Faktenblatt Zahnpflege von Kindern und Jugendlichen

November 2015
HBSC-Studienverbund Deutschland
Faktenblatt zur Studie
Health Behaviour in School-aged Children 2013/14
Hier gelangen Sie zum Vorgänger aus der Studie 2009/10 und hier zur Übersicht der Faktenblätter
Zahnpflege von Kindern und Jugendlichen
Hintergrund
Mundgesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil der
allgemeinen Gesundheit und gilt als ein Indikator der
gesundheitlichen Lage von Bevölkerungen. Beeinträchtigungen der Mundgesundheit können die Lebenszufriedenheit einschränken und verschiedene
Körperorgane nachhaltig schädigen (1). Aus gesundheitswissenschaftlicher Perspektive ist die Erhaltung
der Mund- und Zahngesundheit in Kindheit und Jugend von besonderer Bedeutung, da Schädigungen an
bleibenden Zähnen irreversibel sind und die Mundgesundheit in allen nachfolgenden Lebensphasen beeinflussen (2). Die häufigsten Krankheiten am Gebiss von
Kindern und Jugendlichen sind Zahnkaries und Parodontitis. Die Ursachen dafür sind vielfach auf den Verzehr zuckerhaltiger Nahrungsmittel oder einer
schlechten Zahnpflege und Mundhygiene zurückzuführen (3). Die Zahnpflege gilt somit als wichtigste
Grundlage der Mundgesundheit. Nach internationalen
Standards wird zweimal tägliches Zähneputzen mit
fluoridierter Zahnpasta empfohlen (4). Empirische
Befunde zeigen zudem, dass sich das in Kindheit und
Jugend ausgebildete Zahnputzverhalten als relativ
stabil erweist und mit höherer Wahrscheinlichkeit im
Erwachsenenalter fortgeführt wird (5).
Wie wurde die Zahnpflege erfasst?
Die Jugendlichen wurden gefragt, wie oft sie sich die
Zähne putzen. Die Antwortmöglichkeiten reichten von
„nie“ bis zu „mehr als ein Mal pro Tag“.
Die Tabellen 1 und 2 am Ende des Faktenblatts
zeigen, wie sich verschiedene Kategorien der Zahnputzhäufigkeit differenziert nach Alterskategorien,
familiärem Wohlstand und Migrationshintergrund für
Mädchen und Jungen verteilen. In Abbildung 1 wird
der altersspezifische Anteil der Mädchen und Jungen
dargestellt, die - angelehnt an internationale Empfehlungen (s.o.) - mehr als ein Mal pro Tag (regelmäßig)
Zähne
putzen.
Hauptergebnisse
83,2% der Mädchen und 75,2% der Jungen putzen
sich regelmäßig (mehr als ein Mal pro Tag) die
Zähne.
Die Zahnputzgewohnheiten zeigen mit ansteigendem Alter gegenläufige geschlechtsspezifische
Tendenzen: Während der Anteil derjenigen, die
sich häufiger als ein Mal am Tag die Zähne putzen,
bei den Mädchen ansteigt (von den 11- zu den
15-Jährigen um +5,7 Prozentpunkte), fällt dieser
bei Jungen ab.
Ein klarer Trend ist im Zusammenhang mit dem
familiären Wohlstand bei Mädchen und Jungen zu
beobachten: Je höher dieser ist, desto häufiger
putzen sich die Jugendlichen mehr als ein Mal am
Tag die Zähne.
Jungen und Mädchen mit einseitigem und beidseitigem Migrationshintergrund putzen im Vergleich
seltener regelmäßig die Zähne als Heranwachsende ohne Migrationshintergrund.
79,2% aller befragten Mädchen und Jungen gaben
an, dass sie sich mehrmals am Tag die Zähne putzen. 0,9% der Jugendlichen putzen weniger als ein
Mal die Woche die Zähne.
Im Geschlechtervergleich ist zu erkennen, dass
sich mehr Mädchen als Jungen mindestens ein
Mal pro Tag die Zähne putzen.
Methodische Erläuterungen zur HBSC-Studie 2013/14 finden Sie auf dem Faktenblatt „Methodik der HBSC-Studie“ unter http://hbscgermany.de/downloads/.
100
Mädchen
90
80
Jungen
79,9
70
85,6
83,6
83,2
75,2
77,9
74,9
73,4
Anteil in %
60
50
40
30
20
10
0
Gesamt
11 Jahre
13 Jahre
15 Jahre
Alterskategorien
Abbildung 1: Regelmäßiges Zähneputzen nach Alter und Geschlecht (in %)
Bewertung und Schlussfolgerungen
Literatur
Die HBSC-Daten der Welle 2013/14 zeigen, dass aus
Sicht der Prävention und Gesundheitsförderung im
Bereich der Mund- und Zahnhygiene weiteres Interventionspotential im Kindes- und Jugendalter besteht.
Das Zahnpflegeverhalten wird im Kindesalter geprägt
(5) und die Zahngesundheit ist eng mit dem allgemeinen Gesundheitsstatus verbunden (1). Die überwiegende Mehrheit der befragten Mädchen und Jungen
achtet auf die tägliche Mundhygiene und putzt regelmäßig mindestens ein Mal am Tag die Zähne. Dieser
Befund bestätigt die Studienergebnisse, die von einer
rückläufigen Kariesprävalenz in den letzten Jahrzenten
bei Kindern und Jugendlichen berichten (6). Aber immerhin bleiben etwa 20% der Jugendlichen gegenwärtig unter der empfohlenen Zahnputzhäufigkeit (4) und
es besteht ein deutlicher Geschlechterunterschied,
der auf den Bedarf an jungenspezifische Präventionsmaßnahmen hinweist. Daneben sind merkliche Unterschiede im Zahnputzverhalten für den familiären
Wohlstand und den Migrationshintergrund festzustellen, die ebenfalls auf eine spezifische Ausgestaltung
von Interventionen drängen.
