Liebe Schwestern und Brüder Der berühmte Jurist Oliver Wendell Holmes saß einmal im Zug und konnte seine Fahrkarte nicht finden. Der Schaffner schaute eine Weile zu, wie Holmes mit wachsendem Unbehagen seine Taschen durchsuchte, und sagte dann höflich: "Es ist schon gut, Mr. Holmes. Ich glaube Ihnen, dass Sie eine Fahrkarte gelöst haben. Ich werde doch nicht ausgerechnet Sie als Schwarzfahrer verdächtigen! " Holmes schaute den Schaffner durchdringend an und entgegnet " Junger Mann, das ist überhaupt nicht mein Problem. Ich suche meine Fahrkarte nur, weil ich total vergessen habe, wohin ich überhaupt will!" So scheint es vielen zu gehen, sie sind unterwegs, wissen aber nicht wohin! Wer nicht weiß, wohin er will, wem das Ziel fehlt, wer ziellos lebt, der lebt sinn- und hoffnungslos. Wenn es um das Erreichen von Zielen geht, dann muss ich an dieses Wort aus dem Philipperbrief denken. Der Apostel Paulus macht seiner Gemeinde in Philippi Mut: Ich bin guter Zuversicht, daß der Gott, der Euch auf den Weg gebracht hat, mit Euch auch ans Ziel kommen wird bis zum Tag Christi Jesu. Und ich erinnere mich an Psalm 39, 5 " Herr, lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben muß und mein Leben ein Ziel hat.“ Der Mensch ist darauf hin angelegt, daß er ein Ziel braucht ! Das weiß auch Samuel Koch. Samuel Koch sitzt im Rollstuhl. Er ist vom Hals abwärts gelähmt. Er kann noch nicht mal allein essen. Aber er kann denken und fühlen. Und er kann hoffen. In seinem Buch erzählt er von seinem Leben vor dem Sprung: wie er zu Wetten dass ..? kommt. Davon, wie der Unfall geschieht. Das ist der Augenblick, in dem sein zweites Leben beginnt: Schock, Verzweiflung, Schmerz und Wut. Doch er trifft die Entscheidung, nicht aufzugeben. Und an dem Glauben festzuhalten, der ihn trägt. Das radikal ehrliche Zeugnis eines jungen Mannes, der nichts mehr zu verlieren hat und nur noch gewinnen kann. Eine Geschichte, die uns lehrt, die Kostbarkeit des Lebens neu zu schätzen. Der Mensch braucht, um leben zu können ein Ziel. Darum betet der Apostel für seine Gemeinde, da hofft er mit seiner Gemeinde : Ich bin guter Zuversicht, daß der Gott, der Euch auf den Weg gebracht hat, mit Euch auch ans Ziel kommen wird bis zum Tag Christi Jesu ! Und der Beter des Psalm 39, 5 bittet " Herr , lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben muß und mein Leben ein Ziel hat.“ Vier Gedankenanstöße dazu : 1.) Wir Menschen brauchen Ziele ! Wer kein Ziel vor Augen hat, ist am Ende. Mir steht ein Mann vor Augen, Mitte 50, in der Türkei, während meines Urlaubes stehen wir am gemeinsam am Tresen. Er erzählt mir, dass er im Zuge der Rationalisierungsmaßnahmen in seinem Betrieb „wegrationalisiert“ worden ist. Nun steht er von heute auf morgen, finanziell gut abgefunden, auf der Straße. Aber die Frage, die ihn fast umbringt ist: Was soll ich jetzt tun? Mein ganzes Leben habe ich gearbeitet – und nun??? Nur noch Türkei-Urlaub? Dass kann es doch nicht gewesen sein !!! Viele Altersdepressionen entstehen dadurch, dass ältere und alte Menschen keine Ziele mehr haben. Sie sehen keinen Sinn mehr in ihrem Leben. - 1 - 05.12.15 – EFG – Velbert - Zielorientiert leben.doc Die Flucht ins Gestern, in vergangene Zeiten ist deshalb so ausgeprägt, weil das Morgen nichts mehr bedeutet. Das Gefühl überflüssig zu sein, am Ende (sowohl kräftemäßig, als auch zeitlich " am Ende" zu sein) lähmt und bringt einen um. Wohl dem Menschen, der auch in seinem Alter weiß und darauf vertraut, daß Gott ihn zum Ziel führt. Wohl dem Menschen, der erkennt, daß er nicht nur an das Ende seines Lebens kommt. Wohl dem, der seine Gotteserfahrungen und Gebetserhörungen an seine Enkel weitergeben kann. Wohl dem, der erlebt: MEINE Fürbitte ist gewünscht, gewollt und wird gebraucht. Durch mich baut Gott sein REICH! JAWOLL! Wohl dem, der erlebt - ehrenamtliches Engagement wo auch immer - ob Stolperstein oder Nachhilfe, erfüllt, ist Sinnstiftend ! Ich habe gerade von den älteren Geschwister so viel gelernt! Geduld und Treue zur Gemeinde, Fürbitte und langer Atem! Lebensweisheit und Durchblick! Alte und junge Christen verbindet ein gemeinsamer Auftrag, als Botschafter Christi zu leben. Menschen für Jesus Christus zu gewinnen. Menschenfischer zu sein. Reich Gottes zu bauen! Ziele verbinden. Aber wir Menschen brauchen ebenso Ziele, um die Orientierung nicht zu verlieren! Denn das andere kennen wir ja vielleicht auch. Es gibt Wegstrecken, die uns viel abverlangen, die uns vor besondere Aufgaben stellen. Wir wirbeln nur noch herum, drehen uns im Kreis und werden unruhig, verlieren Aufgabe und Ziel aus den Augen. Gut, wenn wir dann erinnert werden, dass das Ziel vor uns liegt. Das hilft, durchzuhalten, mit neuer Kraft anzusetzen. Ich denke an die Aufgaben in Beruf und Familie. Ein befreundeter Arzt sagte mir noch vor kurzem: Ich bin bereits jetzt schon so erschöpft wie selten zuvor und muss noch weiterarbeiten bis zum Sommerurlaub. Häufig kommen wir erschöpft am Ziel an: vor dem Urlaub, am Jahresende, nach Abschluss einer geleisteten Aufgabe. Wir sind am Ziel, wir könnten zufrieden sein, aber statt Ruhe bahnt sich Erschöpfung den Weg. Keine wohlige Erschöpfung, sondern dieses Gefühl der Leere. Es könnte hilfreich sein, vor dem erreichten Ziel schon einmal abzubremsen, die Ankunft vorzubereiten. Diese haben wir selten im Blick. Für jeden ist klar, vor dem Anhalten mit dem Auto muss man abbremsen. In 5 Mose bereitet Gott sehr bewusst Josua und das Volk Israel auf ihre Ankunft vor. So ist das 5. Buch Mose quasi ein „Bremsmanöver“., heißt es doch dort in 5. Mose 12,9-10 Denn ihr seid bisher noch nicht zur Ruhe und zu dem Erbteil gekommen, das dir der HERR, dein Gott, geben wird. Ihr werdet aber über den Jordan gehen und in dem Lande wohnen, das euch der HERR, euer Gott, zum Erbe austeilen wird, und er wird euch Ruhe geben vor allen euren Feinden um euch her, und ihr werdet sicher wohnen. Das Abbremsen erfolgt nicht automatisch. Ich bin ich dafür vielmerh selbst verantwortlich. Manchmal gelingt es mir. Es bringt mein Leben in eine gewisse Balance. - 2 - 05.12.15 – EFG – Velbert - Zielorientiert leben.doc Am Ziel angekommen, stürze ich nicht mehr so leicht ab und ich komme schneller zur Ruhe. Das spornt mich an, immer häufiger meine Aufgaben so anzugehen, dass ich die Schlussphase bewusster im Blick habe und sie gestalte, anstatt bis zum Ende mit voller Kraft durchzupowern. Entschleunigen – könnte man das nennen. Wenn ich dies öfters mal tue, werde ich nicht im Land der Unruhe, sondern im Land der Ruhe ankommen. Der Gottesdienst am Sonntagmorgen kann so ein „Ort der Entschleunigung“ sein. 2. ) Erwartungen sind die stärkste Motivationskraft des Lebens ! Ziele motivieren und setzen enorme Kräfte frei. Die Erwartungen spielen dabei eine große Rolle. Wo Ziele sind, ist Elan, ist Kraft und Begeisterung, gelenkt von den Erwartungen. Dies gilt sowohl für positive, wie auch für negative Ziele. Beispiele aus dem alltäglichen Leben kennen wir Positive Ziele : Bis zur Heirat, will man seine Berufsausbildung beendet haben; Weil mir Christus so wichtig ist, engagiere ich mich für seine Gemeinde, ich verzichte auf den nächsten Schritt in der Karriereleiter. Für eine größere Reise wird eisern Geld angespart. Für ein soziales Projekt in der Stadt gebe ich meine Freizeit dran. Negative Ziele : Um ihren Willen durchzusetzen und auf sich aufmerksam zu machen, schreien Kinder lauthals Damit der eigene Wert steigt, macht man andere schlecht Jemand ist rechthaberisch, um Macht zu demonstrieren. Um sich zu rächen, redet man schlecht über einen anderen. Viele unserer Probleme sind Hausgemacht. Sie entspringen falschen Zielen. Was nach außen hin wie ein Zufall aussieht, ist dann bei genauerem Hinsehen gar keiner mehr. Der Apostel erinnert die Gemeinde auch an ein ZIEL! Nicht 450 Mitglieder, nicht Gemeindewachstum, kein ausgeglichener Haushalt, o.