M ICHELSAMT Freitag, 16. Oktober 2015, Wynentaler Blatt Nr. 79 28 Die Marke «Michelsamt»: Christina Bachmann, Franz Scheuber und Pius Etsermann präsentieren den «Landessänder Chäs». Urs Lang ist einer der beteiligten Landwirte und der Neudorfer Käser Werner Roth schneidet einen «Blosenberg» zum Degustieren. (Bilder: mars.) Michelsamt: Landwirte, Gewerbe, Handelsbetriebe sowie Bund und Kanton Luzern investieren kräftig «Michelsamt» – als neue Marke lanciert Ab November wird man in den Regalen der Spezialitätenabteilungen von achtzig Coop-Filialen der Marke «Michelsamt» begegnen. Das ist der Start und gleichzeitig das momentane Tüpfelchen auf dem «i» der Bemühungen, das Michelsamt auch in Zukunft als Landwirtschaftsregion mit eigenen, unverkennbaren Produkten zu etablieren. Hinter der Marke steht die «Wertschöpfungsgemeinschaft Michelsamt», in der sich Michelsämter Landwirte und Geschäfte zusammengeschlossen haben. Sie investieren gemeinsam mit Bund und Kanton Luzern in den nächsten sechs Jahren 9 Millionen Franken in die Marke und damit in die Zukunft des Michelsamts. mars. Der Markt von authentischen, regionalen Produkten ist bekanntlich in den letzten Jahren gewachsen. Viele Kunden möchten nicht nur irgend einen Käse essen, sondern am liebsten von einem Käser, den sie kennen, der seine Milch von einem Bauern bezieht, den sie ebenfalls kennen. Sie möchten vom Metzger wissen, woher die Bratwurst stammt, die sie gerade kaufen. Vor diesem Hintergrund hält Christina Bachmann-Roth fest: «Wir sehen in diesem breit verankerten Bedürfnis nach authentischen und regionalen Produkten mit einem zusätzlichen Mehrwert unsere Chance». So wurde die Marke «Michelsamt» mit ihren Produkten geschaffen. Und Bachmann wurde von der «Wertschöpfungsgemeinschaft Michelsamt» (WGM), die als Verein organisiert ist, mit deren Vermarktung bauftragt. Michelämter Kühe fressen Michelsämter Futter Genau die oben erwähnte Authenzität bietet nun die Marke «Michelsamt» und geht sogar noch einen Schritt weiter. Michelsämter Bauern, die sich unter dem Label zusammengeschlossen haben, füttern ihren Tieren ausschliesslich Futter aus dem Michelsamt (Umkreis von 10 Kilometern) – dass sie dabei kein Silo-Futter verwenden, versteht sich von selbst. Für die Verarbeitung von Kraftfutter arbeiten sie mit regionalen Mühlen zusammen. Tiergerecht und naturnah Zudem haben sich die Landwirte verpflichtet, Kühe, Rinder, Schafe und Ziegen während der Vegetationszeit regelmässig auf die Weide zu lassen, im Sommer 26 Tage pro Monat und im Winter 13 Tage pro Monat. Die Bauern müssen ausserdem in einem Vernetzungsprojekt zur Biodiversität engagiert sein. Wo mittels Hecken, Astoder Steinhaufen naturnahe Lebensräume geschaffen und miteinander verknüpft werden und so Raum für wildlebende Tiere und Pflanzen entsteht. Landwirt Urs Lang, einer der beteiligten Landwirte, ist überzeugt von diesem Ansatz. Er habe auf unserem Betrieb auch die ganz leistungsorientierte Variante gestestet und sei zur on. Denkbar sind auch Produkte wie Honig aus dem Michelsamt oder Apfelschaumwein. «Einkaufserlebnis» Hinter dem Begriff «Einkaufserlebnis» versteckt sich die Idee eines Gemeinschaftsladens der lokalen Detailhändler Fläcke-Chäsi, Conditorei