Modifizierte kranio-medial gestielte Mammareduktionsplastik Eine retrospektive Analyse des Erlangener Patientenkollektivs Aus dem Zeitraum 2005 bis 2012 Aus der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. med. Raymund E. Horch Der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med. vorgelegt von Tarek Maktabi, aus Bamberg Als Dissertation genehmigt von der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Tag der mündlichen Prüfung: 16.09.2015 Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. med. Dr. h. c. J. Schüttler Gutachter: Prof. Dr. med. Dr. h. c. R. E. Horch Gutachterin: PD Dr. med. M. Bani Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung 1 1.1 Hintergrund und Ziele 1 1.2 Methode 1 1.3 Ergebnisse 1 1.4 Schlussfolgerung 2 2 Abstract 3 2.1 Background 3 2.2 Methods 3 2.3 Results 3 2.4 Conclusion 4 3 Einleitung 5 3.1 Allgemeiner Aufbau der Brust 5 3.2 Blutversorgung 6 3.3 Innervation der Brust 7 3.4 Das Gangsystem der Brust 7 3.5 Makromastie 8 3.6 Ptosis mammae 9 3.7 Beschwerden bei Makromastie 10 3.8 Geschichtlicher Überblick über die Mammareduktionsplastik 11 3.9 Vertikale Technik 12 3.9.1 Vertikale Technik nach Hall-Findlay 12 3.10Inverte T-Technik 14 4 Material und Methodik 15 4.1 Patientengut 15 4.2 Anzeichnung der „Erlanger Technik“ 16 4.3 Operatives Vorgehen bei der „Erlanger Technik“ 18 4.4 Datenerhebung 21 4.4.1 Präoperative Parameter 22 4.4.2 Intraoperative Parameter 23 4.4.3 Postoperative Parameter 24 4.4.4 Telefonbefragung 25 5 Ergebnisse 27 5.1 Body-Mass-Index 27 5.2 Operationsdauer 27 5.3 Resektionsgewicht 28 5.4 Kaudaler dermoglandulärer Lappen 29 5.5 Drainagen Anzahl, Dauer und gefördertes Volumen 30 5.6 Entwicklung der Hämoglobin-Konzentration 30 5.7 Antibiotika-Therapie 31 5.8 Stationäre Aufenthaltsdauer 32 5.9 Komplikationen 32 5.10Risikofaktoren und deren Einfluss 35 5.11ASA-Klassifikation 37 5.12Brustform 37 5.12.1 Mamillen-Areola-Komplex 37 5.12.2 Steglänge 38 5.12.3 Jugulum-Mamillen-Abstand 38 5.13Subjektive Ästhetik der Brust 38 5.14Optische Begutachtung der Brust 40 5.15Durchblutung des Mamillen-Areola-Komplexes 44 5.16Resultierende Narben 45 5.17Ptosis mammae 45 5.18Eingriffe nach der Brustverkleinerung 46 5.19Stillfähigkeit 47 5.20Sensibilität der Brust 47 5.21Karzinome bei der Mammareduktionsplastik 47 5.22Besserung der Beschwerden 48 5.23Subjektive Evaluation der Operation 48 6 Diskussion 50 Literaturverzeichnis 67 Abkürzungsverzeichnis 80 Danksagung 81 1 1 1.1 Zusammenfassung Hintergrund und Ziele An das Ergebnis einer Mammareduktionsplastik werden sehr hohe Ansprüche gestellt. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wurden zahlreiche unterschiedliche Techniken entwickelt. Letztlich gibt es keine Ideallösung die für jede Brustform verwendet werden kann. In der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, des Universitätsklinikums Erlangen wird eine spezielle Technik der Mammareduktionsplastik verwendet. Diese ist eine Modifikation der Technik nach Robbins mit superiorem dermoglandulärem Stiel [178]. Die Besonderheit liegt in einem kaudal desepithelialisierten dermoglandulären Lappen zur Projektionsunterstützung, sowie als zusätzliche Sicherheit bei möglichen Wundheilungsstörungen im kritischen umgekehrten T-förmigen kaudalen Narbenabschnitt. In dieser Arbeit werden die Qualität der Ergebnisse, die Ästhetik der resultierenden Brustform und die Komplikationen im eigenen Patientenkollektiv dargestellt. 1.2 Methode Es wurden retrospektiv Daten von 151 Patientinnen erhoben, die im Zeitraum vom 01.01.2005 bis 01.05.2012 mit der „Erlangener Technik" operiert wurden. Bei 76 Patientinnen erfolgte die Mammareduktionsplastik aufgrund einer Makromastie ohne weitere Brusterkrankung. Der Fokus dieser Arbeit liegt auf diesem Patientenkollektiv. Die Daten wurden aus den Patientenakten, Patientenkurven und Fotodokumenten entnommen. Ergänzend wurde eine Telefonbefragung der Patientinnen durchgeführt. Somit können der Zustand vor dem Eingriff, der postoperative Verlauf und das Ergebnis evaluiert werden. 1.3 Ergebnisse und Beobachtungen Die Operationsdauer betrug im Durchschnitt 192 Minuten. Die Resektatmenge betrug im Durchschnitt 1286 Gramm, das Maximum lag bei 3160 Gramm. Der JugulumMamillen-Abstand, die Steglänge und der Mamillen-Areola-Durchmesser wurden 2 verkleinert und das Brustvolumen reduziert. Bei 27,1% der Patientinnen traten Minor oder Minimal- Komplikationen auf, die konservativ therapiert werden konnten. Bereits erhöhter postoperativer Analgetikabedarf ohne weitere therapeutische Konsequenz wurde dieser Gruppe zugeordnet. Bei 8,4% der Patientinnen kam es zu MajorKomplikationen, die eine invasive Versorgung notwendig machten. Lediglich bei einer Patientin gab es eine partielle Mamillennekrose. Die hohe Patientenzufriedenheit ist auf die Besserung oder Behebung der Beschwerden bei 94,1%, die Erhaltung der Sensibilität bei 92,2% und die Ästhetik der resultierenden Brustform zurückzuführen. 39,2% benoteten die Form ihrer Brust als sehr gut und 47,1% als gut. 94,1% der Patientinnen würden die Operation erneut durchführen lassen. 1.4 Schlussfolgerungen Der kranio-medile Stiel des Mamillen-Areola-Komplexes stellte eine gute und zuverlässige Durchblutung sicher. Durch Verwendung eines kaudalen desepithelialisierten dermoglandulären Lappen werden verschiedene positive Aspekte erzielt. Das Belassen von zusätzlichem Gewebe im kaudalen Pol sorgt für eine schöne Form und Projektion der Brust. Der desepithelialisierte Lappen bietet genau an der für Wundheilungsstörung prädestinierten Stelle zusätzliche Sicherheit und ermöglicht, im Falle einer auftretenden Komplikation in diesem Bereich, ein nichtinvasives Vorgehen. 3 2 2.1 Abstract Background There are multiple different methods of performing a mammareduction plasty. As the result of the operation necessitates a high procedural quality and due to the large pool of variant approaches an ideal technique is difficult to find. In order to face this issue the Department of plastic and hand surgery of the University Hospital of Erlangen has developed with a modified technique. Based on a superior dermoglandular pedicle a caudally de-epithelialized, dermoglandular flap is used [178]. In the following study the complication rate, the quality of results as well as the aesthetics of the breast using the modified method have been reviewed. 2.2 Methods Between 01.01.2005 and 01.05.2012 151 patients were enrolled in this study retrospectively. The group of interest was the 76 patients who were operated on solely due to a macromasty. As far as possible a holistic evaluation of the preoperative and postoperative state of the patient was performed using health and medical records, photographic data and telephone interviewing. 2.3 Results The average duration of the operation was 192 minutes. On average there were 1286 g resected, maximally 3160 g. The suprasternal notch to nipple distance and the nipple areola complex was reduced and the breast volume was minimized. Complications were classified as major – complications addressed surgically - or minor – complications treated conservatively. Major complications occurred in 8.4 %, minor or minimal ones in 27.1 %%, which included every deviation from the common standard e.g. higher pain killer consumption than expected. In the whole study there was only one patient with a partial nipple necrosis. Preoperative ailment was improved in 94.1 % and breast sensibility was preserved in 92.2%. 39.2 % of patients graded the postoperative shape of 4 the breast as very good, 47.1 % as good. 94.1 % of the collective would undergo the procedure again. 2.4 Conclusion The superior-medial pedicle of the nipple areola complex guarantees a good blood supply. The caudally de-epithelialized, dermoglandular flap contributes to a variety of positive aspects of the modified surgical approach. Leaving the caudal base accounts for an aesthetic shape and projection of the breast. Furthermore this flap adds safety to the place where wound healing disorders most likely occur and provides the opportunity of non-invasive treatment. 5 3 Einleitung Die Mammareduktionsplastik steht an fünfter Stelle der häufigsten Eingriffe des Plastischen Chirurgen [1]. Es existieren vielfältige Operationstechniken und Modifikationen, da neben dem ästhetischen Ergebnis sowohl die Erhaltung der Durchblutung der Restdrüse, als auch der Haut und vor allem des Mamillen-AreolaKomplexes (MAK), von höchster Bedeutung sind. Erschwerend kommt hinzu, die Sensibilität und die Stillfähigkeit, besonders vor Abschluss der Familienplanung, zu erhalten [101, 160, 168]. Um ein optimales Ergebnis gewährleisten zu können, ist die Kenntnis der anatomischen Strukturen der Brust Grundvoraussetzung. 3.1 Allgemeiner Aufbau der Brust Die weibliche Brust erstreckt sich horizontal annäherungsweise zwischen der zweiten bis sechsten Rippe und vertikal zwischen Linea parasternalis und Linea axillaris. Dorsal wird die Brust durch die Faszie des Musculus pectoralis major begrenzt. Durch eine der Faszie aufliegende Bindegewebsschicht bleibt die Brust gegenüber dem Muskel verschiebbar. Für die Stabilität der Brust sorgen in der Faszie verankerte kollagenerge Faserbündel, die Ligamenta suspensoria mammaria, auch als Coopersche Ligamente bezeichnet [65, 113, 156]. Zu dem Brust formenden Gewebe gehören die Brustdrüse, Corpus mammae, und ein mit Fett eingelagerter Bindegewebskörper [65, 113]. Das Verhältnis der Zusammensetzung unterliegt vielen Einflussfaktoren. Eine Körpergewichtszunahme führt auch zu einer vermehrten Einlagerung von Fett in der Brust, durchschnittlich etwa 20 g je Brust bei Zunahme eines Kilogramms [205]. Hormone haben einen wichtigen Einfluss auf die Zusammensetzung der Brust. Prämenstruell wird verstärkt Wasser eingelagert, was zu einer Vergrößerung um bis zu 20% führen kann. In der Schwangerschaft nimmt das Drüsenparenchym zu und in der Laktationsperiode verringert sich das Fett und Bindegewebe [65, 113, 205]. Auch der Alterungsprozess hat einen Einfluss. Neben der Elastizitätsabnahme der Cooperschen Ligamente nimmt auch das Drüsenparenchym ab. Dies beginnt zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr und wird als Involution bezeichnet [69]. 6 3.2 Blutversorgung Um ein zufriedenstellendes und langanhaltendes positives Ergebnis bei der Mammareduktionsplastik zu erhalten, ist eine gute Durchblutung der Restdrüse, als auch der Haut und der Mamille essenziell. Dies zu gewährleisten, ist besonders bei großen Resektionen als auch bei erheblicher Ptosis schwierig. Es wird noch erschwert, wenn die Veränderungen nicht das Ergebnis von zurückliegenden Schwangerschaften oder postmenopausalen Ereignissen sind [139]. Vaskulär wird die Brust aus verschiedenen Stromgebieten, welche individuell und auch seitendifferent unterschiedlich stark ausgeprägt sind, versorgt [65]. Die tiefen Gefäße sind vornehmlich für die Versorgung der Brustdrüse verantwortlich. Hierzu zählen Äste der Arteria thoracica lateralis, auch Mammaria externa genannt, aus der Arteria axillaris, sowie Perforatoren drei bis sechs der Arteria mammaria interna, auch als Arteria thoracica interna bezeichnet, ein Ast der Arteria subclavia. Auch die Interkostalarterien drei bis sechs sind hierbei zu nennen. Die Arteriae intercostales posteriores entspringen der Arteria mammaria interna und die Arteriae intercostales anteriores der Arteria thoracica mammaria inferior. Für die Durchblutung der Haut und des Subkutangewebes ist vorrangig das arterielle Netz der Subdermis verantwortlich. In Untersuchungen von Gonzalez Zaldivar und del Vecchy wurde herausgestellt, dass bei der arteriellen Versorgung des Warzen-VorhofKomplexes die tiefen Gefäße eine wichtige Rolle einnehmen [80]. Ein Ast der Ateria thoracica interna zieht meistens vom zweiten und dritten Interkostalraum quer über die Brust zum Warzen-Vorhof-Komplex. Dieser sorgt unter anderem für die Blutversorgung bei einem superior gestielten Warzen-Vorhof-Komplex [46, 91, 168]. Die tiefen und oberflächlichen Gefäße sind nicht als getrennte Einheiten zu betrachten, da zahlreiche Anastomosen existieren. Um eine gute Durchblutung gewährleisten zu können, sollte diese anatomische Einheit bei operativen Eingriffen möglichst nicht getrennt werden [45, 80, 113, 114, 149, 156, 168, 186, 213, 221]. 7 3.3 Innervation der Brust Die Brust wird über Äste der lateralen Interkostalnerven drei bis fünf (Rami mammarii lat), der medialen Interkostalnerven zwei bis fünf (Rami mammarii med), sowie durch herabziehende Äste des Plexus cervicalis superficialis innerviert. Die lateralen Interkostalnerven entspringen der Brust in der Medioklavikular-Linie. Ihr weiterer Verlauf ist mittig, entlang der Faszie des Musculus pectoralis major [187]. Die Innervation der Mamille ist besonders dicht und erfolgt zum großen Teil über die lateralen Hautnerven der Interkostalnerven vier und fünf [65, 91]. Neben der sensiblen Innervation spielt auch die sympathische und motorische Versorgung der Brust eine wichtige Rolle. Als wichtigster Aspekt ist die Laktation zu nennen. Die hierfür verantwortlichen autonomen Fasern entspringen den oben genannten Interkostalnerven [45, 48, 49, 59, 62, 101]. 3.4 Das Gangsystem der Brust In der Pubertät kommt es zu einem Volumenwachstum der Brustdrüse und zur Ausbildung von Ductus und Acini, hervorgerufen durch eine gesteigerte Östrogen- und Progesteronproduktion [113]. Circa 65% des Drüsengewebes befindet sich in einem Radius von drei Zentimetern um die Mamille [171] .Der Drüsenkörper ist komplex aufgebaut, er gliedert sich in bis zu 20 Lappen (Lobi), welche sich wieder in 30 - 80 Läppchen (Lobuli) aufteilen. In diesen teilt sich das Milchgangsystem in jeweils circa 30 terminale Ductuli oder Acini auf. Die Milchgänge (Ductus lactiferi) verbinden die Lappen mit der Mamille. Entgegen früherer Meinungen verlaufen diese nicht immer symmetrisch oder radiär. Im Nippel befinden sich zwischen 4 und 18 Milchgänge. Dort verbreitern sich diese, entweder vor oder nach Vereinigung, zum Sinus lactiferi [45, 85, 113, 171]. Um das Stillen nach einer Schwangerschaft sicher gewährleisten zu können, wird eine Mammareduktion oft erst nach Abschluss der Familienplanung empfohlen. Aufgrund des hohen Leidensdrucks ist dies jedoch nicht immer umsetzbar. [54] Die Patientinnen sollten in jedem Fall ausführlich über die mögliche Veränderung des operativen Ergebnisses und Einschränkungen der Stillfähigkeit aufgeklärt werden. 8 Die Muttermilch hat nicht nur Einfluss auf eine positive Entwicklung des Kindes, sondern stärkt auch dessen Immunsystem [71, 106, 206, 223]. Auch der psychologische Effekt für die Mutter ist nicht zu unterschätzen [112]. 