Der Pfaffenhofener Ausgabe 3 / KW 11 FREITAG, 18. MÄRZ 2016 Preis: gratis! Katharsis der Wechselbäder Indianer an der Ilm Hellmuth Inderwies zur Ausstellung von Dina Rosemarie Forster-Wolff in der Städtischen Galerie Seite 4 Der eigenwillige Barde Willy Michl groovt auf dem Bluespfad im Stockerhof Seite 7 ABSTURZ Roland Scheerer über die technischen Tücken potenziell poröser Balkone Seite 2 UNTERGRUND Ein Überblick über die Ausgrabungen in Pfaffenhofen in den letzten fünf Jahren Seite 3 TREND Die Stadt nimmt teil am Modellprojekt „Digitale Einkaufsstadt“ Seite 5 BIENENFLEISS Der „Hallertauer“ und die Kunst: Die neue Serie des Regionalgeldes ist im Umlauf Seite 8 Frohe Ostern und durchaus Grund zu klagen von Lorenz Trapp Heute Morgen fand ich meinen Nachbarn nachdenklich. Er stand, mit einer Staffelei unter dem Arm, vor seiner Terrasse und blickte hoch zu deren Überdachung. „Jetzt“, sagte er, „ist sie grad nicht da, aber sie kommt gleich wieder!“ Es gehe nun schon eine geraume Zeit so: Eine Amsel schleppt kleine Zweige, Moos und anderes Kleinzeug an, platziert es zwischen Tragebalken und Flachdach, um ein Nest zu bauen, und weil die Amsel eine fleißige Arbeiterin ist, aber kein Dixi-Klo zur Verfügung hat, lässt sie quasi en passant des Öfteren etwas fallen – auf den Terrassentisch meines Nachbarn. Natürlich wisse er, dass die Amsel sich irgendwo ihr Nest bauen muss, er habe auch schon mit ihr gesprochen, meinte er mit liebevoller Ironie, und ihr sogar einen alternativen Standort am Ende der Terrasse angedient, doch die Amsel lasse sich nicht beirren und antworte nicht. Und jedes Mal, wenn er das Fundament ihres Bauwerks entfernt habe, ziehe der Vogel daraus keine Schlüsse, sondern beharre auf dem einmal gewählten Platz und beginne mit beeindruckender Geschäftigkeit von Neuem. Aber klagen, sagte mein Nachbar, klagen wolle er nicht. Auf dem Weg in die Stadt fiel mir auf, dass sich die Zahl der Schokoladenhasen in den letzten Tagen massiv erhöht hatte. Sie lugen aus Schaufenstern, stehen, in goldiges Papier gewickelt, Spalier in den Supermärkten, zieren gar kitschig Plakate, die zu „Sale-%“-Käufen einladen, und da war es ein erfrischender Anblick, den Osterbrunnen zu entdecken, den die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Städtischen Seniorenbüros im Innenhof der Wohnanlage St. Josef so liebevoll gestaltet haben. Der Brunnen, so der Künstler Herbert Klee, nach dessen Modell der Brunnen realisiert wurde, sei so angelegt, dass er von allen Seiten be- trachtet werden kann und sich dabei immer neue Sichtweisen ergeben. Ostern steht also vor der Tür. Falls Sie, wo auch immer, im Büro, am Fließband, hinter der Theke oder auf dem Bau, zu denjenigen gehören, die nur die roten Feiertage im Kalender sehen (arbeitsfrei, juchhu!) und schon Vorschläge wie Frühlingsfest – auch wenn der Ostersonntag jedes Jahr seinen Termin am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling findet – oder Ähnliches zur Umbenennung der Ostertage in petto haben, hier doch ein kleiner Hinweis: Ostern ist im Christentum die jährliche Gedächtnisfeier der Auferstehung Jesu Christi, die am Ostersonntag zelebriert wird. Und nur zur Erinnerung: Der Gründonnerstag gehört dem Letzten Abendmahl, und zwar nicht dem von Leonardo da Vinci, sondern dem mit Judas Ischariot, der darauf folgende Karfreitag ist der Tag des Leidens und Sterbens Jesu Christi, und mit dem Karsams- tag endet die Karwoche; mit dem Ostersonntag beginnt die österliche Freudenzeit. Der Name Karwoche geht zurück auf das althochdeutsche Wort kara, das für Klage, Kummer und Trauer steht. Und da wären wir doch wieder bei der Sache, in der Gegenwart: Man möchte in Klage, Kummer und Trauer verfallen, wenn man die Bilder in den Nachrichten sieht. Das hochgelobte Abendland Europa versucht entschlossen, sich zu verbarrikadieren, kann damit aber nicht seine organisatorische Unfähigkeit kaschieren, Hilfe suchenden Menschen, Kindern, Frauen und Männern, Hilfe zu gewähren. Die Bilder der Verzweifelten an den blockierten Grenzen schreien zum Himmel. Und niemand, nicht mal aus den Reihen unserer klugen Politikerköpfe, die sich so bereitwillig zu den Mikrofonen wenden, glaubt ernsthaft daran, dass sich die Hilfesuchenden von einer geschlossenen Grenze aufhalten lassen werden. Irgendwo anders, irgendwo, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Im Vergleich dazu sind die Ergebnisse der Landtagswahlen in den Bindestrich-Bundesländern gerade noch für einen matten Schauder gut. Dennoch: Was geht in diesem Land vor, wenn etablierte Parteien kontinuierlich an Kredit verlieren und eine ausländerfeindliche, rechtslastige Gruppierung für den Wähler zur Alternative wird, zur Alternative für Deutschland? Für uns? Heute Abend fand ich meinen Nachbarn immer noch nachdenklich. Er stand wieder vor seiner Terrasse und blickte hoch zu deren Überdachung. Die Amsel war grad nicht da, doch in der Nische zwischen Tragebalken an der Hauswand und dem darauf sitzenden Flachdach zeichnete sich eindeutig der Rohbau eines Amseldomizils ab. „Vielleicht“, sagte mein Nachbar, „vielleicht werde ich einfach meinen Tisch ein bisschen verrücken“. STADTKULTUR Seite 2 | Der Pfaffenhofener Wohnen und Parken Liebe Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener, es ist Frühlingsanfang – aber keine Zeit für Frühjahrsmüdigkeit! Eine ganze Reihe großer Projekte laufen derzeit in unserer Stadt. Vorarbeiten und Überlegungen zum neuen Flächennutzungsplan, Planung einer großen Wohnanlage nahe der Altstadt, erster Spatenstich für die neue Grund- und Mittelschule, Eröffnung des Jugendzentrums Atlantis und Vorbereitung der Messe „Gutleben.Gutwohnen.2016“ sind hier die wichtigsten Stichpunkte. Bei einer Zukunftswerkstatt mit vielen Bürgern und einer anschließenden Stadtratsklausur haben wir uns vor kurzem der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans und der Stadtentwicklung gewidmet. Und hier werden wir in den nächsten Wochen noch weiterarbeiten: Im April laden wir zu drei Zukunftsforen ein, bei denen interessierte Bürgerinnen und Bürger sich und ihre Ideen mit einbringen können: Am 13. April trifft sich das Zukunftsforum Landschaft, am 19. April geht es um Mobilität und am 25. April stehen die Ortsteile im Mittelpunkt. Beginn ist jeweils um 19 Uhr im Rathaus – wir freuen uns, wenn Sie sich beteiligen! Um Planung – und zwar für den Bau von Sozialwohnungen – ging es auch beim Architektenwettbewerb „Wohnen nahe der Altstadt“, dessen Ergebnisse wir Ihnen ab dem 22. März im Rathaus präsentieren. Auf dem