Treffen des DSIV (Deutscher Schüttgut-Industrie Verband) 06. Oktober 2015 in Aerzen „Technische und energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ Referent: Herr Horst Telschig Teil 1 in Zusammenarbeit mit Verfasser: Dipl.-Phys.-Ing. Klaus Schneider KS-Engineering GmbH & Ingenieurbüro Klaus Schneider Hansaring 25/27, 50670 Köln „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 3 2 Planungsgrundlagen 3 3 Einfluss des Fördergutes auf die Verfahrensauswahl 4 3.1 Unterschiedliche Förderzustände 6 3.2 Strähnenförderung 7 3.3 4 Pfropfenförderung Geldart-Diagramm 7 11 5 Datenspektrum 13 6 Schüttguteinschleusung 14 6.1 Zellenradschleuse 17 6.2 Druckgefäßförderer 17 6.3 7 Schneckenpumpe Lufterzeugungsaggregate 20 22 8 Rohrleitungssysteme 25 8.1 9 Rohrleitungen und Einbauten Separation von Trägergas und Fördergut 25 28 9.1 Filter- und Entstaubungssysteme (Empfänger) 28 9.2 Richtlinie für spezifische Filterflächenbelastungen 31 9.3 Bestimmung der Schwallmengen und Entlastungszeiten 33 9.4 Optimale Steuer-, Mess- und Regeltechnik 36 10 Vergleich Pneumatische und Mechanische Förderung 37 Seite 2 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 1 Einleitung Der Energiebedarf pneumatischer Förderanlagen über große Entfernungen und hohe Schüttgutdurchsätze ist, verglichen mit der mechanischen Förderung, sehr hoch. Allerdings steht bei der pneumatischen Förderung nicht immer nur der Schüttguttransport von A nach B im Vordergrund, sondern es ist auch durchaus möglich, direkt mit der pneumatischen Förderung verfahrenstechnische Prozesse durchzuführen oder zu verknüpfen. Beispiele hierzu sind das Einblasen und Verteilen von Sorbentien wie Kalkprodukte oder Aktivkohle in der Umwelttechnik (Luftreinhaltung) und auch der Transport von Zuschlagstoffen bei der Stahlherstellung, die direkt in das schmelzflüssige Stahlbad aufgegeben werden müssen. 2 Planungsgrundlagen Im Folgenden sollen die wichtigsten Planungsgrundlagen für eine energieeffiziente pneumatische Förderung besprochen werden. In jedem Fall muss die Funktion Vorrang vor einem möglichst niedrigen Energiebedarf haben, d.h. Funktion geht vor Energieeffizienz! Das heißt aber auch, pneumatische Fördervorgänge, die eine verfahrenstechnische Aufgabe zu erfüllen haben, sind nur bedingt für Energieeinsparungszwecke geeignet. Hier stellt sich nun die Generalfrage: Was heißt „Energieeffizienz“ genau und wie und in welchen Bereichen kann der Energieeinsatz reduziert werden? Hier gibt es eine Grundgesamtheit von Werten, die alle auf unterschiedliche Art und Weise die Energieeffizienz beeinflussen. Die wichtigsten sind: 1. Richtige Wahl des Förderzustandes, ausgelöst durch das Fördergut selbst. Hier spricht man im Wesentlichen über Flug-, Strähnen-, Fließ- oder Pfropfen-förderung. Es gibt zwar noch eine Reihe anderer Bezeichnungen in der Fachliteratur, aber diese stellen alle keine eindeutigen Förderzustände dar. 2. Sicherer Transport unter Schonung des Fördergutes und der Förderleitung bei angepassten Geschwindigkeiten für Feststoff und Transportluft. 3. Aufbau der Förderstrecke zur Minimierung des Druckverlustes unter Vermeidung unnötiger Umlenkungen und bestmöglicher Streckenführung. 4. Auswahl eines an die Leistung (erforderliche Luftmenge und max. erforderlichen Förderdruck) angepassten Verdichters. Seite 3 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ 3 Einfluss des Fördergutes auf die Verfahrensauswahl Das Zustandsdiagramm beschreibt, abhängig von der Luftgeschwindigkeit und mit der Fördermenge als Parameter, den Zustand innerhalb einer bestimmten Förderanlage mit einem bestimmten Gut. Zustandsdiagramme sind ähnlich, aber nie genau gleich Versuche und Messwerte aus Versuchen sind (insbesondere bei unbekannten Fördergütern) wesentlich „auslegungssicherer“ als reine Berechnungen, da Materialeinflüsse bei diesen Berechnungen nicht oder nur unzureichend berücksichtigt werden können. 3 a L S 8 t/h i 2 Qs 6 t/h p [bar] c 4 t/h d 1 2 t/h 0 t/h 0 5 G 10 15 20 25 vE [m/s] 30 35 Abbildung 1: Zustandsdiagramm für PE-Granulat nach Siegel a = Pfropfenförderung, i = instationärer Bereich; c = Strähnenförderung, d = Flugförderung, vE = Gasendgeschwindigkeit; Qs = Fördergut-Massenstrom; p = Druckverlust in der Förderleitung; Das Zustandsdiagramm zeigt eine Versuchs-Förderanlage mit folgenden Daten: Fördergut PE-Granulat Rohrdurchmesser: 84 mm Förderlänge: 119 m Förderhöhe: 6m Anzahl der Krümmer: 6 Die Kurve G ist Grenzkurve für reine Gasströmung. Die Kurve S ist Grenzkurve für die Geschwindigkeit, unterhalb der kein Feststofftransport mehr möglich ist. Seite 4 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 Die Kurven zwischen S und rechtem Bildrand geben als Parameter die geförderte Gutmenge an. L ist die Kurve der Lockerungsgeschwindigkeit