555332 Montag, 21. Dezember 2015 STRAUBINGER RUNDSCHAU 23 STRAUBINGER RUNDSCHAU www.straubinger-tagblatt.de Straubinger Winterzauber Christkindlmarkt: Betrieb von 10 bis 20 Uhr; 19 Uhr Öffnung des 14. Fensters des Adventskalenders (Preis: 200-Euro-Gutschein von Intersport Erdl; Sonderpreis: 200-Euro-Gutschein von Juwelier Christ) Knusperhäusl: Basteln von wunderschönen Christbäumen und Gestalten von Salzteigkreationen mit dem Bündnis für Familie, 15 bis 18 Uhr (Teilnahme kostenlos) ■ Zum Thema Scheinbar schwerelos schweben die Kleiderbügel zwischen den Bäumen entlang des Europarings im Industriegebiet Straubing-Sand. Bis Anfang Januar ist das außergewöhnliche Kunstwerk von Max Messemer zu sehen. Ein nebeliger Tag ist für einen Kunstspaziergang ideal. Kunst mit Erlebnischarakter Im Nebel Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, kein Baum sieht den andern, jeder ist allein. Voll von Freunden war mir die Welt, als noch mein Leben Licht war; nun, da der Nebel fällt, ist keiner mehr sichtbar. Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt, das unentrinnbar und leise von allen ihn trennt. Seltsam, im Nebel zu wandern! Leben ist einsam sein. Kein Mensch kennt den andern, Jeder ist allein. Hermann Hesse Der direkte Draht Bei Fragen zur Zeitungszustellung: Telefon ................... 09421/940-6400 Bei Fragen an den Leserservice: Telefon ................... 09421/940-6700 Zur Stadt-Redaktion: Telefon ................... 09421/940-4300 Telefax ................... 09421/940-4390 [email protected] Max Messemer fasziniert mit seinem Projekt im Industriegebiet – Bis Januar zu sehen Von Josef Unterholzner Am Samstagvormittag wurde im Industriegebiet Straubing-Sand eine außergewöhnliche Kunstaktion eröffnet. Künstler und Kunsterzieher Max Messemer hatte entlang des Europarings im Industriegebiet Straubing-Sand zwischen der doppelreihigen Allee von Ahornbäumen Schnüre gespannt und an diesen rund 6000 meist schwarze Kleiderbügel befestigt. Das Zusammenspiel von Baumallee, scheinbar schwebenden Kleiderbügeln und dichten Nebelschwaden faszinierte die rund 50 Besucher der Ausstellungseröffnung. Bis Anfang Januar ist die Kunstaktion zu sehen und bietet sich gerade an den bevorstehenden Feiertagen für einen gemütlichen Kunstspaziergang an. Vernissagen sind ja manchmal etwas eigen. Wie Künstler eben auch. Der kleinste gemeinsame Nenner war bisher die abendliche Stunde, zu der die Freunde der Bildenden Kunst sich versammelten, um die jüngsten Arbeiten eines Künstlers War selbst sichtlich beeindruckt von seiner Installation: Max Messemer. zu bewundern, über seine außergewöhnlichen Ideen und deren Umsetzungen zu philosophieren und den Tag ruhig ausklingen zu lassen. Ganz anders Max Messemer. Er lud am vierten Adventsamstag, an dem die Vorbereitungsphase auf Weihnachten gewöhnlich einen ersten siedenden Höhepunkt erreicht, um 8 Uhr morgens (das morgens stand extra auf der Einladungskarte drauf, weil jeder normale Kunstinteressierte sonst von einem Tippfehler ausgegangen und zur gewohnten Zeit um 20 Uhr abends gekommen wäre) vor das Innovationsund Gründerzentrum des Industriegebiets Straubing-Sand. | 2,7 Kilometer Kunst Die Schnitzer sagen Danke Die Krippenausstellung im Karmelitenkloster ging gestern zu Ende. Mit einem herzlichen Dankeschön für die überwältigende Unterstützung durch die Straubinger Bevölkerung verabschieden sich Schnitzer Emil Isaac (rechts) und Fremdenführer Hassan Al Ahmad für heuer aus Niederbayern. Bereits am heutigen Montag treten sie die Heimreise an. „Es ist sehr bewegend für uns, wie viele Menschen an unserem Schicksal Anteil nehmen“, gesteht Hassan Al Ahmad. Die ungewisse Zukunft des Karmelitenklosters macht natürlich auch den Schnitzern Sorgen. Der starke Rückhalt in der Bevölkerung lässt sie aber zuversichtlich in die Zukunft blicken. An der Klosterpforte sind zu den üblichen Öffnungszeiten täglich von 9.15 bis 11.30 Uhr auch weiterhin die beliebten Olivenholzherzen und Scherbenengel und andere kleine Geschenke aus dem Heiligen Land erhältlich. -fun- Bei dichtem Nebel traf sich dann auch eine