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Naturgarten
Das Weidentor als Eingangsportal in den Garten.
WEIDEN SCHAFFEN
KLEINE WELTEN
Der Maschendrahtzaun
wurde entfernt und durch
einen lebendigen
Weidenzaun ersetzt.
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Bioterra
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Mit Weiden kann man im Garten
Räume gestalten – in doppeltem
Sinn: Weidenwände sorgen
für Nischen, wodurch ein kleiner
Garten grösser und ein weitläufiger spannender wirkt.
Wir zeigen Ihnen, worauf Sie
bei der Gestaltung mit Weiden
achten müssen und wie
die Gebilde zu pflegen sind.
Naturgarten
Von Peter Richard
Als kleiner Bub half ich meinem Vater oft, Stecklinge und
Steckhölzer zu schneiden und in vorbereitete Frühbeete
zu stecken. Die Arbeit mit dem lebendigen Pflanzenmaterial hinterliess immer ein gutes Gefühl bei mir. Aufmerksam verfolgte ich die Stecklinge fast täglich in der Baumschule und konnte kaum warten, bis die ersten Knospen
sprossen. Immer waren es die Weidenstecklinge, die zuerst
austrieben. Schon nach wenigen Wochen wuchsen aus den
scheinbar toten Stängeln neue Pflanzen heran. Und nach
einigen Wochen waren die Austriebe gar so lang, dass sie
zurückgestutzt werden mussten. Dann holten wir die bewurzelten Steckhölzer aus dem Beet und pflanzten die
Sprösslinge in Reihen in die Baumschule. So konnte ich
mitverfolgen, wie aus einem Weidensteckholz innerhalb
von zwei bis drei Jahren ein stattlicher Strauch wuchs.
Die Arbeit mit Weiden birgt etwas zutiefst Befriedigendes. Es beginnt mit der Weidenernte, vorzugsweise nach
dem Blattfall im Spätherbst oder im Winter. An einem
schön kalten, sonnigen Wintertag an einem Bachbord die
feinen Ruten zu schneiden, anschliessend zu bündeln und
für die Weiterverarbeitung vorzubereiten, ist eine wunderbare Arbeit. Weidenzweige eignen sich besonders gut, weil
sie schön biegsam sind. Auch Hasel, Esche, Hartriegel oder
Erle können für Flechtwände im Garten verwendet werden.
Geflochtene Sichtschutzwände, Raumteiler, Rankwände,
gar Lauben und Pavillons lassen sich aus den flexiblen Ruten binden und flechten. Im Handumdrehen entstehen intime Gartenzimmer, lauschige Nischen und verborgene,
stille Orte im Garten – ganz und gar ohne Bagger und grossen Bauaufwand! Tatsächlich trifft dies für einfachere Gestaltungselemente zu. Wer sich allerdings an grössere Vorhaben wagen möchte, sollte sich auf jeden Fall Hilfe bei
einer Fachperson holen, sei dies in der Planung oder beim
Bau von Weidenbauten.
ETWAS KOPFARBEIT MUSS SEIN
Bevor wir mit der Weidenernte beginnen, braucht es eine
Vision, wie unser Garten aussehen soll; ein Konzept, das
unsere Vorstellungen und Bedürfnisse auf den Punkt
bringt. Die Idee für einen Garten entsteht immer im Kopf:
Es sind Wünsche, Träume, Bilder, Assoziationen, die im
besten Fall zu einem guten Gartenkonzept führen. Das Gestaltungskonzept zeigt die räumliche und formale Struktur eines Gartens auf. Die verschiedenen «Gartenzimmer»
sind eine logische Entwicklung aus dem Ort, den klein-kli-
Nach einigen Jahren übernimmt eine Klematis
die ehemalige Funktion der Weidenruten.
Senkrecht eingeflochtene Astruten
in eine Metallkonstruktion.
matischen Verhältnissen, den Wünschen und Vorstellungen der zukünftigen Benutzer und dem vorhandenen Zeitund Geldbudget.
