Universität Jyväskylä, Studienjahr 2015/16

Erasmus+ Abschlussbericht
Leona Hölscher
Master of Education Förderpädagogik
[email protected]
Moi! Mitä kuulu? Hallo! Wie geht's? Mein Name ist Leona Hölscher, ich studiere im Master
Förderschullehramt an der Uni Erfurt und habe das Wintersemester 2015 im Rahmen des
Erasmus+ Programms an der Universität Jyväskylä in Finnland verbracht.
Als ich meinen Freunden und meiner Familie von meiner Bewerbung für ein Erasmus Semester
in Finnland erzählte, war die erste Reaktion meist: "Wo gehst du hin? Nach Finnland? Da ist es
doch kalt und dunkel!" Bei diesem Punkt sollten alle recht behalten, aber das skandinavische
Land hat noch so viel mehr zu bieten: wunderschöne Seen und Wälder, Nordlichter, Elche und
Rentiere, Sauna, Glögi und und und.
Die ersten Schritte
Die Organisation vor Antritt des Auslandsemesters dauert ein Weilchen, aber nichts desto trotz
lohnt sich der Aufwand. Die Kommunikation mit der Universität Jyväskylä lief sehr gut. Alle
Ansprechpartner haben stets schnell auf Fragen und gesendete Dokumente geantwortet und
auch die Organisation der Unterkunft in Jyväskylä verlief reibungslos. Einzig aufreibend war
die Erstellung des Learning Agreement, da es teilweise schwierig war Kurse an der Universität
Jyväskylä zu finden, die mit den Kursen meiner Prüfungsordnung in Erfurt übereinstimmen.
Jyväskylän Yliopisto
Der Empfang an der Universität Jyväskylä war herzlich und gut organisiert. Jedem Student
wurde ein Tutor/ eine Tutorin zugeteilt, der/die bei Fragen und der Organisation der ersten
Wochen zur Seite stand. Ich hatte das Glück eine zauberhafte und sehr engagierte finnische
Studentin der Kommunikationswissenschaften zur Tutorin zu haben, mit der sich im Laufe
meiner Zeit in Jyväskylä eine richtige Freundschaft entwickelt hat.
An der Universität Jyväskylä habe ich mich sehr wohl gefühlt. Der Kontakt mit Dozenten und
finnischen Studenten war gut, obwohl Finnen allgemein eher zurückhaltend sind. In Finnland
ist es Sitte, das Studenten und Dozenten sich duzen und beim Vornamen nennen. Die meisten
meiner Kurse waren sehr interessant und bereichernd. Für den Bereich Förderpädagogik kann
ich Kurse mit Professor Matti Kuorelahti empfehlen, der interessante Seminare anbietet und
seinen unterhaltsamen Humor mit in jede Veranstaltung bringt. Außerdem sollte man sich als
Lehramtsstudent unbedingt mal eine finnische Schule ansehen und die Universität ist gerne
bereit die Austauschstudenten an die Schulen zu vermitteln. Das in PISA-Studien vielgelobte
finnische Schulsystem hat mich nicht enttäuscht. Im Rahmen zweier Seminare hatte ich
Gelegenheit das finnische Regel- und Förderschulsystem kennenzulernen und einige Tage als
Praktikantin an einer finnischen Gesamtschule, der Huhtasuon Yhtenäiskoulu, zu verbringen.
Zu empfehlen ist natürlich auch ein Finnisch-Kurs, denn die finnische Sprache ist aus der
Perspektive eines Mitteleuropäers faszinierend anders und sagt außerdem schon so einiges über
die finnische Kultur aus. Im Finnischen gibt es beispielsweise kein Wort für "bitte", was Sinn
macht, da Finnen in der Regel sehr direkt sind. Außerdem funktioniert die Sprache ohne Artikel
und Präpositionen und hat, so scheint es, die längsten Wörter, mit den meisten Vokalen und
Umlauten hintereinander.
Aber nun zurück zu den Kursen. Eine Dozentin, die ich jedem wärmstens empfehlen kann ist
Josephine Moate. Sie stammt aus Großbritannien und gibt Kurse für Lehramtsstudenten. Jo ist
meiner Meinung nach nicht nur fachlich eine Perle unter den Dozenten sondern auch von ihrer
Person her einfach nur zum gern haben.
Des Weiteren hatte ich die Gelegenheit im Rahmen eines Kurses an einem von internationalem
Teilnehmern und Referenten besuchten Pädagogik Seminar "Education for All" teilzunehmen.
Hier bietet sich die Möglichkeit, Bildung aus globaler Sicht zu betrachten und mit Menschen
aus den unterschiedlichsten Nationalitäten ins Gespräch zu kommen.