für den Übergang vom Festbett zur Wirbelschicht. Zwischen Kurve L und Kurve S ist der Bereich der Wirbelschicht ohne Feststoffaustrag. Seite 5 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ 3.1 Unterschiedliche Förderzustände Abbildung 2: Zustandsdiagramm einer Fließförderung als Spezialfall der pneumatischen Förderung für Fördergüter mit hohem Lufthaltevermögen (meist Geldart-Klassifikation A) Bei der Fließförderung kann mit höchsten Beladungen ohne Pfropfenbildung gefördert werden! Das Gas-Feststoffgemisch verhält sich wie ein Kontinuum. Beispiele für Fließförderung: Zement, Flugasche (siehe Video) Das folgende Bild zeigt beispielhaft die verschiedenen physikalischen Ursachen der bei der pneumatischen Förderung auftretenden Druckverluste. Quelle: Krambrock Abbildung 3: Vergleich der wichtigsten Zustände bei der pneumatischen Förderung mit mehr oder weniger angepassten Rohrpost-Kapseln Im Allgemeinen wird bei Druckgefäßförderungen, d.h. bei etwas höheren Drücken in der Leitung, die Strähnenförderung bevorzugt. Dies liegt an dem guten Kompromiss zwischen Seite 6 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 Verschleiß bzw. Lebensdauer und Betriebssicherheit. Während bei der Flugförderung ein erhöhter Verschleiß zu beobachten ist, fährt man bei der Pfropfenförderung oft entlang der Stabilitätsgrenze. Durch geeignete Maßnahmen muss dann die Betriebssicherheit des Systems sichergestellt werden. 3.2 Strähnenförderung Die nächste Abbildung zeigt das typische Verhalten bei einsetzender Strähnenförderung. Fördergut (oben): Fördergut (unten): Weizen bei v = 17,4 m/s Quarzmehl (spezifisch schwerer!) Instabiler Bereich beginnt bei weiterer Herabsetzung der Luftgeschwindigkeit (siehe 1. ZuAbbildung 3.1: Strähnenbildung bei Herabsetzung der Luftgeschwindigkeit standsdiagramm). 3.3 Pfropfenförderung Die Pfropfenförderung stellt hohe Ansprüche an das Material und die Regelbarkeit des Systems. Pfropfen müssen entweder luftdurchlässig sein und/oder eine bestimmte Pfropfenlänge nicht überschreiten. Manche Materialien (Grobes Monokorn) sind für die Pfropfenförderung sehr gut geeignet, andere (zum Beispiel sandartige Materialien oder Materialien mit einem breiten Kornspektrum) nicht. Das nächste Bild zeigt die Kräfte- und Druckverteilung an einem luftdurchlässigen Stutzen. Seite 7 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ Abbildung 4: Pfropfenförderung eines luftdurchlässigen, grobkörnigen Schüttgutes Aufgrund der unterschiedlichen Druckverläufe für Verschiebedruck und Durchströmung tendiert der Pfropfen bei diesem grobkörnigen Monokorn zum Auseinanderreißen. Der Wirkungsmechanismus ist völlig anders als bei der Flugförderung. Das Bild oben zeigt die Entstehung eines Schüttgutpfropfens nach Siegel Kurve a erforderlicher Druck zur Verschiebung des Pfropfens der Länge lp und nach Kurve b Druckverlauf bei der Pfropfendurchströmung. psp antreibendes Druckgefälle Sehr feine Stoffe, wie zum Beispiel Titandioxid, bilden eine andere, extrem schwierige Klasse der Pfropfenförderung. Hier wird nämlich der Pfropfen als Ganzes verschoben, eine Durchlüftung (wie oben gezeigt) ist nicht möglich. Seite 8 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 Quelle: Krambock Abbildung 5: Einfluss der Pfropfenlänge und der Vorverdichtung auf den Verschiebedruck Achtung: Unterschiedliches Verhalten von durchlüftbaren und nicht durchlüftbaren Pfropfen! Das vorige Bild zeigt Verschiebedrücke der Schüttgutstopfen in Abhängigkeit von der Stopfenlänge und vom Verdichtungsdruck für das Schüttgut Titandioxid, Typ Kronos AD mit ds<0,001mm mit bereits erfolgten „Vorverdichtungen“ als Parameter. Abbildung 6: Vergleich Druckverlust (oben) bei der Pfropfenförderung eines nicht luftdurchlässigen feinen Schüttgutes mit einem luftdurchlässigen, grobkörnigen Schüttgut. Seite 9 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ Abbildung 7: Strömungszustände in langen Förderleitungen Bei konstanter Beladung werden mehrere „Förderzustände“ nacheinander in der Leitung durchlaufen, da am Anfang der Leitung die Geschwindigkeiten wesentlich niedriger sind und zum Leitungsende hin zunehmen. Diese können durch Einführung einer gestaffelten Leitung weitgehend vermieden werden. Beispiel: Δp = 2 bar Leitungsende: v = 24 m/s Leitungsanfang: v = 8 m/s Bei sandartigen (grobkörnigen) Materialien (Geldart-Klasse B) muss eine Anfangsgeschwindigkeit von ca. 10 – 12 m/s gegeben sein. Andernfalls kommt es zu unerwünschten Pfropfenbildungen. Seite 10 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 4 Geldart-Diagramm Partikeleigenschaften lassen sich im sogenannten Geldart-Diagramm klassifizieren, das in Abbildung 8 wiedergegeben ist. Nach Geldart werden Feststoffe für die Fluidisierung und pneumatische Förderung