Schleifen erübrigt sich

DOSSIER
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Dossier Komplettbearbeitung | Drehen
Technische Rundschau 9/2013
Schleifen erübrigt sich
Komplettbearbeitung auf der Drehmaschine: Radialdichtungen, Lagerflächen und Lagersitze an Wellen und
Achsen müssen absolut zylindrisch und drallfrei
bearbeitet werden. Um diesen engen Toleranzvorgaben zu entsprechen, wurden die meist gehärteten
Bauteile bisher von der Dreh- auf die Schleifmaschine
umgespannt und dort fertigbearbeitet. Das Rotationsdrehverfahren vereinfacht die Sache erheblich.
Mapal-Werkzeuge für das Rotationsdrehen werden je
nach Anforderung als Einfach- oder Doppelhalter
ausgeführt. (Bild: Mapal)
(re) Mit dem Rotationsdrehverfahren, das eine spezielle Kinematik zwischen dem drehenden
Werkstück und einem rotierenden
Werkzeug darstellt, können die
Wellen und Achsen komplett auf
der Drehmaschine bearbeitet werden – der Schleifprozess entfällt.
Die Vorteile für den Kunden liegen auf der Hand: Umspann- und
Liegezeiten entfallen, die Schleifmaschine kann eingespart werden.
In der Folge entfallen die Entsorgungskosten für die Schleifschlacke. Dementsprechend bietet das
von der Werkzeugmaschinenfabrik J.G. Weisser Söhne patentierte
Verfahren in Kombination mit der
Mapal-Werkzeugtechnik mit HSKT-Schnittstelle dem Anwender einen hohen Nutzen.
Die verwendeten Drehwerkzeuge sind gekennzeichnet durch
hochpräzise Schneiden mit grosser
Eingriffslänge, einen stabilen Halt
der Schneiden in einem kompak-
ten Grundkörper und einem
optimierten PCBN-Schneidstoff.
Wesentlich ist die grosse Schneidenlänge. Kombiniert mit dem Anstellwinkel, ergibt sich eine effektiv
mögliche Bearbeitungslänge von
bis zu 45 mm. Mit den Werkzeugen werden Rauigkeiten von Rz < 2
und Rundlaufgenauigkeiten von
3 µm erreicht.
Das Produktprogramm steht
mit VDI- und HSK-T-Aufnahmen
und in Ausführung als Einfachhalter mit einer Schneide oder als
Doppelhalter mit zwei Schneiden
zur Verfügung. Werkzeuge mit einer Schneide bearbeiten das Teil
je nach Aufmass in einem oder
in zwei Arbeitsgängen mit unterschiedlichen Aufmassen vor und
fertig.
Fertigungszeiten um über
70 Prozent gesenkt
Bei Doppelhaltern wird eine
Schneide für die Vorbearbeitung
und eine – identische – Schneide
für die Schlichtoperation eingesetzt.
Dies steigert Prozesssicherheit und
Standzeiten. Abhängig vom Werkstück, können die Werkzeuge vertikal oder horizontal eingebaut
werden.
So lässt sich beispielsweise mit
der Mapal-Werkzeugtechnik ein
auf 58 bis 60 HRC gehärtetes Zahnrad mit einer zu bearbeitenden
Steglänge von 25 mm bearbeiten:
Eingesetzt wird ein horizontal eingebauter Einfachhalter mit HSKT-Aufnahme. Das Gesamtaufmass von 0,18 mm wird in zwei
Arbeitsschritten abgetragen. Das
Schruppen (ap = 0,15 mm) erfolgt
mit einem maximalen Vorschub
fz von 0,7 mm und einer Schneidgeschwindigkeit von 200 m/min.
Anschliessend führt dieselbe
Schneide die Schlichtbearbeitung
mit fz = 0,4 mm und vc = 240 m/min
durch. Mit dem herkömmlichen
Drehverfahren waren nur Vorschübe von 0,1 bis 0,2 mm möglich.
Die Schneide erreicht heute
prozesssicher eine Standzeit von
2000 Bauteilen. Bemerkenswert
ist jedoch die Bearbeitungszeit pro
Bauteil von nur 6 s. Im Vergleich
zur herkömmlichen Bearbeitung
verkürzt das Rotationsdrehen die
Fertigungszeiten um mehr als
70 Prozent – bei erhöhter Prozesssicherheit und Werkzeugstandzeit. ■
Mapal Dr. Kress KG
Repräsentant: Andreas Mollet
4588 Brittern, Tel. 032 661 01 80
[email protected]
EMO, Halle 4 Stand D13
J.G. Weisser Söhne: Kurt Müller AG
8952 Schlieren, Tel. 044 730 55 55
[email protected]
EMO, Halle 17 Stand D57