3.5 Makromastie Die Größe und Form einer Brust kann durch viele Messwerte wiedergegeben werden. Die wichtigsten Größen sind der Jugulum-Mamillen-Abstand (JMA), die Strecke zwischen Mamille und Sternummittellinie, der Mamillendurchmesser und die Strecke zwischen dem kaudalsten Punkt der Mamille zur submammären Falte (SMF). Die pathologische Vergrößerung einer Brust wird als Makromastie bezeichnet [120, 205]. Eine exakte Grenze zwischen einer normalen Brustgröße und Makromastie zu definieren, ist schwierig, da es eine große Variabilität der Normwerte, welche stets in Relation zu der körperlichen Konstitution, Größe und dem Wunsch der Patientin betrachtet werden müssen, gibt. Je nach Kulturkreis und Mode bedingten Einflüssen ändern sich die Idealvorstellungen. So ist in Südamerika das Idealmaß für den JugulumMamillen-Abstand kleiner als dies in Schweden der Fall ist [120]. Bässler setzte die Grenze zur Makromastie bei 600g pro Brust und unterteilte die Makromastie nach ihrer Entstehungsart. Die infantile Makromastie, welche mit der Thelarche oder innerhalb ein bis zwei Jahre nach dieser beginnt, [87] stellt eine virginelle Mammahypertrophie dar. Die Proliferation des Drüsenkörpers findet ohne Bildung von Knoten oder Zysten statt. Histologisch ist diese Form mit der Gynäkomastie vergleichbar [10]. Zwischen der achten und zwanzigsten Schwangerschaftswoche kann es auf Grund hoher Östrogen- und Progesteronwerte zur Ausbildung der Graviditätsmakromastie kommen [163]. Diese Makromastieform bildet sich in aller Regel nach der Schwangerschaft zurück. Die lipomatöse Form oder Makromastie des mittleren Alters, bedingt durch eine vermehrte Fetteinlagerung, tritt zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr auf [9]. Nach Beller erfolgt die Einteilung der Brustgröße anhand ihres Volumens. Werte zwischen 250 – 300 cm³ betrachtet er als ideal. Ein Volumen größer 600 cm³ wird als mittelstarke Hypertrophie und größer 800 cm³ als ausgeprägte Hypertrophie definiert [13]. 9 Dagegen steht die subjektive Wahrnehmung der Patientin für Strömbeck im Vordergrund. Für ihn liegt eine Makromastie und damit eine Operationsindikation vor, wenn sich die Frau durch die Größe ihrer Brust gestört fühlt und hierdurch ihre Lebensqualität gemindert ist [205]. 3.6 Ptosis mammae Neben der Größe kann eine Brust auch durch das Maß ihrer Senkung beschrieben werden. Den Zustand einer hängenden Brust bezeichnet man als Ptosis mammae. Eine Ptosis kann unterschiedlicher Genese sein. Neben dem Alterungsprozess und einer großen Brust, sind auch Volumenschwankungen zu nennen. Volumenveränderungen können unter anderem durch Schwangerschaften und Gewichtsschwankungen hervorgerufen werden [113, 120]. Nach Kunert lassen sich die unterschiedlichen Gründe der Entstehung anhand der resultierenden Form und Mamillenlage erkennen. Mithilfe der Regnault Klassifikation kann der Grad einer Ptosis beurteilt werden. (siehe Abbildung 1) So wird definiert, dass bei einer normalen Brust der Nippel-AreolaKomplex (NAK) oberhalb der Submammär-Falte liegt. Ist die Projektion der Mamille auf oder bis maximal 1 cm unterhalb der Umschlagsfalte spricht man von einer leichten Ptosis, Grad 1. Bei Grad 2, einer moderaten Ptosis liegt der NAK 1 bis 3 cm unterhalb der Umschlagslinie. Bildet die Mamille den untersten Punkt der Brust so handelt es sich um eine schwere Ptosis, Grad 3. Von einer Pseudoptosis spricht man, wenn der Drüsenkörper unterhalb der Umschlagslinie hängt, der NAK sich jedoch oberhalb der Submammär-Falte befindet [113, 154, 172]. 10 Abbildung 1: Klassifikation der Ptosis der Brust nach Regnault [Kaufmann M, Jatoi I., Petit J.Y. Atlas der Brustchirurgie.Springer. Heidelberg. 2008 S.115] 3.7 Beschwerden bei Makromastie Eine große Brust führt zu einer Ptosis mammae, was primär ein ästhetisches Problem darstellt. Durch eine Makromastie treten weitere Beschwerden auf. Durch das große Gewicht der Brüste kommt es zu Fehlhaltungen, bis hin zu degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule, [13, 14, 130] Muskelverspannungen, unter anderem der Musculi rhomboidei und des Musculus trapezius, [39, 95] und zu Schmerzen in Nacken, Schulter und der Brust selbst [25, 28, 68, 95, 116]. Der erhöhte Muskeltonus und Myogelosen der Halsmuskulatur und Nackenmuskulatur können zu chronischen Kopfschmerzen und Migräne führen [29, 58, 190]. Die Masse der Brust kann die Lungenfunktion einschränken und die Erholsamkeit des Schlafes beeinträchtigen [200]. Die Träger des Büstenhalters können zu schmerzhaften Einschnürungen führen, bis hin zu Parästhesien des Nervus ulnaris durch Druck auf den Plexus brachialis [95]. Des Weiteren treten in der Umschlagfalte gehäuft Intertrigo und trophische Hautstörungen auf [13, 25, 28, 95, 116, 163]. Neben den genannten physischen Problemen kommt es auch zu psychischen Folgeerscheinungen. Fast ein Drittel der Frauen mit Makromastie leiden an Depressionen und Beklemmungen [14, 89]. Viele Frauen weisen aufgrund ihrer großen Brust ein geringes Selbstwertgefühl auf und 80% der Betroffenen geben an, mit sexuellen Schwierigkeiten zu kämpfen [89, 103, 144, 184, 194, 202, 211] . 11 Die Disproportionalität des Oberkörpers versuchen Betroffene durch Regulierung ihres Körpergewichts anzupassen, entweder durch Zunahme, um die Brust zu kaschieren oder durch Gewichtsverlust, mit der Hoffnung die Brust so zu verkleinern. Dieses Essverhalten kann zu Essstörungen führen [119, 212]. 3.8 Geschichtlicher Überblick über die Mammareduktionsplastik Die Geschichte der chirurgischen Eingriffe an der Brust lässt sich sehr lange zurückverfolgen. Bewusst wird hier die Brustamputation zur Behandlung eines Tumors nicht berücksichtigt. Diese wurde bereits im alten Ägypten 3000 bis 2500 vor Chr. durchgeführt. Bei diesen Eingriffen steht die Therapie des Tumors im Vordergrund und nicht die Größe der Brust und die daraus resultierenden Beschwerden [101, 113]. Sowohl Lettermann und Schurtert [129] , als auch Gurunluoglu und Gurunuoglu [88] schreiben, dass sich eine der ersten Techniken der Brustamputation, sowie der chirurgischen Therapie der Gynäkomastie, auf Paulus Aegineta zurückführen lassen [2]. Etwas später veröffentlichte Albucasis eine medizinische Enzyklopädie, mit dem Namen „Al-tasrif“. In seinem Werk wird eine Mammareduktionsplastik einer hypertrophen Brust beschrieben [151]. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es sich hierbei lediglich um die bereits veröffentlichte Technik von Paulus Aegineta zur Therapie der Gynäkomastie handelt [101]. Der Anfang der heutigen Mammareduktionsplastik lässt sich auf Dieffenbach zurückführen. So publizierte er als erster in seinem Lehrbuch „Die operative Chirurgie“ eine Brustverkleinerung, in der er die unteren zwei Drittel der Brust, zusammen mit einem Segment der Brustdrüse, entfernt [56]. Das Lehrbuch „Die operative Chirurgie“ wurde 1848, ein Jahr nach Dieffenbachs Tod, veröffentlicht. Dies kann als Beginn der fünf Perioden der Mammareduktionsplastik nach Psillakis et al. betrachtet werden. Die erste Periode reicht bis 1900, die zweite von 1900 bis 1930. Sie wird auch als „Periode der Pioniere“ bezeichnet. Die „Trend Periode“ reicht von 1931-1960 und wird von der vierten „Periode der Sicherheit“ zwischen 1961 und1979 abgelöst. Im Jahre 1980 beginnt die letzte Periode, die „Periode der Verfeinerung“, welche bis heute reicht [170]. An Hand der Zeitspannen und der Tatsache, dass Techniken in verschiedene Perioden eingeteilt werden, kann man die Fülle von veröffentlichten Techniken erkennen. 12 Es gibt grundsätzliche Ansprüche, die an jede Technik gestellt werden. Zum einen ist dies ein gutes Verhältnis von reseziertem Drüsengewebe zu resezierter Haut und ein schönes kosmetisches Ergebnis, das mit diesem Verhältnis in enger Verbindung steht [22, 95]. Zum anderem ist es die Sicherstellung der Durchblutung und der Innervation der erhaltenen Brustdrüse und des MAK. Dies gelingt unter Verwendung eines desepithelialisierten Stieles. Der Begriff der Desepithelialisierung wurde 1985 durch Schwarzmann geprägt [191]. Er beschreibt das Abtragen der Epidermis und einiger Schichten der Dermis. Trotz seiner anatomischen Inkorrektheit findet er nach wie vor im klinischen Alltag Anwendung. 3.9 Vertikale Technik Hierunter werden verschiedene Methoden, aufgrund ihrer vertikalen resultierenden Narbe zusammengefasst. Die vertikale Technik gewinnt aufgrund ihres schnellen Vorgehens und der geringen Narbenbildung in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Beliebtheit [95, 101]. Sie kann mit einem superioren, inferioren, medialen oder lateralen Stiel kombiniert werden [156]. Im Rahmen einer Brustverkleinerung mit geringer Narbenbildung ist die vertikale Technik die am häufigsten verwendete [133]. Die Ursprünge dieser Technik sind auf Lotsch zurückzuführen [135]. Er war der erste, der bei einem Drüsen gestieltem MAK, eine periareoläre Inzison mit einer vertikalen Inzision verwendete [101]. Als Begründer der heute verwendeten Technik kann Claude Lassus betrachtet werden [123-125]. Weitere verfeinernde Modifikationen und Weiterentwicklungen gab es unter anderem durch Madeleine Lejour [126, 127] und Elizabeth J. Hall-Findlay [90-92]. 3.9.1 Vertikale Technik nach Hall-Findlay Um eine Mammareduktion gut planen und durchführen zu können, ist eine sorgfältige präoperative Anzeichnung von großer Bedeutung. Ein wichtiger Orientierungspunkt ist die neue Position des MAK. Dieser liegt auf Höhe der Projektion der SMF oder etwas darunter, da die Mamille mit der Zeit durch das Aussacken des Gewebes wieder relativ etwas nach oben „wandern“ kann. 13 Begonnen wird die Anzeichnung wie nach Wise [218]. Die Areola Aussparung wird wie eine Kuppel angezeichnet. Bei einem späteren Durchmesser des MAK von 5 cm, sollte die Länge der Kuppel 16 bis 18 cm betragen. Als nächstes werden zwei nach vertikal verlaufende Linien hinzugefügt. Anstelle des lateralen bzw. medialen Verlaufes der Linien, wie dies bei Wise beschrieben ist, werden die Linien dann aber vertikal verlängert. Zwischen zwei bis sechs Zentimeter vor der SMF werden die Linien, wie ein U, miteinander verbunden. Bei einer kleinen Brustverkleinerung von circa 200 bis 400 g genügt der Abstand von etwa zwei Zentimetern. Bei Brustverkleinerungen von mehr als 800 g sollten mindestens sechs Zentimeter eingehalten werden. Bei dieser Technik wird die Versorgung des MAK durch einen medialen dermoglandulären Stiel gesichert. Die bevorzugte Lage des Stieles liegt zur Hälfte in der Areola Aussparung und zur anderen Hälfte im vertikalen Flügel. Bei einer Länge von sechs Zentimetern sollte eine Basis von acht Zentimetern gewählt werden. Der Stiel wird desepithelialisiert und in seiner kompletten Dicke präpariert. Jedoch wird nicht so tief mobilisiert, dass die Faszie des Musculus pectoralis major freiliegt. Die Resektion erfolgt gemäß der Anzeichnung, mit Aussparung der Markierung des zu belassenden Stieles, in einem Stück. Die Resektion wird bis zur SMF fortgesetzt, wobei ein bis zwei Zentimeter Drüsengewebe an der Haut erhalten bleiben. Ist die Resektion abgeschlossen, wird die angezeichnete Areolaaussparung an ihrem untersten Punkt zusammengenäht. Der Stiel wird um 90° nach oben gedreht und so positioniert, dass der MAK in der Aussparung zu liegen kommt. Der laterale Flügel kann nun mit dem medialen adaptiert werden, mit dem Resultat einer vertikalen Narbe [90-92]. 14 Abbildung 2: Anzeichnung Technik nach Hall-Findley [Hall-Findlay EJ. (2002) Vertical breast reduction with a medially-based pedicle. Aesthetic surgery journal / the American Society for Aesthetic Plastic surgery. 22(2):185-194] 3.10 Inverte T-Technik Wie auch schon bei der vertikalen Technik werden hier Techniken nach ihrer resultierenden Narbenform zusammengefasst. Als Narbe resultiert die Form eines umgedrehten Ts oder Ankers [95, 101]. Diese Technik kann mit einem superioren, inferioren oder zentralen Stiel kombiniert werden [156]. Aufgrund des breiten Einsatzspektrums bei nahezu allen Formen der Makromastie und Gigantomastie, in Bezug auf Volumen, Ptose und Brustform, ist diese Technik seit 40 Jahren die am häufigsten verwendete Mammareduktionsplastik [48, 73, 95, 182, 218, 219]. Des Weiteren ist dies eine sehr sichere und einfache Methode und somit sehr gut reproduzierbar [156, 178, 192, 210]. 1921 war Lexer einer der ersten, der eine MAK Transposition mit einer Ankernarbe operierte [132]. Einer der wichtigsten Vertreter dieser Technik ist Lawrence B. Robbins. Er publizierte zwei verschiedene Techniken mit einer inverten T-Narbe, eine mit einem inferiorem Stiel und die andere mit einem superioren dermoglandulären Stiel [178, 179]. Die in dieser Arbeit beschriebene „Erlanger Technik“ stellt eine Modifikation der Technik von Robbins mit superiorem Stiel und zusätzlichen kaudalen Lappen dar. 15 4 4.1 Material und Methodik Patientengut Im Zeitraum vom 1.1.2005 bis 2.5.2012 wurden in der Klinik Plastische Chirurgie und Handchirurgie des Universitätsklinikums Erlangen 370 Brüste in 245 Eingriffen verkleinert. Es gab 120 einseitige Brustverkleinerungen und 125 Eingriffe mit beidseitigen Verkleinerungen. Das Vorkommen von einseitigen und zweiseitigen Verkleinerungen lässt sich mit den unterschiedlichen Indikationsstellungen zur Mammareduktionsplastik erklären. Bei einer Verkleinerung von nur einer Seite liegt zum Beispiel eine Größendifferenz zwischen den Brüsten vor oder es erfolgt eine Symmetrieangleichung im Rahmen einer Brustrekonstruktion. Bei unseren Patientinnen resultiert der Größenunterschied in den meisten Fällen aus einer operativen Rekonstruktion der Brust nach Ablatio mammae. Somit handelt es sich um eine angleichende Mammareduktionsplastik der Gegenseite. Bei 113 Patientinnen der 125 beidseitigen Eingriffe wurde eine Mammareduktionplastik, auf Grund von Makromastie, Ptose und der daraus resultierenden Beschwerden durchgeführt. Bei den restlichen Fällen handelte es sich um Gynäkomastie, angeborene Anomalien und Komplikationsbehebung vorangegangener Brust-Augmentationen. Bei 151 Eingriffen (61,6%) wurde die „Erlanger Technik“ verwendet. 39 Operationen erfolgten mit der Technik nach Lejour [126, 127]. Die restlichen Eingriffe wurden mit unterschiedlichen Techniken operiert. Exemplarisch sind Techniken nach Benelli [15], Pitanguy [164-167] und Ribeiro [175, 176] zu nennen. 16 Brüste Anzahl Patientinnen Technik 227 151 „Erlangen“ 61 39 Lejour 82 55 Andere 370 245 Gesamt Abbildung 3: Auflistung der Operationszahlen mit dazugehöriger Technik In die Studie wurden alle 151 mit „Erlanger Technik“ operierten Patientinnen eingeschlossen. Die 75 einseitigen Eingriffe waren mit 37 auf der linken und 38 auf der rechten Seite gleichmäßig verteilt. Bei den restlichen 76 Operationen erfolgte eine beidseitige Verkleinerung. Der Fokus dieser Arbeit wurde auf diese 76 Patientinnen gelegt. Das Durchschnittsalter der Patientinnen lag bei 43,23 Jahren, die jüngste Patientin war dabei 16 Jahre, die älteste Patientin 70 Jahre alt. Bei den 76 beidseitigen Eingriffen betrug das Alter der jüngsten Patientin 16 Jahre und das Alter der ältesten 69 Jahre. Der Altersdurchschnitt war mit 34,55 Jahren 8,68 Jahre niedriger als im Gesamtkollektiv. 