26 REGION ZOFINGER TAGBLATT SAMSTAG, 16. MAI 2015 ANALYSE Gedanken zu Alterslimiten vor dem Hintergrund der Forderung, Fischerpatente erst ab 18 Jahren zu erteilen Ab welchem Alter Verantwortung tragen? I m Kanton Aargau können Kinder ab 12 Jahren eine Fischereikarte (Anglerpatent) lösen, wenn sie in einen acht Samstage umfassenden Kurs Sachkunde erworben und anschliessend erfolgreich eine Prüfung abgelegt haben. Dies genügt dem Schweizer Tierschutz (STS) nicht. Er will wie für die Jagd eine landesweit geltende Alterslimite von 18 Jahren. Eines der Argumente: Der Konsum von Zigaretten oder Alkohol sei erst ab 16 Jahren erlaubt, das «Töten empfindungsfähiger Wirbeltiere» dagegen schon viel früher. Mit 16 Jahren trägt ein junger Mensch einiges an Verantwortung. Er muss seine erste berufliche Weichenstellung vornehmen, sich entscheiden, ob man auf eine Matura hinsteuern will oder einen Beruf (und welchen?) anstrebt. Mit 16 darf er laut Bundesverfassung selber über die Religionszugehörigkeit entscheiden. Im Kanton Glarus haben 16-Jährige das aktive Stimm- und Wahlrecht auf Kantons- und Gemeindeebene. Im Strassenverkehr dürfen grosse Traktoren mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 45 km/h genauso gelenkt werden, wie entsprechend gedrosselte «Scooter». Mit einer Alterslimite schert man alle Leute über denselben Kamm. Das muss leider so sein, weil angesichts der Vielzahl von jungen Menschen in einem grösser gefassten Alterssegment individuelle Abklärungen nicht möglich sind. Wie wichtig die aber eigentlich wären, zeigt sehr schön das Problem Alkohol auf. Trotz Mindestalters sind Jugendliche, die ihre Wochenenden im Vollrausch verbringen, auch im sommerlichen Strassenbild unserer Region zu einem schlimmen Anblick geworden, an den man sich nicht gewöhnen möchte. Der «Suff» wird gezielt ge- ✒ Wiggereblöterli ✒ Fahrgäste und Fahrzeuge Die meisten Pendler haben Ohrstöpsel drin, aus denen laute Musik schallt, oder sie drücken ununterbrochen auf ihrem Smartphone herum und sind in einer eigenen, virtuellen Welt. Schade eigentlich, denn so verpasst man am Montagmorgen so manches. Etwa, wenn der Lokführer im Regionalzug von Olten nach Luzern sagt: «Liebe Fahrzeuge, äh Fahrgäste, meine ich natürlich.» sucht, zu Hause oder auf der Strasse «vorbereitet». «Warmtrinken» nenne man das in der Szene. Die Jugendlichen kaufen sich im Laden alkoholische Getränke, die sie entweder im privaten Kreis oder im öffentlichen Raum trinken, bevor sie einen Klub besuchen. Das, weil der Alkohol in diesen Nachtlokalen deutlich teurer ist. Was tun? Die Verfasser einer Studie des Nationalfonds empfehlen, den in den Läden verkauften Alkohol massiv zu verteuern. Heute sei ein Vollrausch bereits für zehn Franken erhältlich. Zudem sollte die Verfügbarkeit von Alkohol via die Öffnungszeiten jener Läden, die Alkohol führen, eingeschränkt werden. Neben einem nächtlichen Verlaufsverbot dürfe es kein Billig-Bier mehr geben und der günstigste Wodka hat mindestens 20 Franken zu kosten. Beat Kirchhofer «Es kann in einem Staat liberaler Prägung nicht sein, dass die Freiheit aller Menschen Schritt für Schritt eingeschränkt wird.» Mit dem Alkohol ist es wie mit jedem anderen Genussmittel: Man kann ihn exzessiv in sich hineinschütten oder massvoll geniessen. Wie viel Bier, Wein oder Schnaps jemand