Die 90-Jährige hält Hof - GV

www.gv-kompakt.de ISSN 1430-9238 · 11948 · huss · HUSS-MEDIEN GMBH · 10400 BERLIN
3 2016
Offizielles Organ
Verband der
Küchenleitung
INTERNORGA
Die 90-Jährige
hält Hof
INDUK TION
FRÜHSTÜCK
GESCHIRR
Sinnvoller
Einsatz
Gesundes auf
die Hand
Mit System
punkten
Quellen: Meiko
SPECIALS & AKTIONEN
Auf Zack
Woher kommen Lebensmittel, Produkte,
Geräte, Ausstattungen, Logistik- und
Transportlösungen, IT-Systeme oder auch
Service- und Dienstleistungsangebote für
Großküchen und Gemeinschaftsverpflegung?
GV-kompakt fragt vor Ort nach und schaut
bei Unternehmen hinter die Kulissen.
MEIKO SERV ICE-WELT
Text: Birgit Lehmann
Umzug mit 18 Trucks
Der Inbetriebnahme des Servicezentrums war ein gewaltiger gemeinsamer Kraftakt des Teams vorausgegangen. „Den Umzug haben wir
über die Feiertage und den Jahreswechsel 2014/2015 in freiwilligen
Sonderschichten gestemmt“, erzählt Serviceleiter Frank Mildenberger.
Wie ein Mann habe die damals 85-köpfige Truppe hinter dem Projekt
gestanden und ohne Diskussionen angepackt.
Allein 18 große 40-Tonner-Trucks wurden be- und wieder entladen.
Jedes einzelne Teil, das mit auf die Reise ging, musste ein- und wieder
ausgebucht werden. „Frühmorgens um sechs ging es täglich los“,
erzählt Mildenberger. „Noch im Dunkeln. Und dann kamen Schnee und
Eis erschwerend dazu. Aber alle haben an einem Strang gezogen,
14 Tage lang, rund um die Uhr, mit tollem Teamgeist“, erinnert er sich.
ie Zitrone war ausgepresst“, sagt Hans-Dieter Breideband rückblickend. 2012/2013 hielt der Servicebereich der Meiko Maschinenbau GmbH & Co. KG mit dem rasanten Firmenwachstum
kaum noch Schritt. Breideband, Leiter Service der gesamten Unternehmensgruppe, erinnert sich: „Auf der einen Seite glänzten wir bei
Kunden weltweit mit leistungsstarken, innovativen Produkten für effizientes und ressourcenschonendes Spülen, Reinigen und Desinfizieren.
Auf der anderen Seite arbeitete unser Service am Limit, unter beengten
Verhältnissen und mit althergebrachten Abläufen.“
D
Arbeitsintensive Anlaufphase
Vier Millionen investiert
Acht Mal schneller
Das ist jetzt Geschichte. Anfang 2015 nahm der Spezialist für gewerbliche Geschirrspültechnik im badischen Offenburg die Meiko ServiceWelt in Betrieb. Auf über 3.500 Quadratmetern arbeiten hier aktuell
70 Beschäftigte. Helle, moderne Räume des neu geschaffenen Bürogebäudes schließen direkt an eine komplett sanierte Werkshalle an. Sie
beherbergt das modern organisierte Lager samt völlig neuer Technologie, den Versand, die Ersatzteillogistik sowie die Wartung und Gewährleistung. Insgesamt hat Meiko dafür vier Millionen Euro investiert. Geschäftsführer Dr.-Ing. Stefan Scheringer skizziert die Gründe: „Eine
Maschine ist nur so gut wie die Dienstleistung, die zu ihr gehört. Mit der
neuen Service-Welt hat unsere Mannschaft am Standort Offenburg
jetzt deutlich erweiterte Möglichkeiten, noch schneller und flexibler auf
die Bedürfnisse unserer Kunden zu reagieren.“
Nach gut einem Jahr Laufzeit bewältigen die Mitarbeiter der ServiceWelt heute ihre täglichen Aufgaben mit der nötigen Routine. Sie nutzen
die Vorteile der hochmodernen Kommissionieranlagen und der neuen
Lagertechnologie für eine etwa acht Mal schnellere Erledigung der
Serviceaufträge. Die 1,25 Millionen Euro teure Lagerverwaltung ermöglicht es, Ersatzteilbestellungen innerhalb von 24 Stunden abzuwickeln,
wenn diese bis 16 Uhr eingehen. Stolz zeigt die Führungscrew der
Service-Welt das von der Firma Viastore entwickelte automatische
Kleinteillager (AKL). Es hat Platz für mehr als 4.000 Boxen, die sich bis zu
achtmal unterteilen lassen. Das Regalbediengerät, das wie von Geisterhand gesteuert durch die Gänge saust, Boxen hervorholt, zum Lageristen transportiert und wieder einsortiert, erreicht ein Geschwindigkeit
von 133 Kilometern pro Stunde. „Das Gerät ist so programmiert, dass
30 GV-kompakt 3⁄2016
Dem Umzugsstress folgte eine mindestens ebenso intensive, etwa
vierwöchige Anlaufphase. „Viele Mitarbeiter mussten völlig neue Arbeitsabläufe lernen und verinnerlichen“, berichtet der Gruppenleiter Ersatzleitwesen Sacha Granier aus seinem Bereich. „Sie mussten sich umstellen von der Arbeit mit Zetteln und Listen auf das Hantieren mit
Scannern und Bildschirmen. Das fiel dem einen oder anderen nicht
leicht“, räumt er ein.