4.2 Anzeichnung der „Erlanger Technik“ Das korrekte und präzise Anzeichnen vor dem operativen Eingriff ist von höchster Bedeutung. Während der Operation dient dies als Landkarte und Orientierungshilfe. Das Anzeichnen erfolgt immer im Stehen oder aufrechtem Sitzen, da hier die Brust natürlich fällt und so ihre Maße genau eingezeichnet werden können. Zu Beginn muss das Jugulum markiert werden. Von diesem Punkt wird vertikal nach kaudal eine gerade Linie eingezeichnet, welche die Mittellinie des oberen Rumpfes darstellt. Die Brust wird nach oben angehoben und die Brustumschlagsfalte eingezeichnet. 17 Als Hilfslinie kann eine Gerade, mittig der Clavicula beginnend, durch den MamillenAreola-Komplex eingezeichnet werden. Zur Bestimmung der neuen Lage des MAK, greift man mit einem Finger in die Mitte der Brustumschlagsfalte und zeigt mit dem Finger vom Patienten weg. Die Projektion des Fingers kann an der Vorderseite der Brust gesehen, beziehungsweise gespürt werden. Wenn die angesprochene Hilfslinie eingezeichnet wurde, sollte die Projektion des Fingers sich auf dieser befinden. Wurde diese nicht eingezeichnet, ist auf eine mittige Lage der Projektion besonders zu achten. Die Stelle der Projektion oder bis einem Zentimeter kaudal von diesem Punkt wird markiert. Diese Markierung wird der höchste Punkt der neuen Lage des MAK. Bei Anzeichnung dieses Punktes sollte stets bewusst sein, dass ein zu tief positionierter MAK im späteren Verlauf relativ einfach korrigiert werden kann, ein zu hoch angesetzter jedoch nicht ohne größeren Aufwand. Dieser Punkt wird mit dem Jugulum verbunden. Die Länge dieser Strecke entspricht dem resultierenden Jugulum-Mamillen-Abstand (JMA). Es wird eine Länge zwischen 19 und 21 cm angestrebt. Ein weiterer Anhaltspunkt zur Überprüfung der korrekten Lage stellt die Lokalisation der Mamille auf Höhe der halben Oberarmlänge dar. In einem Abstand von 10 bis 11 cm, dies variiert je nach Rumpfform der Patientin, wird eine Linie parallel zu der Mittellinie des Rumpfes gezogen. Dies markiert die Mitte der neuen Brustbasis. Die post-operative Steglänge und der Mamillen-Areola-Durchmesser müssen festgelegt werden. Als ideal werden eine Steglänge von 6 bis 7 cm und ein Mamillen-AreolaDurchmesser von 3,6 bis 4,4 cm angesehen. Diese Werte hängen jedoch auch von der Konstitution und den Bedürfnissen der Patientin ab. Wichtig ist, diese genau zu bestimmen, da deren Werte die Länge der nächsten Markierung festlegen. Die Brust wird nach medial gedreht. In dieser Position, wird eine Gerade, vom Punkt des späteren MAK ausgehend, in Richtung der Mitte der späteren Brustbasis gezogen. Die Länge dieser Markierung berechnet sich aus der Addition der festgelegten Steglänge, MAK und eines Sicherheitszuschlags von 1 cm. Exemplarisch ergibt sich so bei einer Steglänge von 6 cm und einem Mamillen-Areola-Durchmesser von 4 cm, eine Länge von insgesamt 11 cm. Dementsprechend geht man bei einer Drehung nach lateral vor. So ergeben sich zwei, in dem höchsten Punkt der späteren Mamillenposition zusammenlaufende, auf Grund der Konvexität der Brust, leicht gebogene Linien. Die 18 Größe des Winkels zwischen diesen Linien bestimmt das Ausmaß der Resektion. Je kleiner dieser ist, desto weniger Gewebe bzw. Haut wird später reseziert. Am lateralen Ende wird die Markierung nach lateral und am medialem Ende nach medial verlängert, bis die Brustumschlagsfalte erreicht wird. Der Schnittpunkt muss so gewählt werden, dass er bei aufrechter Position unter der Brust verschwindet. Um eine gute Adaptation zu ermöglichen und seitlichem Volumenüberschuss („dog ears“) vorzubeugen, sollten sich die Linien nicht in einem zu spitzen Winkel treffen. Dies kann durch eine leichte Krümmung der Linien vor dem Schnittpunkt erreicht werden. Die mediale Verlängerung soll der lateralen in ihrer Länge entsprechen. Es ist darauf zu achten, dass der mediale und laterale Anteil zusammen in etwa der Länge der abgesteckten Brustumschlagsfalte entsprechen, denn die mediale und laterale Flanke werden zusammen die neue Brustumschlagsfalte bilden. Abbildung 4: Anzeichnung „Erlanger Technik“ Teil A 4.3 Operatives Vorgehen bei der „Erlanger Technik“ Die Lagerung der narkotisierten Patientin erfolgt druckstellenfrei, mit ausgelagerten Armen in Rückenlage. Das sterile Waschen und Abdecken erfolgt auf übliche Art und Weise. 19 Anschließend wird die Neo-Areolagrösse mit Hilfe eines Mamillenringes, welcher etwas größer als der zuvor festgelegte MAK Durchmesser ist, markiert. Bei einem späteren Durchmesser von 4,0 cm, wird hier ein 4,4 cm Durchmesser gewählt. Hierdurch sind ein spannungsfreies Einbringen und eine gute Durchblutung gewährleistet. Um die Areolaumschneidefigur erfolgt eine oberflächliche Inzision, unter Schonung des subdermalen Gefäßplexus. Der zu desepithelialisierende Stiel befindet sich in dem annäherungsweise dreieckigen Gebilde der angezeichneten Skizze, mit Ausnahme des späteren Mamillen-AreolaKomplexes. Dieses Gebiet wird mit isotoner Kochsalzlösung unterspritzt und desepithelialisiert. Die Desepithelialisierung kann mit einem Skalpell erfolgen. Im nächsten Schritt wird der kaudale desepithelialisierte dermoglanduläre Lappen eingezeichnet. Die Basis des Lappens liegt in der Brustumschlagsfalte und hat die Form einer Kuppel. Die eingezeichnete Mitte der späteren Brustumschlagfalte dient zur Bestimmung der Mitte der Basis des Lappens. So wird bei einer Länge von 8 cm, von der Mitte ausgehend 4 cm nach links und 4 cm nach rechts eingezeichnet. Das BasisHöhen-Verhältnis wird etwa 1:1 gewählt, wobei die Basis tendenziell etwas größer im Vergleich zur Höhe gewählt werden sollte. Ideal ist, bei einer Basis-Breite von 8 cm, eine Höhe von 6 cm zu wählen. Der Lappen wird oberflächlich, unter Schonung des subdermalen Gefäßplexus, umschnitten, mit isotoner Kochsalzlösung unterspritzt und desepithelialisiert. Auch hier kann die Desepithelialisierung mit einem Skalpell erfolgen. Ist der Lappen fertig präpariert, wird der Zugang zur Mobilisation der Brust geschaffen. Hierzu erfolgt eine Inzision an der kranialen, medialen und lateralen Seite des kaudalen Lappens. Diese wird in die Tiefe fortgesetzt, bis die Faszie des Musculus pectoralis major grob durchscheint, jedoch nicht gänzlich frei liegt. In dieser Tiefe wird die Brustdrüse nach kranial, bis auf Höhe der neuen Mamillen-Areola-Lage, die in etwa im Bereich der dritten Rippe liegt, unterminiert. Die Mobilisationsbreite verschmälert sich je kranialer man gelangt. Nun kann die Resektion, gemäß der eingezeichneten Hautresektionsfigur, vollzogen werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass retromamillär genügend Drüsengewebe erhalten bleibt, um die Durchblutung des Mamillen-AreolaKomplexes zu sichern. Eine gute Durchblutung ist bei einer verbleibenden Drüsendicke von 1-2 cm gewährleistet. Das resezierte Präparat wird zur histo-pathologischen Begutachtung eingeschickt. 20 Bei Bluttrockenheit erfolgt die Spülung des Operationssitus und die Einlage zweier, axillar ausgeleiteter, 14er Redon-Drainagen. Durch Inzision des kranio-lateralen Rands des Stiels, wird der desepithelialisierte Stiel mobilisiert. Ist die Beweglichkeit des Lappens nicht ausreichend gegeben, kann ein Entlastungsschnitt (back-cut) am kranio-medialem Rand des Lappens erfolgen. Jedoch sollte die Länge des back-cuts nicht zu groß gewählt werden, da die erhöhte Beweglichkeit eine verringerte Durchblutung des MAK zur Folge hat. Abbildung 5: Intraoperativ Bild nach Desepithelialisierung und Umschneidung Teil B Nach erneuter Kontrolle auf Bluttrockenheit, wird der Haut-Weichteil-Mantel unter Verwendung eines Hautklammer-Gerätes vorübergehend adaptiert. Der laterale Flügel wird mit dem medialen Flügel verbunden, während der Stiel mit der Mamille verborgen bleibt. Die kaudalen Flügel werden in der Brustumschlagsfalte befestigt. Die Form und das Resektionsgleichgewicht von Drüse und Haut kann kontrolliert werden. Ist im Verhältnis zur Drüse zu viel Haut reseziert worden, ist eine sehr große Spannung vorhanden. Ist das Verhältnis anders herum, hängt die Brust. Bei einer beidseitigen Mammareduktionsplastik sollte besonders auf die Symmetrie der Form und Größe der Brüste geachtet werden. Gegebenenfalls muss eine Nachresektion durchgeführt werden. Ist das Resektionsergebnis zufriedenstellend, kann die endgültige Lage des MamillenAreola-Komplexes eingezeichnet werden. Dies geschieht unter Zuhilfenahme eines 21 Mamillenrings, der die Größe des festgelegten MAK besitzt. Die Positionierung des Mamillenrings erfolgt mittig am kranialsten Punkt der Stegnaht. Die Desepithelialisierung erfolgt auf gleiche Weise wie zuvor. Unter Schonung des subdermalen Gefäßplexus wird der markierte Bereich oberflächlich um schnitten. Die Haut wird mit isotoner Kochsalzlösung unterspritzt und desepithelialisiert. Bei der Desepithelialisierung sollte der kraniale und kaudale Pol etwas abgeflacht werden, um unter Berücksichtigung des Zuges der vertikalen Narbe, eine runde Mamillenform zu erhalten. Die Mamille wird luxiert und mit circa acht Stichen subkutan eingenäht. Ist die Durchblutung der Mamille kontrolliert, kann der Operationssitus endgültig verschlossen werden. Abbildung 6: Operatives Ergebnis der Mammareduktion Teil C 4.4 Datenerhebung Die 151 mit „Erlanger Technik“ durchgeführten Eingriffe, wurden untersucht. Retrospektiv wurden prä-, intra- und postoperative Daten aus Patientenakten, Patientenkurven, Operationsberichten, Ambulanzakten, Arztbriefen und Fotodokumentationen gesammelt. Die Fotoauswertung erfolgte durch einen Facharzt für 22 Plastische Chirurgie der eigenen Klinik sowie durch den Autor dieser Arbeit. Bei 137 der 151 Patientinnen gab es mindestens eine Nachuntersuchung. Im Durchschnitt gab es 4,8 Arzt-Patienten-Kontakte in einem durchschnittlichen Zeitraum von 67,4 Wochen. Bei den 76 beidseits operierten Patientinnen gab es in 64 Fällen mindestens eine Nachuntersuchung. Durchschnittlich gab es in einem Zeitraum von 50,2 Wochen 3,8 Nachuntersuchungen. Der maximale Follow-up-Zeitraum beträgt 207 Wochen. Zusätzlich wurden durch eine Telefonbefragung die persönlichen Eindrücke der Patientinnen dokumentiert. Von den 151 Patientinnen konnten 112 (74,1 %) telefonisch befragt werden. Jede der erreichten Patientinnen erklärte sich bereit, an der Befragung teilzunehmen. Bei den aus der Telefonbefragung ermittelten Daten bilden diese 112 Patientinnen die Referenzgruppe. Die Telefonbefragung wurde im Mittel 125 Wochen nach der Mammareduktionsplastik durchgeführt. Von den 76 beidseits operierten Patientinnen konnte bei 51 (67,1%) eine telefonische Befragung durchgeführt werden. Durchschnittlich lag die Operation hier 110 Wochen zurück. Gründe für das Nichterreichen der verbleibenden Patientinnen waren ungültige Telefonnummern, Auslandsaufenthalte oder das Versterben der Patientin. Alle gewonnenen Daten wurden in das Programm Microsoft Excel eingegeben, Tabellen erstellt und ausgewertet. 4.4.1 Präoperative Parameter Als präoperative Parameter wurde die Maße der Brust, wie Jugulo-Mamillen-Abstand, Mamillen-Areola-Durchmesser, Steglänge und Grad der Ptose nach Regnault [172] erfasst und die Brust optisch begutachtet. Auf Grund nicht vollständiger Dokumentation konnten der Brustumfang und die Körbchengröße nicht als Parameter mit in diese Arbeit aufgenommen werden. Auch das Alter zum Operationszeitpunkt, die Körpergröße, das Gewicht und der daraus zu errechnende Body-Mass-Index (BMI) wurden dokumentiert. Bei der Berechnung des BMI wird das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat geteilt. Anhand dieses Wertes konnten Patientinnen in normalgewichtig, mit einem BMI von 18,5 bis 24,99 kg/m², in untergewichtig, alle darunter liegende Werte, 23 und übergewichtig, bei Werten von 25,00 bis 29,99 kg/m², eingeteilt werden. Ab einem Wert von größer gleich 30 kg/m² wird von Dickleibigkeit gesprochen [214-216]. Die von den Kollegen der Klinik für Anästhesiologie vorgenommene Einteilung der Patientinnen gemäß der American Society of Anesthesiologists - Classification (ASAKlassifikation) wurde übernommen. Bei der ASA-Klassifikation werden Patienten gemäß ihrem Gesundheitszustand in fünf verschiedene Gruppen unterteilt. Zur Gruppe eins zählen alle gesunden Patienten, zur Gruppe zwei Patienten mit Vorerkrankungen, jedoch ohne Einschränkung des täglichen Lebens. In Gruppe drei führt die Vorerkrankung zu Einschränkungen des Alltags und in Gruppe vier besteht eine ständige lebensbedrohliche Situation. Patienten der fünften Gruppe überleben voraussichtlich die nächsten 24 Stunden nicht [5, 185]. Die Hämoglobin-Konzentration wurde bestimmt, ebenso wie Risikofaktoren. Als Risikofaktoren wurden festgelegt: Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum, Diabetes mellitus, Hypertonie und ein erhöhtes Thromboserisiko. Ab einem täglichen Tabakkonsum wurde eine Patientin als Raucherin eingestuft. Der Alkoholkonsum der Patientinnen wurde in drei Kategorien in der Akte vermerkt: kein Alkohol, gelegentlicher Alkoholkonsum oder regelmäßiger Alkoholkonsum. Lediglich die Zugehörigkeit zu der letzten Gruppe wurde als Risikofaktor eingestuft. Bei Diabetes mellitus wurde nochmals unterschieden, ob es sich um Typ1 oder Typ 2 handelt. Jeder dauerhaft zu hohe Blutdruck wurde als Hypertonie eingestuft. Ein erhöhtes Thromboserisiko wurde bei Patientinnen mit thrombembolischen Ereignissen in der Vergangenheit oder bei Patientinnen mit Krampfadern dokumentiert. 4.4.2 Intraoperative Parameter Intraoperativ wurde die Länge der Basis und Höhe des kaudalen desepithelialisierten dermoglandulären Lappen dokumentiert und wie vor dem Eingriff wurden der JuguloMamillen-Abstand, der Mamillen-Areola-Durchmesser und die Steglänge festgehalten. Allerdings erfolgte nun die Messung im Liegen. Dazu wurden das Resektionsgewicht, die Anzahl der eingebrachten Drainagen und die Operationsdauer bestimmt. 