MANNHEIM UND REGION " — NR. 119 DIENSTAG, 26. MAI 2015 Bootsausflug in die Vergangenheit REGI ON ALN OT I ZE N 150 Interessierte auf einer Tour durch die Mannheimer Industriegeschichte – Baudenkmäler faszinieren 30 Zentimetern, aber die Schleuse ergibt trotzdem Sinn, weil sie verhindert, dass das Hafenbecken langsam versandet“, berichtet Ritter. Fachwerk gibt es da zu bestaunen, die einmal Verwaltung und Wohnhaus einer Zimmerei, Schreinerei und Glaserei war. Fertigungshallen, die heute Burgruinen gleichen und Wassertürme, die fast wie Schlösser wirken und natürlich die Firmennamen wie „Brillux“, „Hutchinson“ oder „Konsumverein“, mit denen viele Senioren auf der „Kurpfalz“ noch aufgewachsen sind. VON VOLKER ENDRES MANNHEIM. Der Hafen ist die Keimzelle der Stadt Mannheim. Von hier aus erfolgte die Initialzündung für das wirtschaftliche Wachstum und die Bevölkerungsentwicklung. Gemeinsam mit 150 Interessierten hat sich der Verein Rhein-Neckar Industriekultur am Samstag per Schiff auf Spurensuche in die Gründerzeit begeben. „Es geht uns vor allem um die Schönheit und die Faszination von Industriebauten“, berichtet Barbara Ritter, die mit ihrer Kollegin Kristina Kühn durch die knapp zweieinhalb stündige Bootsfahrt führt. Eine Faszination, wie sie vor allem die Backsteinklinker-Fassaden der traditionellen Mühlengebäude im Industriehafen ausstrahlen, aber die auch von den Wassertürmen in den Traditionsbetrieben ausgeht, die seit über 100 Jahren Brände bekämpfen. „Es gibt in Mannheim nicht nur den großen, sondern über 50 Wassertürme“, sagt Kühn. Vom Wasser aus lassen sich viele der Baudenkmäler besonders gut entdecken. Deshalb sind vor allem die Außendecks des Ausflugsboots „Kurpfalz“ von Kapitän Robert Schneider besonders gut belegt. Die Geschichtsstunde hat schon beim Ablegen an der Kurpfalzbrücke beginnen. Dort, wo heute das MVV-Hochhaus steht, befand sich das Mannheimer Salzkai, nach dem die Uferstraße benannt ist. Kleine Schiffe machten sich auf dem noch wilden Neckar auf den Weg zur Mündung in den Rhein, wo das Salz aus den Bergwerken Bad Friedrichshall oder Kochendorf auf größere Schiffe umgeladen wurde. „Daran erinnert heute nur noch der Straßenname“, so Ritter. Und natürlich ein historischer Kran, der einmal im Industriehafen gestanden hatte. Auf der Fahrt dorthin fallen die riesigen Mühlengebäude ins Auge, von denen zwar immerhin noch fünf in Betrieb sind, aber nur noch in einem Getreidemehl produziert wird. Für vieles muss man aber genauer ansehen: für die langsam verblassenden Schriftzüge der ursprünglichen Firmennamen oder den Stern des „Vereins deutscher Oelfabriken – VDO“. Dieser fällt erst auf der Fahrt zurück zur Kammerschleuse auf, die den Bonadieshafen wieder mit dem Neckar verbindet und ebenfalls eine kleine Besonderheit ist: „Wir überwinden hier nur einen Höhenunterschied von Frankenthal Frabkenthal Die Hubtechnik der Diffenébrücke bringt auch Kinder zum Staunen. Der Industriehafen ist immer wieder beeindruckend. FOTO: KUNZ Zum Beispiel Horst Schlüter. Der Mannheimer hat seinen Enkel mitgebracht, „aber der interessiert sich noch nicht so sehr für Geschichte“. Der neunjährige Jan interessiert sich eher für die Schwäne und Reiher auf dem Wasser und am Ufer. Trotzdem sei es ihm wichtig, dem Enkel auch diesen Blick auf Mannheim zu ermöglichen. „Es ist immer gut zu wissen, wo man herkommt.