Gelände des Parkplatzes an der Kellerstraße wollen wir im nächsten Jahr erschwingliche Wohnungen für fast 100 Personen bauen. Alle im Architektenwettbewerb eingereichten Pläne und Modelle werden vom 22. März bis 1. April im Sitzungssaal im Rathaus ausgestellt. Schauen Sie doch mal vorbei! Mehr Platz für Menschen, weniger für Autos von Claudia Erdenreich Parkplätze sind seit jeher ein sensibles Thema in Pfaffenhofen. Der Pfaffenhofener an sich möchte möglichst zentral parken, am besten direkt vor dem gewählten Geschäft oder Restaurant. Und das Ganze möglichst problemlos und kostenlos. Alte Postkarten beweisen: Schon im Zeitalter der Pferdekutschen wurde kreuz und quer auf dem Hauptplatz gefahren und geparkt. Und der ist mit seinen 300 Metern Länge nun wirklich beeindruckend und groß genug für fast alle Bedürfnisse. Bisher gab es mit dem Parken auch, anders als manche beklagen, kaum Probleme. Es gab genug Schleichwege, brachliegende Flächen und Geheimtipps. Die weichen nun nach und nach einer Bebauung und einer gezielten Stadtplanung. Sie weichen Wohnhäusern, Wegeplanung und einer Gartenschau. Die Kreisstadt wächst schnell, es wollen immer mehr Menschen hier leben. Die günstige Lage zwischen boomenden, aber teuren Großstädten lockt, rund 400 Menschen mehr pro Jahr verzeichnet die Statistik. Was andere Städte freudig begrüßen würden, muss man hier in Bahnen lenken und sachte begrenzen. Die Stadt soll nicht immer weiter auswuchern, an den Rändern ausfransen in optisch eintönige Wohn- gebiete. Neben den so beliebten Einfamilienhäusern geht der Trend nun auch in eine andere Richtung: Urbanes Wohnen ist wieder gefragt, zentrumsnah, modern, mit kurzen Wegen. Das führt zu einer Bebauung an Stellen, die schon Jahrzehnte leer waren. Eine Nachverdichtung, an die sich mancher erst gewöhnen muss. Die Preise haben angezogen für diese schicken Wohnungen, viele können das problemlos bezahlen, manche nicht. Auch für die Benachteiligten plant Pfaffenhofen voraus, mit Sozialwohnungen, die schon lange fehlen. Der Architekturwettbewerb wurde gerade entschieden. 38 neue Wohnungen werden an der Keller- Ein anderes Bauprojekt feiert am 19. März Eröffnung: Das Atlantis steht nach der aufwendigen Sanierung des Eisstadions wieder als Jugendzentrum zur Verfügung. Die Stadtjugendpflege ist daher mit ihrem Jugendzentrum vom Frontstage an der Unteren Stadtmauer wieder zurück ins Atlantis am Eisstadion gezogen. An fünf Tagen in der Woche, von Dienstag bis Samstag, jeweils zwischen 16 und 21 Uhr steht das Atlantis jetzt allen jungen Leuten offen. Die Eröffnung wird am Samstagabend, 19. März, gefeiert und dazu sind alle Interessierten eingeladen. Einladen darf ich Sie auch heute schon zur Pfaffenhofener Messe „Gutleben.Gutwohnen.2016“, die vom 8. bis 10. April auf dem Volksfestplatz stattfindet. In der Tradition der Pfaffenhofener Gewerbeschau bzw. der Hallertauer Messe präsentieren sich hier wieder über 80 Firmen, Betriebe und Dienstleister aus Pfaffenhofen und der ganzen Umgebung. Auch die Stadt Pfaffenhofen ist wieder mit einem informativen Stand vertreten und für alle Besucher heißt es wie gewohnt: Eintritt frei! Ihr Thomas Herker, Erster Bürgermeister Jetzt wollte ich den Biomüll raustragen. Zu dem Zweck pflege ich ihn in eine alte Tageszeitung zu wickeln, damit er später in der Tonne nicht festpappt: „Ehepaar stürzt mit Balkon ab“. Hoppla! Was steht da? „Ein Ehepaar ist im oberfränkischen Hof mit ihrem“ – wessen? dem der Frau? ach, egal! – „… mit ihrem Balkon abgestürzt und leicht verletzt worden.“ Ich wurde wieder sehr nachdenklich. In Hof habe ich selbst mal eine Zeitlang gewohnt. Es ist wahr. Das ist eine Stadt, in der man solche Dinge für möglich hält. In der man sich nicht wundert, wenn. Oder in der man sich weniger wundert, als man sich anderswo gewundert hätte. Und ich habe es mir selbst ja oft genug ausgemalt. Eigentlich muss ich es mir jedes Mal zwanghaft vorstellen, wenn ich auf irgendeinen Balkon hinausgehe. Und dann sagt man sich Folgendes: Einen Balkon zu bauen, der abstürzen könnte, das ergäbe ja überhaupt keinen Sinn. Auch wenn es für den Laien äußerlich nicht erkennbar ist – kein Architekt, kein Bauingenieur würde doch eine solche Verantwortung tragen, wenn da auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit bestünde. Das sind ja Leute, die das studiert, die das bis ins Tausendste durchgerechnet haben. Die es zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben, die mit ihrer Existenz dafür einstehen, die ja überhaupt kein Interesse daran haben können, dass. Die ja viel zu viel riskieren würden, falls. Die sich nie mehr im Spiegel anschauen könnten, wenn. Und dann geht man manchmal in Städten an Gründerzeit-Mietshäusern vorbei und sagt sich: Nach menschlichem Ermessen würde ich da im dritten Stock nicht auf diesen bröckligen Vorbau hinausgehen, der schon die Erschütterung eines Weltkriegs mitgemacht straße entstehen, auf dem früheren Parkplatz. Große Sozialwohnungen in zentraler Lage, mit Wohnraum für fast 100 Personen, barrierefrei, hell und bezahlbar. Die zwölf Jury-Mitglieder entschieden sich für den Entwurf eines Münchner Architekturbüros, das mit klarer Gliederung und moderner Gestaltung überzeugte. Und das ist nur der Anfang, rund 130 zusätzliche Sozialwohnungen werden in den nächsten Jahren geschaffen. Eine richtungsweisende Entscheidung für die Stadt, in der nicht nur die gut verdienenden ihren Raum finden sollen. Und die Parkplätze? Ja, die fallen weg, an der einen oder anderen Stelle. Gleichzeitig werden neue geschaf- fen und noch benutzbarer gemacht, etwa an der Hirschbergerwiese. Das erfordert ein Umdenken, ein paar Schritte zu Fuß, eine andere Planung. Dafür gewinnt die Stadt enorm dazu, an Wohnraum, an sozialem Ausgleich und nicht zuletzt an Grün. Erst nach und nach wird klar, welche Flächen mitten in der Stadt ungenutzt und teils recht verlottert dalagen. Brachen, ungenutze alte Gebäude, überwucherte Ilm-Ufer, alle ohne jede Verlockung für Einheimische wie Gäste. Der Park nach der Gartenschau wird bleiben und die Stadt auf jeden Fall bereichern. Ein Park für alle, der viel Lust machen wird auf mehr als nur einige Schritte zu Fuß. Foto: Stadt Pfaffenhofen Parken auf der Hirschberger Wiese von Roland Scheerer Einen großen Schritt weiter ist bereits unser größtes Bauvorhaben, nämlich der Neubau der Grundund Mittelschule am Kapellenweg. Hier steht jetzt der erste Spatenstich auf dem Kalender, sodass wirklich mit dem Ende des Winters der Baubeginn für dieses millionenschwere Projekt erfolgt. Freitag, 