Studienbericht zu einem Auslandsemester in den USA Studium an

Stefanie Zimmermann, Auslandssemester an der Case Western Reserve University, Cleveland, Ohio
Studienbericht zu einem Auslandsemester in den USA
Studium an der Case Western Reserve University
Vorbereitung
Mit der Planung für ein Auslandssemester vor allem in den USA solltest du ein Jahr vor dem
eigentlichen Aufenthalt anfangen werden. Wenn du zusätzlich noch ein Stipendium benötigst, ist es
empfehlenswert noch früher anzufangen, da z.B. die Fulbright-Stiftung schon sehr früh die
Bewerbung möchte. Das GE4-Programm der Beuth Hochschule ist sehr hilfreich, da es die
Studiengebühren der Gastinstitution – egal welcher Höhe, im Falle von Case Western (CWRU) von
etwa 18.000$ - übernimmt. Wenn du dir sicher bist ein Auslandssemester in den USA zu machen,
dann darfst du die Liste des GE4-Programmes durcharbeiten. Es gibt einige namhafte Universitäten
darunter. Ich habe CWRU gewählt, weil ich in meinem Auslandssemester die Medizintechnik kennen
lernen wollte und diese Universität zu den Top10 der USA auf diesem Fachgebiet zählt. Sie ist
generell sehr berühmt für ihre Naturwissenschaften, also auch der Fachbereich Maschinenbau ist
sehr gut. Neben diesem Hauptgrund waren die Größe von Cleveland mit rund zwei Millionen
Einwohnern und das ähnliche Klima verglichen mit Deutschland ausschlaggebend. Zusätzlich habe ich
Erfahrungsberichte im Internet gesucht und als sich die gut angehört haben, habe ich mich hierfür
beworben. Dann habe ich mir nach ähnlichem Prinzip noch zwei weitere Universitäten ausgesucht.
Zur gleichen Zeit habe ich mich auf den Toefl vorbereitet. Es lohnt sich einige Tests anzuschauen. Der
Test ist nicht schwer vom Englischniveau, hat aber durchaus einige trickreiche Fragen wie z.B.
Antwortmöglichkeiten, die durchaus richtig sind in Bezug auf den Text, aber nicht auf die konkrete
Fragestellung und ähnliches. Wenn du früh genug dran bist, kannst du dir Übungsbücher aus der
Zentral- und Landesbibliothek Berlin ausleihen. Allerdings musst du das wahrscheinlich vorher
reservieren, da diese sehr beliebt sind. Der Toefl kostet je nach Wechselkurs um die 180Euro und das
Ergebnis bekommt man nach zwei bis drei Wochen.
Du solltest spätestens einen Monat vor Bewerbungsschluss anfangen dich um ein
Empfehlungsschreiben eines Professors zu bemühen sowie das übersetzte Zeugnis beglaubigen
lassen auf dem Fachbereichssekretariat. Dabei solltest du die englischen Namen der Vorlesungen
bzw. Übungen verwenden, die du im Modulhandbuch für deinen Studiengang findest. Aber
„übersetze“ deine Noten auf keinen Fall ins amerikanische System, denn dann wird es nicht
beglaubigt. Verwende die deutschen Noten.
Für das Motivationsschreiben und die restlichen geforderten Bewerbungsunterlagen solltest du dir
genügend Zeit nehmen. Dieses Programm nimmt von jeder Hochschule immer nur eine bestimmte
Anzahl von Studenten und dementsprechend ist eine engagierte und motivierte Bewerbung
notwendig. Man muss sich nichts aus den Fingern saugen. Du solltest konkret begründen, warum ein
Auslandsaufenthalt an dieser Universität dir nützt und dann noch etwas Begeisterung durchscheinen
lassen, dann hast du es so gut wie in der Tasche. Die Begründung a la Pflicht für den Job erwähnst du
lieber nur kurz.
Beachte die unterschiedlichen Semesterzeiten in den USA. Meist fängt das Sommersemester im
Januar an und das Wintersemester im August. Ein anderer wichtiger Punkt, den du abklären solltest
Stefanie Zimmermann, Auslandssemester an der Case Western Reserve University, Cleveland, Ohio
ist, ob die Gastuniversität eine Orientierungswoche hat. Das haben nicht alle, aber ich empfand das
als überaus hilfreich zum sich zurechtfinden und auch um schon die ersten Leute kennen zu lernen.
