Erfahrungsbericht Studiengang: Austauschjahr/Semester: Gastuniversität: Stadt: Land: Political Science (Master) HWS 2015 Sciences Po, Paris (PSIA) Paris Frankreich Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht die Meinung der Universität Mannheim wider. Jeder Bericht wird vor der Veröffentlichung geprüft; die Universität behält sich das Recht zur Kürzung vor. Aus Spam- und Datenschutzgründen werden Name und E-Mail-Adresse des Verfassers nicht im Internet veröffentlicht. Bei Interesse an weiteren Informationen kann das Akademische Auslandsamt eine Anfrage an den Verfasser des Berichts versenden, in welcher dieser gebeten wird, sich mit dem Interessenten/der Interessentin in Verbindung zu setzen. 1. Vorbereitung Die Vorbereitung meines Auslandssemesters beinhaltete die Anmeldung an der Uni, die Kurswahl und das damit verbundene Learning Agreement, sowie eine durchaus nicht einfache Wohnungssuche. Zur gezielten Vorbereitung eines Auslandssemester in Frankreich ist eine Teilnahme an einem Französischsprachkurs (z.B. über das Studium Generale) oder aber auch über die Gesellschaft für übernationale Zusammenarbeit (GÜZ) sehr zu empfehlen. Obwohl ich bereits über Französischkenntnisse verfügte, habe ich beide Kurse belegt um meine Französischkenntnisse wieder zu reaktivieren. Auf das Angebot der GÜZ und des Bureau International de Liasion et de Documentation (B.I.L.D.) wurde ich vom Akademischen Auslandsamt der Universität Mannheim aufmerksam gemacht. Letzteres halte ich auch, vor allem wegen des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses, für empfehlenswert. Er dauerte zwei Wochen und richtete sich explizit an Teilnehmer mit fortgeschrittenen Französischkenntnissen. Neben dem Sprachunterricht am Morgen wurden auch attraktive Freizeitprogramme (bereits im Kurspreis inbegriffen) am Nachmittag angeboten. So waren wir beispielsweise in diversen Museen, Bibliotheken, der Assemblée Nationale oder aber auch abends bei Open-Air-Kinoveranstaltungen. Die Qualität des Sprachunterrichts war gut und die Lehrer sehr motiviert. Zum Kurs gehörten auch fachspezifische Sprachveranstaltungen am Wochenende, bei denen einem das universitäre Vokabular näher gebracht werden soll. Insgesamt kostete der zweiwöchige Kurs 350,00€ und die Unterbringung im Maison Heinrich Heine auf dem Gelände der Cité Universitaire noch einmal 275,00€. Ich selber habe während meines Aufenhalts in Paris zudem einen Sprachkurs der Universität selbst besucht. Auch hier hatte ich das Glück einer sehr motivierten Dozentin.. Insgesamt kommt man allerdings an Sciences Poauch ohne fortgeschrittene Französischkenntnisse sehr gut zurecht, da fast alle Mitarbeiter und Kommilitonen gutes bis sehr gutes Englisch sprechen. Im Alltag außerhalb von Sciences Po ist es jedoch durchaus von Vorteil, wenn man solide Französischkenntnisse mitbringt. Sciences Po selbst bietet auch eine Welcome Week an, die unter anderem die akademischen Standards an Sciences Po vermitteln soll (die Kosten liegen ebenfalls bei ca. 250,00€). Nachdem ich jedoch mit Freunden gesprochen hatte, die auch bereits an Sciences Po studiert haben, habe ich mich gegen die Welcome Week entschieden. Ich habe diese Entscheidung nicht bereut, da ich durch den Französischkurs und auch während des Semesters in Paris genügend Menschen durch die Kurse kennen gelernt. Auch wenn man in Frankreich gut mit Bargeld zurechtkommen kann, sollte man wissen, dass Kreditkarten ein beliebtes und bevorzugtes Zahlungsmittel sind, nicht nur in Geschäften sondern vor allem auch an öffentlichen Automaten (z.B. beim Fahrkartenkauf). Man sollte sich vorab auf jeden Fall bei seiner Bank erkundigen, ob man kostenfrei im Ausland