entsprechend ihrer Fluidisierbarkeit (Gashaltevermögen, Gasdurchlässigkeit) in vier Klassen (A-D) eingeteilt, welche in einem Diagramm durch theoretisch ermittelte Grenzkurven voneinander abgegrenzt sind. Das Diagramm erfasst die wesentlichen Einflussparameter Partikelgröße und Feststoffdichte des Fördermaterials, indem über dem mittleren Partikeldurchmesser dS50 die Differenz aus Feststoffdichte und Dichte des Fördermediums (bei der pneumatischen Förderung normalerweise vernachlässigt) aufgetragen ist. Abbildung 8: Geldart-Diagramm mit Eintragungen der Feststoffdaten [5] Die durch die in der Realität fließenden Grenzkurven abgegrenzten Bereiche zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus: Gruppe B: In dieser Gruppe sind „sandartige“ Fördergüter angesiedelt. Die Gasdurchlässigkeit ist recht groß, entsprechend das Gashaltevermögen niedrig. Die Fördergüter aus Gruppe B lassen sich relativ leicht fluidisieren, sobald die minimale Fluidisierungsgeschwindigkeit überschritten wird. Das fluidisierte Bett unterliegt geringer Expansion und fällt nach Unterbrechung der Förderluft unmittelbar zusammen. Bei einer pneumatischen Förderung können hohe Beladungen (bis 100) mit einer Flug- bis Strähnenförderung realisiert werden. Seite 11 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ Im Fall der Untertageförderung können diese Fördergüter (wie auch die der Gruppe C) zur Pfropfenbildung neigen. Gruppe D: Die Partikel dieser Gruppe sind groß bzw. von hoher Dichte, die Gasdurchlässigkeit ist sehr groß. Aufgrund der sehr hohen Sinkgeschwindigkeiten dieser Partikel muss eine hohe Gasgeschwindigkeit angelegt werden, um das Fördergut pneumatisch zu transportieren. Da Stöße zwischen den Partikeln, die zu einer starken Abbremsung und damit zu erhöhtem Druckverlust führen, zu vermeiden sind, lassen sich nur geringe Beladungen realisieren. Bei der Förderung bildet sich eine Strähnenförderung aus, die in Krümmern wegen der hohen Geschwindigkeit starken Verschleiß verursacht. Gruppe A: Fördermedien dieser Gruppe, die geringe Partikeldurchmesser aufweisen, lassen sich sehr gut fluidisieren. Sie haben eine geringe Gasdurchlässigkeit bei gutem Gashaltevermögen, sodass sich bei Gasgeschwindigkeiten oberhalb der minimalen Fluidisierungsgeschwindigkeit ein stabiles, fluidisiertes Bett bildet, welches bei Unterbrechung der Förderluftzuführung nur langsam zusammenfällt. Aufgrund dieser Eigenschaften kann die pneumatische Förderung bei relativ geringen Gasgeschwindigkeiten und hohen Beladungen als Dünen- bis Pfropfenförderung erfolgen, ohne dass ein Blockieren des Förderrohrs zu befürchten ist. Gruppe C: Partikel dieser Gruppe sind sehr klein und kohäsiv, intrapartikuläre Kräfte (elektrostatische Kräfte oder Agglomeration aufgrund von Feuchtigkeit) können gegenüber den durch einen Gasstrom aufgeprägten äußeren Kräften überwiegen. Daher lassen sich solche Fördergüter sehr schlecht fluidisieren. Das Material neigt bei Zufuhr von Förderluft zum Schießen und bildet Pfropfen, die die Förderleitung zukeilen können. Bei Unterbrechung der Förderluftzuführung können sich Brücken ausbilden, die ein Zurückfließen des Materials verhindern. Bei einer pneumatischen Förderung bilden sich feste Anbackungen an den Rohrwänden, welche bis zur Verstopfung anwachsen können. Aus den genannten Gründen ist eine pneumatische Förderung schwierig. Allerdings lassen sich die Eigenschaften von Materialien der Gruppe C denen der Gruppe A annähern, indem eine Fluidisierung mechanisch, z.B. durch Aufprägung einer Schwingung, unterstützt wird. Weiterhin lassen sich Anbackungen durch den Einsatz von flexiblen Förderrohren aus Gummi vermeiden. Seite 12 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 5 Datenspektrum (Eingabedaten) Beigefügtes „Anfrageblatt“ zeigt die Mindestvoraussetzungen, die ein Anfragedatenblatt für die kontinuierliche pneumatische Förderung enthalten sollte. Dies ist gleichzeitig auch eine wichtige Planungsgrundlage zur Auslegung einer Förderanlage. Erstellen eines Datenblattes zur Anfrage einer pneumatischen Förderung: Das Datenblatt zeigt die Grunddaten, welche zur rechnerischen Auslegung einer Förderanlage gebraucht werden. Seite 13 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ 6 Schütteinschleusung (z.B. Sender) Der Auswahl des richtigen Einschleusorgans kommt bei der pneumatischen Förderung eine besondere Bedeutung zu. Der Projekteur muss anhand der gewünschten Aufgabenstellung (nur Transport, kontinuierliche/diskontinuierliche Fahrweise, Druckverhältnissen, Mengen etc.) entscheiden welches Einschleusorgan für die gewählte Aufgabenstellung sinnvoll ist. Zuordnung der verschiedenen Einschleusorgane Zellenradschleuse Druckgefäß Schneckenpumpe Injektor Das Fördergut muss zum Transport in die Förderleitung