18. März 2016 hat. Oder man ist auf einer Veranstaltung im Festsaal des Pfaffenhofener Rathauses und stellt sich in der Pause ein bisschen auf den Balkon, um – wie man es empfindet – sein Schicksal herauszufordern und wichtigtuerisch seine Freunde dazu einzuladen, gemeinsam auf den Hauptplatz hinunterzusehen. Als wäre man der Hausherr. Auf dem Rathausbalkon. Und der Verstand sagt: Wenn da jetzt auch nur ein Tausendstelprozent Chance wäre, dass das Ding runterkracht, dann wären Balkone verboten. Oder durch komplizierte Edelstahlverstrebungen gestützt. Oder es wären Stahlnetze drunter gespannt. Oder es wären fürs Balkongeländer blumenkastenartige Behälter vorgeschrieben, in denen sich Fallschirme befinden, die alle zwei Jahre vom TÜV überprüft werden und sich automatisch entfalten, sobald. Oder viel mehr Leute hätten – was man ja fast nie sieht – am Balkongitter große Trauben Heliumballons befestigt, damit er sanft zu Boden gleitet oder sogar etwas in die Höhe steigt, falls. Oder es wären im Gehweg Airbags eingelassen. Aber da das alles nicht der Fall ist und es diese ganzen Dinge nicht gibt oder man jedenfalls noch nie davon gehört hat, denkt man sich halt, dass alles irgendwie seine Ordnung hat. So wie dieses obskure Schwimmen von Schiffen, die aus Eisen sind. So, wie man ja auch, wenn man in ein Flugzeug steigt, für sich nicht jedesmal neu die Frage klären kann, ob das überhaupt physikalisch möglich ist, aus zehn Kilometer Höhe nicht hinunterzufallen. Man geht davon aus, dass Menschen, die sich damit auskennen, das durchgerechnet haben … Die Maschine steht schon an der Startbahn; im Kopf rattern die Zahnräder. Wenn ich es nicht schaffe, mir bis zum Anrollen klar zu machen, dass Menschen wirklich fliegen können, wenn ich also abhebe, und es dann immer noch unsicher ist, ob … Flügelprofile aus der Großen Enzyklopädie der Technik, in der ich als Kind oft geblättert habe, gehen mir durch den Kopf. Die Luft, die oben am Flügel vorbeiströmt, hat den längeren Weg, und deshalb – und deshalb? Deshalb was? Schweißperlen auf der Stirn. Hebt ein Flugzeug unter den und den Bedingungen immer ab, oder nur in der allermeisten Zahl der Fälle? Ist es also ein Naturgesetz, dass ich fliegen werde, oder bloß eine statistische Wahrscheinlichkeit? Ich müsste es jetzt wissen, denn wenn ich im letzten Augenblick vor dem Start den Denkfehler fände, könnte ich noch hinausspringen. Apropos Große Enzyklopädie der Technik. Jetzt wollte ich gerade mal im Internet nachsehen, ob dieses dreibändige Werk aus den Sechzigerjahren, in dem ich als Bub Fotos von Satelliten, Teleskopen, Reaktorbecken und Starfightermontagehallen angeschaut habe, noch irgendwo erhältlich ist. Und, jetzt halten Sie sich fest: kein einziger Treffer! Dass es das noch gibt! Dass es noch etwas gibt, was eine Suchmaschine nicht findet! Das ist ein großer, symbolträchtiger Sieg im Abwehrkampf der menschlichen Kultur. Als nächstbester Treffer wurde aufgeführt: Die Große Enzyklopädie der Serienmörder. DIE SEITE 3 Freitag, 18. März 2016 Der Pfaffenhofener | Seite 3 Geschichte im Untergrund Ausgrabungen in Pfaffenhofen in den letzten fünf Jahren von Claudia Erdenreich Besiedelung an der Arlmühle seit 1135 D er Boden unter gewachsenen, Jahrhunderte alten Städten birgt fast immer zahlreiche Relikte der Vergangenheit. Diese Bodendenkmäler finden sich teils nur wenige Zentimeter unter der Erde, teils über sieben Meter tief. Auch an Stellen, an denen moderne Häuser und Keller stehen, an denen schon oft umgebaut wurde, finden sich noch Zeugnisse der Vergangenheit. Gerade in Pfaffenhofen ging man nicht immer zimperlich mit der Geschichte im Boden um. Archäologen, so die durchaus verbreitete Meinung, stören den Bau, kosten Geld und graben ohne nennenswerte Ergebnisse. Das Gegenteil konnte in den letzten Jahren bewiesen werden. Bisher ging man davon aus, dass Pfaffenhofen, 1140 erstmals urkundlich erwähnt, eine mittelalterliche Gründung ist. Und davor hier nichts war oder zumindest nicht viel. Zwar muss die Geschichte der Stadt nicht gleich umgeschrieben werden, doch zeigen Funde der letzten Jahre, dass sehr viel früher schon Menschen hier siedelten, schon ab 4.500 vor Christus. Dr. Ruth Sandner, zuständig für Bodendenkmäler beim Landesamt für Denkmalpflege, referierte über die Ausgrabungen der letzten fünf Jahre in Pfaffenhofen. Beim Vortrag im gut besuchten Festsaal des Rathauses wurde deutlich, welch vielfältige Zeugnisse der Vergangenheit im Boden ruhen, sowohl im Zentrum als auch in den früheren Vorstädten. Die Referentin stellte zunächst die Inhalte und Bedeutung ihrer Arbeit vor: „Uns eilt ein Ruf voraus, der so nicht stimmt“, betonte sie. Das Ziel des Landesamtes für Denkmalpflege sei es, Grabungen möglichst zu vermeiden und die vorhandenen Bodendenkmäler dort zu belassen, wo sie sind. Gegraben wird nur bei kleinen und größeren Baumaßnahmen. Diese reichen vom Kanalbau bis zu mehrstöckigen Neubauten im Zentrum. Reiche Erkenntnisse aus Brunnen und Latrinen Grabungen zerstören Funde, wenn diese erst aus dem Boden geholt wurden, können sie nicht mehr ersetzt werden. Archäologische Funde werden nach der Grabung konserviert, detailliert beschrieben und archiviert. Womöglich können kommende Generationen sie mit heute noch unbekannten Methoden viel genauer untersuchen und datieren. Das Denkmalschutzgesetz, das den Umgang mit Denkmälern, auch Bodendenkmälern, vorschreibt, gibt es seit 1973, erstmals fachkundig im Rahmen dieses Gesetzes wurde in Pfaffenhofen 1977 gegraben. Trotz- dem gab es auch danach so manchen Bodeneingriff, bei dem nicht so genau auf Funde geachtet wurde. Erst jetzt kann nach und nach ein Puzzle der Vergangenheit zusammengesetzt werden – es ist noch lange nicht vollständig. Die erfahrene Archäologin stellte dann einige Grabungsbeispiele der letzten fünf Jahre aus Pfaffenhofen vor. Selbst bei kleinen Grabungen, bei denen man eher keine Ergebnisse mehr vermutet, wie etwa im Hof des Landratsamtes, kamen Boden und Keramik der mittelalterlichen Gebäude ans Tageslicht. Auch winzige Einschnitte, wie etwa bei einem Kanal, liefern hier ganz überraschende Ergebnisse und zeigen, wie wichtig die Arbeit der Archäologen ist. Ganz aktuell sind die Grabungen an der Arlmühle, die durch den Umbau für die Landesgartenschau erforderlich wurden. Hier stand bereits 1135 eine Mühle. Sie wurde mehrmals um- Bürgermeister Thomas Herker nahm an der Veranstaltung im Rathaussaal teil gebaut, brannte vermutlich einmal und wurde 1904 endgültig abgerissen. Die dortigen Grabungen lieferten 381 Befunde. Reiche