Geld abheben kann. Ein französisches Bankkonto habe ich selbst nicht eröffnet, da ich bei meiner Bank sehr gute Konditionen hatte. Man erspart sich so auch die langwierige französische Prozedur, die man zum Eröffnen des Bankkontos durchlaufen muss. Ohne einen festen Wohnsitz mit offiziellem Mietvertrag, den man als (Austausch)Student nach meinen Erfahrungen aber oft nicht erhält, ist es quasi unmöglich ein Konto zu eröffnen. Die Anreise von Mannheim aus ist sehr einfach und bequem mit dem Zug (ICE oder TGV) innerhalb von knapp 3 Stunden zu bewältigen und je nachdem, wie frühzeitig man bucht und wo (www.bahn.de oder www.sncf.com) auch für circa 40,00€ (einfach) oder auch günstiger zu bekommen. 2. Unterkunft Die Wohnungssuche in Paris ist, wie man es sich vielleicht denken kann, sehr schwierig und man braucht sehr gute Nerven. Sciences Po selbst stellt keine Zimmer zur Verfügung, man kann sich aber als Austauschstudent bei der „Cité Internationale Universitaire de Paris“, kurz „Cité Universitaire“ (http://www.ciup.fr/en/). bewerben. Als Masterstudent gilt man bei Sciences Po automatisch als Erstsemester, da die Studenten im 3. Semester meist ein Praktikum machen und somit keine Kurse besuchen. Dies hat den Vorteil, dass man sich bei der Cité Universitaire um eine Unterkunft bewerben kann. Wie es sich für Bachelor verhält weiß ich leider nicht. Die Cité Universitaire liegt ganz im Süden von Paris (jedoch noch im Stadtkern) und die Meinungen gehen auseinander: Einerseits befindet man sich dort in einer Art „Kunstwelt“, da sie scheinbar fernab vom Stadtzentrum ist und sich auch in der näheren Umgebung nicht das „echte“ Pariser Leben abspielt. Andererseits gibt es ein unglaubliches Angebot an Sportund Freizeitaktivitäten (je nach Haus) und ist auch preislich sehr attraktiv. Alles in allem scheint bei der Bewerbung vor allem wichtig, dass man sich nach der Bewerbung konstant – ohne jedoch zu aufdringlich zu erscheinen -- in Erinnerung ruft. Man bewirbt sich dort direkt bei einem Haus, sofern seine eigene Nationalität vertreten ist, kann aber auch angeben, dass man an einem Häusertausch interessiert ist. Das deutsche Haus (Maison Heinrich Heine) strahlt den Charme der 70er oder 80er Jahre aus, liegt direkt am Boulevard Périphérique (die große Ringstraße die einmal um Paris führt); und hat recht großzügig eingerichtete Zimmer. Das dänische Haus hingegen ist zum Beispiel viel moderner und nach meinem Geschmack annehmlicher ausgestattet. Wenn man dort eine Unterkunft finden sollte, hat man – unter Berücksichtigung der Situation des allgemeinen Pariser Wohnungsmarktes – großes Glück. Leider wusste ich nicht um die Möglichkeit, sich als Auslandsstudent bei der Cité Universitaire zu bewerben und daher blieb mir nur, mich in den Pariser Wohnungsmarkt zu stürzen und von Deutschland aus ein Zimmer zu suchen. Auch wenn ich Glück gehabt habe, scheint mir wichtig zu erwähnen, dass es viele schwarze Schafe unter den Vermietern gibt und in Paris viele Wohnungen vermietet werden, die eher „fraglich“ sind und tolerante Mieter suchen. In jedem Fall sollte man möglichst vorab kein Geld überweisen, da man in Paris ansonsten Gefahr läuft, um den Geldbetrag betrogen zu werden. Vor Ort zu suchen ist daher eine Alternative, die man durchaus auch in Betracht ziehen sollte, zumal die Entfernung nach Paris von Mannheim aus nicht so groß ist.. Ich habe mich zunächst für die Online-Suche von Mannheim aus entschieden. Die gängigen Portale sind auf der Seite des Goethe-Instituts gut beschrieben (http://bit.ly/1ZenBho). Ansonsten (und so habe ich mein Zimmer gefunden), kann man auch über diverse Facebookgruppen (auch von Sciences Po