Gottesdienstvorschlag für den Kolpinggedenktag 2015 am 2. Adventssonntag Foto: Bernd Kasper / pixelio.de Ich sehe was, was du nicht siehst! Zweiter Adventssonntag, Lesejahr C / L1: Bar 5, 1-9 / L2: Phil 1, 4-6.8-11 / Ev: Lk 3, 1-6 Eingangslied: Kreuzzeichen & Begrüßung: Einführung: Eine grüne bzw. offene Rose von Jericho bereitstellen und im Altarraum eine geschlossene Rose aufstellen, so dass man sie beim Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ entdecken kann! Mit diesem Spiel beginnen und die Gottesdienstbesucher auffordern mitzuspielen. „Ich sehe was, was Du nicht siehst und das ist braun!“ Nur keine Scheu, schauen sie sich ruhig um. Wenn sie den Mut haben, dann dürfen sie auch gerne ihre Antworten laut ausrufen. Na, hat jemand eine Idee? Ein Tipp: Es ist eine Pflanze! Eine Pflanze, die man sehr leicht übersehen kann. Man muss schon sehr genau hinschauen. Ich zeig’s Ihnen! Das, was ich gesehen habe und braun ist, ist diese Rose – eine Rose von Jericho. Sie ist klein und unscheinbar, leicht zu übersehen. Ich weiß, dieses Ding schaut eher aus wie ein verdorrtes Gestrüpp, aber nicht wie eine Rose. Doch hinter diesem Gestrüpp verbirgt sich mehr, als wir auf den ersten Blick erkennen können. Und genau diese Tatsache weiht uns in das Geheimnis der Adventszeit ein. Im Advent werden wir aufgefordert unseren Blick zu schärfen. Wir sollen unseren Blick schärfen für das Kleine und Unscheinbare, für das, was auf den ersten Blick wert- und bedeutungslos aussieht. Eine grüne, offene Rose von Jericho zeigen! Wenn es uns gelingt, das Kleine und Unscheinbare in den Blick zu nehmen, dann können wir entdecken, wie reich und wertvoll unser Leben tatsächlich ist. Dann spüren wir vielleicht auch, dass er – Jesus Christus – mitten unter uns ist. Bitten wir ihn um sein Erbarmen. Kyrie: K 1: Jesus Christus, du siehst was, was wir nicht sehen und das ist Liebe – eine Liebe, die den Menschen so annimmt wie er ist. Herr erbarme dich! K 2: Jesus Christus, du siehst was, was wir nicht sehen und das ist Versöhnung – eine Versöhnung, die tiefe Wunden heilen lässt. Christus erbarme dich! K 3: Jesus Christus, du siehst was, was wir nicht sehen und das ist Leben – ein Leben, das über den Tod hinausgeht. Herr erbarme dich! Vergebungsbitte: Tagesgebet: Guter Gott, immer wieder lassen uns Menschen wie Adolph Kolping spüren, dass du der „Ich bin, der ich bin da“ bist. Schenke uns auf die Fürsprache des Seligen Adolph Kolping ein waches Herz und einen wachen Verstand, damit wir in den Wirren der Zeit immer wieder deine Nähe und Gegenwart wahrnehmen. Darum bitten wir dich, durch Christus, unseren Herrn. Amen. Lesung: Bar 5, 1-9 Antwortgesang: Lesung: Phil 1, 4-6.8-11 Evangelium: Lk 3, 1-6 Ansprache: Liebe Kolpingschwestern und -brüder! Verehrte Gemeinde! Ich sehe was, was du nicht siehst! – Dieses Spiel ist ein uralter Klassiker, der heute noch gerne gespielt wird. Vor allem dann, wenn es den Kindern langweilig ist, z.B. bei einer Autofahrt, wird dieses Spiel ausgepackt. Obwohl es so simpel ist, macht es doch immer wieder Spaß. Plötzlich entdeckt man Dinge, die man vorher gar nicht wahrgenommen hat. Es werden Gegenstände interessant, die sonst niemand beachtet hätte. Durch das Spiel, bekommen diese Dinge auf einmal eine Bedeutung und rücken somit in den Focus. Dinge in den Blick nehmen, die im Alltag eher unscheinbar, unwichtig oder gar nutzlos sind, ist eine Eigenschaft, die wir uns gerade in der Adventszeit wieder aneignen sollten. Warum? Weil so ein Blick helfen kann, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wir werden dadurch gezwungen im hier und jetzt zu sein. Tagträume, Wunschvorstellungen oder das ständige Daran-denkenmüssen welche