„Mit normalen Verhandlungen hätte es dieses Ergebnis nicht

„Mit normalen Verhandlungen hätte es dieses Ergebnis nicht gegeben. Der Druck war notwendig. Das sieht man schon daran, dass der Arbeitgeber ja jederzeit hätte entfristen
können, es aber nicht getan hat. Die unbefristeten Übernahmen sind sehr gut und auch die
Garantie für die Paketzusteller. Allerdings hapert es jedenfalls im Moment noch
bei der Umsetzung der Regelungen für die Paketzusteller im Betrieb. Da
erwarten wir vom Arbeitgeber mehr Fingerspitzengefühl. Eine friedliche Koexistenz ist das noch nicht.“
Thomas Neubert, Betriebsrat NL Brief Mainz, ver.di-Betriebsgruppe Ludwigshafen
„Das was wir geleistet haben in der
Tarifauseinandersetzung ist gut. Und es
waren so gut wie alle Kolleginnen und
Kollegen dabei. Das was wir für unsere
Kolleginnen und Kollegen rausgeholt
haben ist gut. Unsere Paketzusteller können ab nun
bei der Deutschen Post bleiben und werden nicht
hin- und hergeschoben. Gestört hat mich, dass wir die
Delivery GmbHs nicht wegbekommen haben.“
Ismet Giritli, Zusteller NL Brief Hamburg,
ver.di-Vertrauensmann
„Im Arbeitskampf war ich aktiv dabei, weil ich
Sicherheit für uns im Job haben wollte. Schlimm
fand ich, wie sich Kollegen verhalten haben, die
nicht gestreikt haben. Das wirkt nach im Arbeitsumfeld, daran haben wir noch zu arbeiten.
Dass es uns gelungen ist, in dem Tarifvertrag
festzuschreiben, dass die Paketzusteller bis zur
Rente im Unternehmen beschäftigt
bleiben, das finde ich super toll.“
Melanie Busch,
Zustellerin NL Brief Braunschweig
„Das Wichtigste für mich aus dem Tarifvertrag war die Sicherheit, die wir bekommen haben und den Schutz. Die
Forderungen von unserem Konzern, so schnell wie möglich die Delivery ins Leben zu rufen, haben wir einbremsen können. Es war schwer, zwischen den Kollegen der Deutschen Post und der Delivery in der Tarifauseinandersetzung zu vermitteln, denn die Delivery wurde aus dem Boden gestampft und einer nach dem anderen wurde
zur Delivery geschoben. Jeder wusste, wann er drankommt, wenn seine Befristung auslief. Jetzt sind
wir hier in Bayern dabei, bei der Delivery einen Betriebsrat zu wählen. Was ich positiv fand, als Zusteller der schon zwanzig Jahre in einem Bezirk fährt, dass die Kundschaft voll hinter uns stand.“
Thomas Wendlberger, Zusteller NL Brief Nürnberg, ver.di-Vertrauensmann
„Ich war jeden Tag während der Streiks vor Ort, es war eine tolle Solidarität!
Und ich habe dabei viele Kolleginnen und Kollegen getroffen, die gesagt haben,
dafür lohnt es sich zu kämpfen. Wichtig ist für mich tatsächlich, dass die meisten der
Befristeten, die länger als zwei Jahre ununterbrochen Befristungen hatten, nun
einen Festvertrag bekommen haben. Das ist für mich der Hauptpunkt. Dass ich vielen
Leuten persönlich dazu gratulieren konnte, ist bewegend. Was ich schade finde, dass wir die
Delivery nicht wegbekommen haben.“
Frauke Hammerich, Betriebsrätin NL Brief Zentrum Kiel
„Im ersten Augenblick fanden ich und meine Kollegen das Tarifergebnis nicht so toll.