UNTERNEHMEN IM FOKUS
Blick in die Leitstelle.
es Leerfahrten automatisch vermeidet“, beschreibt Logistiker Sacha
Granier einen Vorteil. Das spare Energie und Zeit. Um Schnelligkeit und
Präzision geht es auch auf den drei Kommisionierstrecken nebenan. Die
bereits in Tüten verpackten Teile werden hier zu den einzelnen Aufträgen zusammengeführt. Barcodes auf den Verpackungen gewährleisten, dass jede Bewegung gescannt und damit nichts vergessen wird.
Bei Bedarf könne eine Strecke komplett nur Expressaufträge erledigen,
erläutert Servicechef Hans-Dieter Breideband. „Generell ist die Priorität
der Auftragsabwicklung im System definiert. Wenn nötig, lässt sie sich
jedoch verschieben“, beschreibt er die Flexibilität der Technik. Im Versandbereich schließlich „verheiraten“ die Mitarbeiter kleine und große
Teile einer Bestellung, führen sie zusammen, machen den Auftrag versandfertig. Ersatzteillieferungen im siebenstelligen Bereich konnten
2015 von den 4.500 autorisierten Service-Mitarbeitern (davon 600
werkseigene) bewältigt werden.
Wie ein Trichter
Von den neu geschaffenen Büroräumlichkeiten der Service-Welt aus
werden wiederum mehr als 23 Tochtergesellschaften und hunderte
Servicepartner von Meiko weltweit betreut und geschult. Hier laufen
regelmäßig Webseminare. Hier landen Hotlineanrufe. Zu den zehn
deutschen Werksvertretungen sind direkte Schnittstellen eingerichtet.
Die frühere strikte Trennung zwischen technischem Support und
Außendienst ist aufgehoben. Die 40 Mitarbeiter verschmolzen zu einer
leitungsstarken Truppe. Kommuniziert wird mittels modernsten
Medien, z. B. via Webex. „Wie in einem Trichter kommen Wünsche und
Anfragen aus der ganzen Welt hier in Offenburg zusammen“, beschreibt
Hans-Dieter Breideband das tägliche Geschäft. Er sieht in der ServiceWelt ein wichtiges Bindeglied zwischen Konstruktion und über den
Vertrieb vermitteltem Kundenwunsch.
Nicht nur finanztechnisch hat sich die vier Millionen Euro Investition bereits jetzt amortisiert. Auf dem jährlich stattfindenden Meiko ServiceForum, speziell für autorisierte Fachhandels- und Servicepartner, habe
2015 erstmals nicht der Wunsch nach schnellerer Ersatzteillieferung
obenan gestanden, berichtet Breideband. „Der Effekt der Service-Welt
war bereits nach so kurzer Zeit für unsere Partner spürbar geworden“,
freut er sich. Und er ist sicher, dass ihre Möglichkeiten noch längst nicht
ausgeschöpft sind. „Service ist ein schnelllebiges Geschäft. Unsere
Mannschaft muss fix und kundenorientiert reagieren. Wir wollen so
Service-Zentrale: Hier werden die Aufträge angenommen und eingetaktet.
schnell sein wie Amazon“, gesteht er schmunzelnd. Dafür laufe derzeit
beispielsweise mit einer Werksvertretung die Pilotphase für die OverNight-Lieferung direkt in die Werkstattwagen der Techniker. Das verschaffe dem Unternehmen ein besseres Image und sorge für mehr Kundenzufriedenheit, sagt er. Sein Kollege Frank Mildenberger, Serviceleiter
für Deutschland, Österreich und die Schweiz, stimmt ihm zu. „Im Service sind wir lösungsorientiert und wir haben ein Helfersyndrom“, verrät
er. „Die Zeit rennt, wenn der Kunde wartet. Lange rumreden bringt
nichts. Eine Lösung muss her, und zwar zack!“ Das sei auch das Tolle am
Job: schnelle Erfolgserlebnisse und glückliche Kunden. „Das ist das, was
Spaß macht“, sagt Mildenberger. Er unterstreicht damit die Unternehmensphilosophie, die Meiko-Geschäftsführer Dr. Stefan Scheringer mit
den Worten umreißt: „Servicefälle sollen keine Negativerlebnisse sein.
Wir wollen unseren Kunden ein Rundum-Sorglos-Paket bereitstellen.
Das kann nur gelingen, wenn wir ganz eng mit unseren Partnern und
Kunden verzahnt sind und gegenseitiges Vertrauen haben – für uns eines
der obersten Ziele!“
ZAHLEN & FAKTEN
Gründung: 1927 in Offenburg
Gründer: Oskar Meier und Franz Konrad
Inhaber: Oskar und Rosel Meier Stiftung
Geschäftsführer: Dr.-Ing. Stefan Scheringer
Beschäftigte: 1.100 in Offenburg und über 2.000 in der Gruppe
Betriebsgröße: Gelände 168.000 m2, überbaut 89.000 m2
Produktionsstandorte: Deutschland, USA, China
Exportanteil: 53 Prozent
Umsatz: 166 Millionen Euro in Offenburg und 274 Millionen Euro
in der Gruppe
Produktionsschwerpunkte: Gewerbliche Spültechnik vom kleinen
Gläserspüler bis zu den größten Geschirrspülanlagen der Welt,
Reinigungs- und Desinfektionstechnologie für Krankenhäuser
und Heime
Meiko-Gruppe: Stammsitz in Offenburg, zehn Beteiligungsgesellschaften in Deutschland, sechs in Europa, sieben in Übersee
Sämtliche Zahlen stammen aus dem Jahr 2014.
GV-kompakt 3⁄2016
31