Aufgaben, Herausforderungen, Probleme oder Termine als nächstes anstehen, treiben uns nur zur Hektik an, stressen uns und geben uns das Gefühl, etwas zu verpassen. Wegen all dem Treiben und Streben nach Glück, Ansehen und Erfolg übersehen wir, was das Leben eigentlich lebens-wert macht. Jahr für Jahr feiern wir Weihnachten, bereiten uns in der Adventszeit auf diese Feier vor und fallen danach doch wieder in unseren alten Trott zurück und sehnen uns wieder nach Glück, nach Ansehen und nach Erfolg. Kein Wunder, dass wir ständig das Gefühl haben im Vollgas-Modus unterwegs zu sein. Wir kommen scheinbar nie an den Punkt an, an dem wir uns zufrieden und vor allem dankbar zurücklehnen können. Warum also jedes Jahr wieder Advent und Weihnachten? Weil es da jemanden gibt, der etwas sieht, was wir nicht sehen. Wer dieser jemand ist, dürfte klar sein – Gott. Und was sieht er? Uns! Um zu verstehen, was genau Gott in den Blick nimmt, lohnt es sich auf die zu schauen, die für uns so ganz selbstverständlich zur Weihnachtsgeschichte dazugehören, die Hirten. Haben sie sich schon einmal gefragt, warum es ausgerechnet die Hirten waren, die als erstes von der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem erfahren haben? Es lag nicht daran, dass sie zufällig in der Nähe waren, sondern daran, dass Gott uns zeigen möchte, wie er liebt. Die Hirten der damaligen Zeit haben eigentlich nichts mit den romantischen Vorstellungen zu tun, wie wir es von den Krippenspielen her kennen. Das Leben der Hirten war hart. Am meisten kämpften die Hirten mit ihren Mitmenschen und ihren Vorurteilen. Die Hirten, sie stinken, sie sind ungebildet. Bei denen muss man aufpassen, die klauen wie die Raben, heißt es. Und wenn sie wieder fette Beute gemacht haben, dann ziehen sie wieder weiter. Diese Vorurteile machten das schon beschwerliche Leben noch schwerer. Sie gehörten zusammen mit den Aussätzigen, den Bettlern, den Behinderten zur untersten sozialen Schicht der Gesellschaft. Verstehen sie jetzt, warum dieser Gott sich zuerst diesen Hirten zugewendet hat? Das ist Menschwerdung. Gott gibt diesen Menschen ihre Würde zurück. Und was da auf den Feldern vor Betlehem in einem Stall passiert ist, das ist Programm. Im heutigen Evangelium haben wir vom Propheten Johannes dem Täufer gehört. Es wird berichtet, wir er seine Stimme erhebt und verkündet: „Alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt.“ Interessant ist auch die Einleitung des Evangeliums. Es werden alle Herrschenden der damaligen Zeit genannt – der Kaiser, der Statthalter, die Tetrachen usw. Auch die religiösen Führer werden genannt. Das ist deswegen interessant, weil sich Gott nicht den Politikern, den religiösen Führern, den Wissenschaftlern oder der führenden Elite zuwendet, sondern einem einfachen und unbedeutenden Menschen, der in der Wüste lebt. Johannes soll im Namen Gottes das Wort ergreifen und den Menschen begreiflich machen, dass ein Gott in ihr Leben treten will, der sie so annimmt und liebt, wie sie sind. „Mensch, du bist wertvoll, weil du Mensch bist.“ – das ist es, was die Hirten erfahren durften und was Johannes letztendlich verkündet. Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist – ein Schuster! Selbst unser Seliger Adolph Kolping hat lange nicht verstanden, dass Gott ihn mit ganz anderen Augen gesehen hat, als er dachte. Er, der einfache Schuster, der ständig krank war, dem nichts geschenkt wurde und immer hart arbeiten musste, um seine Träume zu verwirklichen – er war es, den Gott dazu berufen hat, den Menschen zu verkünden: „Mensch, du bist wertvoll, weil du Mensch bist.