ä. – so wichtig und wertvoll das auch ist. Er erinnert die Gemeinde an die Wiederkunft Christi, an die Umwertung aller Werte und setzt dadurch die gewaltigen Kräfte und Hoffnungen neu frei, die der Glaube aus Jesus Christus schöpft. Wiederkunft Christi – große Perspektive, weltumspannend Wiederkunft Christi – globale Perspektive, universell, gesellschaftlich herausfordernd! Wiederkunft Christi – zeitliche Perspektive, Geschichte kommt zum Ziel und läuft nicht einfach aus. Wiederkunft Christi – (Gefühltes grummeln im Bauch ?) – frohmachende und keine drohende Perspektive Wiederkunft Christi – unser Handeln, unser Handeln verschwindet nicht im Mahlstrom der Zeit, verliert sich nicht im Sand der Geschichte. 3.) Lehre mich, HErr, daß mein Leben ein Ziel hat! Es ist von entscheidender Bedeutung, daß wir mit unserem Leben ans Ziel kommen, nicht bloß ans Ende. Ich lade Sie ein, innezuhalten und immer mal wieder fragen: Sind wir am Ende, also fertig, kaputt, frustriert, ausgebrannt oder sind wir am Ziel. Es hilft dabei, sich zu entschleunigen, Rast zu finden, Ruhe zu finden. - 3 - 05.12.15 – EFG – Velbert - Zielorientiert leben.doc Wo kann ein guter Platz dazu sein ? Für mich ist es häufig der Blick auf’s Meer, mein Schreibtisch. Sich entschleunigen und nach innen und aussen zu schauen, um sich neu auszurichten auf Gottes Ziele, für diese Welt, die Gesellschaft, die Gemeinde, mein Leben. Wer sich an Gottes Zielen orientiert und sie lebt, der ist getröstet und hoffnungsvoll. Der lebt seinem Kräftehaushalt entsprechend, weil uns Gottes Ziele nie über- oder unterfordern! Wer so lebt kann eigentlich nicht völlig resignieren. Paulus ermutigt Dieses Bibelwort macht dazu Mut, denn der Apostel Paulus ermutigt die Philipper: Was Gott in Euch investiert hat, läßt Euch nicht auf halber Strecke stehen bleiben. Was an geistlichen Zielen ihr Euch gesteckt habt, kommt nicht einfach ans Ende, sondern zum Ziel. Was Gott unter Euch in Eurer Gemeinde getan hat und tut, wird er vollenden. Gott kommt mit Euch zum Ziel. Und er, Gott kommt Euch in Jesus Christus zugleich vom Ziel her, von vorne her, entgegen. Gott kommt mit Euch zum Ziel, weil er in Christus Euch bereits am Ziel erwartet; Er wartet dort nicht, bis wir mit hechelnder Zunge, völlig ausgelaugt mit letzter Kraft angekrebst kommen, Sondern er kommt uns von dort her entgegen. Er, der Anfänger und Vollender des Glaubens ! 4.) Wo ein Ziel ist, da ist auch ein Wille ! "Der Mensch wird nicht getrieben, sondern wird gezogen!", so Victor Franckl. Der Mensch wird von seinen Zielen her gezogen. Wo ein Ziel ist, kommen ungeahnte Möglichkeiten auf. Da, wo wir miteinander ein Ziel haben, können wir uns gemeinsam daran machen, es zu verwirklichen, denn " wer das Ziel nicht kennt, kann den Weg nicht gehen. Wer den Weg nicht geht, kann nicht ans Ziel kommen." Friso Melzer. Saint Exupery schreibt : Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann gebe den Männern zunächst keine Anweisungen und Pläne zum Bauen , sondern wecke in den Männern die Sehnsucht nach dem Meer und fernen Ländern, lege in ihre Herzen den Wunsch nach der Frische des Windes, den salzigwürzigen Geruch des Meeres. Ich wünsche es Euch hier in dieser Gemeinde, dass nicht trockene Bücher und Stoff, Baupläne des Reiches Gottes auf Erden, systematische Konstruktionen und ethische Anweisungen treiben, sondern dass die Sehnsucht Triebfeder ist und bleibt dass Gottes Ziele in dieser Welt Wirklichkeit werden - und ER EUCH dabeihaben will bis zur Wiederkunft Jesu Christi! Gott will sein Reich bauen - DURCH DICH. Verlier es nicht aus den Augen ! Nicht aus dem Sinn! Denn, so sagt es der Philipperbrief: Ich bin guter Zuversicht, daß der Gott, der Euch auf den Weg gebracht hat, mit Euch auch ans Ziel kommen wird bis zum Tag Christi Jesu. AMEN - 4 - 05.12.15 – EFG – Velbert - Zielorientiert leben.doc
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