“ Und die Hubtechnik der Diffenébrücke und der Drehbrücke vor der Kammerschleuse fasziniert den Enkel dann aber doch. Andere sind auf der Suche nach dem perfekten Fotomotiv, kämpfen dabei aber ein wenig mit der eigenen Ausrüstung. „Ich habe zum ersten Mal meine Digitalkamera dabei. Das war mit meiner alten analogen irgendwie einfacher“, sagt Harry Wechselberger. An den Motiven liegt es nicht, dass er sich ein wenig schwer tut. „Aber das Licht hätte etwas besser sein können“, sagt er. Hausfrau Elfriede Vogel lässt die Gebäude hingegen ohne Kamera auf sich wirken. „So eine Fahrt wollte ich schon immer einmal machen“, sagt die Mannheimerin, die nicht nur von den Gebäuden selbst fasziniert ist, sondern auch in den Erläuterungen viel Neues über die eigene Heimatstadt erfährt. Nicht die letzte Gelegenheit für den Ausflug in die Industriegeschichte. „Am 30. Mai treffen wir uns an der Diffenébrücke für unsere nächste Radtour um den Industriehafen“, berichtet Kristina Kühn. Die nächsten Schiffstouren sind hingegen erst wieder im Oktober. IM NETZ Die Gebäude wie die Pfalzmühle haben einen ganz eigenen Charme. FOTO: KUNZ www.rhein-neckar-industriekultur.de. Mannheim Bad BadDürkheim Dürkheim Ludwigshafen Heidelberg Neustadt Speyer Bewaffneter Mann überfällt Tankstelle MANNHEIM. Ein mit einer Pistole bewaffneter Mann hat am Samstagnachmittag eine Tankstelle in Mannheim überfallen. Er bedrohte laut Polizei damit die Kassiererin forderte die Herausgabe der Einnahmen. Das Bargeld verstaute er anschließend in einer schwarzen Umhängetasche und flüchtete zu Fuß über in Richtung Neckarstadt-Ost. Der Mann soll etwa 30 Jahre alt, 1,80 Meter groß, schlank und glatt rasiert sein. Er trug angeblich Jeans, einen dunklen Kapuzenpulli, eine Sonnenbrille und eine weiße Baseballkappe. (os) 20-Jähriger mit Messer bedroht und ausgeraubt MANNHEIM. Ein 20-Jähriger ist am Samstagabend gegen 22.30 Uhr im August-Bebel-Park in Mannheim von einer Gruppe Jugendlicher überfallen worden. Das Opfer wurde nach Angaben der Polizei von der Personengruppe bedrängt, mit einem Stock geschlagen, gewürgt und schließlich mit einem Messer bedroht. Die Täter entwendeten Bargeld und ein Smartphone. Die Polizei schnappte den Großteil der Gruppe. (os) Zwillinge nach Randale am Bonnetweiher in Zelle SPEYER. Ein 19-jähriges Zwillingspaar hat laut Polizei am Sonntag, 1.45 Uhr, auf dem Campingplatz am Bonnetweiher in Speyer randaliert. Gegenüber der Polizei hätten sie angegeben, auf einer privaten Parzelle eines unbekannten Mannes mit dessen Einverständnis zu feiern. Die mit fast zwei Promille alkoholisierten Brüder aus dem Rhein-Pfalz-Kreis hätten sich darüber geärgert, dass andere Partygäste nicht mehr feiern, sondern schlafen wollten. Die renitenten Brüder verbrachten schließlich die Nacht in getrennten Zellen. (rhp) Lernen von den Profis Grün im Mittelpunkt Film-AG der Mannheimer Carlo-Schmid-Schule dreht einen Mystery-Thriller Die Stadt Frankenthal soll schöner werden – Diese Idee finden alle gut VON OLIVIA KAISER MANNHEIM. Das zweite Projekt der Film-AG der Carlo-Schmid-Schule ist mehr als ein Schulprojekt. Neben Schülern stehen professionelle Schauspieler aus den Ensembles der Theater TIG 7 und Oliv vor der Kamera. Der Film „Mike“ hat Spielfilmlänge und handelt von der verhängnisvollen Freundschaft zwischen der schüchternen