trinkt, ist jeder Bürgerin, jedem Bürger selbst überlassen. In einem liberalen Staat nennt sich das Selbstverantwortung. Die breite Bevölkerung kann weder etwas für die Alkoholexzesse einer Minderheit noch für die Tatsache, dass die eine oder andere Verkaufsstelle nicht konsequent einen Ausweis zu verlangen scheint. Es kann in einem Staat liberaler Prägung nicht sein, dass die Freiheit aller Menschen Schritt für Schritt eingeschränkt wird, nur weil eine (an der Gesamtbevölkerung gemessen) kleine Gruppe keine Vernunft kennt. Ansonsten müssten wir das Raserproblem auf unseren Strassen so lösen, indem man Autos mit mehr als 50 PS verbieten würde. Oder wollen wir das Litteringproblem mit einem Verbot von Einwegverpackungen und Take-away-Verkauf angehen? Zurück zur Fischerei. Es gibt ein Mindestalter und rigorose Sachkundevorgaben. Dass das fundamental denkenden Leuten nicht genügt, ist klar. Sie möchten das archaische Fischen am liebsten generell verboten wissen. Nun aber plötzlich und zusätzlich (sekundiert durch einen medial omnipräsenten Gerichtspsychiater) das Kindeswohl als Argument. Ob Fischen, das Töten von Fischen, Kinder abstumpft? Im bäuerlichen Umfeld aufgewachsen, bezweifle ich das. Es ist (harte) Realität, dass Tiere zuerst getötet werden müssen, bevor man sie verspeist. Wie soll das einem Kind besser vermittelt werden, als in einem geschützten Umfeld eines altersgerecht aufgebauten Kurses? Dieses Wissen und diese Erfahrung führt eher zu einem bewussteren Konsum von Fisch und Fleisch als zu Gewalt an Tieren (oder Aggression gegen andere Menschen). Dass ein Kind an einem Fischereikurs traumatisiert wird? Das kann sein. Nur: wie reif oder wie sensibel ein Jugendlicher ist, müssen dessen Eltern in Eigenverantwortung beurteilen. Sie haben ihr Kind Jahrelang beobachtet und kennen seine Reaktionen. Leider aber fehlt vielen Eltern immer mehr der Bezug zur Realität. Ein Beispiel: Man besucht mit seinen Kindern den Kunden-«Event» des Bio-Bauern und Mutter-Tierhalters. Die «Säuli» und Rinder haben es hier gut (auch wenn Vegetarier das anders sehen dürften). Dies und woher das Fleisch daheim auf dem Teller stammt, wird den Kindern kaum je aufgezeigt. Der Tod ist für Kinder ein Tabu. @ [email protected] Auf der Bühne fühlen sich 2Jones am wohlsten ✒ Tomaten auf langer Reise «Dieses Mineralwasser aus Italien ist besonders gut», sprach der Redaktor seine Arbeitskollegin im Büro auf die grüne Flasche auf ihrem Tisch an. «Das finde ich auch», entgegnete diese, «aber ich kaufe das nur sehr selten, weil es auch in der Schweiz sehr gutes Wasser gibt.» Vorbildlich. Der Satz war noch nicht zu Ende, begab sich besagte junge Frau zum Kühlschrank und wollte dort ihr Mittagessen deponieren. «Und woher kommen deine Tomaten?», fragte sich ein anderer Mitarbeiter – ohne aber in irgendeiner Weise mit dem Resultat zu rechnen. Es traf die normalerweise beim Einkauf sehr achtsame Frau wie ein Blitz: «Aus dem Senegal.» ✒ Ein Engel für Brittnau In der Fernseh-Serie «Drei Engel für Charlie» aus den 1970er- und 1980erJahren erledigen drei junge, hübsche Frauen Detektiv-Aufträge für ihren Chef Charlie. Ihren Chef sehen sie nie, erhalten die Aufträge via Lautsprecher. In Brittnau werden die Geschlechterrollen nun vertauscht: Ein männlicher Engel übernimmt im Auftrag der beiden Co-Präsidentinnen