Fischer, Metzgerei Galliker und Blumen Steiger. An einem einzigen Verkaufsstandort sollen vielfältige Produkte aus dem Michelsämter Gewerbe und der Landwirtschaft angeboten werden. Geplant ist das Einkaufserlebnis nahe des historischen Herzens von Beromünster. Wer seinen Einkauf lieber online macht, kann das jetzt schon tun. Unter michelsamt.ch gibts einen Webshop, wo man die Michelsämter Käse und bereits einige weitere Spezailitäten bestellen kann. Wieso nicht «bio» Vorstand der «Wertschöpfungsgemeinschaft Michelsamt» präsentiert das sympathische Marken-Logo: hinten v.l.: HansPeter Arnold (Gemeinderat Beromünster), Pius Estermann (Landwirt, Präsident WGM), Dominik Estermann (Landwirt, Vizepräsident), Hanspeter Bucher (Landwirt, Käsereigenossenschaft Winon).Vorne vl.: Franz Scheuber (Fläcke-Chäsi), Christian Galliker (Geschäftsführer WGM), Christina Bachmann (Gaudis AG, Vermarktung). (Bild: zVg.) Überzeugung gelangt, dass die von der Marke «Michelsamt» angestrebte Form jene sei, die am besten zur Gegend – bekanntlich ein Hochplateau – passe. Sie sei erst noch tiergerecht und eigentlich gebe es betriebswirtschaftlich ohnehin nichts Günstigeres, als wenn sich die Kuh ihr Futter selber auf der Weide hole. In der Folge könne man auf dem Betrieb vieles vereinfachen, was auch kostengünstiger sei. Laut Pius Estermann, Präsident der WGM, geht eine solche Umstellung nicht von heute auf morgen. Nicht jede Kuh eignet sich für diese Art Haltung. Einzelne Landwirte hatten diese Umstellung schon hinter sich oder befassten sich bald damit, als die Idee der eigenen Marke vor einigen Jahren formuliert wurde. Nur deshalb kann man jetzt, nur wenige Monate, nachdem auch der Bund seine finanzielle Unterstützung zugesagt hat, bereits mit Produkten auf den Markt. Verschiedene Käsesorten mit Charakter So sind in der Fläcke-Chäsi die Käsesorten «Landessänder» und «Herlisberger» und in der Käserei Neudorf «Naturgold», «Blosenberg» oder «Wiesengrana» erhältlich, die sich durch ganz unterschiedliche aber typische Charaktere auszeichnen und bereits nach den Vorgaben der Marke «Michelsamt» hergestellt wurden. Zudem wollen die Unternehmer in einen neuen Käsekeller investieren. Die ebenfalls in der Region ansässige Firma Intercheese AG ist mit im Boot und unterstützt etwa bei Portionierung und Verpackung. Von der Kuh über den Bauern, vom Käser bis zum Händler bleibt so die Wertschöpfung im Michelsamt erhalten. Genau das ist den Initianten der Marke wichtig. «Wir sind nicht blauäu- gig», sagte Pius Estermann, «es wird dauern, bis die Marke sich etablieren kann.Aber gleichzeitig sei man sich bewusst gewesen, dass man etwas dafür tun müsse, dass im Michelsamt, der einstigen Kornkammer des Kantons Luzerns,Arbeitsplätze und Wertschöpfung auch in Zukunft erhalten werden könnten. Entwicklungsschritte Nebst den Käsespezialitäten als Kernprodukte wird das Sortiment wei- ter ausgebaut. Im ersten Quartal 2016 kommen auch Backwaren in den Handel. Darunter spezielle Brotsorten, Guetzli und ein Dinkel-Apéro-Gebäck. Auch in regionale Fleisch-Spezialitäten will man investieren, beispielsweise durch den Bau eines neuen Trocknungsraumes. So könnten in Zukunft Michelsämter Trockenfleisch, Glutamat