Erkenntnisse liefern immer auch Dinge, die weggeworfen wurden, etwa in Brunnen. Ebenso „verlagerter Abfall“, also etwa Schutt aus dem Zentrum, der eine Furt in der Ilm stabilisieren konnte. Dieser zeigt, dass die Bürger Pfaffenhofens im späten Mittelalter durchaus wohlhabend waren und sich manchen Luxus leisteten. Auf dem früheren Bortenschlager Areal wurden sechs verschiedene Keller und fünf Brunnen gefunden – und eine Besiedelung seit der Jungsteinzeit. Die Scherben der Münchshöfener Kultur reichen knapp 7.000 Jahre zurück. Die Funde lassen Rückschlüsse auf frühere Lebensbedingungen zu. Tierknochenreste in Abfallgruben zeigen, welches Fleisch bevorzugt gegessen wurde. Zudem wurden nach dem großen Stadtbrand 1388 nicht alle Grundstücke gleich wieder bebaut. Die wissenschaftliche Beurteilung der Funde steht noch aus. Bei der an den Vortrag anschließenden Diskussion wurde schnell klar, dass sich interessierte Bürger sowohl entsprechend Ausstellungen als auch Publikationen wünschen. Der Vortrag, der vom Heimat- und Kulturkreis organisiert wurde, soll auf Wunsch der Zuhörer gerne in eine entsprechende Vortragsreihe münden. Dr. Ruth Sandner vom Landesamt für Denkmalpflege, zuständig für Bodendenkmäler KULTUR Seite 4 | Der Pfaffenhofener Freitag, 18. März 2016 D üster, derb und gern daneben“ lautet das Rahmenthema der ersten Einzelausstellung von Dina Rosemarie Forster-Wolff in der Städtischen Galerie im „Haus der Begegnung“. Dass Premieren immer große Erwartungen wecken, weil sie meist einen Überraschungseffekt beinhalten, gehört zu ihrem Wesen. Was die aus dem Salzkammergut stammende und in der Hallertau beheimatete Künstlerin allerdings hier vor Augen führt, versetzt den Besucher „in ein Wechselbad der Gefühle, der Vorstellungen, der Gedanken und Phantasien“, wie es Laudator Hellmuth Inderwies bei der Vernissage zum Ausdruck brachte. Wie bei jenem seelischen Reinigungsprozess der antiken Tragödie, der durch Schrecken, Schauder, Rührung und Jammer zu einer inneren Läuterung führen sollte und den die alten Griechen „Kátharsis“ („Kάϑαρσις“) nannten, so muss sich jemand fühlen, der sich intensiv mit den Tusche-Federzeichnungen der Künstlerin beschäftigt und sich auf sie einlässt. Wenn Kunst „Gesundheitsäußerung der Menschheit“ ist, wie der Expressionist Bernhard Hoetger, Mitglied der Worpsweder Künstlerkolonie, behauptet hat, dann vollzieht sich hier der Heilungsprozess beim Betrachter der Bilder auf drei Stufen. Auf der ersten erfährt er eine Schocktherapie, die ihn zu einer ungeschminkten Selbsterkenntnis im Sinne jenes „Erkenne dich selbst!“ („Γνῶθι σεαυτόν“), das als Inschrift auf dem Apollotempel des griechischen Delphi steht, führen soll. Er soll Einsicht gewinnen in die Begrenztheit des eigenen Wesens und die Irrwege des eigenen Handelns. Mit „Zeit“ ist ein Bild betitelt, in dem eine übergroße Sanduhr, in der Totenköpfe rieseln, im Zentrum des Daseins steht. Sie verweist darauf, wie winzig sich die Spanne ausnimmt, die das Leben des einzelnen Menschen umfasst. Er selbst wird nur als kleine nackte Randerscheinung in seiner kreatürlichen Armut dargestellt und kann, eingebunden in die Bedingungen seines Daseins, nicht über sich verfügen. Barockes Weltbild, Zeit Meine Muse das vom 30-jährigen Krieg beeinflusst wird, tritt hier vor Augen: Der Mensch als „ein Spiel der Zeit“! Es wird das Vanitas-Motiv dieser Epoche transparent, das die Eitelkeit, Nichtigkeit und Vergänglichkeit des Lebens beinhaltet. Andreas Gryphius, der große deutsche Barockdichter, weist in seinem Sonett „Menschliches Elend“ darauf hin: „Was sind wir Menschen doch! Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen, Ein Ball des falschen Glücks, ein Irrlicht dieser Zeit, Ein Schauplatz aller Angst und Widerwärtigkeit, Ein bald verschmelzter Schnee und abgebrannte Kerzen.“ Und selbst ein Bild, das den Titel „Meine Muse“ trägt, erinnert den Betrachter an ähnliche epochale Wesenszüge. Eine menschliche Gestalt, halb Mann – halb Frau, halb Fleisch – halb Skelett, befindet sich mitten in einer trostlosen Landschaft. Wie in besaßen. Aber sie schafft sich keine Muse der schönen Künste. Ihre Muse ist eine Todgeweihte. Die Zeit der schönen Künste geht für sie zu Ende, weil die Gegenwart keine Schönheit mehr kennt. Sie orientiert sich nur noch an einem ungebremsten, sinnlosen ökonomischen Wachstum, wie es in dem Bild „TTIP – Freihandelsabkommen“ zum Ausdruck kommt. Die Wirtschaft ist zu einem unersättlichen Moloch geworden, der in seiner sexistischen Gier zu produzieren nicht mehr kontrolliert werden kann. Die Apokalypse steht bevor. „Der letzte Apokalyptische“ ist von der Künstlerin bereits gezeichnet. Nach solcher Erschütterung führt die Ausstellung auf eine zweite Stufe des therapeutischen Wechselbads der Katharsis. Man begegnet bunten Vogelportraits von ästhetischer Schönheit. Die große Kunstfertigkeit, mit der die filigranen Tusche-Federzeichnungen gefertigt wurden, sind Beleg dafür, dass Dina Rosemarie Forster-Wolff Graphik und Design studiert hat. Hier spielen neben der Der innere Schweinehund und seine dienstbaren Geister Die Katharsis der Wechselbäder Zur Ausstellung von Dina R. Forster-Wolff in der Städtischen Galerie John Miltons „Paradise Lost“ (1667) scheinen Adam und Eva, als Sterbliche untrennbar vereint, das Paradies verlassen zu haben, das hinter ihnen in Flammen aufgeht. Doch dies ist nur die historische Kulisse, die die Künstlerin für die Vermittlung ihrer Intention verwendet. Das besitzanzeigende Fürwort „Meine“ drückt ihre subjektive Sicht aus. Selbst muss sie sich eine Muse schaffen, eine Schutzgöttin ihrer Kunst, zumal es in der Antike zwar neun beschirmende Wesen gegeben hat, jedoch keines für Architektur, Bildhauerei und Malerei, die den Status eines Handwerks Der letzte Apokalyptische TTIP-Handelsabkommen Genauigkeit die Symbolik und die Schönheit der Form und Farbgebung eine zentrale Rolle. Der griechische Philosoph Platon hat auf Grund der Anmut der Vögel den Menschen als zweibeiniges Lebewesen ohne Federn definiert, worauf dann allerdings der alte Spötter Diogenes, jener Kyniker, der in offenen Säulengängen und in Fässern gelebt hat, in der Akademie von Athen den Anwesenden ein gerupftes Huhn vor die Füße geworfen haben soll mit dem Ruf: „Da haben wir den Menschen Platon!