24 4.4.3 Postoperative Parameter Hier werden alle Parameter erfasst, die sich durch den Eingriff verändert haben oder mit dem Eingriff in Zusammenhang stehen. Zur optischen Begutachtung gehören die Beurteilung der Narbe, die Form und Lage der Mamillen und die Symmetrie und Größenverhältnisse der Brust. Besonders bei beidseitigen Eingriffen wurde auf die Symmetrie der Brüste und auf die symmetrische Lage der Mamillen geachtet. Des Weiteren wurden nachträglich an der Brust durchgeführte Operationen dokumentiert. Auch postoperativ erfolgte die Unterteilung der Ptose der Brust nach Regnault in verschiedene Grade [172]. Um eine Aussage über die tatsächlich resultierende Ptose der Brust treffen zu können, muss eine gewisse Zeit nach der Operation vergehen. In dieser Arbeit wurde ein Zeitraum ab 12 Monaten als geeignet betrachtet. Patientinnen mit keiner Ptosis mammae wurde der Wert 0 zugeteilt, den restlichen Patientinnen der Wert des jeweiligen Grad der Ptose. Im postoperativen Verlauf wurden die Länge des Krankenhausaufenthalts, der Hämoglobinwert, die Verweildauer der eingebrachten Drainagen und das geförderte Volumen, sowie die Antibiotika-Therapie dokumentiert. Die eingesetzten Antibiotika wurden nach ihren Wirkstoffgruppen klassifiziert. Das histologische Ergebnis des eingeschickten Resektats wurde notiert. Die aufgetretenen Komplikationen und deren Therapie wurden festgehalten und nach dem Vorbild der „Classification of Surgical Complications“ [57] und nach Art der Therapie gruppiert, wobei jede kleine Abweichung von der Norm im postoperativem Verlauf, einschließlich die Analgetikagabe ohne weitere therapeutische Konsequenz als Komplikation gewertet wird. Die Unterteilung der Gruppen kann der nachfolgenden Abbildung entnommen werden. 25 KomplikationsErklärung grad 1 Jegliche Abweichungen der Norm im postoperativen Verlauf, ohne eine therapeutische Konsequenz. Somit werden mit Ausnahme von Analgetika, Antipyretika, Elektrolyten und eventueller Wundpflege im Patientenbett, keine zusätzliche medikamentöse oder chirurgische Therapie benötigt. 2 Jegliche Komplikation, welche mit pharmakologischer Therapie, einschließlich Bluttransfusion behandelt werden kann. Somit ist kein chirurgisches Vorgehen nötig. 3 Jegliche Komplikation, die ein chirurgisches Vorgehen benötigt. 3a Chirurgisches Vorgehen unter Lokalanästhesie. 3b Chirurgisches Vorgehen unter Vollnarkose. 4 Lebensbedrohliche Komplikation, mit intensivmedizinischer Versorgung. 5 Tod der Patientin. Abbildung 7: Klassifikation der Komplikationen gemäß ihres Grades 4.4.4 Telefonbefragung Den 112 telefonisch erreichten Patientinnen wurden Fragen bezüglich verschiedener Merkmale gestellt. Die Ästhetik der Brust sollte durch Notenvergabe von eins bis fünf evaluiert werden. Bei nur einseitig operierten Patientinnen, sollte lediglich die verkleinerte Brust beurteilt werden. Die Vergabe der Note folgte dem Schulnotenprinzip: 1 entspricht sehr gut, 2 gut, 3 befriedigend, 4 ausreichenden und 5 mangelhaft. Unter Verwendung dieses Prinzips wurde die Ästhetik vor dem Eingriff und zum Zeitpunkt des Telefonats erfasst. Wurde die Ästhetik mit ausreichend oder schlechter bewertet, wurde der genau Grund erörtert. Bei allen Patientinnen wurde nochmals explizit auf die resultierende Narbe, als möglichen Störfaktor, eingegangen. Postoperative Eingriffe an der verkleinerten Brust wurden erfragt, um auch externe Eingriffe, welche nicht in den Akten hinterlegt sind, zu erfassen. 26 Von Interesse war ebenfalls, ob die Patientinnen rückblickend den Eingriff erneut durchführen lassen würden. In diese Entscheidung sollten alle Erfahrungen, die mit der durchgeführten Mammareduktionsplastik gesammelt wurden, einfließen. Die Entwicklung der vorbestehenden Beschwerden nach dem operativen Eingriff wurde evaluiert. Ein weiterer Teil der Befragung konzentrierte sich auf die Sensibilität der Brust. Die Sensibilität sollte zum aktuellen Zeitpunkt beurteilt und im Verhältnis zur Empfindung vor dem Eingriff gesetzt werden. Ein weiterer Aspekt der Befragung war die Stillfähigkeit nach einer Brustverkleinerung nach „Erlanger Technik“. Die Patientinnen wurden nach einer Schwangerschaft nach der Brustverkleinerung, ihrem Stillverhalten und dem Erfolg des möglichen Stillversuches befragt. 27 5 Ergebnisse Der Fokus dieser Arbeit liegt auf den 76 beidseitigen Eingriffen nach „Erlanger Technik“. Die Ergebnisse dieses Kollektivs werden vorgestellt. Ergänzend wird stellenweise auf die Ergebnisse des Gesamtkollektivs, den 151 Mammareduktionsplastiken nach „Erlanger Technik“, verwiesen. Die Ergebnisse der beidseitigen Techniken werden teilweise in Beziehung zu den Ergebnissen der einseitigen Eingriffe gesetzt. 5.1 Body-Mass-Index Mit Hilfe des BMI lässt sich das Verhältnis vom Körpergewicht zur Körpergröße einschätzen. Im Durchschnitt waren die Patientinnen 165,1cm groß und wogen 74,6 kg. Der niedrigste Body-Mass-Index betrug 19,8 kg/m² und der maximale 43,7 kg/m². Im Durchschnitt ergab sich ein Wert von 27,4 kg/m². Es gab keine Patientin mit Untergewicht. 69,7 % der Patientinnen waren übergewichtig oder sogar dickleibig. Bei den einseitig operierten war der durchschnittliche BMI 27,2 kg/m². Auch hier war keine Patientin untergewichtig und 68,9 % der Patientinnen hatten einen BMI größer gleich 25 kg/m². 5.2 Operationsdauer Die Operationsdauer betrug im Durchschnitt 192 Minuten. Es gab eine große Spannbreite der Operationsdauer. Die kürzeste dauerte 89 Minuten und die längste 418 Minuten. Bei dem fast siebenstündigen Eingriff erfolgten parallel weitere Eingriffe. Insgesamt wurden bei fünf Patientinnen während der Operation parallel zur Mammareduktionplastik weitere operative Eingriffe durchgeführt. Bei den einseitigen Verkleinerungen betrug die Dauer durchschnittlich 153,4 Minuten. 28 5.3 Resektionsgewicht Wird die Mammareduktion der linken und rechten Seite als eine Einheit betrachtet, wurde im Durchschnitt 1286 g reseziert. Das Resektionsgewicht betrug 240 g und das höchste 3160 g. Häufigkeit 0,25 0,2 0,15 0,1 0,05 0 300 600 900 1200 1500 1800 2100 2400 2700 3000 3300 Gramm Abbildung 8: Verteilung des Resektionsgewichtes-Gesamtgewicht Untersucht man die linke und rechte Seite getrennt, kann ein Resektionsgewicht pro Seite bestimmt werden. Der Mittelwert des Resektionsgewichts der linken Seite betrug 635,4 g und das der rechten Seite 650,7 g. Somit wurde im Durchschnitt 639,3 g pro Brust reseziert. Wird der BMI und das Resektionsgewicht zusammen betrachtet, fällt eine gewisse Korrelation auf. Mit steigendem BMI nimmt auch das durchschnittlich resezierte Gewebe zu. So war die Patientin mit dem maximalen Resektionsgewicht ebenfalls dickleibig. 29 Gramm 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 Normalgewichtig (18,5-24,99 kg/m²) Übergewichtig (25,0-29,99kg/m²) Dickleibig (>30kg/m²) Abbildung 9: Durchschnittliches Resektionsgewicht je Ernährungszustand Bei den einseitigen Eingriffen wurde deutlich weniger Gewebe entfernt. Auf der linken Seite betrug das Resektionsgewicht im Durchschnitt 314,3 g und auf der rechten Seite 244,7 g. Auch das maximal entfernte Gewicht pro Seite unterscheidet sich gravierend. Wurde bei der beidseitigen Mammareduktionsplastik maximal 1590 g aus einer Brust entfernt, waren dies bei der einseitigen Mammareduktion 650 g. 5.4 Kaudaler dermoglandulärer Lappen Eine der Besonderheiten der „Erlanger Technik“ stellt, wie bereits beschrieben, der kaudale dermoglanduläre Lappen dar. Als beschreibende Charakteristika des Lappens wurde die Länge der Basis und der Höhe bestimmt. Die Basisbreite schwankte zwischen 4,5 und 12 cm. Im Durchschnitt betrug die Länge 8,19 cm. In 57,7 % betrug die Strecke der Lappen-Basis zwischen 7 und 9 cm. Die Höhe des kaudalen Lappens wurde kleiner oder maximal genauso lang wie die Basis gewählt. Hier war der kleinste Wert 4 cm und der größte 11 cm. Im Durchschnitt ergab sich eine Höhe von 6,28 cm. 72,5 % der Lappenhöhen hatten einen Wert zwischen 5 und 7 cm. 30 5.5 Drainagen: Anzahl, Dauer und gefördertes Volumen In der Regel wurden zwei Drainagen pro Seite, mit axillärer Ausleitung, eingebracht, lediglich in 4,6 % wurde nur eine Drainage eingelegt. Im Durchschnitt wurden die Drainagen 3,89 Tage belassen. Bei 11 Patientinnen konnten die Drainagen bereits am zweiten postoperativen Tag gezogen werden. Eine Patientin wurde mit liegenden Drainagen entlassen, welche von einem niedergelassenen Kollegen gezogen wurden. Im Mittel förderten die Drainagen 198,9 ml Flüssigkeit pro Seite. Die Spannbreite des geförderten Volumens ist sehr groß und liegt zwischen 5 ml und 515 ml pro Seite. 5.6 Entwicklung der Hämoglobin-Konzentration bei der Mammareduktionsplastik Bei der operativen Vorbereitung wurde venöses Vollblut entnommen. Hieraus wurde unter anderem die Hämoglobin-Konzentration bestimmt. Der niedrigste Wert lag bei 10,8 g/dl und der höchste bei 16,5 g/dl. Im Durchschnitt betrug die HämoglobinKonzentration präoperativ 13,6 g/dl. Die Hämoglobin-Konzentration nach der Operation wurde entweder noch am Operationstag oder im Verlauf des stationären Aufenthalts bestimmt. Die Werte schwankten zwischen 7 g/dl und 14,2 g/dl. Der Mittelwert betrug 10,9 g/dl. Durch den operativen Eingriff und den damit verbundenen Blutverlust wurde die Hämoglobin-Konzentration um mindestens 0,3 g/dl erniedrigt. Im Durchschnitt senkte sich die Konzentration um 2,67 g/dl. Die maximale Verringerung erfolgte von 12,9 g/dl, um den Wert 5,9 g/dl, auf 7,0 g/dl. Nur in diesem Fall war eine Substitution mittels Erythrozyten-Konzentraten erforderlich. 31 Auftreten 30 25 20 Hb prä Op 15 Hb post Op 10 5 0 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Hb Konzentration g/dl Abbildung 10: Verteilung der Hb-Konzentration vor und nach der Mammareduktionsplastik Die Entwicklung der Hämoglobin-Konzentration wurde in Zusammenhang mit der Operationsdauer gesetzt. Es zeigte sich, dass bei durchschnittlich länger dauernden Operationen die Hämoglobin-Konzentration weniger gesenkt wurde. Differenz HbKonzentration in g/dl Durchschnittliche Operationsdauer 0-2 197,35 Minuten 2-4 194,8 Minuten 4-6 187,66 Minuten Abbildung 11: Entwicklung Hb-Konzentration in Bezug zu Operationsdauer 5.7 Antibiotika-Therapie Allen Patientinnen wurde prophylaktisch sowohl intraoperativ, als auch postoperativ für einige Tage Antibiotika verabreicht. In 89,3 % erfolgte die Antibiotika-Therapie mit einem Cephalosporin. Bei den restlichen Patientinnen wurde eine Penicillin-Allergie angegeben. In diesen Fällen erfolgte die Antibiotika-Therapie mit Ciprofloxacin oder Clindamycin. 32 Bei vier Patientinnen wurde eine Antibiotika-Kombination gegeben. Zwei der vier Patientinnen hatten eine Wundinfektion und eine Patientin hatte einen Abszess. Bei einer Patientin wurde eine Therapie mit einem Cephalosporin begonnen. Aufgrund einer Unverträglichkeit wurde im Verlauf auf Ciprofloxacin gewechselt. Cephalosporin Ciprofloxacin Clindamycin Kombination mehrerer Antibiotika 3% 3% 5% 89% Abbildung 12: Aufteilung der unterschiedlichen Antibiotika-Therapien 5.8 Stationäre Aufenthaltsdauer Der stationäre Aufenthalt betrug zwischen zwei und sechzehn Tagen. Die Patientin mit sechzehntägigem stationärem Aufenthalt litt unter einer Nachblutung. Es waren Transfusionen von Erythrozyten-Konzentraten notwendig. Im Durchschnitt blieben die Patientinnen 5,9 Tage stationär im Universitätsklinikum Erlangen. 5.9 Komplikationen Komplikationen wurden gemäß ihrer therapeutischen Versorgung in Minor- und MajorKomplikationen unterteilt. Zu der Gruppe der Major-Komplikationen wurde jegliche Abweichung der Norm gezählt, die ein invasives Vorgehen erforderte. War keine oder nur eine konservative Therapie notwendig, wurde sie der Minor-Gruppe zugeordnet. 33 Insgesamt traten bei 27,1 % der Patientinnen irgendeine Form einer MinorKomplikation und bei 8,4 % eine Major-Komplikation auf. Zusätzlich wurde eine exakte Auflistung der Komplikationen nach „Classification of Surgical Complications“ verwendet [57]. Postoperativ waren kleinere lokale Infekte, Fadengranulome, 2 Fettgewebsnekrosen, eine Mamillennekrose, ein Serom, Abszesse und Nachblutungen aufgetreten. Wundheilungsstörungen und Infekte sind innerhalb der Ereignisse mit 67,6 % die am häufigsten aufgetretenen Komplikationen. Diese beiden Komplikationen traten bei vier Patientinnen auch gemeinsam auf. Lediglich eine der Wundheilungsstörungen benötigte eine sekundäre Naht. Eine weitere Wundheilungsstörung war mit einem Abszess, welcher mit einer Vakuumtherapie versorgt wurde, assoziiert. Insgesamt gab es sechs Patientinnen mit mehr als einer Komplikation. KomplikationsAnzahl grad 1 17 Bezeichnung 14 Wundheilungstörungen 2 Fettgewebsnekrosen 1 Mamillennekrose 2 9 8 Infekte 1 Serom 3a 3 2 Fadengranulome 1 Sekundärnaht bei Wundheilungsstörung 3b 5 3 Blutungen 2 Abszesse Abbildung 13: Auflistung aufgetretener Komplikationen Mit einer Ausnahme zeigte sich alle Wunddehiszenzen entlang der vertikalen Stegnaht oder im Trippelpunkt. Lediglich einmal war die horizonale Narbe betroffen. Bei sieben Patientinnen zeigte sich eine Wundheilungsstörung im Trippelpunkt. Bei fünf Patientinnen zeigten sich beidseitig Wundheilungsstörungen. 34 50 % Prozent der aufgetretenen Komplikationen benötigten keine weitere Therapie und heilten aus. Bei acht Komplikationen war ein invasives Vorgehen notwendig. Zu den invasiven Eingriffen wurden fünf Revisionsoperationen zur Blutstillung oder Abszessausräumung, eine Sekundärnaht, sowie zwei Beseitigungen eines Fadengranuloms gerechnet. Auf die Dauer des Krankenhausaufenthalts hatten die Komplikationen keinen signifikant nachweisbaren Einfluss. Es zeigte sich, dass es mit größeren BMI zu einem prozentual häufigeren Auftreten von Komplikationen kam. Auch das Auftreten von mehreren Komplikationen bei einer Patientin stieg mit zunehmendem BMI. So hatten lediglich 4,34 % der Normalgewichtigen mehrere Komplikationen, bei den Übergewichtigen waren es 5,8 % und bei den dickleibigen Patientinnen 15,78 %. Prozent 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Patientinnen mit mehr als einer Komplikation Patientinnen mit einer Komplikation Normalgewichtig Übergewichtig (18,5-24,99 kg/m²) (25,0-29,99kg/m²) Dickleibig (>30kg/m²) Abbildung 14: Prozentuales Auftreten von Komplikationen je nach Ernährungszustand Bei Patientinnen mit Komplikationen war das durchschnittliche Resektionsgewicht mit 1449,2 Gramm größer als bei den sonst beidseitig operierten. So kam es bei der Patientin mit dem maximalen Resektionsgewicht von 3160 g ebenfalls zu einer Komplikation. 35 Von den 75 einseitig operierten Patientinnen hatten lediglich 12 % eine Wundheilungsstörung. Für alle 151 Eingriffe ergibt sich somit eine Komplikationsrate von 23,8 %. 5.10 Risikofaktoren und deren Einfluss Erhobene Parameter, die allgemein als Risikofaktoren eingestuft werden, sind Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum, Diabetes, ein erhöhtes Thromboserisiko und Hypertonie. 27 Patientinnen hatten Risikofaktoren, davon 22 Patientinnen einen Risikofaktor und fünf Patientinnen zwei Risikofaktoren. Risikofaktor Anzahl Rauchen 9 Regelmäßiger Alkoholkonsum 1 Diabetes mellitus 1 Erhöhtes Thromboserisiko 5 Hypertonie 6 Mehrere Risikofaktoren 5 Abbildung 15: Auflistung Risikofaktoren und deren Verteilung Der Einfluss der Risikofaktoren soll anhand der 27 Risikopatientinnen mit beidseitiger Brustverkleinerung gezeigt werden. Bei 11 (40 %) der 27 risikobehafteten Patientinnen wich der post-operative Verlauf von der Norm ab. Bei zwei Patientinnen traten zwei und bei einer Patientin drei Komplikationen auf. Somit sind 15 aller 34 Komplikationen bei Patientinnen mit einem erhöhten Risiko aufgetreten. 