Elaine und Mike. Premiere ist im September im Mannheimer Atlantis-Kino. Elaine (Taniya Beleninova) steckt tief im Schlamassel. Sie soll einen Mitschüler mit einer Eisenstange niedergeschlagen haben, weil der sie beim Dealen erwischt hat. Jetzt sitzt sie gemeinsam mit dem Schulleiter (Riccardo Ibba) und der Schulpsychologin (Patricia Neumann) im Rektorzimmer und muss Rede und Antwort stehen. Dabei hat der Schüler doch sie angegriffen, und sie hat sich nur gewehrt. „Mein Freund Mike kann das bezeugen“, ruft sie verzweifelt. Doch die Schulpsychologin kontert: „Es gibt bei uns keinen Mike.“ Es ist eine Schlüsselszene, die an diesem Nachmittag in der CarloSchmid-Schule gedreht wird. Schulleiter Marco von Grzegorzewski hat sogar sein eigenes Büro zur Verfügung gestellt. Er ist sehr stolz auf die Leistung der Schüler. „Die Film-AG ist eine tolle Sache“, betont er. Nach dem Horror-Streifen „Die Schule“ ist „Mike“ die zweite Arbeit der AG, die von den Lehrern Thorsten Zinner und Alexander Lovic geleitet wird, doch sie sind nur beratend tätig oder springen mal ein. So wie heute: Weil Julie-Camille Baumann, verantwortlich für Licht und Ton, verhindert ist, hält Thorsten Zinner das Mikrofon. Doch die Anweisungen gibt als Regisseur der Schüler Advan Alomerovic – auch den ausgebildeten Schauspielern. Doch das ist für Riccardo Ibba, der sonst unter anderem auf der Bühne des Theater Oliv steht, und jetzt den Rektor spielt, kein Problem: „Ihr seid echt toll“, lobt er Taniya Beleninova und Patricia Neumann nach der Szene. Letztere ist Lehrerin an der Carlo-Schmid-Schule. „Wir wollten einen realistischen Film drehen“, betont Advan Alomerovic. Die Schüler arbeiteten sehr professionell. FOTO: KUNZ „Deshalb wollte ich, dass die Erwachsenen nicht von Schülern gespielt werden.“ Über Alexander Lovic kam der Kontakt zu den Schauspielern zustande. Neben Ibba sind noch Karin Gültlinger vom Ensemble des TIG 7 als erwachsene Elaine und Boris Ben Siegel vom Theater Oliv als Elaines Vater mit dabei. „Da sind die Anforderungen natürlich sehr hoch“, erklärt Hauptdarstellerin Taniya Beleninova. „Aber man lernt dadurch sehr viel und arbeitet automatisch professioneller.“ Die 25-Jährige macht gerade Abitur. Die Rolle ist für sie eine Herausforderung: „Elaine ändert sich im Lauf des Film total, es ist als würde man zwei Rollen spielen.“ In der Tat ist Elaine am Anfang recht schüchtern, sie wird in der Schule kaum wahrgenommen. Sie lebt bei ihrem Vater, der sie im Suff öfter mal schlägt. Elaines Leben ändert sich, als Mike (Manuel Phillip) in ihr Haus einzieht. Die beiden freunden sich an und verbringen immer mehr Zeit miteinander. Mike gibt Elaine Mut und Selbstvertrauen. Doch dann kommt es zur Eskalation. Das Drehbuch zu „Mike“ entstand in schulischer Gemeinschaftsarbeit. Die Grundidee stammt von den Lehrern Zinner und Lovic. Doch im Deutschunterricht konnten alle Klassen sich an der Ausarbeitung der Dialoge beteiligen. 