gegen ein höheres Druckniveau eingeschleust werden (Druckförderung) bzw. am Empfangsort aus einem niedrigeren Druckniveau ausgeschleust werden. Abhängig von Art und Höhe des Druckniveaus kommen verschiedene Apparate in Frage. Abbildung 9: Gängige Einschleusorgane für die pneumatische Förderung - a), b) und d) arbeiten kontinuierlich, c) arbeitet diskontinuierlich Bei a) und b) strömt während des Betriebes so genannte Leckluft mit dem Druckgefälle entgegen der Gutaufgabe in die Umgebung. Seite 14 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 Bei c) ist eine statische Abdichtung erforderlich, während bei d) durch dynamische Abdichtung Falschluft angesaugt wird. Abbildung 10: Druckbereiche für die verschiedenen Einschleusorgane Abbildung 11: Leistungsbereiche für die verschiedenen Einschleusorgane Die wichtigsten Vor- und Nachteile der einzelnen Aggregate sind in kurzer Zusammenfassung: Zellenräder sind die in der Fördertechnik weitaus am häufigsten eingesetzten Einschleusorgane. Obige Angaben reflektieren nicht ganz den heutigen Stand der Technik, da beispielsweise inzwischen Hochdruck-Zellenradschleusen auf dem Markt sind, die bis 3 Seite 15 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ bar oder in Einzelfällen sogar bis 6 bar Überdruck (auch bei stark schleißenden z.B. mineralischen Fördergütern) einsetzbar sind. Begrenzt wird der Einsatz von Zellenradschleusen durch den Verschleiß, da gerade bei hohen Differenzdrücken die Leckluftrate enorm zunimmt. Der Einsatz von Injektoren beschränkt sich auf kleinere Fördermengen und spezielle Aufgabenstellungen. Da die Förderung kontinuierlich erfolgt und keine Leckluft auftritt, kann der Einsatz z.B. bei anbackenden (auskondensierenden) Produkten vorteilhaft sein. Der Einsatz von Schneckenpumpen bietet vorteilhafte kontinuierliche und hohe Förderleistung für unempfindliche Massenschüttgüter (z.B. im Zementbereich). Der Energieverbrauch ist durch den Schneckenantrieb relativ hoch und die hohen Drehzahlen führen zu einem nicht unerheblichen Verschleiß. Spezielle neuentwickelte Zellenräder können im gleichen Leistungsbereich wie Schneckenpumpen eingesetzt werden. Druckgefäße können vorteilhaft bei hohen Systemdrücken (Kohlevergasung) oder Differenzdrücken (Langstreckenförderung) eingesetzt werden. Doppelstock- oder Parallelgefäße erlauben einen quasi-kontinuierlichen Betrieb. Nichtmechanische Ventile werden zur Förderung großer Feststoffmengen bei verhältnismäßig kleinen Druckdifferenzen eingesetzt. Bei Wirbelschichtschleusen erfolgt der Feststoffeintrag aus einer Wirbelschicht. Je nach Bauart sind unterschiedlich große Leistungen möglich. Seite 16 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 6.1 Zellenradschleuse Vergleich Zellenrad und Schneckenschleuse wird im Vortrag der Firma KREISEL (Kreisel GmbH & Co. KG) von Herr Dikty erläutert. 6.2 Druckgefäßförderer Quelle: Mills Abbildung 12: Druckgefäßförderer Mindestanforderungen an ein Druckgefäß: • Materialeinlauf • Fördergaszuführung zum Bespannen und Austragen • Förderleitung • Entlüftungsleitung Tatsächliche Ausführung der Druckgefäße wird durch Materialverhalten mitbestimmt. Seite 17 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ Quelle: Mills Quelle: Mills Abbildung 13: Nach oben austragendes Druckgefäß mit einstellbarer Ober-/Unterluftverteilung Quell Quelle: Mills Abbildung 14: Nach unten austragende Druckgefäße mit unterschiedlicher Ober-/Unterluftverteilung Seite 18 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 Quelle: Mills Abbildung 15: Doppelstockgefäß zur kontinuierlichen Förderung Kontinuierliche Förderung mit Druckgefäßen ist nur möglich, wenn entweder ein Schleusgefäß vorgeschaltet ist (Bauhöhe) oder ein zweites Gefäß (Tandem- oder Zwillingsförderung) parallel eingesetzt wird. Für grobkörniges oder granulatförmiges Fördergut wird normalerweise ein Bodenaustrag bevorzugt eingesetzt, für feinkörniges, fluidiersierbares Fördergut ist ein nach oben austragendes Gefäß besser geeignet. Hierbei lässt sich nicht nur eine höhere Feststoffmenge durchsetzen, sondern auch der Feststoffdurchsatz besser regeln. Abbildung 16: Kennlinienfeld Feststoffdurchsatz (feinkörniges Gut, gleiche Anlagenkonfiguration) nach oben austragend (links) nach unten austragend (rechts) Seite 19 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ Abbildung 17: Direkter Vergleich der maximalen Förderleistung in Abhängigkeit vom Luftmassenstrom mit dem Fluidisierungsluftanteil als Parameter 6.3 Schneckenpumpe Die Schneckenpumpe selbst ist ein seit Jahrzenten bewährtes Einschleusorgan, jedoch sehr energieintensiv. Hierüber wird Herr Mario Dikty von Fa. Kreisel in seinem Vortrag detailliert berichten. Ein Beispiel sei genannt: Bei einer Kraftwerksanlage wurde zur Förderung von