“ Das freilich verhinderte nicht, dass die Ästhetik, die schöne Sinnesempfin- dung, seit der griechischen Antike bis ins 19. Jahrhundert oft schlechthin als ein zentraler Wesenszug aller Kunstformen gegolten hat. Auf einer dritten Ebene begegnet man letztendlich Kunstwerken der Enthüllung und Entlarvung. In übertriebener Form werden männliche ländliche Typen in ihrer charakteristischen Arbeitswelt vor Augen geführt. Aber es handelt sich bei „Ferdl“, „Kurti“ und „Fritz“ nicht um kraftstrotzende muskulöse Bauernburschen, sondern um Karikaturen, in deren krankhaft verzerrten Gesichtern nur der nackte sexuelle Trieb und die erotische Begierde geschrieben stehen. Idealvorstellungen werden ins Gegenteil verkehrt, mit harter Satire entlarvt und der Lächerlichkeit preisgegeben. Auch die Darstellung „Der innere Schweinehund und seine dienstbaren Geister“ gehört zu diesem Genre. Wie sehr der Mensch dem Alkoholismus verfallen kann, wird auf sarkastische Art und Weise in der Verkörperung eines Paschas, der eine Krone trägt, in der sich seine verunstaltete hässliche Visage gewissermaßen spiegelt, vor Augen geführt. Diese Doppelgesichtigkeit und der tierische Habitus der befellten Figur sind Folgen von verderblicher Sucht, Entrücktheit und irrer Phantasien im Rahmen einer zügellosen Orgie. Dazu gesellen sich gleichfalls berauschte gnomenhafte Geister als Gesinde. Die harmonische Welt der schönen Künste findet hier ein Ende, die göttlichen Musen der Ästhetik haben ihre Bedeutung verloren. Aber es ist die Erkenntnis gewonnen, worin das Elend dieser Welt besteht. Eine geistige und emotionale Distanz ist erreicht, um Defizite unseres Daseins schonungslos darzustellen und sie anzuprangern und vielleicht mit diesem pädagogischen Holzhammer eine Heilung zu bewirken. Die erste Einzelausstellung von Dina Rosemarie Forster-Wolff „Düster, derb und gern daneben“ wird bei Kunstfreunden zu sehr intensiven Diskussionen über die Kunst der Gegenwart führen, weil sie auf der Antithese von Provokation und Schönheit aufbaut, eine innere Spannung besitzt und damit in der Tat den Besucher in ein Wechselbad emotionalen und geistigen Erlebens versetzt. Ferdl Fritz Kurti STADTKULTUR Freitag, 18. März 2016 Der Pfaffenhofener | Seite 5 Trend zum Online-Einkauf Pfaffenhofen im Modellprojekt „Digitale Einkaufsstadt“ D igitalisierung ist ein Megatrend, der weiter fortschreiten wird. Dabei wird auch der Online-Einkauf noch weiter stark zunehmen. Dieser Herausforderung für die örtlichen Händler will sich Pfaffenhofen stellen. Die Idee zur „Digitalen Einkaufsstadt“ kommt aus dem Wirtschaftsministerium und startete im September letzten Jahres. Hierfür wurden in Bayern von einer Expertengruppe drei Kommunen als Modell ausgewählt, die zwischen 10.000 und 50.000 Einwohner haben. Voraussetzung war dabei auch, dass die Städte über „öffentlich-private Kooperationsstrukturen“ verfügen. Pfaffenhofen kann hier mit der Lebendigen Innenstadt und Pro Wirtschaft gleich mit zwei Anbietern aufwarten. Das Projekt ist zunächst nur auf die Stadt Pfaffenhofen begrenzt. Im November standen die drei Orte fest, die aus 36 Bewerbungen ausgewählt wurden: Neben Pfaffenhofen gehen auch noch Günzburg und schläge einzubringen und um über Pläne zu diskutieren. Die BBE Handelsberatung mit Sebastian Deppe und Dr. Martin Kattner machte dabei klar, dass sich die Digitalisierung weder bremsen noch umgehen lässt. Vielmehr kann und sollte der Trend zum Online-Einkauf positiv für die Stadtentwicklung und den Standort genutzt werden. Pfaffenhofen als Mittelzentrum hat eine durchaus positive Ausgangssituation, die sich hervorragend ausbauen lässt. Die Stadt will allerdings auch schon bis Ende 2016 spürbare Ergebnisse vorweisen können, um in der Saison 2017 für die kleine Landesgartenschau gerüstet zu sein. Schon heute zeichnet sich eine Frequenzabnahme von Fahrten in Innenstädte aus, viele Menschen kaufen lieber bequem online oder informieren sich zumindest vorab. Hier gilt es, diese Informationen umfassend und leicht verfügbar zu machen, dem reinen Online-Einkauf aber das Erlebnis einer Innenstadt anzubieten. Dies umfasst nicht nur den möglichst vielfältigen Handel, sondern auch Gastronomie, Kultur, Erreichbarkeit, Parkplätze, aber auch wenig fassbare Faktoren wie „Flair“. Die ersten Ergebnisse einer in Pfaffenhofen durchgeführten Umfrage liegen bereits vor. Neben den lokalen Dauerbrennern wie Parkplätze und Öffnungszeiten wurde schnell klar, dass die Attraktivität der Innenstadt auf allen Ebenen angegangen werden sollte. Zunächst soll an einer gemeinsamen Dachmarke gearbeitet werden. Vor allem soll der Spaß am Einkauf vor Ort vermittelt und mit dem digitalen Einkauf kombiniert werden. Auch ökologische Aspekte spielen hierbei eine Rolle, die es zu vermitteln gilt. Sebastian Deppe Dr. Martin Kattner von Claudia Erdenreich Coburg an den Start. In dem zwei Jahre laufenden Projekt gibt es viel fachliche und auch finanzielle Unterstützung. In dem Projekt geht es nicht darum, einfach jedem Händler einen Online-Shop zu verpassen, was weder sinnvoll noch möglich ist. Vielmehr will man gemeinsame Strategien entwickeln, um den örtlichen Handel in der digitalen Welt besser bestehen zu lassen. Hier sind individuelle und innovative Ideen gefragt, neue Wege und Strategien sollen gemeinsam entwickelt werden. Der Name „Digitale Einkaufsstadt“ ist zwar griffig, umfasst aber weit mehr: Dabei geht es nicht nur um Händler, sondern um alle an und in einer Stadt Beteiligten, die Einzelhändler ebenso wie Gastronomie, Tourismus, Kultur, Dienstleister, Austausch und Veranstaltung im Ministerium Stadtverwaltung und im Stadtmarketing. Erfolgreiche Konzepte sollen dann auf andere Städte übertragen werden und als Vorbild, als eine Art Leuchtturm dienen. Zur ersten Auftaktveranstaltung zum Modellprojekt „Digitale Einkaufsstadt“ waren knapp 40 Teilnehmer in den Festsaal des Rathauses gekommen. Sie hörten im ersten Teil des Abends die Einführung der Fachleute, um danach eigene VorWirtschafts- und Servicegesellschaft Philipp Schleef Frauenstraße 36 85276 Pfaffenhofen Tel. 08441 405500 Philipp Schleef Preisgericht hat Sieger gekürt Ausstellung zum Architektenwettbewerb „Wohnen nahe der Altstadt“ ab 22. März im Rathaus Das Preisgericht hat sich entschieden: Der Entwurf des Münchener Büros Ebe, Ausfelder und Partner Architekten gewinnt den Planungswettbewerb „Wohnen nahe der Altstadt“. Dieser Planentwurf soll nun an der Kellerstraße realisiert werden, damit dort auf dem bisher als Parkplatz genutzten Grundstück etwa 38 Sozialwohnungen gebaut werden können. Alle Pläne und Modelle des Wettbewerbs werden ab dem 22. März im Rathaus öffentlich ausgestellt. Nach einer ganztägigen Jurysitzung im Festsaal des Rathauses, bei der insgesamt zwölf Fachund Sachrichter – Architekten, Mitarbeiter