Aber ein paar Tage später und nachdem
wir mit anderen Kollegen darüber gesprochen haben, waren wir sehr zufrieden mit
dem Ergebnis. Besonders über die Sicherung, bis zur
Rente im Unternehmen selbst bleiben zu können.“
Stephan Hirschfeld, Paketzusteller,
NL Brief Magdeburg, ver.di-Vertrauensmann
„Der Streik hat mir gezeigt, dass
man nicht allein ist! Wir wurden
von Tag zu Tag mehr und es
baute sich eine ‚Streikfamilie‘
auf. Viele Freundschaften und neues
Verständnis für die jeweiligen Berufe
entstanden. Es war eine super Lebenserfahrung und ich weiß, wofür ich gekämpft habe.“
„Das Tarifergebnis ist besser als man auf den ersten Blick gedacht hat. Dass wir das Schutzpaket
so groß hingekriegt haben, finde ich phantastisch. Ich selbst hüpfe ja immer von Brief- zur
Verbundzustellung. Und dass das so
konkret im Tarifvertrag steht, ist
toll. Die Entfristung der Kollegen
finde ich Spitze. Schade ist, dass
wir nicht für alle Entfristungen
schaffen konnten. Aber für meinen
Bereich, sage ich mal, wenn noch mehr gestreikt
hätten, wäre uns vielleicht auch mehr gelungen.“
Elke Berthold, Briefzustellerin, NL Brief Magdeburg,
Vorsitzende der ver.di-Betriebsgruppe
„Ich befinde mich seit drei Jahren
in der Altersteilzeit und arbeite
täglich circa drei Stunden. Auch
deshalb ist es mir wichtig, dass wir
durch den Arbeitskampf eine Entfristung von
Stefanie Webers, Mitarbeiterin Abteilung
Kolleginnen und Kollegen, die länger als 24
Auslieferung NL Brief Zentrum Berlin,
Monate befristet beschäftigt waren, erreichen
ver.di-Vertrauensfrau
konnten und ebenso die Übernahme aller
geeigneten Auszubildenden. Vor allem können
nun die Kolleginnen und Kollegen planen und
müssen sich nicht von Befristung zu Befristung hangeln. Dass es nicht gelungen ist, die Deutsche Post AG zur
Zurücknahme der DHL Delivery GmbHs zu bewegen, war enttäuschend, aber vorhersehbar. Deshalb war es umso
wichtiger, dass der Fremdvergabeschutz für die Brief- und Verbundzustellung um drei Jahre verlängert wurde.
Wenn man das Gesamtpaket betrachtet, ist es ein guter Abschluss, der uns vorläufig Sicherheit gibt.“
Stefanie Singer, Zustellerin NL Brief Freiburg
„Für mich war es wichtig, gegen die Ungleichbehandlung anzugehen, die durch die Delivery
entstanden ist. Und auch als unbefristet Beschäftigte für die befristet beschäftigten Kolleginnen
und Kollegen zu kämpfen. Ich war selbst bis vor drei Jahren befristet beschäftigt und
weiß, wie sehr das ständige Bangen auf einen weiteren Vertrag den Alltag beeinflusst. Im ersten Moment war ich vom Tarifabschluss sehr enttäuscht. Aber je mehr ich
mich damit beschäftigt habe, umso mehr hat er mich überzeugt. Jeder Einzelne, der
jetzt bei der Post AG entfristet wurde, war den Arbeitskampf wert!“
Corinne Badstübner, Zustellerin NL Brief Wiesbaden, ver.di-Vertrauensfrau
„Wenn ich zurückschaue, muss ich immer wieder daran denken, wie motiviert unsere
Mitglieder in die Tarifauseinandersetzung gingen. Vielen unserer Kolleginnen und
Kollegen ging die Härte der Auseinandersetzung emotional nahe. Also, dass mit der
Angst der Menschen gespielt wurde von verschiedenen Abteilungsleitungen, dass die
befristet Beschäftigten massiv angegangen wurden. Was ich total schön fand, dass sich
die Kollegen untereinander unterstützt und motiviert haben. So haben wir auch den
Erfolg hinbekommen. Wenn ich den Tarifabschluss als ganzen Blumenstrauß betrachte,
sind so viele Dinge darin, die als Paket für uns geschnürt wurden. Es ist ein toller
Abschluss. Besonders die Entfristung und die Sicherung, also der Schutz.“
Maik Eckert, Mitglied des Betriebsrates NL Brief Hagen, Vorsitzender der Betriebsgruppe