direkt, z.B. http://on.fb.me/1OE1evd) suchen. Oft gehen Wohnungen bzw. Zimmer nahtlos von einem Sciences Po Studenten zum anderen über. Soweit ich es gehört und verstanden habe, ist dabei eine Kaution von einer Monatsmiete üblich und legitim. Oft wird mehr gefordert, was jedoch nicht rechtens zu sein scheint. Auch die Tatsache, dass viele Vermieter Zimmer ohne offiziellen Mietvertrag vermieten ist wichtig zu erwähnen. Bedeutung hat dies auch bei der Beantragung des Wohngelds CAF (Caisse d’Allocations Familiales), welches grundsätzlich jedem Studenten in Frankreich zusteht. Hierzu benötigt man allerdings einen offiziellen Mietvertrag, diverse andere (übersetzte) Unterlagen sowie ein französisches Bankkonto. Gerade wenn man länger in Paris bleibt kann das durchaus interessant sein, denn . Mietpreise ab ca. 500,00 € bis ca. 1000,00 € pro Monat sind für Zimmer (ab ca. 9 qm bis beispielsweise 17 qm) durchaus üblich. Je nach Lage und Ausstattung variieren die Mietpreise jedoch deutlich .. Ich habe letztendlich zwar eine Wohnung gefunden, jedoch wurde diese noch ohne Internetanschluss vermietet (was scheinbar nicht unüblich ist). Im Nachhinein kann ich das nicht empfehlen, war bei mir doch sowohl die Anmeldung als auch die Kündigung des Internetvertrages mehr als kompliziert. Ähnliches gilt für einen französischen Mobilvertrag. Ich hatte mir eine Sim-Karte von „free mobile“ geholt. Dieser Anbieter bietet für wenig Geld (zu meinem Zeitpunkt hatte ich eine Internetflat (50GB), eine Telefonflat (auch ins deutsche Festnetz) sowie eine SMS-Flat (leider nicht nach Deutschland, dafür aber weltweit in sämtliche andere Länder) für gerade einmal ca. 20,00€ pro Monat. Nachteil: Meine Kündigung des Vertrages gelang erst nach wiederholten Rück- und Nachfragen sowie Einschreiben. Diese Empfehlungen und Beschreibungen basieren auf persönlichen Erfahrungen und es kann natürlich sein, dass es sich hierbei nur um eine unglückliche Häufung handelt, die jedoch nicht der Regel entspricht. 3. Studium an der Gasthochschule Das Studium an Sciences Po unterscheidet sich von dem an der Universität Mannheim deutlich. Als Masterstudent hat man leider nicht die Möglichkeit im wissenschaftlichen Bereich von Sciences Po zu lernen (École Doctorale), sondern ist auf die Paris School of International Affairs (PSIA) begrenzt. PSIA bietet zwar interessante und praxisnahe Einblicke, diese haben jedoch nicht den Anspruch, wissenschaftlich zu sein. Auch wenn es mich um neue Perspektiven bereichert hat, war dies für mich eine große Umstellung.. Man sollte sich darüber bereits vor der Bewerbung im Klaren sein. Die Kurse im Kurskatalog sind zu ca. 70% auf Englisch und zu ca. 30% auf Französisch, wobei man im Französischen als Masterstudent anscheinend mindestens ein C1 Niveau haben muss, obwohl ich auch von Studenten gehört habe, die an französischen Kursen teilgenommen haben mit einem Französich auf B2-Niveau. Die Kursvergabe erfolgt nach dem First Come First Serve-Prinzip und Austauschstudenten erhalten erst eine Woche nach den regulären Sciences Po Studenten Zugang zur Kursauswahl. Dies sollte man bei seiner Kurswahl beachten und sich bereits von vornherein ausreichend Alternativen überlegen, denn bei der Kurswahl sind in der Regel alle Kurse bereits innerhalb kürzester Zeit vergeben. Auch bei der Anmeldung zu Vorträgen im laufenden Semester wird nach dem First Come First Serve-Verfahren vorgegangen. Bei der Auswahl der Kurse dürfen keine Überschneidungen sein. Sciences Po ist auch sehr strikt, was die Teilnahme an Vorlesungen und Seminaren angeht. Man hat zwei Fehltermine wobei auch ein dreimaliges Zuspätkommen als Fehltermin gerechnet wird. Überschreitet man diese Fehlzeiten, zählt