ca. 100 t/h getrockneter feiner Braunkohle über eine Entfernung von ca. 200 m ein Keramik-Zellenrad der Fa. Coperion mit einer Antriebsleistung von 5 kW eingesetzt. Die zuvor installierte Schneckenschleuse hatte eine mechanische Antriebsleistung von 132 kW! Seite 20 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 Seite 21 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ 7 Lufterzeugungsaggregate Durch die richtige Auswahl der Lufterzeugungsaggregate kann in jedem Fall der Energiebedarf eines pneumatischen Fördersystems reduziert werden. Die richtige Wahl und Auslegung der Luftversorgung ist von großer Bedeutung für die Funktion pneumatischer Förderanlagen. Ca. 50 – 60 % aller Funktionsstörungen an pneumatischen Förderanlagen sind auf mangelhafte Auslegung und Einstellungsfehler bei der Luftversorgung zurückzuführen. Neben übermäßigem Verschleiß oder ungewollter Pfropfenbildung können auch Anbackungen etc. auf ungenügende Sorgfalt bei der Auslegung zurückgeführt werden. Die Bedeutung der Luftversorgung für die störungsfreie Funktion der Förderanlagen wird oftmals unterschätzt. Lieferung von Luft für eine pneumatische Förderanlage kann erfolgen durch: Gebläse Verdichter vorhandenes Druckluftnetz (keinem bestimmten Lufterzeuger zugeordnet) Der Begriff „Luftversorgung“ umfasst u.a.: Luftverdichtendes Organ (Gebläse/Verdichter) Aufbereitung (Trocknung, evtl. Entölung) Verschaltung der Komponenten Rohrleitungsführung bis zum Einschleusorgan Abbildung 18: Beispiel für Anlagen- und Verdichterkennlinie Anlagenkennlinie: Seite 22 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 Die Anlagenkennlinie beschreibt die Abhängigkeit vom erforderlichen Vordruck zum LuftVolumenstrom durch die Förderanlage. Die Beladung (Feststoffanteil) ist dabei Parameter. Aufgrund der Druckverlustbeziehung folgt die Anlagenkennlinie einem quadratischem Verlauf (siehe nächstes Bild), zumindest im Bereich der Flugförderung. Verdichterkennlinie: Die Verdichterkennlinie beschreibt die erzeugte Druckerhöhung im Verdichter in Abhängigkeit von der durchgesetzten Luftmenge. Die Verdichterkennlinie hat je nach Verdichtertyp unterschiedliche Kurvenformen. Betriebspunkt: In obigem Diagramm wird der Schnittpunkt beider Kennlinien als Betriebspunkt bezeichnet; wichtig ist, dass es im interessanten Arbeitsbereich nur einen möglichen Schnittpunkt gibt, da ansonsten instabile Zustände auftreten können. Der Verdichter hat die Aufgabe, einen Volumenstrom von einem Eintrittsdruck p1 auf einen höheren Ausgangsdruck p2 zu verdichten; dies erfolgt: kontinuierlich (z.B. Ventilator) oder diskontinuierlich (z.B. Kolbenkompressor). Drehkolbengebläse und Schraubenverdichter gehören zu den diskontinuierlichen Verdichtern; sie werden jedoch meist als quasi-kontinuierlich arbeitend betrachtet. Anhand der physikalischen Grundlagen für Verdichtung (besser:Zustandsänderung) von Luft können Folgerungen für Verdichtertypen abgeleitet werden: Verdichtung von Luft erfolgt polytrop nach folgender Gleichung: 𝑝 ∙ 𝑣 = 𝑐𝑜𝑛𝑠𝑡 = 𝑛 ∙ 𝑅 ∙ 𝑇 Verdichtung mit Temperaturerhöhung: 𝑛−1 1 𝑝2 𝑇2 = 𝑇1 ( ) 𝑝1 p = Druck (SI = kg/m2) v = spez. Volumen (SI = m3/kg) n = Polytropenexponent, liegt zwischen 0 und unendlich T = Temperatur (SI = K) Temperaturerhöhung bedeutet, dass neben Energie zur Druckerhöhung auch thermische Energie aufgewendet wird. Seite 23 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ Der Polytropenexponent kann folgende Werte annehmen: n = 0 für Isobare Kompression (Druck = const.) n = 1 für Isotherme Kompression (Temperatur = const.) n = 1,4 für Isentrope Kompression (bei Luft) (Entropie = const) n = unendlich für Isochore Kompression (Volumen = const.) Abbildung 19: Beispiele für Zustandsänderungen (die isentrope Zustandsänderung ist u. a. als Spezialfall in der (reversiblen) adiabatischen Zustandsänderung enthalten) Der Bereich für n in technischen Verdichtern liegt zwischen 1 und etwa 2, abhängig von der Art des Kreislaufprozesses. Die theoretische Verdichterleistung berechnet sich zu: 𝑛−1 1 (𝑛 − 1) 𝑝2 𝑃𝑡ℎ = 𝑉1̇ ∙ 𝑝1 ∙ ∙ (( ) 𝑛 𝑝1 − 1) 𝑉1̇ = 𝐿𝑢𝑓𝑡𝑣𝑜𝑙𝑢𝑚𝑒𝑛𝑠𝑡𝑟𝑜𝑚 Die Antriebsleistung ist aufgrund der Temperaturerhöhung um den Wirkungsgrad = 0,6...0,8 höher anzusetzen: 𝑃𝑒𝑙 = 𝑃𝑡ℎ 𝜇 Seite 24 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 8 8.1 Rohrleitungssysteme Rohrleitungen und Einbauten Die meisten Förderleitungen in der pneumatischen Fördertechnik bestehen aus Stahl oder Edelstahl. In der Chemie- und Lebensmittelindustrie wird bevorzugt Edelstahl eingesetzt. Bezüglich richtiger Verbindungen etc. sei auf den Vortrag 9 verwiesen. Für anhaftende Güter (wie z.B. Kalkhydrat) haben sich Gummischläuche bewährt. Auf Bypassleitungen etc. wurde bereits in Vortrag 3 eingegangen. Das Verhalten des Feststoffes in pneumatischen Förderleitungen