75 % der Major-Komplikationen traten in dem Patientenkollektiv mit Risikofaktoren auf. 36 Prozent 45 40 35 30 Patientinnen mit mehr als einer Komplikation 25 20 Patientinnen mit einer Komplikation 15 10 5 0 Patientinnen behaftet mit Risikofaktor Patientinnen ohne Risikofaktor Abbildung 16: Häufigkeit von Komplikationen mit und ohne Risikofaktor Auf die durchschnittliche Länge des Krankenhausaufenthalts hatten die Risikofaktoren keinen Einfluss. Jedoch förderten die Drainagen im Durchschnitt 56,1 ml mehr als im Vergleich zu Patientinnen ohne Risikofaktoren. Auch ist auffällig, dass alle vier Patientinnen mit postoperativem Sensibilitätsverlust des MAK zu den Risikopatientinnen zählen. 69 der 151 nach „Erlanger Technik“ operierten Patientinnen wiesen einen oder zwei Risikofaktoren auf. Somit sind einseitig operierte Patientinnen über 20 % häufiger mit Risikofaktoren behaftet als beidseitig operierte Patientinnen. Da das Kollektiv der einseitigen Brustverkleinerung mit 75 Patientinnen und der beidseitigen Brustverkleinerung mit 76 Patientinnen nahezu identisch ist, können die absoluten Zahlen der Risikoparameter gut verglichen werden. Es zeigt sich, dass die Verteilung der Raucherinnen, der regelmäßigen Alkoholkonsumentinnen und auch der Diabetikerinnen vergleichbar sind. Jedoch ist das Vorkommen eines Hypertonus bei 20 Patientinnen und eines erhöhten Thromboserisiko bei 18 Patientinnen bei Patientinnen mit einem einseitigen Eingriff sehr viel höher als bei dem Kollektiv der beidseitigen Eingriffe. 37 5.11 ASA-Klassifikation – American Society of Anesthesiologist risk classification Die ASA-Klassifikation gibt Auskunft über chronische Vorerkrankungen und deren Auswirkung auf das Leben der Patientinnen. 62,6 % der Frauen hatten keine Vorerkrankungen. Die restlichen 37,4 % litten an einer Vorerkrankung. Jedoch hatte nur bei einer Patientin die Vorerkrankung einen Einfluss auf den Alltag. Keine der Vorerkrankungen war so massiv, dass eine lebensbedrohliche Situation durch diese hervorgerufen wurde. Die Makromastie wurde nicht als Vorerkrankung eingestuft. Erkrankungen, die in die ASA-Klassifikation einfließen, sind unter anderem Hypertonie, Asthma und Angina Pectoris [5, 185]. Auffällig war das häufigere Auftreten von Komplikationen bei Patientinnen mit einem ASA-Score von zwei. Mit 48,45 % lag die Komplikationsrate der Patientinnen mit einem ASA-Score von zwei deutlich über dem durchschnittlichen Wert von 35,7 %. Die eine Patientin der Gruppe drei hatte keine Komplikation. Einseitig operierte Patientinnen hatten häufiger eine Vorerkrankung und wurden somit auch häufiger der Gruppe zwei und drei zugeordnet. 5.12 Brustform Um die Form einer Brust beschreiben zu können, werden verschiedene Maße verwendet. Im Folgenden wird der Mamillen-Areola-Komplex, der Jugulum-MamillenAbstand und die Steglänge zur Beschreibung verwendet. Bei der Beurteilung der Brustformen wurden voroperierte Patientinnen nicht mit einbezogen. 5.12.1 Mamillen-Areola-Komplex Vor dem Eingriff war der Durchmesser des Mamillen-Areola-Komplexes im Durchschnitt 7,33 cm groß. Der größte Durchmesser lag bei 15 cm. In 28 Fällen war eine Größendifferenz zwischen links und rechts zu messen. Der Größenunterschied lag zwischen 0,5 und 2,5 cm. 38 Nach dem Eingriff gab es keine Seitendifferenzen des Mamillen-Areola-Komplexes. Der durchschnittliche Durchmesser wurde auf 3,88 cm, mit einer Spannbreite zwischen 3,6 und 4,8 cm, deutlich verkleinert. 5.12.2 Steglänge Vor der Brustverkleinerung betrug der Abstand zwischen dem kaudalsten Punkt der Mamille und der Brustumschlagsfalte im Durchschnitt 13,4 cm. Der größte gemessene Abstand betrug 29 cm. Durch den Eingriff wurde die Steglänge auf fünf bis elf Zentimeter verkürzt. Dies entspricht einem Durchschnittswert von 6,62 cm. 5.12.3 Jugulum-Mamillen-Abstand Der Jugulum-Mamillen-Abstand wurde durch die Brustverkleinerung um 8,61 cm verkürzt. Vor dem Eingriff hatte die Strecke, vom Jugulum zur Mamille im Durchschnitt eine Länge von 31,46 cm und nach dem Eingriff von 22,85 cm. Des Weiteren wurde bei 55 Patientinnen eine messbare Seitendifferenz durch den Eingriff beseitigt. 5.13 Subjektive Ästhetik der Brust Die Ästhetik der Brust wurde durch Noten von eins bis fünf beurteilt. Note eins entspricht einer sehr guten Ästhetik und fünf einer mangelhaften. Vor dem Eingriff wurde die Ästhetik der Brüste mit der Durchschnittsnote 4,84 angegeben. Somit wurde die Ästhetik der Brust vor dem Eingriff als mangelhaft eingestuft. Es gab keine Patientin, die ihre Brust mit gut oder sehr gut bewertet hat. Nach dem Eingriff empfanden 20 Patientinnen die Ästhetik ihrer Brust als sehr gut und 24 Patientinnen als gut. Im Durchschnitt wurde die Ästhetik mit 1,78 als gut eingeschätzt. Die sieben Patientinnen, die nicht Note eins oder zwei vergeben haben, gaben hierfür unterschiedliche Gründe an. Drei Patientinnen nannten eine Asymmetrie 39 der Brüste, einer Patientin gefiel die Form der Brust nicht und einer Patientin war ihre Brust nach der Verkleinerung zu klein. Einmal war die Mamille invertiert und bei einer Patientin entwickelte sich im Verlauf eine erneute Ptose der Brust. Als Grund der Ptose gab die Patientin einen enormen Gewichtsverlust an. Prozent 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Ästhetik prä-Op Ästhetik post-Op 1 2 3 4 5 Note Abbildung 17: Subjektiv bewertete Ästhetik der Brust Im Durchschnitt verbesserte sich die ästhetische Zufriedenheit um 3,06 Noteneinheiten. Bei 18 Patientinnen gab es die maximale Verbesserung um vier Noten und bei 23 um drei Noteneinheiten. Lediglich eine Patientin sah keine Verbesserung durch den Eingriff. Werden alle 151 Eingriffe betrachtet, war die ursprüngliche Zufriedenheit mit 4,18 im Durchschnitt um 0,66 Noteneinheiten positiver. Drei Patientinnen empfanden ihre Brust als sehr gut und dreizehn als gut. Das optische Ergebnis wurde im Mittel mit 1,81 angegeben. Somit gibt es hier keinen Unterschied zu dem Ergebnis der beidseitigen Mammareduktionsplastiken. 40 5.14 Optische Begutachtung der Brust Optische Auffälligkeiten der Brüste, sowohl vor als auch nach dem Eingriff, werden hier zusammengefasst. Die Beurteilung des Ptose-Grades erfolgt in einem separaten Abschnitt. Zuerst wird der Zustand vor dem Eingriff dargestellt. 44 Patientinnen hatten, die Größe und Ptose der Brust außer Acht gelassen, eine unauffällige Brust. Bei 23 Patientinnen lag eine Größenasymmetrie der Brüste vor. Fünfzehnmal zeigte sich eine Größendifferenz mit einer größeren Brust auf der rechten Seite und achtmal mit einer größeren Brust auf der linken Seite. Viermal waren die Mamillen invertiert und bei zehn Patientinnen waren die Mamillen entrundet. Bei drei Patientinnen fanden sich Narben an der Brust, die eine Voroperation anzeigten. Nach dem Eingriff zeigte sich bei neun Patientinnen eine optisch sichtbare Asymmetrie der Brüste. Drei der neun Patientinnen stellten sich bereits mit einer Asymmetrie vor. 21 Patientinnen wiesen Auffälligkeiten an den Mamillen auf. 12 Patientinnen entwickelten, unter dem Einfluss des Zugs der Narbe, entrundete Mamillen. Siebenmal waren eine oder beide Mamillen invertiert, wobei eine Patientin zusätzlich eine Teilnekrose der linke Mamille zeigte. Auf die Teilnekrose wird bei der Durchblutung der Mamillen genauer eingegangen. Zweimal war die Höhe der Mamillen ungleich. In beiden Fällen war die Mamille rechts höher positioniert als links. 41 Abbildung 18: Patientin "A" vor Mammareduktion 42 Abbildung 19: Patientin "A" 14 Monate nach Mammareduktion 43 Abbildung 20: Patientin "B" vor Mammareduktion 44 Abbildung 21: Patientin "B" 7 Monate nach Mammareduktion 5.15 Durchblutung des Mamillen-Areola-Komplexes Die Sicherstellung der Durchblutung des Mamillen-Areola-Komplexes stellt einen essenziellen Gesichtspunkt aller Mammareduktionstechniken dar. Bei der „Erlanger Technik“ wird der MAK durch einen kranio-medialen dermoglandulären Stiel versorgt. In 98,7% der Eingriffe wurde die Mamille ausreichend durchblutet. Lediglich bei einer Patientin und nur die linke Mamille betreffend, war die Durchblutung gestört, mit 45 resultierender Teilnekrose der Mamille. Es waren keine weiteren Maßnahmen zur Sicherung der Mamillendurchblutung notwendig. Die Patientin mit der partiellen Mamillennekrose, wog bei einer Größe von 1,71 m 105 kg und hatte somit einen BMI von 35,90 kg/m². Mit einem Resektionsgewicht von 1166 g links und 1157 g rechts liegt die Patientin weit über dem durchschnittlichen Resektionsgewicht. Auch der prä-operative Jugulum-Mamillen-Abstand war mit 40 cm sehr groß. Bei den einseitigen Eingriffen war die Durchblutung des Mamillen-Areola-Komplexes bei allen Eingriffen gewährleistet. Somit war nur bei einer Brust von allen 227 nach „Erlanger Technik“ operierten Brüsten eine Minderdurchblutung der Mamille aufgetreten. Dies entspricht 0,44 %. In 99,56 % ist die Durchblutung der Brust ausreichend gewesen. 5.16 Resultierende Narben 23,5 % der Patientinnen störten sich an den entstandenen Narben. Als Störfaktoren wurde Empfindungsstörung der Narben, gerade bei Wetterumschwüngen, angegeben, sowie die optische Komponente der Narbe, die missfiel. Bei der optischen Begutachtung war bei 16,9 % der Patientinnen, eine Narbenhypertrophie zu beobachten. Jede der objektiv Wundheilungsstörung eingestuften assoziiert. Narbenveränderungen Lediglich eine der war Patientinnen mit mit einer einer Narbenhypertrophie störte sich an ihren Narben. 5.17 Ptosis mammae Mit Hilfe der Klassifikation nach Regnault [172] konnten die Brüste anhand ihrer Ptose in verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Patientinnen mit keiner Ptosis mammae wurde der Wert null zugeteilt, den restlichen Patientinnen der Wert des Grades der Ptose. Um die endgültige Ptsois mammae beurteilen zu können, muss einige Zeit nach der Operation vergehen. Bei der Bewertung des resultierenden Ptoses-Grades wurden daher ausschließlich Patientinnen mit einer Nachuntersuchsungs-Zeitspanne größer einem Jahr beurteilt. 46 Alle Patientinnen wiesen vor dem Eingriff eine Ptose der Brust auf. Bei 70 % von ihnen lag eine Ptose Grad drei vor. Es ergibt sich ein durchschnittlicher Grad von 2,65 vor dem Eingriff. Durch eine Mammareduktion erfolgt gleichzeitig auch eine Straffung der Brust. So kann die Ptose deutlich gebessert werden. 45 % der Patientinnen zeigten nach dem Eingriff keine erneute Ptose und weitere 45 % eine Ptose Grad eins. Keine der Patientinnen entwickelte erneut eine Ptose Grad drei. Im Durchschnitt wurde der PtoseGrad um zwei Einheiten verbessert. Prozent 80 70 60 50 Ptose vor Op 40 Ptose nach Op 30 20 10 0 keine Ptose geringe Ptose moderate Ptose starke Ptose Abbildung 22: Ptose Grad nach Regnault vor und nach Mammareduktion 5.18 Eingriffe nach der Brustverkleinerung Lediglich drei Patientinnen ließen sich nach der Brustverkleinerung erneut an der Brust operieren, um das Ergebnis nachträglich zu verbessern. Einmal wurde eine invertierte Mamille korrigiert, einmal wurde die resultierte Narbe verkleinert und einmal beides zusammen. Sechs Patientinnen gaben an, eventuell in der Zukunft eine Operation durchführen lassen zu wollen. Drei dieser sechs Patientinnen planen sich die Narben verkleinern zu lassen. Die anderen drei wollen sich an der Mamille operieren lassen, zweimal auf Grund einer invertierten Mamille und einmal wegen einer entrundeten Mamille. 47 Diese sechs Patientinnen bewerteten die Ästhetik ihrer Brüste durchschnittlich mit 1,66 für gut. Viermal wurde die Frage nach der optischen Zufriedenheit mit gut und zweimal mit sehr gut beantwortet. 5.19 Stillfähigkeit Über die Stillfähigkeit nach einer Mammareduktionsplastik nach „Erlanger Technik“ kann in dieser Studie keine valide Aussage getroffen werden. Denn lediglich eine Patientin hatte im Zeitraum zwischen der Operation und dieser Studie ein Kind geboren. Der unternommene Stillversuch war nicht erfolgreich. Allerdings war eine gewisse Milchproduktion vorhanden. Die genauen Mengen der geförderten Milch und wie konsequent der Stillversuch unternommen wurde, konnte nicht genauer eruiert werden. 5.20 Sensibilität der Brust 47 (92,2 %) der Patientinnen gaben nach dem Eingriff eine Sensibilität der Brust an. Im Verhältnis zu vor dem Eingriff gaben 17 Patientinnen an, dass die Sensibilität unverändert sei. 28 Frauen gaben eine Hypästhesie und zwei eine Hyperästhesie an. Bei 70 % der Patientinnen mit Parästhesie lag die Operation weniger als ein Jahr zurück. Vier Patientinnen hatten nach dem Eingriff keine Sensibilität in der Brust. Diese vier Patientinnen kamen alle mit mindestens einem Risikofaktor. Bei zwei Patientinnen traten Komplikationen der Gruppe drei auf. 95 % der einseitig operierten Patientinnen weisen postoperativ eine erhaltene Sensibilität auf. Bei 34 Patientinnen war die Sensibilität idem, 23 hatten eine Hypästhesie und eine Patientin eine Hyperästhesie. Lediglich zwei Patientinnen hatten nach dem Eingriff eine deutliche Gefühlsminderung in der Brust. 5.21 Karzinome bei der Mammareduktionsplastik Routinemäßig wurde histopathologischen jedes Resektionspräparat, Auswertung eingeschickt. von In jeder keinem Patientin, Fall war zur eine 48 Mammareduktionsplastik als Therapie eines Karzinoms vorgesehen. Somit stellt jeder auffällige Befund einen Zufallsbefund dar. Bei den beidseitigen Eingriffen wurde bei einer Patientin im resezierten Gewebe ein ductales Mammakarzinom festgestellt. Bei allen 151 Patientinnen konnte in der histologischen Untersuchung in vier Fällen ein Karzinom festgestellt werden. Das bedeutet, dass bei 2,64 % ein Karzinom diagnostiziert wurde. Bei zwei weiteren Patientinnen fiel intra-operativ eine Veränderung des Drüsengewebes auf, das reseziert wurde. Bei der anschließenden histologischen Begutachtung wurde der Verdacht nicht bestätigt. 5.22 Besserung der Beschwerden Die Vielfältigkeit der Beschwerden bei Makromastie wurde bereits in der Einleitung vorgestellt. Es soll hier nicht auf die einzelnen Beschwerden und deren Verlauf eingegangen werden, sondern auf die Entwicklung der Beschwerden in ihrer Gesamtheit. Alle Patientinnen gaben an, durch die Größe ihrer Brust unter Beschwerden zu leiden. Somit handelte es sich bei keiner Operation um einen rein kosmetischen Eingriff. In 78,4 % wurden die Beschwerden durch den Eingriff vollständig behoben. Bei 15,7 % der Patientin trat eine deutliche Besserung der Beschwerden ein, jedoch konnten die Beschwerden nicht gänzlich beseitigt werden. 