Alltag und Freizeit/ Aufenthalt generell
Grundsätzlich solltest du dir bewusst sein, dass ein Auslandssemester an der CWRU oder einer
anderen sehr guten amerikanischen Universität kein Urlaubssemester wird. Man hat durchaus Zeit
zum Reisen und es kommt mit Sicherheit auch auf die Fächer an, die man wählt. Aber durch
Hausaufgaben und Klausuren in der Mitte des Semesters ist schon mal für Beschäftigung gesorgt. In
manchen Vorlesungen gibt es noch zusätzliche wöchentliche Kurztests. Ich hatte drei Kurse für den
Bachelor und einen Masterkurs, den man durchaus belegen darf an der Uni, auch wenn auf der
offiziellen Homepage von GE4 das abgelehnt wird. Solange man den Professor überzeugt, dass man
die Grundlagen hat, ist alles kein Problem. Oft genügt eine kurze Mail mit der Auflistung der Fächer,
die man an der Heimatinstitution besucht hat und noch eine kurze Begründung, warum man den
Kurs jetzt und hier besuchen möchte. Auch sonst läuft vieles lockerer ab. Du bekommst im Normalfall
genug Hilfe – zum einen durch Kommilitonen, die gerne helfen oder durch Lehrassistenten oder
durch den Professor selbst. Dort wünschen die Professoren nämlich ausdrücklich, dass die Studenten
in die Sprechstunden kommen und offene Fragen klären.
Zu sehen gibt es viel: Von Museen, die für Studenten oft kostenlos sind, bis hin zu Veranstaltungen
auf und außerhalb des Campus sind zahlreich vorhanden. Es werden Konzerte, teilweise auch von
Berühmtheiten auf den Campus geholt. So habe ich das Konzert von K’naan, der das Lied „Wavin‘
flag“ für die WM 2010 gesungen hat, für 5$ live erleben. In der „fall break“ gibt es einen sehr billigen
Ausflug in eine amerikanische Stadt, der von der Upb (undergraduate program board) angeboten
wird. So bin ich für 100$ für drei Tage nach Washington DC gekommen, inklusive Übernachtung.
Als kleine Anmerkung: Cleveland ist verglichen mit anderen Städten nicht ganz so sicher. Aber die
Universität tut viel für die Sicherheit ihrer Studenten. So gibt es Nachtbusse und Nachttaxis auf dem
Campus und es gilt eben die Regel immer mit einem Freund unterwegs zu sein bei Nacht. Passiert ist
mir nie etwas.
Unterkunft
Ich habe auf dem Südteil des Campus gewohnt, was für jeden Naturwissenschaftler zu empfehlen ist,
da die ganzen Unigebäude für diese auf der Südseite liegen. Wer BWL,… studiert ist besser auf der
Nordseite des Campus aufgehoben. Einzelzimmer gibt es eigentlich so gut wie nicht auf dem Campus.
Von dem 3. Semester an wohnt man in WGs: Jeder hat sein eigenes Zimmer und Küche sowie Bad
werden geteilt. Ich empfehle dir darauf zu achten, dass eine Küche in der WG mit eingeschlossen ist.
In manchen Häusern gibt es nur Mikrowellen und eine Gemeinschaftsküche für ein ganzes Haus. Die
Häuser Tippit und Staley auf der Südseite sind zu empfehlen. Die Häuser 1 – 7 auf der Nordseite sind
moderner und größer als auf der Nordseite, kosten aber auch mehr. Am günstigsten ist es nicht auf
dem Campus zu wohnen. Allerdings solltest du beachten, dass Entfernungen in den USA größer sind
als bei uns und die Busverbindungen bei weitem nicht so gut sind wie in Berlin. Die Seite
forum.case.edu hilft hier sehr weiter, wenn du etwas außerhalb des Campus finden willst.
Stefanie Zimmermann, Auslandssemester an der Case Western Reserve University, Cleveland, Ohio
In einer WG zu wohnen habe ich als sehr gut empfunden, da es nie ein Problem ist in den USA mit
Menschen ins Gespräch zu kommen, aber schon eher den Kontakt zu halten. Meine WGMitbewohner waren meine Basis und sind zu Freunden geworden.
Den sogenannten „Meal-Plan“ kann ich nicht empfehlen. Es ist zwar ein All-you-can-eat-Angebot,
aber die 10$ pro Mahlzeit kann man auch anders einsetzen und auf dem Campus gibt es genug
billigere Essensmöglichkeiten.
Fazit
Für mich hat sich das Auslandssemester in jeder Hinsicht gelohnt: Sowohl fachlich als auch an
persönlichen Erfahrungen habe ich viel gelernt. Das tolle an CWRU ist auch, dass es relativ wenig
andere Austauschstudenten gibt. Es gibt viele internationale Studenten, hauptsächlich Asiaten, die
aber dann ihr komplettes Studium dort absolvieren. Wirklich negative Erfahrungen habe ich nicht
gemacht. Natürlich gibt es immer wieder Schwierigkeiten wie z.B. in der ersten Woche, als ich mir
einfach überrollt von der anderen Sprache und dem schnellen Tempo vorkam, aber es war nichts,
was nicht lösbar war und man bekommt auch wirklich viel Hilfe, wenn man sie braucht und danach
fragt. Und wegen der Sprache sollte man sich nicht zu viele Sorgen machen. Lücken kann man schnell
schließen, wenn man dran bleibt und eben auch immer wieder nachfragt. Als generellen Tipp kann
ich nur geben, sei nicht schüchtern und frage!