40 Szenen umfasst der Film insgesamt. Bis Ende Juni soll gedreht werden, dann beginnt die Postproduktion. Zum Schuljahresende im September ist die Premiere im Atlantis-Kino geplant. Aber gezeigt wird „Mike“ auch in den Theatern Oliv und TIG 7. Auch bei den Locations macht die Film-AG keine halben Sachen. Weil ihre Schule in einem Hochhaus in der Neckarauer Straße untergebracht ist, drehten sie die Schulhofszenen in der Marie-Curie-Realschule in der Neckarstadt. Bekannte von Alexander Lovic stellen ihre Wohnung zur Verfügung. Hier entstanden die Szenen in Elaines Zuhause. Einen Polizei-Einsatz gibt es auch, dafür wurde eine Agentur gebucht, die auf Polizeidarstellungen bei Film und Fernsehen spezialisiert ist. VON ALOIS ECKER FRANKENTHAL. Vier Mitarbeiter des Bereichs Planen und Bauen haben das Papier erarbeitet; in der jüngsten Stadtratssitzung gab es viel Lob. Neben einer Bestandsaufnahme des öffentlichen Grüns beschreibt das Verwaltungspapier, was genau in Frankenthal notwendig ist. „Um das Grün attraktiv zu halten und um hohe Sanierungskosten in Zukunft zu reduzieren, ist das Grün entsprechend den fachlichen Erfordernissen zu pflegen“, heißt es in dem Konzept. Bei der Analyse der einzelnen Flächen wurde festgestellt, dass die in den letzten zwei Jahrzehnten zurückgefahrenen Pflegestandards zu erheblichen Qualitäts- und Attraktivitätseinbußen geführt hätten. Die Gesamtkosten der Grün- und Baumpflege beliefen sich 2014 auf rund 2,8 Millionen Euro. Das Konzept trägt auch dem Umstand Rechnung, dass das Grün sich ständig verändert und die Pflege sich darauf ausrichten muss. Auch eine Änderung des Nutzungsverhaltens aufgrund des demografischen Wandels soll berücksichtigt werden. Und Grünanlagen, an denen ein Schild „Betreten des Rasens verboten“ angebracht ist, soll es in Frankenthal nicht geben. Den hohen Stellenwert von öffentlichem Grün für die Attraktivität einer Stadt stellte Bürgermeister Martin Hebich (CDU) heraus. Die Ansprüche, die an die Pflege zu stellen seien, würden in dem Konzept festgeschrieben. Die Anlagen seien auf ihre Wertigkeit überprüft und in vier Kategorien eingeteilt worden. Auch Maßnahmen zur Beseitigung von Schwachpunkten würden aufgezeigt. Die Lebensdauer von Anlagen lasse sich dadurch verlängern, dass eine den fachlichen Erfordernissen entsprechende Grundpflege betrieben werde, führte Hebich aus. Allerdings entstehen dadurch laut Verwaltungsvorlage Mehrkosten von etwa 40 Prozent im Vergleich zur Standardpflege. Gabriele Bindert (CDU) sprach von einer hervorragenden Grundlage in Auf der Willy-Brandt-Anlage in Frankenthal sind in nächster Zeit Bau- und Grünpflegearbeiten vorgesehen. FOTO: BOLTE inhaltlicher und konzeptioneller Hinsicht. Mit langfristigen Auswirkungen auf den städtischen Etat sei zu rechnen. Dabei dürfe das Ziel nicht aus den Augen verloren werden, das Erscheinungsbild der Anlagen zu verbessern, ohne dass es gleich viel Geld koste. Bernd Leidig (SPD) bewertete das Grünkonzept als Grundlage und Handlungsrahmen positiv. 280 Einzelobjekte seien aufgeschlüsselt – eine eindrucksvolle Zahl. „Hier wurde mit großer Systematik ein richtiges Werk geschaffen“ meinte Carl Hezel (FWG). Die Situation sei realistisch dargestellt. Er wünsche sich, dass es nicht zu starken Kostensteigerungen komme, sondern die Anlagen künftig preiswert gepflegt und verbessert werden könnten, sagte Hezel. Rainer Schulze (Grüne) bezeichnete das vorgelegte Konzept als schlüssig, wenngleich es unterschiedliche Auffassungen von „schön“ gebe. Wichtig sei ihm, die naturnahen Bereiche zu stärken. Und Ulrich Pender (Linke) verspricht sich von der Umsetzung des Pflegekonzeptes eine deutliche Aufwertung der Stadt. lud_vp08_lk-reg.01
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