Neben der Schule als Setting von Interventionen
zur Mundgesundheit spielt die Familie als Sozialisationsinstanz bei der Einhaltung von Zahnputzempfehlungen eine zentrale Rolle (7).
1. Shearer, D.M., Thomson, W.M., Broadbent, J.M. et al.
(2011). Does maternal oral health pre-dict child oral
health-related quality of life in adult-hood? Health
and Quality of Life Outcomes, 9, 50.
2. Knopf, H., Rieck A. & Schenk, L. (2008). Mundhygiene.
Daten des KiGGS zum Karies-präventiven Verhalten.
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung –
Gesundheitsschutz, 51 (11), 1314-1320.
3. Honkala, S., Vereecken, C., Niclasen, B. et al. (2015).
Trends in toothbrushing in 20 countries/regions from
1994 to 2010. The European Journal of Public Health,
25(2), 20-23.
4. American Dental Association (ADA). (2015). Mouth
Healthy Topics: Brushing Your Teeth. Verfügbar
unter: http://www.ada.org/2624.aspx [27.08.2015].
5. Tolvanen, M., Lathi, S., Poutanen, R. et al. (2010).
Children´s oral health-related behaviours: individual
stability and stage transition. Community Dentistry
and Oral Epidemiology, 38 (5), 445-452.
6. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege
e.V. (2009). Epidemiologische Begleituntersuchungen
zur Gruppenprophylaxe 2009. Gutachten aus den
Bundesländern bzw. Landesteilen. Bonn: DJA.
7. Fischer-Owens, S. A., Gansky, S. A., Platt, L. J. et al.
(2007). Influences on children´s oral health: a
conceptual model. Pediatrics, 120 (3), e510-520.
Tabelle 1: Zahnputzhäufigkeit von Mädchen nach Alter, familiärem Wohlstand und Migrationshintergrund (in %)1
> 1 Mal pro Tag
1 Mal pro Tag
1 Mal pro Woche
%
%
%
%
83,2
14,7
1,4
0,7
11 Jahre (n=864)
79,9
17,2
1,6
1,4
13 Jahre (n=1.003)
83,6
14,2
1,5
0,7
15 Jahre (n=1.049)
85,6
13,1
1,2
0,1
Niedrig (n=440)
79,2
17,9
1,8
1,1
Mittel (n=1.726)
82,6
15,3
1,4
0,6
Hoch (n=612)
89,1
10,1
0,7
0,1
Kein (n=2.050)
85,5
12,9
1,3
0,3
Einseitig (n=323)
80,4
17,7
0,9
0,9
Zweiseitig (n=540)
76,1
20,0
2,1
1,9
79,2
18,0
1,9
0,9
Mädchen gesamt (n=2.916)
< 1 Mal pro Woche
Alterskategorien
Familiärer Wohlstand (n=2.778)
Migrationshintergrund (n=2.913)
Gesamt
Jungen und Mädchen
(n=5.933)
Tabelle 2: Zahnputzhäufigkeit von Jungen nach Alter, familiärem Wohlstand und Migrationshintergrund (in %)1
> 1 Mal pro Tag
1 Mal pro Tag
1 Mal pro Woche
%
%
%
%
75,2
21,2
2,4
1,2
11 Jahre (n=875)
77,9
18,5
2,8
0,8
13 Jahre (n=1.074)
74,9
21,1
2,9
1,1
15 Jahre (n=1.068)
73,4
23,4
1,7
1,5
Niedrig (n=586)
67,2
27,4
3,4
2,0
Mittel (n=1.762)
75,1
21,6
2,3
1,0
Hoch (n=518)
85,7
12,4
1,2
0,8
Kein (n=2.246)
77,3
19,7
2,2
0,8
Einseitig (n=287)
74,4
23,2
2,1
0,4
Zweiseitig (n=480)
66,2
27,0
3,6
3,1
79,2
18,0
1,9
0,9
Jungen gesamt (n=3.017)
< 1 Mal pro Woche
Alterskategorien
Familiärer Wohlstand (n=2.866)
Migrationshintergrund (n=3.013)
Gesamt
Jungen und Mädchen
(n=5.933)
1
Angaben in n beziehen sich auf die Grundgesamtheit aller befragten SchülerInnen
Bitte zitieren Sie dieses Faktenblatt wie folgt:
HBSC-Studienverbund Deutschland* (2015). Studie Health Behaviour
in School-aged Children – Faktenblatt „Zahnpflege von Kindern und
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*Der HBSC-Studienverbund Deutschland setzt sich aus den folgenden Standorten zusammen: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
(Prof. Dr. Matthias Richter, Leitung), Universität Bielefeld (Prof. Dr. Petra Kolip); Technische Universität Dresden (Prof. Dr. Wolfgang Melzer); Frankfurt University of Applied Sciences (Prof. Dr. Andreas Klocke); Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Prof. Dr. Ulrike RavensSieberer), Hochschule Magdeburg-Stendal (Prof. Dr. Ludwig Bilz), Universität Tübingen (Prof. Dr. Gorden Sudeck)