In naturnahen Gärten verwenden wir regionale, möglichst naturbelassene Materialien. Wir setzen vorwiegend
heimische Pflanzen und schaffen damit die Grundlage für
eine gewisse Dynamik und Entwicklung. Das Gartenkonzept ist die Basis für einen reichen und schönen Garten.
Professionelle Hilfe in diesem Bereich ist ratsam. So bekommt die Bauherrschaft für einen bescheidenen Aufwand einen guten Plan geliefert.
LEBENDI G E BAU TEN
Welche Weidenarten eignen sich?
Purpur-Weide Salix purpurea, Korb-Weide Salix viminalis, Grau-Weide Salix cinerea, Reif-Weide Salix
daphnoides, Silber-Weide Salix alba, Bruch-Weide
Salix fragilis, Lavendel-Weide Salix elaeagnos.
Für Gestaltungselemente mit totem Astmaterial eignen sich alle heimischen Weidenarten, ausserdem
Hasel, Hartriegel, Esche, Berg- und Spitzahorn, Erle.
Fotos: Peter Richard
MUT ZU KLAREN FORMEN
Dem Naturgarten haftet leider das Klischee eines amorph
gestalteten, unförmigen Etwas an. Eine unmotivierte Aneinanderreihung von verschiedenen Biotopen ohne formales Konzept. Diese Vorstellung ist aus den Köpfen kaum zu
verbannen. Die Form des Gartens bringt nicht weniger,
sondern noch mehr Natur in den Garten. Die Form ist der
Ausdruck des Gestalters, der Stempel des Erfinders und
sagt nichts über die Natürlichkeit eines Gartens aus. Ein
streng geometrisch gestalteter Platz mit einem durchlässigen Belag und an den Rändern verwachsenen Bereichen
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Naturgarten
Zaun aus lebenden Weidenruten.
Weidenpavillon und als Grundstruktur
eine Metallrohrkonstruktion.
MI T W EIDEN GARTENRÄUME GESTALTEN
Naturgarten-Fachbetriebe
von Bioterra beraten Sie gerne!
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Sie sich an diese Experten, sei es für die Umgestaltung
Ihres Gartens, für den Bau einer Trockenmauer oder
für die Bepflanzung mit einheimischen Wildblumen.
Die Adressen finden Sie unter www.bioterra.ch/Betriebe/Fachbetriebe Naturgarten.
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Bioterra
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ist genau so naturnah wie ein Platz, der geschwungen gestaltet wird. Im Gegenteil: Naturformen nachzuahmen,
wirkt oft künstlicher, als wenn die Natur über Jahre selber
ihre Form «gestalten» kann – durch die Dynamik der Bepflanzung und die entsprechende Naturgartenpflege.
Räumliche Gestaltung bedeutet, den ganzen Gartenraum,
das Grundstück, in verschiedene Räume aufzuteilen, analog der Aufteilung in einem Haus in Wohn- und Esszimmer, Schlafzimmer und Küche. Besonders für kleine Gärten ist diese räumliche Aufteilung sehr wichtig, weil so
gefühlsmässig mehr Raum entsteht und der Garten spannender wirkt. Die «Wände» zwischen den einzelnen Zimmern werden je nach Funktion sehr unterschiedlich ausfallen. Ein Strauch reicht oft, um in einem kleinen Garten
eine Nische davor und dahinter zu schaffen. Flecht- oder
Rankwände können unliebsame Blicke vom Nachbarn abhalten. Eine Laube oder ein Baumdach schützt vor Sonne,
Wind und Einblick.
LEBENDIGE WEIDENBAUTEN
Die Regenerationsfähigkeit der Weide ist eine ihrer hervorragenden Eigenschaften für die Verwendung im Garten. Man braucht ein Stück Weidenholz nur in den Boden
zu stecken, und schon wächst ein neuer Baum oder
Strauch heran. Wer den richtigen Ort dafür findet – Weiden
sind Sonnenanbeter – und genügend Geduld und Zeit mitbringt, kann durchaus mit Weidenstecklingen beginnen.