“ Genau das hat Adolph Kolping diesen Handwerksburschen, die nicht nur mit Vorurteilen zu kämpfen hatten, spüren lassen. Er hat ihnen mit materiellen Dingen, wie Essen, Trinken, Medizin, ein Dach überm Kopf geholfen, doch vor allem hat er ihnen wieder ihre Würde zurückgegeben. Wie er das gemacht hat? Ganz einfach! Er hat etwas gesehen, das andere nicht gesehen haben: Er blickte in ihre Gesichter und sah von Gott geliebte Menschen! Mit dieser Haltung wurde er zu einem wunderbaren Botschafter für die Menschen. Kolpingschwestern und Kolpingbrüder sehen was, was andere nicht sehen und das sind von Gott geliebte Menschen. Nun liegt es an uns, dass wir wie Kolping zu Botschafter werden, die den Menschen in unserem Umfeld spüren lassen: „Mensch, du bist wertvoll, weil du Mensch bist.“ Übrigens, wir selber dürfen und sollen auch nach dieser Botschaft Ausschau halten. Vergessen wir also nicht, besonders die kleinen und unscheinbaren Dinge in den Blick zu nehmen. Denn dann werden wir dankbar und zufrieden feststellen, wie reich doch unser Leben ist. Einen Tipp gebe ich uns noch: Achten wir vor allem auf die Menschen, die einfach so für uns da sind – mit einer Umarmung, mit einem offenen Ohr, mit einem Mut machenden Wort oder mit einer versöhnenden Hand. Ich sehe was, was hoffentlich alle mal sehen: einen Gott, der die Menschen bedingungslos liebt. Ich sehe was, zu dem wir alle hier berufen sind: Gottes bedingungslose Liebe vorurteilsfrei weiterschenken. Amen. Glaubensbekenntnis: Fürbitten: Weil wir wissen, dass du Gott uns und unser Leben in deinen Händen hältst, vertrauen wir dir unsere Anliegen und Sorgen an. Verbunden mit der Bitte unsere Gebete zu erhören, wollen wir auch tatkräftig an der Erfüllung unserer Anliegen mit anpacken: F 1: Gott, wir sehen Menschen, die unter den Folgen von Krieg und Gewalt leiden. Du siehst auch Menschen, die sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die Waffen schweigen. Wir bitten dich um Frieden und Versöhnung für uns und für alle Menschen. Wir bitten dich, erhören uns! F 2: Gott, wir sehen Menschen, die auf der Flucht sind und sich nach Freiheit sehnen. Du siehst auch Menschen, die alles dafür tun, dass die Flüchtlinge in unserem Land eine neue Heimat finden. Wir bitten dich um Hoffnung und Gastfreundschaft für uns und für alle Menschen. F 3: Gott, wir sehen Menschen, die Andersdenkende und Fremde mit Hass begegnen. Du siehst auch Menschen, die Vorurteile überwinden und Freundschaften schließen. Wir bitten dich um Respekt und Toleranz für uns und für alle Menschen. F 4: Gott, wir sehen Menschen, die zweifeln und sich minderwertig fühlen. Du siehst auch Menschen, die sich voll und ganz in den Dienst nehmen lassen für Behinderte, Kranke und Alte. Wir bitten dich um Wertschätzung und Würde für uns und für alle Menschen. F 5: Gott, wir sehen Menschen, die trauern und Angst vor dem Tod haben. Du siehst auch Menschen, die fest daran glauben, dass du ihnen das ewige Leben schenkst. Wir bitten dich um Gottvertrauen und Segen für uns und für alle Menschen. Um all das bitten wir dich, der du uns die Freude am Kleinen und Unscheinbaren lehrst, jetzt und in Ewigkeit. Amen. Gabenbereitung: Sanctus: Vater unser: Friedensgruß/-lied: Kommunion: Danklied: Schlussgebet: Gott, du bist das Leben. Du bist da, wo Menschen deine Liebe weiterschenken. Du bist da, wo Menschen ohne Vorurteile zueinander finden. Du bist da, wo Menschen ein versöhnendes Wort sprechen. Dass du, Gott, mitten unter uns bist und uns mit deinem Segen begleitest, dafür wir danken wir dir. Lass uns immer wieder deine Nähe spüren, damit wir tiefes Glück finden auf all unseren Wegen, jetzt und in Ewigkeit. Amen. Segen: Schlusslied: z.B. Wir sind Kolping, Vater Kolping, Kolping-Grablied, … © Sebastian Wurmdobler
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