des Gewerbevereins das Präsidium des Briga-OKs. Es ist zu hoffen, dass er seine Aufträge nicht via Lautsprecher erhält. ✒Verkaufsargumente Kürzlich rief der Verkäufer eines Konkurrenzblattes an. «Möchten Sie wieder einmal unsere Zeitung abonnieren?», fragte er. Auf den Hinweis, leider fehle die Zeit, um das Blatt regelmässig zu lesen, antwortete dieser: «Ach wissen Sie, früher waren wir ja sehr umfangreich. Seit unserem Relaunch sind wir nun aber kompakter und schneller zu lesen.» So können Sparmassnahmen natürlich auch verkauft werden. Ob diese Masche aber erfolgreich ist? Wir wissen es nicht ... 2Jones in ihrem Übungsraum mit Produzent und Musiker Frank Niklaus (hinten links) und Lehrer Valentin Wetter (hinten rechts). Reitnau Die Schülerband 2Jones hat sich am Newcomerfestival bandXaargau in die Herzen von Jury und Publikum gespielt. VON ZANETA HOCHULI Den Traum vom Erfolg träumt auch die Schülerband 2Jones. Eine Stufe auf der Treppe nach oben hat sie aber bereits erklommen: Am Newcomerfestival bandXaargau erspielten sich Jasmin Huwiler (Keyboard), Joscha Flück (E-Gitarre), Ornella Rölli (Gesang), Nando Suter (Schlagzeug), Elin Cattaneo (Gitarre) und Simon Rölli (Bass) als beste Schülerband einen Auftritt an «Musig i de Altstadt» in Aarau. «Mit eurem tollen Auftritt, der gut einstudierten Performance sowie der eindrücklichen Stimme eurer Sängerin hattet ihr die Jury und das Publikum voll auf eurer Sei- te», bringt es bandXaargau-Coach Frank Niklaus im Übungsraum in Reitnau auf den Punkt. Niklaus selbst ist seit 20 Jahren als Gitarrist, Songwriter, Tontechniker und Produzent tätig. Mit dem Song «I don’t care» der Band HNO landete er 2001 einen Hit. Als Produzent in den Soma Studios in Zofingen arbeitet er an unzähligen Projekten mit – darunter auch das Erfolgsalbum «Alpentrainer» von Marc A. Trauffer, das an die Spitze der Schweizer Albumcharts schoss. Mit Trauffer steht Niklaus auch als Gitarrist auf der Bühne. Schülerband will überzeugen Die Schülerband 2Jones ist ehrgeizig, will sich verbessern, weiterkommen. Deshalb analysieren die Bandmitglieder ihren Finalauftritt bis ins Detail. Dabei gehen die 11- bis 14-jährigen Jungmusiker mit sich nicht zimperlich um. Die Stärken und Schwächen des 20-minütigen Auftritts werden genau unter die Lupe genommen. Mal scheint das Schlagzeug zu ZH schnell, könnte der Break deutlicher sein, mal hört man das Keyboard nicht und der Gesang klingt zu hoch. Gitarrenlehrer Valentin Wetter, der die Band erstmals für ein Musikschulkonzert zusammenstellte, ist stolz. «Momentan verfügt die Band über ein 20-minütiges Set, mit Stücken wie ‹Seven Nation Army› von The White Stripes oder ‹Call Me Maybe› von Carly Rae Jepsen, die hervorragend mit Ornellas Stimmfarbe harmonisieren», erzählt er. Das nächstgesteckte Ziel, das die Schüler vor Augen haben, ist ein eigener Bandbus. Um die dafür nötigen Mittel aufbringen zu können, müssen weitere Songs einstudiert und Auftritte generiert werden. Ihr erstes Konzert vor heimischem Publikum bestreiten 2Jones – der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Namen der Bandmitglieder zusammen – am Reitnauer Jugendfest (5./6. Juni). Von Nervosität ist aber nichts zu spüren, denn nirgendwo anders fühlen sie sich so wohl wie auf der Bühne.
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