VOR ORT BAYERN Strategien für mehr Gleichstellung Preis für Gewerkschaften Foto: SPD-Landtagsfraktion Bayern MÜNCHEN | Für seinen Einsatz um einen gesetzlichen Mindestlohn hat der DGB Bayern den Wilhelm-Hoegner-Preis der SPD-Landtagsfraktion erhalten. Der Preis wird jährlich an »eine Persönlichkeit oder Organisation verliehen, die sich in hervorragender Weise um die Erhaltung und Sicherung der Freiheitsrechte und Bürgerrechte im Freistaat verdient gemacht hat«. Der bisher einzige sozialdemokratische Ministerpräsident Bayerns nach dem Zweiten Weltkrieg, Wilhelm Hoegner, hatte Mindestlöhne bereits vor 70 Jahren in der bayerischen Verfassung festgelegt. Bis zur Umsetzung war langer Atem nötig. Ziel bleibt, wieder mehr Unternehmen an Tarifverträge zu binden. DGB-Chef Matthias Jena: »Mindestlohn ist das Mindeste. Mehr gibt’s mit Tarifvertrag.« Werberhitparade 27 Aufnahmen: Roland Berninger (ICO Obernburg); 9 Aufnahmen: Angelika Neppl (SMP, Neustadt); 8 Aufnahmen: Nor- bert Lechermann (SMP, Neustadt), Wolfgang Semler (SMP, Neustadt), Alois Staufer (Wiesauplast, Wiesau); 7 Aufnahmen: Alexander Köstler (SMP, Neustadt), Stefan Schmidt (SMP, Neustadt); 6 Aufnahmen: Franz Dengler (Haupt, Regensburg); 5 Aufnahmen: Frank Sehr (Sappi Fine Papier, Stockstadt), Norbert Schmehle (HK-Cosmetic Packaging, Coburg). 28 | kompakt | Dezember 2015 Fragen an Barbara Kraller WEIDEN | Statt Schließung: 80 Arbeitsplätze gerettet HEIGENBRÜCKEN | Be- triebsrätinnen und aktive Frauen aus dem Bezirk Mainfranken diskutierten an einem Wochenende mit Cornelia Leunig, Bundesfrauensekretärin der IG BCE, Strategien zur Verwirklichung von mehr Gleichstellung im betrieblichen Alltag. Warum ist Entgeltgleichheit immer noch eine Baustelle, geht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch Männer an, welche Strukturen helfen Frauen, erfolgreich ihren Weg im Erwerbsleben zu gehen? Umfangreiche Informationen, spannende Diskussionen und witzige Rollenspiele nahmen die Teilnehmerinnen mit. Bereits vor den letzten Betriebsratswahlen wurden Veranstaltungen für Kandidatinnen angeboten, spezielle Seminare für Betriebsrätinnen folgten. Zukünftig soll ein Netzwerk etabliert werden, in dem sich Betriebsrätinnen austauschen können. 3 Etwas Trost bei Polytec NAMEN & NACHRICHTEN Grillen hält wach WALDKRAIBURG | Aktionsgruppe stärkt Zusammenhalt Am 5. Dezember ist er wieder, der Internationale Tag des Ehrenamtes. Ein besonders gelungenes Beispiel für ehrenamtliches Engagement ist die Arbeit der IG-BCE-Aktionsgruppe Waldkraiburg-Aschau (Foto), die seit gut einem Jahr besteht und sich meist einmal monatlich trifft. Mit tatkräftiger Unterstützung von drei frischen Wind«, sagt Benedikt Reinhard, der beim Kunststoffhersteller Renolit SE arbeitet und als einer der IG-BCE-Jugendvertreter Mitglied der Aktionsgruppe ist. Der Grill-Marathon habe nicht nur »die Jugend und andere Kollegen positiv zur Gewerkschaftsarbeit gestimmt«, er helfe zudem neue Mitglieder anzuwerben. »Das gemeinsame Grillen hat die Kollegen positiv zur Gewerkschaftsarbeit gestimmt.« Benedikt Reinhard IG-BCE-Jugendvertreter Jugendvertretern entstehen zurzeit ungewöhnliche Ideen, die den überbetrieblichen Zusammenhalt stärken sollen. Aktuelles Beispiel: ein 24-Stunden-Marathon-Grillen unter dem Motto »Von Schicht zu Schicht«. Von 5.30 Uhr am 23. Oktober bis 5.30 Uhr am 24. Oktober kamen dazu nicht nur rund 90 Mitglieder und Interessierte, sondern auch Gäste wie Günter Zellner, DGB-Geschäftsführer der Region Oberbayern, Richard Fischer, zweiter Bürgermeister von Waldkraiburg, sowie der Leiter des IG-BCE-Landesbezirks Bayern, Seppel Kraus. »Unser Ortsbereich bekommt Auch die in der Aktionsgruppe vertretenen Firmen bräuchten Unterstützung und die könnte die Gruppe mit ihren Aktionen leisten. »Es rührt sich was in Waldkraiburg, auch durch die starke Unterstützung, die wir durch die IG-BCE-Bezirkssekretärin Susanne Drobny bekommen.« Drobny ist von dem ehrenamtlichen Engagement der Aktionsgruppe begeistert: »Mich beeindruckt sehr, wie sich die Mitglieder unserer Aktionsgruppe dafür einsetzen, dass ein überbetrieblicher Austausch stattfindet. Sie geben der IG BCE in unserem Bezirk Altötting ein Gesicht.