Allgemein hatte ich den Eindruck, dass die Universität Jyväskylä sehr um ihre Studenten
bemüht ist. Nicht nur in Bezug auf den akademischen Erfolg, sondern auch auf dem
allgemeinen Wohlbefinden schien viel Aufmerksamkeit zu liegen. Das Sportangebot war sehr
gut: für 35 € bekommt man den Sport Sticker mit dem man eine Vielzahl an verschiedenen
Sportkursen, so oft wie man möchte, besuchen kann. Auch die Mensen an der Uni Jyväskylä
haben mich sehr beeindruckt. Für 2,60 € bekommt man ein gutes Menü, Trinken und Salatbar
inklusive. Und im neuen Education Building Ruusupuisto werden sogar fast nur vegetarische
Gerichte angeboten.
Finnish culture and student life
Gewohnt habe ich die vier Monate in Roninmäki, einem Studentenwohnheim auf einer Anhöhe
etwas außerhalb der Stadt. In den sieben Gebäuden sind fast nur Internationale Studenten
untergebracht. Man teilt sich zu zweit, dritt oderviert eine Wohnung mit gemeinsamem Bad
und Küche. Die Gebäude sind nicht mehr die neuesten, aber für die günstige Miete absolut
okay. Roninmäki liegt direkt am kleinen See Myllyjärvi, der bei gutem Wetter zum Baden und
Barbecue einlädt. Außerdem ist in Roninmäki immer was los, die M-Building Partys sind unter
den Studenten bekannt und beliebt.
Die Stadt Jyväskylä ist geprägt von den vielen Studenten der Universität und Fachhochschule.
Sie liegt im Herzen Finnlands, umgeben von Wald und an einem der zahlreichen Seen der
Region. Es gibt einige Geschäfte, Cafés, Clubs und Bars im überschaubaren Zentrum der Stadt.
Die Bar Vakiopaine war eine meiner Lieblingsplätze, dort kann man einen gemütlichen Abend
mit Freunden verbringen und sich von der Musik einer Live Band mitreißen lassen. Außerdem
hat Jyväskylä einige schöne Cafés, die zu "kahvi ja pulla" einladen. Kaffee trinken die Finnen
gerne und viel und Pulla nennt sich das süße Gebäck, das man in jedem Café zu dem beliebten
Heißgetränk bekommen kann. Passend dazu: ein weiterer meiner Lieblingsorte in Jyväskylä ist
die Kaffeerösterei "papu" (zu deutsch Bohne) an der Yliopistonkatu, die mich mit ihren
gemütlichen Sofas öfters verführt hat meiner Kaffeesucht nachzugeben.
In Jyväskylä fährt man Fahrrad - bei Sonne, Regen, Eis und Schnee. Das Fahrrad ist das
praktischste Fortbewegungsmittel, von Roninmäki ist man in 10-15 Minuten mit dem Rad an
der Uni. Ein Fahrrad kann man in Jyväskylä schon ab 50-60 Euro bei einem der Second Hand
Fahrradläden kaufen oder für ein Semester leihen. Und außerdem kann man die Gegend um
Jyväskylä perfekt mit dem Rad erkunden oder an einem sonnigen Tag eine Runde um den See
drehen.
Meine Freizeit habe ich hauptsächlich mit anderen Austauschstudenten verbracht. Obwohl man
in Jyväskylä auch viele Deutsche trifft und ich auch deutsche Freunde in Finnland
kennengelernt habe, macht es in Gruppen mit verschiedenen Nationalitäten doch am meisten
Spaß. Außerdem habe ich versucht, so viel von Finnland zu sehen wie möglich. Ich war reisen
im Osten des Landes, im Koli National Park, im Norden, in Lapland, im Westen in Turku und
im Süden in Helsinki.
Was darf in einem Bericht über Finnland nicht fehlen? Sauna natürlich! Falls du jetzt noch kein
Sauna Liebhaber bist- nach deiner Zeit in Finnland wirst du es sein. Ob nach dem Sport in der
Sauna im L-Building oder traditionell in der Holzsauna mit anschließender Abkühlung im See
(auch bei Minusgraden!), saunieren gehört in Finnland einfach dazu.
Mein Fazit
Immer wieder! Ich habe meine Zeit in Finnland sehr genossen und so viele bereichernde und
einzigartige Erfahrungen gemacht, dass es schwer fällt, sich auf ein Erlebnis festzulegen. Nichts
desto trotz ist das Wertvollste, was ich aus dieser Zeit mitnehme, die vielen Begegnungen und
die Freundschaften mit den Menschen die ich in meiner Zeit in Finnland kennenlernen durfte.