führt zu einigen wichtigen Regeln für die Förderleitungsführung, welche unbedingt beachtet werden müssen. Regeln für die Förderleitungsführung: Förderleitungen sollten grundsätzlich möglichst gradlinig verlegt werden. Ausreichende Beschleunigungsstrecken hinter der Gutaufgabe sind zu berücksichtigen! Unnötige Umlenkungen sind zu vermeiden, pneumatische Förderleitungen sind keine Wasserleitungen! Da der Feststoff im Krümmer abgebremst wird (siehe nächste Diagramme), sollte auf genügend Beschleunigungsweg (ca. 20 -40 x d) auch hinter Krümmern und am Anfang der Förderleitung geachtet werden. Etagen in Förderleitungen sind vermeiden, Fallleitungen möglichst nur am Ende einer Förderleitung. Sonderlösungen siehe weiter hinten in diesem Vortrag. Seite 25 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ Errechnete Austrittsgeschwindigkeit eines 90o-Krümmers bei verschiedenen Eintrittsgeschwindigkeiten und einem Krümmungsradius rk = 500 für µR = 0,36 ergeben sich für verschiedene Krümmerlagen: 1 3 4 5 horizontal; 2 horizontal-vertikal aufwärts; vertikal aufwärts-horizontal; horizontal-vertikal abwärts; vertikal abwärts-horizontal durchströmt Beispiel: Feststoff tritt mit Ce ca. 13 m/s in den Krümmer ein und verlässt diesen mit Ca ca. 7,5m/s Geschwindigkeitsverlust des Feststoffes von ca. 5,5 m/s oder ca. 42% !! Abbildung 20: Einfluss der Krümmerlage auf die Austrittsgeschwindigkeit des Feststoffes Krümmer aus der Horizontalen in die Senkrechte : Errechnete Austrittsgeschwindigkeit eines 90oKrümmers bei verschiedenen Eintrittsgeschwindigkeiten und einem Krümmungsradius rk für µR = 0,36 bei Umlenkung in horizontaler Ebene (gestrichelt) und von der Horizontalen in die Vertikale nach oben (ausgezogen). Man beachte den starken Einfluss des Krümmungsradius auf die Abbremsung des Fördergutes! Abbildung 21: Verringerung der Feststoffgeschwindigkeit in einem Krümmer (Einfluss des Krümmungsradius) Seite 26 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 Abbildung 22 Förderleitung mit Siphon-Ausbildung Abbildung 23: Förderleitungen mit Etagen In Förderleitungen mit Etagen (links) verliert der Feststoff so viel an Geschwindigkeit, dass der Feststoff am Krümmerausgang vollständig zum Erliegen kommen kann. Verstopfungen und/oder starke Pulsationen aufgrund der Wiederbeschleunigung in der Leitung können die Folge sein. Förderleitung mit Siphon-Ausbildung (rechts): Fall-Leitungen mit anschließender horizontaler Weiterführung sind möglichst zu vermeiden. Die dargestellte U-Form mit Wiederanstieg sollte grundsätzlich nicht angewendet werden. Einfache Fall-Leitungen (auch schräg) mit Austritt nach unten sind akzeptabel. Abbildung 24: Druckverlust in Abhängigkeit der Leitungssteigung Bei steigender Förderleitung unter Winkeln < 90° muss im Bereich von ca. 45 - 90° mit höheren Zusatzdruckverlusten aufgrund rücklaufender Teilchen gerechnet werden. Bei manchen Stoffen (breite Kornverteilung) sollte der Bereich 10o – 60o nicht benutzt werden, da grobes Material lawinenartig zurückrollen könnte. Seite 27 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ 9 9.1 Separation von Trägergas und Fördergut Filter- und Entstaubungssysteme (Empfànger) Falls die Separation von Gas- und Feststoff gewünscht bzw. erforderlich ist (z.B. im Silo), wird zunächst vorabgeschieden, danach erfolgt die Abtrennung des Feingutes. Als Vorabscheider werden Zyklone oder das Silo selbst eingesetzt. Schlauch- und/oder Patronenfilter dienen der Rückhaltung von Feinstaub und sind daher gesetzlich vorgeschrieben, die Grenzwerte für zulässige Emissionen unterliegen z.B. Der TA-Luft (zwischen <2 und 20 mg/Nm3) und werden durch den Gesetzgeber ständig angepasst. Bei der Auslegung der Schlauch- oder Patronenfilter müssen Temperaturen und Feinheit der Stäube berücksichtigt werden. Dies wird in der spezifischen Filterflächenbelastung berücksichtigt, welche weiter unten behandelt wird. Quelle: Siegel Abbildung 25: Bild links: Fördergutabscheidung im Silo Bild rechts: Kontinuierliche Gutabscheidung im Filterabscheider a Silo; b Förderleitung; c Bunkeraufsatzfilter; a Förderleitung; b Filterabscheider; d Absaugventilator; e Überdruckklappe; c Zellenradschleuse; d Filter; f Füllstandsmelder; Die Installation eines 90°-Bogens als Siloeintritt stellt eine gute Lösung dar. Hier ist kein zusätzlicher Zyklon erforderlich, das Silo selbst wirkt als Schwerkraftabscheider. Seite 28 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 Ebenfalls positiv ist die Anbringung eines Saugventilators hinter Filter, so dass im Silo ständig Unterdruck herrscht. Staubaustritt aus eventuellen Undichtigkeiten am Silo wird so sicher verhindert. Die rechte Darstellung oben zeigt eine typische Anordnung für den Saugbetrieb. Negativ ist hier, dass bei feinen