freie Schweinsbratwürste sowie Lamm- und Truthahn-Spezialitäten entstehen. Alles ebenfalls aus ökologischer und tiergerechter Produkti- Bleibt am Schluss eine Frage, weshalb man bei der Flucht nach vorne kein Bio-Label in Betracht zog. «Christina Bachmann kann das mit einem Satz klären: «Weil es kein Bio-Kraftfutter gibt, welches in der Schweiz produziert wird.» Die Marke «Michelsamt» ist entsprechend nicht «bio», dafür lupenrein regional, was dem Konsumenten vermutlich sogar wichtiger ist. Das Ganze wurde im vergangenen April als Projekt Regional Entwicklung (PRE) des Bundes anerkannt und geniesst in den kommenden sechs Jahren einen Unterstützungsbeitrag von jeweils einer halben Million Franken. Dazu kommen die Investitionen der beteiligten Gewerbetreibenden und Landwirte von jeweils insgesamt einer Million Franken jährlich. Nach sechs Jahren soll die Marke ohne Kantonsund Bundesgelder bestehen können. Der erste Schub erfolgt nun mit Coop, der die Marke «Michelsamt» ab November in achtzig Verkaufstellen führen wird. Beromünster Münsterer Tagung und Plakatausstellung Tagung befasst sich mit dem Krieg Am Samstag, 24. Oktober führt das Haus zum Dolder zum 17. Mal die Münsterer Tagung durch, dieses Jahr zum Thema Erster Weltkrieg. Die Tagung wird begleitet von einer Ausstellung im Freien. (Eing.) Für die Zeit des Ersten Weltkrieges besitzt Beromünster eine überaus wertvolle und spannende Quelle: Die Chronik des Landarztes Dr. Edmund Müller-Dolder. Sie wird an der Münsterer Tagung von Helene Büchler-Mattmann vorgestellt. Die zwei weiteren Referate von Prof. Dr. Georg Kreis, Basel, und Prof. Dr. Jörn Leonhard von der Universität Freiburg i/Br. befassen sich mit dem Grossen Krieg und seinen Auswirkungen bis in die Gegenwart. Plakatausstellung im Freien Zusammen mit der Tagung wird eine Ausstellung des Dolderhauses eröffnet. Stille Zeitzeugen aus dem Ersten Weltkrieg. (Bild: zVg.) Sie findet nicht wie gewohnt im Dolderkeller, sondern auf der Strasse statt. Unter dem Titel «Beromünster zur Zeit des Ersten Weltkrieges» zeigen wir auf grossen Plakaten Bilder und Texte aus der Chronik von Edmund Müller-Dolder zu Themen wie Lebensmittelversorgung im Krieg, die Militärschneiderei im Ochsen, Vorschriften für die Fas- nacht, Spanische Grippe etc. Die acht Plakatständer stehen im Flecken und in der näheren Umgebung: Haus zum Dolder, Bäckerei Fischer, Pfarrkirche, Ochsen, Hirschen, Apotheke, Staldenrain, Bahnhofplatz. Zunächst werden die Plakate anlässlich der Münsterer Tagung in der Kantonsschule aufgestellt. Ab Montag, 26. Oktober, werden sie dann bis am 14. November an den entsprechenden Schauplätzen in Beromünster zu sehen sein. Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Beromünster haben im Unterricht Entwürfe für die Plakate gestaltet. Für das endgültige Layout und die Aufbereitung für den Druck war Michael Büchler zuständig. Ausstellung und Tagung schliessen die Aktivitäten zum Thema Erster Weltkrieg ab. Münsterer Tagung: Samstag, 24. Oktober, 15.30 Uhr bis 18.30 Uhr. Anmeldung unter tagung@hauszumdolder. ch. Plakatausstellung im Flecken und Umgebung: Montag, 26. Oktober bis Samstag, 14. November.
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