Vorwort und erste Hinweise zur möglichen Handhabung dieses Buches Wir, die beiden Autorinnen dieses Buches, sind selbst seit Jahrzehnten Multiplikatorinnen für Basale Stimulation. Als wir mit unseren Fortbildungsangeboten begonnen hatten gab es ein solches, wie das vorliegende Buch nicht. Das heißt, wir mussten für die Planung der Selbsterfahrungsangebote unserer Kurse selbst kreativ sein oder genau überlegen, bei wem wir schon einmal ein Angebot gesehen haben, das zu den Inhalten und Zielen unseres Kurses passt. Wir haben versucht ein Buch vorzulegen, dass es KollegInnen, die sich mit Fragen der Förderung und des Lernens von Menschen mit schwersten Behinderungen und Erkrankungen auseinandersetzen ermöglicht, schnell Anregungen und Ideen für die Umsetzung ihrer Kursinhalte zu finden. In diesem Buch sind Möglichkeiten zur Kursplanung und zur Selbsterfahrung aus verschiedenen Wahrnehmungsbereichen beschrieben. Es ist eine kleine Auswahl dessen, was es (wahrscheinlich) an Möglichkeiten gibt, die TeilnehmerInnen einer Fortbildung an Möglichkeiten der Förderung und des Lernens von Menschen mit schwerster Behinderung heranzuführen. Wir haben versucht unsere eigenen Ideen hier niederzuschreiben oder zu kennzeichnen, woher wir die Selbsterfahrungsangebote kennen. Viele dieser Angebote gehen auf die ersten Fortbildungen zum Thema Förderung von Menschen mit schwerster Behinderung unter der Leitung von Prof. Andreas Fröhlich & Prof. Ursula Haupt zurück. Ebenso haben Dipl. Psych. Ursula Bücker und Brigitte Rüller in die erste MultiplikatorInnenausbildung viele Ideen eingebracht. Grundlegend Literatur zu diesen Übungen waren die Bücher von Charles V.W. Brooks: Erleben durch die Sinne. München 1994 und von John O. Stevens: Die Kunst der Wahrnehmung. Übungen in der Gestalttherapie. Gütersloh 2002. Aus diesen Wurden Übungen entnommen und ggf. für den Bedarf der Ausbildung für Lehrende in der Basalen Stimulation weiterentwickelt. Jedem Kapitel wird eine kurze Einführung zu dem jeweiligen Erfahrungsbereich vorangestellt. Dabei wurde vor allem geschaut, was bietet die >basale< Literatur an Hinweisen, es wurden aber auch andere Autoren verwendet, die sich mit diesen Bereichen beschäftigt haben. Diese Einführung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll KursleiterInnen bei der Vorbereitung von Kursen helfen, sich noch einmal kurz zu orientieren. Wir hoffen, dass allen die dieses Buch benutzen das Buch eine Hilfe für die Planung ihrer Kurse sein wird. Elke Neu und Annette Damag Einführung Anfang „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben“ (Hermann Hesse). Das kennen wir alle: Wir treffen auf einer Fortbildung ein und kennen nur wenige TeilnehmerInnen oder gar niemanden. Wir sind verunsichert und wissen nicht so genau, was uns erwartet. Und das passiert uns nicht nur als TeilnehmerIn, sondern auch als KursleiterIn- nur als KursleiterIn haben wir nun mal den Auftrag, diese Gruppe von Menschen zu leiten. Wichtig ist, mit der Gruppe Gemeinsamkeiten zu entwickeln. Dies kann nur geschehen, wenn die TeilnehmerInnen sich kennen lernen und ihnen in der Anfangssituation Raum und Zeit gegeben wird Ängste und Unsicherheiten (Wer sind die anderen?; Wie nehmen die mich wahr?; Was kann ich sagen oder auch nicht?) zu nehmen, der Gruppe die Chance zu geben sich kennen zu lernen und Gemeinsamkeiten festzustellen. Beginn eines Seminars bietet natürlich auch viele Chancen und Tücken und ist somit für alle ein besonderer Moment. Versuchen Sie als KursleiterIn ihren TeilnehmerInnen die Möglichkeit zu geben, sich gegenseitig kennen zu lernen, zu öffnen und Wünsche und Erwartungen zu formulieren. Beachten Sie auch, dass Rahmenbedingungen (Beginn und Ende, Pausen, Rauchen, Essen und Trinken usw.) zu Beginn eines Seminars geklärt werden müssen (vgl. Geissler 1991) . Nachfolgend haben wir ein paar Anregungen zur Gestaltung eines gemeinsamen Anfangs für Sie gesammelt. Dann können wir nur noch wünschen: Ein gutes Gelingen! Angebote zur taktilen Erfahrung I Name des Angebotes: „Greife und fühle und du kannst begreifen!“ Ziele: Durch Ertasten der Hände kann man seine Umwelt begreifen. Hände sind auch „sehend“. Durchführung des Angebotes: Die TeilnehmerInnen sitzen im Stuhlkreis und werden aufgefordert, die Augen zu schließen und während des Selbsterfahrungsangebotes nicht zu sprechen. Der/die KursleiterIn verteilt an jede(n) TeilnehmerIn ein Objekt zum Ertasten. Die TeilnehmerInnen werden aufgefordert, ihr Objekt genau zu Ertasten und sich die erfühlten Merkmale des Objekts zu merken. Dann werden auf ein Zeichen des/der KursleiterIn die Objekte nach rechts im Kreis weitergegeben und die TeilnehmerInnen untersuchen mit ihren Händen wieder das neue Objekt. Dies geht so lange weiter, bis die TeilnehmerInnen ihre Objekte vom Anfang wieder in den Händen halten. Material: - Materialien je nach Angebot und nach Anzahl der TeilnehmerInnen. - für das Zeichen zur Weitergabe: Musikinstrument. - ggf. Tücher zum Verbinden der Augen. Sozialform: O Einzelarbeit O Partnerarbeit X Gruppenarbeit Benötigte Zeit: pro TeilnehmerIn ca. 60 Sek. (20 Teilnehmer = 20 Min.) Hinweise: Je nach Jahreszeit und Kontext können für dieses Angebot verschiedene Materialien verwendet werden, z.B. nach Jahreszeiten, nach Berufsgruppen, nach Alltagskontext, usw. Quelle: mündl. tradiert PraxisbegleiterInnen zwischen MultiplikatorenInnen, KursleiterInnen, Angebot zum Thema: Vestibuläre Erfahrungen I Name des Angebotes: „Sein eigenes vestibuläres System erfahren“ Ziele: Die TeilnehmerInnen können durch Drehen ihres Körpers mit (geschlossenen) Augen und anschließendem Stehenbleiben ihr eigenes vestibuläres System erfahren. Durchführung des Angebotes: Jede TeilnehmerIn sucht sich einen Platz mit viel Bewegungsfreiheit und stellt sich gerade hin. Die TeilnehmerInnen werden aufgefordert - wenn sie möchten - ihre Augen zu schließen und sich mit ihrem gesamten Körper schnell um die eigenen Achse zu drehen. Dann sollen sie abrupt stehen bleiben und darauf achten, welche Informationen sie jetzt von ihrem Körper bekommen. Die TeilnehmerInnen sollen während des Angebots nicht sprechen. Die TeilnehmerInnen werden aufgefordert, sich eine(n) PartnerIn zu suchen und sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Material: - Decken Sozialform: X Einzelarbeit O Partnerarbeit O Gruppenarbeit Benötigte Zeit: ca. 3 Min. Hinweise: Quelle: Annette Damag 2000
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