5,8 % gaben an, keine Besserung der Beschwerden zu verspüren. Zwei der drei Patientinnen, die keine Besserung der Beschwerden verspürten, stuften die Ästhetik ihrer Brüste mit der Note vier ein. Die angegebenen Gründe waren eine Asymmetrie und Ptose. Eventuell hat diese Tatsache auch Einfluss auf die Beurteilung der Besserung der Beschwerden. 5.23 Subjektive Evaluation der Operation Rückblickend sollten die Patientinnen nach allen Erfahrungen, die sie mit der Mammareduktionsplastik gesammelt haben, entscheiden, ob sie die Operation erneut 49 durchführen lassen würden. 94,1 % der Frauen würden sich dem Eingriff erneut unterziehen. Im Folgenden wird auf die drei Patientinnen, welche die Operation nicht erneut durchführen lassen würden, genauer eingegangen. Zwei der drei Patientinnen vergaben für die Ästhetik ihrer Brust, zum Zeitpunkt des Telefonats, die Note drei und eine Patientin die Note zwei. Alle drei gaben ihren Brüsten vor dem Eingriff die Note fünf. Somit wurde die subjektive Ästhetik der Brust durch den Eingriff deutlich gebessert. Alle drei Patientinnen hatten vor dem Eingriff eine Ptose Grad drei. Nach dem Eingriff hatten zwei keine Ptose und eine lediglich Grad eins. Auch die Beschwerden wurden bei zwei Patientinnen durch den Eingriff gänzlich behoben und bei einer teilweise. Jedoch erlitten zwei Patientinnen im Verlauf eine Komplikation. Eine der Komplikationen war ein Abszess, der mit einer Vakuumtherapie behandelt wurde. Die Patientinnen gaben weitere Aspekte an, die sie stören. So wurde die resultierende Narbe und der Verlust der Sensibilität der Brust jeweils von zwei Patientinnen beklagt. Einer Patientin gefiel ihre resultierende Brustform nicht, eine empfand ihre Brust als zu klein und der dritten Patientin missfielen ihre invertierten Mamillen. Auch bei der optischen Betrachtung fielen verbreiterte Narben, sowie entrundete und invertierte Mamillen auf. 50 6 Diskussion Für Olbrich ist Makromastie eine im Verhältnis zur Größe und zum Gewicht der Frau zu große Brust. Eine Operationsindikation ergibt sich aus den daraus resultierenden psychischen und physischen Beschwerden und dem Wunsch der Patientin [158]. Nach Lamperle ist eine medizinische Indikation zur Brustverkleinerung erst ab einem Resektionsgewicht von 400 g gegeben. Ausnahmen macht er bei psychischer Belastung durch Asymmetrie, starke Ptose oder Missbildungen [128]. Über die Jahre wurden sehr viele Techniken und Verfeinerungen der Mammareduktionsplastik veröffentlicht [74, 82, 99, 138, 142, 161, 166, 173]. Daran ist zu erkennen, dass an das Ergebnis des Eingriffes sehr hohe Ansprüche gestellt werden, denen bislang keine Technik im vollen Umfang und bei jeder Patientin gerecht wird [46, 53, 84, 104, 109, 121, 152, 160]. Mit 151 untersuchten Patientinnen und davon 76 beidseits operierten Frauen haben wir eine repräsentative Fallzahl für die von uns bevorzugte „Erlanger Technik“. Dank der guten Fotodokumentation und den im Durchschnitt 4,8 Patientenkontakten, mit einer Nachuntersuchungszeit von bis zu 262 Wochen, also mehr als 5 Jahren, konnte neben dem operativen Verlauf auch der postoperative Verlauf sehr gut evaluiert werden. Durch die Telefonbefragung konnten insgesamt 112 (74,1 %) Patientinnen, von den beidseitig operierten Patientinnen, 67,1 %, telefonisch befragt werden. Dies ist ein weit höherer Prozentsatz als dies durch zugeschickte Fragebögen der Fall gewesen wäre [11, 202]. Des Weiteren fand hierdurch keine Selektion der Patientinnen statt, da sich alle erreichten Patientinnen bereit erklärten, die Fragen zu beantworten. Mit einem Fragebogen hätten eventuell Patientinnen, die mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind, sich nicht die Mühe gemacht den Fragebogen auszufüllen und zurückzuschicken. Somit wären die Ergebnisse möglicherweise verfälscht worden. Eine Mammareduktionsplastik verkleinert das Volumen der Brust und steigert das Selbstwertgefühl, was anhand der hohen Patientenzufriedenheit abgeleitet werden kann [111, 116]. Es handelt sich um eine etablierte, sichere und lang wirksame Operation [19, 28, 51, 52, 75, 78, 79, 97, 103, 143, 160]. In einer Langzeitstudie konnten die positiven Ergebnisse auch 20 Jahre nach der Operation gezeigt werden [143]. Da die Ursache der Beschwerden behoben wird, resultiert eine Besserung oder gänzliche Behebung der Beschwerden [19, 28, 39, 43, 103, 115, 136, 143, 157, 189, 51 202]. In mehreren Publikationen konnte gezeigt werden, dass die Schmerzproblematik in allen Bereichen - der Brust, des Nackens, der Schulter und des Rückens - verbessert wird [19, 28, 39, 66, 72, 116]. Auch die chronischen Kopfschmerzen besserten sich bei circa 50 % der Patientinnen [58]. Wie in unserer Arbeit konnte auch in anderen Studien gezeigt werden, dass sich in über 90 % die Beschwerden besserten oder gänzlich beseitigt wurden [28]. Die hohe Patientenzufriedenheit mit der Mammareduktionsplastik liegt unter anderem an einer verbesserten Beschwerdesymptomatik [12, 24, 31, 74, 82, 99, 138, 142, 161, 166, 173, 174, 199]. Wenn jedoch die physische Mehrbelastung des Körpers, insbesondere der Wirbelsäule, durch das Gewicht der Brust, für längere Zeit besteht, kommt es zu degenerativen Veränderungen [202]. Diese können irreversibel sein und auch nach der Operation weiterhin zu Beschwerden führen. Besonders muss hervorgehoben werden, dass sich die Lebensqualität der Patientinnen, sowohl in beruflichen als auch in privaten und sexuellen Aspekten, signifikant bessert [19, 31, 103, 116, 136, 144, 189, 202]. Horch und Mitarbeiter konnten eine Lebensqualitätsverbesserung bei 95 %. [103], Schnur sogar bei 97 % der Patientinnen nachweisen [189]. Die Patientinnen fühlen sich nach dem Eingriff weiblicher und haben ein größeres Selbstbewusstsein [89, 103, 183, 184, 194, 196, 211, 220]. Die Erholsamkeit des Schlafes wurde gesteigert [37, 200], die Essgewohnheiten besserten sich [119, 134], das Gewicht wurde signifikant reduziert [196] und es wurde mehr Sport getrieben [29, 196, 202]. Wie in dieser Arbeit handelt es sich in den meisten Fällen um einen Eingriff mit medizinischer Indikation und nicht um eine rein kosmetische Korrektur [23, 78, 79, 104, 115]. Um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen ist es jedoch unabdingbar, eine schöne und zu der Patientin passende Brustform zu gestalten. Der desepithelialisierte kaudale Lappen der „Erlanger Technik“ hat, neben den verbesserten Therapiemöglichkeiten von Wundheilungsstörungen in diesem Bereich, einen positiven Effekt auf das kosmetische Ergebnis der Brust. Bereits 1973 beschrieben Ribeiro und Backer die gute Projektion der Brust und einen Zugewinn an Fülle im oberen Pol bei Verwendung eines inferioren parenchymalen Lappens [22, 176]. 52 Einige Autoren beschreiben eine Befestigung des inferioren Lappen durch Nähte oder durch Einbringen von Brustgewebe unter die Faszie des Musculus pectoralis, beziehungsweise den Muskel selbst [35, 67, 82, 177]. Durch solch ein Vorgehen kann der postoperative Schmerz vergrößert werden und es sogar zu Muskelschwäche mit partieller Muskelatrophie kommen [22]. Bei der in dieser Arbeit beschriebenen Technik wird der kaudale Lappen jedoch nicht von seinem Untergrund gelöst und somit ist eine Fixierung nicht notwendig. Hierdurch können Schmerzen reduziert und eine gute Durchblutung sichergestellt werden. In einigen Publikationen wird beschrieben, dass unter Belassen von genügend Gewebe im inferioren Pol der Brust, ein langanhaltend kosmetisch gutes Ergebnis, mit einer geschmeidigen Rundung in den inferioren Teil der Brust, zu erzielen ist [36, 81]. Dies wird mit Erhalt eines kaudalen Lappen erreicht. So war auch lediglich eine Patientin (1,31 %,) mit der resultierenden Brustform nicht zufrieden. Bei der Technik nach Strömbeck bewerteten hingegen nur 56 % ihre Brustform als gut [107]. Neun Patientinnen hatten nach der Mammareduktionsplastik eine Asymmetrie der Brustgröße zwischen links und rechts. Liegt präoperativ eine Asymmetrie vor, ist es für den Operateur schwierig das richtige Resektionsausmaß je Seite zu bestimmen, um die Asymmetrie auszugleichen. Drei der neun Patientinnen hatten bereits vor dem Eingriff eine Asymmetrie der Brüste. Sind die Brüste vor dem Eingriff jedoch gleichgroß, sollte darauf geachtet werden, dass beidseits das gleiche Volumen reseziert wird. Um dies sicher zu stellen, werden vor dem endgültigen Verschluss der Brust beide Seiten miteinander verglichen und das resezierte Gewicht seitengetrennt gewogen. Die genaue Einschätzung ist nicht immer leicht und bedarf langer Erfahrung. Eine bestehende Asymmetrie kann durch eine Fettabsaugung oder eine erneute Resektion behoben werden [156]. Um die Brustform vergleichend anzugeben und objektiv zu bewerten, werden verschiedene Maße gemessen. Der angestrebte Jugulum-Mamillen-Abstand variiert jeweils von Technik zu Technik und von Autor zu Autor. Hall-Findlay strebte bei der inverten T-Technik eine Länge von 22 bis 23 cm an, wohingegen bei der vertikalen Technik 24 bis 25cm erreicht werden sollen [91]. In den meistens Publikationen variiert die Ziellänge, wie die angestrebten und gemessenen Werte der „Erlangener Technik“, zwischen 20 und 25 Zentimetern [11, 22, 25, 60, 160]. Die Steglänge variiert zwischen 53 5 und 8 cm [11, 22, 60, 105]. Bei der hier beschriebenen Technik wurde die Größe der Mamille an die Form der Brust angepasst. Dies war bei anderen Techniken nicht immer der Fall. So wurde in einer Publikation immer ein Mamillen-Areola-Durchmesser von 4 cm verwendet [207]. In einer anderen Publikation variierte der Durchmesser der Areola zwischen 4 und 4,5 cm [22]. Vergleichend wurde in dieser Studie mit durchschnittlich 3,88 cm ein kleinerer Durchmesser der Areola gewählt. Einen großen Einfluss auf die Ästhetik der Brust hat die Lage, Form und Symmetrie der Mamillen. Wie auch bei der „Erlanger Technik“ orientiert sich die Mamillenlage bei fast jeder Technik an der Brustumschlagsfalte [91, 110, 154]. Wird die Lage der Mamille nach dem Eingriff als zu tief sitzend bewertet, kann dies durch eine Hautentnahme oberhalb der Mamille korrigiert werden. Sitzt sie jedoch zu hoch, ist eine Korrektur nur schwierig umsetzbar [156]. Diese Tatsache sollte beim Einzeichnen der späteren Mamillenlage berücksichtigt werden. Bei zwei Patientinnen war die Lage der Mamillen asymmetrisch. In beiden Fällen war die rechte Mamille höher lokalisiert als die Gegenseite. Bei einer Korrektur konnte dies behoben werden. Eine Komplikation stellt die Invagination der Mamille dar. Diese ist nach „Erlanger Technik“ in 9,21 % der Fälle aufgetreten. Bei Mammareduktionspalstiken nach Strömbeck ist dies mit 18 % dokumentiert [107]. Im Gegensatz zu anderen Techniken wurde bei keiner Patientin eine Größendifferenz zwischen der linken und rechten Areola im Verlauf beobachtet [207]. Allerdings traten in 15,8 % der Fälle entrundete Mamillen auf. Im Vergleich zur Literatur mit Angaben von bis zu 26 % ist dies eine geringe Rate [70]. Bei jedem plastisch-chirurgischen Operationsverfahren wünscht ein gewisser Prozentsatz der Patienten postoperativ ästhetische Korrekturen. Gründe hierfür sind durch die Operation entstandene kosmetische Defizite des Gesamtergebnisses. Bei unseren Patientinnen waren dies unschöne Narben und invertierte Mamillen. HallFindlay empfindet ästhetische Korrekturen in Höhe von 5 % für nicht ungewöhnlich und akzeptabel [91]. In unserer Arbeit ließen sich drei Patientinnen (3,9 %) erneut operieren, um das kosmetische Ergebnis zu verbessern. In der Literatur sind Häufigkeiten zwischen 0,3 % und 14,7 % angegeben [28, 76, 91, 137]. Sechs Patientinnen gaben an, sich vorstellen zu können, Korrektureingriffe in Zukunft durchführen zu lassen. All diese Patientinnen bewerteten die Ästhetik ihrer Brüste mit 54 den Noten gut oder sehr gut. Hieraus kann abgeleitet werden, dass eine nachträgliche Korrektur nicht zwangsläufig für ein unzufriedenes Ergebnis steht, sondern vielmehr als ein Versuch der weiteren Optimierung anzusehen ist. Aufgrund der Vielfältigkeit gehört die inverte T-Technik zu den beliebtesten Techniken der Mammareduktionsplastik [100, 128]. Jedoch bringt diese Technik auch Nachteile mit sich. Ein negativer Aspekt dieser Technik ist die große Narbe [95]. So wurden die resultierenden Narben von 23,8 % der Patientinnen als störend eingestuft. Bei der Mammareduktionsplastik nach Strömbeck, ebenfalls eine Technik mit inverter T-Narbe, empfanden 15 % der Patientinnen die Narben als störend [107]. In einer anderen Arbeit missfielen 19,2 % der Frauen die Narben [70]. Bei der Mammareduktionsplastik nach McKissock bekundeten über die Hälfte der Patientinnen die Narben als unschön und als zu groß [11]. Auffällig war, dass sich Patientinnen mit einer Narbenhypertrophie nicht gesteigert an der Narbe störten. So bewertete nur eine Patientin mit Narbenhypertrophie ihre Narben als störend. Davon ausgehend kann vermutet werden, dass weniger die Ästhetik der Narbe ausschlaggebend ist, als die Narbe an sich. Wichtig ist, darauf zu achten, dass die horizontale Narbe in der Brustumschlagsfalte verschwindet und nicht medial oder lateral der Brust zu sehen ist [61]. In 16,9 % wurde eine Narbenhypertrophie festgestellt. Jede dieser Narbenhypertrophien war mit einer Wundheilungsstörung verbunden. Dieser Zusammenhang wurde bereits publiziert [50]. In einer Studie mit kurzer L-Narbe wurden bei 38,7 % der Patientinnen eine verbreiterte Narbe dokumentiert [207]. In anderen Veröffentlichungen variierte das Vorkommen von Wunddehiszenzen zwischen 2,2 % und 16 % [61, 108, 145, 201]. Die Aussage, dass jüngere Patientinnen eine deutlich schlechtere Narbenbildung haben als ältere, konnte bei unseren Patientinnen nicht bestätigt werden [102, 128, 205]. Einen erheblichen Einfluss auf die resultierende Narbe hat die Technik und Sorgfalt der Durchführung der Intrakutannaht. So kann eine unregelmäßige Stichfolge, ein zu großer Fadenabstand oder ein Missverhältnis zwischen mechanischer Beanspruchung und gefasstem Gewebsanteil, zu unschönen Narben führen [33]. Ein effektives Mittel, einer Narbenhypertrophie vorzubeugen, stellt nach gängiger Meinung das Tragen eines Stütz-BHs dar [102, 128, 137, 201]. Hierdurch werden die Zugkräfte auf die Narbe verringert und eine Narbendehiszenz verhindert [33]. Aus diesem Grund wurde den Patientinnen dieser Studie noch während ihres stationären Aufenthalts ein Stütz-BH angepasst und das Tragen für 6 Wochen empfohlen. Um einer 55 Überpigmentierung der Narbe vorzubeugen, sollte das Operationsgebiet bis zur vollständigen Ausheilung vor UV-Strahlung geschützt werden [33]. Allgemein kann bei dieser Thematik jedoch gesagt werden, dass eine schöne Brustform insgesamt für die Patientinnen wichtiger war als die reine Narbenlänge. Die erneute Entwicklung einer sekundären Ptosis mammae durch Verlust der Gewebselastizität stellt einen natürlichen Prozess dar [120]. In einer Studie entwickelte sich bei einer