« Zumindest ein bisschen erleichtert ist Hartmuth Baumann, Leiter des IG-BCEBezirks Nordostbayern: »Interessenausgleich und Sozialplan sind verhandelt und unterschrieben«, berichtet er nach den teils dramatischen Wochen beim Autozulieferer Polytec in Weiden. beiter hart: Nachdem sie über Jahre auf Basis eines Sanierungstarifvertrags teils auf mehr als zehn Prozent ihres Einkommens verzichtet hatten, war die Nachricht einer Massenentlassung wie ein Schlag ins Gesicht. Ende November wurden bereits erste Kündigungen ausgesprochen, »Wir haben immer Verantwortung für die soziale Sicherheit übernommen. Gerade in einer Region wie Weiden.« Hartmuth Baumann Bezirksleiter Nordostbayern Nachdem Ende August Geschäftsführer Ralf Gerd Drees bei einer Betriebsversammlung der 220 Beschäftigten einen »Schnitt« und den Abbau von Jobs ankündigte und es zeitweise sogar um die komplette Schließung des Werks ging, gelang es dem Betriebsratsvorsitzenden Armin Pausch mit Baumanns Unterstützung wenigstens 80 Arbeitsplätze in der Karbonfertigung zu retten. »Projekt 80« wird das Programm intern genannt. »Wir haben gekämpft und zu retten versucht, was zu retten war«, berichtet Baumann. Dass dennoch Arbeitsplätze wegfallen, trifft die Mitar- nun folgt ein stufenweiser Rückbau der Produktion. Für diejenigen, die bleiben, ist es gelungen, alle bestehenden tariflichen Regelungen zu bewahren und einen neuen Tarifvertrag für die Zeit ab 2016 abzuschließen. Die Vorwürfe des Vizepräsidenten der PolytecGruppe, Markus Huemer, Gewerkschaften verhielten sich in Deutschland »konsequent standortschädlich« kontert Baumann entschlossen: »Die IG BCE kämpft seit 125 Jahren für Erhalt und Entwicklung von Arbeitsplätzen. Wir haben dabei immer Verantwortung für die soziale Sicherheit übernommen. Gerade in einer Region wie Weiden.« Foto: Achim Zeller/Wacker Chemie AG > Die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei Wacker Chemie engagiert sich im Zielgruppenausschuss des IG-BCE-Bezirks Altötting. Warum machst du eigentlich eine besondere Zielgruppenarbeit für Studierende? Es sind ja drei unterschiedliche Gruppen. Die, die ein betriebsnahes Studium absolvieren. Beschäftigte, die sich entschließen, in Vollzeit oder berufsbegleitend ein Studium anzuschließen und schließlich Abiturienten, die gleich studieren. Gerade die beiden ersten Gruppen werden häufig schon in den ersten Tagen IG-BCE-Mitglieder und alle haben spezielle Bedürfnisse bei Unterstützung und Betreuung. Wer, wenn nicht wir, könnte besser Fragen beantworten, wie: Welche Rechten und Pflichten habe ich als Praktikant? Wie soll meine Bewerbung aussehen? Wie hoch ist nach dem Studium die branchenübliche Eingruppierung? Und? Habt ihr damit Erfolg? Wenn es keinen gäbe, würden wir 2016 auch keine Seminare für Studierende anbieten. Diese Seminare stärken die Bindung an die IG BCE und überzeugen von den Vorteilen einer Mitgliedschaft. Am 5. März geht es in einem ZielgruppenSeminar zum Beispiel um Themen wie Gehaltsverhandlungen, Training für das erste Vorstellungsgespräch oder Assessmentcenter, Self-Marketing, Bewerbungscheck oder Potenzialanalyse. Am 10. September geht es unter anderem um Praktika oder Werkstudentenarbeit. Was uns besonders freut, ist, dass wir für beide Termine auch Vertreter der Personalabteilung und des Betriebsrates von Wacker Chemie AG Burghausen und BASF in Trostberg gewinnen konnten. Wenn du Studenten von einer IG-BCE-Mitgliedschaft überzeugen willst: Was ist dein bestes Argument? Lohn- und Arbeitsbedingungen können nur durch eine starke Gewerkschaft verbessert werden. Auch die Bedingungen von Praktikumsverträgen wurden durch Forderungen der Gewerkschaften verbessert. Durch das Mindestlohngesetz wurde sittenwidrigen Dauer-Praktikums-Verträgen der Riegel vorgeschoben, sodass ab dem dritten Monat der Beschäftigung Mindestlohn gezahlt werden muss. Ein weiteres gutes Argument ist sicherlich, dass alle tarifliche Regelungen auch ein Grundstein für die Vertragsbedingungen der Beschäftigten im außertariflichen Bereich sind. kompakt | Dezember 2015 | 29
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