der Kurs automatisch als nicht bestanden. Das Studium an Sciences Po ist, wie bereits erwähnt, anders als in Mannheim, besticht hierbei jedoch durch praxisnahe und wertvolle Einblicke. Alle Kurse laufen parallel und sind nach meinem Erleben sehr arbeitsintensiv. Ich habe 7 Kurse belegt ,wovon ein Kurs ein Sprachkurs war. Das reichte vom Arbeitsaufwand vollkommen aus, denn ein Kurs an Science Po erfordert – allein was das Lesepensum und die Prüfungsvorbereitung anbelangt – sehr viel mehr Zeitaufwand als in Mannheim. Das Positive daran: Sciences Po verdoppelt anscheinend die ECTS-Zahl für Austauschstudenten. 4. Alltag und Freizeit Für die Freizeit bietet Paris ein schier unermessliches Angebot, das für jeden Geschmack etwas zu bieten hat. Neben den typischen Touristenaktivitäten kann man sich kulinarisch durch die Restaurants und Boulangeries von Paris testen (entgegen den Klischees gibt es für jeden Geldbeutel etwas), die Museen genießen oder aber auch über ein „Sprachtandem“ Anschluss an die französische Kultur finden. Wenn man EU-Bürger und das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, hat man in den meisten Museen freien Eintritt.. Sehr zu empfehlen sind auch zum Beispiel die Katakomben von Paris. Das ist ein verzweigtes Netz an unterirdischen Gängen, die durch Steinabbau entstanden sind und später als letzte Ruhestätte für Verstorbene genutzt wurden. An Sciences Po selbst gibt es eine Vielzahl an Studentenorganisationen, die verschiedene Aktivitäten organisieren und auch im Alltag sehr präsent sind. Für die Mobilität in der Stadt bieten sich insbesondere zwei Transportmittel an: Die Metro und das Vélib. Je nachdem wo man wohnt ist eine Metro-Karte unerlässlich,kostet als Monatskarte (Navigo Mois) 70,00€ für Zone 1-5 (http://bit.ly/1O8hCT6). Das Vélib, ein Leihfahrrad,ist eine interessante Alternative, auch wenn es in Anbetracht des Pariser Verkehrs mit Vorsicht zu genießen ist. Das System von Vélib ist ähnlich wie das vom VRNnextbike in Mannheim: Man leiht Fahrräder zu unterschiedlichen Tarifen und gibt sie nach der Fahrt in der nächsten Station wieder ab. Der günstigste Tarif kostet 29,00€ für ein Jahr und beinhaltet eine 30-minütige kostenlose Fahrt (http://bit.ly/1OR8JRn). Wichtig zu erwähnen ist, dass die Metro unter der Woche nur bis ca. 0:30 Uhr und am Wochenende bis ca. 1:30 Uhr fährt. Wenn man also abends unterwegs ist, sollte man stets im Voraus bedenken, wann und vor allem wie man wieder nach Hause kommt. 5. Fazit Was mir definitiv nach meiner Zeit in Paris fehlen wird, ist die französische Gemütlichkeit, das Savoir-Vivre und die leckeren süßen Teilchen aus der Boulangerie. Die Möglichkeit, in Paris ein Semester verbringen und dort die Universität und das Studentenleben kennen lernen zu dürfen, war für mich eine Erfahrung, die von zahlreichen überwiegend positiven Eindrücken geprägt war, für die ich sehr dankbar bin und in keinem Fall missen möchte. An der ausländischen Partnerhochschule besuchte Kurse: KursKurs SWS/ Credits bezeichnung OCMO 2040 Conflicts and Negotiations in the Middle 2 / 4 Anerkennung an der Universität Mannheim Bemerkungen Seminar Comparative Politics East OCMO 2170 Revolution and Resilience in the Middle 2 / 4 East OAEA 2090 Game Theory in the International Arena 2/4 OAEE 2040 Economic Development in Latin America 2/4 OAEA 2000 Impact Evaluation in Seminar International Relations International 2 / 4 Development OCMO 2095 The Political Scoiology of the 2 / 4 Lecture Political Sociology Contemporary Arab World LFRA 5402 Französischkurs 2/2 nein SWS = Semesterwochenstunde (1 SWS entspricht an Sciences Po Paris 60 Minuten)
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