Wem gehört die Republik? Vermögen und Eigentum in Deutschland

Wem gehört die Republik?
Vermögen und Eigentum in Deutschland
1. Nationalreichtum und Vermögen
2. Das Eigentum am Produktivvermögen
3. Vermögensentwicklung und Finanzialisierung
4. Staatsvermögen
5. Wachsende Ungleichheit der Vermögensverteilung
1
Dr. Jürgen Leibiger, Dresden, 22. Oktober 2015
1. Nationalreichtum und Vermögen
Nationalreichtum
Natürlicher Reichtum
Humanvermögen
- Grund und Boden, Ressourcen
- Raum, Luftraum, Atmosphäre
- Flora und Fauna
- menschliche Physis und geistiger
Reichtum, Fähigkeiten und
Fertigkeiten
Produzierte Güter
Forderungsvermögen
- materielles Sachvermögen
(Ausrüstungen, Bauten,
Gebrauchsvermögen usw.)
- immaterielles Vermögen
(Kulturerbe, Erfindungen, Software
usw.)
- Geldvermögen
2
Vermögen Deutschland 2013 (Mrd. €)
Rechenstand 2015
Bruttovermögen 19 Billionen €
Nettovermögen 13 Billionen €
Ausrüstungen 1 185,2
Forderungen gegenüber
Ausland: 6874
Wohnbauten; 4 514,1
Gebrauchsvermögen
priv. HH.: 1005
bebautes Land: 2487
Nichtwohnbauten; 3 042,2
geistiges Eigentum: 450
3
Nettovermögen der Gesamtwirtschaft
Bauland
Anlagegüter
13.000
Gebrauchsvermögen priv. HH
11.000
Nettoforderungen gegenüber
Ausland
9.000
7.000
5.000
3.000
1.000
-1.000
1991
1993
1995
1997
1999
2001
2003
2005
2007
2009
Quelle: Bundesbank, Sektorale und gesamtwirtschaftliche Vermögensbilanz 2014, eigene Berechnung und Darstellung
2011
2013
4
Brutto- und Reinvermögen der Sektoren
1991
2013
Steigerung um
Finanzsektor brutto
Reinvermögen
3.169
135
11.663
603
268 %
346 %
Nichtfinanz. Kapitalgesell. Brutto
Reinvermögen
2.779
1.106
6.576
2.089
137 %
89 %
Private Haushalte + pOoE brutto*)
Reinvermögen
4.783
3.953
11.283
9.703
136 %
145 %
Staat brutto
Reinvermögen
1.378
798
2.554
263
85 %
- 67 %
Volkswirtschaft brutto
6.594
5.685
18.564
12.566
181 %
121 %
volkswirtschaftliches Reinvermögen
*) ohne Gebrauchsvermögen
5
3. Das Eigentum am Produktivvermögen
Bruttoanlagevermögen der Sektoren zu
Wiederbeschaffungspreisen in Mrd. € (ohne priv. HH.)
10000
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften
9000
Finanzielle Kapitalgesellschaften
8000
Staat
7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
1991
1996
2001
2006
2011
6
Rechtsformen der Unternehmen
Rechtsformen von Unternehmen
Anzahl
Natürliche Personen; Einzelunternehmen
2.233.767
10%
Personengesellschaften
403.021
27%
Kapitalgesellschaften
473.556
55%
Genossenschaften
6.500
1%
Gewerbebetriebe von Körperschaften des öff. Rechts
6.286
1%
65.056
6%
Sonstige Rechtsformen
Umsatz-Anteil
Produktion außerhalb von Märkten (einschließlich „Reproduktionsarbeit“)
Private Haushalte
Vereine, Solidargemeinschaften, Stiftungen, u. ä.
40 Mio.
Kirchgemeinden
Bund, Länder, Gemeinden, Sozialversicherungen
7
Eigentumsformen (im Produktionskern)
Eigentumsform
Charakteristik
Erwerbstätige ca. Anteil an BWS
Kapitaleigentum
Lohnabhängige,
23 Mio.
Eigentümer, Anteilseigner,
Gläubiger,
Kapitalfunktionäre
72 %
Handwerker (1 Mio.)
5 Mio.
8%
sonstige kleine
Warenproduzenten
Eigentümer neben
Mitarbeitern selbst
Produzent
6 Mio.
8%
Genossenschaftliche
Formen
Eigentümergemeinschaft, 1 Mio.
Produzentengemeinschaft
1%
Öffentliches Eigentum
(Kernhaushalte + öff.
Unternehmen,
Stiftungen usw.)
öffentliche Eigentümer
und Arbeitnehmer
(Lohnabhängige, Beamte)
11 %
6 Mio.
Staatsquote: 44 %
8
Unternehmenskonzentration (ohne Finanzdienstleistungen)
Anzahl der Unternehmen:
Anteile
1
3
Tätige Personen: Anteile
Umsatz: Anteile
6
12
19
15
39
22
67
15
81
20
Kleinstunternehmen
Kleine Unternehmen
Mittlere Unternehmen
Großunternehmen
Größenklasse
Beschäftigte
Jahresumsatz Euro
Kleinstunternehmen
bis 9
bis 2 Mill.
Kleine Unternehmen
10 bis 49
2,1 bis 10 Mill.