Patientin eine erneute Ptose in so gravierenden Maß, dass eine erneute Operation durchgeführt wurde [160]. In einer anderen Arbeit wurden 16 % mit einer Ptose Grad 1 gelistet [207]. In dieser Studie sind mit 45 % im Vergleich viele Patientinnen mit erneutem Ptose Grad 1 festgestellt worden. Durchschnittlich lag die Operation der beurteilten Patientinnen über 2 Jahre zurück. Dies ist eine sehr lange Zeitspanne und rechtfertigt das Ergebnis. Bei der Mammareduktionsplastik ist der Operateur bemüht, eine schöne und passende Brustform zu erzeugen. Hierbei sind die Konstitution und persönlichen Bedürfnisse der Patientin seine wichtigsten Orientierungspunkte [17]. Wie in unserer Studie waren die meisten Patientinnen mit dem ästhetischen Ergebnis sehr zufrieden. In den publizierten Studien wurden unterschiedliche Einteilungen zur Bestimmung der Ästhetik verwendet und somit ist kein direkter Vergleich möglich. Jedoch lag in den meisten Studien die durchschnittliche Bewertung der Ästhetik zwischen gut und sehr gut [11, 25, 38, 60, 76, 207]. Die Beurteilung ist gerade in Bezug auf die präoperative Beurteilung, mit der durchschnittlichen Note mangelhaft, sehr erfreulich. Die präoperative Einstufung war bei Patientinnen mit einer einseitigen Brustverkleinerung besser als bei Patientinnen mit beidseitiger Brustverkleinerung. Dies ist damit zu erklären, dass bei einseitigen Eingriffen das Problem meist nicht in der zu operierenden Brust liegt, sondern auf der Gegenseite. Die Beurteilung der Ästhetik beschränkte sich jedoch ausschließlich auf die zu operierende Brust. Die Mammareduktionsplastik stellt in diesen Fällen eine Anpassung der Brüste dar. Auch wenn das primäre Ziel der Brustverkleinerung die Behebung der Beschwerden ist, spielt die Ästhetik der Brust eine wichtige Rolle [92, 207]. Dies gelingt, im Besonderen mit Blick auf die Form der Brust, mit der „Erlanger Technik“ sehr gut. Die Antwort auf die Frage, ob man die Operation erneut durchführen lassen würde, hat eine starke Aussagekraft über die Gesamt-Zufriedenheit der Patientinnen und die subjektive Einstufung der Operation. Denn bei der Beantwortung fließen alle mit der 56 Operation verbundenen Erwartungen, Eindrücke, Erfahrungen, Schmerzen und Freuden ein. Somit kann dies als eine Evaluation aller Parameter betrachtet werden und gibt Auskunft, ob die Vorteile oder Nachteile überwiegen. Genauso wie in unserer Studie würden auch bei anderen Techniken mehr als 90% die Operation erneut durchführen lassen [22, 52, 107, 202]. Mit einer der höchsten Patientenzufriedenheitsgrade aller plastischen Eingriffe ist die Mammareduktionsplastik für die Patientinnen, aber auch für den Operateur, ein positiver Eingriff [156]. Trotz der hohen Patientenzufriedenheit sollte man stets versuchen, Verbesserungsmöglichkeiten zu entdecken und umzusetzen [76]. Der Mammareduktionsplastik wird auch eine prophylaktische Wirkung gegen das Mammakarzinom zugeschrieben [29, 159, 209]. Epidemiologische Studien zeigen ein geringeres Auftreten von Mammakarzinomen in verkleinerten Brüsten [7, 27]. Eine mögliche Erklärung kann sein, dass Karzinomvorstufen oder Karzinome bei einer Brustverkleinerung entfernt werden [30, 44, 159, 198]. Auch bei unseren Patientinnen wurde in einem Resektat ein Karzinom gefunden. In großen Studien werden zwischen 0,5% bis 0,8% Karzinome gefunden [44, 167]. Die verkleinerte Brust lässt sich leichter und genauer abtasten. Eine Veränderung kann somit schon in früheren Stadien erkannt und therapiert werden [29]. In einer Studie wird eine Brustverkleinerung als Alternative zur prophylaktischen Mastektomie bei HochRisikopatientinnen vorgeschlagen [209]. In einer Nachuntersuchung über einen Zeitraum von 7,5 Jahren konnte eine signifikante Reduktion des Auftretens eines Mammakarzinoms um 28 % festgestellt werden [21]. Einige Autoren empfehlen nach einer Mammareduktion eine Mammographie durchführen zu lassen. Diese Empfehlung hat zum Ziel, später auftretende Veränderungen besser von dem Narbengewebe abgrenzen zu können [34, 107, 180]. Jedoch wurde auch in der Literatur berichtet, dass es in den meisten Fällen keine diagnostischen Schwierigkeiten nach einer Mammareduktion gibt [70, 107, 118]. Bei der Therapie der Makromastie stehen sich, wie so oft in der Medizin, die konservativen und chirurgischen Ansätze gegenüber. Die konservativen therapeutischen Möglichkeiten können jedoch lediglich die Symptome, nicht jedoch die Ursache der Beschwerden, das große Gewicht der Brust, beheben. Therapiemaßnahmen wie Sport, Krankengymnastik, Gewichtsabnahme, Massagen aber auch Schmerzmittel zielen darauf ab, die physischen Symptome zu 57 lindern. Um mit der psychischen Belastung besser zurecht zukommen, kann eine Psycho- und Verhaltenstherapie durchgeführt werden [95, 190, 195, 202]. Eine Ausnahme bildet die medikamentöse Therapie der juvenilen Makromastie. Hier kommen ein Dopaminagonist (Bromocriptin), Danazol und Tamoxifen zum Einsatz. Durch dieses Verfahren kann in bis zu 80 % der Fälle ein weiteres Wachstum der Brust verhindert werden. Das bestehende Volumen der Brüste kann jedoch nicht verringert werden [77, 163]. Die angesprochene medikamentöse Therapie lässt sich mit einem chirurgischen Eingriff kombinieren. Dies ist besonders bei der infantilen Makromastie sinnvoll, da eine Neigung zu Rezidiven besteht [26, 163]. In Studien konnte die finanzielle Mehrbelastung und Ineffizienz der konservativen Therapien aufgezeigt werden [43, 190] .Somit gibt es keine adäquate Alternative zur chirurgischen Therapie. Einen negativen Aspekt einer Operation stellen die im Verlauf auftretenden Komplikationen dar. Unsere Komplikationen wurden nach dem Vorbild der strengen „Classification of Surgical Complications“ gruppiert [57]. Hierbei handelt es sich um eine Weiterentwicklung der 1992 vorgestellten Klassifikation [41]. Die Klassifikation wurde vor der Publikation an 6336 Patienten getestet und wird international von mehr als einhundert Chirurgen in mehreren Fachgebieten verwendet [57]. Die Graduierung der Komplikationen folgte diesem Modell, um eine standardisierte und somit auch vergleichbare Aufstellung der Komplikationen zu erhalten. Als Komplikation wurde jede Abweichung vom normalen Heilungsprozess eingestuft. Ein ästhetisch nicht zufriedenstellendes Ergebnis der Mammareduktionsplastik wurde nicht als Komplikation gewertet. Die Einstufung der Komplikationen erfolgte anhand der Art und dem Grad der erforderlichen Invasivität der Therapie. Diese Vorgehensweise ist im Besonderen für retrospektive wissenschaftliche Arbeiten gut geeignet, da sonst die Schwere einer Komplikation nur schlecht evaluiert werden kann. Die Einteilung basiert auf klaren Vorgaben und lässt subjektiven Interpretationen nur geringen Raum [41, 57]. Die Komplikationsrate betrug für alle Eingriffe zwar 23,8 %. Jedoch wich die Komplikationsrate der beidseitigen Eingriffe mit 35,5 % stark von der Komplikationsrate der einseitigen Eingriffe mit 12 % ab. Es gibt mehrere Gründe für die wesentlich niedrigere Komplikationsrate bei den einseitigen Eingriffen. Auch wenn die Eingriffszahlen, mit 76 beidseitigen und 75 einseitigen Eingriffen, nahezu identisch sind, wurden bei beidseitig operierten Patientinnen doppelt so viele Brüste operiert. Das 58 durchschnittliche Resektionsgewicht war im Vergleich bei beidseitig operierten Patientinnen mit 643 g pro Seite, weit mehr als doppelt so groß, als bei einseitigen Eingriffen, mit 276 g. In mehreren Studien konnte eine steigende Inzidenz von Komplikationen bei zunehmendem Resektionsgewicht nachgewiesen werden [51, 97, 145, 189, 204, 224] .Die Operation dauerte bei Verkleinerung beider Brüste durchschnittlich 39,35 Minuten länger, was wiederum einen Risikofaktor für Komplikationen darstellt. Die angegebene Höhe der Komplikationsrate bei Mammareduktionsplastiken variiert sehr stark von Publikation zu Publikation. Die Spannbreite reicht von 6,5 % bis zu 34 % [11, 25, 115, 137, 160, 165, 201]. Da es keine einheitliche Festlegung gibt, was als Komplikation gewertet wird, ist es sehr schwierig die Komplikationsraten unterschiedlicher Publikationen miteinander zu vergleichen. Bei einer Studie wurde kein Infekt als Komplikation gelistet [160]. Ob Infektionen im Verlauf dieser Studie nicht vorkamen oder diese nicht als Komplikation gezählt wurden, ist nicht ersichtlich. In einer anderen Arbeit wurden auch ästhetische Korrekturen, beispielsweise eine operative Behebung einer invertierten Mamille, als Komplikation gewertet. Gleichzeitig wurden nur Komplikationen mit invasiver Therapie gelistet [25]. Somit muss, um einen Vergleich ziehen zu können, die prozentuale Häufigkeit einzelner Komplikationen betrachtet werden. Jedoch schwanken auch diese Häufigkeiten in den jeweiligen Publikationen stark. Revisionsbedürftige Nachblutungen wurden mit 0,3 % und 2,7 % angegeben [28, 205, 208]. In der Literatur ist das Auftreten von Blutungen auch mit Werten von 4,9 % zu finden [145]. In einer Arbeit, mit keinen revisionsbedürftigen Nachblutungen, wurde zur Blutstillung ein Argon-Plasma-Koagulationsgerät verwendet [61]. Positiv war, dass lediglich eine Patientin in unserem Kollektiv eine Bluttransfusion benötigte. In einer Arbeit wurde vor Durchführung der Mammareduktionsplastik routinemäßig Eigenblut abgenommen und bei 7,1 % der Patientinnen postoperativ transfundiert [201]. Gegen eine routinemäßige Eigenblutentnahme spricht ein hoher Kostenaufwand, das Lagerungsproblem und die Möglichkeit der Kontamination [42]. Basierend auf der Tatsache, dass lediglich 1,32 % der Patientinnen transfusionsbedürftig waren, erscheint eine routinemäßige Eigenblutentnahme bei der „Erlanger Technik“ nicht notwendig. 59 Der intraoperative Blutverlust kann durch Verwendung eines Lokalanästhetikums mit Adrenalinzusatz auf ein Viertel reduziert werden [203, 205]. Jedoch besteht dann oftmals durch die postoperative auftretende Hyperämie erneut ein gehäuftes Nachblutungsrisiko. Winkel et al. konnte keine signifikante Korrelation zwischen Operationszeit einer Mammareduktionsplastik und dem Blutverlust feststellen [217]. Der Blutverlust kann durch die Veränderung der Hämoglobin-Konzentration abgeschätzt werden. So senkte sich die Hämoglobin-Konzentration durchschnittlich um 2,67 g/dl ab. Bei der einzigen transfusionsbedürftigen Patientin wurde er um 5 g/dl gesenkt. Das Vorkommen einer Fettgewebsnekrose wurde zwischen 0,6 % [70] und 9 % [108] und das eines Seroms zwischen 3,7 % [145] und 4 % [201] in Publikationen beschrieben. Abszesse traten bei der „Erlanger Technik“ im Vergleich zur Literatur mit einer Häufigkeit von 2,6 %, selten auf [20, 51, 162, 189]. In Publikationen, bei denen ebenfalls prophylaktisch ein Antibiotikum zu einer Mammareduktionsplastik gegeben wurde, traten Infekte mit einer Häufigkeit von 0,6 % bis 11 % auf [61, 98, 117]. Die routinemäßige Gabe eines Antibiotikums führt nicht nur zu einer Senkung der Infektionsrate, sondern auch indirekt zu einer besseren Wundheilung [91]. Wie in dieser Arbeit stellt in anderen Studien, unabhängig von der verwendeten Technik, die Wundheilungsstörung die häufigste Komplikation dar [156, 160]. Auch hier variieren die Angaben zu Häufigkeit des Auftretens von 4,6 % bis 30 % stark [11, 43, 148, 160]. Eine klassische Lokalisation der Wundheilungsstörung, bei Techniken mit inverter T-Narbe, ist die vertikale Naht und ganz besonders der Tripelpunkt. Hierbei handelt es sich um den Schnittpunkt der vertikal und horizontal verlaufenden Narbe, im kaudalen, mittigen Bereich der Brustbasis [156]. Um bei Auftreten einer Wundheilungsstörung in diesem gefährdeten Areal nicht zwangsläufig eine Sekundärnaht oder weitere Korrekturen durchführen zu müssen, wird in der „Erlanger Technik“ genau an dieser Stelle der kaudale desepithelialisierte Lappen belassen. Eine Mamillennekrose ist eine mit der Mammareduktion assoziierte Komplikation [95]. Das Auftreten einer Nekrose der Mamille wird in der Literatur zwischen 0,6 % und 6 % angegeben [98, 117]. In einigen Studien ist weder eine partielle noch eine totale Mamillennekrose beobachtet worden [160]. Die vaskuläre Versorgung der Mamille erfolgt meist durch einen Stiel. Hierbei kann es sich um einen superioren, inferioren, 60 medialen oder lateralen Stiel handeln [22, 86, 94, 156, 160, 197]. In einer der „Erlanger Technik“ vergleichbaren Technik, mit superiorem dermoglandulärem Stiel und inferiorem Lappen, wurde bei 83 behandelten Patientinnen keine Mamillennekrose beobachtet [22]. Bei der Technik nach Robbins mit superiorem Stiel wurde in 1,92 % eine partielle Mamillennekrose festgestellt [178]. Eine gesteigerte Problematik der Durchblutung des Mamillen-Areola-Komplexes ist bei Verwendung eines sehr langen Stiels beschrieben worden [146]. Robbins postulierte ebenfalls, dass bei einem zu langen Stiel ein großes Risiko der Minderdurchblutung der Mamille besteht. Dies liegt nicht an dem vaskulären System des dermoglandulären Stiels, sondern an dem erhöhten Druck auf den Stiel beim Verschließen der Brust [178]. Kann die Sicherstellung der Durchblutung nicht mit einem Stiel erfolgen, kann eine freie Nippel Transplantation angewendet werden [47, 48, 83, 95]. Bei präoperativen Jugulum-Mamillen-Abstand größer 40 cm wird in der Literatur die Verwendung einer freien Transplantation des Mamillen-Areola-Komplexes diskutiert [158]. Die Patientin in dieser Studie mit einer partiellen Mamillennekrose, hatte einen präoperativer Jugulum-Mamillen-Abstand von 40 cm. Die Komplikationsraten dieser Arbeit sind mit denen der allgemeinen Literatur vergleichbar. Jedoch werden in anderen Studien nicht nur beidseitige Mammareduktionensplastiken, bei welchen ein erhöhtes Komplikationsrisiko vorliegt, einbezogen. Die Senkung der Komplikationsrate ist ein wichtiges Ziel, sowohl im Hinblick auf das Wohl der Patientinnen, als auch im Bezug auf die Kosten. In mehreren Studien konnte die finanzielle Mehrbelastung durch Komplikationen gezeigt werden [63, 64, 122, 141, 169]. Mekel et al [153] gelang eine Senkung der perioperativen Komplikationsrate von 35,4% auf 21,2% durch qualitätssichernde Maßnahmen. Diese Maßnahmen umfassen die prospektive Dokumentation von Daten wie Brustgröße, Resektionsausmaß, Transfusionen, Komplikationen, Patientenzufriedenheit und noch weiteren. Im Universitätsklinikum Erlangen geht man auf gleiche Art und Weise vor. In einigen Studien wurde eine klare Verbindung zwischen Rauchen und einer verzögerten Wundheilung gezeigt [50, 98]. Es konnte sogar eine Verdopplung der Häufigkeit gesehen werden [8]. Die von uns untersuchten Risikofaktoren stellen systemische Risikofaktoren dar. Bei Patientinnen mit Risikofaktoren sind im Verlauf mehr Komplikationen aufgetreten als 61 dies bei Patientinnen ohne Risikofaktoren der Fall ist, wobei keinem der einzelnen Faktoren ein spezielles Gewicht