des Stadtbauamtes, Bürgermeister und Stadträte – alle zehn eingereichten Planungen ausführlich begutachteten, fiel am Montagabend die Entscheidung. Die Arbeit des Münchener Architekturbüros Ebe, Ausfelder und Partner wurde vom Preisgericht vor allem „hinsichtlich ihres klaren Städtebaus, ihrer überzeugenden Freibereichsgestaltung und ihrer disziplinierten Grundrissstruktur“ als sehr überzeugend bewertet. In der Planung sind drei Baukörper vorgesehen, deren „Rückgrat“ die Treppe von der Kellerstraße zur Thallerstraße bildet. Dadurch, so das Preisgericht, „werden die Baumassen an der Kellerstraße angenehm gegliedert; in Verbindung mit der bereits bestehenden Wohnbebauung wird eine städtebauliche Symmetrie erreicht“. Weiter heißt es in der Bewertung der Jury: „Die gestufte Höhenentwicklung fügt sich angenehm in die bestehende Topographie ein und bildet unterschiedliche Freibereiche mit jeweils hoher Aufenthaltsqualität, die sich im zentralen Bereich wellenförmig von West nach Ost entwickeln. Dabei sind die halböffentlichen von den privaten Bereichen eindeutig getrennt.“ Die Jury lobt außerdem die Fassadengestaltung, die vor allem zur Kellerstraße „einen eindeutig städtischen Charakter“ aufweist, was die Fachleute als „die richtige Antwort an diese innerstädtische Lage“ bezeichnen. Positiv erwähnt werden auch die ruhige Gestaltung aller Baukörper durch eingezogene Loggien sowie die großzügige Aufglasung der Treppenhäuser, die mit ihrer natürlichen Belichtung eine helle und freundliche Eingangssituation schafft. Und weiter heißt es: „Die konsequente Ausrichtung der Wohnungen nach Süden in den Häusern B und C und die eindeutige konstruktive Gliederung der Grundrisse bilden gute Raumqualitäten, die wirtschaftlich umgesetzt werden können.“ Die städtische Wohnraumbeschaffungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft wird jetzt in Gespräche mit dem Wettbewerbssieger einsteigen, um den Neubau zu realisieren. Bis die ersten Mieter in ihre Wohnungen einziehen können, wird es allerdings noch etwas dauern. Denn aus dem preisgekrönten Entwurf ist zunächst natürlich noch die detaillierte Ausführungsplanung zu entwickeln, so dass der Baubeginn des Großvorhabens im Jahr 2017 erfolgen kann. Wie Bürgermeister Thomas Herker erläuterte, ist der Wohnungsbau in der Kellerstraße ein weiterer wichtiger Schritt, denn die Stadt Pfaffenhofen hat sich zum Thema Wohnen für die nächsten Jahre viel vorgenommen: „Allein im sozialen Wohnungsbau werden wir rund 30 Millionen Euro investieren und damit viele sanierungsbedürftige Wohnungen modernisieren und mindestens 130 zusätzliche Sozialwohnungen schaffen.“ Alle Pläne und Modelle des Architektenwettbewerbs „Wohnen nahe der Altstadt“ werden demnächst im Rathaus (2. Stock) öffentlich ausgestellt. Zur Ausstellungseröffnung am Dienstag, 22. März, um 18 Uhr sind alle Interessierten eingeladen. Die Ausstellung kann dann vom 23. März bis zum 1. April während der üblichen Öffnungszeiten des Bürgerbüros besichtigt werden: Montag von 8 bis 16 Uhr, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 8 bis 12 Uhr und Donnerstag von 7 bis 18 Uhr. Fotos: E. Steinbüchler Das Preisgericht während seiner Beratungen im Rathaus. Das Siegermodell des Münchener Büros Ebe, Ausfelder und Partner Architekten. STADTKULTUR Seite 6 | Der Pfaffenhofener Kulturtermine Frühjahr Stadtkapelle und Spielmannszug spielen am 19.3. um 19.30 Uhr in der Aula des SchyrenGymnasiums ein Frühjahrskonzert. Konzert Beim fünften und letzten Rathauskonzert der Saison spielen am 20.3. um 20 Uhr „Alte Musik auf zwei Cembali“ im Festsaal des Rathauses. Ausstellung Die Ausstellung zum Architekturwettbewerb „Wohnen nahe der Altstadt“ wird vom 22.3. bis 1.4. im Rathaus gezeigt. Obacht, wilde Skater unterwegs! Skateworkshop in den Osterferien In den Osterferien bietet die Stadtjugendpflege Pfaffenhofen wieder einen Skateworkshop für Anfänger und leicht Fortgeschrittene in Zusammenarbeit mit dem „WIDE WOOD – kiddyskate“ an. Der Workshop findet von 29. März bis 1. April, jeweils von 13 bis 15.30 Uhr in der Skatehalle Pfaffenhofen am Ambergerweg 2 statt. Am 5-tägigen Kurs in den Osterferien können 20 Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 14 Jahren in den Skatesport hineinschnuppern. Die Teilnehmer lernen, die Kontrolle über ihr Skateboard zu bewahren und Rampen zu befahren. Fortgeschrittene Teilnehmer können sich an ersten Tricks versuchen. Der Work- shopleiter Christoph Rieger und die Stadtjugendpflege stehen den Teilnehmern für Tipps und Tricks jeglicher Schwierigkeitsstufen zur Verfügung. Rieger, selbst seit 15 Jahren Skater, begleitet seit vielen Jahren die Skateworkshops der Stadtjugendpflege Pfaffenhofen und entwickelte aus diesem Engagement seine Idee der Skateschule mit dazugehörigem Shop. Im Rahmen des STUDIO-Projektes der Stadtjugendpflege hatte er seinen Skateshop „WIDE WOOD – kiddyskate“ erprobt, der mittlerweile in der Auenstraße 44 beheimatet ist. Die Kosten für den Skateworkshop der Stadtjugendpflege betragen 25 Euro. Darin sind Getränke und täg- Foto Die Fotofreunde der VHS stellen in der Städtischen Galerie aus, Vernissage am Ostersamstag, 26.3. um 10 Uhr. lich eine Kleinigkeit zu Essen enthalten. Für die Kurse ist entsprechende Schutzkleidung (Helm, Knie-, Ellenbogen- und Handgelenksschoner) notwendig, da Skaten eine verletzungsintensive Sportart ist. Falls kein eigenes Skateboard oder keine Schutzausrüstung vorhanden ist, stellt die Stadtjugendpflege dies auf Anfrage und ohne zusätzliche Kosten zur Verfügung. Anmeldungen zu den Workshops in der Skatehalle persönlich bei Stadt- Sütterlin Einen Sütterlin Lesekurs für Anfänger bietet der Heimatund Kulturkreis ab 2.4. um 18.30 Uhr im Vereinsraum an. Textil Am 8.4. wird um 19.30 Uhr im Rathaus die Ausstellung „Am seidenen Faden“ eröffnet, zum Thema „frühere Schneidereien“. Interkulturell Mit „Bavaturka“ spielt die Unterbiberger Hofmusik am 8.4. um 19.30 Uhr bayrisch-türkische Musik in der Aula des Schyren-Gymnasiums. Dass der Kühlschrank spazieren geht, das kennt man ja schon beim bekannten Sternschnuppe-Kinderlieder-Duo, aber gleich ein ganzes Studio?! Ja, auch das geht, denn letzten Sommer sind Margit Sarholz und Werner Meier mit einem mobilen Aufnahmestudio quer durch Bayern gereist, zu sieben bayerischen Musikschulen, um die Stimmen der Chorkinder einzufangen für ihre neue CD mit dem Titel „Bayerische Kinderlieder: Drunt in der greana Au“. Auch die Chorkinder der Städtischen Musikschule Pfaffenhofen waren dabei, und sie haben mit ihrer Begeis- Musik Den 70. Geburtstag von Neil Young feiert Pfaffenhofen am 10.4. ab 19 Uhr im Festsaal des Rathauses mit Liedern und Texten. Verlag/Herausgeber/Herstellung: KASTNER AG – das medienhaus, Schloßhof 2–6, 85283 Wolnzach, Telefon 08442/9253-0 V.i.S.d.P.: Kilian Well E-Mail: [email protected] Redaktion: Claudia Erdenreich, Kilian Well, Hellmuth Inderwies, Lorenz Trapp Layout: Monika Lang Anzeigen: Claudia Scheid Telefon: 0 84 42 / 92 53-7 04 Erscheinungsweise: monatlich Der Pfaffenhofener erhalten Sie in der Buchhandlung Osiander, der Buchhandlung Kilgus, bei Schreibwaren Daubmeier, Schreibwaren Prechter, Tabak Bergmeister, Tabak Breitner etc. Nächste Ausgabe voraussichtlich Freitag, 15. 