Kommunikation mit dem Bestand Erweiterung eines Bürogebäudes in Aachen Bauaufgabe war die Erweiterung des Altbaus des Architekturbüros Plischke-Lühring Architekten, situiert nahe des Aachener Hauptbahnhofes am Alten Viadukt mit seinen gigantischen Ziegelbögen. Die Dimension des Neubaus und die Wahl des Fassadenmaterials Klinker, insbesondere die Farbe des gebrannten Tons, resultieren aus der Einbindung in den städtebaulichen Kontext und dienen der Identitätsstiftung des industriell geprägten Ortes „Am Viadukt“. Drei kommunizierende ZiegelBauwerke (Viadukt, Altbau und Neubau) stehen sich jetzt in einer Trilogie gegenüber – jedes mit seiner eigenen Historie und Formensprache, sowohl in der Architektur als auch in Ziegelformat- und Verband. Ziegel verbindet Der Altbau, ein ehemaliges Fabrikgebäude und jetzt denkmalgeschütztes Architektur-Bürohaus wurde 2003 vollständig saniert. Die rauhen, rot-bunt gebrannten Ziegel der Wände zeigen sowohl außen als auch innen stets die tatsächliche Massivität der alten Fabrik. Tiefe Fensterlaibungen und die Gliederung der Fassaden, u.a. durch gemauerte Stürze, Pfeiler, Lisenen und dekorative Gesimse rhythmisieren die Altbaufassade; sie lebt von ihrer ausgeprägten Plastizität, - dem ständigen Wechsel von Licht und Schatten. Dem gegenüber steht das Konzept für Konstruktion und Erscheinungsbild der Fassade des Neubaus: minimalistisch, flächig-massiv. Das Oberflächenmaterial Ziegel und die Farbe sind im Kern zwar gleich, die Verarbeitung und der gestalterische Einsatz jedoch völlig verschieden. Hier nämlich fungiert der Ziegel bzw. Klinker mit seiner Fuge als Hülle, die nach dem heutigen Stand der Technik als hinterlüftete, vorgesetzte Fassade errichtet ist. Flächenbündig in Stein und Fuge legt sie sich wie eine rauhe, rote Haut um den minimalisti- -2- schen Kubus. Der „wilde Verband“ und das feine, elegant gestreckte Riegelformat unterstützen die Idee der Oberfläche als Hülle. Scheinbare Massivität Die Architektur dieses voluminös scharfkantigen Körpers aus Ziegel suggeriert insgesamt Massivität, aber eben nur “suggeriert“. Das Paradoxon der scheinbaren Schwere demonstrieren große Einschnitte in den Kubus, gelöst z.T. mit Hilfe von unterschiedlichen Ziegel-Fertigteilen. So trägt z.B. die frei schwebende Ecke im Eingangsbereich drei Geschosse. Klassisch gemauert eine statische Unmöglichkeit. Scheinbar eingestülpt drückt sich die Ziegelhülle in den Körper; abgehängte Fertigteil-Ziegeldecken ermöglichen dies. Ähnlich verhält es sich mit dem Panoramafenster in der Eingangsfassade. Eine 2,50 x 5,70 m große Glasscheibe liegt außen bündig in der Ziegelfläche und spiegelt das gegenüber liegende Viadukt mit seinen Ziegelbögen gleichsam einem Gemälde in den Straßenraum, und schließt hiermit den Kreis des Verbundes zwischen den Ziegelbauten. Der schlanke Ziegel in Kombination mit dem Verband schafft an der fast quadratischen Frontfassade zum Viadukt hin eine zurückhaltende, feine kleinteilige Fläche, ein willkommener Ruhepunkt als Kontrast zur formenfrohen, aufgeregten Umgebung. Anders verhält es sich bei der Seitenfassade mit ihrem Spiel aus hochformatigen, scheinbar herauskippenden Fensterlaibungen im Gegensatz zu der durch das Riegelformat betonten Horizontalität der Fassade. Der Standort des Haupteingangs lässt die Dynamik dieses schmalen langen Klinkerformats besonders deutlich werden. Die völlig neue Interpretation eines Ziegelmauerwerks, das sich von traditionellen bauhandwerklichen und bautechnischen Regeln emanzipiert hat, schafft ein Spannungsfeld, das dennoch nicht trennt, sondern Alt- und Neubau über die gemeinsame Sprache von Form und Materialität kommunizieren läßt. 3.234 Zeichen -3- Erweiterung eines Bürogebäudes in Aachen Eingangssituation des Neubaus. Sie verbindet die ganz unterschiedlichen Charaktere der Ansichten: die ruhige, feingegliederte kleinteilige Fläche der Eingangsfassade und dagegen die durch markante Fensterlaibungen aufgelöste Seitenansicht. Architekten: Plischke-Lühring, Aachen Foto: GIMA-Ziegel (Matthias Lüffe, Aachen) -4- Erweiterung eines Bürogebäudes in Aachen Das dynamische, langgestreckte Klinkerformat begleitet den Besucher auch noch behutsam in das Innere des Hauses. Die ebenfalls in Ziegel ausgebildete horizontale Decke über dem Eingang wurde dabei aus Fertigteilen erstellt. Architekten: Plischke-Lühring, Aachen Foto: GIMA-Ziegel (Matthias Lüffe, Aachen) -5- Erweiterung eines Bürogebäudes in Aachen Das Spiel der hochformatigen, scheinbar herauskippenden Fensterlaibungen steht in einem Spannungsfeld mit der durch das gestreckte Riegelformat betonten Horizontalität der Fassade. Architekten: Plischke-Lühring, Aachen Foto: GIMA-Ziegel (Matthias Lüffe, Aachen) -6- Erweiterung eines Bürogebäudes in Aachen Drei kommunizierende Ziegelbauten - das Viadukt, der Altbau und das neue Haus – begegnen sich in einer »Trilogie«, jedes mit seiner eigenen Historie und Formensprache. Architekten: Plischke-Lühring, Aachen Foto: GIMA-Ziegel (Matthias Lüffe, Aachen) -7- Erweiterung eines Bürogebäudes in Aachen Aus einem bodentief, über zwei Geschosse verglasten Gartenfoyer sieht man in einen begrünten Innenhof an der Rückseite des neuen Hauses. Die Klinkerfassade wurde hier z.T. ins Innere des Foyers hineingezogen. Architekten: Plischke-Lühring, Aachen Foto: GIMA-Ziegel (Matthias Lüffe, Aachen) -8- -9- - 10 -
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