisen, entspannen und Party machen ist in jedem Fall neben der Uni machbar, wenn man kontinuierlich und frühzeitig mitmacht. Hausaufgaben, Mid-term Exams und Final Exams sowie zahlreiche Präsentationen erfordern daher ein gutes Zeitmanagement. Vielfach wird davon abgeraten von San Diego ins benachbarte Tijuana nach Mexiko zu fahren. In der Tat ist der Kontrast zwischen beiden Städten phasenweise schockierend, doch die Sicherheitslage in Tijuana schien meiner Ansicht nach sehr gut zu sein. Wer das Risiko scheut, sollte einen Ausflug nach Los Angeles unternehmen. Zwar ist LA eine von Stau und Smog geplagte MegaCity, doch sind der Walk of Fame und die Hollywood Hills schön anzusehen. Weiterhin sollte man es sich nicht entgehen lassen nach Hawaii zu fliegen. Flüge ab San Diego gibt es bereits für unter 300€. Insbesondere die Abgeschiedenheit der Inseln und die einzigartige Natur mit den teilweise noch aktiven Vulkanen machen Hawaii und allen voran die Insel Maui zu einem Traumziel. Abschließend bleibt für mich damit ein durchweg positives Fazit. Der Strand, die weltoffene Einstellung der Menschen und die vielen schönen Reisen werden mir stets in bester Erinnerung bleiben. Einzig der organisatorische Vorbereitungsstress für das Auslandssemester sowie mitunter komplizierte Professoren haben den Eindruck ein wenig getrübt.
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