04. 2016 jugendpfleger Matthias Stadler im Jugendbüro Backstage, Münchener Str. 9, per E-Mail an matthias. [email protected] oder telefonisch unter 0172/8665525. Weitere Informationen zur Skatehalle gibt es unter: www.skatehallepfaffenhofen.de. Großes Sternschnuppe-Familienkonzert mit den Chorkindern der Städtischen Musikschule Rock Straight Bourbon Unplugged tritt am 9.4. ab 20 Uhr mit neuem Programm im intakt Musikstudio auf. IMPRESSUM Foto: Stadtjugendpflege Pfaffenhofen Christoph Rieger (erster von rechts) vom STUDIO WIDE WOOD – kiddyskate (hier mit Lars Zessack und Nachwuchsfahrern) betreut seit Jahren die Skateworkshops zusammen mit der Stadtjugendpflege und hat daraus nun ein Geschäftsmodell entwickelt. Bayrisch Sigi Haiplik und Sepp Raith treten am 2.4. um 19.30 Uhr in der Alten Eiche mit Liedern, Geschichten und Gedichten auf. Jazz Das 18-köpfige Andromeda Mega Express Orchestra spielt am 7.4. ab 21 Uhr live in der Künstlerwerkstatt Freitag, 18. März 2016 terung dafür gesorgt, dass die Lieder so frisch und frech klingen. Jetzt sind sie ganz schön stolz auf „ihre“ CD! Und ganz schön aufgeregt! Weil sie mit den Sternschnuppen auch auf der Bühne singen werden – beim Pfaffenhofen-Konzert zur CD-Präsentations-Reise quer durch Bayern am Sonntag, 24. April 2016 um 15 Uhr im Stockerhof, Münchener Straße 86 in Pfaffenhofen (Einlass ab 14 Uhr). Zusammen mit den Chor-Kindern und ausgewählten Musikern der Städt. Musikschule Pfaffenhofen/Ilm stellen die beiden SternschnuppeKünstler in einem großen FamilienKonzert ihre neue CD vor mit einer bunten Mischung aus traditionellen und neuen bayerischen Liedern. Aber natürlich bringen sie auch ihre bekannten bayerischen Hits mit, wie „Die Kuah, de wollt ins Kino gehen“. Mei! Des konn ja lustig werd‘n! Karten zu je 12 € gibt es an diesen VVK-Stellen in Pfaffenhofen: Städt. Musikschule, Haus der Begegnung, Hauptplatz 47 Buchhandlung Kilgus, Auenstraße 4 Schreibwaren Prechter, Ingolstädter Straße 18 Die CD Bayerische Kinderlieder˝ ist u. a. bei der Buchhandlung Kilgus erhältlich. ˝ 5. Rathauskonzert: Alte Musik auf zwei Cembali Alte Musik auf zwei Cembali im Festsaal des Rathauses – dieses besondere Erlebnis bereiten Aleksandra und Alexander Grychtolik am Sonntag, 20. März, den Besuchern des 5. und letzten Rathauskonzerts der Stadt Pfaffenhofen in dieser Saison. Mit dem Programm „Goldberg-Stimmungen“ lässt das Künstlerehepaar Johann Sebastian Bachs „GoldbergVariationen“ auf zwei Cembali erklingen. Die „Goldberg-Variationen“ sind zweierlei zugleich: zum einen stimmungsvolle „Nachtmusik“ für den schlaflosen Grafen Hermann Carl von Keyserlingk, zum anderen Ausdruck kontrapunktischer Gelehrsamkeit des Thomaskantors J. S. Bach. Die farbenreichen „Vierzehn Canons“ über die ersten acht Fundamentalnoten der Aria aus den „Goldberg-Variationen“ sind gewissermaßen die „kleine Schwester“ des berühmten Zyklus. Weil sie erst in den 1970er Jahren in Paris entdeckt wurden, sind sie im Konzertleben noch nicht so verbreitet wie ihr berühmtes Schwesterwerk. Die „kleinen Goldberg-Variationen“ sind nur auf zwei Tasteninstrumenten darstellbar und bilden mit Bachs berühmtem Cembalo-Doppelkonzert in c-moll ein stimmungsvolles Programm für „späte Stunden“. Daneben präsentieren die beiden Musiker die Werke Méditation (Partita) in D von Johann Jacob Froberger und Fantasia „C. P. E. Bachs Empfindungen“ von Carl Philipp Emanuel Bach sowie Alexander Ferdinand Grychtoliks Improvisation einer Partita in der Art J. S. Bachs. Das Künstlerehepaar, so ist in der Presse zu lesen, „fasziniert vor allem durch die fulminante Technik und die unglaubliche Souveränität in Verbindung mit purer Spielfreude, in der sich die Künstler die Gegensätzlichkeit der musikalischen Gedanken zuwerfen“ (Coburger Tageblatt). Aleksandra und Alexander Grychtoliks Erfolg wird bestätigt durch ihre regelmäßigen Auftritte im In- und Ausland sowie mehrere CD-Aufnahmen mit Alter Musik. Das 5. und letzte Rathauskonzert dieser Saison beginnt am Sonntag, 20. März, um 20 Uhr im Festsaal des Pfaffenhofener Rathauses. STADTKULTUR Freitag, 18. März 2016 Der Pfaffenhofener | Seite 7 Der Isarindian groovt auf dem Bluespfad von Heinz Hollenberger S oll i no oans spielen?“ Nach fast drei Stunden Konzert scheint Willy Michl so richtig in Fahrt zu sein. Der Isarindian kokettiert bis zum Schluss mit dem Publikum. „Es gibt Bands mit fünf Mann Besetzung, die spielen nur 40 Minuten. Aber ich bin ja allein – ich spiel drei Stunden.“ Mancher Witz erinnert in seiner bajuwarischen Absurdität an Karl Valentin. Und Witze macht Willy Michl viele, an diesem Abend im Stockerhof. Mit Lendenschurz und kunstvoll ins lange Haar gesteckten Adlerfedern sieht der Musiker aus wie eine Figur aus einer Karl-May-Verfilmung. Doch Willy Michl spielt keinen Indianer, er verkörpert diese Haltung. Viele seiner Texte beziehen sich auf die Naturreligion der amerikanischen Ureinwohner. Dabei kommt der Humor nicht zu kurz. Wie z. B. bei der Ode an die Weißfischfrau Winona. Der Sänger schwärmt von ihrer roten Flosse, die so schön in der Sonne leuchtet. Natürlich kommt es beim Schwimmen in der grünen Isar dazu, dass er sich in dieses Geschöpf verliebt. Er steht ihr gegenüber im Wasser und drückt sein Entzücken aus – mit stummen Worten, schließlich ist seine Angebetete ein Fisch. Willy Michl bewegt dabei den Mund ohne einen Laut von sich zu geben und hat wieder die Lacher auf seiner Seite. Mühelos schlägt er eine inhaltliche Brücke vom Weißfischnachwuchs in der Isar über seinen Religionslehrer bis hin zu Papst Franziskus auf dem Balkon im Vatikan. Dessen Namen habe er schon gekannt, bevor ihn der Pontifex selbst bei der Liveübertragung der Papstwahl in Rom im Fernsehen verkündet hatte, versichert der Künstler und nennt seine Frau als Zeugin. Cora Michl sitzt nicht weit von ihrem Mann am Tisch mit den CDs und animiert das