Stäuben / hohen Unterdrücken Leckluft über die Zellenradschleuse gezogen werden kann und so ein geregelter Entleervorgang nicht gewährleistet ist. Abbildung 26: Entmischungserscheinungen bei der Silobefüllung Ähnliche Erscheinungen sind eigentlich bei jedem Befüllvorgang, auch bei mittiger Befüllung von oben zu beobachten. Grobes Material rollt immer zu den begrenzenden Wänden und führt zu Entmischungserscheinungen im Silo. Abbildung 27: Zyklonabscheider als Empfangsstation Seite 29 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ Bei Verwendung von Zyklonen ist darauf zu achten, dass die Abscheidung im Wesentlichen durch die Tauchrohrgröße bzw. die Geschwindigkeit im Tauchrohr bestimmt wird. Auch der Materialaustritt muss genau ausgelegt werden (Chinesenhut), damit die Rotationsströmung nicht bereits abgeschiedenes Material erneut aufwirbelt. Quelle: Siegel Abbildung 28: Druckluftabgereinigtes Schlauchfilter am Ende einer pneumatischen Förderanlage a Förderleitung mit tangentialem Eintritt d Membranventil b Filterschlauch c Injektordüse e Druckluftspeicher f Magnetventil g Steuergerät h Reinluftstutzen i Fördergutaustritt Seite 30 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 9.2 Richtlinie für spezifische Filterflächenbelastungen für INTENSIV-JetSchlauchfilter in der Zementindustrie Anwendung Staubart Temperatur °C Filterflächenbelastung m³/m²h Rohmaterial (Aufbereitung, Transport, Siebung und Lagerung) Kalkstein, Mergel, Ton < 30 140 – 160 Mahltrocknung (Trockenanlagen für Rohmaterial und Kohle) Rohmehl, Staubkohle 70-120 60-90 90-110 70-90 Transport, Lagerung und Aufgabe von Rohmehl und Staubkohle Rohmehl, Staubkohle < 50 < 50 110 -130 100 -120 Klinkerkühler Klinker < 130 mit vorgeschaltetem Luftkühler 90 -110 Transport, Lagerung und Aufgabe von Klinker Klinker < 70 100 – 120 Zementmühlen ohne Mahlhilfe mit Mahlhilfe Zement Blaine cm²/g 2500-4000 4000-6000 70-110 80-100 60-80 Transport und Lagerung von Zement Zement < 70 110 – 140 Packanlagen und Verladeanlagen für Losezement Zement < 50 120 -150 Filterflächenbelastung für filternde Abscheider Eine genaue theoretische Vorausberechnung der möglichen Filterflächenbelastung aufgrund physikalischer Grundlagen ist nur schwierig möglich. Nachfolgend werden für verschiedene Filtersysteme und Anwendungsfälle die möglichen Filterflächenbelastungswerte als Richtwerte angegeben, die auf Erfahrung von einer Vielzahl von Anlagen beruhen. Seite 31 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ Obige Tabelle zeigt übliche Filterflächenbelastungen für JET-Schlauchfilter, die in der Zementindustrie zum Einsatz kommen. Die nachfolgende Tabelle (7.5) zeigt spez. Filterflächenbelastungen für viele Staubarten, Korngrößen und Einsatzbedingungen für Jet-Schlauchfilter der Bauart. Quelle: Infastaub INTENSIV-JET Schlauchfilter mit 2-Stufen Coanda-Injektor-Abreinigung Die abgegebenen Werte sind Richtwerte und basieren auf einem mittleren Druckverlust über das Filtermedium von ca. 800-1200 Pa. Für abweichende Schlauchlängen und Rohgasstaubbeladungen sind die angegebenen Faktoren a) und b) mit der Filterbelastung zu multiplizieren. Seite 32 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 9.3 Bestimmung der Schwallmengen und Entlastungszeiten bei pneumatischen Druckförderanlagen Bei pneumatischen Förderanlagen treten bei der Entlastung von Förderbehältern erhöhte Abluftmengen (sog. Schwallmengen) auf, die besonders für die Auslegung der nachgeschalteten Abluftfilter wichtig sind. Die Bestimmung des max. Volumenstromes und der Entlastungszeit erfolgt vereinfacht nach den folgenden Beziehungen (gültig für Luft mit t = 20oC und p = 1 bar abs.): [1] 3 𝑚 ̇ 𝑉𝑚𝑎𝑥 = 𝐶 ∙ 5,25 ∙ 𝑝0 ∙ 105 ∙ 𝐴 [ ] ℎ (1) für pC > 1,89 bar abs. 𝑡𝐸 = 0,0063 ∙ 𝑉𝐾 ∙ ln 𝑝0 𝐶∙𝐴 (2) ̇ 𝑉𝑚𝑎𝑥 = max. Volumenstrom in m3/h (Schwallmenge) C = nach Abbildung 1 l = Förderleitungslänge in m d = lichter Förderleitungsdurchmesser in m tE = Entlastungszeit in s A = π/4 x d2 = lichter Rohrquerschnitt in m2 po = abs. Druck im Förderbehälter in bar Vk = Förderbehälterinhalt in m3 Beispiel 1: 𝑉̇𝐹 = 600 m3/h Fördervolumenstrom C l = 30 m d = 0,1 m VK = 10 m3 po = 2 bar abs Auslegung: l/d = 300 C = 0,48 ̇ 𝑉𝑚𝑎𝑥 = 0,48 x 5,25 x 2 x 105 x 0,12 x π/4 = 3960 m3/h 𝑡𝐸 = 0,0063 ∙ 10 ∙ 𝑙𝑛2 ∙ 4 = 11,6 𝑠 0,48 ∙ 0,12 ∙ 𝜋 Da die Entlastungszeit mit t = 11,6 s relativ kurz ist, kann die Filterflächenbelastung der Abluftfilter für den max. Volumenstrom etwa das 2-fache der normalen Filterflächenbelastung betragen. Seite 33 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ Abbildung 29: Koeffizient C als Funktion von l/d Beispiel 2 (wie 1, aber größeres Silofahrzeug und höherer Entladedruck): Bei einer Silofahrzeugentladung mit einem Kesselvolumen von 50 m3 und einem Kesseldruck von 2,5 bar abs. verändern