Bubenstreich» zur Anklage wegen versuchten Mords

| PORTRÄT
«Gott, wenn es dich gibt, dann hilf mir jetzt!»
Vom «Bubenstreich» zur Anklage
wegen versuchten Mords
V ON HEIDI PAUL I
wenige Personen lässt er sich ein. Wieder
wird das Kiffen zu einem Meilenstein in
seinem Leben. Eines Abends lädt er verbotenerweise einen Kollegen dazu ein. Dieser
hat jedoch ganz neue Prinzipien. Die beiden
freunden sich an. Vertrauen sich ihre
Lebensgeschichten an, bis ihm der Kollege
empfiehlt: «Yannic, wenn du nicht mehr
kannst, bete zu Jesus, er kann dir helfen!»
Yannic Rossel möchte andere Menschen mit Rap-Musik ermutigen.
Yannic Rossel bekommt schon als
6-Jähriger eine zweite Lebenschance. Er
rennt in ein fahrendes Auto und wird
unverletzt aufs Trottoir geschleudert.
«Frag mich nicht wie das ging, aber ich
bin aufgestanden und nach Hause gegangen.» Diese neuen Chancen durchziehen
sein Leben wie ein roter Faden, selbst als
ihn ein Racheakt mit dem Messer für
knapp fünf Jahre ins Massnahmenzentrum Uitikon führt.
davon: «Wir wurden nie erwischt, hatten
immer mehr Glück als Verstand bei diesen
Dingen.» Yannic und seine Kollegen beginnen auch zu dealen. Ein «Geschäftskollege» wird dabei von der Polizei geschnappt
und belastet ihn mit seinen Aussagen. Ein
Racheakt von Yannic Rossel ist die Antwort: «Dieser Typ hat mich verraten, ich
muss es ihm zurückgeben.» So bedroht er
ihn mit dem Messer am Hals, lässt ihn
aber schliesslich flüchten.
Yannic Rossel durchlebt eine turbulente
Kindheit. Sein Vater verlässt die Familie
wegen Alkoholproblemen. Als Jugendlicher prägt sich ein trauriges Bild in seiner
Seele ein: Seine Mutter sitzt zu Hause
alleine in der Küche. Sie weint und raucht.
Nun will er die starke Person sein daheim.
In der Schule spielt er den «Coolen» und
ist bei jedem Streich dabei. Anfänglich
harmlos, werden es strafbare Delikte
unter Alkoholeinfluss. Ob sie ein Auto
klauen oder an Partys in eine Schlägerei
verwickelt sind, sie kommen immer heil
Drei Monate Untersuchungshaft – fünf
Jahre Massnahmenzentrum Uitikon
Vier Tage später holt die Polizei Yannic
Rossel während der «Znünipause» bei der
Arbeit ab. Ein Schock für die Familie, obwohl die Beziehung erkaltet ist. Yannic
realisiert, dass er etwas Schlechtes getan
hat, aber für die Konsequenzen daraus ist
er blind: «Das alles zu verstehen, davon
war ich meilenweit entfernt.» In der Untersuchungshaft und anschliessend im Vollzug kapselt er sich ab. Auch der Seelsorger dringt nicht zu ihm durch. Nur auf
Die neue Chance gepackt
Diese Chance, mit Gott zu sprechen, hat
Yannic Rossel in seiner Not gepackt. Obwohl
noch gefangen, fühlt er sich danach frei. Er
startet mutig in ein neues Leben. Ist jetzt
offen für neue Beziehungen. Auch wenn er
jetzt mit Gott per Du ist, bedeutet dies nicht
nur «Wolke Sieben»-Stimmung. Doch er
will mit seiner alten Welt brechen. Dabei
hilft ihm auch die Rap-Musik. Er möchte mit
seiner Lebensgeschichte Menschen ermutigen. Dies nicht nur an seinem jetzigen Platz
als Jugendarbeiter einer reformierten
Kirche am Zürichsee. Ebenso mit einer CD,
die er zusammen mit Freunden aus der
Streetchurch und anderen Musikern produziert hat.
RADIO-TIPP
Life Channel
Mit Rap aus dem Knast
Mo, 27. Juli
20.00 Uhr
TV-TIPP
FENSTER ZUM SONNTAG-Talk
Mit Rap aus dem Knast
Sa, 25. Juli
17.45 Uhr
18.30 Uhr
So, 26. Juli
12.10 Uhr
17.45 Uhr
antenne | Juli 2015
|3