Publikum immer wieder, die Hände in die Luft zu recken und damit zu flattern. Eine Geste, auf die Willy Michl mit einem glücklichen Lächeln reagiert. Dieser künstlerische Pionier erzählt in seinen Liedern sehr viele Geschichten – und das auf bayerisch. Die sind meist recht lustig und wirken trotzdem nicht rein erfunden. Im Detail beschreibt er seine umwerfend schöne Englischlehrerin mit den Schlangenlederimitatschuhen – und die Qualen eines verliebten Schülers. Beinahe beiläufig spielt der Sänger dazu unentwegt seine Gitarre und variiert Bluesschemata im nie abreißenden Groove. Dabei wech- selt er die Harmonien wie zufällig immer wieder zu Welthits aus den sechziger Jahren, von Otis Redding bis Bob Dylan. Manche seiner eigenen Stücke singt er mit Kopfstimme – oder er jodelt. In diesen Momenten glaubt man ihm tatsächlich, dass er bei der Bundeswehr einem Offizier Operetten vorgesungen hat. Sein Lied über die mehr als gründliche Fahrzeugkontrolle eines Generals vor der Kaserne entwickelt sich im Text zur Farce. Subversiv war der heute 65-jährige damals als Gebirgsjäger ganz bestimmt. Gekonnt parodiert er Franz Josef Strauß und verspottet dabei auch noch die AfD. Sein Lied über Bruno, den Bären klingt wie ein urbayerische Landler. Wenn er singend von einem besetzten Haus in Amsterdam erzählt, in dem er mit 400 Hippies gelebt hat, spielt er den Blues auch mal funky. Seiner Freundin, schwarz wie Bitterschokolade, sei er damals immer treu geblieben. Aber sie hatte wenig Zeit, musste ständig im blauen Negligé im Schaufenster sitzen … Bilder im Kopf lässt Willy Michl entstehen. Sein Publikum schwelgt in seliger Erinnerung und kennt viele seiner Lieder auswendig. Einige Paare schmusen zu seiner Musik, einige Eltern haben ihre erwachsenen Kinder dabei. Vier Männer sitzen am Tisch und versuchen sich das laute Lachen zu verkneifen, wenn Willy seine Stimme im übertriebenen Operetten-Tremolo zittern lässt. Es ist ein außergewöhnliches Konzert von einem außergewöhnlichen Künstler, das die hundert Menschen im Publikum im Stockerhof erleben durften. Fotos: A. Raths Tanz in Bronze Skulpturen von Ulrich Holzner im Schloss Hohenkammer Ulrich Holzner: Skulpturen Ausstellung vom 18. März bis 28. April 2016 Schloss Hohenkammer Foyer des Casinos (Gutshof-Restaurant) I m großzügigen und modernen Foyer im Gutshof zu Hohenkammer zeigt der Pfaffenhofener Künstler Ulrich Holzner auf zwei Ebenen seine beeindruckenden Bronze-Plastiken. Die Location bietet dafür ein überaus reizvolles Umfeld in direkter Nachbarschaft zum historischen Wasserschloss. Geprägt sind Ulrich Holzners Graphiken und Plastiken vom Tänze- rischen. Oft variieren sie das gleiche Thema und machen den Tanz zum zentralen Sujet in seinen Arbeiten. Im Entwurfsstadium beginnt der Künstler gern mit spontanen Skizzen, die während einer Tanzveranstaltung entstehen. Mit Pastell und Tusche wird das Thema nachgearbeitet. Weiterführend arbeitet er mit Holzdrucken und entwickelt daraus die dreidimensionale Plastik. Nach diesem Prinzip entstanden auch die großen Tanzfiguren: Ulrich Holzner entwickelte Skizzen von Tanzveranstaltungen (Ballett) weiter und konnte dann die großen Plastiken schaffen. Weitere Themen sind „Masken“, „Urnen“, „Auseinandersetzung“ und „Beziehung“. Der Weg, den der Künstler mit den fünf großen Themen „Tanz“, „Masken“, „Urnen“, „Auseinandersetzung“ und „Beziehung“ eingeschlagen hat, bildet letztendlich ein heterogenes Ganzes. Die Themen greifen ineinander über, sie lassen sich nicht scharf voneinander trennen und inspirieren sich gegenseitig. So zeigt sich in den Plastiken, den „Großen Tanzenden“ (inspiriert durch den Hexentanz von Mary Wigman), dass sich das „tänzerische Thema“ mit dem Thema „Masken“ in spannender Weise miteinander verbindet. Seine neuesten Plastiken, die graphischen Gruppengestalten, hervorgegangen aus einer alten Motivskizze aus der Mitte der 80er Jahre, sind eine neue spannende Aufgabe, bei der Ulrich Holzner erneut das Thema „Beziehung“ in Angriff genommen hat: „Dieses Thema habe ich im Jahre 2002 wiederaufgegriffen und gestalte die Lösungen in verschiedenen Variationen“. Es handelt sich hierbei um eine ganze Gruppe von Skulpturen, deren Körperlichkeit in abstrahierten Grundlinien ausgeführt ist. Die Ausstellung mit den Werken von Ulrich Holzner ist noch bis 28. April 2016 auf Schloss Hohenkammer zu sehen. (lot) ANSICHTEN Seite 8 | Der Pfaffenhofener Freitag, 18. März 2016 Gäste bei der Ausstellungseröffnung im Haus der Begegnung Fleißig wie die Bienen Neue Serie des Regionalgeldes vorgestellt von Claudia Erdenreich D ie zwölfte Serie des Hallertauer Regionalgelds wurde zusammen mit der Ausstellung „Skulpturen und Objekte“ in der Städtischen Galerie eröffnet. Sieben Künstler mit regionalem Bezug zu Pfaffenhofen gestalteten Plastiken, Keramik, Skulpturen und Objekte und präsentierten sie zusammen mit den Erstdrucken der neuen Geldschein-Serie für 2016. „Was ist Geld“, fragte Manfred Mensch Mayer in seiner Begrüßung die zahlreichen interessierten Gäste. Geld sei in erster Linie ein Machtmittel, hier gilt es, Regionalität gegen globale Größe zu setzen. Manfred Mensch Mayer machte darauf aufmerksam, dass weltweit die Schere zwischen arm und reich immer weiter aufgeht. Mit regionalem Geld wie dem Hallertauer bleibt das Geld nicht nur in der nächsten Umgebung, es werden auch noch soziale Projekte unterstützt. Peter Feßl (links) mit aktuellen und früheren Künstlern der Scheine Kulturreferent Peter Feßl stellte die sieben Künstler und ihre Werke vor, die dieses Mal die Geldscheine gestaltet haben. Hans Dollinger zeigte Peter Feßl im Gespräch mit Gästen Keramik, Margit Grüner Mosaikplastik, Manfred Habl Objektkunst, Hermann Hechenberger ebenso wie Ulrich Holzner Metallskulpturen, Andrea Koch Holzskulpturen und Katalin Kossack Keramik. So unterschiedlich die Materialien, Techniken und künstlerischen Ansätze sind, so sind doch alle sieben Künstler in der Region verwurzelt und ihr bewusst und gerne treu geblieben. Ebenso befanden sich Werke des Künstlers Joseph Beuys in der Ausstellung. Dessen Zeichnungen und Objekte waren anders als die Werke der lokalen Künstler nicht verkäuflich. Rund 50 Gäste waren zur Vernissage gekommen, darunter auch zahlreiche Künstler, die bereits früher Scheine des BürgerInnengeldes gestaltet haben. Ebenso waren Vertreter der Förderprojekte anwesend. Sie alle nutzten die sehenswerte Vernissage auch zum intensiven Austausch. Manfred „Mensch“ Mayer bei der Ausstellungseröffnung
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