1399 erhielt das Kloster Muri die Pfarrei Sursee mit einem grossen

Nr. 74
10
Freiamt
Der Freiämter
18. September 2015
1399 erhielt das Kloster Muri die Pfarrei Sursee
mit einem grossen Haus, dem heutigen Murihof
Reise in die Murianer Vergangenheit mit dem Museum Kloster Muri
Anlässlich der 4. Murikultur
Tage reiste eine Gruppe
Interessierter nach Sursee
und besuchte den Murihof
und den Kirchenschatz. Dabei
hatte Frau Dr. des. Susanne
Blaser-Meier ihren ersten
Auftritt bei Murikultur, wo sie
neu mitarbeitet.
Jörg Steinmann
Zur Kulturreise nach Sursee begrüsste Museumsleiterin Barbara
Reif die illustre Gruppe interessierter Kulturfreunde und infomierte auf
der Carfahrt nach Sursee eingehend,
wie es zu den Beziehungen zwischen
dem Kloster Muri und der Pfarrei
Sursee kam.
Damals, von 1380 bis 1410, war
der aus einer begüterten Bauernfamilie von Muri-Hasli, Konrad II.
Brunner, Abt des Klosters Muri. Es
war die Zeit als zwei Päpste wirkten,
der eine in Rom und der andere in
Avignon. Die Herzöge von Habsburg,
Albrecht III. und Leopold III., hielten
zum Gegenpapst Clemens VII. In jener Zeit wollte Leopold III. ein einheitliches Fürstentum in Schwaben
gründen. Die einzigen Gegner damals waren die Eidgenossen.
Abt Konrad II. liess am 7. November 1381 alle seine kirchlichen Rechte in der Pfarrkirche Muri, in Aettenschwil, Hermetschwil, Boswil, Bünzen, Wohlen und Eggenwil von Bischof Heinrich III. von Konstanz bestätigen; das Freiamt gehörte damals
zum Bistum Konstanz. Der Vasall
Leopolds, Graf von Kyburg, griff 1385
das mit den Eidgenossen verbündete
Solothurn an und es kam zur Schlacht
bei Sempach vom 6. Juli 1386, wo
Leopold III. umkam, und zur Schlacht
bei Näfels am 9. April 1388. Das Kloster Muri stand mitten in den Schlachtgeschehnissen, wurde verwüstet und
in Brand gesteckt. Abt Konrad II.
klagte schliesslich bei den Friedensverhandlungen um «Schadenersatz».
In der Inkorporationsbulle der
Pfarrei Sursee vom 16. November
1400 ist festgehalten: «Das Kloster
Im Festsaal verewigt: der letzte
Fürstabt Gerold II. Meyer von Muri
Die Murianer Kunstfreunde zeigten grosses Interesse für den prächtigen Festsaal im Murihof
sei durch die Feinde des Herzogs
Leopold verbrannt und so verheert
worden, dass für den Abt kaum eine
entsprechende
Wohnung
übrig
blieb.» Zudem zahlten die Bauern
während vier bis fünf Jahren keinen
Zins mehr.
Kloster Muri erhält die Pfarreien
Villmergen und Sursee
Am 18. Oktober 1396 hat Leopold IV.
die Geschäfte seines gefallenen Vaters übernommen und schenkte Abt
Konrad II. am 3. Februar 1399 die
Pfarrei Villmergen und am 5. Oktober
1399 die Pfarrei Sursee. Damit erhielt
das Kloster die Rechte der Pfarrei,
die Zehnten von Büron bis Rothenburg, das grosse Haus (Murihof), drei
Altäre in der Pfarrkirche sowie einen
schönen Baumgarten ausserhalb der
Stadtmauern. Rund ein Jahr später,
am 19. Oktober 1400, bestätigte der
Bischof von Konstanz die Schenkung
und am 14. November 1400 hiess Gegenpapst XIII. die Inkorporation gut.
1401 zahlte Abt Konrad II. die übliche
Annaten (erste Früchte).
Muri folgte am 21. August 1405
nun dem in Rom regierenden Papst
Innocenz VII. und liess die Inkorporation nochmals durch den rechtmässigen Bischof von Konstanz, Peter de Luna (Marquard Randecke)
bestätigen. Gegen die Schenkung gab
es zwei Einsprachen durch die Gebrüder Albrecht, Rudolf und Heinrich von Homberg-Thierstein, sowie
den Rat und die Bürgschaft von Sursee. Die Gebrüder Homberg-Thierstein erhielten von Muri 62 Gulden
und Sursee durfte die Besetzung der
Leutpriesterei selber bestimmen: Die
drei Pfründe (Schultheiss, Rat und
Bürger) wählten den Leutpriester,
der dann von Muri dem Bischof von
Konstanz präsentiert wurde.
