Richtiges Handling von Papageiennestlingen

Abb. 1: Jungvogel mit Beschreibung der durch die dünne Bauchdecke von außen sichtbaren Organe; die Leber liegt direkt unter der Bauchwand und kann durch zu starkes Zusammendrücken
gequetscht werden kann
Richtiges Handling von
Papageiennestlingen
Daniel Neumann & Heiner Müller, Waldbreitbach
In der Handaufzucht von Papageien
kommt es gelegentlich zu lebensbedrohlichen Unfällen, die auf einen nicht fachgerechten Umgang mit den Nestlingen
zurückzuführen sind. Beachtet man aber
einige Richtlinien, können diese durch
falsches Handling verursachten Probleme mit fatalen Folgen weitgehend vermieden werden.
Nachfolgend möchten wir deshalb einige Tipps geben:
• Papageienjunge sollten stets in aufrechter Position hochgehoben werden (Abb. 2). Der Kopf wird dabei mit
einer Hand fixiert (A) und der Jung-
vogel mit der anderen Hand aufgenommen (B und C).
• Es darf kein fester Druck auf Kropf
und Abdomen (Bauch) ausgeübt werden (Abb. 3).
• Während der Fütterung den Kopf stets
in aufrechter Position halten (Abb. 4)
und eine Rückenlage vermeiden.
Mögliche Folgen falschen
Handlings
Im Umgang mit jungen Papageien, insbesondere Schlüpflingen, sollte man im-
mer Vorsicht walten lassen. Die häufigsten Folgen falschen Handlings sind Futteraspiration und Rupturen/Quetschungen.
Futteraspiration (Einatmen von Futterbrei) und eine sich anschließende Aspirationspneumonie (d.h. eine Lungenentzündung durch Einatmen von Futterbrei) werden in der Praxis regelmäßig
beobachtet. Ursächlich ist dabei nicht
immer der Fütterungsakt selbst, sondern
auch falscher Umgang mit den Tieren.
Wenn beim Hochheben nach dem Füttern der Kropf des Nestlings mit den
Fingern komprimiert wird (Abb. 3),
gelangt Futter in die Schnabelhöhle und
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ZÜCHTERTIPP
Abb. 2: Die drei Fotos verdeutlichen, wie ein Jungvogel für die Fütterung aufgenommen und gehalten werden sollte
kann dann vom Jungtier eingeatmet
werden. Futter im Atmungstrakt führt zu
schweren Entzündungen, die lebensgefährlich und vom Tierarzt nur sehr
schwer zu therapieren sind.
Ebenso dramatische Folgen kann ein zu
großer Druck auf das Abdomen eines
Nestlings haben, der zu Quetschungen
oder Rupturen führen kann. Wie in
Abb. 1 sehr gut zu erkennen, liegt die
Leber direkt unter der dünnen Bauchwand. Eine zu starke Kompression von
außen kann daher zu Leberverletzungen
führen. Leberrisse (Rupturen) und in
deren Folge Leberblutungen können
durch richtiges Handling vermieden
werden.
Abb. 4: Handling bei der Fütterung eines Neuguinea-Edelpapageienjungen (Eclectus roratus polychlorus); wichtig ist,
dass der Kopf immer in aufrechter Position gehalten wird
Anschrift der Autoren:
Abb. 3: Ein falsches Handling kann schwerwiegende Folgen haben; wird dabei der Kropf zusammengedrückt, kann es zur Futteraspiration und anschließend zur Pneumonie oder gar zum Erstickungstod des Jungtieres führen.
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Tierärztliche Praxis
Daniel Neumann & Heiner Müller
In der Au 5, 56588 Waldbreitbach
Internet:
www.exotengesundheitsteam.de
Fotos: alle Fotos von den Autoren