zugeordnet werden konnte. Neben den systemischen Risikofaktoren sollten auch lokale Risikofaktoren beachtet werden. So kann ein großer Jugulum-Mamillen-Abstand oder ein großes Resektionsgewicht die Operation erschweren und zu Komplikationen führen. Die Bedeutung dieser Risikofaktoren wird besonders bei einem Vergleich der einseitigen und beidseitigen Mammareduktionensplastiken deutlich. So zeigte sich der postoperative Verlauf bei beidseitigen Verkleinerungen weitaus komplikationsreicher als bei einseitigen Verkleinerungen. Patientinnen mit einer einseitigen Verkleinerung hatten eine Komplikationsrate von 12 %, dagegen Patientinnen mit einer beidseitigen Mammareduktionsplastik eine Komplikationsrate von 35,5 %. Bei den beidseitigen Verkleinerungen war das durchschnittliche Resektionsgewicht mit 643 g weitaus größer als bei einseitigen Eingriffen mit 276 g. Beidseitige Mammareduktionsplastiken werden meist bei der Indikation einer Makromastie durchgeführt. Bei einseitigen Eingriffen stellt nicht die Größe der Brust per se das Problem dar als vielmehr die Asymmetrien der Brüste. Somit kann davon ausgegangen werden, dass bei beidseitigen Operationen der präoperative JugulumMamillen-Abstand größer war, als bei einseitigen Mammareduktionsplastiken. Ein genauer Vergleich ist leider nicht möglich, da bei einseitigem Vorgehen der JugulumMamillen-Abstand zu selten dokumentiert wurde. Aufgrund der erheblichen Differenz der Komplikationsraten kann davon ausgegangen werden, dass lokale Risikofaktoren einen starken Einfluss auf das Auftreten von Komplikationen haben. Lokalen Risikofaktoren sollte eine größere Bedeutung als systemischen Risikofaktoren zukommen. Denn auch wenn bei einseitig operierten Patientinnen häufiger systemische Risikofaktoren dokumentiert wurden, wich aufgrund geringerer lokaler Risikofaktoren der postoperative Verlauf seltener von der Norm ab als dies bei beidseitig operierten Patientinnen der Fall war. Die ASA-Klassifikation teilt Patientinnen nach ihren Vorerkrankungen und deren Schwere ein [5, 185]. Da nur eine Patientin der Gruppe drei zugeteilt wurde, wird die Auswertung auf Unterschiede zwischen der ersten und zweiten Gruppe begrenzt. Somit werden Patientinnen ohne oder nur mit geringen Vorerkrankungen und Patientinnen mit Vorerkrankungen verglichen. Da diese Einteilung umfangreich, komplex und vor allem prospektiv erfolgt, konnte ein deutlicher Anstieg der Komplikationen von Gruppe eins 62 zu Gruppe zwei gesehen werden. Die Differenz der Komplikationsraten war bei der Unterteilung der Patientinnen in risikofreie und risikobehaftete Patientinnen geringer ausgeprägt. Zu den Risikofaktoren werden unter anderem Rauchen, regelmäßiger Alkoholkonsum und Hypertonie gerechnet. Patientinnen mit einer einseitigen Mammareduktionsplastik hatten mehr Vorerkrankungen und wurden somit häufiger einer höheren Gruppe nach der ASAKlassifikation zugewiesen. 81,47 % der einseitig operierten Patientinnen wurden der zweiten oder dritten Gruppe zugeteilt. Bei den beidseitigen Mammareduktionsplastiken waren es 37,33 %. Betrachtet man ausschließlich diese Verteilung, erwartet man bei den einseitigen Brustverkleinerungen eine weitaus höhere Komplikationsrate, als bei den beidseitigen Brustverkleinerungen. Jedoch traten deutlich weniger Komplikationen auf. Daraus wird erneut der große Einfluss des Resektionsgewichtes und der lokalen Risikofaktoren deutlich. Arbeiten, in welchen mehrere Operationstechniken der Mammareduktionsplastik untersucht wurden, konnten keine Auswirkung der Technik auf die Komplikationshäufigkeit ausmachen [6, 201]. Der beobachtete Anstieg der Komplikationsrate mit Zunahme des BMIs konnte genauso, wie der Zusammenhang zwischen höherem Resektionsgewicht und einer erhöhten Komplikationsrate, in anderen Studien bestätigt werden [6, 18, 193, 201, 204]. In anderen Studien wiederum konnte diese Korrelation zwischen BMI, aber auch Resektionsgewicht und Komplikationen nicht bestätigt werden [51, 78, 79, 147, 181, 189, 202]. Ein Autor forderte, Patientinnen mit einem BMI größer 25 kg/m² nicht zu operieren, sondern erst zum Abnehmen zu bewegen. Allerdings gab er auch an, dass das Gewicht alleine keine Kontraindikation darstellt, denn die positiven Effekte der Mammareduktionsplastik überragen das erhöhte Risiko einer Komplikation [20]. Diese Forderung wäre auch nicht umsetzbar, denn viele Frauen, die sich einer Mammareduktionsplastik unterziehen, sind übergewichtig. 68,92 % unserer Patientinnen hatten einen BMI größer 25 kg/m². Dies ist mit anderen Angaben vergleichbar. Es wurde ein durchschnittlicher BMI von 27,2 kg/m² angegeben, wobei 62,2 % übergewichtig waren [202]. Es wurde sogar in einer Studie von einem BMI von 31,2 kg/m² im Durchschnitt berichtet [160]. 63 In einer Arbeit wird das verbreitete Übergewicht in der westlichen Welt mit dem gehäuften Auftreten der Makromastie in Verbindung gebracht [6]. Dazu würde Strömbeck’s These passen. Diese besagt, dass mit Zunahme des Körpergewichts um ein Kilogramm die Brust um zwanzig Gramm schwerer wird [205]. Aufgrund dieser Gewichtszunahme der Brust konnte bei unseren Patientinnen auch mit steigendem BMI mehr Volumen reseziert werden. Ein hoher BMI hat negative Einflüsse auf sehr viele Aspekte des postoperativen Verlaufs. Mit einem BMI größer 30 kg/m² haben Patientinnen ein reales Risiko, nach einer Mammareduktionsplastik eine tiefe Venenthrombose oder eine Lungenembolie zu bekommen [222]. Auch steigt mit der Adipositas die Häufigkeit des Auftretens einer Mamillen- und Fettgewebsnekrose [98, 205]. Mit einem durchschnittlichen Resektionsgewicht von 643 g pro Brust wurden mit der „Erlanger Technik“ sehr große Brüste verkleinert. Bei der Arbeit mit einem der „Erlanger Technik“ ähnlichen Vorgehen war das Durchschnittsgewicht mit 680 g ebenfalls sehr groß[22]. Bei Robbins wurde durchschnittlich 456 g reseziert [178], bei Operationen nach McKissock 445 g [11] und bei einer Technik mit einer L-Narbe 340 g. Bei der Technik mit kurzer L-Narbe betrug das maximale Resektionsgewicht 760 g [207]. Ein großer Vorteil der „Erlanger Technik“ ist, dass beinahe jede Form und Größe einer Brust mit dieser Technik operiert werden kann. Selbst Hall-Findlay, die eine eigene Technik entwickelt hat, benutzt bei einer großen Reduktion eine inverte T-Technik [91]. Strömbeck [204] und Lewis [131] stellen unabhängig voneinander mehrere Anforderungen an eine Technik zur Brustverkleinerung. So muss sie einfach sein, die Sensibilität der Brustwarze muss genauso wie die Stillfähigkeit erhalten bleiben. Das kosmetische Ergebnis soll lang anhalten und die Narben sollen nur geringfügig zu sehen sein. Die Stillfähigkeit stellt somit einen sehr wichtigen Punkt bei der Mammareduktionsplastik dar. Da nur eine Patientin unseres Patientenkollektivs nach der Mammareduktionsplastik schwanger wurde und bei ihr nach eigenen Angaben nur eine geringe Milchproduktion vorhanden war, ist es nicht möglich eine Aussage über die postoperative Stillfähigkeit zu treffen. In anderen Arbeiten schwankt die Rate der Stillfähigkeit zwischen 0 % und 100 % [4, 6, 54, 61, 83, 102, 137, 140, 208]. Es wurde sogar berichtet, dass Frauen nach einer freien Nippeltransplantation stillen konnten [40]. 64 Vergleichbar mit der nicht operierten Bevölkerung stillen 30 % der Frauen mit verkleinerten Brüsten [32, 96]. Auf eine postoperative Stillfähigkeit scheint die Menge der erhaltenen Brustdrüse, die Kontinuität zwischen Areola und Brustdrüse, als auch die Sensibilität der Mamille Einfluss zu haben [61, 137, 140, 208]. Die Stillfähigkeit ist besonders wichtig in Hinblick auf junge Patientinnen, die ihre Familienplanung noch nicht abgeschlossen haben. Bei uns war die jüngste Patientin 16 Jahre alt und 50 % der Patientinnen waren jünger als 35 Jahre. Diese Altersverteilung ist mit anderen Arbeiten vergleichbar, [11, 22, 178, 202] wobei es auch Studien mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren und 49 Jahren gibt [160, 207]. Auch wenn ein Alter von 16 Jahren als sehr jung erscheint, lässt sich die Indikation zur Operation rechtfertigen, da gerade bei jungen Frauen das Selbstbewusstsein stark unter einer Makromastie leidet [89]. Die enorme psychische Belastung einer Makromastie kann aus der subjektiv als mangelhaft eingestuften Ästhetik der eigenen Brüste abgeleitet werden. Im Durchschnitt wurde die Ästhetik der Brust mit der schlechtesten zu vergebenden Note bewertet. Aufgrund der Größe der Brust kann diese auch nur schlecht und sehr begrenzt kaschiert werden. Somit hat die Ästhetik der Brust Einfluss auf das gesamte Erscheinungsbild. Taiych et al. halten auf Grund des großen Leidensdrucks und der Tatsache, dass eine postoperative Schwangerschaft keine nennenswerte Verschlechterung für das Ergebnis bedeutet, die Operation in jungen Jahren für gerechtfertigt [208]. So wurden auch in anderen Arbeiten junge Patientinnen operiert. Die jüngste Patientin war 14 Jahre alt [11, 178, 202, 207] . Die Operationszeit betrug im Durchschnitt 192,75 Minuten. Diese Zeit bezieht sich auf beidseitige Eingriffe. Bei einseitigen Brustverkleinerungen lag die durchschnittliche Dauer bei 153,4 Minuten. Auch wenn die beidseitigen Operationen parallel in 2 Teams erfolgen, benötigen der Symmetrievergleich und das Absprechen innerhalb der Operation Zeit. Des Weiteren wurde bei beidseitigen Verkleinerungen mehr Gewebe reseziert. Da in anderen Arbeiten die Operationszeit nicht getrennt für einseitig und beidseitigen Eingriffe angegeben wird, muss im Vergleich der Durchschnittswert aller Eingriffe betrachtet werden. Dieser liegt bei 173,20 Minuten. Die Operationszeit deckt sich mit den Angaben anderer Chirurgen. So wurden Zeiten wie 265 Minuten und 186 Minuten angegeben [137, 160]. In einer Arbeit wurde die Operationszeit durch Routine von 260 Minuten auf 160 Minuten verkürzt [61]. Da es sich beim Universitätsklinikum 65 Erlangen um ein Lehrkrankenhaus handelt, ist solch eine Verkürzung durch Erfahrung nicht regelhaft zu erwarten. In fünf Fällen stellte die Mammareduktionsplastik nicht den einzigen Eingriff der Operationssitzung dar. Ob bei anderen Publikationen ebenfalls weitere Eingriffe erfolgten und somit die Operationszeit verlängert wurde, ist nicht klar. Bei den meisten Patientinnen wurden zwei Drainagen je Brust eingebracht und am dritten bis vierten postoperativen Tag gezogen. Einige Autoren verwendeten keine oder nur sehr selten Drainagen [91]. Wenn Drainagen eingebracht wurden, wurden sie in aller Regel am ersten postoperativen Tag [91, 156, 205] oder am zweiten postoperativen Tag gezogen [61]. Somit wurden in unserer Studie im Vergleich viele Drainagen eingebracht und für eine ausgesprochen lange Zeit belassen. Angesichts des durchschnittlich geförderten Volumens von 198,9 ml pro Seite scheint dies jedoch gerechtfertigt zu sein. Neben der langen Verweildauer der Drainagen war auch der stationäre Aufenthalt mit durchschnittlich 5,9 Tagen lange. Einige Häuser entließen ihre Patientinnen bereits am ersten postoperativen Tag [16, 91, 137, 189]. Jedoch gibt es auch Kliniken, die ebenfalls eine stationäre Behandlung mit durchschnittlich fünf Tagen durchführen [28, 70, 102] . 92,2% der befragten Patientinnen haben nach der Mammareduktionsplastik eine Sensibilität in der Brust. Über Erhalt der Sensibilität in mehr als 90% wurde auch in anderen Arbeiten berichtet [70, 137, 208]. Die hervorragende Sensibilität ist eines der Kennzeichen eines dermoglandulären Stieles [178]. Ein signifikanter Unterschied der Sensibilität wurde bei einer freien Nippeltransplantation im Vergleich zu einer gestielten Mamille geschildert [3]. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass es im Bezug auf die Sensibilität keinen Unterschied macht, ob ein medialer oder ein inferiorer dermoglandulärer Stiel benutzt wird [150]. Eine andere Arbeit zeigte keine Differenzen bei Verwendung eines lateralen, medialen oder superioren Stiels [90]. Es wurde jedoch beschrieben, dass Techniken mit einer Resektion der Brustbasis bei Bewertung der Sensibilität schlechter evaluiert wurden, als Techniken, die die Basis belassen [188]. Eine Studie konnte auch eine bessere Sensibilität mit einem superior-medialen Stiel als mit einem inferiorem Stiel aufzeigen [150]. Auffällig war, dass alle Patientinnen ohne Sensibilität mit einem Risikofaktor behaftet waren. Eine Patientin war Raucherin, eine hatte ein erhöhtes Thromboserisiko und zwei Patientinnen hatten einen Hypertonus. Der 66 Einfluss dieser Risikofaktoren auf die Sensibilität kann nicht genauer geklärt werden. Ein möglicher Ansatzpunkt ist, dass alle Faktoren Einfluss auf das kardiovaskuläre System haben. Die Regeneration und Reorganisation der Nerven benötigt Zeit. So wurde in unterschiedlichen Arbeiten herausgestellt, dass die Sensibilität 6 Monate nach einer Mammareduktionsplastik besser ist als nach 3 Monaten und dass die Sensibilität nach zwei Jahren besser ist als nach einem Jahr [93, 208]. Dies erklärt auch das gehäufte Auftreten von Parästhesien innerhalb des ersten Jahres nach der Operation. Jede veröffentlichte Technik postuliert gewisse Vorteile des jeweiligen Verfahrens. Die vertikale Technik soll neben der Narbenreduktion eine schöne Brust formen [91, 95, 123-125, 138, 155]. Die Vorteile der „Erlanger Technik“ sind ihre Sicherheit in Bezug auf die Durchblutung des Mamillen-Areola-Komlexes, eine hervorragende Brustform, mit einer schönen Fülle im oberen und unter Pol und die Vielfältigkeit des Einsatzes. Zudem bietet sie sehr gute Therapieoptionen bei der am häufigsten auftretenden Komplikation, der Wundheilungsstörung im kaudalen Bereich. Die Form einer Brust ist so komplex und unterscheidet sich von Patientin zu Patientin so sehr, dass eine einzelne Technik diese Vielfalt kaum abdecken kann. Somit ist es wichtig, mehrere Techniken zu kennen und gezielt anwenden zu können [55, 83]. 67 Literaturverzeichnis [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] ASAPS Cosmetic Surgery National Registry Data Bank ,2006. Aegineta P. Libri Septem, quilus medendi ratio ac uia tam in diaatetico, quam pharmaceutico et chirurgio genere compendio continetur. Basel. 1538. Ahmed OA, Kolhe PS. 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Trotz privater und beruflicher Umstrukturierungen, hat er sich stets Zeit genommen und durch seinen Einsatz und Motivation diese Arbeit vorangebracht. Ein Dank an die offene, freundliche und hilfsbereite Zusammenarbeit aller Kollegen und Kolleginnen und Mitarbeiterinnen der Abteilung für Plastisch- und Handchirurgie. Den erheblichen Beitrag den Eltern, Familie und Freunde zu solch einer Arbeit beitragen, kann man nicht beschreiben. Sie sind die Stütze und Hilfe die einen die ganze Zeit begleiteten. Hierfür bin ich sehr dankbar.
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