sich die Werte wie folgt: ̇ 𝑉𝑚𝑎𝑥 = 4950 m3/h 𝑡𝐸 = 0,0063 ∙ 50 ∙ 𝑙𝑛2,5 ∙ 4 = 76,6 𝑠 0,48 ∙ 0,12 ∙ 𝜋 Die Entlastungszeit mit dem um 1000 m3/h höheren Volumenstrom beträgt jetzt 77 s oder ca. 1,3 min und ist damit wesentlich größer als im ersten Beispiel. Beispiel 3: (wie 1, aber kürzere Leitung) Problematisch kann es natürlich auch sein, wenn die Leitung wesentlich kürzer ist (z.B. nur 15 m statt wie im ersten Beispiel 30 m, weil z.B. das Silo entsprechend kleiner, d.h. niedriger ist. Dann steigt der Koeffizient C von 0,48 auf ca. 0,62 an und die Entlastungṡ zeit t verringert sich von 76,6 s auf ca. 60 s. Der max. Volumenstrom 𝑉𝑚𝑎𝑥 steigt entspre3 3 chend von 3960 m /h auf ca. 5115 m /h. Insgesamt verschlechtert sich somit die Situation dramatisch. Text zu Beispielen finden sich nicht in der ppt-Datei (nur die Diagramme Abb. 30+31 werden dargestellt) Seite 34 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 Abbildung 30: Diagramm zur Ermittlung der Entlastungszeiten für unterschiedliche Fahrzeuggrößen Abbildung 31: Beispiel eines Druckverlaufes vor Filter mit Endschwall bei der pneumatischen Entleerung von 2 LkW über eine 450 m senkrechte Schachtleitung. Material: Flugasche Seite 35 von 37 „Energieeffiziente Auslegung pneumatischer Förderanlagen zum Transport von Schüttgütern“ 9.4 Optimale Steuer-, Mess- und Regeltechnik Selbstverständlich muß die eingesetzte Meß- und Regeltechnik dem neuesten Stand der Technik entsprechen. Heutzutage sind Sensoren als Meßwertgeber sehr preiswert geworden und man kann daher den sequentiellen Ablauf beispielsweise bei der Entleerung von Druckgefäßen einfacher und präziser steuern. So läßt sich beispielsweise am zeitlichen Verlauf des Differenzdruckes in der Förderleitung die Massendurchsatz und die Konstanz der Förderung ablesen. Abbildung 32: Signale und deren Konstanz bei der pneumatischen Druckgefäßförderung von Kohlenstaub. Seite 36 von 37 Treffen des DSIV am 06.10.2015 10 Vergleich „Pneumatische Förderung“ und „Mechanische Förderung“ Die Hauptvorteile der pneumatischen Förderung sind zum einen deren Flexibilität und zum anderen die Umweltfreundlichkeit des Verfahrens. Bezüglich der Punkte Durchsatz, Länge des Förderweges, Energieeffizienz und Fördergut-auswahl ist die mechanische Förderung (z.B. Gurtförderer) allerdings nicht zu schlagen. Eigenschaften Energiebedarf Förderweg Umbauter Raum längs des Förderweges Gutaufgabe Gutbeanspruchung Anlagenverschleiß Größe Teilchendurchmesser Hohe Feststoffdichte Andere Guteigenschaften Aufwand für Antrieb Aufwand für Förderweg Vermischung bei Sortenwechsel Staubfreie Förderung Gefahr einer Staubexplosion Hohe Temperatur Schallemission pneumatische Förderung hoch durch Gutreibung und -beschleunigung flexibel in allen Richtungen, jedoch nicht beliebig: Regeln beachten! (wirtschaftlich bis ca. 2 km) (4 – 5 kg/kg Luft) Sehr gering, umfasst im Wesentlichen nur die Rohrleitung und deren Abhängung (Rohrbrückenverlegung) einfach bei Saug- , aufwendiger bei Druckförderung hoch bei Flugförderung, geringer bei Dichtstromförderung relativ gering bei kleinen und weichen Teilchen hoch bei harten und großen Teilchen begrenzt, max. ca. 60 –100 mm für leichtes Gut Energiebedarf steigt an Verstopfungsgefahr groß (Gebläse, Schraubenverdichter, Luftaufbereitung) gering (Rohr, Halterung, Krümmer evtl. Verschleißschutz) vermeidbar (meist genügt Freiblasen, ansonsten müssen Bauteile gereinigt werden) durch Abluftfilter mechanische Förderung gering häufig nur gerade Wege möglich, große Kurvenradien notwendig! Steigung begrenzt, Senkrechtförderer. Förderwege bis 20 km Bandgerüst ist wesentlich größer und höher, müssen doch Rollenstühle, Aufgabeeinheiten etc. aufgebaut werden meist nur mit Vordosierung gering, Teilchen können aber z.B. Gurt beschädigen gering, aber Probleme bei unzureichender Gurtabreinigung und Verschleiß an Abstreifern bei Bandförderung bis ca. 1/3 Bandbreite keine Relevanz geringe Relevanz, evtl. Einfluss auf Gurtreinigung relativ gering (Getriebemotor, bei großen Förderwegen mehrere Antriebe)) groß (Stahlbau, Bandgerüst, Rollenstationen, Gurt) besondere Reinigungsvorrichtungen erforderlich (unter Umständen komplette Nassreinigung erforderlich) Aspirationsanlage an jeder Übergabestelle erforderlich vermeidbar durch Förderung unter Schutz- schlecht beherrschbar, insbesondere an Übergagas bestellen möglich bei Saug- oder Injektor-Förderung möglich mit Trogkettenförderer am Gebläse, seltener an Förderleitung geringer bei Gummigurt, jedoch aufgrund der grö(nur bei harten und großen Partikeln) ßeren Abmessungen höherer Schalleistungspegel, Quietschen von Rollen Tabelle: Vergleich der pneumatischen Förderung mit der mechanischen Stetigförderung Seite 37 von 37
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