Wir werden gejagt von neuen Gesetzen und Verordnungen

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Seidl,
sehr geehrte Damen und Herren,
gleich zu Anfang an herzliches Dankeschön an Frau Braunmüller für
hervorragende Ausarbeitung unseres Haushaltes.
Unsere Kämmerin warnt uns eindringlich, dass dieser Haushalt sehr sehr knapp
kalkuliert wurde, um alle geplanten Projekte verwirklichen zu können.
Dadurch haben wir so gut wie nichts mehr in den Rücklagen.
Darf man so knapp kalkulieren? Ist das nachhaltig?
Dürfen wir riskieren handlungsunfähig zu sein?
Sehen wir uns den Entwurf genauer an und da entdecken wir auch Erfreuliches:
So entwickelt sich die Einkommenssteuerbeteiligung immer besser, sie ist die
größte und auch verlässlichste Einnahme für unseren Haushalt. 2016 wird diese
auf gut 9 Mio. berechnet. Die Gewerbesteuer kommt im Vergleich auf gut 5,3
Mio.
Die Personalausgaben steigen auf 4,2 Mio. Auch wegen neuer Stellen. Hier
dürfen wir nicht sparen. Gute Arbeit für gutes Geld. Die Aufgaben der
Gemeinde wachsen ständig und unsere Mitarbeiter arbeiten an der
Belastungsgrenze. Wir müssen neues Personal einstellen um die Aufgaben zu
bewältigen. Die Entscheidung dass wir auch weitere Ausbildungsplätze schaffen
begrüßen wir ausdrücklich.
Bei unseren Kleinsten werden wir gejagt von neuen Gesetzen und
Verordnungen. Wir regieren nicht mehr, wir reagieren nur noch.
Kinderbetreuungsreinrichtungen entstanden und entstehen immer kurzfristiger
um den Bedarf zu decken.
Trotz sehr guter Einnahmen können wir unsere Pflichtaufgaben nur realisieren,
wenn wir unser Tafelsilber, das heißt Gewerbegrund verkaufen. Aber der ist
endlich. In Gernlinden haben wir nun nahezu alle Flächen bebaut die verfügbar
sind. In Maisach haben wir noch Reserven, aber für wie lange?
Einige unserer großen Steuerzahler fangen demnächst an zu bauen. Sie
investieren viel und auch deutlich in den Standort Maisach. Arbeitsplätze
werden geschaffen.
Mit den Steuereinahmen geht es allerdings, wegen der damit verbundenen
Abschreibemöglichkeiten, erst einmal bergab. Das müssen wir in unseren
Planungen für die kommenden Jahre berücksichtigen.
Wir befinden uns in einem Teufelskreis. Wir weisen Bauland aus um Familien
anzusiedeln damit wir Steuereinnahmen bekommen. Dafür brauchen wir
gleichzeitig immer mehr Kinderbetreuungseinrichtungen. Wir sind unseren
Pflichten hier immer nachgekommen. Maisach hat einen guten Ruf erlangt. Nur
wie lange soll das so weitergehen?
Die sehr genau Planung und Taktung von Baugebieten in allen Gemeindeteilen
ist hier ein unverzichtbares Mittel um diesen Kreislauf zu planen.
Gernlinden und Maisach fangen an zu verstädtern und verlieren ihren ländlichen
Charakter.
Die Gewerbebauten werden immer größer. 25m Höhe für die alte Druckerei
sollte eine Ausnahme sein. Jetzt entwickelt sich diese Höhe als Referenzmaß.
Die Gärten werden immer kleiner, es wird dichter und höher gebaut. Da bleibt
wenig Platz für Grün und Bäume.
Viele Eigentümer von Grundstücken sehen leider nur den maximalen Gewinn
beim Verkauf und nicht die Lebensqualität im Ort und heizen das Problem
immer weiter an.
Wollen wir das?
Der Druck aus München ist enorm und wir wollen unsere Jugend hier in der
Gemeinde halten. Wir befinden sich auf einer schwierigen Gratwanderung.
Dort wo keine Bebauungspläne bestehen können wir diesen Entwicklungen oft
nur tatenlos zusehen.
Hier müssen wir uns immer wieder fragen, ist das nachhaltig? Können wir so
weitermachen?
Mit dem Bau von Kindergärten und –horten und anderer kommunaler Gebäude
schaffen wir uns aber auch immer mehr Kosten für Unterhalt und Sanierung und
es wird immer teurer. Wir haben hier schon große Projekte geschafft, aber wir
schieben immer noch viel vor uns her.
Die Sanierung des Rathauses, für den Bauhof ist seit langem eine Erweiterung
geplant. Hier langt es nur für einen Container für die neuen Kräfte.
Die Gernlindner Radlbrücke am Bahnhof wurde jahrelang falsch behandelt und
wird jetzt sehr viel Geld kosten, ob der Ansatz langt wird sich zeigen.
Bei den altehrwürdigen Linden vor dem Bürgerzentrum haben wir auch immer
weggesehen. Es steht es fünf vor Zwölf wenn wir sie erhalten wollen.
Wir leisten uns den Luxus von sechs Feuerwehren. Das liegt in unserer
historisch gewachsenen Struktur begründet. Wir stehen zu diesen Wehren, im
Notfall ist die schnelle Hilfe vor Ort durch nichts zu ersetzen.
Die dafür benötigte Ausrüstung wird allerdings immer komplizierter und teurer.
Hoffen wir, dass sie auch so robust und langlebig ist wie bisher.
Geben wir Geld aus für Aufgaben die keine Pflicht darstellen, müssen wir uns
schon fast entschuldigen. Das neue Kinderbecken, der Neubau von Sitzungssaal
und Bücherei und die Beteiligung an der neuen Realschulturnhalle damit die
Vereine diese auch nutzen können.
Das alles klingt sehr bedenklich, schon fast bedrohlich. Aber es könnte noch
schwieriger kommen.
Wir dürfen nicht vergessen, dass sich in Deutschland Entwicklungen ergeben
haben, deren finanzielle Auswirkungen für die Gemeinde Maisach nicht
abzusehen sind. Bis auf die Stelle im Einwohnermeldeamt sind bisher noch
kaum Kosten für uns hier entstanden. Die in Land strömenden Flüchtlinge und
die Rechte die Asylanten hier erhalten kann unsere gesamte Planung von
Wohnbaugebieten und die damit verbundenen Betreuungsplätze und Schulen
über den Haufen werden und hier haben wir überhaupt keine Möglichkeit uns
darauf vorzubereiten. Hier können wir nur noch reagieren und hoffen dass das
Geld langt. Die Bundes- und Landesregierung sind hier gefordert um hier die
entsprechenden Fördermittel bereitzustellen. Wenn sich eine Obergrenze für
Flüchtlinge nicht darstellen lässt, muss dies auch für die Höhe der Fördermittel
für die Kommunen gelten.
Die Fraktion der Unabhängigen Bürger Maisach Gernlinden stimmt dem
vorgelegten Haushaltsentwurf zu.