Meistens sind die Weidenhäuser, die für kleine Kinder gesteckt wurden, verwaist, wenn sie zur vollen Grösse herangewachsen sind, weil die Kinder in der Zwischenzeit das
Gymnasium besuchen und andere Interessen verfolgen in
ihrer Freizeit. Etwas schneller geht es mit Flechtwänden
aus gesteckten Weiden. Nach vier bis fünf Jahren sind sie
so gross, dass sie bereits Sichtschutz übernehmen können.
Für Weidenhäuser oder Pergolen empfiehlt sich der Bau
mit vorgefertigten Bündeln aus dicken Weiden, die zu einer Kuppel zusammengefügt werden und mit dem ersten
Austrieb bereits schon etwas Sicht- und Lichtschutz bieten. Für solche Weidenbauten sollte man sich einen Fachmann holen. Nicht zu unterschätzen ist die Pflege von
lebendigen Weidenbauten. Unansehnliche, verwucherte
Weidenbüschel, die kaum mehr zu identifizieren sind als
Laube oder Gartenhaus, sind oft das Resultat. Lebendige
Weidenbauten, also auch Sichtschutzwände, müssen jährlich geschnitten werden. Seitenäste werden teilweise in
die Wände oder die Kuppeln eingeflochten, damit sie auch
nach 10 Jahren noch schön dastehen.
GESTALTUNG MIT TOTEM ASTMATERIAL
Unter Bauten aus totem Astmaterial versteht man Wände,
Lauben oder Zäune, die aus Ästen gebaut werden, die nach
dem Verarbeiten nicht austreiben. Besonders als Raumteiler oder als Sichtschutz sind Flechtwände sehr beliebt.
Ganz einfach, mit senkrecht eingeschlagenen Holzpfosten, die dann verflochten werden, lassen sich zum Beispiel
archaische Weidenzäune bauen. Anspruchsvollere, in der
Regel auch feinere Flechtwände brauchen eine Stütze in
Form eines Netzes. Ein Armierungsnetz bietet eine wunderbare Netzstruktur. An senkrechten Metallpfosten befestigt, können Flechtwände auch auf kleinstem Raum ge-
Fotos: Peter Richard
Naturgarten
baut werden. Je nach Maschenweite des Netzes wird die
Flechtwand feiner oder gröber. Für feinere Flechtwände
eignen sich allerdings nur dünne Ruten. Das bedeutet einen erheblichen Aufwand zum Aussortieren. Zudem sind
fein gewobene Wände auch zum Einflechten viel aufwendiger. Übrigens eine schöne Winterarbeit, wenn es nicht
gerade frostig kalt ist!
Flechtzäune aus totem Astmaterial halten in der Regel
fünf bis acht Jahre. Danach müssen die Ruten ausgetauscht werden. Wem das zu viel Aufwand ist, pflanzt einfach nach dem Einflechten geeignete Kletterpflanzen an
die Flechtwand. Clematis-Arten, Geissblatt, Zaunrübe,
Efeu, Hopfen oder Bittersüsser Nachtschatten übernehmen dann nach einigen Jahren die Funktion der Weidenruten. Ist die Wand richtig zugewachsen, können die sich
zersetzenden Weiden in der Wand belassen werden. So entsteht ganz nebenbei ein wunderbares Kleinbiotop für Insekten und Vögel.
Gartenbauten aus totem Astmaterial sind in der Regel
etwas aufwendiger in der Erstellung, aber deutlich pflegeleichter als lebendige Bauten. Ausserdem bieten sie mehr
Gestaltungsmöglichkeiten. Flechtwände können vertikal,
horizontal oder in freien Formen geflochten werden. Unterschiedliche Flechtdichten ergeben verschiedene Lichtund Schatteneffekte. Es lassen sich Fenster in unterschiedlichen Formen ausbilden, die Durchblicke in andere Gartenbereiche oder in die Landschaft ermöglichen.
Mit mobilen Flechtwänden kann man
einen intimen Gartenbereich schaffen.