überraschend große Schar Kunstbegeisterter, um Max Messemers Installation bei einer 2,7 Kilometer langen Wanderung rund um den Europaring am eigenen Leib zu erfahren. Doch das Aufstehen und Wandern und Frieren im Nebel hat sich gelohnt: Die schwebenden Kleiderbügel in der scheinbar in der Unendlichkeit verschwindenden Baumallee boten eine ganze Fülle sehr beeindruckender Bilder. Fasziniert packten die Gäste ihre Handys aus und alles, was sonst noch fotografieren kann, um ihre Eindrücke festzuhalten. Zehn Tage lang habe er an der Installation gearbeitet, erzählte Max Messemer beim Rundgang. Bei der BayWa im Industriegebiet habe er kiloweise Sisalschnüre gekauft, die normalerweise in der Landwirtschaft zum Bündeln von Heu oder Stroh verwendet werden. Rund 6,5 Kilometer Schnur spannte Messemer zwischen den Baumreihen. An diese Schnüre hängte er dann rund 6000 überwiegend schwarze, gelegentlich auch weiße Kleiderbügel. Dreieinhalb Monate lang hatte Messemer jeden Kleiderbügel gesammelt, den er bekommen konnte. Vor allem die Mitarbeiter des ZAW-SR erwiesen sich dabei als eifrige Helfer. Und weil der kleinste Windstoß die Bügel von der Leine wehen würde, wie Messemer bei den ersten Versuchen festgestellt hatte, musste jeder Bügel einzeln mit einem kleinen Stück Draht am Sisalband befestigt werden. Eine Heidenarbeit, die in erster Linie die Fingerspitzen arg in Mitleidenschaft zog. Doch die Mühe hat sich gelohnt, wie Messemer sichtlich zufrieden nach dem Rundgang feststellte. Er versuche als Lehrbeauftragter am Straubinger Wissenschaftszentrum mit den Studenten das Thema Nachwachsende Rohstoffe künstlerisch zu bearbeiten und habe bei seinem Kleiderbügel-Projekt festgestellt, dass das Industriegebiet Straubing-Sand nicht nur voller funktionaler Betriebsgebäude und Werkhallen, sondern diese regelrecht in ein großes Biotop eingebettet seien. | Biotop Industriegebiet Bäche, Tümpel und Teiche würden eine große Vielfalt an Leben ermöglichen, die man in einem Indus- triegebiet nie vermuten würde, sagte Messemer. Deshalb hoffe er, dass seine Installation über die Feiertage viele Spaziergänger nach Straubing-Sand locke, die sich nicht nur über seine Kunst freuen, sondern vielleicht nebenbei feststellen, was sich hier alles getan hat und darüber nachdenken, was sich in Sachen Nachwachsende Rohstoffe in Straubing und Umgebung in Zukunft tun wird. Das hörte Stefan Niedermeier, stellvertretender Geschäftsleiter der Zweckverbands Industriegebiet Straubing-Sand, natürlich gern. Seit über zehn Jahren gehören regelmäßige Kunstausstellungen im Gründerzentrum zum Alltag des ZVI. Das Risiko einer Vernissage zur frühen Morgenstunde kurz vor Weihnachten habe sich jedoch gelohnt. Weil Messemer die Kleiderbügel als Platzhalter für Menschen interpretierte, hoffte Niedermeier, dass sich die Zahl der derzeit 2650 im Industriegebiet Straubing-Sand beschäftigten Mitarbeiter auf rund 6000 erhöhen werde. Mit dem Gedicht „Im Nebel“ von Hermann Hesse, dessen erste Zeile („Seltsam im Nebel zu wandern“) Max Messemer als Titel für seine Installation gewählt hatte, gab Niedermeier den Kunstfreunden reichlich Stoff zum Grübeln mit. | Grübeln dank Bügeln „Sehr geehrte Frühaufsteher“, begrüßte Aiterhofens Bürgermeister und stellvertretender ZVI-Vorsitzender Manfred Krä die Vernissagengäste und gestand, dass ihn die schwebenden Kleiderbügel schon bei der Anfahrt vom Auto aus beeindruckt haben. „Ich hab mir das nicht so vorstellen können, aber die Bügel bringen einen wirklich zum Nachdenken.“ CSU-Stadtrat Peter Ries war vermutlich der einzige, der an diesem Samstag länger als sonst üblich geschlafen hatte: „Normalerweise treffe ich mich samstags um 7 Uhr mit meiner Laufgruppe zum Joggen.“ Bei heißem Kaffee und Tee und angeregten Gesprächen klang die ungewöhnliche Vernissage im wohlig warmem Gründerzentrum aus. Die Installation ist bis mindestens 2. Januar entlang des Europarings im Industriegebiet StraubingSand zu sehen. Weil Max Messemer die Bügel mit Schneehäubchen und voller Raureif sehen will, ist eine Verlängerung wahrscheinlich.
© Copyright 2025 ExpyDoc