Muri besetzte die Pfründe nicht
mit Konventualen sondern mit Weltgeistlichen.
Probleme beim Aufbau
des Klosters
Mit den Erträgen aus Sursee plante
Abt Konrad II. die Schäden am Kloster zu reparieren. Damit war das Kapitel nicht einverstanden und wollte,
dass die Einnahmen zur freien Verfügung stehen. Am 17. Januar 1402
wurde beschlossen, der Abt soll in
den nächsten sieben Jahren Häuser,
Stuben und andere Gemächer so
wieder herstellen lassen, wie sie vorher waren. Die Priester sollen während diesen sieben Jahren jeweils
zwei Malter Korn und zwei Malter
Hafer erhalten.
Der Wiederaufbau und die Renovation der Gebäude verschleppten
sich. Konrads Nachfolger, Abt Georg
Russinger, versuchte dann die Umsetzung nach den am Konzil zu Konstanz geforderten Ansprüchen des
gemeinsamen Schlaf- und Esssaales.
Der Konvent wehrte sich aber vehement dagegen. Am 31. Mai 1419 verlangten die sechs regierenden Orte
die Durchsetzung der baulichen
Massnahmen.
Der Murihof in Sursee
Das ehemalige «grosse Haus» im Kirchenbezirk von Sursee, der Murihof
Das Gebiet um den Sempachersee,
(ehemals Sursee) wurde als Sursee
erstmals um 1036 erwähnt, wusste
Susanna Blaser-Meier zu berichten.
Die Grafen von Lenzburg als Stadtherren von Sursee besassen seit dem
10. Jahrhundert in und um Sursee
Besitzungen, darunter eine Burg mit
eigenem Gotteshaus. Dies ging dann
an die Kyburger und später an die
Habsburger über. Das Patronatsrecht
der Kirche sowie das «grosse Haus»
fielen 1399 durch Schenkung an das
Kloster Muri, das hier seinen Verwaltungssitz einrichtete. Nach Aufhebung des Klosters 1841 und einigen
Besitzerwechseln ging der Murihof
1972 an die katholische Kirchgemeinde über und wurde in den Jahren 1975 bis 1977 restauriert. Heute
ist im Murihof die Kirchenverwaltung untergebracht.
Das Grundmauerwerk wurde in
der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert
auf der Ostseite mit der Stadtmauer
im Verband errichtet. Neubauten beziehungsweise Veränderungen erfuhr der Murihof nach dem Stadtbrand von 1461 sowie im 16. und 17.
Jahrhundert. Ein Wappenstein des
Abtes Hieronymus Frey (1564 bis
1585), der 1975 im aufgehenden
Mauerwerk aufgedeckt wurde, weist
auf den Kern des heutigen Bau aus
dem 16. Jahrhundert hin. 1707 bis
1710 erfuhr der Murihof eine umgreifende Modernisierung: Treppenanlage und Portal entstanden neu
und die Fussböden wurden um 60 cm
gesenkt. Über dem Hauptportal ist im
gesprengten Giebel das Wappen des
Bauherrn, Abt Placidus Zurlauben
(1684 bis 1723), eingelassen.
Ein prächtiger Festsaal ...
Über eine barocke, zweiläufige Holztreppe gelangt man zum Festsaal im
3. Stock mit den beiden mächtigen,
mit prächtigen Holzschnitzereien
ausgestatteten Türen. Der Festsaal,
zwar von bescheidenem Ausmass, eifert dennoch durch seine prunkvolle
Ausstattung den grossen Barocksälen der Klöster und Schlösser des 18.
Jahrhunderts nach. Pilaster und Ge-
Die prächtige Monstranz von Sursee,
geschaffen von Goldschmied
Hans Peter Staffelbach
Das Wappen über dem Hauptportal
des Bauherrn von 1707 bis 1710: Abt
Placidus Zurlauben Bilder: jst
bälk sind phantasievoll aus klassischen Motiven zusammengesetzt. Die
Wandkompartimente zeigen in den
abgerundeten Ecken stuckierte Musiktrophäen, dazwischen von Stuck
gerahmte Spiegelrahmen.
Über dem Kamin hängt, vom Muriwappen gekrönt, die Bildniskopie
des letzten Fürstabtes, Gerold II.
Meyer (1776 bis 1810).
Forsetzung Seite 11
I N S E R AT
Ich setze Thierry Burkart 2x auf die Liste, denn er ist
Gradlinig – Überzeugend – Bürgerlich.
Yatin
Ya L. Shah, Präsident jungfreisinnige freiamt, Waltenschwil
Thierry Burkart
in den Nationalrat
Liste 3
18. Oktober 2015