Mittlere Unternehmen
50 bis 249
11,1 bis 50 Mill.
Großunternehmen
über 249
über 50 Mill.
Anzahl der Unternehmen:
3,6 Mio.
Umsatz aller Unternehmen 2013: 6,0 Bio. €
Umsatz DAX 30-Unternehmen:
1,3 Bio. € (=21 %)
Quelle: Stat. Bundesamt, 2014, eigene Darstellung
9
Deutschland AG in Auflösung
Quelle: Max-Planck-Institut
Internationalisierung der Konzernmacht, Herausbildung neuer Komplexe ökonomischer Macht




1318 Firmen (aus 43.000 TNC) mit engen gegenseitigen Verbindungen
20 Prozent des weltweiten Umsatzes
Supergruppe (rot): 147 sehr eng verbunden, denen 40 Prozent des ganzen Netzwerkes gehört
rechts: Top 20
Stefania Vitali, James B. Glattfelder und Stefano Battiston, The Network of Global Corporate Control, ETH Zürich
10
0,0006 % der Bevölkerung besitzen 5 % des Gesamtvermögens
privater Haushalte
50 reichste Deutsche
2012
Steigerung seit 2003
Zahl der Mitarbeiter
1,6 Mio.
+ 61 %
Umsatz in Mrd. Euro
410,6
+ 72%
23,7
+ 120%
Gewinn vor Steuern, Mrd. Euro
11
3. Die Finanzialisierung der Wirtschaft
Brutto- und Reinvermögen der Sektoren
1991
2013
Steigerung um
Finanzsektor brutto
Reinvermögen
3.169
135
11.663
603
268 %
346 %
Nichtfinanz. Kapitalgesell. Brutto
Reinvermögen
2.779
1.106
6.576
2.089
137 %
89 %
Private Haushalte + pOoE brutto*)
Reinvermögen
4.783
3.953
11.283
9.703
136 %
145 %
Staat brutto
Reinvermögen
1.378
798
2.554
263
85 %
- 67 %
Volkswirtschaft brutto
6.594
5.685
18.564
12.566
181 %
121 %
volkswirtschaftliches Reinvermögen
*) ohne Gebrauchsvermögen
Finanzsektor
Anteil Reinvermögen am vw. Reinvermögen
Anteil Bruttovermögen am Gesamtvermögen
1991
2,3 %
48,1 %
2013
4,8 %
62,8 %
Entwicklung der Aktionärsstruktur (%)
"Verlierer"
"Gewinner"
Private
VerHausBanken und Untersicherübrige
halte Staat Sparkassen nehmen ungen Fonds Welt
Aktienbestand in
Mrd. Euro
1991
19,31
5,38
12,55
42,34
4,91
5,57 11,28
654
2011
11,33
2,55
4,47
41,15
9,15 17,28 19,32
1956
Quelle: Deutsches Aktieninstitut, Factbook
13
4. Das Vermögen des Staates
Bauland
Anlagegüter
Geldvermögen
Reinvermögen
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
1991
1996
2001
2006
2011
1991
2013
Steigerung um
Staat brutto
Reinvermögen
1.378
798
2.554
263
85 %
- 67 %
Volkswirtschaft brutto
volkswirtschaftliches Reinvermögen
6.594
5.685
18.564
12.566
181 %
121 %
14
15
Anteil der öffentlichen Nettoinvestitionen am BIP
16
17
18
5. Wachsende Ungleichheit der Vermögensvertreilung
Gini-Koeffizienten (Maß der Ungleichheit)
verfügbare Haushaltseinkommen
Kapitaleinkommen
19
Die Anteile am Vermögenskuchen
(Nettogeldvermögen) in Deutschland
reichste 10%
90% der Bevölkerung
1993
54%
2013
46%
1/3
Nettoprivatvermögen
2/3
10 Bio. €
reichstes 1%
3,4 Bio. €
Reichste 10 %
6,6 Bio. € (66 %)
unterste 50%
1,4 Bio. €
(34 %)
(14 %)
20
21
Armutsrisiko (= Anteile der Bevölkerung mit weniger als 60% des
mittleren Einkommens)
22
Erbschaften 2015 – 2014
insgesamt:
oberste 2 %:
2100 Mrd. €
700 Mrd. € (33 %)
23
Einkommensungleichheit
Vermögensungleichheit
Wirkungen starker Ungleichheit
1. Ungleichheit wird als ungerecht wahrgenommen und führt
zu sozialen Spannungen
2. Machtkonzentration, Gefahren für die Demokratie
3. Leistungsgerechtigkeit wird untergraben (sowohl an der
Spitze wie am unteren Ende)
4. Wachstumseinbußen infolge höheren Sparquote der oberen
Einkommen
5. Risikobereitschaft für gewagte Spekulationen steigt am
oberen Ende
25
Pikettys Forderungen
1. Globale Erfassung von Einkommen und
Vermögen
2. Beseitigung Steuerschlupflöcher und
Steueroasen
3. Progression der Einkommensteuer am oberen
Ende verstärken, höhere Spitzensteuersätze
4. internationale progressive Kapitalertragsteuer
5. Erbschaftssteuersätze erhöhen
26
Danke für Ihre
Aufmerksamkeit!
27